Mein Kind im Rampenlicht
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8 Alsterkind TITeL<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Pauline Fuchs hat das geschafft, wovon viele <strong>Kind</strong>er und<br />
Jugendliche träumen: Die 14-Jährige stand bereits mit Annette<br />
Frier, Thomas Heinze und Pasquale Aleardi vor der Kamera. In<br />
den Sommerferien 2009 hat sie zwei Filme abgedreht, <strong>im</strong> April<br />
kommt der Kinofilm „Der H<strong>im</strong>mel hat vier Ecken“ mit ihr heraus.<br />
ALSTERKIND traf sich mit Pauline und ihrer Mutter Gaby, um über<br />
Filmkarriere, Disziplin und Z<strong>im</strong>teis zu sprechen.<br />
Hallo Pauline, kommst du gerade vom Dreh oder musst du gleich hin?<br />
PAULINE: (lacht) Vorige Woche habe ich den letzten Drehtag gehabt. Nun genieße<br />
ich es, schul- und drehfrei zu haben.<br />
Was für ein gefühl ist es, vor der Kamera zu stehen? PAULINE: Es ist toll!<br />
Die St<strong>im</strong>mung am Set ist <strong>im</strong>mer super, alle sind nett und wenn man schauspielert,<br />
werden einem alle Wünsche erfüllt. Es fühlt sich auch seltsam an, dass<br />
alle versuchen, es einem recht zu machen.<br />
Wann und wie kamst du zu deiner ersten Rolle? PAULINE: Ich war zehn<br />
als ich in der Zeitung von einem Casting für das Thalia-Theater las. Da wollte<br />
ich unbedingt hin. Es haben sich etwa 140 <strong>Kind</strong>er beworben und es gab mehrere<br />
Casting-Runden. Am Ende war ich eine von sechs <strong>Kind</strong>ern, die ein Jahr<br />
lang mit auf der Bühne spielen durften.<br />
und dann ging es zum Film? PAULINE: Ja. Wieder habe ich in der Zeitung<br />
von einem Casting gelesen. Da bin ich wieder hin und wurde genommen.<br />
Was glaubst du ist entscheidend, um bei einem Casting zu überzeugen?<br />
PAULINE: Es ist wichtig, so natürlich wie möglich zu sein. Einige <strong>Kind</strong>er<br />
Birgit Abraham,<br />
Inhaberin der Schauspielschule<br />
„Film Characters“<br />
Pauline Fuchs - Schülerin und Schauspielerin. Bei Dreharbeiten zu „Der H<strong>im</strong>mel hat vier Ecken“, …<br />
kommen geschminkt oder kostümiert zum Casting und sind verkrampft. Man<br />
sollte einfach man selbst sein. GABY: Ich denke auch, dass eine Portion Selbstbewusstsein<br />
und Mut dazugehören. PAULINE: Ja, einige <strong>Kind</strong>er haben Angst<br />
vorm Regisseur. Bei denen kommt der Druck oftmals von zu Hause. Da wünschen<br />
sich eher die Mütter, dass es mit einer Rolle klappt als die <strong>Kind</strong>er selbst.<br />
Hat es bei dir bisher bei jedem Casting geklappt, die Rolle zu bekommen?<br />
PAULINE: Nein, überhaupt nicht. Manchmal suchen die Caster einen<br />
anderen Typen als mich, manchmal überzeuge ich wohl auch nicht. Früher<br />
hätte ich gern bei den „Wilden Hühnern“ mitgespielt.<br />
Wie ist die st<strong>im</strong>mung zu Hause nach einer Absage? PAULINE: Anfangs<br />
bin ich natürlich traurig. Aber das legt sich schnell und verbuche es als wichtige<br />
Casting-Erfahrung. GABY: Und dann gibt es vier Kugeln Z<strong>im</strong>teis und die<br />
Welt ist wieder in Ordnung.<br />
Wie wichtig ist die unterstützung der Familie? PAULINE: Es ist toll, dass<br />
meine Eltern mich zu den Castings und Proben fahren, natürlich, dass nie<br />
Druck aufgebaut wird und ich zu Hause <strong>im</strong>mer jemanden zum Reden habe.<br />
GABY: Ja, es gab schon mal eine Rolle, bei der Pauli sich unsicher war. Nach<br />
Birgit Abraham leitet die <strong>Kind</strong>eragentur TASK und ist Inhaberin der Schauspielschule „Film Characters“. Dort werden <strong>Kind</strong>er<br />
und jugendliche Nachwuchstalente <strong>im</strong> Rahmen des Filmreife-Programms für die Arbeit vor der Kamera ausgebildet.<br />
Mit welchen erwartungen kommen <strong>Kind</strong>er zu Ihrem schauspielunterricht bzw. zum Casting?<br />
Die Erwartungen sind meistens sehr hoch. Viele glauben, sie würden jetzt entdeckt und bekommen<br />
bald ihre Traumrolle, weil sie <strong>im</strong> Schultheater gutes Feedback erhalten haben. Das merke ich an<br />
dem großen Druck, den sich die Bewerber be<strong>im</strong> Casting selbst machen. In unsere Kartei kommen aber<br />
nur diejenigen, die wir für „filmreif“ halten. Das sind zu Beginn die wenigsten.<br />
Warum schauspielunterricht? und was ist gerade bei <strong>Kind</strong>ern zu beachten? Um ein Musikinstrument<br />
zu beherrschen, müssen <strong>Kind</strong>er viel üben. Auch die Schauspielerei ist eine Kunst, die geübt<br />
werden sollte. Wichtig ist dabei, <strong>Kind</strong>er mental und emotional auf Castings und vor allem auf mögliche<br />
Absagen vorzubereiten. Ein 'Nein' wird oft als persönliches Versagen empfunden. Das demotiviert.<br />
Dabei sollte jedes Casting als Chance und Erfahrung betrachtet werden.<br />
Die empfehlung ist, dass geld erst nach einer Vermittlung fließen sollte, sie nehmen zum<br />
Teil auch vorher geld. Warum? Es ist wichtig, dass eine Zahlung mit einer angemessenen Leistung<br />
verknüpft ist. Wir berechnen nach einem kostenlosen Probejahr einen Beitrag von 7,50 Euro <strong>im</strong><br />
Monat, wenn wir reelle Chancen sehen ein <strong>Kind</strong> zu vermitteln. Diese Medienpauschale fließt in die<br />
regelmäßige Aktualisierung des Bild- und Videomaterials des <strong>Kind</strong>es durch Profis.<br />
Fotos: Pauline Fuchs, ARD / Thorsten Jander, Aries Images / Josef Wutz, 3eins Kommunikation / Christoph Schmitz, Film Characters, On Stage.