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Methodik des kommunikativen Fremdsprachen- unterrichts

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Die Fähigkeit, die Zielsprache angemessen artikulieren zu können, entsteht nicht von selber,<br />

etwa durch Zuhören und mechanisches Imitieren. Aus kognitionspsychologischer Sicht muss<br />

auch hier primär praktisch gelernt werden: Der Lerner muss Artikulationshypothesen bilden,<br />

sie testen und auf Basis <strong>des</strong> gegebenen Feedback elaborieren; ist das richtige Muster gefunden,<br />

so muss es durch Übung gefestigt werden, bis sich die entsprechenden Routinen für den<br />

flüssigen Abruf gebildet haben.<br />

Unter günstigen Voraussetzungen wird die Aussprache spontan und intuitiv erworben: Lernhilfen<br />

sind nicht erforderlich, mancher begabte Schüler spricht nach einer gewissen Zeit besser<br />

als der Lehrer. Auch weniger begabte Lerner nehmen manches intuitiv auf; aber ihr Weg<br />

zu einer passablen Aussprache ist erfahrungsgemäß wesentlich mühsamer. Ohne geeignete<br />

Lernhilfen wird bald ein persönliches Lernplateau erreicht; defizitäre Artikulationsmuster<br />

verfestigen sich und werden zur Gewohnheit. Bei Erwachsenen kommt hinzu, dass die Fähigkeit<br />

zur Hördiskrimination und die Beweglichkeit der Artikulation rascher nachlässt als zum<br />

Beispiel die kognitiven Leistungen (SINGLETON 1989, EDMONDSON/ HOUSE 1993, zu<br />

einer Übersicht vgl. auch QUETZ 1995). Im Anfangsunterricht mit heterogenen Lerngruppen,<br />

zumal in der Erwachsenenbildung, sollte daher die Aussprache besonders geübt werden. Entsprechend<br />

sehen moderne Lehrwerke oft ein eigenes, langfristig angelegtes Teil-Curriculum<br />

zur Schulung der Aussprache vor.<br />

Die erste und einfachste Form, in der die Aussprache geübt werden kann, ist das Nachsprechen<br />

fremdsprachlicher Lautgruppen. Richtiges Nachsprechen setzt Detailverstehen voraus;<br />

eine Nachsprechphase ist daher erst sinnvoll, wenn das Detailverstehen gesichert ist. Sind<br />

größere Interferenzen vom Schriftbild her zu erwarten (Englisch-Anfangsunterricht!), so sollte<br />

beim Nachsprechen zunächst auf das Mitlesen verzichtet werden; die Bücher bleiben geschlossen.<br />

Dadurch wird die Aufgabe zwar vordergründig schwieriger, aber es ist sichergestellt,<br />

dass die volle Aufmerksamkeit der auditiven Wahrnehmung gilt.<br />

Das folgende Fallbeispiel aus dem Anfangsunterricht Englisch für Erwachsene zeigt, dass<br />

auch bei einer vermeintlich einfachen Übung noch einiges schief laufen kann. Die Lerngruppe<br />

sitzt in U-Form, der Kursleiter wandert der Reihe nach von einem zum anderen und<br />

spricht laut und deutlich vor; der jeweils Angesprochene bemüht sich um ein angemessenes<br />

Echo und wird so lange korrigiert, bis es nach Ansicht <strong>des</strong> Kursleiters einigermaßen klappt.<br />

Der Rest der Lerngruppe verfolgt die Prozedur mit einer Mischung von Amüsement und<br />

Unbehagen (denn man ist ja selber auch bald „dran“):<br />

114<br />

Kursleiter (spricht vor): Now listen./ There’s a girl. / What’s she doing? //<br />

( / = kurze Sprechpause; // = Nachsprechpause)<br />

Teilnehmer (spricht nach): Now / listen / there’s / a / girl ... (?) ...<br />

Die Aussprache ist nicht exakt, aber in der Wiedergabe einzelner Laute durchaus passabel;<br />

wortphonetische (Bindung) und satzphonetische Merkmale (Rhythmus, Pausen, Intonation)<br />

fehlen: Der Teilnehmer spricht etwas leiernd und betont gleichmäßig je<strong>des</strong> einzelne Wort.<br />

Nach etwa sieben Silben ist Schluss...<br />

Kursleiter (tritt direkt vor den Lerner und wiederholt, etwas lauter und langsamer als vorher,<br />

mit weniger ausgeprägter Intonation und leicht gequältem Unterton):<br />

Now listen./ There’s a girl. / What’s she doing? //<br />

Teilnehmer (spricht nach): Now listen / there is a girl / what is she doing?<br />

Jetzt ist die Information vollständig, auch Tempo, Sprechrhythmus und Intonation stimmen

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