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9. Perspektiven und Entwicklungslinien der luxemburgischen ...

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<strong>9.</strong> <strong>Perspektiven</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungslinien</strong> <strong>der</strong> <strong>luxemburgischen</strong> Jugendberichterstattung<br />

sozialwis senschaftliche Kindheitsforschung entwickelt hat, durch die eine konzeptionelle wie auch empirische<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine entsprechende Berichterstattung erst gelegt wurde.<br />

Heute haben wir sowohl auf europäischer Ebene, wie auch auf nationaler, regiona ler <strong>und</strong> kommunaler<br />

Ebene deutliche Tendenzen einer Integration <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Ju gendberichterstattung. Dies ist nicht<br />

nur Ausdruck einer verstärkten Sensibilisierung für Kindheitsthemen son<strong>der</strong>n trägt zugleich <strong>der</strong> Tatsache<br />

Rechnung, dass sich in <strong>der</strong> sozialen Situation <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Wahrnehmung <strong>und</strong> Strukturierung<br />

<strong>der</strong> Kindheits phase einiges verän<strong>der</strong>t hat:<br />

––<br />

angesichts <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung familialer Lebensformen <strong>und</strong> Lebensstile (Scheidungen, Wie<strong>der</strong>verheiratung,<br />

Patchworkfamilien, Einelternfamilien);<br />

––<br />

angesichts <strong>der</strong> Verschiebung zwischen elterlicher Betreuung <strong>und</strong> außerfamilialer Betreuungs- <strong>und</strong><br />

Erziehungsarbeit;<br />

––<br />

angesichts <strong>der</strong> zunehmenden For<strong>der</strong>ung nach vorschulischer Bildungsarbeit im Klein kindalter;<br />

––<br />

angesichts <strong>der</strong> gestärkten gesellschaftlichen Rechte <strong>und</strong> Partizipationsaufgaben für Kin<strong>der</strong>.<br />

All dies weist darauf hin, dass Kindheit als eine soziale Ordnung (Honig, 2009) sich in den letzten Jahrzehnten<br />

deutlich verän<strong>der</strong>t hat. Damit aber haben sich nicht nur die institutionellen Aufgaben <strong>und</strong> Zuständigkeiten<br />

verän<strong>der</strong>t (z. B. Bildungsaufgaben <strong>der</strong> „Maisons relais pour enfants“), son<strong>der</strong>n auch die spezifischen<br />

Entwicklungsaufgaben, mit denen Kin<strong>der</strong> heute konfrontiert sind, <strong>und</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die sie<br />

bewälti gen müssen. Dies drückt sich am stärksten aus in dem neuen Bild vom Kind als kompetenten sozialen<br />

Akteur, das ein Mitspracherecht <strong>und</strong> damit eine gewisse Mitver antwortung für die Gestaltung seines<br />

Lebensumfeldes bekommt. Aus diesen Gründen ist eine systematische Integration <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendberichterstattung<br />

dringend geboten.<br />

Zugleich ist darauf zu achten, dass eine Vernetzung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendberichter stattung auch mit<br />

an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> Berichterstattung stattfindet.<br />

Die Beschreibung von Kontexten <strong>und</strong> Strukturen <strong>der</strong> Jugendentwicklung in Luxem burg stellt eine<br />

wichtige Ausgangslage für die nachhaltige Planung <strong>und</strong> Gestaltung sozial- <strong>und</strong> erziehungspolitischer Maßnahmen<br />

in vielen Bereichen dar. Eine solche Planung hat jedoch auch dem Umstand Rechnung zu tragen,<br />

dass Jugendentwicklung stets in einem erweiterten sozioökologischen Kontext stattfindet <strong>und</strong> daher nicht<br />

losgelöst von weiteren Entwicklungen <strong>der</strong> Gesellschaft zu betrachten ist. Als prominente Phänomene, von<br />

denen auch Luxemburg betroffen ist, sind hier <strong>der</strong> demografische Wandel <strong>und</strong> die zunehmende wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> kulturelle Globalisierung zu nennen. Als direkte Konsequenz einer kontinuierlich sinkenden Geburtsrate<br />

<strong>und</strong> einer kontinuierlich ansteigenden Lebenserwar tung stellen sich Probleme <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

Finanzierbarkeit des Sozialstaates. Damit sind alle Bereiche einer Sozialpolitik angesprochen – von Bildung<br />

<strong>und</strong> Erziehung über Arbeit <strong>und</strong> Ökonomie bis hin zu Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> Pflege. Damit wird eine<br />

Perspektive eröffnet, die auch das Verhältnis zwischen den Generationen anspricht. Hier könnte eine integrative<br />

Sicht angestrebt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Versuch unternommen werden, gesell schaftliche Aufgaben <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

nicht nur aus <strong>der</strong> Perspektive einer Zielgruppe zu bearbeiten. 1 Die Beziehungen zwischen Generationen<br />

werden sowohl in <strong>der</strong> sozialwis senschaftlichen Forschung wie auch in dem sozialpolitischen Diskurs<br />

unter <strong>der</strong> Optik <strong>der</strong> Solidarität beschrieben. Nicht zuletzt hat auch die Europäische Kommission 2005 eine<br />

neue Solidarität zwischen den Generationen zur Bewältigung <strong>der</strong> Effekte des demografischen Wandels gefor<strong>der</strong>t.<br />

Es steht außer Frage, dass eine Diskussion von intergenerationellen Beziehungen – insbeson<strong>der</strong>e<br />

unter dem Aspekt <strong>der</strong> Solidarität <strong>und</strong> Gerechtigkeit – nur auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von differenzierten Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> Analysen erfolgen sollte. Eine Verknüpfung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendberichterstattung mit einer<br />

Generationenbericht erstattung wird daher eine große Herausfor<strong>der</strong>ung aus wissenschaftlicher wie auch<br />

1 Ein rezentes Beispiel hierfür stellt z. B. <strong>der</strong> Schweizer Generationenbericht zu „Generationen – Strukturen <strong>und</strong> Beziehungen“<br />

von Perrig-Chiello, Höpflinger <strong>und</strong> Suter (2008) dar.<br />

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