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Zwischen Aufklärung und Agitation<br />

Pierre Augustin Caron (1732 – 1799), Sohn eines Uhrmachers, entwickelte<br />

sich zu einem Meister des väterlichen Metiers, machte<br />

eine seiner adeligen Kundinnen zu seiner Geliebten, überredete<br />

deren Ehemann, ihm eines seiner beiden Hofämter zu verkaufen,<br />

heiratete nach dessen Tod die Witwe und nannte sich nach ihrem<br />

baldigem Ableben nach dem Gut der Verstorbenen: Monsieur de<br />

Beaumarchais. In den Jahren von 1760 bis 1764 war er Musiklehrer<br />

und Günstling der französischen Prinzessin am Hofe Ludwigs<br />

XV. Das Finanzgenie Pâris-Duverney wurde auf ihn aufmerksam<br />

und Beaumarchais knüpfte die Bande zwischen dem Financier<br />

und dem königlichen Hof. Schließlich wurde er Vertrauter, letztlich<br />

Nachfolger Pâris-Duverneys, der 1770 starb. Beaumarchais’<br />

Ansprüche wurden angefochten. Man prozessierte gegen ihn<br />

wegen Unterschriftenfälschung, Unterschlagung und Korruption.<br />

1771 weckte er schlafende, ihm feindlich gesonnene Löwen: Als<br />

er die Mätresse des Duc de Chaulnes vor dessen Gewalttätigkeiten<br />

schützen wollte, führte das zu seiner Inhaftierung. Seine ehemaligen<br />

adligen Gönner ließen ihn im Stich. Nachdem auch der<br />

zweite Prozess verloren war, ging er – der bürgerlichen Ehrenrechte<br />

verlustig – als königlicher Geheimagent nach England und<br />

Deutschland, betätigte sich als Waffenlieferant im amerikanischen<br />

Befreiungskrieg, etablierte sich, nach der Aufhebung des<br />

Haftbefehls, als führende Handelsmacht in Frankreich. Der Autor<br />

des Figaro: ein Unternehmer, Spekulant, Abenteurer, Emporkömmling<br />

und Finanzmagnat.<br />

Von Beaumarchais’ Dichtungen ist heute vor allem die Figaro-<br />

Trilogie bekannt, und auch hier führt neben Le barbier de Seville<br />

ou La précaution inutile (Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose<br />

Vorsicht, 1775) und La folle journée ou Le mariage de Figaro<br />

(1778/1784) das abschließende Stück L’autre Tartuffe ou La Mère<br />

coupable (Ein zweiter Tartuffe oder Die Schuld der Mutter, 1792)<br />

ein Schattendasein. Mit dem Barbier setzte der Erfolg des Schriftstellers<br />

Beaumarchais ein. Der wirklich große Coup gelang ihm<br />

mit dem »Figaro«, auch wenn dem Stück ein Stein nach dem<br />

anderen in den Weg gelegt wurde. Denn selbst wenn der Autor<br />

vermerkte, das Stück spiele »im Schloß von Aguas-Frescas, drei<br />

Meilen von Sevilla entfernt«, verwundert es nicht, dass Ludwig<br />

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