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Georg Solti - Kulturradio

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<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong><br />

Eine Sendereihe zum<br />

100. Geburtstag<br />

Von Kai Luehrs-Kaiser<br />

Hier spielt die Klassik.<br />

92.4


92.4<br />

Berlin /Havelland<br />

91.7<br />

Prignitz<br />

96.8<br />

Oderland<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong><br />

zum 100. Geburtstag<br />

Eine Sendereihe<br />

in 21 Folgen von<br />

Kai Luehrs-Kaiser<br />

Redaktion: Dorothea Diekmann<br />

Toningenieur: Kaspar Wollheim<br />

8. Juli bis 25. November – sonntags 15:04 bis 17:00 Uhr<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong><br />

Eine Sendereihe<br />

zum 100. Geburtstag<br />

100.2<br />

Fläming<br />

104.4<br />

Lausitz<br />

104.4<br />

Uckermark<br />

95.35<br />

Kabel Berlin<br />

8. Juli bis 25. November 2012<br />

Jeden Sonntag<br />

15:04 bis 17:00 Uhr<br />

Fotos:<br />

ullstein-bild: (Titel, S. 16/17) Ingo Barth,<br />

(S. 6) Timpe, (S. 8, 14, 20) Lebrecht Music & Arts,<br />

(S. 11) Roger-Violett, (S. 12) INTRO/Christian<br />

Hahn, (S. 12, 20) Roger Violett/Colette Masson;<br />

(S. 4) Decca; (S. 9) akg-images; (S. 12) pa/picture<br />

alliance; (S. 13) dpa; (S. 15) Archiv Salzburger<br />

Festspiele/Madner; (S. 18) Volker Hinz, Stern,<br />

Picture Press; (S. 20) Evelyn Herlitzius/privat;<br />

(S. 20) Cosmin Gogu; (S. 23) Oliver Ziebe, rbb<br />

Kaum ein Dirigent war weltumspannend erfolgreicher als <strong>Georg</strong><br />

<strong>Solti</strong>. Kaum einer auch umstrittener. »<strong>Georg</strong> der Schreckliche«<br />

nannten sie ihn in London. (Wahlweise auch: »the screaming<br />

scull« – »der brüllende Schädel«.) Doch die Extraportion Pfeffer,<br />

das musikalisch hellwache Zupacken und Zuschlagen war seine<br />

Sache so sehr, dass nach seinem Tode 1997 oftmals der Stoßseufzer<br />

gegenüber jüngeren Dirigenten laut wurde: »Ach, hätte er doch<br />

nur ein kleines bisschen vom <strong>Solti</strong>-Gen!«<br />

98.45<br />

Kabel Potsdam<br />

Satellit<br />

DVB-S<br />

Transponder 9,3<br />

ASTRA 1H<br />

Frequenz 12,266 GHz;<br />

horizontal 27,5 MSymb/s,<br />

FEC 3/4<br />

Digital<br />

Digitalradio nach<br />

dem DAB+ Standard<br />

Kanal 7, Block D,<br />

194,064 MHz<br />

Herausgeber:<br />

Rundfunk Berlin-Brandenburg,<br />

Marketing & PR<br />

Masurenallee 8 –14<br />

14057 Berlin<br />

V.i.S.d.P.: Christian Detig<br />

Redaktion: Oda Mahnke<br />

Texte: Kai Luehrs-Kaiser<br />

Informationen zur Musik und<br />

die Manuskripte zur Sendung:<br />

www.kulturradio.de<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong>, geboren 1912 in Budapest, wäre am 21. Oktober<br />

100 Jahre alt geworden. Über Karlsruhe, Stuttgart, München und<br />

Frankfurt erreichte er den Weltmarkt der Klassik, den er in einer<br />

gut fünfzig Jahre währenden Karriere neu vermessen, dollarträchtig<br />

explorieren und zu einer – nicht zuletzt in Amerika – ungeahnten<br />

Blüte führen sollte. Er war ein gestrenger Orchestererzieher<br />

und Meister aller Reviere und Repertoires. Der letzte Nichtitaliener<br />

auch, der Verdi ganz selbstverständlich zum Kern der Klassik zählte<br />

und ihn mit ingeniösen Aufnahmen von »Rigoletto« bis »Don<br />

Carlo« verklärte. <strong>Solti</strong> hat den ersten (und noch immer besten)<br />

»Ring des Nibelungen« von Richard Wagner eingespielt und maß-<br />

3


geblich zur Mahler- und Bruckner-Renaissance beigetragen. Ohne<br />

seine »Arabella« und seine »Salome« wäre die Strauss-Diskographie<br />

arm dran. Karajan fürchtete ihn. Zu Recht. Denn <strong>Solti</strong> war<br />

gelungen, was Karajan aufgrund seiner Vergangenheit in Deutschland<br />

versagt blieb: eine weltweite Anerkennung und Überwindung<br />

des Eurozentrismus.<br />

Leicht zugänglich war <strong>Solti</strong> nicht unbedingt. Durch cholerisches<br />

Temperament, eckige Schlagtechnik und eine Schwäche für Frauen<br />

und für Whiskey war er der angreifbarste unter den Massenkompatiblen.<br />

Durch Nachhaltigkeit und Beharrung indes verstand er alle<br />

Vorbehalte souverän wettzumachen. Er war ein Anti-Karajan. Und<br />

ein Anti-Bernstein dazu. In unserer 21-teiligen Sendereihe verfolgen<br />

wir den Weg des populären Polarisierers von seinen ungarischen<br />

Anfängen, seinen Lehrern (Bartók) und Vorbildern (Kleiber,<br />

Toscanini) über die Emigration bis zum Weltruhm. Dieser entwickelte<br />

sich nach 1945 ausgerechnet von Deutschland aus. Auf die<br />

Frage, wie er das alles bloß angestellt habe, hat <strong>Solti</strong> stets offen<br />

und ehrlich eingeräumt, darauf gebe es zwei Antworten: eine<br />

unbescheidene und eine bescheidene. »Die bescheidene Antwort<br />

lautet«, so <strong>Solti</strong>: »Ich hatte Glück.« Die unbescheidene: »Ich hatte<br />

Talent!«<br />

Kai Luehrs-Kaiser<br />

5


I. Kapitel<br />

8. Juli<br />

15. Juli<br />

Der Zampano<br />

Der Explosive<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong>, ein Dirigent<br />

als Maestro seiner Zeit<br />

Der »Ring, der nie<br />

gelungen«?<br />

<strong>Solti</strong> als Wagner-Dirigent<br />

Reizbares Temperament, überschäumende<br />

Ausdruckskraft,<br />

explosiver Duktus: Die musikalischen<br />

Kennzeichen von <strong>Georg</strong><br />

<strong>Solti</strong> finden sich auch in der<br />

Person des Dirigenten wieder,<br />

der in diesem Jahr 100 Jahre<br />

alt geworden wäre. <strong>Solti</strong> war<br />

eine hörbar spannungsvolle, ja<br />

widersprüchliche Persönlichkeit.<br />

Eine Vorschau – in sieben<br />

Paradoxen.<br />

<strong>Solti</strong>s Gesamtaufnahme von<br />

Wagners »Der Ring des Nibelungen«<br />

(mit Birgit Nilsson und<br />

Wolfgang Windgassen) war die<br />

erste in der Schallplattengeschichte.<br />

Eine Großtat! Galt<br />

doch ein solches Mammut-<br />

Unternehmen als zuvor unrealisierbar.<br />

Die Auf nahme steht<br />

konkurrenzlos und unumstritten<br />

da. Kein Wunder: »Siegfried«<br />

und »Götter dämmerung« waren<br />

auch für <strong>Solti</strong> Debüts.<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

7


22. Juli 29. Juli<br />

5. August<br />

12. August<br />

Eine Jugend in<br />

Budapest<br />

<strong>Solti</strong>s Anfänge und<br />

Emigration<br />

»Mein Idol –<br />

Erich Kleiber«<br />

Vorbilder <strong>Solti</strong>s<br />

Unter einer rauen<br />

Schale schlägt ein Herz<br />

aus Stein<br />

<strong>Solti</strong>, der Unerbittliche<br />

Mahler & Bruckner<br />

ante portas<br />

<strong>Solti</strong> macht eine<br />

Entdeckung<br />

Der Sohn eines ungarischjüdischen<br />

Getreidehändlers (und<br />

Pleitiers) wuchs in eher kleinen<br />

Verhältnissen auf. Zum Singen<br />

hatte er keine Lust. Also begann<br />

er mit dem Klavierspielen und<br />

Komponieren. Im Schweizer Exil<br />

hielt er sich als Pianist über<br />

Wasser. Und »pestete«, wie er<br />

später sagte, die Leute so lange,<br />

bis er dirigieren durfte. Ein<br />

Leben lang.<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong> und seine<br />

Schwester Lilly am Klavier,<br />

Budapest 1925<br />

Während heute die meisten auf<br />

Furtwängler und Carlos Kleiber<br />

als größte Vorbilder schwören,<br />

war <strong>Solti</strong> erklärter Fan von Erich<br />

Kleiber, einem (ähnlich wie er<br />

selbst) genuinen Rhythmiker von<br />

elastisch ingeniöser Spannkraft.<br />

Später wurde Toscanini, dem er<br />

1936 in Salzburg assistierte,<br />

noch wichtiger. Ein Blick zurück<br />

in Heroen-Zeiten, die heute fast<br />

wieder vergessen sind.<br />

Dirigenten müssen Autoritäten<br />

sein, hieß es früher. Einer muss<br />

sagen, wo es lang geht. Auch<br />

<strong>Solti</strong> war dieser Auffassung, sah<br />

sich aber nicht gern in der Rolle<br />

eines Pult-Diktators enttarnt.<br />

Tatsächlich wirken wenige<br />

Dirigenten musikalisch so unerbittlich,<br />

inhaltlich so dogmatisch<br />

wie er. Ein Autokrat, demokratisch<br />

angekränkelt?<br />

Er habe Mahler anfänglich nicht<br />

gemocht, hat <strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong> zugegeben.<br />

Die Schwierigkeiten mit<br />

dem heute wichtigsten Symphoniker<br />

nach Brahms hielten ihn<br />

nicht davon ab, für einige Werke<br />

die bis heute maßgeblichen Aufnahmen<br />

zu erstellen. »Merk würdigerweise<br />

wollte er nie Mahlers<br />

Lieder aufnehmen«, wunderte<br />

sich der Bariton Dietrich<br />

Fischer-Dieskau. Chronik einer<br />

verzögerten Annäherung.<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

8 Gustav Mahler<br />

9


19. August<br />

II. Kapitel<br />

Pfeffer im Hintern<br />

<strong>Solti</strong> und die ungarische<br />

Tradition<br />

Der Zeitgemäße:<br />

<strong>Solti</strong> und seine Zeit<br />

Nichts besser als die Bartók-,<br />

Kodály- oder Weiner-Inter pretationen<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong>s – also<br />

Aufnahmen oder Aufführungen<br />

seiner Landsleute und Lehrer in<br />

Budapest. Hier sind noch heute<br />

etliche Entdeckungen zu machen.<br />

Und es ist festzustellen: Mit<br />

Paprika- und Puszta-Seligkeit,<br />

Folklore und falschem Sentiment<br />

hat <strong>Solti</strong>s Ungarn-Revolte nichts<br />

gemein.<br />

10


26. August 2. September<br />

9. September<br />

16. September<br />

Generation Maestro<br />

Der legendäre Dirigenten-<br />

Jahrgang 1912<br />

Launisches <strong>Solti</strong>-Glück<br />

Aus der Emigration ans<br />

deutsche Stadttheater<br />

»Sir <strong>Georg</strong>, der<br />

Schreckliche«?<br />

<strong>Solti</strong> privat<br />

Alles muss raus!<br />

<strong>Solti</strong>, der Medien-Mogul<br />

Nicht nur <strong>Solti</strong>, sondern auch<br />

Sergiu Celibidache, Kurt<br />

Sanderling, Günter Wand, Erich<br />

Leinsdorf, Ferdinand Leitner,<br />

Sándor Végh und einige mehr<br />

gehörten zum legendären<br />

Dirigenten-Geburtsjahrgang<br />

1912. Haben sie etwas gemeinsam?<br />

Na klar: die Gunst der<br />

Sterne. Ein Kaleidoskop der<br />

Pult-Götter.<br />

Als internationaler Jetset-<br />

Dirigent ist <strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong> präsent<br />

bis heute. Doch seine Anfänge –<br />

vor und nach der Emigration –<br />

fanden in Karlsruhe, Stuttgart,<br />

München und Frankfurt statt.<br />

Als Stadttheater-Wunder lassen<br />

sich diese Ursprünge beschreiben.<br />

Deutschland ist auf eine<br />

seiner größten Besonderheiten<br />

gemeinhin wenig stolz. Zu<br />

wenig, wie der Fall <strong>Solti</strong> lehrt.<br />

»<strong>Solti</strong> wird alt!«, meinte Daniel<br />

Barenboim nach dem Besuch<br />

einer »Falstaff«-Probe 1993<br />

bei den Berliner Philharmonikern.<br />

<strong>Solti</strong> habe den Weg zum<br />

Podium nur schleppend und<br />

wackelig zurückgelegt. Beim<br />

Dinner danach lieferte <strong>Solti</strong><br />

die Erklärung in Gestalt eines<br />

Wut anfalls: »Verdammter<br />

Tennis-Unfall!«, rief er aus.<br />

Der Mann hatte auch noch ein<br />

Privatleben.<br />

Als Rekordhalter in Bezug auf<br />

die Zahl von Schallplatten-<br />

Aufnahmen wird <strong>Solti</strong> gern<br />

beschrieben. Mehr als Karajan.<br />

Mehr auch als Abbado und<br />

Neville Marriner. Und das bei<br />

fast nur einer einzigen Schallplattenfirma!<br />

Wo sind die<br />

Stärken? Wo die Schwächen?<br />

Und wie wurde <strong>Solti</strong> zum<br />

CD-Zaren seiner Zeit?<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

Erich Leinsdorf<br />

Kurt Sanderling<br />

Sándor Végh<br />

Ferdinand Leitner<br />

Günter Wand<br />

Sergiu Celibidache<br />

12 13


23. September<br />

30. September<br />

7. Oktober<br />

<strong>Solti</strong> und<br />

Richard Strauss<br />

»Meine schwierigsten<br />

Jahre«<br />

Sir <strong>Georg</strong> in London<br />

King Kong gegen<br />

Godzilla<br />

<strong>Solti</strong> vs. Karajan<br />

Pauline Strauss, die Ehefrau des<br />

Komponisten, setzte den jungen<br />

<strong>Solti</strong> persönlich an die Luft,<br />

nachdem dieser den greisen<br />

Meister vom Mittagsschlaf abzuhalten<br />

drohte. Von Richard<br />

Strauss behauptete <strong>Solti</strong> später,<br />

den Großteil seiner dirigentischen<br />

Tricks gelernt zu haben.<br />

Wir verraten sie alle!<br />

Der junge <strong>Solti</strong> und Richard Strauss<br />

Als Leiter des Royal Opera<br />

Houses musste sich <strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong><br />

nicht nur den Mittagsschlaf<br />

abgewöhnen (für die Musiker<br />

lohnte es sich nicht, in der Mittagspause<br />

nach Hause zu fahren).<br />

Er führte Covent Garden<br />

zu neuer Blüte (von der das<br />

Haus bis heute zehrt). Auch das<br />

London Philharmonic Orchestra<br />

übernahm er. Und zog privat mit<br />

Frau und Familie an die Themse.<br />

Schwierigkeiten muss man aushalten.<br />

Ein Lehrstück.<br />

Nicht Bernstein und Karajan,<br />

sondern <strong>Solti</strong> und Karajan<br />

waren – wirtschaftlich gesehen<br />

– die großen Antipoden<br />

und Rivalen ihrer Zeit. Auf den<br />

Vorschlag, <strong>Solti</strong> doch einmal<br />

zu den Salzburger Osterfestspielen<br />

einzuladen, giftete<br />

Karajan: »Genau das wünsche<br />

ich mir zu Weihnachten!« Auch<br />

Könige können manchmal<br />

unhöflich werden.<br />

<strong>Solti</strong> bei den Salzburger<br />

Festspielen<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

14 15


III. Kapitel<br />

Der Entdecker


14. Oktober<br />

21. Oktober<br />

28. Oktober<br />

Moses und <strong>Georg</strong><br />

<strong>Solti</strong> für die Neue Musik<br />

Liebe und Hass in<br />

Chicago<br />

<strong>Solti</strong> am großen See<br />

<strong>Solti</strong>, die Verdi-Turbine<br />

Die Witwe Arnold Schönbergs<br />

war es, die <strong>Solti</strong> 1954 die szenische<br />

Uraufführung der nachgelassenen<br />

Oper »Moses und<br />

Aron« antrug. <strong>Solti</strong> zögerte.<br />

Prompt wurde seine spätere<br />

CD-Einspielung der Oper eine<br />

seiner besten überhaupt. Auch<br />

mit Karl Amadeus Hartmann,<br />

Britten, Tippett und anderen<br />

war er durchaus nicht so modernefeindlich<br />

wie man denkt.<br />

Als das begeisterungsfähigste<br />

Orchester neben den Berliner<br />

Philharmonikern beschrieb <strong>Solti</strong><br />

das von ihm lange Jahre geleitete<br />

Chicago Symphony Orchestra.<br />

Dessen deutsch-ungarische<br />

Tradition wurde von <strong>Solti</strong> auf<br />

neues Weltklasse-Niveau gehoben.<br />

Doch er hasste die Stadt.<br />

Und war Opfer der Kritikerin<br />

Claudia Cassidy. Erst als sie weg<br />

war, konnte <strong>Solti</strong> rein.<br />

Außerhalb Italiens war <strong>Georg</strong><br />

<strong>Solti</strong>, so scheint es, der letzte<br />

Dirigent von Weltrang, der sich<br />

ganz selbstverständlich für die<br />

italienische Oper Verdis einsetzte.<br />

Aber nur für ihn! Von Donizetti,<br />

Bellini oder auch nur Puccini<br />

wollte er genauso wenig wissen<br />

wie heutige Dirigenten. Ein<br />

Lamento – in Verdi-Aufnahmen<br />

für den Olymp!<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

18 19


4. November<br />

11. November 18. November<br />

25. November<br />

Fleming,<br />

Gheorghiu & Co.<br />

<strong>Solti</strong> als Sänger-Dirigent<br />

und -Entdecker<br />

»Der am meisten<br />

Überschätzte«<br />

<strong>Solti</strong> und die Berliner<br />

Philharmoniker<br />

<strong>Solti</strong>, der Unbekannte<br />

Unveröffentlichte<br />

Aufnahmen und<br />

Mitschnitte<br />

»Warum können<br />

nicht einfach alle so<br />

sein wie ich?«<br />

<strong>Solti</strong>, ein Resümee<br />

Blickt man auf die Besetzungen<br />

später <strong>Solti</strong>-Aufnahmen, so<br />

sind die Sänger schon dieselben<br />

wie heute: Bryn Terfel, Ruth<br />

Ziesak, Evelyn Herlitzius, Renée<br />

Fleming, Angela Gheorghiu und<br />

Co. Viele wurden von ihm gefördert.<br />

Waren Sängerbesetzungen<br />

trotzdem, wie oft behauptet<br />

wurde, der schwächste Punkt<br />

dieses ausgebufften Opern-<br />

Praktikers?<br />

Eine »Stern«- Reportage über<br />

die Berliner Philharmoniker in<br />

der Karajan-Ära führte zum<br />

Skandal. Einige Musiker hatten<br />

sich höchst despektierlich über<br />

den längst weltberühmten<br />

<strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong> geäußert. <strong>Solti</strong> war<br />

daraufhin für Berlin verloren –<br />

bis die Versöhnung kam, mit<br />

Verdis »Falstaff«. Der Verdacht<br />

aber, <strong>Solti</strong> sei möglicherweise<br />

überschätzt, hält sich bis heute.<br />

Hatten die Musiker am Ende<br />

Recht?<br />

Wie bei jedem großen Dirigenten<br />

basierte <strong>Solti</strong>s Ruhm nicht nur<br />

auf weltweit vertriebenen Tonträgern,<br />

sondern vor allem auf<br />

Konzerten, die erst den Appetit<br />

zum Kauf einer Schall platte oder<br />

CD herstellen oder beflügeln<br />

konnten. Diese Konzerte wurden<br />

oft mitgeschnitten. Ein Blick<br />

in die Archive. Ein Griff in die<br />

Katalog-Kisten vergriffener<br />

CD-Schätze.<br />

In puncto Medienpräsenz, musikalischem<br />

Furor und Selbstherrlichkeit<br />

war <strong>Georg</strong> <strong>Solti</strong> der<br />

perfekte Ausdruck der Gründerjahre<br />

des Stereo-Schallplattenzeitalters.<br />

Ein Meister aller<br />

Klassen (und Preisklassen). Ein<br />

Maestro für alle. Und ein Mann,<br />

bei dem scheinbar alles ganz<br />

einfach war. Zum Schluss un serer<br />

Sendereihe: ein Karriere-<br />

Steckbrief – zur Nachahmung<br />

empfohlen.<br />

Jeden Sonntag 1 5:04 – 1 7 :00 Uhr<br />

Bryn Terfel<br />

Evelyn Herlitzius<br />

Renée Fleming<br />

Angela Gheorghiu<br />

20 21


Zehn beste Aufnahmen<br />

Der Autor<br />

Die zehn besten<br />

Aufnahmen<br />

Kai Luehrs-Kaiser<br />

1. Richard Strauss: »Arabella«<br />

della Casa, Güden, London<br />

Wiener Philharmoniker<br />

(Decca)<br />

2. Gustav Mahler:<br />

Symphonien 5 und 6<br />

Chicago Symphony Orchestra<br />

(Decca)<br />

3. Richard Wagner:<br />

»Der Ring des Nibelungen«<br />

Nilsson, Windgassen, Hotter<br />

Wiener Philharmoniker<br />

(Decca)<br />

4. Giuseppe Verdi: »Rigoletto«<br />

Moffo, Kraus, Merrill<br />

RCA Italiana Opernorchester<br />

(RCA)<br />

5. Richard Strauss: »Salome«<br />

Nilsson, Stolze, Wächter<br />

Wiener Philharmoniker<br />

(Decca)<br />

6. Giuseppe Verdi: »Don Carlo«<br />

Bergonzi, Tebaldi, Bumbry<br />

Covent Garden Orchestra<br />

(Decca)<br />

7. Richard Strauss: »Elektra«<br />

Nilsson, Madeira, Collier<br />

Wiener Philharmoniker<br />

(Decca)<br />

8. Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

»Le Nozze di Figaro«<br />

Te Kanawa, Popp, Stade, Ramey<br />

London Philharmonic Orchestra<br />

(Decca)<br />

9. Sergej Prokofieff:<br />

Symphonie Nr. 1, »Classical«<br />

Chicago Symphony Orchestra<br />

(Decca)<br />

10. Arnold Schönberg:<br />

»Moses und Aron«<br />

Mazura, Langridge<br />

Chicago Symphony Orchestra<br />

(Decca)<br />

Kai Luehrs-Kaiser, geboren<br />

1961 in Bremen. Studierte<br />

Philosophie, Germanistik, Musikund<br />

Religionswissenschaft in<br />

Berlin. Lehraufträge an der<br />

Freien Universität Berlin.<br />

Promotion mit einer Arbeit<br />

zu Romanen von Robert Musil,<br />

Heimito von Doderer und Hans<br />

Henny Jahnn. Dramaturgische<br />

Arbeiten an der Schaubühne<br />

Berlin. Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Österreichischen<br />

Literaturarchiv (Wien).<br />

Seit 2001 Musik- und Musiktheaterkritiker<br />

im kulturradio<br />

des rbb. Autor der Sendereihen<br />

»125 Jahre Berliner Philharmoniker«<br />

(2007) und »Herbert<br />

von Karajan« (2008) im kulturradio.<br />

Seit 2008 Autor der wöchentlichen<br />

Sendung »Musikstadt<br />

Berlin«.<br />

22 23<br />

23

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