Ernesto Cardenal - Kulturradio
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dem Glück nachgelaufen ist, ohne je satt zu werden, und ohne Unterlass die Schönheit<br />
und die Lust und die Seligkeit und den Genuss gesucht hat, und immer mehr und mehr<br />
und mehr Lust wollte, wird ertränkt in einem Meer unerträglichen Genusses, uferlos<br />
und grundlos. Durchdrungen von einer solch süßen Süße, dass sie Schmerz verursacht,<br />
einen unaussprechlichen, bitter-süßen Schmerz. (...) Freundschaften, Wein,<br />
Frauen, Reisen, Feste, alles ist für immer verblasst, und die Seele wird niemals mehr<br />
ein anderes Glück empfinden, das nicht das Glück ist, dass sie gekostet hat<br />
ZUSPIELUNG Wort 7 Overvoice<br />
Diese Erfahrung hat mein Leben vollständig verändert. Und ab dieser Erfahrung wollte<br />
ich nicht mehr in der Alltagswelt sein, ein normales Leben führen, sondern eigentlich<br />
nur noch mit Gott alleine sein. (7:10) Nach meiner mystischen Begegnung und Erfahrung<br />
mit Gott habe ich eine Sehnsucht verspürt, als Mönch in ein Kloster zu gehen.<br />
SPRECHER<br />
Der mystische Zugang, der sich vor <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> da öffnete, hatte einen besonderen<br />
Charakter. Für den liebenden Dichter und dichtenden Liebhaber war der Zugang<br />
zu Gott keine leibfeindliche, keusche Angelegenheit. Statt dessen war die Erfahrung,<br />
die er in dieser eigentlich erotischen Verschmelzung mit Gott erlebte, ein zutiefst körperlich<br />
und sinnliche Erfahrung, die jedoch weit über die gängige Vorstellung von<br />
menschlicher Sexualität hinausging. Ähnlich er den sinnlichen Gesängen im Hohelied<br />
des Salomon im Alten Testament oder den Preisungen der deutschen Mystikerin<br />
Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert die eine Gott und Menschenfrau<br />
beschrieb, die Himmel und Erde durchdringt und befruchtet.<br />
ZITATOR<br />
UND GOTT SAGT DER SEELE:<br />
Du bist mein Lagerkissen, mein liebliches Bett, meine heimliche Ruhe, meine höchste<br />
Ehre. Du bist eine Lust meinem Gottsein, ein Trost meinem Menschsein, ein Bach meinem<br />
Durst.<br />
DIE SEELE ANTWORTET