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Ernesto Cardenal - Kulturradio

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9<br />

Du quälst mich mit dem Fleisch<br />

damit ich Dich noch mehr liebe,<br />

aber nicht im Fleisch.<br />

Für mich ist es die Ehre<br />

Gott in meinem Bett zu haben oder in der Hängematte.<br />

Genießen wir uns.<br />

Die Rohrdommeln fliegen.<br />

Genießen wir uns, Geliebter!<br />

SPRECHER<br />

„Du hast sie beieinander gelassen: Religion, Politik und Liebe“. So schrieb die deutsche<br />

Theologin und Lyrikerin Dorothee Sölle an ihren Freund <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong>: „Deine Liebeslieder<br />

sind politisch, Deine Psalmen erotisch. Deine Bejahung, Deine Feier des Lebens<br />

ist umfassend.“ Und er bestätigte ihr, dass ein Leben der Suche nach Gott im<br />

Grunde eine Suche nach Schönheit, Liebe und Erotik sei. Erst die weibliche Schönheit<br />

habe ihm eine Vorstellung von der Schönheit Gottes vermittelt.<br />

ZITATOR<br />

Wenn sie hörten, was ich Dir manchmal sage,<br />

wären sie empört: Welche Gotteslästerung!<br />

Doch Du verstehst, wie ich’s meine<br />

Und außerdem scherze ich nur.<br />

Eben Dinge, die im Bett sich die Liebenden sagen.<br />

SPRECHER<br />

Das ‚Buch von der Liebe’ entsteht und wird in seiner sinnlichen Gottesschau ein weltweiter<br />

Erfolg. Im Dialog mit Thomas Merton entwickelt sich eine tiefe Freundschaft<br />

und der Plan, ein christliches, kontemplatives Zentrum in Mittelamerika zu gründen,<br />

ähnlich einem Ashram. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong> verlässt deshalb nach drei Jahren das Trapistenkloster,<br />

um in Mexiko auf die Priesterschule zu gehen. 1965 wagt er mit wenigen<br />

Mitstreitern das Experiment, auf einer Insel im großen Nicaragua-See eine christliche<br />

Gemeinschaft zu gründen, die sich an den Idealen des Urchristentums orientiert.<br />

Der junge Theologe legte sich ein Outfit zu, dass er bis ins hohe Alter beibehalten sollte.<br />

Einen Bart, in dem damals schon graue Haare schimmerten, eine Baskenmütze – es<br />

war das Klischee des christlichen Widerstands, dass er nun ausstrahlte. <strong>Ernesto</strong> <strong>Cardenal</strong><br />

wird zum ‚Beat-Mönch’, zum Vorbild dafür, dass mystische Gottesschau, ein kri-

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