1 Liebe Gemeinde, zum Anfang der Bibelwoche ist uns ein Text ...
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<strong>Liebe</strong> <strong>Gem<strong>ein</strong>de</strong>,<br />
<strong>zum</strong> <strong>Anfang</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibelwoche</strong> <strong>ist</strong> <strong>uns</strong> <strong>ein</strong> <strong>Text</strong> beschert, in<br />
dem: „das theologische Denken des Paulus s<strong>ein</strong>en<br />
Höhepunkt und s<strong>ein</strong>e reichste Entfaltung erreicht“. Also<br />
müssen Sie sich nicht wun<strong>der</strong>n, wenn Sie beim ersten<br />
Hören dieses <strong>Text</strong>es nur ganz wenig mitbekommen<br />
haben und nur <strong>ein</strong>zelne Worte hängengeblieben sind. Im<br />
Griechischen bestehen diese Verse sogar nur aus <strong>ein</strong>em<br />
<strong>ein</strong>zigen Satz – wohl um die Fülle und die Verbundenheit<br />
des Inhalts auch grammatikalisch zu zeigen.<br />
In diesem <strong>Text</strong> steckt so viel – die Denkrichtung für<br />
heute, gibt <strong>uns</strong> das Programm <strong>der</strong> <strong>Bibelwoche</strong> vor - da<br />
wurde angekündigt: <strong>der</strong> große Plan.<br />
Was für <strong>ein</strong> großes Wort – was Sie wohl gedacht haben,<br />
als Sie das gelesen haben?<br />
Pläne gibt es ja viele: Finanzierungsplan, Buisnessplan,<br />
Ernährungsplan, Lehrplan, Krisenplan, <strong>ein</strong> Plan <strong>zum</strong><br />
sozialverträglichen Abbau von Arbeitsstellen…<br />
Was verbinden Sie im Zusammenhang o<strong>der</strong> im<br />
Gegensatz dazu mit dem Wort: <strong>der</strong> große Plan Gottes?<br />
Schreckt Sie das Wort o<strong>der</strong> freut es sie?<br />
Es gibt Menschen, die schreckt die Rede vom Plan<br />
Gottes.<br />
Weil das für sie danach klingt, also ob wir Menschen die<br />
Marionetten in <strong>ein</strong>em großen Weltschauspiel sind, das<br />
Gott sich selbst geschaffen hat. Die Menschen tun das,
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was <strong>der</strong> große göttliche Regisseur <strong>ein</strong> für alle Mal im<br />
Vorhin<strong>ein</strong> festgelegt hat. Eigene Entscheidungen sind<br />
nicht vorgesehen. Gott <strong>ist</strong> da <strong>ein</strong>er, <strong>der</strong> sich in s<strong>ein</strong>er<br />
Allmacht die Menschen zu s<strong>ein</strong>er Unterhaltung<br />
geschaffen hat und die Menschen tun, was sie tun<br />
müssen. Wer den großen Plan Gottes so versteht, <strong>der</strong><br />
muss ihn furchtbar finden.<br />
Es gibt aber auch Menschen, denen <strong>ist</strong> es <strong>ein</strong> Trost<br />
vom Plan Gottes zu reden, weil sie etwas An<strong>der</strong>es<br />
darunter verstehen:<br />
Die beiden völlig verschiedenen Schöpfungsberichte in<br />
<strong>der</strong> hebräischen Bibel erzählen <strong>uns</strong>, dass Gott <strong>uns</strong><br />
Menschen mitsamt <strong>der</strong> Welt wollte und „dass es sehr gut<br />
war“. (1. Mos 1)<br />
Und selbst als wir Menschen <strong>uns</strong> Gott wi<strong>der</strong>setzen,<br />
indem wir vom verbotenen Apfel abbissen, ließ Gott<br />
s<strong>ein</strong>e Menschen nicht all<strong>ein</strong>, er sorgte für sie, indem er<br />
ihnen Klei<strong>der</strong> gegen die Scham und die Kälte machte,<br />
damit sie in <strong>der</strong> selbst gewählten Fremde mit dem<br />
Nötigsten versorgt sind.<br />
Die Bibel <strong>ist</strong> voll von Geschichten, in denen Gott<br />
fürsorglicher <strong>ist</strong>, als er es angekündigt hatte,<br />
Geschichten, in denen er s<strong>ein</strong>e Pläne än<strong>der</strong>t, weil wir<br />
Menschen <strong>uns</strong> vom Guten entfernt haben. Jemand sprach<br />
mal von <strong>ein</strong>em fehlerfreundlichen Gott. Unaufhörlich
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sucht er nach Möglichkeiten, dass wir <strong>uns</strong> zu s<strong>ein</strong>er<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>ein</strong>laden lassen, dass „wir <strong>uns</strong> nach Hause lieben<br />
lassen“. Gott än<strong>der</strong>t s<strong>ein</strong>e Pläne um s<strong>ein</strong>en<br />
ursprünglichen großen Plan durchzuführen: - das Heil,<br />
das Gute, die <strong>Liebe</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Urgrund und das Ziel <strong>der</strong><br />
ganzen Schöpfung <strong>ein</strong>schließlich <strong>der</strong> Menschen. Der<br />
drei<strong>ein</strong>ige Gott, <strong>der</strong> vor aller Zeit war, <strong>der</strong> Schöpfer,<br />
Erlöser und Bewahrer, hat beschlossen, dass s<strong>ein</strong>e<br />
Schöpfung <strong>zum</strong> Guten s<strong>ein</strong> soll und dass sie in Chr<strong>ist</strong>us<br />
erlöst werden soll.<br />
Das <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> großes Geschenk, <strong>ein</strong> Trost und letztendlich<br />
immer wie<strong>der</strong> <strong>ein</strong> großes göttliches Geheimnis. Wir sind<br />
zur <strong>Liebe</strong>, <strong>zum</strong> Guten erwählt, vorherbestimmt.<br />
Diese Worte Erwählung, Vorherbestimmung bereiten<br />
auch vielen Menschen Probleme. Sie fragen sich: Wenn<br />
ich erwählt bin, bedeutet das nicht automatisch, dass<br />
an<strong>der</strong>e nicht erwählt sind?<br />
Auch in <strong>der</strong> Kirchengeschichte hat man sich lange mit<br />
diesen Gedanken beschäftigt und zu verschiedenen<br />
Lösungen gefunden.<br />
Mir sch<strong>ein</strong>t, es <strong>ist</strong> wichtig zu verstehen, dass <strong>ein</strong>e solche<br />
Aussage <strong>der</strong> Erwählung immer <strong>ein</strong>e Aussage über die<br />
Glaubenden <strong>ist</strong>: Also: weil ich glaube, weiß ich, dass ich<br />
erwählt bin und da ich m<strong>ein</strong>en Glauben nichts selbst<br />
gemacht habe, glaube ich, dass Gott mir m<strong>ein</strong>en Glauben<br />
geschenkt hat, mich <strong>zum</strong> Glauben bestimmt hat. Gott hat
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mich aus <strong>Liebe</strong> und nicht wegen m<strong>ein</strong>er Le<strong>ist</strong>ung<br />
erwählt, so dass ich mir nichts auf m<strong>ein</strong>e Erwählung<br />
<strong>ein</strong>bilden kann, aber mich immer wie<strong>der</strong> neu auf ihn<br />
beziehen kann, so dass ich immer wie<strong>der</strong> aufs Neue Gott<br />
m<strong>ein</strong>en Mittelpunkt s<strong>ein</strong> lassen kann.<br />
Paulus spricht in s<strong>ein</strong>en Briefen immer nur von <strong>der</strong><br />
Vorherbestimmung <strong>zum</strong> Heil. Und auch in den Versen,<br />
die Pfr Donnerbauer vorher als Evangelium gelesen hat<br />
(Lk 21,5-19) geht es um die Vergewisserung <strong>der</strong> Glaubenden<br />
und nicht um an<strong>der</strong>es.<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>Gem<strong>ein</strong>de</strong>, auch wenn es <strong>ein</strong>ige vielleicht<br />
brennend interessiert, ob und für wen es Unheil geben<br />
wird, so müssen wir <strong>uns</strong> doch vom biblischen Befund her<br />
<strong>ein</strong>e Antwort verkneifen – im Neuen Testament geht es<br />
nicht um <strong>ein</strong>e Vorherbestimmung <strong>zum</strong> Unheil, son<strong>der</strong>n<br />
darum, dass wir als Gläubige <strong>uns</strong>erer Erwählung, <strong>uns</strong>erer<br />
Berufung trauen. Dass wir darauf vertrauen, dass wir<br />
schon vor aller eigener Le<strong>ist</strong>ung vom „Vater <strong>uns</strong>eres<br />
Herrn Jesus Chr<strong>ist</strong>us“ gesegnet wurden „mit allem<br />
ge<strong>ist</strong>lichen Segen im Himmel durch Chr<strong>ist</strong>us.“ Dass wir<br />
in ihm erwählt wurden „ehe <strong>der</strong> Welt Grund war, dass<br />
wir heilig (also Gott zugehörig) und untadelig vor ihm<br />
s<strong>ein</strong> sollten. In s<strong>ein</strong>er <strong>Liebe</strong> hat er <strong>uns</strong> vorherbestimmt<br />
s<strong>ein</strong>e Kin<strong>der</strong> zu s<strong>ein</strong>“ (Verse 3-5). So steht es in <strong>uns</strong>erem<br />
<strong>Text</strong>.
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Wenn wir sagen, dass Gott es gut mit <strong>uns</strong> m<strong>ein</strong>t, dann<br />
sagen wir in kirchlicher Sprache dazu; Gott segnet <strong>uns</strong><br />
und wer das mit Herz, Verstand und Seele begriffen hat,<br />
<strong>der</strong> sagt Gottes Gutes zurück, er lobt ihn.<br />
Und genau das, liebe <strong>Gem<strong>ein</strong>de</strong>, <strong>ist</strong> das versteckte<br />
Schlüsselwort in <strong>uns</strong>eren Versen, das am <strong>Anfang</strong>, in <strong>der</strong><br />
Mitte und am Schluss steht: das „Gut sagen“ - Gutes<br />
sagen. Sie haben es nicht gehört? Konnten sie auch nicht.<br />
„Gut sagen“ <strong>ist</strong> die wörtliche Übersetzung des<br />
griechischen Wortes mit dem wir im Deutschen `loben´<br />
und `segnen´ übersetzen: Im Griechischen und im<br />
Hebräischen und übrigends auch im englischen (to bless)<br />
wird loben und segnen mit dem gleichen Wort<br />
bezeichnet. In diesen Sprachen kann man also für <strong>uns</strong>ere<br />
Ohren so Ungewohntes sagen wie: Wir segnen Gott und<br />
Gott lobt <strong>uns</strong>. Gott lobt <strong>uns</strong>, segnet <strong>uns</strong>, sagt <strong>uns</strong> Gutes<br />
zu – und wir segnen Gott, loben ihn, sagen ihm Gutes<br />
zurück. Es gibt da <strong>ein</strong>e Wechselbeziehung, <strong>ein</strong>e<br />
Verbindung zwischen loben und segnen, die <strong>uns</strong>ere<br />
Sprache nicht erfassen kann.<br />
Ob wir aber Gutes sagen o<strong>der</strong> nicht, macht etwas aus:<br />
Wenn Eltern <strong>ein</strong> Kind loben, wenn <strong>ein</strong> Kind sagt: Papa,<br />
das hast du toll gemacht o<strong>der</strong> Ehepartner für<strong>ein</strong>an<strong>der</strong> <strong>ein</strong><br />
Lob übrig haben, dann kommt in <strong>der</strong> Beziehung etwas<br />
Gutes <strong>zum</strong> Klingen, dann stellen wir <strong>uns</strong> gem<strong>ein</strong>sam auf<br />
<strong>ein</strong>e Seite, beziehen Position... Gutes sagen: loben und
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segnen <strong>ist</strong> notwendig!<br />
Als Gesegnete loben wir Gott und als Lobende sind wir<br />
gesegnet.<br />
Dorothee Sölle schrieb <strong>ein</strong>mal:<br />
schaffe in mir gott <strong>ein</strong> neues herz<br />
und gib mir <strong>ein</strong>en neuen ge<strong>ist</strong><br />
dass ich dich loben kann<br />
ohne zu lügen<br />
mit tränen in den augen<br />
wenns denn s<strong>ein</strong> muss<br />
aber ohne zu lügen<br />
Loben mit Tränen in den Augen?<br />
Ja, denn trotz allem Glauben fällt <strong>uns</strong> das Loben<br />
manchmal schwer: da fällt es <strong>uns</strong> schwer, an den großen<br />
guten Plan Gottes zu glauben. Es gibt Lebenszeiten, da<br />
<strong>ist</strong> nichts abwegiger als <strong>ein</strong> Gotteslob, weil<br />
Verzweiflung, Trauer, Einsamkeit und Leere in <strong>ein</strong>em<br />
toben. Da wäre jedes Lob <strong>ein</strong>e Lüge, weil Krankheit,<br />
Verlassenheit und Tod die Seele belegt. Und es gibt auch<br />
Lebenszeiten, da <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>em das Elend in dieser Welt so<br />
nahe, da begreift man mehr als sonst, wie Menschen in<br />
den armen Län<strong>der</strong>n <strong>uns</strong>erer Welt leben, kämpfen und<br />
sterben müssen – und die vielen Hungertoten, die Toten<br />
aufgrund <strong>der</strong> Klimaverän<strong>der</strong>ung und die vielen Kranken,<br />
die aufgrund von mangelndem Geld o<strong>der</strong> ethisch
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fragwürdigen Patenten auf Medikamente nicht geheilt<br />
werden, gehen <strong>ein</strong>em unter die eigene dünne Haut.<br />
Dann möchte man nur weglaufen und Gottesferne o<strong>der</strong><br />
(wie Martin Buber <strong>ein</strong>mal sagte): Gottesfinsternis macht<br />
sich in <strong>ein</strong>em breit…<br />
Die Erfahrung, dass Gott sich verbirgt, kann furchtbar<br />
s<strong>ein</strong>, das wissen die Menschen <strong>der</strong> Bibel und viele große<br />
Männer und Frauen <strong>der</strong> Kirche gut, vor allem, die, <strong>der</strong>en<br />
Glauben beson<strong>der</strong>s tief <strong>ist</strong>. Sie klagen dann mit den<br />
Psalmen, mit diesen Gebeten, die ihr Leid ausdrücken:<br />
„Ich bin wie <strong>ein</strong> Schluck Wasser verschüttet auf die<br />
Erde… , zerbrochen wie <strong>ein</strong> Krug…Ps 69. Sie klagen mit<br />
Psalmen, die Gott anklagen: M<strong>ein</strong> Gott warum hast du<br />
mich verlassen (Ps 22) und die Gott auf das festlegen, was<br />
er versprochen hat „Dann tragen die Berge Frieden…Er<br />
wird Recht verschaffen den Gebeugten, Hilfe den<br />
Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Armen, er wird die Unterdrücker zermalmen<br />
Ps 72.<br />
Wer so zweifelnd - verzweifelt -glaubend betet, <strong>der</strong> lobt<br />
Gott mit Tränen in den Augen, ohne zu lügen. Der lässt<br />
die Beziehung zu Gott nicht los, <strong>der</strong> will nicht Gott los<br />
werden, son<strong>der</strong>n erinnert ihn und sich selbst daran, dass<br />
er es gut mit ihm m<strong>ein</strong>t. Erinnert ihn an s<strong>ein</strong>en Plan<br />
Der Plan Gottes <strong>ist</strong> <strong>zum</strong> Guten, <strong>der</strong> Plan Gottes <strong>ist</strong>, wie es<br />
im <strong>Text</strong> heißt: dass alles zusammengefasst würde in
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Chr<strong>ist</strong>us, was im Himmel und auf Erden <strong>ist</strong>. Alles soll<br />
zusammengefasst werden –<br />
dass dann dabei katholische und evangelische Chr<strong>ist</strong>en in<br />
Gott zusammengefasst s<strong>ein</strong> werden, wird dann wohl die<br />
kl<strong>ein</strong>ste Übung s<strong>ein</strong> ;-)..<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>Gem<strong>ein</strong>de</strong><br />
Gottes Plan hat nichts mit Marionetten zu tun , son<strong>der</strong>n<br />
mit dem Verstehen, dass Gott es von <strong>Anfang</strong> an und<br />
immer wie<strong>der</strong> gut mit s<strong>ein</strong>en Menschen m<strong>ein</strong>t. Aus<br />
diesem Begreifen heraus, dürfen wir zu diesem Guten<br />
beitragen.<br />
Mögen <strong>uns</strong> viele Menschen heute als blauäugig<br />
verschreien, weil wir daran festhalten, dass Gott sich in<br />
dieser manchmal so grausamen Welt mit s<strong>ein</strong>em guten<br />
Plan am Ende durchsetzt, <strong>uns</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Glauben geschenkt,<br />
<strong>der</strong> vom Morgen singt, auch wenn es noch Nacht <strong>ist</strong>.<br />
Dieses Loblied des guten großen Plans Gottes braucht<br />
<strong>uns</strong>ere Welt – es <strong>ist</strong> das große Trotzdem des Glaubens. In<br />
Chr<strong>ist</strong>us wird alles zusammengefasst, was im Himmel<br />
und auf Erden <strong>ist</strong>. Und wir singen dieses Loblied mit,<br />
weil wir begriffen haben, dass Gott <strong>uns</strong> in Chr<strong>ist</strong>us zu<br />
s<strong>ein</strong>en Kin<strong>der</strong>n und Erben gemacht hat – und wir sind es!<br />
Amen<br />
Lied: Dass du mich <strong>ein</strong>stimmen lässt in d<strong>ein</strong>en Jubel o<br />
Gott