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Ernesto Cardenal - Kulturradio

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Abteilung: Kirche und Religion Redaktion: Anne Winter<br />

Sendereihe: Gott und die Welt Autor/-in: Geseko von Lüpke<br />

Sendedatum: 20.01.2013 Sendezeit: 9.04-9.30 Uhr/kulturradio<br />

Eine Übernahme vom BR vom 2.9.2012<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt; eine Verwertung ohne Genehmigung des Autors ist nicht gestattet.<br />

Insbesondere darf das Manuskript weder ganz noch teilweise abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden.<br />

Eine Verbreitung im Rundfunk oder Fernsehen bedarf der Zustimmung des RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg).<br />

_____________________________________________________________________________<br />

GOTT UND DIE WELT<br />

<strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> – ein radikaler Christ<br />

Leben, Liebe und Lyrik des Poeten, Priesters und Revolutionärs<br />

Sprecher: Reinhard Glemnitz und Heiko Ruprecht<br />

Redaktion: Wolfgang Küpper<br />

Regie:<br />

Axel Wostry


2<br />

ZUSPIELUNG: Atmo 1<br />

Musik (Grupo Sal)<br />

SPRECHER<br />

Er ist alt geworden, der Revolutionär, der Poet und Priester, der Mystiker und Liebhaber<br />

aus dem kleinen mittelamerikanischen Land Nicaragua. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong>. Die<br />

Schritte sind langsam geworden, schlurfend fast, wenn der 87 jährige auf die Bühnen<br />

der Welt kommt. Eine lebende Legende, ein Symbol von Befreiung, von kämpferischem<br />

Christentum. Das Gesicht zerfurcht von rebellischen Gedanken, schmerzlichen Zeugenschaften,<br />

mystischen Erfahrungen. Der weiße Bart lässt ihn wirken wie einen biblischen<br />

Propheten. Die schwarzen Baskenmütze auf dem Kopf lässt ich aussehen wie<br />

ein gealterten Che Guevara. Und es ist diese Mischung, die bis heute aus ihm spricht.<br />

ZUSPIELUNG Wort 1 (CD Canto de la Tierra, Take 12)<br />

Escucha mi senor .... (Overvoice durch Dietmar Schönherr)<br />

Hör meine Worte , Herr, höre mein Seufzen, höre meinen Protest. Denn Du bist Gott<br />

und kein Freund der Diktatoren. Du folgst nicht ihrer Politik. Noch achtest Du auf ihre<br />

Politik, Du hast mit Gangstern nichts gemein. Ihre Reden sind so unaufrichtig wie ihre<br />

Presseerklärungen. Sie sprechen von Frieden, doch im Geheimen bereiten sie Krieg<br />

vor. Du aber, Herr, wirst mich vor ihren Anschlägen retten. Sie sprechen mit den Mündungen<br />

ihrer Maschinengewehre. Und ihre Zungen sind glänzende Bajonette. Straf sie<br />

Oh Gott.<br />

SPRECHER<br />

In der Kultur- und Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts nimmt er einen prominenten<br />

und nicht unumstrittenen Platz ein: Der ehemaliger Trappisten-Mönch, Mystiker,<br />

Schriftsteller, und nach dem Sturz der jahrzehntelangen Somoza-Diktatur Kulturminister<br />

Nicaraguas. Seine vielschichtige Biographie ist längst verklärt worden und<br />

repräsentiert den Weg, den die christliche Gegenkultur in den letzten 50 Jahren<br />

nahm. Sein sozialer und theologischer Einfluss reicht von den Anfängen der Befreiungstheologie,<br />

über die spirituelle Aussteiger- und Gemeinschaftsbewegung, den politischen<br />

Revolutionen einer christlich beeinflussten Zivilbewegung gegen Diktaturen<br />

und Militärs bis hin zur Formulierung einer neuen Schöpfungsspiritualität, die mysti-


3<br />

sche Weltsicht und moderne Wissenschaft miteinander verbindet. Wer ist dieser Mann,<br />

dieser Christ und Visionär?<br />

ZUSPIELUNG Atmo 2 (Musik aus Nicaragua)<br />

ZITATOR (auch Overvoicestimme)<br />

Meine erste Erinnerung überhaupt stammt aus Granada, aus der Straße der Händler.<br />

Es trägt mich auf ihren Armen Dominga, die china, wie in Nicaragua die Kindermädchen<br />

genannt werden, und in meiner Erinnerung fragt eine andere Frau, ob ich ein<br />

Mädchen oder ein Junge sei. Und Dominga antwortet, ein Junge; ich weiß nicht mehr<br />

ob die Antwort mein Interesse erregte oder ob ich sie wie eine schlichte Information<br />

aufnahm.<br />

SPRECHER<br />

... erzählt der Poet in seiner Biographie „Verlorenes Leben“. Ein eigentlich trauriger<br />

Titel, der die ganze Spanne des Lebens <strong>Cardenal</strong>s umfasst: Sein Ringen um Gott, seine<br />

Suche nach männlicher Identität angesichts der tief verehrten Weiblichkeit, sein Leben<br />

in Kontemplation. Eine Biographie, die letztlich doch gelingt. Heißt es doch bei<br />

Lukas im Neuen Testament „Denn wer sein Leben verliert, um meinetwillen, der wird<br />

es erhalten“.<br />

ZUSPIELUNG Wort 3 Overvoice<br />

In der väterlichen Linie stamme ich aus einer reichen Familie. Der Großvater der Familie<br />

<strong>Cardenal</strong> war ein Händler und sehr reich (1:48) In der mütterlichen Linie war es<br />

eine aristokratische Familie, aber so etwas wie ein verarmter Adel. Da war der Urgroßvater<br />

wohl mal ein reicher Mann. Aber schon meine Großmutter hatte kein Geld<br />

mehr. Aber eigentlich kann man schon sagen, dass ich aus großbürgerlichem Hause<br />

stamme, wo Geld kein Problem war. Es waren gut verdienende Händler.<br />

SPRECHER<br />

Am Beginn des Lebens dieses christlichen Revolutionärs stand also ein Leben in Luxus<br />

in dem bitterarmen mittelamerikanischen Land. Einer ‚Bananenrepublik’ im Vorhof der


4<br />

Weltmacht USA, weit entfernt von Demokratie, tief verankert im Katholizismus und<br />

noch tiefer wurzelnd in der Magie uralter indianischer Weisheit.<br />

ZUSPIELUNG Atmo 3 (Musikakzent Grupo Sal)<br />

SPRECHER<br />

Früh schon zeigt der <strong>Ernesto</strong> die Begabung zur Poesie, rezitiert selbstgemachte Verse,<br />

spielt Volktheater nach. Früh auch schon verspricht er sich einen religiösen Weg.<br />

Als sein Bruder Popo mit einer schweren Lungenentzündung im Sterben liegt, verspricht<br />

er Gott, Priester zu werden, sollte der Bruder gerettet werden. Und das Wunder<br />

geschieht. Früh auch schon, mit acht Jahren, blüht in ihm die „Liebe zu den Mädchen“,<br />

wie er es bis heute nennt. Mireya hieß die erste von vielen Mädchen, denen er<br />

später Gedichte widmet.<br />

ZUSPIELUNG Wort 4 Overvoice<br />

Ich hatte zwar schon als Kind das Gefühl, ich könnte einmal Priester werden, aber das<br />

war erst mal nicht mehr als ein Spleen, Als Jugendlicher war ich dann so sehr angezogen<br />

von den Mädchen, dass ich von der Idee, eventuell einmal Priester zu werden,<br />

großen Abstand genommen habe. (6:00) Damals hatte ich eine große Liebe, meine<br />

erste große Liebe. Und danach war ich über viele Jahre oft und in viele Frauen verliebt.<br />

SPRECHER<br />

Die Schulzeit in Leon mündet in ein Literaturstudium, dass der junge Mann erst in Mexiko<br />

fortsetzt und dann in den USA. Ein junger Intellektueller mit der tiefen Sehnsucht<br />

nach Liebe und Gott ist er und schreibt rückblickend<br />

ZITATOR<br />

... Gott war hinter mir her, und ich war hinter den Mädchen her.<br />

ZUSPIELUNG Wort 5 (CD Canto de la Tierra, Take 7)<br />

Ayir ca mediam ...<br />

(Overvoice durch Zitator)


5<br />

Gestern sah ich Dich auf der Straße, Miriam. Und Du erschienst mir so schön, Miriam,<br />

dass – wie erkläre ich Dir, welche Schönheit ich sah? – Nicht einmal Du, Miriam, kannst<br />

solche Schönheit an Dir wahrnehmen, noch Dir vorstellen, dass Du so schön für mich<br />

sein kannst. Und so schön erschienst Du mir, dass ich glaube, keine Frau ist schöner<br />

als Du, Miriam. Und kein Verliebter findet eine Frau so schön, Miriam, wie ich Dich finde.<br />

Und Du selbst, Miriam, bist vielleicht gar nicht mal so schön. Denn soviel Schönheit<br />

kann nicht wirklich sein, wie ich sie an Dir wahrnahm gestern auf der Straße und wie<br />

ich heute glaube, Miriam, an Dir gesehen zu haben.<br />

SPRECHER<br />

Ein Liebender, der in den Frauen das Universum findet, eine transpersonale, eine göttliche<br />

Schönheit. Ein Liebender, der über das Objekt seiner Gefühle hinausfühlt und in<br />

jeder tiefen Liebe eigentlich der Liebe Gottes begegnet. Für viele der buchstäblich Angebeteten<br />

ist der Umfang seiner Liebe eigentlich zu groß. Der Schmerz darum fließen<br />

in Bände voller Liebeslyrik. Der junge <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> beginnt zu schreiben und<br />

sehnt sich zugleich nach einem mönchischen Leben mit Gott. Sein Fühlen weitet sich<br />

und lässt ihn spüren, was in seinem Land geschieht, welche Tyrannen es beherrschen<br />

und ausbluten lassen. Das eigene Drama und die Tragödie seines Volkes unter der<br />

50jährigen Diktatur des Somoza-Clans verschwimmen am 2. Juni 1956, als die Eskorte<br />

des Tyrann mit Sirenengeheul an seiner Wohnung vorbeifährt und er in eine Erfahrung<br />

stürzt, die sein Leben ändert.<br />

ZUSPIELUNG Wort 6 Overvoice<br />

Es war eine mystische Erfahrung. Ich habe mich dabei gänzlich Gott hingegeben. Und<br />

ich habe gespürt, dass Gott in mich dringt. Es war die Erfahrung eines unglaublichen<br />

Glücks, eines unheimlichen Genießens.<br />

ZITATOR<br />

Plötzlich fühlt die Seele seine Gegenwart auf eine Weise, die jeden Irrtum ausschließt.<br />

Und will sich verstecken und aus dieser Gegenwart verschwinden und vermag es nicht,<br />

weil sie wie mit dem Rücken zur Wand steht, zwischen Ihm und Ihm steht, und keinen<br />

Fluchtweg findet, denn diese Gegenwart durchdringt Himmel und Erde und durchdringt<br />

auch sie, und sie liegt in Seinen Armen. Und die Seele, die ihr ganzes Leben lang


6<br />

dem Glück nachgelaufen ist, ohne je satt zu werden, und ohne Unterlass die Schönheit<br />

und die Lust und die Seligkeit und den Genuss gesucht hat, und immer mehr und mehr<br />

und mehr Lust wollte, wird ertränkt in einem Meer unerträglichen Genusses, uferlos<br />

und grundlos. Durchdrungen von einer solch süßen Süße, dass sie Schmerz verursacht,<br />

einen unaussprechlichen, bitter-süßen Schmerz. (...) Freundschaften, Wein,<br />

Frauen, Reisen, Feste, alles ist für immer verblasst, und die Seele wird niemals mehr<br />

ein anderes Glück empfinden, das nicht das Glück ist, dass sie gekostet hat<br />

ZUSPIELUNG Wort 7 Overvoice<br />

Diese Erfahrung hat mein Leben vollständig verändert. Und ab dieser Erfahrung wollte<br />

ich nicht mehr in der Alltagswelt sein, ein normales Leben führen, sondern eigentlich<br />

nur noch mit Gott alleine sein. (7:10) Nach meiner mystischen Begegnung und Erfahrung<br />

mit Gott habe ich eine Sehnsucht verspürt, als Mönch in ein Kloster zu gehen.<br />

SPRECHER<br />

Der mystische Zugang, der sich vor <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> da öffnete, hatte einen besonderen<br />

Charakter. Für den liebenden Dichter und dichtenden Liebhaber war der Zugang<br />

zu Gott keine leibfeindliche, keusche Angelegenheit. Statt dessen war die Erfahrung,<br />

die er in dieser eigentlich erotischen Verschmelzung mit Gott erlebte, ein zutiefst körperlich<br />

und sinnliche Erfahrung, die jedoch weit über die gängige Vorstellung von<br />

menschlicher Sexualität hinausging. Ähnlich er den sinnlichen Gesängen im Hohelied<br />

des Salomon im Alten Testament oder den Preisungen der deutschen Mystikerin<br />

Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert die eine Gott und Menschenfrau<br />

beschrieb, die Himmel und Erde durchdringt und befruchtet.<br />

ZITATOR<br />

UND GOTT SAGT DER SEELE:<br />

Du bist mein Lagerkissen, mein liebliches Bett, meine heimliche Ruhe, meine höchste<br />

Ehre. Du bist eine Lust meinem Gottsein, ein Trost meinem Menschsein, ein Bach meinem<br />

Durst.<br />

DIE SEELE ANTWORTET


7<br />

O Herr, liebe mich gewaltig und liebe mich oft und lang; je öfter Du mich liebst, um so<br />

reiner werde ich; je gewaltiger Du mich liebst, um so schöner werde ich; je länger Du<br />

mich liebst, um so heiliger werde ich hier auf Erden.<br />

SPRECHER<br />

Erlebte Mystik hält sich offenbar nicht an kirchlichen Regeln von Liturgie und Moral.<br />

Auch für <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> fließen in dieser Verschmelzung mit Gott die Sehnsucht<br />

nach dem Weiblichen und die Sehnsucht nach Gott zusammen.<br />

ZUSPIELUNG Wort 8 Overvoice<br />

Genauso wie mich zuvor das Weibliche sehr stark erotisch angezogen, so ähnlich hat<br />

mich dann Gott auch erotisch angezogen. Ich habe schon oft gesagt und geschrieben,<br />

dass für die Liebe zu den Frauen eigentlich das selbe ist wie die Liebe zu Gott. Diese<br />

Formen der erotischen Liebe sind sehr ähnlich, auch wenn sie natürlich ganz unterschiedliche<br />

Ziele haben, fühlen sie sich sehr ähnlich an. Am Anfang war es die Liebe zu<br />

der Schönheit der Mädchen. Und danach war es die Liebe zu dem Schöpfer aller<br />

Schönheit. Und man kann auch sagen, dass meine Liebe zu Gott eine erotische Liebe<br />

war. Aber der Begriff ‚Religion’ greift da nicht. Es geht um eine mystische Qualität der<br />

Wahrnehmung. (37:10) Alle Religionen waren überall eigentlich immer Feinde der<br />

Mystiker. Denn sie hatten eine persönliche Beziehung zu Gott. Sie entspricht weder<br />

den Konventionen, noch dem Protokoll.<br />

SPRECHER<br />

<strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> weiß nun, dass die existentielle Entscheidung zwischen sinnlicher<br />

oder die göttlicher Liebe sich für ihn aufgelöst hat. Nach dieser alle Grundfesten erschütternden<br />

Erfahrung will er nur noch eins: sich von der lauten Welt zurückziehen<br />

und sich ganz dem Leben mit Gott hingeben. Er entscheidet sich dem amerikanischen<br />

Trapistenkloster Gethsemani beizutreten, wo der von ihm verehrte Mystiker Thomas<br />

Merton lebt.<br />

ZITATOR<br />

Am 14. Mai 1957 trat ich ins Noviziat ein, als alles in voller Blüte stand. Es war Frühling<br />

in Gethsemani, die Zeit des Hoheliedes Salomon. Vogelgesang den ganzen Tag


8<br />

über. Ich fühlte, das alles Gesang und Liebe war. Die Augenblicke menschlicher Liebe,<br />

die ich in meinem vergangenen Leben gehabt hatte, waren für mich von großer Seligkeit<br />

gewesen: sie glichen ihm vielleicht nicht, waren ihm aber doch ähnlich, dem allgemeinen<br />

Zustand von Verliebtheit, in dem ich mich jetzt befand. Nur das er jetzt andauernd<br />

vorhanden war und nicht nur in kurzen Momenten wie früher.<br />

SPRECHER<br />

Der offizielle Name des Trapistenorden in Kentucky lautet ‚Zisterzienserorden von der<br />

strengen Observanz’ und gilt als einer der zwei härtesten Orden der Welt. Die Mönche<br />

legen ein Schweigegelübde ab, stehen um zwei Uhr früh auf, sind um sieben Uhr<br />

abends im Bett. Es gibt keine Entspannung, Spiele, Sport. Briefe werden nur vier mal<br />

im Jahr ausgeteilt, vier dürften beantwortet werden. Es ist ein Leben in Gemeinschaft,<br />

ohne eigenen Raum, nur mit Vorhängen abgetrennte Abteile: Lektüre, Studium, Arbeit<br />

und Gebet. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> erlebt all das im Zustand mystischer Verliebtheit. „Seit<br />

meiner Bekehrung habe ich das Gefühl“, schreibt er, „dass meine Seele offen steht<br />

und ich den Schlüssel jemandem gegeben habe, der ein und ausgeht, wie es ihm beliebt.“<br />

In dem Gedicht ‚Teleskop in dunkler Nacht’ beschreibt er den Spagat zwischen<br />

Körper und Seele.<br />

ZITATOR<br />

Ich habe eine heimliche Liebe,<br />

die niemand sieht.<br />

So heimlich ist unsere Liebe, dass man nur mich sieht.<br />

Heute dachte ich, es gibt eine Erotik ohne Sinne, für einige wenige.<br />

In der bin ich Experte<br />

Ja, sie ist hart,<br />

doch beklage ich nicht die körperlose Liebe,<br />

die mir zuteil wurde.<br />

Du wolltest mich ganz für Dich allein.<br />

Noch tiefer allein geht es nicht mehr.<br />

Wieder kommst Du zu mir, wie Musik, wie Licht,<br />

Musik ohne Schall, Licht ohne Strahlen,<br />

Liebkosung ohne Berührung, nur reine Liebkosung.<br />

Sollte der, der den Sex erfand<br />

nicht lieben können?<br />

Gestern Nacht träumte ich von einem Beischlaf<br />

ein realistischer, sehr realistischer Traum


9<br />

Du quälst mich mit dem Fleisch<br />

damit ich Dich noch mehr liebe,<br />

aber nicht im Fleisch.<br />

Für mich ist es die Ehre<br />

Gott in meinem Bett zu haben oder in der Hängematte.<br />

Genießen wir uns.<br />

Die Rohrdommeln fliegen.<br />

Genießen wir uns, Geliebter!<br />

SPRECHER<br />

„Du hast sie beieinander gelassen: Religion, Politik und Liebe“. So schrieb die deutsche<br />

Theologin und Lyrikerin Dorothee Sölle an ihren Freund <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong>: „Deine Liebeslieder<br />

sind politisch, Deine Psalmen erotisch. Deine Bejahung, Deine Feier des Lebens<br />

ist umfassend.“ Und er bestätigte ihr, dass ein Leben der Suche nach Gott im<br />

Grunde eine Suche nach Schönheit, Liebe und Erotik sei. Erst die weibliche Schönheit<br />

habe ihm eine Vorstellung von der Schönheit Gottes vermittelt.<br />

ZITATOR<br />

Wenn sie hörten, was ich Dir manchmal sage,<br />

wären sie empört: Welche Gotteslästerung!<br />

Doch Du verstehst, wie ich’s meine<br />

Und außerdem scherze ich nur.<br />

Eben Dinge, die im Bett sich die Liebenden sagen.<br />

SPRECHER<br />

Das ‚Buch von der Liebe’ entsteht und wird in seiner sinnlichen Gottesschau ein weltweiter<br />

Erfolg. Im Dialog mit Thomas Merton entwickelt sich eine tiefe Freundschaft<br />

und der Plan, ein christliches, kontemplatives Zentrum in Mittelamerika zu gründen,<br />

ähnlich einem Ashram. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> verlässt deshalb nach drei Jahren das Trapistenkloster,<br />

um in Mexiko auf die Priesterschule zu gehen. 1965 wagt er mit wenigen<br />

Mitstreitern das Experiment, auf einer Insel im großen Nicaragua-See eine christliche<br />

Gemeinschaft zu gründen, die sich an den Idealen des Urchristentums orientiert.<br />

Der junge Theologe legte sich ein Outfit zu, dass er bis ins hohe Alter beibehalten sollte.<br />

Einen Bart, in dem damals schon graue Haare schimmerten, eine Baskenmütze – es<br />

war das Klischee des christlichen Widerstands, dass er nun ausstrahlte. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong><br />

wird zum ‚Beat-Mönch’, zum Vorbild dafür, dass mystische Gottesschau, ein kri-


10<br />

tisches politisches Bewusstsein und eine Abgrenzung vom Großbürgertum durchaus<br />

zusammen gehen konnten.<br />

ZITATOR<br />

„Ich verliebte mich ja in Gott, weil ich mich überhaupt gern verliebte. Von meiner Veranda<br />

aus sehe ich, dass alles, was mich umgibt, die sichtbar gemacht Liebe Gottes ist.<br />

Seine Liebe hat die Form dieses Sees angenommen, mit den blauen Vulkanen am Ufer<br />

gegenüber, den Inseln in der Nähe, einem schaumfarbenen Reiher, der am Ufer fischt,<br />

den Coyol-Palmen, dem blühenden Malinche-Baum, dem grünen Leguan, der die lilafarbenen<br />

Blüten der Zeder frisst, dies alles von Gott hierher gebracht, weil es mir so<br />

sehr gefällt, einem Ort an dem Gott und ich vereint sein können.“<br />

SPRECHER<br />

Die Anfangsjahre sind hart und entbehrungsreich. Doch bald schon wird Solentiname<br />

zum Mekka junger christlicher Suchender, die Ende der 60er Jahre auch die christliche<br />

Religion ganz neu entdecken wollen. Die einzige Regel ist die Regellosigkeit. Das<br />

Zentrum auf der tropischen Insel wird zu einem Modell, wo sich Mystik mit Politik<br />

trifft, wo indigene Weisheit genauso willkommen ist, wie die Kontemplation über die<br />

Aussagen Christi. Armut, Stille, einfaches Leben sind die Säulen. Der christliche Ashram<br />

wendet sich aber nicht von der Welt ab, sondern beobachtet genau die immer<br />

brutalere Politik der Diktatur durch den Clan der herrschenden Somoza-Familie. Als<br />

1967 ein Aufstand gegen den Diktator in einem Massaker mit 300 Toten niedergeschlagen<br />

wird, wird die christliche Gemeinschaft immer mehr politisiert.<br />

ZUSPIELUNG Wort 9 Overvoice<br />

Wir hatten sehr viele Besucher aus der ganzen Welt in Solentiname. Und so hatten wir<br />

viel Einfluss auf die Entwicklung in Nicaragua. Und wir haben uns dann immer mehr in<br />

Solentiname dem revolutionären Prozess angeschlossen. Damals gab es einen bewaffneten<br />

Guerilla-Krieg gegen die Somoza-Diktatur, mit dem wir uns immer mehr<br />

identifizierten. Viele junge Leute meiner Gemeinde sind dann in diese Guerilla-<br />

Bewegung gegangen und haben mitgekämpft, einige sind dabei ums Leben gekommen.<br />

(47:00) Ich hatte, als ich da hin kam, überhaupt nichts vor, außer eine Gemeinde<br />

mit anderen Menschen zu gründen, die in Gleichheit mit einander leben und ein kontemplatives<br />

Leben führen wollten. Es war dann eigentlich der Druck von außen, der


11<br />

dazu geführt hat, dass wir uns immer mehr ins politische und soziale Geschehen einmischten<br />

und involviert waren. Und natürlich hatte als theoretische Basis die Befreiungstheologie<br />

eine wichtige Quelle, um das umzusetzen, wofür Solentiname berühmt<br />

wurde.<br />

SPRECHER<br />

Das Zentrum auf Solentiname wird so nicht nur zu einem Nest des demokratischen<br />

Widerstands gegen die brutale Diktatur, zu einem Modell für die Synthese zwischen<br />

Christentum und Freiheitskampf. Der Ort ist auch die Quelle jener Bewegung, die in<br />

den kommenden Jahrzehnten den ganzen lateinamerikanischen Kontinent erfassen<br />

soll: der Befreiungstheologie. Sie baut auf ein Christentum, dass – wie es bei Lukas 4<br />

heißt – darin besteht, ...<br />

ZITATOR<br />

... die Menschen von ihren Fesseln zu befreien, den Stimmlosen eine Stimme, den Gefangenen<br />

die Freiheit zu geben.<br />

SPRECHER<br />

Im mittelamerikanischen Nicaragua, wo seit 50 Jahren und in der dritten Generation<br />

Menschenrechte ignoriert, politische Gegner gefoltert und grausam ermordet werden,<br />

das Volk ausgebeutet wird und Gerechtigkeit ein Fremdwort ist, ist das politische<br />

Christentum und die Begegnung von Widerstand und Spiritualität ein entscheidender<br />

Impuls. Die heute berühmte Schriftstellerin Giaconda Belli erinnert sich, welche Bedeutung<br />

das christliche Zentrum damals für sie hatte, um die Angst zu überwinden.<br />

ZUSPIELUNG Wort 10 (weibl. Overvoice)<br />

You can slave your soul. That is the fear issue. … Man kann seine eigene Seele versklaven.<br />

Das ist das große Angstthema, mit dem wir während der Somoza-Diktatur<br />

lebten. Da gab es so viel Angst in den Herzen der Menschen, dass sie erniedrigt ihre<br />

Würde verloren hatten. Das tötete ihre Seele und hinterließ ein Gefühl völliger Niederlage.<br />

Diese internalisierte Angst ist der Grund, warum Diktaturen oft so lange währen.<br />

Sie macht die Leute bewegungslos. Wenn dann aber durch so einen Ort die Seele sich<br />

bewegen kann, und ein Vorbild zeigt, wie die Angst zu überwinden ist, dann wird ein


12<br />

unglaubliches Maß an Energie freigesetzt<br />

energy.<br />

... you release an incredible ammount of<br />

SPRECHER<br />

In Solentiname verschmolzen Gemeindearbeit, Seelsorge und Widerstand. Das Zentrum<br />

wurde in den 70ern zum geheimen Treffpunkt. Als der Geheimdienst der Diktatur<br />

es herausfand, wurde Solentiname gestürmt und niedergebrannt. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong><br />

musste in den Untergrund verschwinden. Als kultureller Botschafter der Widerstandsbewegung<br />

reiste er durch die Welt und bat um internationale Solidarität. In Deutschland<br />

erhielt er den ‚Friedenspreis des deutschen Buchhandels’, in Palästina traf er auf<br />

Arafat, in Kuba auf Fidel Castro. Aber es gab auch Proteste dagegen, dass sich ein<br />

christlicher Priester dem bewaffneten Widerstand abgeschlossen hatte. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong>:<br />

ZUSPIELUNG Wort 11 Overvoice<br />

Am Anfang habe ich die Gewalt auch vehement abgelehnt. Nach und nach aber haben<br />

wir zusammen mit allen Menschen in Nicaragua erkannt, dass es keine andere Möglichkeit<br />

für unser Land gab. Damals hat der damalige Papst in Kolumbien gesagt, dass<br />

er auch der bewaffnete Kampf seine Berechtigung habe, wenn er sich gegen einen<br />

Tyrannen richte, der über eine lange Zeit das Volk unterdrückt. Und das traf auf Nicaragua<br />

zu, dass mit mehr als 50 Jahren Unterdrückung und Gewaltherrschaft vielleicht<br />

die längste Diktatur der Welt war. Es war völlig klar, dass es eine Diktatur war und sehr<br />

undemokratisch zuging.<br />

SPRECHER<br />

Der Widerstand gegen das Regime steigert sich in einen Bürgerkrieg, bei dem der Diktator<br />

mit Panzern, Bomben und Artillerie das eigene Volk beschießt und die Opposition<br />

mit aller Brutalität bekämpft. Der Aufstand der ‚Sandinisten’ fordert enorme Opfer,<br />

bekommt aber alle Unterstützung aus der gedemütigten Bevölkerung. Neu an diesem<br />

Aufstand in einem erz-katholischen Land ist die enge Verbrüderung, die hier das<br />

Christentum mit den linken Revolutionären eingeht. Zahllose Priester gehen in den<br />

Untergrund und gehören zu den führenden Köpfen im Widerstand. So auch <strong>Ernesto</strong><br />

<strong>Cardenal</strong>.


13<br />

ZITATOR<br />

Das ist die Vision von einem Land, in dem die Ausbeutung abgeschafft ist<br />

Der Reichtum des Landes verteilt an alle<br />

Nicaragua ohne Nationalgarde, ich sehe den neuen Tag<br />

Ein Land ohne Terror, ohne dynastische Tyrannei.<br />

Es singt der Zanate Clarinero, der Pfeifer<br />

keine Bettler, keine Prostitution, keine Politiker<br />

Es gibt keine Freiheit, solange es Reiche gibt<br />

solange es Freiheit gibt, andere auszubeuten, Freiheit,<br />

andere zu berauben.<br />

Wir wurden nicht geboren, Handlanger zu sein<br />

noch Herren,<br />

sondern Brüder.<br />

Wie das kubanische Mädchen mir sagte: Die Revolution ist vor allem<br />

eine Frage der Liebe<br />

(Nationallied für Nicaragua)<br />

SPRECHER<br />

Im Februar 1978 bricht unter den indianischen Völkern Nicaraguas ein weiterer Aufstand<br />

aus. Es soll noch knappe 1 ½ Jahre dauern, bis die Sandinisten den Tyrannen<br />

besiegen. Am 17. Juli 1979 flieht Somoza aus seinem Bunker in der Hauptstadt Managua.<br />

Hunderttausende tanzen auf den Straßen. Der Sieg der Rebellen lässt die ganze<br />

Welt aufhorchen. Denn hier wird das erste Mal keine Rache geübt. Im Gegenteil, die<br />

Todesstrafe wird abgeschafft, die Schergen des Regimes ordentlich abgeurteilt, Gegnern<br />

die Ausreise gestattet. Und <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong>, der Poet, Priester und Revolutionär<br />

wird zum Minister für Kultur ernannt.<br />

ZITATOR<br />

So wie in einem Haus das kleinste Mädchen am meisten geliebt wird: die beliebteste<br />

Revolution der Welt war die Revolution in Nicaragua, die gerade geboren worden war.<br />

Die Verrücktheiten dieser Revolution! Medikamente so billig, dass manche Leute sie in<br />

Apotheken kauften und nach Miami fuhren, um sie dort wieder zu verkaufen. Auf den<br />

Straßen gab es keine Bettler und keine Straßenkinder, schon in den ersten Monaten<br />

wurde die Arbeitslosigkeit beendet, die Minimallöhne der Arbeiter stiegen um 25 %.<br />

SPRECHER<br />

Und die Bilder und Metaphern der Revolutionäre waren durch aus biblisch, man wollte<br />

das Himmelreich auf Erden bringen, die nationale Identität zurückgewinnen, alles verändern.<br />

Die Banken werden nationalisiert, das Land an Landlose verteilt, ein Gesund-


14<br />

heitssystem aufgebaut, Kunst und Kultur gefördert. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> startet mit einer<br />

Alphabetisierungs-Kampagne eine zweite Revolution. 100.000nde machen mit und<br />

reduzieren die Rate jener, die nicht lesen und schreiben können, innerhalb von fünf<br />

Monaten von 54 auf 13 Prozent. Doch nicht alle Welt begrüßt diesen Neuanfang. Der<br />

amerikanische Präsident Reagan sieht die sandinistisch-christliche Revolution als ein<br />

Glied in der ‚Achse des Bösen’ und finanziert die Contras, die das Land mit Terror<br />

überziehen. Und auch Papst Johannes Paul der II. ist unversöhnlich. Er fordert <strong>Ernesto</strong><br />

<strong>Cardenal</strong> ultimativ auf, seinen Regierungsposten aufzugeben und entzieht ihm das<br />

Recht als Priester zu agieren.<br />

ZUSPIELUNG Wort 12 Overvoice<br />

Ich glaube es ging einfach darum, dass der Papst es nicht zulassen wollte, dass eine<br />

marxistische Revolution von Christen unterstützt wurde und christliche Priester in der<br />

Regierung hatte. In sein Weltbild war eigentlich nur eine marxistische Revolution<br />

denkbar, die die Kirche und ihre Anhänger verfolgt. In sein Weltbild hätte es gepasst,<br />

wenn es so gewesen wäre, wie er es in Polen erlebt hatte: mit einer kommunistischen<br />

Regierung, welche die Kirche unterdrückt, die antireligiös ist. Deshalb stand der Papst<br />

der ganzen revolutionären Bewegung feindlich gegenüber.<br />

SPRECHER<br />

Elf Jahre nach dem Sieg über Somoza müssen die Sandinisten die Macht in demokratischen<br />

Wahlen wieder abgeben. Das Volk erträgt den von Washington finanzierten<br />

rechter Milizionäre und die Härten des amerikanischen Embargos nicht länger. Für<br />

<strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> beginnt die letzte Phase seines widersprüchlichen Lebens. Er widmet<br />

sich wieder der Poesie und wagt sich nach der Befreiungstheologie an die Formulierung<br />

eines ganz neuen religiösen Mythos: einer neuen Schöpfungsgeschichte.<br />

ZITATOR<br />

Was ist in einem Stern? Wir selbst! Alle Elemente unseres Körpers und des Planeten<br />

waren in Inneren eines Sterns. Wir sind Sternenstaub. Vor 15 Milliarden Jahren waren<br />

wir eine Masse aus Wasserstoff, die im Raum schwebte, sich langsam drehte, tanzte<br />

und das Gas verdichtet sich zu immer mehr Masse und die Masse wurde Stern und<br />

begann zu strahlen. Die Sterne wurden geboren und sie starben und die Galaxie be-


15<br />

kam die Form der Blume, so wie wir sie heute in der Sternennacht sehen. Unser<br />

Fleisch und unsere Knochen kommen von anderen Sternen. Von den Sternen stammen<br />

wir und zu ihnen kehren wir zurück.<br />

ZUSPIELUNG Wort 13<br />

Für mich ist diese kosmische Spiritualität sehr wichtig. (6:40)Ich würde mich in erster<br />

Linie als einen Dichter bezeichnen, der einen Hang zu religiösen Themen und Belangen<br />

hat, (51:46) der aus der Wissenschaft Dichtung macht. Auch ich bin selber Gott<br />

durch die Wissenschaft näher gekommen. Denn es geht ja um die Wissenschaft welche<br />

die Schöpfung erkennen und verstehen will. Und diese Schöpfung ist ein Werk Gottes.<br />

Für mich war schon immer die Wissenschaft eine wichtige Quelle, um Poesie zu erschaffen.<br />

SPRECHER<br />

„Wir sind Sternenstaub“, „Zyklus der Sterne“, „Gesänge des Universums“, „Aus Sternen<br />

geboren“ lauten die letztem Titel, die vielleicht erst in weiter Zukunft verstanden<br />

werden. Mit ihnen kommt der 87jährige im Oktober anlässlich der Veröffentlichung<br />

seines lyrischen Gesamtwerkes für eine letzte Lesereise nach Deutschland. Texte und<br />

Gedanken, und in denen <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> das Wunder der Schöpfung der leblosen<br />

Sprache der Wissenschaft entreißt und zu einem Gesang anhebt, der uns in Geist und<br />

Seele ein neues zu Hause im Universum anbietet. Fast scheint es, als hätte der alte<br />

Revolutionär, Poet, und Priester in diesem letzten Akt weit ausgeholt und seine mystische<br />

Gesamtschau auf den ganzen Kosmos ausgedehnt. All das da draußen, will er<br />

sagen, sind auch wir. Und er will es feiern bis zu seinem letzten Tag.<br />

ZITATOR<br />

Unser Zyklus ist der Zyklus der Sterne:<br />

sie werden geboren, wachsen, sterben;<br />

unser Zyklus ist kurz<br />

- so wie ihrer –<br />

Sie machen einen haltbaren Eindruck,<br />

doch sie sterben wie wir.<br />

(Zyklus der Sterne)<br />

ZUSPIELUNG Atmo (Musik Canto de la Tierra, auf Ende unter Absage)


16<br />

Literatur:<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Wir sind Sternenstaub (Cantico Cosmico). Peter Hammer Verlag,<br />

Wuppertal 1993<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Zyklus der Sterne, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2006<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Verlorenes Leben. Erinnerungen Band 1. Peter Hammer Verlag,<br />

Wuppertal 1998<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Die Jahre in Solentiname. Erinnerungen Band 2, Peter Hammer<br />

Verlag, Wuppertal 2002<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Im Herzen der Revolution. Erinnerungen Band 3, Peter Hammer<br />

Verlag, Wuppertal 2004<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Das Buch von der Liebe, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Niemand ist mir so nah. Gedichte von Liebe und Sehnsucht, Peter<br />

Hammer Verlag, Wuppertal 2005<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Transitreisender, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2008<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Psalmen, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2005<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Wieder kommst Du zu mir wie Musik. Gedichte, Peter Hammer<br />

Verlag, Wuppertal 2005<br />

<strong>Cardenal</strong>, <strong>Ernesto</strong>: Aus Sternen geboren. Das poetische Werk (Zweibändige Gesamtausgabe)<br />

Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2005

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