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Leitbild Integration (PDF) - Kreise für Integration

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<strong>Leitbild</strong> <strong>Integration</strong><br />

Einleitung<br />

Migrationsprozesse und Multikulturalität stellen einen globalen Trend dar. Auch<br />

in Deutschland bestimmt die kulturelle Vielfalt der Menschen zunehmend mehr<br />

das Bild der hiesigen Gesellschaft und führt zu grundlegenden Veränderungen<br />

der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Dies stellt vielfältige neue Anforderungen.<br />

Auch im und für den Landkreis Peine.<br />

Momentan leben im Landkreis bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 135.000 über<br />

10.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Aufgrund kulturell bedingter, unterschiedlicher<br />

Umgangsformen und Kommunikationsmuster treten – unvermeidbar<br />

– Konflikte und Reibungsverluste auf. Organisationen und Institutionen sind<br />

aufgefordert, zukunftsorientiert mit geeigneten Maßnahmen auf diese Veränderungen<br />

zu reagieren sowie die Potentiale der Situation frühzeitig zu nutzen.<br />

Wichtige Merkmale einer gelungenen <strong>Integration</strong> sind Partizipation, Chancengleichheit,<br />

ein dauerhafter Dialog sowie die Vereinbarung und Einhaltung von Regeln.<br />

<strong>Integration</strong> bedeutet zugleich ein Bekenntnis zum deutschen Grundgesetz<br />

und die Akzeptanz in Deutschland geltender Grundwerte, wie Menschenwürde<br />

und –rechte, Freiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Das Prinzip<br />

des Gender Mainstreaming ist als Querschnittsaufgabe für den Landkreis Peine<br />

definiert und mit handlungsleitend in allen Aufgabenfeldern.<br />

Der Landkreis Peine wird aktiv, in dem er sich ein <strong>Integration</strong>sleitbild gibt, das<br />

generelle Orientierungslinien (Leitsätze) in Bezug auf Migration/<strong>Integration</strong><br />

formuliert. Aus ihnen leitet sich ein Handlungskonzept mit Vorschlägen für konkret<br />

umzusetzende Maßnahmen ab. Es soll eine nachhaltige Migrations-<br />

/<strong>Integration</strong>spolitik entwickelt werden mit dem Ziel, die <strong>Integration</strong> der Menschen<br />

mit Migrationshintergrund aktiv zu verbessern. Politische Verbindlichkeit<br />

und Legitimation erhält das <strong>Leitbild</strong> <strong>Integration</strong> durch Kreistagsbeschluss.<br />

Leitsätze<br />

Die zukünftige Migrations-/<strong>Integration</strong>spolitik des Landkreises Peine orientiert<br />

sich an folgenden Leitsätzen:<br />

<strong>Integration</strong> ist eine Querschnittsaufgabe und bei allen Überlegungen kommunalen<br />

Handelns mit einzubeziehen.<br />

1


<strong>Integration</strong> betrifft alle Landkreisbewohnerinnen und –bewohner, einheimische<br />

wie ausländische. Der integrationsrelevante Handlungsbedarf leitet sich aus den<br />

gesellschaftlichen Bedingungen und definierbaren sozial-strukturellen Problemlagen<br />

und Benachteiligungen ab.<br />

Versachlichung und der Verweis auf die Gestaltungsmöglichkeiten von Politik sind<br />

in Bezug auf die <strong>Integration</strong>sthematik besonders wichtig, da diese oft vorurteilsgeprägt<br />

und von Ängsten dominiert daherkommt.<br />

Die <strong>Integration</strong>sthematik lässt sich nicht auf ein kommunales Teilgebiet oder<br />

Ressort reduzieren. Der gesamtkommunale Ansatz geht davon aus, dass nicht die<br />

Ressorts das Problem bestimmen, sondern das Problem bestimmt, welche Fachdienste<br />

davon betroffen sind. Das bedeutet, dass der Handlungsbedarf definiert,<br />

welche Fachdienste, Organisationseinheiten und Akteurinnen und Akteure<br />

einbezogen werden und wie diese übergreifend und abgestimmt miteinander<br />

agieren. Dafür bedarf es der Ausbildung und Vertiefung entsprechender Arbeits-<br />

und Vernetzungsstrukturen innerhalb der Landkreisverwaltung und darüber<br />

hinaus. Erst die wirksame Koordination und das Wahrnehmen von integrationspolitischen<br />

Anliegen als Querschnittsaufgabe ermöglichen eine erfolgversprechende<br />

Migrations-/<strong>Integration</strong>spolitik.<br />

Die <strong>Integration</strong>spolitik setzt nicht symptomorientiert und defizitverwaltend,<br />

sondern präventiv, ursachen- und zukunftsbezogen sowie fordernd und fördernd<br />

im Sinne der Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten an.<br />

Kompetenzfördernde Angebote setzen derzeit häufig erst bei den Folgen einer<br />

versäumten präventiven <strong>Integration</strong>spolitik an. Der präventiv angelegte<br />

<strong>Integration</strong>sansatz geht von vorhandenen und entfaltbaren Entwicklungsmöglichkeiten<br />

aus, d.h. von den Erfahrungen, der Motivation, dem Wissen, den Kompetenzen<br />

und der Arbeitskraft der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.<br />

Zum Potenzial gehören Qualitäten wie Mehrsprachigkeit, transkulturelle und<br />

transnationale Wissensressourcen und auch besondere Fertigkeiten, Ideen, Kreativität,<br />

Leistungsbereitschaft und Lebensfreude. Die <strong>Integration</strong>spolitik im<br />

Landkreis Peine erkennt und wertschätzt die kulturelle Verschiedenheit als Bereicherung<br />

und will dieses Potenzial von Beginn an durch Information und Bildung<br />

fördern und sozial, wirtschaftlich und kulturell für alle Beteiligten verständlich<br />

und fruchtbar machen. In diesem Sinne soll sich ein Wechsel von „betreuten<br />

Ausländerinnen und Ausländern“ hin zu mündigen ausländischen Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürgern vollziehen.<br />

<strong>Integration</strong> ist ein wechselseitiger Prozess, der sowohl die Migrantinnen und<br />

Migranten als auch die Einheimischen umfasst. Eine gelungene <strong>Integration</strong> bedarf<br />

der Anstrengung und Bemühung von beiden Seiten nach dem Prinzip des<br />

Forderns und Förderns. Indem Deutschland bzw. hier der Landkreis Peine die<br />

2


sozialen und strukturellen Rahmenbedingungen für eine tragfähige <strong>Integration</strong><br />

bietet, kann er von den Migrantinnen und Migranten <strong>Integration</strong>swillen und entsprechende<br />

Bemühungen fordern. Diese Forderung sollte jedoch nicht an Sanktionen<br />

gekoppelt sein. Vielmehr gelingt <strong>Integration</strong> im Dialog und über einen wechselseitigen<br />

Prozess von Geben und Nehmen.<br />

<strong>Integration</strong>spolitik entwickelt eine Kultur des aufgeklärten und toleranten<br />

Umgangs mit Vielfalt und Differenz.<br />

Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch zunehmende Heterogenisierung und<br />

Individualisierung der Lebenswelten aus. In Anerkennung der sich zunehmend<br />

pluralisierenden Lebensstile und ihres Beitrages für die gesellschaftliche Dynamik<br />

und Innovationskraft, bedarf es eines <strong>Integration</strong>sverständnisses, das einen<br />

aufgeklärten und toleranten Umgang mit Vielfalt ermöglicht. Im Mittelpunkt der<br />

<strong>Integration</strong>spolitik steht der Mensch als Individuum, nicht irgendeine Gruppe,<br />

nicht die ethnische oder nationale Zugehörigkeit. Unterschiedliche Lebensweisen,<br />

Religionen, Wertvorstellungen und Normen sind Ausdruck unserer modernen,<br />

ausdifferenzierten und individualisierten Gesellschaft.<br />

Der <strong>Integration</strong>sprozess kann nicht allein durch die Landkreisverwaltung vorangetrieben<br />

werden. Dazu beitragen müssen alle, junge und alte Menschen, Arbeitgeberinnen<br />

und Arbeitgeber, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Eltern,<br />

Lehrerinnen und Lehrer, Wohlfahrtsverbände, Sportvereine ebenso wie Kulturvereine<br />

und ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, um nur einige zu nennen.<br />

Nur so kann ein offenes und tolerantes Zusammenleben gefördert werden und<br />

ein Netzwerk für <strong>Integration</strong> entstehen.<br />

Steuerung<br />

Für die erfolgreiche Umsetzung des <strong>Integration</strong>sleitbildes bedarf es einer<br />

Leitstelle für <strong>Integration</strong>, die in der Landkreisverwaltung angesiedelt und ressortübergreifend<br />

tätig ist. Diese Stelle trägt dazu bei, dass <strong>Integration</strong>sprojekte<br />

und –angebote koordiniert, bekannt gemacht und von den Zielgruppen genutzt<br />

werden. Ferner ist die Stelle für die Vernetzung zwischen Gemeinden, Verwaltungen,<br />

inländischen und ausländischen Organisationen, Multiplikatorinnen und<br />

Multiplikatoren etc. zuständig. Für strategische Aufgaben ist ihr eine Steuerungsgruppe<br />

zugeordnet: Sie definiert Ziele und Maßnahmen der Migration/<strong>Integration</strong>,<br />

sie schafft die organisatorischen Voraussetzungen, damit<br />

Migrantinnen und Migranten den <strong>Integration</strong>sprozess aktiv und eigenständig<br />

mitgestalten können, sie entwickelt <strong>Integration</strong>sprogramme, die einen Bedarf<br />

entsprechen, der noch nicht befriedigt wird, sie sorgt für die Finanzierung der<br />

<strong>Integration</strong>sangebote, sie fördert Maßnahmen in den Bereichen Wohnen und Ge-<br />

3


sundheit, sie treibt die interkulturelle Öffnung der Verwaltung voran, sie initiiert<br />

die Netzwerkarbeit in den wichtigen Handlungsfeldern Sprache/Bildung,<br />

Arbeit sowie soziale <strong>Integration</strong>. Die Netzwerkarbeit findet handlungsfeldbezogen<br />

statt, aus ihr heraus entstehen Arbeitsgruppen und werden neue Maßnahmen<br />

und Projekte entwickelt. In besonderem Maße gefordert sind hier Wohlfahrtsverbände,<br />

Kirchen, Kulturvereine, aber auch Einzelpersonen, wie beispielsweise<br />

Kulturdolmetscherinnen und -dolmetscher. Das Ganze, die netzwerkorientierte<br />

<strong>Integration</strong>sarbeit, wird lebendig durch die Besonderheit seiner Teile.<br />

Handlungsfelder und Maßnahmen<br />

Sprache/Bildung<br />

Die deutsche Sprache und sich mitteilen zu können, sind wesentliche Bedingungen<br />

für das Vertrautwerden mit dem Landkreis Peine und seiner Bevölkerung.<br />

Frauen, Männer, Mädchen und Jungen, die sich neu im Landkreis Peine niederlassen,<br />

haben das Recht und die Pflicht (<strong>Integration</strong>skurse), die deutsche Sprache<br />

zu lernen und Wissen über ihr neues Umfeld zu erwerben.<br />

Der Erwerb und die Förderung von Sprachkompetenzen (fundierte Mehrsprachigkeit)<br />

ist wichtigster Pfeiler für die (vor)schulische <strong>Integration</strong>, da durch die<br />

Aufwertung von Mehrsprachigkeit das bestehende Potenzial genutzt, der<br />

Deutscherwerb erleichtert und gleichzeitig die soziale <strong>Integration</strong> sowie das<br />

Zusammenleben gefördert werden.<br />

Den Sprach- und Wissenserwerb unterstützen können u.a. praxisorientierte<br />

Sprach- und Orientierungskurse, die nach Zielgruppen und Sprachkompetenz<br />

unterscheiden, niederschwellige Angebote von Büchereien, eine gezielte Elternarbeit.<br />

Neben der Verantwortung der Familie und der Arbeit in den Kindertagesstätten<br />

spielen die Schulen für die <strong>Integration</strong> eine wichtige Rolle. Sie gestalten das<br />

Miteinander von einheimischen und zugewanderten Mädchen und Jungen nach<br />

den Prinzipien der interkulturellen Erziehung. Die Schule, Sprach- und Kulturraum,<br />

ist als <strong>Integration</strong>sagentur der Ort, wo die Kinder die Werte dieser Gesellschaft<br />

leben lernen. Darüber hinaus werden die Mädchen und Jungen in den<br />

Schulen auf den Übergang in die Arbeitswelt vorbereitet. Gute Deutschkenntnisse<br />

und eine abgeschlossene Schulbildung sind eine Voraussetzung für den Einstieg<br />

in den Beruf und damit zur <strong>Integration</strong> in das Erwerbsleben. Der Landkreis<br />

Peine wirkt mit Beteiligung der Landesschulbehörde durch entsprechende Maßnahmen<br />

auf die gleichberechtigte Teilhabe an schulischer und außerschulischer<br />

Bildung hin.<br />

4


Bildung, der Wunsch, Neues vom jeweils Anderen zu erfahren, ist nicht selten<br />

der Motor in der außerschulischen Jugendarbeit. Das Lernen im praktischen<br />

Miteinander kommt hinzu. Bildung ist auch der Schlüssel, um kulturelle Traditionen<br />

und verfestigte Rollen zu thematisieren, zu problematisieren und zu verändern.<br />

Der Zugang zu Mädchen und Frauen und deren Förderung muss dabei ein<br />

anderer sein als zu Jungen und Männern.<br />

Maßnahmen:<br />

(Es handelt sich nicht um einen abgeschlossenen Maßnahmenkatalog, sondern um einige exemplarische<br />

Bausteine, die im Rahmen der Umsetzung ergänzt, modifiziert, aktualisiert und weiterentwickelt<br />

werden müssen)<br />

Bewusstseinsbildung bei den Eltern für die Bedeutung der Sprache bzw.<br />

deren Verantwortung für den Spracherwerb der Kinder<br />

Verstärkte Einbindung von Eltern in Schul- und Kindertagesstätten –<br />

Aktivitäten (evtl. durch KulturdolmetscherInnen); gezielte Elternarbeit<br />

Gezielte Förderung von Kindern mit unzureichenden Deutschkenntnissen<br />

bereits in Kindertagesstätten<br />

Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen<br />

und Lehrer zum interkulturellen Lernen<br />

Praxisorientierte Sprach- und Orientierungskurse unterschieden nach<br />

Zielgruppen und Bildungsniveau; <strong>Integration</strong>skurse<br />

Bekannt machen der Nachholmöglichkeit von Schulausbildung und<br />

-abschlüssen<br />

Arbeit<br />

„<strong>Integration</strong> durch Arbeit“ heißt eine wichtige Forderung. Zu Recht, denn wer<br />

Arbeit hat, erwirbt sich Anerkennung und Wertschätzung und kann eigenverantwortlich<br />

die ökonomische Grundlage seines Lebens bilden. Fehlende Arbeitsplätze<br />

und das partielle Arbeitsverbot für Asylsuchende verhindern oft, dass<br />

Migrantinnen und Migranten Arbeit finden. Wer jedoch über längere Zeit erwerbslos<br />

ist, verliert seine beruflichen Fähigkeiten, fühlt sich nutzlos. Arbeit<br />

und ein geregelter Tagesablauf bedeuten im neuen Umfeld für Migrantinnen und<br />

Migranten daher nicht nur materielle Unabhängigkeit, sondern auch die Wahrung<br />

ihrer Würde und ihres Selbstbewusstseins.<br />

Der Landkreis Peine fördert den Zugang zur Erwerbstätigkeit für Migrantinnen<br />

und Migranten; er setzt sich ein, Unternehmen dafür als Arbeitgeber und Ausbilder<br />

zu gewinnen. Ziel ist, im besonderen für junge Frauen und Männer mit<br />

Migrationshintergrund vermehrt Ausbildungsplätze zu schaffen sowie Strategien<br />

für die Beschäftigung älterer Migrantinnen und Migranten zu entwickeln.<br />

5


Die Leitstelle für <strong>Integration</strong> informiert zu <strong>Integration</strong>sfragen im Bereich der<br />

Erwerbsarbeit. Diese betreffen das Wissen um die Chancen auf dem hiesigen<br />

Arbeitsmarkt, die Möglichkeiten der selbständigen Erwerbsarbeit und in besonderem<br />

Maße das Wissen um die eigenen Rechte am Arbeitsplatz (Gleichstellung<br />

der Geschlechter, orts- und branchenübliche Entlohnung, Mitgliedschaft in einer<br />

Gewerkschaft etc).<br />

Der Landkreis unterstützt und stellt spezifische Angebote für erwerbslose<br />

Migrantinnen und Migranten bereit, damit sie berufliche und gesellschaftliche<br />

<strong>Integration</strong>- und Weiterbildungsangebote wahrnehmen können. Junge Frauen und<br />

Männer, Alleinerziehende und Frauen erhalten entsprechend ihren Fähigkeiten<br />

besondere Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Maßnahmen:<br />

Fördern des Einstiegs in den Arbeitsmarkt durch Informationen zur Ausbildungssituation<br />

und durch Existenzgründungsberatung<br />

Förderung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen für jugendliche<br />

Migrantinnen und Migranten<br />

Praxisnahe und geschlechtsspezifische Beratung und Hinführung zur Berufs-<br />

und Arbeitswelt (nicht nur in Schulen, sondern auch über Kulturvereine,<br />

Jugendwerkstätten, Jugendzentren etc.)<br />

Auszeichnung von integrationsfördernden Institutionen, Unternehmen und<br />

Verwaltungen<br />

Soziale <strong>Integration</strong><br />

Durch bewusste Wahrnehmung kultureller Unterschiede wird die Möglichkeit<br />

des aufeinander Zugehens und das bessere Verständnis für andere Kulturen<br />

weiter entwickelt. Gelungene <strong>Integration</strong> fußt auf effektiver und effizienter<br />

Kommunikation zwischen Migrantinnen und Migranten und Aufnahmegesellschaft.<br />

Für Migrantinnen und Migranten gibt es die Möglichkeit, ihre kulturellen Traditionen<br />

zu pflegen und zu bewahren. Gleichzeitig besteht natürlich die Möglichkeit,<br />

hiesigen Vereinen beizutreten, um sich dadurch schneller integrieren zu können.<br />

Eine besondere <strong>Integration</strong>saufgabe kommt dabei großen Vereinsstrukturen, wie<br />

z.B. den Sportvereinen, zu. Wichtig dabei ist, befördert durch die Leitstelle für<br />

<strong>Integration</strong>, sich gegenseitig wahrzunehmen, Kontakte zu knüpfen und sich miteinander<br />

auszutauschen. Der Anschluss an das Vereinsleben dient dem Zusammenfinden<br />

unterschiedlichster Gruppen und Nationalitäten. Insgesamt geht es<br />

darum, eine Balance zwischen <strong>Integration</strong> und kulturellen Unterschieden zu finden.<br />

6


Eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben geschieht durch ehrenamtliches<br />

bzw. bürgerschaftliches Engagement. Dieses erfordert die Offenheit der<br />

aufnehmenden Organisationen ebenso wie die Offenheit und den Willen der Zugewanderten<br />

sich aktiv in Projekten, Vereinen und Einrichtungen einzubringen.<br />

Aufgabe der Migrantenorganisationen ist es, hierauf hinzuweisen. Aufgabe von<br />

Politik und Gesellschaft ist es, ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement<br />

zu würdigen und zu fördern.<br />

Kulturelle Vielfalt ist eine Chance und eine Bereicherung für den Landkreis Peine;<br />

er unterstützt daher Aktivitäten und Anlässe, die dem Kontakt und Austausch<br />

dienen; er begrüßt, wenn Organisationen, Vereine und Einzelpersonen eigene<br />

Projekte und Initiativen entwickeln.<br />

Maßnahmen:<br />

Veranstaltungen zum Dialogprozess; trainieren dialogischer Kernfähigkei-<br />

ten<br />

Organisation öffentlichen Foren, Vorträge und Ausstellungen zu interkul-<br />

turellen Themen<br />

Interkulturelle Woche und interkulturelle Feste<br />

Patenschaften für Migrantinnen und Migranten<br />

Interkulturelle Öffnung der Verwaltung<br />

Das Verhältnis Verwaltung – Migrantin/Migrant ist nicht selten mit Konflikt- und<br />

Problempotential behaftet. Die Beratung und Begleitung von ausländischen Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürgern durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von öffentlichen<br />

Verwaltungen gestaltet sich bisweilen für Beteiligte auf beiden Seiten<br />

schwierig. Die Ursachen sind unverständliche bzw. missinterpretierte Kommunikationssignale,<br />

unerwartetes Verhalten sowie unverständliche Erwartungen.<br />

Interkulturelle Kompetenz und Handeln in der Verwaltung bedeutet zu versuchen,<br />

die ungewohnten und unbekannten Lebenssituationen und Lebensweisen von<br />

Klientinnen und Klienten aus anderen Ländern und Kulturen so zu erfassen, dass<br />

konstruktiv mit ihnen umgegangen werden kann.<br />

Das wesentliche Element der neuen Anforderungen ist das Zusammentreffen<br />

und Zusammenarbeiten von unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichem<br />

kulturellen Hintergrund. Kultur umfasst dabei u.a. menschliches Verhalten und<br />

kulturspezifisches Wissen, darüber hinaus Bedeutungssysteme und die materiellen<br />

Gegenstände, die in dem spezifischen kulturellen Rahmen entwickelt wurden.<br />

Im Rahmen einer Kultur bilden sich Kulturstandards aus. Auf der Grundlage die-<br />

7


ser Standards wird entschieden, welches Verhalten als normal, typisch und noch<br />

akzeptabel anzusehen bzw. abzulehnen ist. Das Wissen und das adäquate Umgehen<br />

mit eben diesen Kulturstandards stellt einen wesentlichen Bestandteil interkultureller<br />

Kompetenzen dar. Zu diesem Kompetenzbereich gehören Selbstreflexionsfähigkeiten<br />

ebenso wie fremd- und eigenkulturelles Wissen, Perspektivenübernahme<br />

und soziale Sicherheit. Interkulturelle Kompetenzen stellen Kommunikations-,<br />

Handlungs- und Konfliktlösungsfähigkeiten in kulturellen Überschneidungssituationen<br />

dar.<br />

Es wird zunächst das Ziel verfolgt, durch interkulturelles Training, Coaching und<br />

Beratung der Verwaltungsmitarbeiterinnen und –mitarbeiter die Fähigkeiten zum<br />

Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung zu entwickeln und<br />

weiter auszubauen. Die Führungsebene wird in den Fortbildungs- und Lernprozess<br />

mit eingebunden. Zugleich ist es deren Aufgabe, die Organisationskultur<br />

einem veränderten gesellschaftlichen Umfeld anzupassen und dem adäquate<br />

Handlungsformen zu befördern. Dies bedeutet eine bewusste Änderung der jetzigen<br />

Organisationskultur hin zu einer offenen und der Migrationsproblematik<br />

angemessenen Verwaltungskultur. Dadurch wird es zu einer Erweiterung der<br />

Handlungsoptionen der Organisation selbst kommen.<br />

Diese Ziele sind dazu geeignet, langfristig kostensenkend zu wirken. Zum einen<br />

im Sinne der Verbesserung interner Prozesse und der Minderung von Reibungsverlusten,<br />

zum anderen sind sie dazu geeignet, die Attraktivität des Landkreises<br />

Peine als Arbeitgeber für qualifizierte Arbeitskräfte mit Migrationserfahrung<br />

zu erhöhen.<br />

Maßnahmen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erarbeitung von Qualitätskriterien für den interkulturellen Service der<br />

Landkreisverwaltung; Orientierung am Prinzip des Fallmanagements,<br />

Erarbeitung von Familienförderplänen und Zielvereinbarungen<br />

Entwicklung einer interkulturellen Verwaltungskultur, etwa durch die Vorbereitung<br />

und Einstellung von geeigneten Migrantinnen und Migranten in<br />

der Verwaltung oder durch Mentoring-Programme für Migrantinnen und<br />

Migranten<br />

Förderung der interkulturellen Basiskompetenz der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter durch geeignete Workshops, Coaching für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in schwierigen Situationen<br />

Fortbildung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Führungsebene<br />

zur Entwicklung von interkulturellen Konfliktlösungs- und Mediationsfähigkeiten<br />

8


Umsetzung/Controlling<br />

Der Landkreis Peine begleitet und unterstützt die Umsetzung sowie den<br />

Erfolg dieses <strong>Leitbild</strong>es und der daraus abgeleiteten Maßnahmen. Ein Berichtswesen<br />

wird eingeführt, um die Projekte zu dokumentieren, ihre Wirkung<br />

zu überprüfen und die Qualitätsentwicklung sicher zu stellen. Bei Einzelmaßnahmen,<br />

wie Sprach- und <strong>Integration</strong>skursen, findet ein Controlling statt. Das<br />

Berichtswesen für die Politik erfolgt einmal im Jahr.<br />

Federführung: FB III<br />

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