Evolution
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06.10.2011<br />
<strong>Evolution</strong><br />
Änderung des Genbestandes einer Art in<br />
der Generationenfolge<br />
Art –Species<br />
Potenzielle Fortpflanzungsgemeinschaft<br />
Definition der Art (Species) von Carl v. Linne<br />
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06.10.2011<br />
Indizien der <strong>Evolution</strong><br />
Befunde der vergleichenden Anatomie und Physiologie<br />
(Embryologie, Paläontologie = Lehre von ausgestorbenen Tieren,<br />
Zoogeographie)<br />
abgestufte Ähnlichkeit<br />
Merkmale bei Organismen treten nicht in beliebiger Kombination auf<br />
gruppenspezifische Muster (abgestufte Ähnlichkeit)<br />
Interpretation als phylogenetische Verwandtschaft<br />
Grundlage für Klassifikation mit Hierarchien und System<br />
Vergleich der Merkmale zwischen den Organismen nach bestimmten Kriterien<br />
Indizien der <strong>Evolution</strong><br />
1. Abgestufte Ähnlichkeit<br />
Homologie<br />
Analogie<br />
eine<br />
Ausgangsform<br />
Merkmalsherkunft<br />
unterschiedliche<br />
Ausgangsformen<br />
variabel<br />
Form und Funktion<br />
gleich<br />
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Vergleich der Merkmale zwischen<br />
Organismen<br />
Homologie<br />
= dasselbe Organ bei<br />
verschiedenen Tieren in<br />
Variationen (Form u. Funktion)<br />
Ein Merkmal bei verschiedenen<br />
Organismen geht auf dasselbe<br />
Merkmal einer gemeinsamen<br />
Ausgangsform zurück.<br />
Analogie<br />
Unterschiedliche Organe üben<br />
gleiche Funktion aus.<br />
Orang Utan<br />
(Pongo)<br />
Gorilla<br />
(Gorilla)<br />
Schimpanse<br />
(Pan)<br />
Mensch<br />
(Homo)<br />
M1…Verschmelzung zweier Handwurzelknochen<br />
M2…Knöchelgang<br />
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Phylogenetische Systematik<br />
Methode der biologischen Systematik in der <strong>Evolution</strong>sbiologie<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
System der Organismen ausschließlich auf der Basis<br />
phylogenetischer Verwandtschaft<br />
Merkmalsvergleiche anhand morphologischer Strukturen,<br />
physiolog. Prozesse, von Verhaltensabläufen und/oder<br />
molekularen Mustern (heute wichtig)<br />
eine monopyhletische Gruppe enthält alle Nachfahren<br />
einer Stammart, aber keine Arten, die nicht Nachfahren<br />
dieser Stammart sind<br />
Aufstellen von Kladogrammen (griech. Zweig)<br />
Molekulare Merkmalsvergleiche I<br />
Aminosäuresequenzen von Proteinen zur Genomanalyse<br />
Substitutionsraten für best. Proteine<br />
Erkennen der genetischen Distanz zw. Arten Stammform über<br />
Zwischenstufen bis hin zum Haustier<br />
Substitutionsrate gibt nicht die Mutationsrate wieder, nur aktuelle<br />
Erfassung der Substitutionen, die im Genpool der heutigen Arten<br />
existieren<br />
keine Erfassung von Rückmutationen oder Mehrfachmutationen<br />
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Molekulare Merkmalsvergleiche II<br />
Unterschiede in den molekularen <strong>Evolution</strong>sraten beruhen auf<br />
unterschiedlichen Selektionsverhältnissen<br />
Gegenstand der Untersuchung<br />
a) Genprodukt (Protein)<br />
b) Gen selbst<br />
zu b) mittels Sequenzanalyse sind Mutationen zu erkennen<br />
Möglichkeit DNA Sequenzen als hypothetischen Stammbaum<br />
darzustellen (da Nucleotidsubstitutionsraten für jedes Gen<br />
annähernd gleich)<br />
erkennbar, wann reproduktive Isolation eingetreten sein kann<br />
Untersuchung meist an mitochondrialer DNA<br />
bei Säugern hohe Sub.‐rate zeitl. Präzise Aussagen für Stammbaum<br />
mögl.<br />
Vorteil, dass mitochondriale DNA nur mütterl. vererbt wird und so<br />
Rekombinationsrate eingeschränkt ist<br />
Historische Abfolge<br />
ständiger Auf‐ und Abbau 90% ae aller Arten bereits e wieder ausgestorben<br />
5 Perioden von Massenaussterben<br />
vor 450 Mio. Jahren Ordivizium<br />
350 Mio. Jahren Oberdevon<br />
235 Mio. Jahren Perm<br />
190 Mio. Jahren Trias<br />
65 Mio. Jahren Übergang Kreide zu Tertiär<br />
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Paläontologie<br />
Paläontologie als die Lehre vom alten Seienden (Radio Carbon Methode)<br />
Bedeutung<br />
• Ähnlichkeiten fossiler Funde schwindet mit<br />
zunehmendem Abstand zur Gegenwart<br />
• Rezente Arten erst seit Pleistozän (2 Mio. Jahre)<br />
• Fossilfunde geben Aufschluss über die Organisation der<br />
Arten und Organismen (von fossilen auf rezente Arten<br />
schließen)<br />
Bsp.: Archaeopteryx<br />
Neueste Erkenntnisse belegen, dass der<br />
Archeopteryx nicht das Bindeglied zwischen<br />
Vögeln und Landtieren ist.<br />
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Radiation<br />
rasche, fortgesetzte Artaufspaltung aus einer<br />
Stammform, wo Habitate mit unterschiedlichen<br />
ökologischen Möglichkeiten erschlossen werden<br />
adaptive Radiation<br />
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Geographische Verbreitung<br />
von einer Stammformation ausgehend haben sich verschieden Inselpopulationen<br />
gebildet geograph. Hindernisse (Flüsse, Ozeane, Gebirge) verhindern Austausch<br />
genetischer Information<br />
Vordringen in anderes Gebiet wird als endemisches Vorgehen bezeichnet<br />
Beispiele<br />
Lemuren auf Madagaskar und Darwinfinken auf Galapagos,<br />
Wildkaninchen, Zebras, Fruchtfliegen<br />
Lemuren nur auf Madagaskar, sonst verdrängt<br />
Finken ausgehend von einer Art Differenzierung hinsichtlich<br />
Nahrungsaufnahme 14 Arten<br />
Fruchtfliegen durch kurzes Generationsintervall gut geeignet für<br />
Experimente<br />
Sinn <br />
durch Auswandern dem hohen Selektionsdruck durch die<br />
Populationsdichte entgehen<br />
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2. Mechanismen der <strong>Evolution</strong><br />
<strong>Evolution</strong> als Änderung des Genbestandes einer Art in der Generationenfolge<br />
<br />
Änderung erfolgt in einer Weise, dass die Träger der Gene<br />
jeweils optimal an ihre ökologische Nische angepasst sind<br />
Phänotyp = Umwelt + Genetik<br />
<br />
Ist eine Art optimal an die Gegebenheiten angepasst<br />
(im Gleichgewicht), gibt sie ihre Gene weiter –die Art hat<br />
Bestand<br />
Unangepasste Art stirbt aus und Gene gehen verloren<br />
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2.1 Selektionstheorie<br />
Basis ist große Nachkommenzahl ökologische Konkurrenz<br />
Varianz der Nachkommen ermöglicht natürliche Selektion<br />
Vorteil der geschlechtl. Fortpflanzung<br />
Mutation:<br />
Rekombination:<br />
Migration:<br />
Selektion:<br />
Genet. Drift:<br />
immer ungerichtet<br />
gezielte Veränderung durch Mutation nicht möglich<br />
Mutationsrate 10 ‐5 je Gen und Generation (in jeder<br />
Generation bei einem Tier einer Art)<br />
95% sind lebensschädigend Individuen sterben,<br />
pflanzen sich nicht fort<br />
Ungerichtet, bei sex. Fortpflanzung<br />
Ein‐ und Auswanderung von Genotypen<br />
natürl. und künstl. Selektion<br />
zufällige Veränderungen in kl. Populationen<br />
Führen zu einer Änderung der Genfrequenz<br />
Selektionstheorie<br />
(DARWIN)<br />
Aus einer ungerichteten Variabilität der<br />
Individuen entsteht sekundär infolge der<br />
selektiven Wirkung von Umweltfaktoren<br />
eine fortschreitende Artanpassung.<br />
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Natürliche Selektion<br />
Augenblickliche reproduktive Überlegenheit des Individuums<br />
gegenüber vorhandenen Konkurrenten<br />
Selektion ist gerichtet, aber nicht planmäßig:<br />
bessere Nutzung der vorhand. Ressourcen<br />
Dominanz in der Nahrungskonkurrenz<br />
Dominanz der sexuellen Selektion<br />
effizientere Brutpflege<br />
bessere Toleranz gg. ungünstigeren UWB<br />
Resistenz gg. Parasiten, Krankheitserregern<br />
„Kampf um das Dasein ‐ reproduktive Fittness“<br />
Weißer Rehbock<br />
Geflecktes Jungreh<br />
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Selektion<br />
Auswahl von erwünschten, für die Weiterzucht geeigneten<br />
Individuen oder Familien und die Ausmerzung von nicht<br />
geeigneten Individuen oder Familien aus einer Population.<br />
Natürliche Selektion<br />
Auswahl der Individuen<br />
nach dem Grad der<br />
Fitness<br />
Künstliche Selektion<br />
Ziel:<br />
gerichtete Selektion<br />
stabilisierende Selektion<br />
disruptive Selektion<br />
Objekt:<br />
Individualselektion<br />
Familienselektion<br />
direkte Selektion<br />
indirekte Selektion<br />
Selektion<br />
Natürliche Selektion<br />
Künstliche Selektion<br />
• Verschiebung des Populationsmittels<br />
• Änderung der Genotypenfrequenz<br />
• Einschränkung der Varianz<br />
• Verringerung der Anpassungsfähigkeit<br />
Selektionsverfahren :<br />
korrelierte Selektion<br />
Simultanselektion<br />
S. nach einem Merkmal<br />
S. nach mehreren Merkmalen<br />
S. nach unabhängigen S.-grenzen<br />
S. nach voneinander abhängigen S.-grenzen<br />
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<strong>Evolution</strong> und Züchtung<br />
Mutation<br />
Genotyp Interaktion Umwelt<br />
Phänotyp<br />
Beurteilung<br />
Natürliche<br />
Selektion<br />
Selektion<br />
Zuchtmethoden<br />
Verpaarung<br />
Rekombination<br />
Reproduktive Isolation<br />
Zeiten und Orte der Domestikation<br />
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2.2 Artbildung<br />
Art = potentielle Fortpflanzungsgemeinschaft<br />
Reproduktive Isolation<br />
bei iPanmixie i = jedes Individuum id kann mit jedem der Art AtNachkommen zeugen,<br />
lokal möglich<br />
Hardy Weinberg Regel (p+q)² = p² + 2 pq + q²<br />
bei Panmixie bleiben die Gen‐ und Genotypenfrequenzen in einer unendlich<br />
großen Population über die Generationen hinweg konstant<br />
gilt nur für rezente Arten<br />
Bilden von Subspecies (Jersey) bedingt durch lokale Begrenzung<br />
Kontinuierliche Merkmalsgradienten<br />
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Vorgang der Artenbildung<br />
Geografische Separation:<br />
Genfluss unterbunden<br />
jenseits dieser Barrieren Gründung neuer<br />
Populationen – eigenständige Weiterentwicklung<br />
Separation durch zB z.B. Versteppung,<br />
Vergletscherung, Klimaveränderung (Eiszeit),<br />
Ansteigen des Meeresspiegels<br />
Verlagerung des Biotops bei Ausbruch der Eiszeit<br />
Verdrängen der Arten<br />
beim Abtauen wieder Vermischung der inzwischen<br />
neu entstandenen A. Krähe als Beispiel<br />
Isolation:<br />
Isolation als Folge der Separation, dem Trennen<br />
zweier Arten<br />
kein erneuter Genaustausch möglich –<br />
Isolierungsmechanismen (pro‐ und metagam)<br />
Progame Isolation I<br />
vor der Kopulation Entstehen von Hybriden wird so verhindert<br />
Erkennungsmechanismus gestört (primär) Artisolationseffekt (sekundär)<br />
ökologische, ethologische, mechanische Trennung und Gametenisolation<br />
ökolog. Trennung<br />
in räuml. und zeitl. Merkmalen d. Fortpflanzungsverhaltens<br />
Beispiele sind Termiten und Ameisen, Frösche<br />
etholog. Trennung<br />
unterschiedl. artspezifische Signale zur Erkennung potentieller<br />
Sexualpartner<br />
artspez. Verhalten; Geruch (Hund), Lautsignale (Vögel),<br />
Pulsmodulation, elektr. (Fisch), Brutpflege bei Vögeln<br />
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Jahreszeitliche Verteilung der Paarungsaktivitäten (Häufigkeit rufender Männchen) bei 5<br />
in Nordamerika lebenden Froscharten der Gattung Rana:<br />
A..Waldfrosch (R. sylvatica) B…Leopardfrosch (R. pipiens) C…Pickerelfrosch (R.<br />
palustris), D…Grünfrosch (R. clamitans) E….Ochsenfrosch (R. catesbeiana)<br />
An den gleichen Lokalitäten vorkommende Arten sind durch gleiche Strichsignaturen<br />
gekennzeichnet (n. WALLACE)<br />
Progame Isolation II<br />
mechanische Trennung<br />
Schlüssel –Schloss Prinzip: Kopulationsorgane passen nicht<br />
zusammen<br />
Gametenisolation<br />
Kopulation möglich, aber keine erfolgreiche Befruchtung, Spermien<br />
werden immobilisiert (Insekten)<br />
Metagame Isolation<br />
nach der Kopulation<br />
Störungen in der Embryonalentwicklung<br />
erhöhte Hybridensterblichkeit, ‐sterilität<br />
Konkurrenzunterlegenheit<br />
Maultier, wenn weibl. Pferd<br />
Maulesel, wenn weibl. Esel<br />
Mularden (Moschuserpel x Pekingente)<br />
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Langfristiger Formenwandel<br />
Über Artbildung hinaus führt <strong>Evolution</strong> langfristig zu tiefgreifenden<br />
Organisationsunterschieden<br />
<strong>Evolution</strong>sdurchbrüche meist mit neuen ökologischen Bedingungen<br />
verbunden<br />
Erschließen neuer Lebensräume<br />
Wirken neuer Selektionsmechanismen<br />
Beispiele: Übergang von Wasser zu Land<br />
völlig neue ökologische Zone<br />
Adaptionen in großem Umfang<br />
Flugfische, Quastenflosser (fähig zur Luftatmung)<br />
einmal neu angepasst und bewährt, dann für einige Zeit relativ stabil gg. neue<br />
Umstrukturierungen<br />
Fruchtfliege mit unterschiedlichen<br />
phänotypischen Merkmalen –<br />
unterschiedliche Flügelmuster<br />
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Lange Kindheit, langes Alter – Lebenslauf von Schimpanse und Mensch<br />
Der Lebenslauf des Individuums hat sich im Zuge der Menschwerdung drastisch<br />
verändert. Die Schwangerschaft verlängerte sich nur unwesentlich. Die Kindheit<br />
ist beim Menschen sehr viel länger. Die Zeit zwischen Ende der Fruchtbarkeit<br />
der Frau und ihrem Tod verlängert sich. Die Großmutter gewinnt Bedeutung für<br />
die Erziehung der Enkel.<br />
Lebensphasen in Jahren<br />
Durchschnittswerte bei einer maximalen Lebensdauer von 53,4 Jahren (weibl.<br />
Schimpanse) und 85 Jahren (Frau bei Naturvölkern)<br />
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„Verschieden ist der Menschen Art.<br />
Die einen in der Jugend zart;<br />
Sind oft im Laufe weniger Jahre<br />
Schon zähe, morsche Exemplare.<br />
Und andere, ungenießbar jung,<br />
Gewinnen durch die Lagerung,<br />
Und werden in des Lebens Kelter<br />
Wie Wein, je feuriger, je älter.“<br />
Eugen Roth<br />
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