Leitlinie "Kolorektales Karzinom" - Die Deutsche Krebsgesellschaft
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<strong>Leitlinie</strong><br />
II.3.5. Radiologische Verfahren<br />
Empfehlung<br />
Weder die CT-Kolonografie noch die MRT-Kolonografie kçnnen<br />
derzeit außerhalb von Studien für das Screening in der asymptomatischen<br />
Bevçlkerung empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 2b, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Für den Einsatz der MRT-Kolonografie existieren keine Studien<br />
(Flächen-/Feldversuche) in der asymptomatischen Bevçlkerung.<br />
Nur wenige Studien befassen sich mit der Untersuchung asymptomatischer<br />
Personen mittels CT-Kolonografie. <strong>Die</strong> vorliegenden<br />
Daten zeigen für beide Untersuchungen eine niedrige Sensitivität<br />
für kleine (< 10 mm) Polypen. Flache Polypen kçnnen nicht<br />
erfasst werden. Beide Methoden sind nicht standardisiert und<br />
die Angaben zur Sensitivität widersprüchlich, sodass ihr Einsatz<br />
als Screeningmethode außerhalb von Studien derzeit nicht empfohlen<br />
werden kann [116–124].<br />
Ein Einsatz bei inkompletter Koloskopie ist denkbar, hierzu gibt<br />
es keine Studien.<br />
II.4. Kosteneffektivität<br />
Sowohl FOBT als auch Sigmoidoskopie, Koloskopie und die Kombination<br />
aus Sigmoidoskopie und FOBT gelten als kosteneffektiv (im<br />
Vergleich zu Screeningverfahren anderer Zielkrankheiten).<br />
Evidenzstärke: 4.<br />
Hintergrund<br />
Prospektive Studien zur Kosteneffektiviät der verschiedenen<br />
KRK-Vorsorgeverfahren existieren nicht. Mathematische Modellrechnungen<br />
legen nahe, dass Koloskopie, Sigmoidoskopie<br />
und FOBT kosteneffektiv sind [125–133].<br />
III. Themenkomplex III: Risikogruppen (2004)<br />
!<br />
III.1. Sporadisches kolorektales Karzinom<br />
III.1.1. Risikogruppen<br />
III.1.2. Primärprävention<br />
III.1.3. Vorsorgeuntersuchungen<br />
III.2. Hereditäre Kolorektale Karzinome<br />
III.2.1. Risikogruppen<br />
III.2.2. Vorsorgeuntersuchungen<br />
III.3. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen<br />
III.3.1. Risikogruppen<br />
III.3.2. Primärprävention<br />
III.3.5. Vorsorgeuntersuchungen<br />
Personen, die aufgrund einer besonderen Prädisposition ein erhçhtes<br />
Risiko für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms<br />
im Vergleich mit der Normalbevçlkerung aufweisen, gehçren in<br />
der Regel zu einer von drei definierten Risikogruppen:<br />
E Personen mit einem familiär gesteigerten (genetische Grundlage<br />
z.Zt. noch nicht bekannt) Risiko für ein kolorektales Karzinom.<br />
E Nachgewiesene oder mçgliche Anlageträger für ein hereditäres<br />
kolorektales Karzinom.<br />
E Risikopersonen auf dem Boden einer chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankung.<br />
III.1. Sporadisches kolorektales Karzinom<br />
III.1.1. Risikogruppen<br />
Verwandte von Patienten mit kolorektalem Karzinom<br />
Verwandte ersten Grades von Patienten mit einem kolorektalen<br />
Karzinom haben ein erhçhtes Risiko, ebenfalls an einem kolorektalen<br />
Karzinom zu erkranken.<br />
Evidenzstärke: 2a.<br />
Verwandte zweiten Grades haben ein gering erhçhtes Risiko, an einem<br />
kolorektalen Karzinom zu erkranken.<br />
Evidenzstärke: 2b.<br />
Hintergrund<br />
Für Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) ist<br />
das mittlere Risiko 2- bis 3-fach erhçht. Eine weitere, 3- bis<br />
4-fache Risikosteigerung besteht, wenn bei dem Indexpatienten<br />
das kolorektale Karzinom vor dem 60. Lebensjahr aufgetreten<br />
ist und/oder mehr als ein Verwandter ersten Grades<br />
von einem KRK betroffen ist [134–146]. In der Altersgruppe<br />
< 50 Jahren befinden sich allerdings auch bislang unentdeckte<br />
hereditäre Kolonkarzinome (z. B. HNPCC; s.u.). Das Risiko ist<br />
für das Kolon- im Vergleich zum Rektumkarzinom hçher (relatives<br />
Risiko 2,4 vs. 1,9). Für erstgradige Verwandte von betroffenenen<br />
Patienten kann das KRK-Risiko weiter aufgeteilt<br />
werden. So ist das Risiko für die Geschwister etwa 2,5-fach<br />
hçher als für die Kinder. Ist der Indexpatient nach dem 60.<br />
Lebensjahr erkrankt, ist das KRK-Risiko für die erstgradig Verwandten<br />
nur noch gering erhçht [135].<br />
Verwandte zweiten Grades (Großeltern, Geschwister der Eltern,<br />
Enkel) von Patienten mit kolorektalen Karzinomen haben ein<br />
leicht erhçhtes Karzinomrisiko (RR 1,5); dieses ist aber derzeit<br />
nur unzureichend untersucht und bisher nicht in der Praxis verifiziert<br />
[134, 137, 138, 147, 148]. Für Verwandte dritten Grades<br />
von Patienten mit kolorektalen Karzinomen ist kein erhçhtes<br />
Karzinomrisiko anzunehmen.<br />
Verwandte von Patienten mit kolorektalem Adenom<br />
Empfehlung<br />
Verwandte ersten Grades von Patienten, bei denen ein kolorektales<br />
Adenom vor dem 50. Lebensjahr nachgewiesen wurde, haben<br />
ein erhçhtes Risiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken.<br />
Evidenzstärke: 2b.<br />
Hintergrund<br />
Das Risiko dieser Verwandten, ein kolorektales Karzinom zu entwickeln,<br />
ist im Mittel etwa 2-fach gegenüber der Allgemeinbevçlkerung<br />
gesteigert [135, 138, 149 – 152]; es besteht ein 80%<br />
hçheres Risiko bei Eltern und Geschwistern von Adenom-Patienten<br />
im Vergleich mit deren Lebenspartnern [149]. Auch hier<br />
ist die Risikohçhe vom Alter des Indexpatienten abhängig: Ist<br />
dieser jünger als 60 Jahre, ist das mittlere Risiko nur leicht erhçht,<br />
ist er jünger als 50 Jahre, ist das Risiko ca. 4,4-fach erhçht<br />
[150]. Ist der Indexpatient älter als 60 Jahre, ist das kolorektale<br />
Karzinomrisiko nicht mehr statistisch signifikant erhçht.<br />
Aufgrund der Datenlage gibt es keine Evidenz, dass Verwandte<br />
von Patienten, bei denen ein hyperplastischer Polyp nachgewiesen<br />
wurde, ein erhçhtes Risiko haben, an einem kolorektalen<br />
Karzinom zu erkranken. Eine Ausnahme ist die sehr seltene<br />
hyperplastische Polyposis (s. unter hamartomatçse Polyposis-<br />
Syndrome).<br />
Schmiegel W et al. S3-<strong>Leitlinie</strong> „<strong>Kolorektales</strong> Karzinom“… Z Gastroenterol 2008; 46: 1 –73<br />
Gastro 0808 · Artikel ZfG-695-Sonder, 30.9.08 · Reemers Publishing Services GmbH