Handwerks-Echo Nr. 157 - Kreishandwerkerschaft Rems-Murr
Handwerks-Echo Nr. 157 - Kreishandwerkerschaft Rems-Murr
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HANDWERKS-ECHO<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />
sationen - Innungen, <strong>Kreishandwerkerschaft</strong>,<br />
Fachverbände und <strong>Handwerks</strong>kammer - zu<br />
nutzen und sich immer selbstbewusst den<br />
anstehenden Aufgaben zu stellen. KHM<br />
Hofmaier ging auch auf die Bedeutung, den<br />
Stellenwert und den Ruf unseres <strong>Handwerks</strong><br />
in Gesellschaft und Öffentlichkeit ein und<br />
gab den jungen Fachkräften mit auf den<br />
Weg, dass Sie selbstbewusst und stolz auf<br />
ihr Handwerk verweisen können.<br />
Nachdem er auch die Forderungen des<br />
<strong>Handwerks</strong> an den neugewählten Bundestag<br />
sowie die noch zu bildende Bundesregierung<br />
formuliert hatte, führte KHM Herbert Hofmaier<br />
weiter aus:<br />
„Aktuell stehen die Zeichen der Konjunktur<br />
und wirtschaftlichen Lage für unser gesamtes<br />
Handwerk recht gut und wir hoffen, dass sich<br />
dies auch im kommenden Jahr fortsetzen<br />
wird. Zum Engpassfaktor und zur Wachstumsbremse<br />
hat sich für unsere Unternehmen<br />
zunehmend der Fachkräftemangel, der schon<br />
bei der Nachwuchsgewinnung beginnt, entwickelt.<br />
Allein in den <strong>Handwerks</strong>betrieben<br />
unseres <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreises konnten für das<br />
laufende Ausbildungsjahr 2013/14 rund 100<br />
Ausbildungsstellen nicht besetzt werden!<br />
Auch die Zahl der heute loszusprechenden<br />
jungen Fachhandwerkerinnen und Fachhandwerker<br />
ist die geringste seit weit über drei<br />
Jahrzehnten.<br />
Bei allem Tun und Wollen ist aber auch eines<br />
sicher, das ist der ständige Wandel, der uns<br />
täglich begleitet und nichts ist beständiger als<br />
die dauernde Veränderung. Alle Lebensbereiche<br />
sind dabei betroffen.<br />
Die Zukunft der Wirtschaft wird nicht<br />
entschieden zwischen Großen und Kleinen<br />
sondern zwischen Wachen und Schlafenden.<br />
Dies gilt nicht nur allein für die Wirtschaft,<br />
sondern auch für die neu gewählte Bundesregierung.<br />
Helfen Sie mit, dass das Handwerk<br />
auch in Zukunft hellwach ist und diese Zukunft<br />
gemeinsam meistert.<br />
Unseren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
im Handwerk wünsche ich eine<br />
hoffnungsvolle und erfolgreiche Zukunft.“<br />
Die Dankesworte der losgesprochenen Gesellinnen<br />
und Gesellen sprach Frau Simone<br />
Teichmann, Schreinergesellin aus Fellbach<br />
Ihre sehr erfrischende und authentische Rede<br />
wollen wir Ihnen nachstehend im Wortlaut<br />
wiedergeben:<br />
„Sehr geehrter Herr Kreishandwerksmeister<br />
Hofmaier,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
sehr verehrte Lehrer,<br />
liebe Eltern, Großeltern, restliche Familienmitglieder,<br />
Freunde und auch all diejenigen, die nur<br />
hier sind, weil es nach all dem Gequatsche<br />
kostenlos Essen und Trinken gibt,<br />
mein Name ist Simone Teichmann und ich<br />
fühle mich ebenso geehrt wie unqualifiziert,<br />
diese Rede zu halten!<br />
Warum ich trotzdem hier stehe? Gute Frage!<br />
An dieser Stelle ein Zitat des bekannten Pickupartist<br />
Barney Stinson: „Only two things<br />
can cause this kind of promotion: Boobs!“<br />
Diese Rede wird sehr holzlastig, da ich<br />
stellvertretend für alle Schreiner hier vorne<br />
stehe… Alle anderen setzen in Gedanken<br />
bitte einfach ihr Gewerbe ein.<br />
Weiter im Text: Wir waren gemeinsam drei<br />
Jahre lang auf dem Holzweg. Wie schnell<br />
sind diese drei Jahre vergangen?! Ich erinnere<br />
mich noch so genau an den ersten Schultag!<br />
Was daran liegen könnte, dass ich zu spät<br />
kam, die komplette Einführung verpasste und<br />
im Sekretariat den Rat bekam, einfach am<br />
nächsten Tag wieder zu kommen…<br />
Zum großen Teil waren diese drei Jahre der<br />
Hammer, in denen wir viele neue Leute kennen<br />
lernten, uns neue Fähigkeiten aneignen<br />
durften und mit so manchem Brett vorm Kopf<br />
zu kämpfen hatten:<br />
In der Berufsschule lernten wir sägen,<br />
Tunwörter von Sachwörtern zu unterscheiden,<br />
sägen, das kleine Einmaleins, sägen,<br />
den Hobel schwingen, sägen und schleifen<br />
schleifen schleifen!<br />
Wir hatten mit Schwund zu kämpfen, führten<br />
Religionskriege und schlossen Friedensverträge,<br />
wir konzipierten,<br />
konkretisierten,<br />
konfigurierten,<br />
kombinierten,<br />
konsultierten,<br />
kommentierten,<br />
kollaborierten,<br />
kommunizierten,<br />
konstruierten die Pläne für unsere Gesellenstücke.<br />
Die in der Schule erlernte Theorie und Praxis<br />
durften wir sogleich in unseren Betrieben<br />
anwenden und fachspezifisch weiterentwikkeln.<br />
In den drei Jahren hatten wir nicht nur<br />
mit Holz, sondern auch mit Chefs, Kollegen,<br />
Kunden und vernagelten Holzköpfen zu tun.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich<br />
bei unseren Lehrern, Chefs und Kollegen<br />
bedanken! Für ihre Geduld, Unterstützung,<br />
Motivation und die Zeit, die sie sich genommen<br />
haben, um ihr Wissen mit uns zu teilen!<br />
2013 ist ein großartiges Jahr, um seine Ausbildung<br />
zu beenden!<br />
Zugegeben, der Beruf ist schlecht bezahlt und<br />
gesundheitlich fragwürdig.<br />
Zugegeben, aufgrund des demographischen<br />
Wandels werden wir alle bald nur noch Altenheime<br />
einrichten.<br />
Zugegeben, wir werden arbeiten müssen, bis<br />
wir 90 sind um unsere 120-jährigen Eltern zu<br />
Anja Bäuchle stv. KHM Herbert Titze Landrat Johannes Fuchs<br />
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<strong>Handwerks</strong>-<strong>Echo</strong> 12/2013