Gemeindebrief Nr. 50 - der Kolpingsfamilie Korbach
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Auch für die Ökumene gilt:<br />
Bevor man sich für an<strong>der</strong>e öffnet, muss man selbstsicher sein<br />
Der genannte Grundsatz gilt nicht nur für die Begegnung mit an<strong>der</strong>en Menschen, für Partnerschaften,<br />
für die Ehe. Dies gilt auch für das Gespräch mit an<strong>der</strong>en Konfessionen und Religionen.<br />
Daher ist es auch wichtig, am konfessionellen Religionsunterricht, <strong>der</strong> allerdings strikt in ökumenischer<br />
Offenheit gestaltet werden muss, festzuhalten. Es gibt nun einmal kein Einheitschristentum,<br />
und die unterschiedlichen Standpunkte, die über 20 Jahrhun<strong>der</strong>te gewachsen sind, muss<br />
man ernst nehmen. Es gibt sie in aller Unterschiedlichkeit, wenn auch immer mehr Gemeinsamkeiten<br />
gefunden und außerdem die bleibenden Unterschiede bei<strong>der</strong>seits immer mehr als legitim<br />
erkannt werden. Und kaum ein evangelischer o<strong>der</strong> katholischer Religionslehrer ist imstande,<br />
die jeweils an<strong>der</strong>en Standpunkte o<strong>der</strong> Schwerpunkte wirklich fehlerfrei zu vermitteln. Allein aus<br />
diesem Grund ist es auch weiterhin sehr sinnvoll, dass z. B. katholischer Unterricht von einem<br />
katholischen Religionslehrer für katholische Schüler gehalten wird – wie gesagt, in aller ökumenischen<br />
Offenheit, mit gemeinsamen ökumenischen Projekten und Schulgottesdiensten.<br />
Wer seinen Standpunkt nicht kennt, kann darüber nicht (mit an<strong>der</strong>en) reden<br />
Wer mit An<strong>der</strong>sgläubigen auf Augenhöhe diskutieren möchte, muss seinen eigenen Glauben<br />
kennen und kritisch hinterfragt haben. Das gilt auch für den Umgang mit Muslimen. Wer sich<br />
im eigenen Glauben sicher ist, kann auch den Glauben <strong>der</strong> Muslime respektieren und akzeptieren,<br />
hat eine gemeinsame Gesprächsbasis und keine Berührungsängste. Berührungsängste und<br />
Unsicherheiten im eigenen Glauben geraten leicht zu unguten Abgrenzungszwängen, zu Abwertungen<br />
und Ausgrenzungen des An<strong>der</strong>en. Schulischer Religionsunterricht setzt sich in ökumenischer<br />
Offenheit nicht nur mit den an<strong>der</strong>en christlichen Konfessionen auseinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />
mit den großen nichtchristlichen Religionsgemeinschaften wie Judentum, Islam, Buddhismus,<br />
Hinduismus. Immer wird dabei nach wichtigen Gemeinsamkeiten Ausschau gehalten, oftmals<br />
müssen unhaltbare Vorurteile durch Sachinformationen abgebaut werden – übrigens gelegentlich<br />
auch Vorurteile gegenüber <strong>der</strong> eigenen Religion.<br />
Wer die christliche Religion nicht kennt,<br />
kann sie auch nicht (konstruktiv) kritisieren<br />
Ein wichtiges Ziel schulischen Religionsunterrichts ist die sachbezogene Kritikfähigkeit. Auf dem<br />
Weg zum Erwachsenwerden durchlaufen Jugendliche Phasen, in denen sie ihrer Umwelt verstärkt<br />
kritisch gegenüberstehen. Im Religionsunterricht lernen sie, dass dies gut ist und auch die<br />
Kritik an <strong>der</strong> Religion notwendig ist. „Ecclesia semper reformanda“ – die Kirche muss ständig<br />
erneuert werden – ist ein wichtiger Grundsatz auch in <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
Jugendliche können sich meist in einer Kirche nicht heimisch fühlen, in <strong>der</strong> eigenes Denken<br />
und kritisches Nachfragen keinen Platz haben. Im Religionsunterricht lernen sie, dass Glaube<br />
und kritisches Nachfragen unbedingt zusammengehören, dass <strong>der</strong> Glaube dadurch sogar noch<br />
gestärkt werden kann.<br />
<strong>Gemeindebrief</strong><br />
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