IKW 2011 im KKR Jülich HP - Kirchenkreis Jülich
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„Zusammen halten – Zukunft gewinnen“<br />
Interkulturelle Woche <strong>2011</strong> <strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Jülich<br />
Hückelhoven, 28. September: Tag der Akteure<br />
Christian Ehlers, Chef der Integrationsagentur <strong>im</strong> Diakonischen Werk des<br />
evangelischen <strong>Kirchenkreis</strong>es Jülich, konnte bei der Eröffnung der Interkulturellen<br />
Woche <strong>2011</strong> zahlreiche Gäste begrüßen. Im Interkulturellen<br />
Zentrum Hückelhoven hatten sich eingefunden Superintendent Pfarrer<br />
Jens Sannig als Schirmherr der Interkulturellen Woche, Landrat Stephan<br />
Pusch, der Hückelhovener Bürgermeister Bernd Jansen, der Geschäftsführer<br />
des Diakonischen Werkes <strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Jülich, Herbert Hamann,<br />
und viele andere mehr.<br />
Superintendent Sannig (4.v.l.) und Landrat Pusch<br />
(3.v.l.) <strong>im</strong> Kreise der Verantwortlichen für den<br />
„Tag der Akteure“<br />
Foto: dK<br />
Superintendent Sannig nannte als Grund und Antrieb für die Bemühungen<br />
um Aufnahme und Integration von Flüchtlingen die Gottesebenbildlichkeit<br />
aller Menschen. Sie sei der zentrale Punkt für die Begründung seiner einzigartigen<br />
Würde und der Unverletzlichkeit seiner menschlichen Rechte. In<br />
diesem Traditionszusammenhang stehe auch Artikel 1 Absatz 1 des deutschen<br />
Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu<br />
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Den<br />
vollständigen Text der Rede finden Sie auf unserer Homepage.)<br />
Landrat Stephan Pusch erteilte in seinem Grußwort allen rechtsextremen<br />
Gedanken und Aktivitäten eine deutliche Absage. Das werde auch in der<br />
Mitarbeit des Kreises Heinsberg <strong>im</strong> „Bündnis gegen Rechts“ deutlich. Er<br />
schlug regelmäßige Gespräche des Kreises mit den Kirchen und anderen in<br />
der Flüchtlingsarbeit Aktiven vor, um Probleme in diesem Bereich gemeinsam<br />
zu erkennen und zu lösen.<br />
Bürgermeister Bernd Jansen brachte die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung<br />
in Deutschland auf den Punkt: “Der Handwerksmeister der Zukunft<br />
ist ein Türke.“ Er sah die Stadt Hückelhoven <strong>im</strong> Blick auf die Integration<br />
ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger schon seit vielen Jahren<br />
gut aufgestellt.<br />
Eine Schülerin und ein Schüler der Hauptschule Hückelhoven drückten in<br />
zwei Gedichten aus, wie sich ein Flüchtling fühlt, der in eine völlig fremde<br />
Umgebung kommt und dort zurecht kommen muss. Die Vorstellung des<br />
„Sprintprojektes“ aus Aachen (Ausbildung von Sprach- und Integrations-
mittlern) und verschiedene Informationsstände von Akteuren in der Arbeit<br />
für Flüchtlinge und mit Flüchtlingen rundeten ein umfassendes Bild ab, das<br />
die Notwendigkeit und die Chancen einer Arbeit deutlich machte, deren<br />
Ziel die Integration von Menschen ist, die ihre He<strong>im</strong>at verlassen mussten,<br />
um zumeist dauerhaft in einem fremden Land zu leben.<br />
Und ein ganz wichtiger Aspekt bei allen Reden und Beiträgen war die Erkenntnis:<br />
Die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, brauchen<br />
nicht nur Hilfe – sie sind ein ungeheuer wichtiges Potential für unsere Gesellschaft.<br />
Jülich, 29. September: Der Bauingenieur aus dem Kongo und die<br />
Schülerinnen des Mädchengymnasiums Jülich<br />
Susanne Schechinger von der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes<br />
<strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Jülich hatte ins Dietrich-Bonheffer-Haus der Evangelischen<br />
Kirchengemeinde Jülich eingeladen. Und Schülerinnen des Kurses<br />
Evangelische Religion der Jahrgangsstufe 11 des Jülicher Mädchengymnasiums<br />
mit ihrem Lehrer, Pfarrer Dr. Udo Lenzig, waren der Einladung gefolgt.<br />
Mit dabei: zwei Damen des Arbeitskreises Asyl e. V. Jülich und Herr M.,<br />
Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo, seit 2001 in Deutschland.<br />
Der Stromausfall in Jülich an diesem Vormittag zwang zu einer Programmänderung:<br />
die geplanten Filme aus dem Internet konnten nicht gezeigt<br />
werden. Aber auch ohne dieses Medium entwickelte sich ein intensives<br />
Gespräch der Teilnehmenden.<br />
Susanne Schechinger informierte über Fluchtgründe (Verfolgung wegen<br />
Nationalität, Rasse, Religion oder Geschlecht), wie sie in der Genfer<br />
Flüchtlingskonvention festgehalten sind.<br />
Sie erklärte, warum die Zahl von Flüchtlingen in Deutschland sich zwischen<br />
den Jahren 1995 und <strong>2011</strong> drastisch verringert hat: Jeder Flüchtling<br />
kann nur in dem europäischen Land Asyl beantragen, in das er, aus seinem<br />
He<strong>im</strong>atland kommend, zuerst einreist („Dublin-II-Abkommen“ aus<br />
dem Jahr 2003). Und Deutschland ist nun einmal von vielen anderen Ländern<br />
umgeben, die man zuerst erreicht, bevor man hierher kommt – es<br />
sei denn, man gehört zu den wenigen die sich ein Flugticket leisten können.<br />
Die Schülerinnen erfuhren, dass <strong>im</strong> Mittelmeer allein in diesem Jahr schon<br />
über 1900 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen sind; dass weltweit<br />
43,7 Mio. Menschen auf der Flucht sind; dass Pakistan über 1,9 Millionen<br />
Flüchtlinge aufgenommen hat, der Iran und Syrien jeweils über 1 Million;
dass Kolumbien auf der Welt die meisten Binnenvertriebenen durch Landvertreibung<br />
wegen Drogenanbau aufzuweisen hat.<br />
Noch beeindruckender und bewegender aber als alle Zahlen und Statistiken<br />
war der persönliche Bericht, den Herr M. den Anwesenden gab. Er ist<br />
ausgebildeter Bauingenieur, hat sich nach dem Ende des Reg<strong>im</strong>es Mobutu<br />
politisch engagiert, weil er mit helfen wollte, eine neue, demokratische<br />
Gesellschaft in der Demokratischen Republik Kongo aufzubauen. Aber dem<br />
Reg<strong>im</strong>e Mobutu folgte statt einer Demokratie eine weitere Diktatur. Und<br />
Herr M. gehört leider zu den Menschen, die dem neuen Reg<strong>im</strong>e <strong>im</strong> Weg<br />
standen und deshalb verfolgt wurden. Um seine Gesundheit und sein Leben<br />
zu retten, musste er sein Land verlassen. Heute lebt der 47jährige mit<br />
seiner Familie <strong>im</strong> Kreis Düren. Er kann hier in seinem erlernten Beruf nicht<br />
arbeiten und hat deshalb zum Beispiel als Saisonarbeiter in einem bekannten<br />
Vergnügungspark sein Geld verdient. Seit drei Jahren ist er als<br />
Flüchtling anerkannt. Er vermisst seine He<strong>im</strong>at sehr, und zugleich leistet<br />
er große Anstrengungen, damit seine Familie und er eine bessere Zukunft<br />
haben. Sein ältester Sohn hat das Abitur bestanden und wird ein Studium<br />
aufnehmen.<br />
Zum Abschluss eines intensiven Vormittags stellten die Damen vom Arbeitskreis<br />
Pro Asyl<br />
ihre Arbeit vor. Sie leisten „Hilfe auf kleiner Flamme“, kümmern sich nicht<br />
zuletzt um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, übernehmen Vormundschaften,<br />
leisten vielfältige Hilfe vor Ort und suchen Menschen, die bei der<br />
Bewältigung der vielfältigen Aufgaben mit anpacken wollen.<br />
Die beiden Filme, die dem Stromausfall zum Opfer fielen, sind auf<br />
www.youtube.de unter den folgenden Titeln zu finden: 1) 25 Jahre Pro<br />
Asyl und 2) Campact: Infofilm Flüchtlingskinder <strong>2011</strong>.<br />
Hückelhoven-Millich, 30. September: UNHCR - Informationen aus<br />
erster Hand<br />
Saida Piecuch arbeitet <strong>im</strong> Migrationsfachdienst des Diakonischen Werkes<br />
des <strong>Kirchenkreis</strong>es Jülich. Sie hatte für ihre Veranstaltung in der Flüchtlingsunterkunft<br />
in Hückelhoven-Millich zunächst einen Film des UNHCR (United<br />
Nations High Commissioner for Refugees = Hoher Flüchtlingskommissar<br />
der Vereinten Nationen) mitgebracht. Die anwesenden Schülerinnen<br />
und Schüler der Hauptschule Hückelhoven und der Realschule Rathe<strong>im</strong><br />
hatten sich mit ihrer Lehrerin, Ellen Rams-Fischer (Hauptschule)<br />
bzw. ihrem Lehrer, Ulrich Krietenbrink (Realschule) auf diesen Vormittag<br />
gut vorbereitet.
Wer sind Flüchtlinge? Und wie ist es, ein Flüchtling zu sein? Diese beiden<br />
Fragen beantwortete der Film, indem er den Weg von Kindern und ihren<br />
Familien nachzeichnete. Und da wurde anschaulich und deutlich: Es ist<br />
hart und brutal, wenn Kinder ihre He<strong>im</strong>at verlassen müssen und sich in<br />
einem ganz fremden Land wieder finden.<br />
Da ist es gut, wenn es in dem Aufnahmeland Menschen gibt, die helfen.<br />
Die beistehen in den kleinen Dingen des Alltags. Die mitgehen zu einem<br />
Arzt- oder Behördenbesuch. Die Unterstützung leisten be<strong>im</strong> Erlernen der<br />
fremden Landessprache. Das sind Helferinnen und Helfer des UNHCR, wie<br />
<strong>im</strong> Film anschaulich gezeigt. Und das sind Menschen vor Ort wie in Hückelhoven<br />
und Heinsberg, in Jülich und Düren, die es sich zur Aufgabe<br />
gemacht haben, Flüchtlingen das Einleben leichter zu machen.<br />
Es ist eine kleine Minderheit, dann irgendwann in die He<strong>im</strong>at zurückkehren<br />
kann, weil sich die Verhältnisse dort zum Positiven verändert haben. Die<br />
meisten müssen dort bleiben, wohin sie ihre Flucht getrieben hat.<br />
Die Schülerinnen und Schüler waren be<strong>im</strong> Anschauen des Films hoch konzentriert<br />
und aufmerksam. Ein Zeichen, dass die Schicksale der Flüchtlingskinder<br />
sie berührten und bewegten.<br />
Und in anschließenden Gruppengesprächen mit jugendlichen Flüchtlingen<br />
sowie be<strong>im</strong> Besuch der Flüchtlingsunterkunft hatten sie Gelegenheit,<br />
hautnah zu erfahren, wie das ist, ein Flüchtling zu sein.<br />
Christian Ehlers (Integrationsagentur des Diakonischen Werkes), Christiane<br />
Müller (Leiterin der Hauptschule Hückelhoven) und Heinz-Josef Schmitz<br />
(Leiter des Sozialamtes Hückelhoven und Integrationsbeauftragter)<br />
konnten sich ein Bild davon machen, wie die Schülerinnen und Schüler in<br />
einer gut vorbereiteten und durchgeführten Veranstaltung mit dem Thema<br />
„Flüchtlinge“ in einer Weise befasst wurden, dass es sie berührte und sicherlich<br />
auch in den Alltag hinein begleiten wird.<br />
Informationen über die Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerkes, das seit 60<br />
Jahren mit inzwischen 6000 Mitarbeitenden in 100 Ländern arbeitet, finden<br />
sich <strong>im</strong> Internet unter www.unhcr.de.<br />
Johannes de Kleine<br />
Die Interkulturelle Woche<br />
ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie wird von den<br />
Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Ausländerbeiräten und<br />
Integrationsbeauftragten, Migrantenorganisationen und Initiativgruppen unterstützt<br />
und mitgetragen. An der Interkulturellen Woche beteiligen sich<br />
zahlreiche Gemeinden, Vereine, Vertreter von Kommunen und Einzelpersonen<br />
in mehr als 400 Städten, Landkreisen und Gemeinden mit rund 4000 Veranstaltungen<br />
zur Interkulturellen Woche.<br />
Bis heute ist das Eintreten für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen<br />
des<br />
Zusammenlebens von Deutschen und Zugewanderten ein Ziel der "Woche"<br />
geblieben. Aber<br />
auch durch Begegnungen und Kontakte ein besseres gegenseitiges Verständnis<br />
zu entwickeln<br />
und zum Abbau von Vorurteilen beizutragen, ist ein zentrales AnHegen der<br />
Initiative. Deshalb<br />
werden die Informationsveranstaltungen durch Feste und Begegnungen sowie<br />
Theater- und
Filmvorführungen und Lesungen von Künstlerinnen und Künstlern ergänzt.