23.03.2014 Aufrufe

Download PDF - Kölner Philharmonie

Download PDF - Kölner Philharmonie

Download PDF - Kölner Philharmonie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

XVI. die Aufführung zunächst untersagte. Sie wäre, so der König,<br />

»eine große Inkonsequenz, wenn man nicht vorher die Bastille<br />

niederreißen ließe.« Beaumarchais wusste die Empörung zu<br />

schüren mit der Erregung über einen Stand, der sich sogar auf<br />

ein Entjungferungsrecht berufen konnte. Heute weiß man, dass<br />

dieses »ius primae noctis« juristisch nicht wirklich nachweisbar<br />

ist. Paris kannte die Komödie von der ersten Vorlesung an, mit<br />

der Beaumarchais am 29. September 1781 vor die Schauspieler<br />

der Comédie française trat. Weitere Lesungen – in adligen<br />

Salons! – folgten. Unaufhaltsam kursierten zahlreiche Abschriften.<br />

Der Ansturm des Publikums auf die letztlich doch freigegebene<br />

Uraufführung am 27. April 1784 in der Comédie française<br />

war enorm. Der Abend wurde zu einem Event mit gefährlicher<br />

Grundstimmung. Das Stück war nun in aller Munde. Und nicht<br />

nur in Frankreich.<br />

Schikaneders Revanche?<br />

Schon nach einem Jahr, am 3. Mai 1785, ging Der tolle Tag oder<br />

Die Hochzeit des Figaro am Mannheimer Hof- und Nationaltheater<br />

über die Bühne. Fast hätte diese deutschsprachige Erstaufführung<br />

in der Kaiserstadt Wien am 3. Februar 1785 stattgefunden.<br />

Und das keineswegs an einem Volkstheater in der<br />

Vorstadt. Es war das k. k. Hoftheater nächst dem Kärntnertore,<br />

verpachtet an die Schauspieltruppe von Emanuel Schikaneder,<br />

die Beaumarchais’ Stück in der Übersetzung von Johann Rautenstrauch<br />

einstudiert hatte. Ein grundsätzliches Einverständnis<br />

der Zensur musste also bereits erwirkt worden sein. Denn erst<br />

in letzter Sekunde schaltete sich dann doch der Kaiser ein: »Ich<br />

vernehme«, schrieb Joseph II. am 31. Januar 1785 an seinen Polizeiminister,<br />

»daß die bekannte Komedie le Mariage de Figaro in<br />

einer deutschen Übersetzung für das Kärntnerthortheater angetragen<br />

seyn solle; da nun dieses Stück viel Anstößiges enthält;<br />

so versehe Ich mich, daß der Censor solches entweder ganz<br />

verwerfen, oder doch solche Veränderungen darin veranlassen<br />

werde, daß er für die Vorstellung dieser Piece und den Eindruck,<br />

den sie machen dürfte, haften werde können.« Der Kaiser<br />

sprach kein ausdrückliches Verbot aus. Er machte vielmehr den<br />

Zensor haftbar für die Auswirkungen des Theaterabends. Dem<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!