Gemeindebrief 13.06-13.09 - klein.pub - Kirche Grimmen ...
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Expeditionen in die Marienkirche: Welche Orgeln hatte unse<br />
Wenn heute in der Marienkirche die Orgel erklingt, vermuten die wenigsten,<br />
dass Orgelmusik in unserer <strong>Kirche</strong> nicht immer selbstverständlich war.<br />
Als das heutige Langhaus, also der Hauptkirchenraum, im 13. Jh. erbaut<br />
wurde – der Chorraum in seiner heutigen Gestalt kam erst Anfang des 15.<br />
Jhs. hinzu - gab es zunächst sicher noch keine Orgel. Vor der Reformation<br />
fanden die liturgischen Handlungen, von Gesängen begleitet, im Altarraum<br />
statt. Die Gemeinde war viel weniger einbezogen als heute, und die frühesten<br />
Orgeln dienten ausschließlich der Liturgie. Entsprechend wird sich<br />
auch die früheste nachweisbare Marienorgel nicht, wie heute, auf einer<br />
Empore über der Eingangstür befunden haben, sondern vorn in der Nähe<br />
des Altars. Und tatsächlich: Vorn links im nördlichen Chorumgang entdeckt<br />
der aufmerksame Besucher neben einer Tür, die auf alten Plänen als<br />
Orgeltür bezeichnet wird, Befestigungsspuren, die wahrscheinlich von der<br />
alten Orgelempore stammen. Heute dienen Teile dieser Befestigung über<br />
dem jetzigen Raum der Stille als Zugänge zum Archivraum und zum Dachstuhl.<br />
An dieser Stelle befand sich demnach wohl die erste für die Grimmer<br />
Marienkirche nachweisbare fest installierte Orgel. Dass es damals eine solche<br />
gab, geht aus einem von Herzog Bogislav VIII. im Jahre 1536 angeforderten<br />
Visitationsdokument hervor, in dem eine neue, vom Stralsunder<br />
Orgelbauer David Claus „wohlfein“ errichtete Orgel erwähnt wird. In einer<br />
Ecke der Turmhalle stand viele Jahre unbeachtet eine aus dem Scharnier<br />
gebrochene hölzerne Tür, die nach mündlicher Überlieferung bereits<br />
als „ alte Orgeltür“ galt. Auf ihr steht eingeschnitzt der Name dieses Orgelbauers<br />
(s. Foto). Diese Tür zeigt, wie die in der linken vorderen Ecke der<br />
<strong>Kirche</strong> aufgestellte Schneiderloge, ein für die Renaissancezeit typisches<br />
fischschuppenartiges Schnitzmuster zwischen Rundbögen. Ein Versuch<br />
zeigt, dass sie auch wirklich genau an das in der Schneiderloge erhaltene<br />
Türschloss passt! Nun ist diese Loge an ihrem heutigen Platz in zweiter Verwendung<br />
aufgestellt. Messungen ergaben, dass sie tatsächlich auffallend<br />
genau in die Befestigungsspuren vorn links im Chorumgang passt. Am<br />
18.2.1839 schrieb Generalsuperintendent Dr. Gottlieb Mohnike an das<br />
Konsistorium in Greifswald: „dass noch verwertbares Holz der alten Orgel<br />
mitsamt Empore zur Verbesserung des Logengestühls der Schneider da diese<br />
stark vom Holzwurm zerfressen, verwendet, und auch damit Teile der<br />
umgesetzten Kanzel verbessert wurden…“ Die Schneiderloge ist damit also<br />
tatsächlich die wieder verwendete Empore der alten Renaissance-Orgel.<br />
1980 wertete der Grimmer Pastor Hoffmann Notizen aus, die 1810 vom<br />
damaligen Superintendenten Kirchner angefertigte worden waren. Im Zusammenhang<br />
mit der sagenumwobenen Grimmer <strong>klein</strong>en Leichnamskapel-<br />
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