22.03.2014 Aufrufe

Leitlinie "Kolorektales Karzinom" - Die Deutsche Krebsgesellschaft

Leitlinie "Kolorektales Karzinom" - Die Deutsche Krebsgesellschaft

Leitlinie "Kolorektales Karzinom" - Die Deutsche Krebsgesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

27<br />

<strong>Leitlinie</strong><br />

misiert oder erhielten Capecitabin als Monotherapie (1004 Patienten)<br />

jeweils über eine Zeit von 24 Wochen (X-ACT Studie).<br />

Das primäre Studienziel mit dem Nachweis, dass Capecitabin<br />

im krankheitsfreien Überleben mindestens gleichwertig zum<br />

Mayo-Schema ist, wurde erreicht. <strong>Die</strong> Analyse zeigte einen<br />

Trend zugunsten eines überlegenen krankheitsfreien Überlebens<br />

mit Capecitabin (HR 0,87; 95% CI: 075 – 1,00; p = 0,05).<br />

Auch das Gesamtüberleben unterschied sich nicht signifikant,<br />

mit einem Trend zur Überlegenheit von Capecitabin (81,3 vs.<br />

75,6% p = 0,05) [575].<br />

Auch wenn in einer randomisierten Studie UFT + Folinsäure<br />

versus 5-FU/FS [576] kein Unterschied im Gesamtüberleben<br />

und im krankheitsfreien Überleben bestand und in einer japanischen<br />

Metaanalyse von drei Studien sogar ein signifikanter<br />

Vorteil für Gesamtüberleben und DFS erreicht werden konnte<br />

[577], wird UFT aktuell nicht empfohlen, da es keine Zulassung<br />

zur adjuvanten Chemotherapie des Kolonkarzinoms in<br />

Deutschland besitzt.<br />

E Infusionales 5-FU/Folinsäure<br />

E LV5FU2<br />

z.B. Folinsäure (FS) (200 mg/m 2 als 2-h-Infusion, Tag 1 und<br />

2) plus 5-FU (400 mg/m 2 als Bolus, danach 600 mg/m 2 als<br />

22-h-Infusion; Tag 1 und 2)<br />

1 Zyklus umfasst 2 Wochen, insgesamt 12 Zyklen<br />

E 5-FU/Folinsäure-Schema<br />

z.B. Folinsäure (FS) (500 mg/m 2 als 1 – 2-h-Infusion) plus<br />

5-FU (2600 mg/m 2 als 24-h-Infusion) 1 ” pro Woche über<br />

6 Wochen (Tag 1, 8, 15, 22, 29, 36). Erneuter Beginn der<br />

Therapie in Woche 8 (Tag 50). Insgesamt 3 Zyklen<br />

E vençse 5-FU Dauerinfusion (PVI)<br />

z.B. 5-FU als Dauerinfusion über insgesamt 12 Wochen<br />

(300 mg/m 2 /Tag)<br />

Hintergrund<br />

Im Vergleich zu den Bolusschemata zeigen mehrere Therapiestudien<br />

mit unterschiedlicher infusionaler Applikationsform<br />

keinen Unterschied zu der Bolusgabe von 5-FU/FS bezüglich<br />

des krankheitsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens.<br />

Das deutlich bessere Toxizitätsprofil spricht jedoch eindeutig<br />

für die infusionale Applikation [578*, 579*, 580, 581]. Ein Vergleich<br />

von 12 Wochen Therapie mit der „protracted venous infusion“<br />

(PVI) von 5-FU (300 mg/m 2 pro Tag) gegen ein 6-monatiges<br />

MAYO-Schema zeigte keinen signifikanten Unterschied<br />

im rezidivfreien Überleben (RFS) und im Gesamtüberleben bei<br />

geringerer Toxizität von PVI 5-FU [582]. Der Beginn der adjuvanten<br />

Chemotherapie innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen<br />

nach Operation zeigte einen signifikanten Überlebensvorteil<br />

[583]. <strong>Die</strong> optimale Dauer der Chemotherapie beträgt 6<br />

Monate [580, 584, 585].<br />

Stadium II<br />

Empfehlung<br />

Sollte bei Patienten mit Stadium-II-Tumoren eine adjuvante Chemotherapie<br />

durchgeführt werden, kçnnen Fluoropyrimidine als<br />

Monotherapie eingesetzt werden.<br />

Empfehlungsgrad: 0, Evidenzstärke: 1, starker Konsens.<br />

Hintergrund<br />

Siehe VI.1.4. UICC-Stadium II.<br />

VI.2. Perioperative Therapie beim Rektumkarzinom<br />

VI.2.1. Obligate prätherapeutische Diagnostik<br />

E rektal-digitale Austastung<br />

E starre Rektoskopie<br />

E Biopsie mit histopathologischer Aufarbeitung<br />

E Endosonografie und hochauflçsendes Becken-MRT oder Multislice-Becken-CT<br />

E Koloskopie (Ausschluss von Zweittumoren im Darm)<br />

E CT-Abdomen, Rçntgen-Thorax, ggf. CT-Thorax bei V.a. Lungenmetastasen<br />

E Labor: CEA, LDH, AP, absolute Leukozytenzahl<br />

Hintergrund<br />

Mit der digital rektalen Untersuchung lassen sich Tumoren im<br />

unteren Rektumbereich tasten. Dabei soll die Grçße des Tumors,<br />

seine exakte Lage, Verschieblichkeit und Ausbreitung bestimmt<br />

werden. Hierauf beruht das klinische Staging (KS) nach<br />

Mason (KS I: gut beweglich, KS II: beweglich, KS III: wenig beweglich,<br />

KS IV: fixiert). <strong>Die</strong> Rektoskopie gestattet die Beurteilung<br />

der distalen 15 – 20 cm des Rektosigmoids. Sie dient nicht<br />

nur der genauen Hçhenlokalisation (gemessen mit einem starren<br />

Rektoskop von der Anokutanlinie) und makroskopischen<br />

Beurteilung des Tumors, sondern ermçglicht auch die Biopsie<br />

und histologische Sicherung. <strong>Die</strong> Eindringtiefe von Tumoren in<br />

die Darmwandschichten (insbesondere Differenzierung von T1-<br />

versus T2-Tumoren), der Befall unmittelbar perirektal liegender<br />

Lymphknoten und die Einbeziehung des Sphinkterapparats<br />

kçnnen mithilfe der Endosonografie beurteilt werden [586].<br />

<strong>Die</strong>se Untersuchungstechnik kommt daher insbesondere zur<br />

Planung eingeschränkter Operationstechniken (lokale Exzision<br />

bei Low-Risk-T1-Tumoren), moderner kontinenzerhaltender<br />

Operationen bei fehlendem Sphinkterbefall sowie zur Indikationsstellung<br />

der neoadjuvanten Radio- oder Radiochemotherapie<br />

zum Einsatz (Indikation bei uT3/4 oder uN+). Hochauflçsende<br />

MRT-Untersuchungen oder Multislice-CT des Beckens<br />

sind insbesondere bei Verdacht auf Infiltration von Nachbarstrukturen<br />

indiziert, eventuell ergänzt durch eine gynäkologische<br />

Untersuchung bei fraglichem Befall der Vagina, des Uterus<br />

und der Adnexe oder eine Zystoskopie bei Verdacht auf Harnblasenbefall.<br />

<strong>Die</strong> hochauflçsende Dünnschicht-MRT (mit Body-<br />

Array-Spule) erlaubt mit hoher Genauigkeit die Darstellung der<br />

mesorektalen Faszie und den Abstand des Tumors vom Rand<br />

des Mesorektums [587]. Patienten, bei denen Tumorgewebe<br />

bis 1 mm oder weniger vom zirkumferenziellen Resektionsrand<br />

(CRM) entfernt ist oder letzteren befallen oder durchbrochen<br />

hat, haben auch nach optimierter Chirurgie mit totaler Mesorektumentfernung<br />

ein wesentlich hçheres Rezidivrisiko. Nach<br />

prospektiven Beobachtungsdaten der MERCURY Study Group<br />

ist die hochauflçsende Dünnschicht-MRT in der Lage, die Infiltration<br />

des Tumors ins perirektale Fettgewebe sowie einen freien<br />

mesorektalen Resektionsrand (definiert als CRM > 1 mm) mit<br />

hoher Genauigkeit vorherzusagen [588]. Einzelne Studiengruppen<br />

und Zentren schränken die Indikation zu einer präoperativen<br />

Radiotherapie oder Radiochemotherapie auf Patienten mit<br />

Tumoren ein, die auf Grundlage der MRT mehr als 5 mm ins perirektale<br />

Fettgewebe oder bis 1 mm an den zirkumferenziellen<br />

Resektionsrand heranreichen [589, 590]. <strong>Die</strong>ses selektive Vorgehen<br />

muss in weiteren (randomisierten) Studien geprüft werden.<br />

<strong>Die</strong> MRT-Untersuchung ist für die weitere Therapieentscheidung<br />

zielführend, wenn zwischen einer präoperativen<br />

Kurzzeitbestrahlung und einer Radiochemotherapie bei Tumoren<br />

mit Ausbreitung bis nahe des zirkumferenziellen Resekti-<br />

Schmiegel W et al. S3-<strong>Leitlinie</strong> „<strong>Kolorektales</strong> Karzinom“… Z Gastroenterol 2008; 46: 1 –73<br />

Gastro 0808 · Artikel ZfG-695-Sonder, 30.9.08 · Reemers Publishing Services GmbH

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!