ALGEBRA Grundlagen - Kantonsschule Solothurn
ALGEBRA Grundlagen - Kantonsschule Solothurn
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Algebra I 1<br />
<strong>ALGEBRA</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
I Zahlen<br />
In der Mathematik spielen verschiedene Zahlenmengen eine Rolle:<br />
Name Symbol Beschreibung<br />
Natürliche Zahlen N {1, 2, 3, 4, . . .}<br />
Natürliche Zahlen mit der 0 N 0 {0, 1, 2, 3, 4, . . .}<br />
Ganze Zahlen Z {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, 3, 4, . . .}<br />
Rationale Zahlen Q { p |p ∈ Z, q ∈ N}<br />
q<br />
Reelle Zahlen R alle Dezimalbrüche<br />
Komplexe Zahlen C siehe Schwerpunktfach PAM oder EF<br />
Jede dieser Zahlenmengen ist eine Erweiterung der vorhergehenden anschaulich:<br />
Die Menge R der reellen Zahlen kann durch die Zahlengerade veranschaulicht werden:<br />
Jedem Punkt auf der Zahlengeraden entspricht eine reelle Zahl und umgekehrt<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 2<br />
Aufgabe<br />
1 Wahr oder falsch?<br />
a) −4 ∈ R b) 3 1 ∈ Z c) 2.¯1 ∈ Q d) − 3 2 ∈ Z e) √ 2 ∈ Q<br />
1.1 Die natürlichen Zahlen<br />
1.1.1 Was ist 2?<br />
Die Mengen A = {Arno, Zoe}, B = {rot, blau}, C = {127, 348} haben eine gemeinsame Eigenschaft <br />
sie sind gleichmächtig, d.h. jedem Element von A kann genau ein Element von B zugeordnet werden<br />
(und umgekehrt).<br />
Die gleichmächtigen Mengen A, B, C haben eine gemeinsame Eigenschaft, nämlich die Zahleigenschaft<br />
2.<br />
Schreibweise: |A| = |B| = |C| = 2, mit |A| wird die Zahleigenschaft der Menge A, d.h. die Anzahl<br />
Elemente der Menge A bezeichnet.<br />
Die leere Menge ∅ = {} hat die Zahleigenschaft 0.<br />
1.1.2 Addition<br />
Denition 1:<br />
Unter der Summe zweier natürlicher Zahlen a, b versteht man die Zahleigenschaft<br />
der Vereinigungsmenge zweier Mengen A und B, wobei |A| = a, |B| = b und A, B<br />
keine gemeinsamen Elemente haben, d.h. A ∩ B = ∅.<br />
Der Ausdruck a + b heisst Summe, a, b heissen Summanden.<br />
Für die Addition gelten zwei wunderbare Gesetze:<br />
(7 + 4) + 3 = 11 + 3 = 14<br />
7 + (4 + 3) = 7 + 7 = 14<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 3<br />
11 + 17 = 28<br />
17 + 11 = 28<br />
Oenbar dürfen Klammern weggelassen werden und Summanden vertauscht werden. Diesen Sachverhalt<br />
stellt man allgemein so dar:<br />
Für alle natürlichen Zahlen a, b, c ∈ N gilt:<br />
(a + b) + c = a + (b + c) Assoziativgesetz<br />
a + b = b + a Kommutativgesetz<br />
1.1.3 Subtraktion<br />
Denition 2:<br />
Unter der Dierenz a−b zweier natürlicher Zahlen a, b versteht man diejenige Zahl,<br />
die zu b addiert a ergibt, d.h. b + (a − b) = a bzw. (a − b) + b = a.<br />
a − b heisst Dierenz, a heisst Minuend, b heisst Subtrahend<br />
Achtung:<br />
(7 − 4) − 3 = 3 − 3 = 0<br />
7 − (4 − 3) = 7 − 1 = 6<br />
7 − 4 = 3<br />
4 − 7 = ???<br />
Assoziativund Kommutativgesetz sind für die Subtraktion nicht gültig. Ausserdem ist die Subtraktion<br />
in der Menge der natürlichen Zahlen nicht uneingeschränkt durchführbar (dies führt auf die Denition<br />
der ganzen Zahlen).<br />
1.1.4 Multiplikation<br />
Denition 3:<br />
Unter dem Produkt a · b zweier natürlicher Zahlen a, b versteht man die Zahl<br />
b + b + . . . b (a Summanden).<br />
a · b heisst Produkt, a, b heissen Faktoren<br />
Für die Multiplikation gelten die wunderbaren Gesetze wiederum:<br />
Für alle natürlichen Zahlen a, b, c ∈ N gilt:<br />
(a · b) · c = a · (b · c) Assoziativgesetz<br />
a · b = b · a Kommutativgesetz<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 4<br />
Begründung:<br />
1.1.5 Division<br />
Denition 4:<br />
Unter dem Quotient a : b zweier natürlicher Zahlen a, b versteht man diejenige<br />
Zahl, die mit b multipliziert a ergibt, d.h. b · (a : b) = a.<br />
a : b heisst Quotient, a heisst Dividend, b heisst Divisor.<br />
Achtung:<br />
(16 : 4) : 2 = 4 : 2 = 2<br />
16 : (4 : 2) = 16 : 2 = 8<br />
24 : 8 = 3<br />
8 : 24 = ???<br />
Assoziativund Kommutativgesetz sind für die Division nicht gültig. Ausserdem ist die Division in der<br />
Menge der natürlichen Zahlen nicht uneingeschränkt durchführbar (dies führt auf die Denition der<br />
rationalen Zahlen).<br />
1.1.6 Primzahlen<br />
Denition 5:<br />
Denition 6:<br />
Eine natürliche Zahl b heisst Teiler der natürlichen Zahl a, wenn gilt: a ist ein<br />
Vielfaches von b, d.h. a = b · c für ein c ∈ N.<br />
Eine Zahl p ∈ N heisst Primzahl, wenn sie genau 2 Teiler hat (nämlich 1 und p).<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 5<br />
Die ersten Primzahlen sind: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, . . ..<br />
Die heute (seit 2008) grösste bekannte Primzahl: 2 43′ 112 ′ 609 − 1 (Zahl mit 12 ′ 978 ′ 189 Stellen).<br />
Primzahlen spielen eine zentrale Rolle bei den heute angewandten Methoden zur Verschlüsselung von<br />
Nachrichten (beim sogenannten RSA-Algorithmus werden zwei grosse Primzahlen gebraucht). Solche<br />
Techniken gewinnen im Zeitalter des Internets natürlich zunehmend an Bedeutung.<br />
Wie kann man bestimmen, ob eine Zahl p ∈ N prim ist? Eine einfache Methode ist die: Falls p keine<br />
Primzahl ist, muss sie einen Teiler grösser als 1 und kleiner (oder gleich) √ p haben.<br />
Beweis:<br />
Aufgaben<br />
2 Welche der folgenden Zahlen sind prim? 1021, 1027, 2983, 5701, 5141<br />
3 Teste folgende Aussage: Der Ausdruck n 2 + n + 41 liefert für jedes n ∈ N eine Primzahl.<br />
Satz 1:<br />
Es gibt unendlich viele Primzahlen!<br />
Beweis:<br />
Angenommen es gäbe nur endlich viele Primzahlen z. Bsp. nur 5, nämlich 2, 3, 5, 7, 11; dann ist<br />
n = 2 · 3 · 5 · 7 · 11 + 1 weder durch 2, 3, 5, 7, 11 teilbar. Jede Zahl ist aber durch eine Primzahl teilbar<br />
(notfalls durch sich selbst) - es muss also doch noch eine weitere Primzahl geben.<br />
Satz 2:<br />
Fundamentalsatz der Zahlentheorie<br />
Jede natürliche Zahl lässt sich eindeutig als Produkt von Primzahlen schreiben.<br />
Beispiel: 23 ′ 188 = 2 · 2 · 11 · 17 · 31<br />
Aufgabe<br />
4 Zerlege die Zahlen 9, 99, 999, 9'999, 99'999, 999'999 in Primfaktoren.<br />
1.1.7 ggT und kgV<br />
Zur Bestimmung des grössten gemeinsamen Teilers (ggT) zweier (oder mehrerer) natürlicher Zahlen<br />
sind zwei Methoden gebräuchlich:<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 6<br />
1. Methode: Primfaktorzerlegung<br />
Beispiel: ggT(600,252)<br />
600 = 2 3 · 3 · 5 2 = 2 · 2 · 2 · 3 · 5 · 5<br />
252 = 2 2 · 3 2 · 7 = 2 · 2 · 3 · 3 · 7<br />
Jeder Primfaktor eines gemeinsamen Teilers muss auch Primfaktor der beiden Zahlen sein. Den grössten<br />
gemeinsamen Teilers erhält man also, wenn man alle gemeinsamen Primfaktoren multipliziert.<br />
⇒ ggT(600, 252) = 2 · 2 · 3 = 12.<br />
Aufgabe<br />
5 Bestimme den ggT<br />
a) 24, 180 b) 4725, 3465 c) 51, 136, 187, 119<br />
2. Methode: Algorithmus von Euklid<br />
Mit dieser Methode kann der ggT ohne Primfaktorzerlegung ermittelt werden:<br />
Beispiel: ggT(600,252)<br />
Trick: Ein Teiler von 600 und 252 ist auch Teiler von 600 − 252 = 348 und 252 und umgekehrt ist ein<br />
Teiler von 348 und 252 auch Teiler von 348 + 252 = 600 und 252!<br />
⇒ ggT(600, 252) = ggT(348, 252) = ggT(252, 96) = ggT(156, 96) = ggT(96, 60) = ggT(60, 36) =<br />
ggT(36, 24) = ggT(24, 12) = ggT(12, 12) = ggT(12, 0) = 12<br />
Diese Methode kann noch abgekürzt werden:<br />
ggT(231, 22) = ggT(22, 231 − 10 · 22 = 11) = ggT(11, 22 − 2 · 11 = 0) = 11<br />
Denition 7:<br />
a mod b = Rest der Division a : b<br />
Beispiel:<br />
600 mod 252 = 96 denn 600 : 252 = 2 Rest 96.<br />
Kurzform:<br />
600<br />
252<br />
96 = 600 mod 252<br />
60 = 252 mod 96<br />
36 = 96 mod 60<br />
24 = 60 mod 36<br />
12 = 36 mod 24<br />
0 = 24 mod 12<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 7<br />
Aufgabe<br />
6 Bestimme den ggT mit dem Euklidischen Algorithmus<br />
a) ggT(6902,13974) b) ggT(243243, 432432) c) ggT(9963,26199)<br />
Beim Rechnen mit Brüchen ist die Bestimmung des kleinsten gemeinsamen Vielfachen zweier oder<br />
mehrerer Zahlen von Bedeutung.<br />
Beispiel: kgV(600,252)<br />
600 = 2 3 · 3 · 5 2 = 2 · 2 · 2 · 3 · 5 · 5<br />
252 = 2 2 · 3 2 · 7 = 2 · 2 · 3 · 3 · 7<br />
Jedes Vielfache beider Zahlen muss mindestens die Primfaktoren 2, 2, 2, 3, 3, 5, 5, 7 enthalten <br />
⇒ kgV(600, 252) = 2 3 · 3 2 · 5 2 · 7 = 12 ′ 600<br />
Aufgaben<br />
7 Bestimme den ggT und das kgV<br />
a) 24, 180 b) 4725, 3465 c) 1221, 1332<br />
8 Zeige: kgV(a, b) = (a · b) : ggT(a, b)<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 8<br />
1.2 Die ganzen Zahlen<br />
In der Menge der natürlichen Zahlen ist nicht jede Subtraktionsaufgabe lösbar. Dieser Mangel lässt<br />
sich mit folgender Denition beheben:<br />
Denition 8: −n ist diejenige Zahl, die zu n addiert 0 ergibt, d.h. −n + n = 0 bzw. n + (−n) = 0.<br />
−n heisst Gegenzahl von n.<br />
Denition 9:<br />
Z = {. . . , −4, −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} heisst Menge der ganzen Zahlen.<br />
Die Zahlen −1, −2, −3, −4, . . . heissen negative ganze Zahlen.<br />
Ob die neu eingeführten negativen Zahlen zu Recht als Zahlen bezeichnet werden, entscheidet sich an<br />
der Frage, ob man mit ihnen in gewohnter Weise rechnen kann. Wir wollen zunächst die Addition und<br />
Subtraktion betrachten.<br />
1.2.1 Addition und Subtraktion ganzer Zahlen<br />
Wie soll 3 + (−7) = (−7) + 3 deniert werden? 1<br />
Wegen 4 + 3 + (−7) = 7 + (−7) = 0 ist 3 + (−7) die Gegenzahl von 4, d.h. 3 + (−7) = (−7) + 3 = −4.<br />
Wie soll 7 + (−3) = (−3) + 7 deniert werden?<br />
Wegen 7 + (−3) + 3 = 7 + 0 = 7 ist 7 + (−3) = (−3) + 7 = 4.<br />
Wie soll (−7) + (−3) = (−3) + (−7) deniert werden?<br />
Wegen (−7) + (−3) + 10 = (−7) + (−3) + 3 + 7 = 0 ist (−7) + (−3) die Gegenzahl von 10, d.h.<br />
(−7) + (−3) = (−3) + (−7) = −10.<br />
Allgemein:<br />
Die Addition ganzer Zahlen wird mit Hilfe der folgenden Regeln auf die Addition natürlicher Zahlen<br />
zurückgeführt (a, b sind zunächst natürliche Zahlen):<br />
a + (−b) = (−b) + a = a − b = −(b − a) (1)<br />
(−a) + (−b) = −(a + b) (2)<br />
Bei der Subtraktion müssen folgende Regeln beachtet werden:<br />
a − b = −(b − a) (3)<br />
a − (−b) = a + b (4)<br />
(−a) − b = −(a + b) (5)<br />
(−a) − (−b) = b − a = −(a − b) (6)<br />
Die Regel (5) kann wie folgt begründet werden:<br />
(−a) − b ist diejenige Zahl, die zu b addiert (−a) ergibt; andererseits ist (−a) + (−b) + b = (−a) d.h.<br />
(−a) − b = (−a) + (−b) = −(a + b) gemäss Regel (2).<br />
1 Das Kommutativgesetz soll erhalten bleiben.<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 9<br />
Setzt man in (4) a = 0 erhält man:<br />
−(−b) = b (7)<br />
d.h. die Gegenzahl einer Gegenzahl ist die Zahl selbst.<br />
Aufgaben<br />
9 Begründe die Regel (3), (4) und (6).<br />
10 Teste das Kommutativgesetz (a + b) + c = a + (b + c) für verschiedene ganze Zahlen a, b, c.<br />
11 Fülle die Tabelle aus:<br />
a b a + b a − (−b) −a − b a − b −(a − b) −a + b<br />
17 23<br />
11 -19<br />
-9 -21<br />
12 Berechne a − (−b − (c − a − b)) für<br />
a) a = 10 b = 20 c = −1<br />
b) a = 11 b = −19 c = 4<br />
c) a = 1234 b = −5678 c = 0<br />
1.2.2 Multiplikation und Division ganzer Zahlen<br />
Die Multiplikation und Division ganzer Zahlen wird mit Hilfe der folgenden Regeln auf die Multiplikation<br />
und Division natürlicher Zahlen zurückgeführt:<br />
a · (−b) = (−a) · b = −(a · b) (8)<br />
(−a) · (−b) = a · b (9)<br />
a : (−b) = (−a) : b = −(a : b) (10)<br />
(−a) : (−b) = a : b (11)<br />
Aufgaben<br />
13 Berechne ab + bc − ac − (b − c)a<br />
a) a = −2 b = 3 c = 8<br />
b) a = 5 b = 3 c = −4<br />
c) a = 1234 b = −1 c = 2<br />
14 Fülle die Tabelle aus:<br />
a b a 2 − 2ab + b 2 (a − b) 2 (b − a) 2<br />
5 1<br />
−6<br />
−7<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 10<br />
1.2.3 Zusammenfassung<br />
In der Menge der ganzen Zahlen gelten die folgenden Rechenregeln für die Addition:<br />
Für alle a, b, c ∈ Z gilt:<br />
a + b = b + a Kommutativgesetz<br />
(a + b) + c = a + (b + c) Assoziativgesetz<br />
a + 0 = a<br />
Es gibt ein Neutralelement<br />
a + (−a) = 0<br />
Jedes Element hat ein Inverses<br />
Diese Regeln besagen, dass Z bezüglich der Addition eine sogenannte kommutative Gruppe ist.<br />
Bezüglich der Multiplikation ist die Menge der ganzen Zahlen keine Gruppe, es gilt aber:<br />
a · b = b · a Kommutativgesetz<br />
(a · b) · c = a · (b · c) Assoziativgesetz<br />
a · 1 = a<br />
Es gibt ein Neutralelement<br />
Das wichtige Distributivgesetz vereinigt beide Operationen:<br />
a · (b + c) = a · b + a · c<br />
Aufgabe<br />
15 Teste das Distributivgesetz mit verschiedenen Werten für a, b, c.<br />
Bemerkungen:<br />
• Jede Subtraktion kann jetzt als Addition geschrieben werden: a − b = a + (−b).<br />
• Das Minuszeichen hat 3 Bedeutungen:<br />
<br />
<br />
als Vorzeichen z.Bsp<br />
V<br />
−3<br />
als Zeichen zur Gegenzahlbildung z.Bsp.<br />
G<br />
−(−3) oder G −(a + b)<br />
als Subtraktionszeichen z.Bsp. 2 S − 3<br />
Aufgabe<br />
16 Schreibe über jedes Minuszeichen den passenden Buchstaben V , G oder S.<br />
a) 15 − (−3) b) −((−9) + 1) c) −((−2) − (−10)) d)−(4 − 5) · (−7)<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 11<br />
1.3 Die Menge der rationalen Zahlen<br />
Mit der Einführung der ganzen Zahlen Z wurden Rechnungen wie 3 − 7, etc... lösbar; in Z sind alle<br />
Subtraktionen uneingeschränkt durchführbar.<br />
Problem: in Z sind Divisionen wie 3 : 7, −2 : 4, 12 : (−18) nicht lösbar.<br />
Denition 10:<br />
a<br />
ist diejenige Zahl, die mit b multipliziert a ergibt. a heisst Zähler, b heisst Nenner.<br />
b<br />
Es gilt also:<br />
a<br />
b · b = a d.h. a : b = a b<br />
Q = { a b<br />
| a, b ∈ Z, b ≠ 0} heisst Menge der rationalen Zahlen.<br />
Damit die Elemente von Q auch wirklich 'Zahlen' genannt werden dürfen, müssen Addition und Multiplikation<br />
so erklärt werden, dass die in 1.2.3 genannten Rechenregeln immer noch gültig sind.<br />
1.3.1 Kürzen und Erweitern<br />
7<br />
16<br />
und<br />
14<br />
32<br />
stellen dieselbe Zahl dar, denn:<br />
32 ·<br />
7<br />
16 = 2 · 16 · 7<br />
16 = 2 · 7 = 14 ⇒ 7<br />
16 = 14<br />
32<br />
Kürzen: Zähler und Nenner eines Bruchs a b<br />
durch dieselbe Zahl dividieren.<br />
Ein Bruch heisst vollständig gekürzt, wenn ggT(a, b) = 1.<br />
Erweitern: Zähler und Nenner eines Bruchs a b<br />
mit derselben Zahl multiplizieren.<br />
Das Kürzen und Erweitern ändert den Wert eines Bruchs nicht.<br />
Bemerkung: Die Bruchzahlen a 1 mit a ∈ Z identizieren wir mit den ganzen Zahlen a, d.h. a 1 = a.<br />
1.3.2 Addition und Multiplikation<br />
Die Addition von Bruchzahlen wird an folgendem Beispiel erläutert. Bei der Begründung setzt man<br />
die Gültigkeit des Distributivgesetzes voraus.<br />
2<br />
3 + 4 7 = 14<br />
21 + 12 14 + 12<br />
= = 26<br />
21 21 21<br />
denn 21 · ( 2 3 + 4 7 ) = 21 · 2<br />
3 + 21 · 4<br />
7 = 7 · (3 · 2<br />
3 ) + 3 · (7 · 4<br />
7 ) = 14 + 12 = 26 A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 12<br />
Ein zweites Beispiel:<br />
4<br />
35 − 7<br />
25 = 4 · 5<br />
5 · 5 · 7 − 7 · 7 20 − 49<br />
= = −29<br />
5 · 5 · 7 175 175 = − 29<br />
175<br />
Brüche werden also addiert, indem zuerst die einzelnen Summanden so erweitert werden, dass alle<br />
denselben Nenner erhalten ('gleichnamig machen') und anschliessend die Zähler addiert werden.<br />
Bemerkung: −a<br />
b<br />
= a −b = −a b<br />
und<br />
−a<br />
−b = a b<br />
Brüche werden multipliziert, indem die Zähler und Nenner multipliziert werden:<br />
3<br />
7 · 2<br />
5 = 3 · 2<br />
7 · 5 = 6 35<br />
denn 35 · 3 2<br />
7 5 = 5 · 2<br />
5 · 7 · 3<br />
7 = 2 · 3 = 6<br />
Die Begründung basiert auf der Annahme, dass das Kommutativgesetz der Multiplikation erfüllt ist.<br />
Aufgabe<br />
17 Fülle die Tabelle aus:<br />
a b b − a a − b ab<br />
b<br />
a<br />
−(a + b)<br />
−a + b<br />
− 3 4<br />
7<br />
3<br />
−3<br />
− 1 2<br />
− 7 5<br />
10<br />
9<br />
1.3.3 Vergleich<br />
Zwei rationale Zahlen lassen sich vergleichen.<br />
Denition 11: a < b ⇐⇒ a liegt links von b auf der Zahlengeraden<br />
Aufgabe<br />
18 Ordne nach aufsteigender Grösse: − 2 3 , −5 8 , − 7<br />
12 , −16 25 , 3 4 , 4 7 , 7<br />
11<br />
1.3.4 Dezimalbrüche<br />
Statt 1 2 = 5<br />
10 schreibt man auch 0.5. A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 13<br />
1234<br />
1000 = 1.234<br />
1<br />
3 =? 0.3 < 1 3 < 0.4 ⇒ 1 3 = 0.3 . . . 0.33 < 1 3 < 0.34 ⇒ 1 3 = 0.33 . . . usw. ⇒ 1 3 = 0.3<br />
Satz 3:<br />
Jeder Bruch a b<br />
lässt sich als endlicher oder periodischer Dezimalbruch darstellen.<br />
Aufgaben<br />
19 Verwandle in einen Dezimalbruch: 13<br />
8 , 11<br />
75 , 1000<br />
111<br />
20 Verwandle in einen gewöhnlichen Bruch: 0.3629, 1.02027, 0.923076<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 14<br />
1.3.5 Der Körper der rationalen Zahlen<br />
In der Menge der rationalen Zahlen Q ist jede Addition/Subtraktion bzw. Multiplikation/Division<br />
sinnvoll und es gilt für a, b, c ∈ Q:<br />
a + b = b + a a · b = b · a Kommutativgesetz<br />
(a + b) + c = a + (b + c) (a · b) · c = a · (b · c) Assoziativgesetz<br />
a + 0 = a a · 1 = a Es gibt ein Neutralelement<br />
a + (−a) = 0 a · 1 = 1 (a ≠ 0)<br />
a<br />
Jedes Element hat ein Inverses<br />
a · (b + c)= a · b + a · c<br />
Distributivgesetz<br />
Eine Menge auf der 2 Operationen (+, ·) erklärt sind, so dass obige Gesetze gelten, heisst Körper.<br />
1.4 Die Menge der reellen Zahlen<br />
Denition 12: Alle Dezimalbrüche bilden die Menge der reellen Zahlen R.<br />
Beispiele:<br />
−2.1234567891011121314151617181920 . . .<br />
401.12343434 . . . = 401.1234<br />
Man unterscheidet zwischen rationalen Zahlen (Q) und irrationalen Zahlen dies sind die unendlichen<br />
nicht periodischen Dezimalbrüche.<br />
Satz 4:<br />
√<br />
2 ist irrational.<br />
Satz 5:<br />
R ist ein Körper.<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 15<br />
Terme und Termumformungen<br />
Denition 13:<br />
Ein Term (ein algebraischer Ausdruck) ist eine sinnvolle Zusammensetzung von<br />
Zahlen, Variablen, Operationszeichen und Klammern. Variablen stehen dabei stellvertretend<br />
für Zahlen.<br />
Sinnvoll ist ein Term dann, wenn durch Einsetzen von Zahlen anstelle der Variablen<br />
und Beherrschen der folgenden Grundsätze der Wert des Terms ausgerechnet werden<br />
kann.<br />
Reihenfolge der Operationen<br />
• Klammer ausrechnen (von innen nach aussen)<br />
• 'Punkt' vor 'Strich' genauer: Potenzieren vor Multiplikation/Division vor Addition/Subtraktion<br />
• Bei gleichwertigen Operationen wird von links nach rechts gelesen; Multiplikationen, die ohne ·<br />
geschrieben werden, haben Vorrang<br />
Beispiele:<br />
T 1 (a, b, c) = a + b · c, T 2 (a, b, c) = (a + b) · c Berechne T 1 (2, 3, −4) und T 2 (2, 3, −4).<br />
T 1 (u, v, w) = 3u 2 −2+v : w, T 2 (u, v, w) = (3u) 2 −(2+v) : w Berechne T 1 (2, −4, 8) und T 2 (2, −4, 8).<br />
T 1 (a, b, c) = a : b · c, T 2 (a, b, c) = a : bc Berechne T 1 (12, 3, 4) und T 2 (12, 3, 4).<br />
Aufgaben<br />
(Seite 14) 85, 88, 90<br />
(Seite 33) 4, 6<br />
A. Kiener <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Solothurn</strong>
Algebra I 16<br />
Termanalysen<br />
Ein Term ist genau dann sinnvoll, wenn er analysiert werden kann.<br />
Beispiele:<br />
T (a, b, c) = a + b : c<br />
T (a, b, c, d) = −[2(a − b 4 )(c + d)]<br />
Aufgaben<br />
(Seite 16) 94, 96<br />
(Seite 18) 100(T 1 , T 4 ), 101, 102b)<br />
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Algebra I 17<br />
Zwei Terme T 1 und T 2 heissen äquivalent, wenn alle möglichen Einsetzungen für die Variable(n) bei<br />
T 1 denselben Wert ergeben wie bei T 2 . Man schreibt T 1 = T 2 .<br />
Addition und Subtraktion<br />
Statt a + a + a + a + a schreibt man kürzer 5 · a oder noch kürzer 5a.<br />
Statt cd 2 + cd 2 + cd 2 schreibt man kürzer 3 · cd 2 oder noch kürzer 3cd 2 .<br />
⇒ • 12a − 7a = 5a<br />
• −6a − (−8a) = −6a + 8a = 8a − 6a = 2a<br />
• 3xy 2 − 2x 2 y − 4xy 2 = −xy 2 − 2x 2 y<br />
Klammerregel<br />
A − (B + C − D) = A − B − C + D<br />
denn die Gegenzahl von B + C − D ist D − B − C und somit ist<br />
A − (B + C − D) = A + (−(B + C − D)) = A + D − B − C = A − B − C + D.<br />
Beispiele:<br />
(Seite 21)<br />
117d) (x − y − z) − (y − z) = x − y − z − y + z = x − 2y<br />
119f) 25x − (25x − 2y + z) = 25x − 25x + 2y − z = 2y − z<br />
123a) 20a − [16a − (2a + b)] = 20a − [16a − 2a − b] = 20a − [14a − b] = 20a − 14a + b = 6a + b<br />
(Seite 35,36)<br />
22b) 2a 3 − 3a 2 b − (a 2 b + ab 2 + ab) = 2a 3 − 4a 2 b − ab 2 − ab<br />
37b) −(−(3p + 8) + 6p) + 8 = −(−3p − 8 + 6p) + 8 = −(3p − 8) + 8 = −3p + 8 + 8 = 16 − 3p<br />
Aufgaben<br />
(Seite 21) 120, 124<br />
(Seite 35 .) 24, 30, 35, 43<br />
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Algebra I 18<br />
Multiplikation und Division<br />
Statt a · a · a schreibt man kürzer a 3 .<br />
Statt (x + y) · (x + y) · (x + y) · (x + y) schreibt man kürzer (x + y) 4 .<br />
Aus der Denition der Potenz a n folgen die wichtigen<br />
Potenzgesetze<br />
a n · a m = a n+m<br />
(a n ) m = a n·m<br />
a n · b n = (ab) n<br />
Beispiele:<br />
(Seite 22 .)<br />
133c) (ab) 2 c 3 · a 2 (bc) 3 = ab · ab · c · c · c · a · a · bc · bc · bc = a 4 b 5 c 6<br />
138c) 5ab(−ac)9c(−b)(−2c)(−a) = 90a 3 b 2 c 3<br />
150a) −2a 3 b − 7a 3 b = −9a 3 b 150b) (−2a 3 b)(−7a 3 b) = 14a 6 b 2<br />
Aufgaben<br />
(Seite 22 .) 136, 140, 151, 155, 159b)c), 161a)c)f)<br />
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Algebra I 19<br />
Distributivgesetz<br />
A(B + C) = AB + AC<br />
Beispiele:<br />
(Seite 25)<br />
167b) 3a 2 (a 3 − a 2 ) = 3a 5 − 3a 4 167c) (3y 4 + 5)13y 4 = 39y 8 + 65y 4<br />
171a) (a + b − c − d)(−1) = −a − b + c + d 171b) −x 2 (−x 3 + 5x 2 + 2x) = x 5 − 5x 4 − 2x 3<br />
Aufgaben<br />
(Seite 25) 170, 172, (Seite 37) 45, 46, 56<br />
Mehrmaliges Anwenden des Distributivgesetzes:<br />
(A + B)(C + D) = A(C + D) + B(C + D) = AC + AD + BC + BD<br />
Besispiele:<br />
(Seite 27) 187b) (a + 2)(a + 5) = a 2 + 5a + 2a + 10 = a 2 + 7a + 10<br />
(Seite 39) 82b) (−6z 2 +3z+4)(−5z+3) = 30z 3 −18z 2 −15z 2 +9z−20z+12 = 30z 3 − 33z 2 − 11z + 12<br />
(Seite 40) 100b)<br />
P (x) = (4x + 9)(4x + 5) − (8x + 15)(2x + 3) = 16x 2 + 56x + 45 − (16x 2 + 54x + 45) = 2x<br />
⇒ P (11) = 22, P (−2) = −4, P (0) = 0, P (3.33) = 6.66<br />
Aufgaben<br />
(Seite 38 .) 59, 67, 73, 81, 89, 93, 97, 99, 103<br />
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