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Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />
Psychosomatik und Psychotherapie<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
Einteilung von <strong>Sprachstörungen</strong><br />
nach linguistischen Kriterien<br />
<strong>Sprachstörungen</strong> im Kindesalter<br />
(Sprachentwicklungsstörungen, Stottern, Poltern,<br />
Mutismus, Aphasien, Dysarthrien…)<br />
W. v. Suchodoletz<br />
Aussprachestörung = Artikulationsstörung =<br />
Stammeln = Dyslalie<br />
(Störung der Lautbildung)<br />
Dysgrammatismus<br />
(Störung im Wort- und Satzaufbau)<br />
Stottern (=Balbuties) und Poltern<br />
(Störung im Redefluss)<br />
Regelkreis der<br />
Sprache<br />
sensible kortikale<br />
Zentren<br />
Thalamus<br />
sensible<br />
(Hirn)nerven<br />
Tastorgane der<br />
(Oberflächen- u.)<br />
Tiefensensibilität<br />
komplexe zerebrale<br />
Informationsverarbeitung<br />
sensorisches motorisches<br />
Sprachzentrum Sprachzentrum<br />
innere<br />
Sprache<br />
primäre motorische<br />
Hörzentren Zentren<br />
Hörnerv motorische<br />
(Hirn)nerven<br />
Ohr<br />
Sprechorgane<br />
Äußere Sprache (Akustik)<br />
Einteilung von <strong>Sprachstörungen</strong><br />
nach neurophysiologischen Kriterien<br />
sekundäre <strong>Sprachstörungen</strong>:<br />
<br />
<br />
bei allg. zerebraler Funktionsstörung<br />
(IQ-Minderung, Autismus...)<br />
psychoreaktiv bei Konflikten<br />
(Stottern, Mutismus, Aphonie,...)<br />
zentrale <strong>Sprachstörungen</strong> (Aphasien)<br />
peripher-motorische Sprechstörungen (Dysarthrien)<br />
peripher-sensorische <strong>Sprachstörungen</strong><br />
(Taubstummheit)<br />
Afferenz<br />
Kinästhesie<br />
Efferenz
ICD-10 Klassifikation von<br />
Sprech- und <strong>Sprachstörungen</strong> (1)<br />
F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens<br />
und der Sprache<br />
F80.0 umschriebene Artikulationsstörung<br />
F80.1 expressive Sprachstörung<br />
F80.2 rezeptive Sprachstörung<br />
F80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie<br />
(LANDAU-KLEFFNER-Syndrom)<br />
F80.8 andere<br />
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der<br />
Kindheit und Jugend<br />
F94.0 elektiver Mutismus<br />
F98 andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit<br />
Beginn in der Kindheit und Jugend<br />
F98.5 Stottern<br />
F98.6 Poltern<br />
Klassifikation von<br />
Sprech- und <strong>Sprachstörungen</strong> (2)<br />
<strong>Sprachstörungen</strong> bei psychiatrischen Erkrankungen<br />
psychogene Aphonie<br />
bei Intelligenzstörungen<br />
bei Autismus<br />
bei Depressionen oder Schizophrenie u.s.w.<br />
<strong>Sprachstörungen</strong> bei organischen Erkrankungen<br />
Aphasien<br />
Dysarthrien<br />
<strong>Sprachstörungen</strong> bei Taubheit (Audimutitas)<br />
Mögliche Ursachen eines Ausbleiben<br />
der Sprachentwicklung<br />
(mit 3 Jahren kein Sprechen sinnbezogener Wörter)<br />
umschriebene Sprachentwicklungsstörung<br />
Intelligenzstörung<br />
Autismus<br />
infantile Zerebralparese<br />
schwere hirnorganische Erkrankung<br />
Taubheit<br />
ICD-10-Klassifikation von Sprech- und<br />
Sprachentwicklungsstörungen<br />
F 80umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens<br />
und der Sprache<br />
F 80.0 umschriebene Artikulationsstörung<br />
F 80.1 expressive Sprachstörung<br />
F 80.2 rezeptive Sprachstörung<br />
F 80.5 erworbene Aphasie mit Epilepsie<br />
F 80.8 andere<br />
F 80.9 nicht näher bezeichnete
Charakteristika von Entwicklungsstörungen<br />
Verzögerung bzw. Einschränkung der Reifung von<br />
Funktionen des ZNS<br />
primäre Störung der betroffenen Funktion<br />
stetiger Verlauf ohne Remissionen oder Rezidive<br />
Besserung mit dem Alter<br />
Jungen häufiger als Mädchen betroffen<br />
familiäre Häufung<br />
Charakteristika umschriebener<br />
Sprachentwicklungsstörungen (F80.1, F80.2)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(diagnostische Leitlinien nach ICD-10)<br />
Sprachfertigkeit außerhalb der Norm<br />
Sprachstörung nicht bedingt durch<br />
Intelligenzstörung<br />
Hörstörung<br />
hirnorganische Erkrankung<br />
emotionale Störung<br />
anregungsarme Umwelt<br />
altersentsprechendes Kommunikationsbedürfnis<br />
relativ ungestörte non-verbale Kommunikation<br />
Kernsymptome umschriebener<br />
Sprachentwicklungsstörungen in<br />
verschiedenen Altersstufen<br />
1. Lebensjahr: verspätetes und vermindertes Lallen<br />
2. Lebensjahr: verminderter Wortschatz<br />
3. Lebensjahr: verminderte Äußerungslänge<br />
4. - 6. Lebensjahr: syntaktische und morphologische Fehler<br />
Schulalter: kurze, einfache Sätze; Probleme beim Erzählen bzw.<br />
Aufschreiben von Geschichten<br />
Hinweise auf eine Retardierung<br />
der Sprachentwicklung<br />
Verstehen erster sinnbezogener Wörter nach dem 15.<br />
Lebensmonat<br />
Produktion erster sinnbezogener Wörter nach dem 18.<br />
Lebensmonat<br />
Zweiwortsätze nach dem 24. Lebensmonat<br />
Geformte Mehrwortsätze nach dem 36. Lebensmonat
Zielstellungen der Diagnostik<br />
Leitlinien für Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im<br />
Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ Deutscher Ärzteverlag, 2000<br />
www.uni-duesseldorf.de/www/awmf/ll/ll_kjpp.htm<br />
1. Operationalisierung der Sprachstörung<br />
Diagnostisches Vorgehen bei<br />
Sprachentwicklungsstörungen<br />
2. Abgrenzung anderer Störungsbilder<br />
3. Erfassung häufiger Begleitsymptome<br />
1. Operationalisierung der Sprachstörung<br />
4. Festlegen des Vorgehens in der Therapie<br />
Sprachfähigkeit<br />
außerhalb der Norm?<br />
nein<br />
keine Sprachentwicklungsstörung<br />
ja<br />
Sprachdiagnostik<br />
ja<br />
2. Abgrenzung anderer Störungsbilder<br />
Spiel- bzw. Gesprächssituation (Kommunikationsfähigkeit)<br />
Spontansprachanalyse (lebensnahe Beurteilung)<br />
Hörstörung?<br />
ja<br />
Erklärt Hörstörung die<br />
Sprachstörung?<br />
nicht standardisierte Screeningverfahren (grobe<br />
nein<br />
nein<br />
Einschätzung)<br />
informelle Verfahren (Art der Sprachfehler)<br />
Intelligenzstörung?<br />
ja<br />
Sprachstörung bei<br />
allgemeiner kognitiver<br />
Reifungsverzögerung<br />
normierte Sprachentwicklungstests (operationalisierte<br />
Diagnostik)<br />
nein<br />
Überprüfung einzelner Sprachdimensionen<br />
(Wortschatz, Sprachverständnis, ...)<br />
Allgemeine<br />
Kommunikationsstörung?<br />
ja<br />
Autistische Störung<br />
(F84)<br />
nein
nein<br />
Ursache von Sprachentwicklungsstörungen<br />
Später auftretende<br />
Sprachstörung?<br />
nein<br />
ja<br />
Aphasie<br />
(z. B. Landau-Kleffner-<br />
Syndrom)<br />
<br />
Genetische Komponente<br />
bei 40 % familiäre Häufung<br />
2 bis 7-fach erhöhte Risiko bei SES bei Verwandten<br />
Sprach-Gene: 16q, 19q<br />
Störung des<br />
Sprachverständnisses?<br />
ja<br />
Rezeptive<br />
Sprachstörung<br />
(F80.2)<br />
<br />
(LRS- + Sprachgene: 2p22, 3p12-q13, 13q21. 17q23)<br />
Soziokulturelle Komponente<br />
Häufung in Unterschichtfamilien<br />
nein<br />
Störung des<br />
Sprachproduktion?<br />
ja<br />
Expressive<br />
Sprachstörung<br />
(F80.1)<br />
<br />
Kaspar-Hauser-Syndrom<br />
Zweisprachigkeit<br />
Hirnorganische Erkrankungen<br />
Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei sprachgestörten Kindern (n = 209)<br />
(Verhaltensfragebogen von Meyer-Probst, ausgefüllt durch die Mutter)<br />
Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei sprachentwicklungsgestörten Kindern<br />
%<br />
C-Wert
Belastung einzelner Familienmitglieder durch<br />
eine Sprachentwicklungsstörung des Kindes<br />
(Angaben der Mütter, n = 138)<br />
Ängste und Empfindungen<br />
von Müttern sprachentwicklungsgestörter Kinder<br />
(Angaben der Mütter, n = 138)<br />
37%<br />
9%<br />
25%<br />
Belastung<br />
23%<br />
13%<br />
23%<br />
34%<br />
18%<br />
20%<br />
13%<br />
36%<br />
25%<br />
29%<br />
Mütter<br />
11%<br />
32%<br />
keine<br />
leichte<br />
mittlere<br />
starke<br />
23%<br />
Väter<br />
41%<br />
16%<br />
25%<br />
23%<br />
Sorgen um die Zukunft<br />
10%<br />
15%<br />
keine<br />
leichte<br />
mittlere<br />
starke<br />
31%<br />
Niedergeschlagenheit<br />
10% 4%<br />
32%<br />
Geschwister<br />
27%<br />
Kind selbst<br />
34%<br />
54%<br />
21%<br />
Enttäuschung<br />
15%<br />
71%<br />
aggressive Gefühle<br />
Therapie<br />
sprachentwicklungsgestörter Kindern<br />
Alter der Kinder zum Zeitpunkt Beginns der<br />
Sprachtherapie<br />
in Abhängigkeit vom Störungsbild<br />
<br />
<br />
Behandlung des Kindes<br />
Logopädische Behandlung des Kindes<br />
Therapie von Begleitsymptomen<br />
<br />
<br />
<br />
motorische Koordinationsschwäche (Mototherapie)<br />
Aufmerksamkeitsstörungen (Ergotherapie)<br />
emotionale bzw. Verhaltensstörungen (Verhaltens- bzw.<br />
Spieltherapie)<br />
(Therapie von Hörstörungen)<br />
Beratung und Anleitung der Eltern<br />
Alter in Jahren<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
5<br />
4,6<br />
4,8<br />
leichte schwere komplexe non-verbale<br />
Sprachstörung Störung<br />
5<br />
Art des Störungsbildes
Alter der Kinder zum Zeitpunkt des Bemerkens der<br />
Sprachstörung und des Beginns der Sprachtherapie<br />
Durchschnittliche Wartezeit vom Zeitpunkt des<br />
Bemerkens der Sprachstörung bis zum<br />
Therapiebeginn<br />
N in Prozent<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
29<br />
34<br />
27 27<br />
23<br />
14<br />
12<br />
14<br />
9<br />
2 2 3<br />
5<br />
2<br />
1 2 3 4 5 6 >6<br />
Alter in Jahren<br />
Wartemonate<br />
40<br />
20<br />
0<br />
28 29<br />
23<br />
13 12 11 10<br />
1 2 3 4 5 6 >6<br />
Alter, in dem die Auffälligkeit bemerkt wurde<br />
Jahre<br />
Prognose von Sprachentwicklungsstörungen<br />
Erhebliche Persistenz der Sprachstörung 40 – 100 %<br />
(Beitchman et al., Bishop et al., Aram et al.)<br />
niedriger/abfallender IQ<br />
(Silva et al., Klackenburg, Bishop et al., Aram et al.)<br />
schlechte/abfallende Schulleistungen: 50 – 75 %<br />
(Fundudis et al., Aram et al.)<br />
Entwicklung einer LRS<br />
(Bishop et al., Stark et al.)<br />
Widersprüchliche Angaben:<br />
Entwicklung von Verhaltensstörungen bis hin zur<br />
Delinquenz (korrelierend mit IQ-Abfall)<br />
Stottern- Symptomatik<br />
Unterbrechung des Redeflusses in Form von Spannungen und<br />
Wiederholungen<br />
sonstige Sprachauffälligkeiten<br />
spezifische Auffälligkeiten: Starter – Zurückschnellen –<br />
inneres Stottern<br />
Unspezifische Auffälligkeiten: Artikulationsstörungen –<br />
Dysgrammatismus<br />
Mitbewegungen: primäre (Oralmotorik) und sekundäre (Rumpf,<br />
Extremitäten) Mitbewegungen<br />
Atemauffälligkeiten: Paradoxer Atemtyp – inspiratorische Sprache<br />
– Atemunregelmäßigkeiten in Verbindung mit Kloni und Toni<br />
Psychische Symptomatik: Vermeidungsverhalten – Rückzug und<br />
Isolierung<br />
Vegetative Symptomatik: Schweißausbrüche – Erröten – Neigung<br />
zu psychosomatischen Erkrankungen
Stottern – Ätiologie<br />
Differentialdiagnostik: chronisches Stottern –<br />
physiologische Sprechunflüssigkeiten<br />
Erbliche Faktoren<br />
Schwierigkeiten beim Erwerb der Lautsprache<br />
Lerntheoretische Erklärung<br />
(klassische Konditionierung, operantes Lernen)<br />
Fixierung durch neurotische Fehlentwicklung<br />
(„Ergebnis der Diagnose“, „Erwartungsneurose“,<br />
„Kontaktneurose“, „Angstneurose“)<br />
Somatische Befunde<br />
<br />
<br />
<br />
Ineffizienz motorischer Systeme<br />
Ineffizienz im Wahrnehmungsbereich<br />
Gestörte Hemisphärendominanz<br />
Unspezifischer Konflikte („Konversionsneurose“)<br />
Für ein chronisches Stottern sprechen:<br />
Blockierungen mit sichtbaren Anstrengungen<br />
Dehnungen mit Tonhöhen- und Lautstärken-anstieg von mehr als<br />
einer Sekunde Dauer<br />
Mitbewegungen<br />
Dauer der Sprechunflüssigkeit seit mehr als sechs Monaten<br />
Störungsbewusstsein, erkennbar am:<br />
Vermeiden bestimmter Wörter oder Sprechsituationen<br />
Abbruch des Sprechens beim Auftreten des Symptoms<br />
Abbruch des Blickkontakts beim Sprechen<br />
Weitere Sprachauffälligkeiten wie Stammeln oder Dysgrammatismus<br />
Familiäre Belastung mit Stottern<br />
Erheblich fixierte Befürchtungen der Eltern vor einem chronischen<br />
Stottern<br />
Stottern – Therapieziele<br />
Besserung der Stottersymptomatik<br />
Abbau der Sprechangst<br />
Abbau der sozialen Isolierung<br />
Akzeptanz einer Restsymptomatik<br />
Überführung in eine Phase der „Selbstbehandlung“<br />
Stottern – Therapie (1)<br />
Sprechübungen<br />
Veränderung von Tempo, Lautstärke, Stimmeinsatz,<br />
Sprachmelodie<br />
Prolongiertes Sprechen<br />
Rhythmisches Sprechen<br />
Akzentuiertes Sprechen<br />
Einsatz von Sprechhilfen<br />
Taktgeber zur Veränderung des Sprechrhythmus<br />
(metrisches Sprechen)<br />
Verzögerte Rückkopplung (Lee-Effekt)<br />
Therapie begleitender Sprachauffälligkeiten<br />
Atemübungen<br />
Veränderung der Einstellung zum Stottern
Stottern – Therapie (2)<br />
Entspannungsverfahren<br />
Autogenes Training<br />
Hypnose<br />
Therapie der Sprechangst<br />
Medikamente<br />
Tranquilizer<br />
Neuroleptika<br />
Einbeziehen der Bezugsperson<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Poltern - Definition<br />
Poltern ist eine Redeflussstörung, die durch eine<br />
überstürzte, undeutliche Sprechweise gekenn-zeichnet ist<br />
und mit einer Beeinträchtigung der Sprechverständlichkeit<br />
einhergeht.<br />
Die Störung liegt in der gedanklichen Vorberei-tung, nicht<br />
im Sprechvorgang selbst.<br />
Poltern – Symptomatik<br />
Stottern/ Poltern - Differentialdiagnostik<br />
Poltern Unregelmäßiges Sprechen mit Pausen und<br />
Sprechausbrüchen<br />
Hohe Sprechgeschwindigkeit<br />
Auslassungen und Verschlucken von Silben und Wörtern<br />
Ruckartige, schnelle Sprechansätze<br />
Stolpern bei Konsonantenhäufungen und langen Wörtern<br />
Fehlerhafte Satzmuster<br />
Monotonie der Sprechmelodie<br />
Besserung bei bewusstem und langsamen Sprechen<br />
Störungsbewusstsein<br />
Leidensdruck<br />
Therapiemotivation<br />
Aufmerksamkeitslenkung<br />
auf die Artikulation<br />
Vor Fremden wird<br />
Bei ungezwungener Rede<br />
wird die Sprache<br />
Wiederholungen<br />
bewirken<br />
In der Therapie<br />
Stottern<br />
vorhanden<br />
vorhanden<br />
vorhanden<br />
bewirkt Verschlechterung<br />
schlechter gesprochen<br />
besser<br />
eher Verschlechterung<br />
Ablenken von der<br />
Artikulation<br />
Poltern<br />
fehlt<br />
fehlt<br />
fehlt<br />
bewirkt Besserung<br />
besser gesprochen<br />
schlechter<br />
Besserung<br />
Hinlenken auf die<br />
Artikulation
Mutismus- Definition<br />
Mutismus- Einteilung<br />
funktionelle Sprachstörung mit einem teilweisen oder<br />
völligen Verzicht auf sprachliche Kommunikation<br />
= Verstummen nach Abschluss der Sprachentwicklung<br />
bei erhaltenem Sprachvermögen<br />
(mutus = still, stumm)<br />
nach der Ätiologie<br />
psychogener Mutismus<br />
Mutismus bei Psychosen<br />
Mutismus bei hirnorganischen Erkrankungen<br />
nach der Symptomatik<br />
totaler Mutismus<br />
(s)elektiver Mutismus (F94.0)<br />
Elektiver Mutismus - Symptomatik<br />
Verweigerung des Sprechens in fast allen sozialen Situationen<br />
(Kind spricht zu Hause und/oder mit engen Freunden, aber nicht mit Fremden, im<br />
Kindergarten/Schule – aber auch umgekehrtes Verhalten und andere Muster sind<br />
möglich)<br />
(chronisch, vorhersehbar = mindestens einige Monate)<br />
erhaltenes Sprachverständnis und Sprechfähigkeit<br />
Fehlen einer anderweitigen körperlichen oder psychischen<br />
Störung<br />
(nicht durch hirnorganischen Antriebsmangel oder Psychose bedingt)<br />
häufige Zusatzsymptome sind:<br />
Sprachretardierung<br />
(meist Stammeln, Dysgrammatismus, selten Stottern)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Intelligenzminderung (1/3 lernbehindert)<br />
psychische Auffälligkeiten<br />
(kontaktarm/ängstlich, selbstunsicher, sozialer Rückzug, enge<br />
Mutterbindung, eigenwillig-oppositionell, bockig, übernachhaltig)<br />
Kinderfehler (Einnässen, Nägelknappern, Daumenlutschen) und<br />
andere Verhaltensauffälligkeiten<br />
Beginn meist in der Kindheit<br />
(Maximum bei Kindergarten- bzw. Schuleintritt)<br />
Elektiver Mutismus<br />
Häufigkeit<br />
ca.
Elektiver Mutismus - Ätiologie<br />
phasenspezifische Neigung zu mutistischen Reaktionen (1. Trotzphase)<br />
Persönlichkeitsbesonderheiten<br />
(kontaktarm – selbstunsicher / eigensinnig – übernachhaltig)<br />
Konflikt<br />
(z. B. strenger, unnachgiebiger Vater, Überforderung bei niedrigem IQ, bei plötzlichem<br />
Beginn: akuter Konflikt)<br />
Frustrationen durch Sprachentwicklungsstörung<br />
Konfliktintoleranz durch hirnorganische Vorschädigung<br />
familiäre Besonderheiten<br />
(z. B. autistische, eigenbrötlerische, kontaktarme Familienatmosphäre und damit<br />
unzureichendes soziales Lernen, kontaktarme Wohngegend, familiäre Disharmonie,<br />
psychiatrische Erkrankungen der Eltern)<br />
Elektiver Mutismus<br />
- mehrdimensionale Therapie -<br />
persönlichkeitszentrierte Psychotherapie zur Angstreduktion<br />
und Kontaktförderung<br />
Verhaltenstherapie zur Symptomdurchbrechung<br />
(operante Konditionierung)<br />
Elternberatung/Elterntherapie<br />
Soziotherapie<br />
(Kindergarten, Schule, Freizeitaktivität, Kontakt zu Gleichaltrigen)<br />
(Psychopharmaka)<br />
Dysarthrien<br />
Typ<br />
myogene Dysarthrie<br />
peripher-neurogene D.<br />
bulbäre Dysarthrie<br />
suprabulbäre<br />
Dysarthrie<br />
extrapyramidale D.<br />
zerebelläre Dysarthrie<br />
Lokalisation<br />
Muskulatur<br />
Hirnnerven<br />
motorische Kerne<br />
im Hirnstamm<br />
motorische Kortex<br />
und/oder<br />
Pyramidenbahn<br />
Basalganglien<br />
Hirnstamm<br />
(N. niger)<br />
Kleinhirn<br />
progressive Muskeldystrophie,<br />
Polymyositis, Myasthenie<br />
Paresen von Hirnnerven (V/3, VII, IX, X,<br />
XII)<br />
spinale Muskelatrophie, Poliomyelitis,<br />
Enzephalitis, Tumoren, Syringobulbie,<br />
Gefäßstenosen<br />
Teilsymptom einer Spastik<br />
athetotisch<br />
choreatisch<br />
Besonderheiten<br />
hyperton-hyperkinetisch<br />
hypoton-hyperkinetisch<br />
Symptome: Ataxie – Tremor – Asynergie<br />
– Arhythmie<br />
Aphasien des Kindesalters<br />
vor dem 6. – 8. Lbj.<br />
bei lokalisierten Hirnerkrankungen treten eine<br />
Sprachregression bzw. ein Verstummen ein<br />
mit guter Rückbildungstendenz über die üblichen<br />
Stufen der Sprachentwicklung<br />
nach dem 6. – 8. Lbj.<br />
aphasische Bilder wie im Erwachsenenalter
F 80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie<br />
(Landau-Kleffner-Syndrom)<br />
F 80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie<br />
(Landau-Kleffner-Syndrom)<br />
Verlust der rezeptiven (und expressiven) Sprache bei<br />
erhaltener Intelligenz<br />
Spitzenpotentiale (vorwiegend perisylvisch) im EEG mit<br />
und ohne epileptische Anfälle (meist fokal komplexe Anfälle<br />
und/oder atypische Absencen)<br />
Erkrankungsbeginn im Alter von 3 bis 7 Jahren<br />
Fakultativ Verhaltens- und emotionale Störungen<br />
Häufigkeit: bislang etwa 200 Fälle beschrieben, oft unerkannt,<br />
Jungen/Mädchen = 2/1<br />
Ursache: ungeklärt<br />
(evtl. Störung der Hirnreifung durch epileptische Entladungen während<br />
der für die Sprachentwicklung sensiblen Phase?)<br />
Verlauf: wechselhaft mit Remissionen und Rezidiven, Rückbildung<br />
der Epilepsie spätestens in der Pubertät, nicht selten Persistenz<br />
der Sprachstörung<br />
Prognose: ungünstig bei frühem Beginn (vor dem 5. Lbj.) und spät<br />
einsetzender Therapie<br />
Literaturhinweise<br />
Therapie beim<br />
Landau-Kleffner-Syndrom<br />
logopädische Behandlung<br />
Antiepileptika (Mittel der 1. Wahl Sultiam)<br />
bei Therapieresistenz ACTH oder Kortikoide<br />
Suchodoletz, W. v. (2008). Sprech- und <strong>Sprachstörungen</strong>. In Petermann, F. (Hrsg.).<br />
Lehrbuch der Klinischen Psychologie. Hogrefe, Göttingen. S. 223-237<br />
Suchodoletz, W. v., Warnke, A. & Amorosa, H.: Umschriebene Artikulationsstörungen<br />
(F80.0) (Phonologische Störung). In: Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von<br />
psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Deutscher Ärzte-<br />
Verlag, Köln, (2007), 3. überarb. Aufl., S. 189-195<br />
Suchodoletz, W. v. & Amorosa, H. (2007): Stottern (Stammeln) (F98.5), Poltern (F98.6).<br />
In: Leitlinien … S. 393-407<br />
Amorosa, H., Endres, R., Kiefl. H. & Suchodoletz, W. v.: Umschriebene<br />
Entwicklungsstörungen der Sprache (F80.1, F80.2). In: Leitlinien … S. 197-206<br />
Suchodoletz, W. v. (2007): Prävention umschriebener Sprachentwicklungsstörungen. In:<br />
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Prävention von Entwicklungsstörungen. Hogrefe,<br />
Göttingen. S. 45-79<br />
Suchodoletz, W. v.: Zur Prognose von Kindern mit umschriebenen<br />
Sprachentwicklungsstörungen. In: Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Welche Chancen<br />
haben Kinder mit Entwicklungsstörungen? Hogrefe - Verlag für Psychologie,<br />
Göttingen, (2004) S. 155-203<br />
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Therapie von Sprachentwicklungsstörungen - Anspruch und<br />
Realität. Kohlhammer, Stuttgart, (2002)<br />
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Sprachentwicklungsstörung und Gehirn. Kohlhammer,<br />
Stuttgart (2001)