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Software zur Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz

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<strong>Software</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ergonomie</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong><br />

In den vergangenen Jahren registrieren immer mehr Unternehmen<br />

Unfälle <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong>, die sich aus ständig wie<strong>der</strong>kehrenden und<br />

unergonomischen Arbeitsvorgänge ergeben. Deshalb ist <strong>der</strong> Aufwand<br />

groß um Produktionssequenzen zu entwickeln, bei denen die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Handgriffe sicher und effizient ausgeführt werden<br />

können. Trotz <strong>der</strong> Integration von Robotern und automatisierten<br />

Arbeitsabläufen für sich ständig wie<strong>der</strong>holende und teilweise nicht<br />

ungefährliche Aufgaben, bleibt ein Restrisiko. Jedes vierte Wie<strong>der</strong>hol-<br />

Trauma wird aus <strong>der</strong> Automobilindustrie gemeldet.<br />

Die ‚Small Car Group‘ (SCG) des größten Autoherstellers <strong>der</strong> Welt,<br />

General Motors, hat sich zum Ziel gesetzt, diese Statistik im postiven<br />

Sinne zu verän<strong>der</strong>n. Bereits 1996 unternahm GM die ersten Schritte<br />

<strong>zur</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ergonomie</strong>planung durch den Einsatz <strong>der</strong><br />

Planungssoftware ROBCAD/Man von Tecnomatix Technologies.<br />

Ausschlaggebend für den Einsatz war die Erfahrung von Tecnomatix<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> CAPE-<strong>Software</strong> und die Tatsache, dass das<br />

Unternehmen <strong>der</strong> führende Anbieter für <strong>Software</strong>tools für die digitale<br />

Fabrik ist. Mit ROBCAD/Man konnten die Ingenieure die Analyse von<br />

gegebenen Szenarien hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Ergonomie</strong> und<br />

Arbeitssicherheit durchführen und den ges<strong>am</strong>ten Fertigungsprozess,<br />

angefangen bei <strong>der</strong> Handhabung <strong>der</strong> Produktionsmittel bis zu den<br />

nötigen Arbeitsschritten bei manuellen Schweißarbeiten prüfen.<br />

Die ergonomische Anpassung <strong>der</strong> Arbeitsplätze und <strong>der</strong> ges<strong>am</strong>ten<br />

Produktion war vor dem Einsatz <strong>der</strong> <strong>Software</strong> ein langwieriger und<br />

aufwendiger Prozess. Mittels lebensgroßer Pappmenschen stellten<br />

die Mitarbeiter <strong>der</strong> Arbeitssicherheit bei GM die von <strong>der</strong> Fertigung<br />

gefor<strong>der</strong>ten Handgriffe physisch nach. In Checklisten wurden dann die<br />

verschiedenen Par<strong>am</strong>eter werden anschließend in Checklisten<br />

erfasst. Dazu gehören z.B. die benötigte Kraft bei bestimmten<br />

Tätigkeiten, vorhandene Abstände und Zwischenräume,<br />

Körperhaltung, Erreichbarkeit <strong>der</strong> Werkzeuge und Sichtbarkeit <strong>der</strong> zu<br />

bearbeitenden Stellen. Natürlich wurde die Anatomie des Menschen<br />

bedacht. Mit den unterschiedlich großen Dummys wurden<br />

entsprechende Produktionssequenzen durchgespielt, um eine<br />

optimale <strong>Ergonomie</strong> für kleine, großwüchsige und normal gebaute<br />

Menschen sicherzustellen. Wenn bestimmte Bewegungen sich als<br />

schwierig o<strong>der</strong> unsicher erwiesen, wurden diese auf <strong>der</strong> Checkliste<br />

vermerkt. Die <strong>Ergonomie</strong>ingenieure arbeiteten dann zus<strong>am</strong>men mit<br />

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den Konstruktionsingenieuren die notwendigen Än<strong>der</strong>ungen aus und<br />

passten die Produktion an die <strong>Ergonomie</strong>erfor<strong>der</strong>nisse an. Im<br />

Anschluß wurde die Testreihe mit den neuen Par<strong>am</strong>etern wie<strong>der</strong>holt,<br />

um die Ergebnisse zu überprüfen.<br />

Mit dem CAPE-Tool ROBCAD/Man lassen sich <strong>am</strong> Bildschirm<br />

Fertigungsabläufe virtuell nachbilden, die aktuellen<br />

Konstruktionsprozesse simulieren und darstellen und somit sichere<br />

und effiziente Arbeitsumgebungen schaffen. Dafür ist eine Bibliothek<br />

mit „virtuellen“ Menschen in ROBCAD/Man integriert, die sich in<br />

Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht und an<strong>der</strong>en anatomischen<br />

Eigenschaften unterscheiden. Deshalb lassen sich menschliche<br />

Bewegungen während <strong>der</strong> Fertigung <strong>am</strong> Monitor simulieren und<br />

analysieren und Mängel in <strong>der</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong>gestaltung schneller<br />

erkennen.<br />

„Ich kann ein menschliches Modell so progr<strong>am</strong>mieren, dass es genau<br />

das tut, was <strong>der</strong> Arbeiter in <strong>der</strong> Produktion auch tun muss. Ich kann<br />

prüfen, ob ein großer Mann o<strong>der</strong> eine beson<strong>der</strong>s kleine Frau für eine<br />

bestimmte Aufgabe geeignet sind, sich strecken, bücken o<strong>der</strong><br />

verdrehen müssen“ erklärt Lynne Klungle, Ingenieurin in <strong>der</strong> SC-<br />

Gruppe bei GM. „Ich kann mich vergewissern, dass die ges<strong>am</strong>te<br />

Produktion für alle Arbeiter sicher ist und unsere ergonomischen<br />

Richtlinien hinsichtlich Körperhaltung, Erreichbarkeit, und Sichtbarkeit<br />

erfüllt werden. Und das lange bevor die Konstruktionsmittel<br />

fertiggestellt wurden.“<br />

Seit dem Einsatz <strong>der</strong> <strong>Software</strong> hat sich die ergonomischen<br />

<strong>Arbeitsplatz</strong>gestaltung bei GM deutlich verbessert. Die Analyse und<br />

Anpassung <strong>der</strong> Arbeitssicherheit wurde genauer, weniger<br />

zeitaufwendig und insges<strong>am</strong>t viel einfacher. Anstatt wie bisher<br />

Par<strong>am</strong>eter zu schätzen, verwendet GM jetzt die offiziellen Richtlinien<br />

des „National Institute for Occupational Safety and Health“ (NIOSH) in<br />

Washington, um beispielsweise das zulässige Hebegwicht für Arbeiter<br />

festzulegen.<br />

Durch den Einsatz <strong>der</strong> <strong>Software</strong> ließen sich verschieden Vorteile<br />

erzielen. So konnte beispielsweise die Simulation eines<br />

Versiegelungsprozesses innerhalb einer Woche von einer Person<br />

durchgeführt werden. Die Zahl <strong>der</strong> kostenintensiven Prototypen und<br />

Dummys wurde reduziert und zudem müssen weniger menschliche<br />

„Akteure“ die Produktion „testen“. Die Produktion kann schneller und<br />

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einfacher geän<strong>der</strong>t und den <strong>Ergonomie</strong>anfor<strong>der</strong>ungen angepasst<br />

werden. Und die Gesundheit <strong>der</strong> Arbeiter wird allgemein verbessert<br />

und durch eine verbesserte Arbeitssicherheit wird eine höhere<br />

Effizienz garantiert.<br />

„Durch den Einsatz von ROBCAD/Man sind wir in <strong>der</strong> Lage, das<br />

Entladen von Teilen aus Kisten zus<strong>am</strong>men mit den ausführenden<br />

Arbeitern zu simulieren. Wir sehen sofort, wie weit sich eine Person<br />

bücken o<strong>der</strong> strecken muss und können dann das zulässige<br />

Hebegewicht berechnen, genauso wie die Hebefrequenz o<strong>der</strong> die<br />

notwendigen Bewegungen beim Tragen,“ ergänzt Klungle. „Wenn<br />

irgendeine Bewegung eine zu hohe Belastung bedeutet, wird dies<br />

entsprechend angezeigt. Wir können dann den Prozess optimieren,<br />

indem wir beispielsweise die Kisten auf eine an<strong>der</strong>e Höhe<br />

transportieren o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Werkzeuge verwenden.“<br />

Eine <strong>der</strong> Anwendungen, die mit ROBCAD/Man durchgeführt wurde,<br />

war das Versiegeln eines Radkastens. Durch die Analyse mit <strong>der</strong><br />

<strong>Software</strong> wurde die benötigte Höhe <strong>der</strong> Fertigungslinie so angeordnet,<br />

dass eine gute Zugänglichkeit und Sichtbarkeit <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Arbeitspunkte möglich war. Ohne den Einsatz <strong>der</strong> <strong>Software</strong> hätte man<br />

wie<strong>der</strong> entsprechende Dummys anfertigen müssen, um die richtige<br />

Höhe durch Versuche herauszubekommen. Ein Prozess <strong>der</strong><br />

aufwendig und langwierig ist. Mit <strong>der</strong> <strong>Software</strong> hingegen war es dem<br />

Unternehmen möglich, die Versiegelung ohne den Einsatz von<br />

physikalischen Prototypen optimal zu planen. Die Simulation und<br />

Analyse <strong>der</strong> verschiedenen Szenarien wurde von einer einzigen<br />

Person in weniger als einer Woche komplettiert.<br />

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