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9. Perspektiven und Entwicklungslinien der luxemburgischen Jugendberichterstattung 9.7. Forschungsdesiderata Die Arbeiten zu dem vorliegenden luxemburgischen Jugendbericht haben insbesondere auf ein Defizit aufmerksam gemacht, das vor dem Hintergrund einer angestrebten wissen schaftlichen Grundlegung der Berichterstattung besonders ins Gewicht fällt: das Fehlen einer systematischen Forschungspraxis in einer Reihe von relevanten Feldern. Angesichts einer lange Zeit nur schwach ausgeprägten institutionellen Basis für eine systematische Kinder- und Jugendforschung in Luxemburg und angesichts der nur begrenzten Über tragbarkeit internationaler Expertisen ist ein solches Defizit an Studien und Forschungs ergebnissen zur Situation und Befindlichkeit der Kinder und Jugendlichen in Luxemburg zwar nachvollziehbar, stellt aber dennoch die Berichterstattung vor große Probleme. Von daher sollen hier einige Forschungsdesiderata angesprochen werden, die mit Blick auf die zukünftige Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendberichterstattung in Luxemburg und mit Blick auf die Qualität politischer und professioneller Interventionsstrategien von zentraler Bedeutung sind: –– Die Entwicklung eines repräsentativen Kinder- und Jugendsurveys, mit dem in regelmäßigen Abständen (4 bis 5 Jahre) zentrale Aspekte der Lebenslage, der Ver haltensweisen und Probleme der Kinder und Jugendlichen auf repräsentativer Basis abgebildet werden können. Die entsprechenden Daten würden eine zentrale Basis für die Berichterstattung in Luxemburg bilden (ähnlich wie dies in Deutschland, der Schweiz, Österreich bereits gute Praxis ist) und würden in diesem Bereich zugleich die Anschlussfähigkeit der luxemburgischen Kinder- und Jugendforschung an die internationale Kinder- und Jugendforschung sicherstellen. –– Die Entwicklung einer Längsschnittstudie zum Verlauf von Transitionsprozessen in Luxemburg. Eine solche Studie ist gerade angesichts der auch in Luxemburg schwieriger gewordenen Übergänge zwischen dem Bildungs- und Berufssystem und angesichts der Unklarheit über tatsächliche Transitionswege der Jugendlichen und die Wirksamkeit und Nützlichkeit der vielen Qualifizierungsmaßnahmen und Hilfsangebote überfällig. –– Die systematische Förderung der Forschung zur bildungsbezogenen, beruflichen, sozialen, kulturellen und politischen Integration und Partizipation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien. Diese Erkenntnisse sind von großer Be deutung für ein Land, das wie kaum ein anderes europäisches Land schon in den nächsten Jahrzehnten dringend auf die Leistungsfähigkeit, die Kreativität und das Engagement der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund angewiesen sein wird. –– Der Aufbau einer systematischen Forschung zu Strukturen, Entwicklungen und Strategien der Kinder- und Jugendhilfe mit einer besonderen Konzentration auf die Evaluations- und Wirkungsforschung. Dazu gehört auch die kontinuierliche Aufbereitung und sekundäranalytische Auswertung der amtlichen Statistiken und der Daten, die in den verschiedenen Praxisfeldern erhoben werden. Neben diesen zentralen Forschungsdesiderata, bestehen auch noch in den vielen thema tischen Bereichen, die in diesem Jugendbericht angesprochen werden, Forschungslücken, die in den Schlussfolgerungen der einzelnen Kapitel erwähnt werden. 322
9. Perspektiven und Entwicklungslinien der luxemburgischen Jugendberichterstattung 9.8. Organisation und Management Die Ausarbeitung eines Kinder- und Jugendberichtes setzt eine klare Aufgabenbeschrei bung, eine konkrete Bestimmung der zeitlichen und finanziellen Ressourcen und klare Strukturen und konzeptionelle Richtlinien voraus. Die inhaltliche Verantwortung für die Ausarbeitung des Berichtes sollte durch eine interdisziplinäre Kommission von Wissenschaftlern und Experten aus den verschie denen Praxisfeldern verantwortet und geleistet werden. Sie bestimmen sowohl die inhaltlich-fachliche Ausgestaltung des Auftrags wie auch die konkrete Vorgehens weise. –– Die geschäftsführende Leitung des Kinder- und Jugendberichtes sollte an einen wis senschaftlich ausgewiesenen Experten oder eine Einrichtung der Kindheits- und Jugendforschung in Luxemburg vergeben werden. Sie ist für die Ressourcenver waltung, die interne und externe Kommunikation, die Umsetzung der Kommis sionsentscheidungen und die Kooperation mit externen Experten (Anhörungen, Expertisen usw.) verantwortlich. –– Zur Sicherstellung der Unterstützung und Kooperation durch Behörden, Ministeri en, Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit usw. bedarf es der Einsetzung ei nes Koordinierungsgremiums, durch das der Zugang zu benötigten Informationen, Daten, Statistiken und Dokumenten sichergestellt und organisiert werden kann. Im Sinne einer vorausschauenden Planung der Kinder- und Jugendberichte (durch systematische Organisation und Aufbereitung von Daten usw.) wäre eine kontinuierliche Arbeit einer solchen interministeriellen Koordinierungsstelle vorteilhaft. 323
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