WELTKIRCHLICHE ARBEIT in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
WELTKIRCHLICHE ARBEIT in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
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<strong>WELTKIRCHLICHE</strong><br />
<strong>ARBEIT</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong><br />
<strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
<strong>Diözese</strong><br />
RO ENBURG-<br />
STU GART
INHALTSVERZEICHNIS<br />
VORWORT 5<br />
I. GRUNDDIMENSIONEN UND MOTIVE <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS 6<br />
Universaler Sendungsauftrag Jesu................................................................................................................................6<br />
Solidarität mit an<strong>der</strong>en Ortskirchen..............................................................................................................................6<br />
Verantwortung für die Existenzfragen <strong>der</strong> Menschheit <strong>in</strong>sgesamt..................................................................................6<br />
II. EBENEN, STRUKTUREN UND FORMEN <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS 8<br />
1. Katholische Kirche <strong>in</strong> Deutschland....................................................................................................................8<br />
Weltkirchliche Hilfswerke..............................................................................................................................................8<br />
Deutsche Bischofskonferenz / Verband <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>n Deutschlands............................................................................. 10<br />
Deutscher Katholischer Missionsrat............................................................................................................................10<br />
2. Diözesanebene.................................................................................................................................................. 11<br />
Hauptabteilung Weltkirche........................................................................................................................................ 11<br />
missio-Diözesanstelle................................................................................................................................................ 11<br />
Diözesanrat / Ausschuss E<strong>in</strong>e Welt............................................................................................................................. 11<br />
Verbände.................................................................................................................................................................. 12<br />
Bildungs- und Akademiearbeit...................................................................................................................................13<br />
Schulen und Hochschulen..........................................................................................................................................13<br />
Ordensgeme<strong>in</strong>schaften.............................................................................................................................................. 14<br />
3. Geme<strong>in</strong>den und Dekanate............................................................................................................................... 15<br />
4. Möglichkeiten des persönlichen Engagements.............................................................................................16<br />
3
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4<br />
III. ZIELE UND LEITLINIEN <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS 17<br />
1. Gebetsgeme<strong>in</strong>schaft......................................................................................................................................... 19<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 21<br />
2. Lerngeme<strong>in</strong>schaft..............................................................................................................................................21<br />
a) Interkulturelles Lernen..................................................................................................................................... 23<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 23<br />
b) Personaldienste................................................................................................................................................. 24<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 25<br />
c) Partnerschaftsarbeit......................................................................................................................................... 25<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 26<br />
d) E<strong>in</strong>e-Welt-BIldungsarbeit................................................................................................................................. 27<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 28<br />
3. Solidargeme<strong>in</strong>schaft.........................................................................................................................................28<br />
a) Notwendigkeit konkreter Hilfe....................................................................................................................... 29<br />
Anregungen.............................................................................................................................................................. 30<br />
b) Politische Anwaltschaft....................................................................................................................................30<br />
Ungerechtigkeit bennennen....................................................................................................................................... 30<br />
Weltkirchliche Kontakte nutzen..................................................................................................................................32<br />
Mit gutem Beispiel vorangehen..................................................................................................................................32<br />
Bündnisse e<strong>in</strong>gehen...................................................................................................................................................32<br />
Bildübersicht............................................................................................................................................................. 33<br />
EINLEITUNG
VORWORT<br />
Trotz aller sozialen, ethnischen und kulturellen Unterschiede<br />
und Konflikte spüren wir, dass unsere Welt mehr und mehr<br />
im Begriff ist, zu <strong>der</strong> "E<strong>in</strong>en Welt" zusammenzuwachsen.<br />
Die mo<strong>der</strong>nen Kommunikations- und Verkehrsmittel, die<br />
wirtschaftlichen und technologischen Verflechtungen haben<br />
die Erdteile, die Völker und Menschen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzt<br />
wie nie zuvor. Die Welt ist dabei, im besten S<strong>in</strong>n zu e<strong>in</strong>em<br />
„globalen Dorf“ zu werden.“<br />
Dies gilt im positiven S<strong>in</strong>n, hat aber natürlich auch erhebliche<br />
<strong>in</strong>haltliche Konsequenzen. Denn es geht um bedeutende<br />
und für die Zukunft nachhaltig wirksame Fragen <strong>der</strong><br />
Menschheit, um Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung <strong>der</strong><br />
Schöpfung, Entwicklung <strong>der</strong> Völker. Dabei können wir nicht<br />
länger nur aus unserer nationalen Perspektive heraus denken<br />
und handeln. Darum gilt heute mehr denn je e<strong>in</strong> Satz,<br />
den die deutschen Bischöfe bereits vor mehreren Jahren formulierten:<br />
"Dies ist <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise die Stunde e<strong>in</strong>er<br />
Kirche, <strong>der</strong> die Katholizität, e<strong>in</strong>e universale, weltweite Sendung<br />
und zugleich Verantwortung e<strong>in</strong>gestiftet ist und die mit<br />
e<strong>in</strong>er 2000-jährigen Geschichte gleichsam <strong>der</strong> älteste ‚global<br />
player' ist" (Die e<strong>in</strong>e Sendung und die vielen Dienste). Wohl<br />
wahr: Ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>ternationale Institution verfügt über<br />
e<strong>in</strong> solch engmaschiges, weltweit-tragendes Netz von Mitarbeitern,<br />
die so gut organisiert und strukturiert s<strong>in</strong>d, so qualifiziert<br />
und uneigennützig arbeiten wie die Kirche. Sie s<strong>in</strong>d<br />
vielfach Motor und Träger von Entwicklung.<br />
Die <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> ist gut e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong> dieses<br />
den Erdkreis umspannende Netz weltkirchlicher Verbundenheit.<br />
In vier Jahrzehnten des weltweiten Engagements<br />
s<strong>in</strong>d vielerorts Initiativen gewachsen, die <strong>in</strong> partnerschaftlichen<br />
Kontakten zu Schwesterkirchen, Geme<strong>in</strong>den und Verbänden<br />
<strong>in</strong> aller Welt ihren weltkirchlichen Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n zum<br />
Ausdruck br<strong>in</strong>gen und leben. So ist die <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<br />
<strong>Stuttgart</strong> heute im Blick auf die Weltkirche für zukünftige<br />
Aufgaben gut gerüstet durch ihre weltkirchlichen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
und Strukturen, durch die vielgestaltigen Formen weltweiter<br />
Solidarität auf allen Ebenen und <strong>in</strong> allen Bereichen <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong>.<br />
Es wird jedoch nicht ausreichen, nur Bewährtes fortzuführen.<br />
Zu groß s<strong>in</strong>d dafür die Herausfor<strong>der</strong>ungen und Gefährdungen,<br />
denen wir begegnen im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong> friedliches Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Kulturen und Religionen, auf die Beseitigung<br />
von extremer Armut und ungerechten Handelstrukturen<br />
weltweit, bei <strong>der</strong> Bekämpfung von Seuchen und Krankheiten,<br />
den Folgen des Klimawandels und <strong>der</strong> Benachteiligung<br />
von Frauen und Mädchen, wie auch bei <strong>der</strong> Verwirklichung<br />
elementarer Bildungsmöglichkeiten für alle.<br />
Viel stärker und <strong>in</strong>tensiver müssen wir uns wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>lassen<br />
auf e<strong>in</strong>e tiefgreifende, <strong>in</strong>nere Erneuerung, um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachfolge<br />
Jesu Christi und im lebendigen Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />
Verantwortung unseren Anteil zu übernehmen an <strong>der</strong> Verbreitung<br />
des Evangeliums, "das zugleich Evangelium vom<br />
Leben, von Freiheit, Gerechtigkeit und Versöhnung ist". (Die<br />
e<strong>in</strong>e Sendung und die vielen Dienste). Und gerade dafür ist<br />
unabd<strong>in</strong>gbar, dass auch jede Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong><br />
"den Raum ihrer Liebe bis zu den Grenzen <strong>der</strong> Erde ausweitet<br />
und e<strong>in</strong>e ähnliche Sorge für jene trägt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ferne leben, wie für jene, die ihre eigenen Mitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d"<br />
(Ad Gentes, 37).<br />
Der hier vorliegende Beschluss des Siebten Diözesanrats <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> zur weltkirchlichen Arbeit <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> greift die Grundlegung und praktischen Impulse<br />
des Worts <strong>der</strong> deutschen Bischöfe „Allen Völkern se<strong>in</strong> Heil“<br />
zur Mission <strong>der</strong> Weltkirche auf. Er zeigt, wie weltkirchliche<br />
Verantwortung von <strong>Diözese</strong>, Verbänden, Geme<strong>in</strong>den,<br />
Geme<strong>in</strong>schaften und dem e<strong>in</strong>zelnen Gläubigen im Kontext<br />
<strong>der</strong> Katholischen Kirche <strong>in</strong> Deutschland wahrgenommen<br />
werden kann, <strong>in</strong>dem wir uns als Teil e<strong>in</strong>er weltweiten<br />
Gebets-, Lern- und Solidargeme<strong>in</strong>schaft verstehen.<br />
<strong>Rottenburg</strong>, den 31. Mai 2007<br />
Dr. Gebhard Fürst<br />
Vorwort 5
I. GRUNDDIMENSIONEN UND MOTIVE <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS<br />
Das weltkirchliche Engagement <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
hat e<strong>in</strong>e lange Geschichte. Beson<strong>der</strong>e Impulse erhielt es<br />
durch das Zweite Vatikanische Konzil, die Würzburger Synode,<br />
den Diözesanratsbeschluss von 1980, die Diözesansynode, und<br />
jüngst durch die Pastoralen Prioritäten.<br />
Die <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> trägt die geme<strong>in</strong>same<br />
weltkirchliche Arbeit <strong>der</strong> Deutschen Bistümer mit. Sie nimmt<br />
aber auch ihren eigenen, nicht an an<strong>der</strong>e abtretbaren Auftrag<br />
wahr und möchte das Profil ihrer weltkirchlichen Arbeit<br />
weiterentwickeln.<br />
Universaler Sendungsauftrag Jesu<br />
"Zu je<strong>der</strong> Zeit steht die Kirche unter dem Auftrag Jesu Christi,<br />
se<strong>in</strong> Evangelium vom Reich Gottes - das zugleich das<br />
Evangelium vom Leben, von Freiheit, Gerechtigkeit und Versöhnung<br />
ist - bis an die Grenzen <strong>der</strong> Erde zu tragen und allen<br />
Menschen zu bezeugen." (Die e<strong>in</strong>e Sendung, 1) Darum ist<br />
Evangelisierung die eigentliche Berufung <strong>der</strong> Kirche und ihre<br />
tiefste Identität (Evangelii nuntiandi, 14; Ad Gentes, 2). Mission<br />
ist e<strong>in</strong> Wesensmerkmal <strong>der</strong> Kirche und damit e<strong>in</strong> Grundauftrag<br />
je<strong>der</strong> Ortskirche.<br />
Missionarisches Handeln zielt auf die Menschen im eigenen<br />
Lebensumfeld <strong>der</strong> jeweiligen Ortskirche und erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
missionarische Pastoral. Es steht jedoch immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em globalen<br />
Horizont und dient <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen universalen Sendung<br />
<strong>der</strong> ganzen Kirche, allen Menschen dieser Welt die Botschaft<br />
vom umfassenden Heil zu verkündigen. Deshalb wollen<br />
wir dazu beitragen, dass das Anliegen <strong>der</strong> Mission im<br />
Bewusstse<strong>in</strong> aller Christen <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong> lebendig<br />
bleibt. Wir wollen nach neuen Wegen suchen, wie die Botschaft<br />
des Evangeliums für Menschen erschlossen werden<br />
kann, die den Zugang zur Welt des Glaubens verloren haben.<br />
6 Grunddimensionen und Motive weltkirchlichen Handelns<br />
Solidarität mit an<strong>der</strong>en Ortskirchen<br />
In diesem Grundanliegen wissen wir uns mit den Ortskirchen<br />
<strong>in</strong> aller Welt verbunden. Wir wollen unsere pastoralen Erfahrungen<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> teilen und sie <strong>in</strong> das Leben unserer eigenen<br />
<strong>Diözese</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> vermitteln. In weltkirchlicher Solidarität<br />
wollen wir an<strong>der</strong>e Ortskirchen dabei unterstützen, ihren<br />
eigenen Sendungsauftrag zu erfüllen: In e<strong>in</strong>em partnerschaftlichen<br />
Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bieten wir personelle Unterstützung<br />
und materielle Hilfe an. Die Solidarität mit an<strong>der</strong>en<br />
Ortskirchen ist Zeichen <strong>der</strong> weltweiten communio. Sie<br />
geschieht <strong>in</strong> ökumenischer Verantwortung, weil die Kirche<br />
Jesu Christi nur dann glaubwürdig Zeichen für die E<strong>in</strong>heit<br />
aller Menschen se<strong>in</strong> kann, wenn sie mit allem Eifer darum<br />
r<strong>in</strong>gt, die verlorengegangene E<strong>in</strong>heit wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />
Verantwortung für die Existenzfragen <strong>der</strong><br />
Menschheit <strong>in</strong>sgesamt<br />
Die Sendung <strong>der</strong> Kirche richtet sich auf alle Menschen dieser<br />
Welt, denen die Botschaft vom umfassenden Heil verkündigt<br />
werden soll. Die Verkündigung des Evangeliums zielt auf das<br />
Heil des ganzen Menschen: Das Heil Gottes will alle Bereiche<br />
des menschlichen Lebens und <strong>der</strong> Kultur durchdr<strong>in</strong>gen.<br />
Aus diesem Grund berühren uns die Existenzfragen <strong>der</strong><br />
Menschheit unmittelbar. Vere<strong>in</strong>t mit allen Menschen guten<br />
Willens setzen wir uns e<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e Welt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> alle unter<br />
gerechten und menschenwürdigen Bed<strong>in</strong>gungen leben können.<br />
Wir wenden uns daher allen Menschen zu, ohne irgendwelche<br />
Vorbed<strong>in</strong>gungen an unsere Hilfe zu knüpfen. Dem<br />
Beispiel Jesu folgend gilt unsere Aufmerksamkeit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
den Armen und allen Menschen, die auf <strong>der</strong> Schattenseite<br />
des Lebens stehen. Die beson<strong>der</strong>e Option für die Armen<br />
ist uns bleibende Verpflichtung, an <strong>der</strong> sich unser Handeln<br />
messen lassen muss.
Grunddimensionen und Motive weltkirchlichen Handelns 7
II. EBENEN, STRUKTUREN UND FORMEN <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS<br />
Weltkirchliches Handeln kennt viele verschiedene Akteure auf<br />
allen Ebenen des kirchlichen Lebens <strong>in</strong> Deutschland.<br />
1. KATHOLISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND<br />
Weltkirchliche Hilfswerke<br />
Die großen Hilfswerke prägen das weltkirchliche Engagement<br />
<strong>der</strong> deutschen Kirche <strong>in</strong> herausragen<strong>der</strong> Weise:<br />
· Das Internationale Katholische Missionswerk missio e. V.<br />
gehört zum weltweiten Verbund <strong>der</strong> Päpstlichen Missionswerke,<br />
<strong>der</strong>en Aufgabe es ist, missionarisches Bewusstse<strong>in</strong><br />
zu wecken und zu för<strong>der</strong>n. Missio <strong>in</strong>formiert über die pastoralen<br />
Erfahrungen <strong>der</strong> Ortskirchen <strong>in</strong> Afrika, Asien und<br />
Ozeanien und gibt so pastorale Impulse für die deutsche<br />
Ortskirche. Missio unterstützt die Ortskirchen <strong>in</strong> Afrika,<br />
Asien und Ozeanien durch materielle Hilfe <strong>in</strong> ihrer pastoralen<br />
Arbeit. Den Weltmissionssonntag, an dem weltweit für<br />
die ärmsten <strong>Diözese</strong>n <strong>der</strong> Welt gesammelt wird, feiert die<br />
Weltkirche jährlich am vorletzten Sonntag im Oktober. Missio<br />
ist nicht nur e<strong>in</strong> Hilfswerk, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Bewegung von<br />
Gläubigen, die sich das Anliegen <strong>der</strong> Mission durch e<strong>in</strong>e<br />
persönliche missio-Mitgliedschaft zur eigenen Sache<br />
machen. Mit <strong>der</strong> Mitgliedschaft verb<strong>in</strong>det missio das kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Gebet für unsere Mitchristen <strong>in</strong> Afrika, Asien und<br />
Ozeanien, das Interesse an fortlaufenden Informationen<br />
über das Leben <strong>in</strong> den Ortskirchen Afrikas, Asiens und<br />
Ozeaniens sowie materielle und politische Solidarität. In<br />
unserer <strong>Diözese</strong> gibt es mehr als 80.000 Menschen, die so<br />
ihrer beson<strong>der</strong>en Verbundenheit mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
Weltkirche Ausdruck verleihen.<br />
· Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>missionswerk "Die Sterns<strong>in</strong>ger" Päpstliches<br />
Missionswerk <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland e. V. (PMK) setzen<br />
sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> aller Welt e<strong>in</strong>,<br />
damit sie unter menschenwürdigen Bed<strong>in</strong>gungen leben<br />
können. Die wichtigste Aktivität des PMK ist die jährliche<br />
Aktion Dreikönigss<strong>in</strong>gen, die geme<strong>in</strong>sam mit dem Bund <strong>der</strong><br />
Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) durchgeführt wird.<br />
An ihr nehmen seit vielen Jahren fast alle Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
unserer <strong>Diözese</strong> mit großem Engagement und e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Sammelergebnissen teil.<br />
8 Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns<br />
· Das Bischöfliches Hilfswerk Misereor e. V. hat sich dem<br />
Kampf gegen Hunger und Krankheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt verpflichtet.<br />
Es ist die kirchliche Fachstelle für Entwicklungszusammenarbeit,<br />
die als solche mit den Ortskirchen und nichtkirchlichen<br />
Partnern des Südens kooperiert. Misereor ist<br />
offen für alle Armen, ungeachtet von Rasse, Geschlecht,<br />
Religion und Nation. Die grundlegende Option für die<br />
Armen, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz für e<strong>in</strong>e Globalisierung <strong>der</strong> Solidarität<br />
und gerechte Strukturen überall auf <strong>der</strong> Welt f<strong>in</strong>den ihren<br />
beson<strong>der</strong>en Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> jährlichen<br />
Fastenaktion, <strong>in</strong> Kampagnen und Bildungsaktivitäten. Die<br />
Misereor-Fastenaktion wird <strong>in</strong> jedem Jahr <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer Organisationen<br />
und Verbände (ako) durch e<strong>in</strong>en zentralen Gottesdienst<br />
für die <strong>Diözese</strong> eröffnet. Die Misereorkollekte wird am fünften<br />
Fastensonntag erbeten. Neben <strong>der</strong> Fastenaktion macht<br />
Misereor auf se<strong>in</strong>e Anliegen durch die ökumenische Aktion<br />
"Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> teilen" sowie durch regelmäßig organisierte<br />
Solidaritätsmärsche aufmerksam.<br />
· Die Bischöfliche Aktion Adveniat unterstützt mit den Mitteln<br />
<strong>der</strong> jährlichen Weihnachtskollekte die Ortskirchen<br />
Late<strong>in</strong>amerikas <strong>in</strong> ihrer pastoralen Arbeit. Von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung ist die Patenschaftsaktion des Hilfswerks, mit <strong>der</strong><br />
die Ausbildung e<strong>in</strong>heimischer Priester <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />
unterstützt wird. Die Patenschaftsgel<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
kommen den Sem<strong>in</strong>aristen <strong>in</strong> Guatemala<br />
und El Salvador zugute.<br />
· Renovabis ist die Solidaritätsaktion <strong>der</strong> deutschen<br />
Katholiken mit den Menschen <strong>in</strong> Mittel und Osteuropa. Mit<br />
den durch die Pf<strong>in</strong>gstkollekte gesammelten Spenden werden<br />
Projekte im pastoralen, gesellschaftlichen und sozialkaritativen<br />
Bereich unterstützt, die <strong>der</strong> religiösen und gesellschaftlichen<br />
Erneuerung Mittel- und Osteuropas dienen sollen.
· Caritas <strong>in</strong>ternational leistet Nothilfe und Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
für die Opfer von Kriegen, Naturkatastrophen und an<strong>der</strong>en<br />
Krisen. Caritas <strong>in</strong>ternational ist als Fachstelle <strong>der</strong> deutschen<br />
Kirche für Not- und Katastrophenhilfe zugleich Ausdruck<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Verantwortung des Deutschen Caritasverbands,<br />
<strong>in</strong>dem sie im <strong>in</strong>ternationalen Caritasnetzwerk<br />
aktiv mitwirkt. Die <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> unterstützt<br />
die Arbeit von Caritas <strong>in</strong>ternational durch gezielte<br />
Spendenaufrufe <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Notsituationen. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus stellt sie jährlich e<strong>in</strong>en Fonds für nichtbeachtete<br />
Katastrophen zur Verfügung.<br />
· Neben den sechs großen Hilfswerken ist <strong>der</strong> Deutsche<br />
Vere<strong>in</strong> vom Heiligen Land zu nennen. Er för<strong>der</strong>t gezielt<br />
Maßnahmen und Projekte von Pfarrgeme<strong>in</strong>den, Ordensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
und christlichen Institutionen im Heiligen<br />
Land. Er erhält und unterstützt kirchliche E<strong>in</strong>richtungen, die<br />
den Christen im Heiligen Land dienen. Insbeson<strong>der</strong>e veranstaltet<br />
er Pilgerreisen <strong>in</strong>s Heilige Land und bietet Pilgern<br />
dort Unterkunft und Orte <strong>der</strong> Ruhe und Begegnung mit den<br />
Wurzeln des Glaubens.<br />
Die <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> trägt geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
an<strong>der</strong>en deutschen Bistümern die Arbeit <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Werke mit. Sie unterstützt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Kampagnen <strong>der</strong><br />
Werke im Vorfeld <strong>der</strong> jeweiligen Kollektenterm<strong>in</strong>e. Aus den<br />
Vorwegausgaben des Diözesanhaushalts stellt sie regelmäßig<br />
erhebliche F<strong>in</strong>anzmittel für die weltkirchliche Arbeit <strong>der</strong><br />
Werke zur Verfügung.<br />
Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns 9
Deutsche Bischofskonferenz /<br />
Verband <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>n Deutschlands<br />
Der Verband <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>n Deutschlands unterstützt die weltkirchlichen<br />
Werke durch Kirchensteuergel<strong>der</strong>, die aus den<br />
Haushalten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Diözese</strong>n über die Verbandsumlage<br />
zur Verfügung gestellt werden. Über ihre Kommission X -<br />
Weltkirche übt die Deutsche Bischofskonferenz die kirchliche<br />
Aufsicht über die weltkirchlichen Hilfswerke aus. In <strong>der</strong> vom<br />
Vorsitzenden <strong>der</strong> Kommission X e<strong>in</strong>berufenen Konferenz <strong>der</strong><br />
Diözesanvertreter wird die weltkirchliche Arbeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Diözese</strong>n koord<strong>in</strong>iert und mit <strong>der</strong> Kommission X und<br />
dem Bereich Weltkirche des Sekretariats <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bischofskonferenz abgestimmt.<br />
10 Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns<br />
Deutscher Katholischer Missionsrat<br />
Im Deutschen Katholischen Missionsrat (DKMR) s<strong>in</strong>d die verschiedenen<br />
weltkirchlichen Akteure <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />
<strong>in</strong> Deutschland zusammengefasst: Die missionierenden<br />
Ordensgeme<strong>in</strong>schaften, die weltkirchlichen Hilfswerke und<br />
E<strong>in</strong>richtungen sowie die für die weltkirchliche Arbeit verantwortlichen<br />
Vertreter <strong>der</strong> deutschen <strong>Diözese</strong>n. Der DKMR ist<br />
damit <strong>der</strong> sichtbare Ausdruck <strong>der</strong> Vernetzung von E<strong>in</strong>richtungen<br />
und Organisationen <strong>der</strong> katholischen Kirche <strong>in</strong> Deutschland,<br />
die sich im Bereich Mission, Entwicklung und Frieden<br />
engagieren. Er versteht sich als Plattform e<strong>in</strong>er umfassenden<br />
Me<strong>in</strong>ungs- und Bewusstse<strong>in</strong>sbildung sowie als Koord<strong>in</strong>ierungsgremium<br />
im Dienst <strong>der</strong> katholischen Kirche <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Wichtigstes Forum des DKMR ist die jährliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung.<br />
E<strong>in</strong>berufen und geleitet vom Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> Kommission Weltkirche <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz<br />
ist <strong>der</strong> erweiterte Vorstand des DKMR zugleich <strong>der</strong> "Nationale<br />
Missionsrat" (im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Instruktion <strong>der</strong> Kongregation<br />
für die Evangelisierung <strong>der</strong> Völker vom 24. Februar 1969).
2. DIÖZESANEBENE<br />
Hauptabteilung Weltkirche<br />
Seit 1967 wird die Verantwortung für das weltkirchliche<br />
Engagement <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> durch e<strong>in</strong>e eigene Dienststelle auf<br />
<strong>der</strong> Leitungsebene des Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariats wahrgenommen.<br />
Die Hauptabteilung Weltkirche trägt die konzeptionelle<br />
Verantwortung für die weltkirchliche Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong>. Sie vertritt über ihren Leiter die <strong>Diözese</strong> bei den<br />
weltkirchlichen Hilfswerken, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong> Diözesanvertreter<br />
für die Weltkirche und im DKMR. Sie pflegt Kontakte<br />
zu an<strong>der</strong>en Trägern von E<strong>in</strong>e-Welt-Aktivitäten <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e über die Mitgliedschaft im Kuratorium<br />
<strong>der</strong> Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-<br />
Württemberg/SEZ). Sie steht <strong>in</strong> Austausch mit den Verantwortlichen<br />
für Mission und Ökumene <strong>der</strong> evangelischen Landeskirchen.<br />
In beson<strong>der</strong>er Weise gestaltet die Hauptabteilung<br />
Weltkirche die konkrete Projektarbeit im Rahmen <strong>der</strong><br />
weltkirchlichen Solidarität <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> mit an<strong>der</strong>en Ortskirchen<br />
<strong>in</strong> aller Welt. Sie verwaltet die weltkirchlichen Mittel des<br />
Diözesanhaushalts und <strong>der</strong> weltkirchlichen Stiftungen<br />
(Pastorale Dienste <strong>in</strong> Übersee, Schwestern helfen Schwestern,<br />
El Maestro en Casa). Sie ist die diözesane Fachstelle<br />
für die Prüfung, Umsetzung und Auswertung (Evaluierung)<br />
weltkirchlicher Projekte. Hier steht sie <strong>in</strong> enger Kooperation<br />
mit den weltkirchlichen Werken und den weltkirchlichen<br />
Abteilungen an<strong>der</strong>er deutscher <strong>Diözese</strong>n. Als diözesane<br />
Fachstelle berät und unterstützt sie gleichfalls Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
bei <strong>der</strong> Durchführung ihrer Projekte im Rahmen von<br />
Partnerschaften. Die Hauptabteilung trägt geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Bund <strong>der</strong> Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) den<br />
Weltkirchlichen Friedensdienst als diözesanen Freiwilligendienst.<br />
Sie ist verantwortlich für weltkirchliche Personaldienste,<br />
wie die Entsendung pastoraler Mitarbeiter (z.B. Fideidonum-Priester)<br />
und von Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
über die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Entwicklungshilfe<br />
(AGEH). Sie hält den Kontakt zu Missionskräften,<br />
die aus <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> stammen.<br />
missio-Diözesanstelle<br />
Im Auftrag des Internationalen Katholischen Missionswerks<br />
missio und <strong>in</strong> enger Anb<strong>in</strong>dung an die Hauptabteilung Weltkirche,<br />
<strong>der</strong>en Leiter zugleich missio-Diözesandirektor ist,<br />
steht die missio-Diözesanstelle den Kirchengeme<strong>in</strong>den,<br />
Jugendgruppen und Verbänden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> als Servicestelle<br />
und Impulsgeber für die E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit zur<br />
Verfügung. Sie organisiert Bildungsangebote für die Ausund<br />
Fortbildung von ehrenamtlichen und hauptberuflichen<br />
Multiplikatoren <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit. Die missio-<br />
Diözesanstelle <strong>in</strong>formiert und berät die Geme<strong>in</strong>den bei <strong>der</strong><br />
Durchführung des jährlichen Sonntags <strong>der</strong> Weltmission, <strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>en missio-Sonntage sowie <strong>der</strong> Werbung für die missio-Mitgliedschaft.<br />
In enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />
Weltkirche berät sie die Partnerschaftsgruppen und<br />
begleitet junge Erwachsene im Rahmen des weltkirchlichen<br />
Friedensdienstes. In ihrer Verantwortung steht die Durchführung<br />
<strong>der</strong> jährlichen Kampagne zum Sonntag <strong>der</strong> Weltmission<br />
und an<strong>der</strong>er missio-Initiativen, wie beispielsweise die "Aktion<br />
Schutzengel".<br />
Diözesanrat / Ausschuss E<strong>in</strong>e Welt<br />
In se<strong>in</strong>er Eigenschaft als Katholikenrat hat <strong>der</strong> Diözesanrat <strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>er Weise Anteil an <strong>der</strong> weltkirchlichen Verantwortung<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>. In anwaltlicher Solidarität mit den Menschen,<br />
die gegenüber den Mächtigen ke<strong>in</strong>e Stimme haben,<br />
äußert er sich zu aktuellen Fragen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />
Gerechtigkeit, <strong>der</strong> Menschenrechts- und Entwicklungspolitik.<br />
Er wirkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Kommission Justitia et Pax mit und<br />
ist Mitträger von übergreifenden Bündnissen wie <strong>der</strong> Entschuldungskampagne<br />
("erlassjahr.de") und dem "Aktionsbündnis<br />
gegen Aids". In <strong>der</strong> Wahrnehmung dieser Aufgabe<br />
wird er vom Diözesanratsausschuss E<strong>in</strong>e Welt unterstützt.<br />
Neben Mitglie<strong>der</strong>n des Diözesanrats gehören diesem Ausschuss<br />
sachkundige Personen an, welche die verschiedenen<br />
Bereiche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Arbeit repräsentieren. Der Ausschuss<br />
wirkt beratend <strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong> Weise an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />
Hauptabteilung Weltkirche mit. Er gibt Impulse und Anregungen<br />
für die weltkirchliche Arbeit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den, Dekanate<br />
und Verbände.<br />
Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns 11
Verbände<br />
In vielen katholischen Verbänden <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> gehört weltkirchliches<br />
Engagement zu ihrem unverwechselbaren Profil.<br />
Mitgliedsverbände <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft katholischer<br />
Organisationen und Verbände <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> haben sich <strong>in</strong> dem<br />
Vere<strong>in</strong> "Aktion Hoffnung <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> e.V." zusammen<br />
geschlossen, um für die Belange <strong>der</strong> Benachteiligten <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>en Welt e<strong>in</strong>zutreten. Neben entsprechen<strong>der</strong> Bewusstse<strong>in</strong>sarbeit<br />
werden vor allem durch Erlöse von Gebrauchtklei<strong>der</strong>-<br />
und Schuhsammlungen Projekte <strong>der</strong> Mitgliedsverbände<br />
<strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n und im Inland geför<strong>der</strong>t. Über<br />
die Sammelzentrale Aktion Hoffnung <strong>in</strong> Laupheim werden<br />
zudem sortierte Klei<strong>der</strong> und Schuhe auch direkt an bekannte<br />
Partner verschickt. Die Aktion Hoffnung ist Mitglied und<br />
Lizenznehmer im bundesweiten Dachverband Fairwertung e.<br />
V., <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en transparenten und verantwortlichen<br />
Umgang mit Gebrauchtklei<strong>der</strong>- und Schuhsammlungen<br />
steht. Je<strong>der</strong> Verband ist bestrebt, die Projektarbeit an se<strong>in</strong>em<br />
eigenen Profil auszurichten. So unterstützt die Katholische<br />
Arbeitnehmer Bewegung (KAB) mit dem Aufbau von KAB-<br />
Gruppen <strong>in</strong> Uganda die Arbeitnehmerrechte vor Ort, und das<br />
12 Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns<br />
Kolp<strong>in</strong>gwerk för<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> Ausbildungszentrum für über tausend<br />
Jugendliche <strong>in</strong> Asuncion <strong>in</strong> Paraguay. Der Frauenbund<br />
hilft <strong>in</strong> Ghana, Frauenbundgruppen zu errichten und hat vor<br />
Ort e<strong>in</strong>e Spar- und Darlehensgenossenschaft gegründet, um<br />
Sparguthaben und Kle<strong>in</strong>kredite zu ermöglichen. Der Verband<br />
Katholisches Landvolk unterstützt Kle<strong>in</strong>bauern <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien<br />
und setzt sich gegen die Grüne Gentechnik e<strong>in</strong>. Pax Christi<br />
engagiert sich seit vielen Jahren im Kosovo und im Nahen<br />
Osten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedensarbeit. Die Ackermann-Geme<strong>in</strong>de gestaltet<br />
Partnerschaften und Versöhnungsarbeit <strong>in</strong> Osteuropa<br />
und <strong>der</strong> Heliandbund, e<strong>in</strong> Kreis katholischer Frauen, för<strong>der</strong>t<br />
Arbeit und Projekte vor allem von Ordensfrauen, die <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
tätig s<strong>in</strong>d. Neben <strong>der</strong> Projektarbeit ist es<br />
den Verbänden e<strong>in</strong> Anliegen, auch das Bewusstse<strong>in</strong> für die<br />
Benachteiligten <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>en Welt zu schärfen. Die Unterstützung<br />
des Fairen Handels und nachhaltigen Konsums, tragen<br />
ebenso dazu bei wie entwicklungspolitische Aktionen, z. B.<br />
zum Schuldenerlass für die ärmsten Län<strong>der</strong>.
Bildungs- und Akademiearbeit<br />
E<strong>in</strong> zentrales Anliegen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Arbeit ist e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />
Bildungsarbeit. Auf Diözesanebene s<strong>in</strong>d hier zunächst die<br />
weltkirchliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> Verbände zu nennen und die<br />
zahlreichen Veranstaltungen, die von <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />
Weltkirche und <strong>der</strong> missio-Diözesanstelle, zum Teil <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Stiftung Entwicklungszusammenarbeit<br />
Baden-Württemberg sowie an<strong>der</strong>en Trägern von E<strong>in</strong>e-Welt-<br />
Bildungsarbeit durchgeführt werden. Hierbei geht es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auch darum, das <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den, Verbänden<br />
und engagierten Gruppen vorhandene große Potential, <strong>der</strong>en<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten und E<strong>in</strong>satzbereitschaft durch zusätzliche<br />
Bildungsangebote, Beratung und Vernetzung zur Entfaltung<br />
zu br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>er solchen Stärkung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Arbeit<br />
von kirchlichen Gruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> dient auch die Bereitstellung<br />
entsprechen<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzieller Mittel. Anzuführen s<strong>in</strong>d<br />
weiterh<strong>in</strong> die e<strong>in</strong>schlägigen Angebote <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> und <strong>der</strong> katholischen Bildungswerke.<br />
So gehören z. B. jährliche Asien- und Late<strong>in</strong>amerikatagungen<br />
seit vielen Jahren ebenso zum festen Akademieprogramm,<br />
wie <strong>in</strong> den Veranstaltungskalen<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Bildungswerke<br />
immer wie<strong>der</strong> aktuelle entwicklungspolitische, weltkirchliche<br />
Themen aufgegriffen werden.<br />
Schulen und Hochschulen<br />
Die "Bildungsplanreform 2004" hat an den Schulen Baden-<br />
Württembergs e<strong>in</strong>en grundlegenden Paradigmenwechsel e<strong>in</strong>geleitet:<br />
Vorgeschrieben ist nicht länger, was zu unterrichten<br />
ist, son<strong>der</strong>n welche Kompetenzen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
erwerben müssen. Gleichzeitig wurden den Schulen durch die<br />
E<strong>in</strong>führung von schul<strong>in</strong>ternen Curricula, für die ca. e<strong>in</strong> Drittel<br />
<strong>der</strong> Unterrichtszeit zur Verfügung steht, größere pädagogische<br />
Freiräume gegeben. Damit zeichnen sich von den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
her Perspektiven ab für die Stärkung e<strong>in</strong>es weltoffenen<br />
Lernens, das Wissen und Kompetenzen noch stärker als<br />
bisher fächerübergreifend vermittelt sowie neue Gestaltungsspielräume<br />
schafft für die Kollegien und die zu Unterrichtenden<br />
zur Vernetzung mit außerschulischen E<strong>in</strong>richtungen und<br />
Akteuren. Als beispielhaftes, eigenständiges Lernarrangement<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Zusammenhang Schulpartnerschaften zu<br />
erwähnen, <strong>der</strong>en Pflege <strong>in</strong> den katholischen Schulen <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong> e<strong>in</strong>e lange und bewährte Tradition hat. Die methodische<br />
Öffnung durch fächerübergreifendes, außerschulisches,<br />
schülerzentriertes Lernen, die emotionale Beteiligung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Freundschaft zum Partner, das solidarische Handeln mit dem<br />
Partner und im eigenen Umfeld sowie die Öffnung <strong>der</strong> Schule<br />
für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de, <strong>der</strong><br />
Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns 13
Kommune o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partnerschafts<strong>in</strong>itiativen vermitteln,<br />
dass man als Schüler gesellschaftliche Verantwortung übernehmen<br />
und Entscheidungsprozesse mitgestalten kann.<br />
E<strong>in</strong>e vergleichbare Handlungsorientierung, die gleichrangig<br />
Reflexion und verantwortliches Agieren me<strong>in</strong>t, geht von den<br />
Partnerschaften aus, die im Hochschulbereich gepflegt werden,<br />
sei es, wie an <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen, durch die dortige<br />
Katholisch-Theologische Fakultät, die Direktkontakte zur<br />
theologischen Hochschule <strong>der</strong> Jesuiten <strong>in</strong> Pune, Indien,<br />
unterhält, o<strong>der</strong> auch durch die Katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>den.<br />
Letztere tragen auch Mitverantwortung für die Vergabe<br />
von Studienbeihilfen an unverschuldet <strong>in</strong> wirtschaftliche<br />
Not geratene Studierende aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n an<br />
Hochschulen auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>.<br />
14 Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns<br />
Ordensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
E<strong>in</strong>e große Bedeutung als weltkirchliche Akteure mit eigenem<br />
Profil und Auftrag haben die missionierenden Orden mit<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>: die<br />
Comboni Missionare <strong>in</strong> Ellwangen, die Spiritaner <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong>,<br />
die Steyler Missionare <strong>in</strong> Blönried und Laupheim, die Missionsdom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong>nen<br />
von Schlehdorf <strong>in</strong> Schorndorf. Wichtige<br />
Impulse für die weltkirchliche Arbeit gehen von <strong>der</strong> Missionsarbeit<br />
<strong>der</strong> diözesanen Schwesternkongregationen aus: von<br />
den V<strong>in</strong>zent<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen von Untermarchtal (Tansania), den<br />
Franziskaner<strong>in</strong>nen von Sießen (Südafrika/Brasilien), den Franziskaner<strong>in</strong>nen<br />
von Reute (Indonesien/Brasilien) sowie von<br />
<strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen von Bonlanden<br />
(Argent<strong>in</strong>ien/Brasilien/Paraguay/USA). Diese haben auch,<br />
zusammen mit den Franziskaner<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> ewigen Anbetung<br />
von Schwäbisch Gmünd und den St. Anna-Schwestern <strong>in</strong> Ellwangen,<br />
1989 die Stiftung "Schwestern helfen Schwestern"<br />
gegründet, <strong>der</strong>en Zweck es ist, hilfebedürftige Schwesternkongregationen<br />
im Ausland bei <strong>der</strong> Verwirklichung ihrer Ziele<br />
und Aufgaben zu unterstützen.
3. GEMEINDEN UND DEKANATE<br />
· Verantwortlich für die weltkirchliche Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Geme<strong>in</strong>de ist <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong><strong>der</strong>at. Um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> weltkirchlichen Aufgaben zu<br />
gewährleisten, ist je<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong><strong>der</strong>at gehalten, e<strong>in</strong>en<br />
Sachausschuss "Mission - Entwicklung - Frieden/E<strong>in</strong>e Welt"<br />
zu bilden, entsprechend <strong>der</strong> verb<strong>in</strong>dlichen Anordnung <strong>der</strong><br />
Würzburger Synode. Dieser br<strong>in</strong>gt die Ergebnisse se<strong>in</strong>er<br />
Arbeit regelmäßig <strong>in</strong> die Beratungen des Gesamtgremiums<br />
e<strong>in</strong>.<br />
· Von herausgehobener Bedeutung ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e missio-Sonntag, <strong>der</strong> aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es Beschlusses <strong>der</strong> Diözesansynode seit 1960 alle<br />
vier Jahre <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de durchgeführt wird. Ziel dieser<br />
Aktion ist die Sensibilisierung <strong>der</strong> Gläubigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong><br />
für weltkirchliche Anliegen, die För<strong>der</strong>ung des missionarischen<br />
Bewusstse<strong>in</strong>s <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den und das Werben<br />
von neuen Mitglie<strong>der</strong>n. Neue Akzente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des<br />
beson<strong>der</strong>en missio-Sonntags bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> exemplarischen<br />
E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Geme<strong>in</strong>de und <strong>der</strong> verstärkten E<strong>in</strong>beziehung von Rückkehrern<br />
aus weltkirchlichen Freiwilligendiensten <strong>in</strong> die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Gottesdienste und Informationsveranstaltungen<br />
sowie die Integration <strong>der</strong> Aktion Schutzengel <strong>in</strong> die Mitgliedschaftswerbung.<br />
· Die Durchführung <strong>der</strong> jährlichen Aktionen und Kollekten<br />
<strong>der</strong> weltkirchlichen Werke, die Beteiligung an e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kampagnen, wie z. B. <strong>der</strong> Sterns<strong>in</strong>geraktion, <strong>der</strong> Aktion<br />
Schutzengel und des Afrikatags des Werkes missio o<strong>der</strong> von<br />
Misereor-Solidaritätsmärschen, obliegt den Geme<strong>in</strong>den und<br />
Dekanaten.<br />
· Viele Geme<strong>in</strong>den haben <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
Partnerschaften mit Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Weltkirche<br />
aufgebaut. Die Profile dieser Partnerschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> sehr vielgestaltig. In <strong>der</strong> Regel s<strong>in</strong>d sie mit <strong>der</strong><br />
Unterstützung konkreter Projekte verbunden. Beson<strong>der</strong>e<br />
Qualität erhalten diese Partnerschaften dort, wo sie <strong>in</strong> konkreten<br />
Begegnungen und gegenseitigen Besuchen <strong>der</strong> Partnerschaftsgeme<strong>in</strong>den<br />
vertieft werden. Die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Partnerschaften liegt <strong>in</strong> vielen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung<br />
eigener Partnerschafts-Gruppen o<strong>der</strong> -Ausschüsse.<br />
· Erhebliche Fortschritte macht die Vernetzung <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Arbeit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den mit an<strong>der</strong>en Trägern und<br />
Aktiven <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Arbeit auf kommunaler und regionaler<br />
Ebene (z.B. Weltläden, Kampagnenarbeit, Friedensdekade,<br />
Weltgebetstag <strong>der</strong> Frauen).<br />
· Weltkirchliche Arbeit f<strong>in</strong>det zunehmend auch auf <strong>der</strong><br />
Ebene <strong>der</strong> Seelsorgee<strong>in</strong>heiten und des Dekanats statt. Partnerschaftliche<br />
Kontakte entstehen auch zwischen Dekanaten<br />
und vergleichbaren regionalen Verbünden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Teilen <strong>der</strong> Weltkirche. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist die von<br />
den Kreisbildungswerken verantwortete E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit<br />
auf Dekanatsebene.<br />
Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns 15
4. MÖGLICHKEITEN DES PERSÖNLICHEN<br />
ENGAGEMENTS<br />
Mitgliedschaft bei missio<br />
Das Internationale Katholische Missionswerk missio versteht<br />
sich nicht nur als Hilfswerk, son<strong>der</strong>n als Bewegung von Gläubigen,<br />
denen die Weltmission e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Anliegen ist (s.<br />
S. 8, Weltkirchliche Hilfswerke)<br />
Übernahme e<strong>in</strong>er Adveniat-Patenschaft<br />
Mit <strong>der</strong> Übernahme e<strong>in</strong>er Adveniat-Patenschaft wird die Ausbildung<br />
zukünftiger e<strong>in</strong>heimischer Priester <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />
unterstützt. Die Patenschaften aus <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<br />
<strong>Stuttgart</strong> kommen unmittelbar den Priesteramtskandidaten<br />
<strong>der</strong> Diözesan- und Ordenssem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Guatemala und El Salvador<br />
zugute.<br />
Beteiligung an <strong>der</strong> Aktion PRIM<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> missio-Aktion "Priester helfen Priestern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mission" (PRIM) verzichten deutsche Priester freiwillig auf<br />
e<strong>in</strong>en Teil ihres Gehalts zugunsten notleiden<strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimischer<br />
Priester <strong>in</strong> den Kirchen Afrikas, Asiens und Ozeaniens. Die<br />
PRIM-Gel<strong>der</strong>, die von Priestern <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
zur Verfügung gestellt werden, kommen unmittelbar den<br />
Mitbrü<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Äthiopien, Eritrea und dem Sudan zugute und<br />
unterstützen sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bestreitung ihres Lebensunterhalts.<br />
Spenden<br />
Auch die Beteiligung an den Kollekten <strong>der</strong> Hilfswerke, E<strong>in</strong>zelspenden<br />
aus aktuellem Anlass (z.B. bei Katastrophen) o<strong>der</strong><br />
regelmäßige persönliche Spenden für e<strong>in</strong> bestimmtes Hilfswerk<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Projekt s<strong>in</strong>d konkrete Formen von<br />
Solidarität.<br />
Unterschriftenaktionen<br />
Durch die eigene Unterschrift besteht die Möglichkeit, konkrete<br />
Aktionen persönlich zu unterstützen. Dies betrifft v.a.<br />
bundesweite Kampagnen wie "erlassjahr.de" o<strong>der</strong> das "Aktionsbündnis<br />
gegen Aids", gilt aber auch für gezielte Aktionen<br />
<strong>der</strong> Werke, wie die "Aktion Schutzengel" von missio o<strong>der</strong> die<br />
geme<strong>in</strong>same Jugendaktion von BDKJ und Misereor zur jeweiligen<br />
Fastenkampagne.<br />
Ethische Geldanlage<br />
Durch private Anlagepolitik vieler E<strong>in</strong>zelner werden Geldströme<br />
gelenkt, Unternehmen, die sich an Maßstäben globaler<br />
Gerechtigkeit orientieren gestärkt (s. S. 32).<br />
16 Ebenen, Strukturen und Formen weltkirchlichen Handelns<br />
Fairer Handel<br />
Über den bevorzugten Kauf von fair gehandelten Produkten,<br />
die den Erzeugern <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n des Südens e<strong>in</strong>en angemessenen<br />
Verdienst garantieren, ließe sich - unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />
e<strong>in</strong>er hohen Beteiligung von Konsumenten - <strong>in</strong> gewisser<br />
Weise Entwicklungspolitik mit dem E<strong>in</strong>kaufskorb steuern.<br />
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang den<br />
Weltläden und dem Verkauf von fair gehandelten Waren nach<br />
Gottesdiensten und <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen zu.<br />
Übernahme e<strong>in</strong>es Dienstes im Ausland<br />
Unter den vielen Möglichkeiten für Christen, sich persönlich<br />
für die Weltkirche zu engagieren, nimmt die Bereitschaft,<br />
e<strong>in</strong>en konkreten Dienst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Teil <strong>der</strong> Weltkirche<br />
zu übernehmen, e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Platz e<strong>in</strong>. Seit dem Zweiten<br />
Vatikanischen Konzil wurden immer wie<strong>der</strong> Priester (sog.<br />
Fidei-donum-Priester) und pastorale Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen für<br />
e<strong>in</strong>en zeitlich begrenzten pastoralen Dienst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Partnerdiözese<br />
freigestellt. Der seit 1983 bestehende Freiwilligendienst<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> (Weltkirchlicher<br />
Friedensdienst) ermöglicht es jungen Menschen, für e<strong>in</strong> Jahr<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt e<strong>in</strong>er Partnerdiözese mitzuarbeiten. Über<br />
die AGEH werden regelmäßig Männer und Frauen mit qualifizierter<br />
Berufsausbildung als Fachkraft im Entwicklungsdienst<br />
<strong>in</strong> Projekte unserer Partnerkirchen entsandt.
III. ZIELE UND LEITLINIEN <strong>WELTKIRCHLICHE</strong>N HANDELNS<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich auf allen Ebenen<br />
unserer <strong>Diözese</strong> <strong>in</strong>tensive weltkirchliche Kontakte entwickelt.<br />
Diese Kontakte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Wir s<strong>in</strong>d<br />
dankbar für diese konkreten und spürbaren Zeichen weltkirchlicher<br />
Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> und mit unserer <strong>Diözese</strong>.<br />
Zur Kennzeichnung dieser weltkirchlichen Kontakte hat sich<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> "Partnerschaft" durchgesetzt.<br />
Er ist <strong>in</strong> gewisser Weise zum "Leitbegriff" weltkirchlicher<br />
Arbeit <strong>in</strong>sgesamt geworden. Wenn oft davon die Rede<br />
ist, dass sich die Beziehungen zu Christen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen<br />
<strong>der</strong> Welt von anfänglichen Patenschaften zu Partnerschaften<br />
entwickelt haben, dann kommt damit e<strong>in</strong>e neue Form des<br />
Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Blick: Partnerschaft ist ke<strong>in</strong>e "E<strong>in</strong>bahnstraße".<br />
Hier geht es um e<strong>in</strong> gegenseitiges Geben und Nehmen<br />
zwischen Partnern, die "auf gleicher Augenhöhe" mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> Beziehung treten.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 17
Dennoch darf nicht übersehen werden, dass <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />
Partnerschaft für das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltkirche von vielen<br />
- nicht zuletzt auch von vielen unserer "Partner" - durchaus<br />
auch kritisch gesehen wird. Dies liegt unter an<strong>der</strong>em<br />
daran, dass <strong>der</strong> Begriff nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmt ist und <strong>in</strong><br />
unterschiedlichen Kontexten verschieden verstanden wird.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass er <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Sprachen oft nur schwer zu<br />
übersetzen ist. Im englischsprachigen Bereich wird er eher<br />
mit ökonomischen Beziehungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. In<br />
den romanischen Sprachen fehlt zumeist e<strong>in</strong>e direkte Entsprechung<br />
für das deutsche Wort "Partnerschaft". Im spanischsprachigen<br />
Raum wird hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />
"hermandad" (Brü<strong>der</strong>lichkeit/Geschwisterlichkeit) verwendet.<br />
Es ist also unumgänglich, genau zu klären, was wir me<strong>in</strong>en,<br />
wenn wir im weltkirchlichen Kontext von Partnerschaften<br />
sprechen.<br />
"Eigentlich suchen wir ke<strong>in</strong>e Partner, son<strong>der</strong>n Schwestern<br />
und Brü<strong>der</strong>" - dieses Wort e<strong>in</strong>es afrikanischen Bischofs zeigt<br />
die Richtung e<strong>in</strong>er solchen Klärung an: Maßnehmen muss<br />
unser Verständnis von Partnerschaft an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Kirche Jesu<br />
Christi als weltweiter Geme<strong>in</strong>schaft von Schwestern und Brü<strong>der</strong>n.<br />
In <strong>der</strong> weltumspannenden communio <strong>der</strong> Ortskirchen<br />
kommt allen Christen - trotz aller Unterschiede und Gegensätze<br />
- die gleiche Würde zu. Alle s<strong>in</strong>d Glie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Leibes.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Teil leidet, dann leidet <strong>der</strong> ganze Leib mit (1 Kor<br />
12, 26). Je<strong>der</strong> ist für die an<strong>der</strong>en von unverzichtbarer Bedeutung.<br />
Deshalb gibt es <strong>in</strong> dieser Geme<strong>in</strong>schaft niemand, <strong>der</strong><br />
so viel hätte, dass er von den an<strong>der</strong>en nichts empfangen<br />
müsste, und niemand, <strong>der</strong> so wenig hat, dass er nichts geben<br />
könnte.<br />
Der Partnerschaftsgedanke br<strong>in</strong>gt aber auch zum Ausdruck,<br />
dass diese E<strong>in</strong>heit nicht nur e<strong>in</strong>e theoretische Idee se<strong>in</strong> darf,<br />
son<strong>der</strong>n immer mehr zu e<strong>in</strong>er gelebten Wirklichkeit werden<br />
muss. Die umfassende Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Kirche wird<br />
sichtbar und erfahrbar <strong>in</strong> ganz konkreten e<strong>in</strong>zelnen Beziehungen.<br />
Damit diese Beziehungen ihrem zeichenhaften Charakter<br />
gerecht werden können, muss <strong>in</strong> ihnen immer das Ganze im<br />
Blick bleiben. Deshalb dürfen Partnerschaften nie exklusiv<br />
o<strong>der</strong> selbstgenügsam werden, <strong>in</strong>dem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>engenden<br />
Fixierung alle Energien nur noch auf das e<strong>in</strong>e "eigene" Projekt<br />
und den e<strong>in</strong>en "eigenen" Partner konzentriert werden.<br />
Ebenso ist die Realisierung und Konkretisierung <strong>der</strong> umfassenden<br />
Geme<strong>in</strong>schaft aller Christen e<strong>in</strong>e Grundaufgabe, die<br />
alle Christen angeht. Deshalb kann das Bemühen um weltkirchliche<br />
Partnerschaften nicht e<strong>in</strong>fach an e<strong>in</strong>zelne delegiert<br />
werden o<strong>der</strong> gar als Son<strong>der</strong><strong>in</strong>teresse e<strong>in</strong>er speziellen Gruppe<br />
angesehen werden. Die lebendige Beziehung zu den an<strong>der</strong>en<br />
Christen <strong>in</strong> aller Welt ist Teil unserer Katholizität - sie gehört<br />
18 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
<strong>in</strong> die <strong>in</strong>nerste Mitte des Wesens <strong>der</strong> Kirche Jesu Christi.<br />
Damit die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Taufe begründete Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft<br />
immer mehr auch zu e<strong>in</strong>er erlebten und gelebten Wirklichkeit<br />
werden kann, müssen konkrete Schritte getan werden:<br />
· Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Beten<br />
Als im Glauben verbundene und gee<strong>in</strong>te Geme<strong>in</strong>schaft<br />
können sich Christen nur dort erfahren, wo sie geme<strong>in</strong>sam<br />
vor Gott treten, <strong>in</strong>dem sie mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
beten. Von dieser geme<strong>in</strong>samen Quelle her werden alle<br />
an<strong>der</strong>en Vollzüge <strong>der</strong> weltkirchlichen Geme<strong>in</strong>schaft mit<br />
Leben erfüllt. Wo sie fehlt, geht die <strong>in</strong>nerste, alles zusammenhaltende<br />
Mitte verloren.<br />
· Ume<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Wissen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft wächst dort, wo wir Interesse für den an<strong>der</strong>en<br />
entwickeln, wo wir uns mit se<strong>in</strong>en Fragen und Sorgen<br />
beschäftigen und wo wir beg<strong>in</strong>nen, se<strong>in</strong>e Hoffnung und<br />
se<strong>in</strong>e Freude zu teilen (vgl. Gaudium et spes, 1). In unserer<br />
von e<strong>in</strong>em Übermaß an Informationen geprägten Gesellschaft<br />
geht es darum, die rechte Achtsamkeit und Aufmerksamkeit<br />
zu entwickeln, damit wir genauer h<strong>in</strong>hören und die<br />
Informationen wahrnehmen, die uns an<strong>der</strong>en Menschen<br />
und ihrer Lebenssituation näher br<strong>in</strong>gen.<br />
· Füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stehen<br />
Beim Wissen um die Situation <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en können wir nicht<br />
stehen bleiben. Dieses Wissen muss zur konkreten Tat werden,<br />
durch die wir den an<strong>der</strong>en helfen und uns für sie e<strong>in</strong>setzen.<br />
Gerade dort, wo unsere Kräfte für e<strong>in</strong>e grundlegende<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verhältnisse nicht ausreichen, kommt es<br />
darauf an, konkrete Zeichen unserer Solidarität zu setzen.<br />
· E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Begegnen<br />
Wesentliche Voraussetzung für diese Schritte s<strong>in</strong>d persönliche<br />
Begegnungen. Dort, wo wir nicht nur etwas über die<br />
an<strong>der</strong>en erfahren, son<strong>der</strong>n mit ihnen <strong>in</strong> lebendigen Austausch<br />
treten, wo wir geme<strong>in</strong>sam beten, wo wir im Dialog<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen, wo wir den an<strong>der</strong>en helfend die Hand<br />
reichen und uns dabei selbst als Gehaltene erfahren, wird<br />
<strong>der</strong> Boden bereitet, auf dem lebendige Geme<strong>in</strong>schaft wachsen<br />
kann. Darum s<strong>in</strong>d echte, vom geme<strong>in</strong>samen Glauben<br />
getragene Begegnungen die Mitte und <strong>der</strong> <strong>in</strong>nere Antrieb<br />
aller partnerschaftlichen Beziehungen.
Wenn wir von Weltkirche sprechen, ist damit nicht nur e<strong>in</strong>e<br />
Realität formuliert, die uns mit Menschen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
und Kont<strong>in</strong>enten verb<strong>in</strong>det. Durch die Präsenz vieler<br />
Gäste und Migranten aus unterschiedlichen Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> unserer<br />
<strong>Diözese</strong> ist Weltkirche schon längst e<strong>in</strong>e Realität mitten<br />
unter uns. So br<strong>in</strong>gen die weit über 200.000 Katholiken<br />
an<strong>der</strong>er Muttersprache aus über 150 Nationen ihre religiösen<br />
und kulturellen Traditionen auch <strong>in</strong> unser kirchliches<br />
Leben e<strong>in</strong>. Wie <strong>in</strong> unserer Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt müssen wir<br />
auch mit Blick auf unsere Geme<strong>in</strong>den feststellen, dass wir<br />
von <strong>der</strong> Realität e<strong>in</strong>es geschwisterlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s oft<br />
noch weit entfernt s<strong>in</strong>d. Gründe dafür s<strong>in</strong>d oftmals unterschiedliche<br />
soziale Milieus, unterschiedliche Glaubens- und<br />
Frömmigkeitsformen sowie oft auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Gestalt <strong>der</strong><br />
Pastoral und des Geme<strong>in</strong>delebens gegenüber den Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Heimat unserer ausländischen Mitchristen.<br />
Es gilt, den <strong>in</strong>neren Zusammenhang zwischen weltkirchlichen<br />
Kontakten zu Christen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n mit<br />
unserem konkret gelebten Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu Christen an<strong>der</strong>er<br />
Muttersprache <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong> deutlicher als bisher zu<br />
erkennen und für das Zusammenwachsen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en weltweiten<br />
Kirche fruchtbar zu machen.<br />
1. GEBETSGEMEINSCHAFT<br />
Die Weltkirche ist e<strong>in</strong>e reale Gebetsgeme<strong>in</strong>schaft. In allen<br />
Teilen <strong>der</strong> Welt wird die geme<strong>in</strong>same Liturgie <strong>der</strong> Kirche<br />
gefeiert. So besteht durch die Feier <strong>der</strong> Eucharistie, durch das<br />
Stundengebet und viele an<strong>der</strong>e Formen des Betens und Feierns<br />
e<strong>in</strong> unsichtbares Band, das Christen <strong>in</strong> aller Welt geistig<br />
und geistlich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det. Priester und Ordensleute<br />
beten das Stundengebet nicht nur zur persönlichen Tagesheiligung,<br />
son<strong>der</strong>n auch stellvertretend für die ihnen anvertrauten<br />
Gläubigen. Sie sorgen dafür, das Gebet <strong>der</strong> Kirche<br />
rund um die Erde nicht abreißen zu lassen. In <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />
kommt die Weltkirche an zentraler Stelle <strong>in</strong> den Blick,<br />
wenn wir darum beten, dass <strong>der</strong> Herr se<strong>in</strong>er Kirche auf <strong>der</strong><br />
ganzen Erde gedenken und se<strong>in</strong> Volk <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liebe vollenden<br />
möge (Zweites Hochgebet). Insbeson<strong>der</strong>e durch die Nennung<br />
<strong>der</strong> Namen des Papstes und des Ortsbischofs, durch<br />
den H<strong>in</strong>weis auf die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Bischöfe, Priester und<br />
Diakone, aller, die zu e<strong>in</strong>em Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche bestellt s<strong>in</strong>d,<br />
und des ganzen Volkes Gottes, wird das Beziehungsgefüge<br />
angesprochen, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>zelne Christen stehen und durch<br />
das sie <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Kirche e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 19
20 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns
Dieses geistige Band <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit muss im Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />
jeden Christen immer mehr zu e<strong>in</strong>er lebendigen Wirklichkeit<br />
werden. Auch hier kommt konkreten Begegnungen e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Bedeutung zu. Wo wir als Christen aus verschiedenen<br />
Teilen <strong>der</strong> Welt zusammenkommen, ist es von zentraler<br />
Bedeutung, dass wir uns auch - und zuallererst - als<br />
betende Geme<strong>in</strong>schaft erfahren. Dadurch wird das sichtbar,<br />
was uns geme<strong>in</strong>sam trägt und wächst das Band <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit.<br />
Auch hier fängt weltkirchliche Geme<strong>in</strong>schaft bei den Christen<br />
an, die aus an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Welt stammen und für<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Zeit o<strong>der</strong> dauernd mit uns zusammen leben.<br />
Wir lernen vor Ort, Kirche als Zusammenschluss verschiedener<br />
Geme<strong>in</strong>schaften zu verstehen und <strong>der</strong>en Kommunikation<br />
zu stärken. Dabei darf die Möglichkeit, Gottesdienste <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
eigenen Muttersprache zu feiern, nicht zu e<strong>in</strong>er Trennung <strong>der</strong><br />
Christen <strong>in</strong> nationale Gruppen führen. Gerade die geme<strong>in</strong>same<br />
Feier <strong>der</strong> Liturgie kann e<strong>in</strong>e erste Brücke se<strong>in</strong>, trotz aller<br />
Unterschiede die grundlegende Geme<strong>in</strong>schaft im Glauben zu<br />
erfahren.<br />
Anregungen<br />
· Das geme<strong>in</strong>same Gebet und die geme<strong>in</strong>same Feier <strong>der</strong><br />
Liturgie mit Christen aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n soll <strong>in</strong>tensiviert<br />
werden: Durch regelmäßige geme<strong>in</strong>same Gottesdienste, <strong>in</strong><br />
denen die jeweiligen Gebetstraditionen, die liturgischen<br />
Gebräuche, die Lie<strong>der</strong> und nicht zuletzt auch die Sprache<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>fließen.<br />
· E<strong>in</strong> wichtiger Ort ist dabei das fürbittende Gebet: Es<br />
geht hier vor allem um die Entwicklung e<strong>in</strong>er Gebetskultur,<br />
welche die Anliegen <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> verschiedenen Teilen<br />
<strong>der</strong> Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lebensnahen und problembewussten<br />
Sprache <strong>in</strong>s Wort br<strong>in</strong>gt und vor Gott trägt.<br />
· Regelmäßig soll <strong>in</strong> den Gottesdiensten für die Anliegen <strong>der</strong><br />
Missionskräfte, Entwicklungshelfer, Friedensdienstler und<br />
Missionare auf Zeit gebetet werden, die aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
stammen.<br />
· Durch bewusstes Aneignen von Gebeten, Lie<strong>der</strong>n und<br />
an<strong>der</strong>en liturgischen Elementen aus an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />
Weltkirche kann <strong>der</strong> Reichtum des geme<strong>in</strong>samen spirituellen<br />
Erbes entdeckt, erschlossen und schließlich auch geteilt<br />
werden.<br />
· E<strong>in</strong>en wichtigen Platz kann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Partnerschaft<br />
e<strong>in</strong> eigenes geme<strong>in</strong>sames Gebet e<strong>in</strong>nehmen, das<br />
beispielsweise am selben Tag <strong>in</strong> den jeweiligen Partnergeme<strong>in</strong>den<br />
gesprochen wird.<br />
· Nachdrücklich zu empfehlen ist auch die aktive Teilnahme<br />
an weltweiten Gebetsgeme<strong>in</strong>schaften, wie beispielsweise<br />
dem Weltgebetstag <strong>der</strong> Frauen, <strong>der</strong> Gebetswoche für die<br />
E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Christen, dem ökumenischen Friedensgebet,<br />
dem Gebetstag für verfolgte Christen, dem geme<strong>in</strong>samen<br />
Fasten für Gerechtigkeit und an<strong>der</strong>en vergleichbaren Aktionen<br />
(zu denen oftmals auch spontan aus beson<strong>der</strong>en aktuellen<br />
Anlässen aufgerufen wird!).<br />
2. LERNGEMEINSCHAFT<br />
Die Geme<strong>in</strong>schaft aller Glaubenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> weltweiten Kirche<br />
verb<strong>in</strong>det Menschen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, die aus unterschiedlichen<br />
Kulturen stammen und <strong>in</strong> ganz verschiedenen Lebenssituationen<br />
stehen. Aus dem Grundgedanken, dass alle Christen<br />
Schwestern und Brü<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d und daher "auf gleicher Augenhöhe"<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren, ergibt sich das Verständnis<br />
<strong>der</strong> Weltkirche als universaler Lerngeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
je<strong>der</strong> den an<strong>der</strong>en etwas zu geben und von an<strong>der</strong>en etwas<br />
zu empfangen hat. Das Leitbild <strong>der</strong> "Lerngeme<strong>in</strong>schaft" folgt<br />
damit unmittelbar aus dem Gedanken <strong>der</strong> Partnerschaft.<br />
E<strong>in</strong>e solche Lerngeme<strong>in</strong>schaft ist nur dort möglich,<br />
· wo es zu unmittelbarer Begegnung kommt;<br />
· wo wir die an<strong>der</strong>en vorurteilsfrei wahrzunehmen bereit s<strong>in</strong>d;<br />
· wo wir Kommunikationsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse aktiv überw<strong>in</strong>den<br />
und mit den an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>s Gespräch kommen;<br />
· wo wir die an<strong>der</strong>en immer tiefer zu verstehen suchen und<br />
uns darum bemühen, uns <strong>in</strong> ihr Denken und <strong>in</strong> ihre Sicht<br />
<strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen;<br />
· wo wir bereit s<strong>in</strong>d, die Lebens- und Glaubenserfahrung<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en für uns selbst fruchtbar zu machen, Hilfreiches<br />
zu übernehmen, eigene Ansichten und Handlungsmuster <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den an<strong>der</strong>en zu verän<strong>der</strong>n und<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 21
22 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns
Früchte dieser Lerngeme<strong>in</strong>schaft können ganz konkrete<br />
Impulse se<strong>in</strong> - für den eigenen Glauben, für die eigene Spiritualität,<br />
für die Pastoral <strong>in</strong> unseren Geme<strong>in</strong>den, für das<br />
Leben als Christen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft. Solche Lernprozesse<br />
können angestoßen werden, wenn wir beispielsweise<br />
sehen und erfahren,<br />
· wie Kirche durch das Entstehen kle<strong>in</strong>er christlicher<br />
Geme<strong>in</strong>schaften mitten im Leben <strong>der</strong> Menschen neu verankert<br />
wird;<br />
· wie Kirche <strong>in</strong> prophetischer Weise ihre Stimme furchtlos<br />
gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Korruption<br />
erhebt;<br />
· wie Christen, die <strong>in</strong> ihrem Alltag tagtäglich Nachbarschaft<br />
mit an<strong>der</strong>en Religionen leben, von ihrem Glauben<br />
Zeugnis geben;<br />
· wie Begegnung mit den Armen und die Bereitschaft,<br />
ohne Berührungsängste ihre Lebenssituation zu teilen, zu<br />
e<strong>in</strong>er neuen Begegnung mit Jesus Christus selbst h<strong>in</strong>führen<br />
kann;<br />
· wie Dankbarkeit und Freude am Glauben Menschen<br />
auch unter schwierigsten Bed<strong>in</strong>gungen zu Hoffnungsträgern<br />
gegen alle Skepsis und Resignation machen kann.<br />
Es muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> weltkirchlichen Arbeit unserer <strong>Diözese</strong> also<br />
vor allem darum gehen, Begegnungen zu för<strong>der</strong>n und zu<br />
<strong>in</strong>tensivieren, um von "ersten Kontakten" zu tieferem Verstehen<br />
und gegenseitigem Lernen vorzudr<strong>in</strong>gen.<br />
a) Interkulturelles Lernen<br />
Weltkirche als <strong>in</strong>terkulturelle Lerngeme<strong>in</strong>schaft beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong><br />
unserer unmittelbaren Nachbarschaft, d. h. mit den Christen,<br />
die <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong> und <strong>in</strong> unseren Geme<strong>in</strong>den leben - als<br />
Migranten, als Gäste, als Studenten und Auszubildende, als<br />
Bürgerkriegsflüchtl<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> Asylbewerber. Kommunikation<br />
zwischen Menschen, die aus unterschiedlichen Kulturen<br />
stammen, ist ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. E<strong>in</strong> fruchtbarer<br />
Dialog bedarf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>übung. Er beg<strong>in</strong>nt bei den sprachlichen<br />
Voraussetzungen <strong>der</strong> gegenseitigen Verständigung und muss<br />
sich um e<strong>in</strong> gegenseitiges Verstehen <strong>der</strong> verschiedenen kulturell<br />
bed<strong>in</strong>gten Bedeutungsgehalte bemühen, um dar<strong>in</strong><br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede entdecken zu können.<br />
E<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Integration leisten <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten, <strong>in</strong>dem sie K<strong>in</strong><strong>der</strong>n frühzeitig<br />
soziale Kontakte und das Erlernen <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />
ermöglichen.<br />
Dem <strong>in</strong>terkulturellen Dialog, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb unserer Gesellschaft<br />
geführt wird, kommt e<strong>in</strong>e paradigmatische Bedeutung<br />
für den Dialog mit Partnern <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Welt zu.<br />
Anregungen<br />
· Die Sachausschüsse Mission, Entwicklung, Frieden werden<br />
ermutigt, aktiv auf Christen aus an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />
Weltkirche zuzugehen, um sie für e<strong>in</strong>e dauernde o<strong>der</strong> projektbezogene<br />
Mitarbeit zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
· Im Kirchengeme<strong>in</strong><strong>der</strong>at soll m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal im Jahr<br />
über die Situation von Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>n, die nicht aus<br />
Deutschland stammen, <strong>in</strong>formiert werden.<br />
· M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal im Jahr soll e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>degottesdienst<br />
so gestaltet se<strong>in</strong>, dass die <strong>in</strong>ternationale Vielfalt <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>de sichtbar wird (<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise bietet sich<br />
hierfür <strong>der</strong> außerordentliche missio-Sonntag o<strong>der</strong> die <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Woche an).<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 23
) Personaldienste<br />
E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Chance für die Lerngeme<strong>in</strong>schaft Weltkirche<br />
stellt die Entsendung von Männern und Frauen für e<strong>in</strong>en längeren<br />
Aufenthalt <strong>in</strong> die Partnerkirchen des Südens und des<br />
Ostens dar. Geteiltes Leben und geteilte Erfahrungen s<strong>in</strong>d Voraussetzung<br />
sowohl für eigenes Lernen, als auch für die Möglichkeit,<br />
eigene Erfahrungen und Kenntnisse für an<strong>der</strong>e fruchtbar<br />
zu machen. Wer sich auf diese Begegnungen mit <strong>der</strong> notwendigen<br />
Offenheit und Lernbereitschaft e<strong>in</strong>lässt, wird als e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>er zurückkehren. Die Erfahrungen und Erkenntnisse <strong>der</strong><br />
Rückkehrenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Potential für die Lerngeme<strong>in</strong>schaft<br />
Weltkirche bei uns, das wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Arbeit unserer <strong>Diözese</strong> noch mehr als bisher fruchtbar<br />
machen wollen.<br />
Aus diesem Grund wird die <strong>Diözese</strong> auch <strong>in</strong> Zukunft Priester<br />
und pastorale Mitarbeiter für e<strong>in</strong>en zeitlich begrenzten pastoralen<br />
Dienst <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Teile <strong>der</strong> Weltkirche entsenden. Nach<br />
wie vor von großer Bedeutung ist die Entsendung von qualifizierten<br />
Fachkräften für konkrete Projekte im Entwicklungsund<br />
Bildungsbereich. Ihr E<strong>in</strong>satz richtet sich vor allem darauf,<br />
die Partner vor Ort <strong>in</strong> ihrem Bemühen zu unterstützen,<br />
24 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
Armut zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die allgeme<strong>in</strong>en Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu verbessern, e<strong>in</strong> gewaltsames Austragen von Konflikten zu<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und sich an <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> Folgen von<br />
Gewalt und Konflikten zu beteiligen.<br />
Immer mehr junge Erwachsene <strong>in</strong>teressieren sich für e<strong>in</strong>en<br />
weltkirchlichen Freiwilligendienst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Partnerland des<br />
Südens o<strong>der</strong> Ostens, den sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit zwischen<br />
dem Schulabschluss und dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ausbildung o<strong>der</strong><br />
des Studiums ableisten. Neben dem persönlichen Erfahrungsgew<strong>in</strong>n,<br />
den e<strong>in</strong> solcher Aufenthalt für die Beteiligten<br />
bewirkt, stellen ihre Erfahrungen e<strong>in</strong>e wertvolle Ressource<br />
für die weltkirchliche Arbeit unserer <strong>Diözese</strong> dar.Vor allem für<br />
junge Menschen - aber nicht nur für diese - s<strong>in</strong>d sie wichtige<br />
und glaubwürdige Botschafter, die aus eigener Erfahrungen<br />
über das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltkirche und über die Lebenssituation<br />
<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> den weniger privilegierten Zonen <strong>der</strong><br />
globalisierten Welt berichten können. Um diese positiven<br />
Erfahrungen machen zu können, ist e<strong>in</strong>e sorgfältige Vorbereitung<br />
und Begleitung dieser E<strong>in</strong>sätze notwendig. Die <strong>Diözese</strong><br />
wird daher den Weltkirchlichen Friedensdienst, <strong>der</strong> seit 1983
von <strong>der</strong> Hauptabteilung Weltkirche, dem Bund <strong>der</strong> Deutschen<br />
Katholischen Jugend und Pax Christi angeboten wird, weiter<br />
ausbauen und profilieren. Die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en<br />
kirchlichen Trägern von missionarischen Diensten im Ausland<br />
("Missionar/<strong>in</strong> auf Zeit"/MaZ) wird weitergeführt und <strong>in</strong>tensiviert.<br />
Von zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung wird es se<strong>in</strong>, auch jungen<br />
Erwachsenen unserer Partnerlän<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en vergleichbaren<br />
Aufenthalt bei uns zu ermöglichen.<br />
Anregungen<br />
· Die Arbeit mit Rückkehrern aus den verschiedenen weltkirchlichen<br />
Diensten (Fidei-donum-Priester und pastorale<br />
Mitarbeiter, Entwicklungshelfer, Friedensdienstler und aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> stammende Missionare auf Zeit) soll <strong>in</strong>tensiviert<br />
werden.<br />
· Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> weltkirchlichen Personaldienste<br />
muss <strong>in</strong> Zukunft noch stärker das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Gegenseitigkeit<br />
und des Austausches <strong>der</strong> Gaben berücksichtigen:<br />
Deshalb sollen <strong>in</strong>nerhalb des Weltkirchlichen Friedensdienstes<br />
Programme entwickelt werden, die Jugendlichen aus<br />
den Partnerlän<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e vergleichbare weltkirchliche Erfahrung<br />
bei uns ermöglichen.<br />
· Der E<strong>in</strong>satz von ausländischen Priestern <strong>in</strong> <strong>der</strong> diözesanen<br />
Pastoral soll als Ausdruck und Chance gegenseitigen Lernens<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltkirche stärker erkannt und profiliert werden<br />
(durch gründliche Vorbereitung <strong>der</strong> Priester wie <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den;<br />
durch gezielte E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> die weltkirchliche Arbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> und <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den).<br />
c) Partnerschaftsarbeit<br />
Weltkirchliche Partnerschaften s<strong>in</strong>d herausgehobene Orte<br />
<strong>der</strong> Lerngeme<strong>in</strong>schaft Weltkirche. Das große Anwachsen <strong>der</strong>artiger<br />
Partnerschaften auf allen Ebenen unserer <strong>Diözese</strong> ist<br />
von daher e<strong>in</strong> ermutigendes und hoffnungsvolles Zeichen für<br />
e<strong>in</strong> zunehmendes weltkirchliches Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer<br />
<strong>Diözese</strong>.<br />
Auch hier spielen persönliche Begegnungen e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle, die durch gegenseitige Besuche, jedoch auch über die<br />
regelmäßige Entsendung von Freiwilligen zur Mitarbeit <strong>in</strong><br />
den Partnergeme<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> <strong>in</strong> konkreten geme<strong>in</strong>samen Projekten<br />
zustande kommen können.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 25
Gegenseitige Besuche ermöglichen Begegnungen und Erfahrungen,<br />
die e<strong>in</strong>er Vertiefung und Profilierung <strong>der</strong> Beziehung<br />
zwischen den Partnern dienen können. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
dann, wenn die Begegnungen mit den An<strong>der</strong>en für den<br />
Umgang mit fremden Kulturen und religiösen Traditionen<br />
sensibilisieren und über die Wahrnehmung <strong>der</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>der</strong> Partner e<strong>in</strong>en Zugang zu den weltweiten politischen,<br />
sozialen, ökonomischen und ökologischen Problemen<br />
erschließen.<br />
Extensive Reiseaktivitäten vom Norden <strong>in</strong> den Süden können<br />
aber auch problematische Aspekte aufweisen, vor allem<br />
dann, wenn sie Züge e<strong>in</strong>es "weltkirchlichen Solidaritätstourismus"<br />
annehmen. Aus diesem Grund sollte das Ziel <strong>der</strong>artiger<br />
Reisen e<strong>in</strong>deutig auf die Intensivierung <strong>der</strong> partnerschaftlichen<br />
Beziehung festgelegt se<strong>in</strong>. Auf e<strong>in</strong>e gründliche<br />
Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Reisen soll größter Wert gelegt<br />
werden. Vom Gedanken <strong>der</strong> Partnerschaft her ist von vornehere<strong>in</strong><br />
die Möglichkeit von Gegenbesuchen <strong>der</strong> Partner mit<br />
zu bedenken.<br />
In e<strong>in</strong>er guten Partnerschaft wird es immer auch Konflikte<br />
geben.Aufgrund <strong>der</strong> kulturellen Unterschiede gehören <strong>der</strong>artige<br />
Konflikte zu ehrlicher und offener Begegnung notwendig<br />
h<strong>in</strong>zu. Man sollte daher diesen Konflikten nicht ausweichen,<br />
son<strong>der</strong>n sie als Chance <strong>in</strong>terkultureller Begegnung verstehen.<br />
Sie dienen e<strong>in</strong>er realistischen Wahrnehmung unserer<br />
Partner, die vor falschen Idealisierungen bewahrt, zugleich<br />
aber auch den Zugang zu e<strong>in</strong>em tieferen Verständnis für ihre<br />
Sicht <strong>der</strong> Wirklichkeit, ihre Grundanliegen und Bedürfnisse<br />
erschließen kann.<br />
26 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
Anregungen<br />
· Erstellung e<strong>in</strong>er Übersicht über die Partnerschaftsarbeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>: aktuelle partnerschaftliche Beziehungen,<br />
unterstützte Projekte, Beispiele des partnerschaftlichen<br />
Austausches.<br />
· Bildung von Netzwerken, <strong>in</strong> denen Geme<strong>in</strong>den, <strong>Diözese</strong><br />
und Werke <strong>in</strong> Austausch über Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektund<br />
Partnerschaftsarbeit treten (Beispiel: Brasiliennetzwerk).<br />
· Regelmäßige Veranstaltung von Partnerschaftstreffen<br />
als Forum des weltkirchlichen Austauschs <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
<strong>Diözese</strong>.<br />
· Erstellung von diözesanen Orientierungskriterien für<br />
Begegnungsreisen im Rahmen <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit.<br />
Intensive sprachliche Vorbereitung sowie <strong>in</strong>haltliche Vorund<br />
Nachbereitung von Partnerschaftsreisen. Gezielte E<strong>in</strong>ladung<br />
an die Partner zu e<strong>in</strong>er Begegnungsreise nach<br />
Deutschland aussprechen.<br />
· Intensivierung <strong>der</strong> Beratung von Partnerschaftsgruppen, die<br />
e<strong>in</strong>en Freiwilligen im Rahmen <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit aussenden<br />
o<strong>der</strong> aufnehmen wollen.<br />
· Im Rahmen des beson<strong>der</strong>en missio-Sonntags missionarische<br />
und weltkirchliche Bewusstse<strong>in</strong>sbildung mit konkreten Beispielen<br />
aus <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit verb<strong>in</strong>den.<br />
· Auch dort, wo die Verantwortung für die Partnerschaft<br />
e<strong>in</strong>em eigenen Ausschuss übertragen ist, soll die Partnerschaftsarbeit<br />
regelmäßig Thema <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong><strong>der</strong>at und<br />
Geme<strong>in</strong>deversammlungen se<strong>in</strong>, um zum Ausdruck zu br<strong>in</strong>gen,<br />
dass die Partnerschaft e<strong>in</strong> zentrales Anliegen <strong>der</strong> ganzen<br />
Geme<strong>in</strong>de und nicht nur e<strong>in</strong>es Kreises von Interessierten<br />
ist. Dies gilt entsprechend für die Partnerschaftsarbeit<br />
<strong>der</strong> Verbände.
d) E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit<br />
Das Leitbild <strong>der</strong> Lerngeme<strong>in</strong>schaft muss auch Auswirkungen<br />
haben auf die E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong>.<br />
Sie setzt an bei Erfahrungen aus <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit und<br />
den vielfältigen Kontakten und Begegnungen. Sie bezieht<br />
Menschen mit e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en weltkirchlichen Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> die Vermittlung ihrer Inhalte aktiv e<strong>in</strong><br />
(wie z.B. Rückkehrer, Gäste aus den Partnerlän<strong>der</strong>n, ausländische<br />
Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pastoral, Fachkräfte aus <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Arbeit). Es geht ihr nicht alle<strong>in</strong> um die Vermittlung<br />
von Wissen - sie ist erfahrungsbezogen und handlungsorientiert.<br />
Ihr Ziel ist es, weltkirchliche Erfahrungen kritisch zu<br />
reflektieren, zu vertiefen und zu ergänzen. Sie will für Probleme<br />
und Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Weltkirche im Kontext <strong>der</strong><br />
Globalisierung sensibilisieren, <strong>in</strong>dem sie die dazu notwendigen<br />
Kenntnisse vermittelt und zu eigenem Handeln anleitet.<br />
Sie versucht, Körper, Geist und Seele anzusprechen und so<br />
Inhalte ganzheitlich zu vermitteln.<br />
Es lassen sich drei Bereiche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit <strong>in</strong><br />
unserer <strong>Diözese</strong> unterscheiden:<br />
Missionarische Bewusstse<strong>in</strong>sbildung:<br />
Ausgehend vom neuen Missionsverständnis des Zweiten<br />
Vatikanischen Konzils (Ad gentes) geht es darum, die missionarische<br />
Sendung <strong>der</strong> Ortskirche und jedes e<strong>in</strong>zelnen Christen<br />
bewusst zu machen. Entscheidend ist dabei das persönliche<br />
Zeugnis des Glaubens. Weitergabe des Glaubens kann<br />
nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> universalen und grenzüberschreitenden Offenheit<br />
gel<strong>in</strong>gen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Botschaft Jesu vom Reich Gottes bereits<br />
selbst angelegt ist. Der "Weltverantwortung" <strong>der</strong> Christen<br />
kommt dabei e<strong>in</strong>e grundlegende und umfassende Bedeutung<br />
zu: Es geht darum, mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt Verantwortung für<br />
die e<strong>in</strong>e, allen Menschen geme<strong>in</strong>sam anvertraute Welt zu<br />
übernehmen.<br />
Weltkirchliche Bildungsarbeit:<br />
E<strong>in</strong>en eigenen Bereich stellt <strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit<br />
dar, <strong>in</strong> dem die grundlegende Bedeutung <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft für unser kirchliches Leben vermittelt<br />
werden soll. Dies geschieht vor allem durch Information<br />
über das Leben von Christen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Welt (z. B.<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Partnerschaftsarbeit, <strong>in</strong> Zusammenhang mit<br />
den Kampagnen <strong>der</strong> Hilfswerke o<strong>der</strong> auch durch fachkundig<br />
begleitete weltkirchliche Studienreisen), durch die reflektierte<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den spirituellen, pastoralen,<br />
sozialen und theologischen Ansätzen unserer Partnerkirchen<br />
und <strong>der</strong> Suche nach möglichen Impulsen für die Weiterentwicklung<br />
unseres eigenen kirchlichen Lebens.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 27
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit:<br />
Entscheidendes Motiv für unser Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />
Bildungsarbeit ist die wie<strong>der</strong>holt auch von<br />
unserer <strong>Diözese</strong> bekräftigte vorrangige Option für die Armen.<br />
Es ist darum unverzichtbar, immer wie<strong>der</strong> neu die aktuellen<br />
Ursachen von Armut und Ungerechtigkeit aufzuzeigen, mögliche<br />
Lösungsansätze zu diskutieren und konkrete Handlungsoptionen<br />
zu erarbeiten. Die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er grundlegenden<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> globalen politischen, sozialen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen soll dabei ebenso im Blick<br />
stehen, wie konkrete Möglichkeiten, durch e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes<br />
lokales Handeln auf globale Entwicklungen e<strong>in</strong>zuwirken. Die<br />
enge Zusammenarbeit, die sich <strong>in</strong> diesem Bereich zu an<strong>der</strong>en<br />
Trägern von entwicklungspolitischer Bildungsarbeit entwickelt<br />
hat, soll weitergeführt und profiliert werden.<br />
Anregungen<br />
· Abstimmung und Vernetzung <strong>der</strong> verschiedenen Träger<br />
von E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit <strong>in</strong> unserer <strong>Diözese</strong> bei <strong>der</strong><br />
Planung und Öffentlichkeitsarbeit;<br />
28 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
· Verankerung von missionarischen, weltkirchlichen, entwicklungspolitischen<br />
Inhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> pastoralen<br />
Dienste;<br />
· Intensivierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Christen<br />
und außerkirchlichen Trägern <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-Bildungsarbeit<br />
(z.B. mit <strong>der</strong> SEZ und dem Dachverband Entwicklungspolitik<br />
Baden-Württemberg/DEAB).<br />
3. SOLIDARGEMEINSCHAFT<br />
Die Gebets- und Lerngeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Weltkirche kann nicht<br />
folgenlos bleiben. Das Wissen um die Nöte und Anliegen<br />
unserer Schwestern und Brü<strong>der</strong> for<strong>der</strong>t uns zum Handeln heraus.<br />
Der größere Horizont <strong>der</strong> weltkirchlichen Geme<strong>in</strong>schaft<br />
bewahrt uns davor, nur um uns selber zu kreisen und auf<br />
unsere eigenen Problemen fixiert zu bleiben. Die Sorgen <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en müssen immer auch unsere eigenen Anliegen se<strong>in</strong>.<br />
Deshalb müssen wir uns immer wie<strong>der</strong> neu <strong>der</strong> Frage stellen,<br />
was wir tun können, damit Menschen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />
"E<strong>in</strong>en Welt" ihr Leben unter menschenwürdigen und<br />
gerechten Bed<strong>in</strong>gungen entfalten können, und wie wir dazu<br />
beitragen können, dass Kirche überall auf dieser Welt e<strong>in</strong> Zeichen<br />
<strong>der</strong> Hoffnung für viele Menschen se<strong>in</strong> kann.
a) Die Notwendigkeit konkreter Hilfe (Projektarbeit)<br />
Das Wissen um die Nöte und Sorgen unserer Partner for<strong>der</strong>t<br />
uns dazu heraus, dort, wo wir helfen können, auch das uns<br />
Mögliche zu tun. Diese Hilfe erfolgt vor allem <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />
differenzierten Projektzusammenarbeit, für die auch <strong>in</strong> erheblichem<br />
Umfang f<strong>in</strong>anzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.<br />
Sie ist Ausdruck unserer solidarischen Verantwortung<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Weltkirche. Auch <strong>in</strong> Zeiten<br />
knapper werden<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzieller Ressourcen wollen wir uns<br />
dieser Verantwortung nicht entziehen. Sie muss <strong>in</strong> ihrer<br />
Bedeutung für die an<strong>der</strong>en - aber auch für uns selbst - noch<br />
nachhaltiger <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> gebracht werden.<br />
Diese f<strong>in</strong>anzielle Hilfe ist e<strong>in</strong>e notwendige Konsequenz <strong>der</strong><br />
Beziehungen, <strong>in</strong> denen wir zu unseren Partnern stehen. Sie<br />
kann deshalb nicht an an<strong>der</strong>e delegiert werden. Von daher ist<br />
es folgerichtig, dass überall dort, wo weltkirchliche Kontakte<br />
gepflegt werden, auch <strong>in</strong> angemessener Weise Projekte unterstützt<br />
werden. Ihrer Gestalt nach muss sie vor allem partnerschaftliche<br />
Hilfe se<strong>in</strong>, d.h. sie muss dem "Geist" und den<br />
Regeln des partnerschaftlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s entsprechen.<br />
Das gilt zunächst für die Art <strong>der</strong> Projekte, die unterstützt werden.<br />
Sie sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Bezug zur jeweiligen Partnerschaft<br />
stehen. So ist es s<strong>in</strong>nvoll und naheliegend, wenn Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
E<strong>in</strong>richtungen und Projekte im Bereich <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>depastoral ihrer Partner unterstützen. Katholische Verbände<br />
könnten sich h<strong>in</strong>gegen vor allem auf die Entwicklung<br />
von - den Verhältnissen des Partnerlandes angemessenen -<br />
Strukturen konzentrieren, die <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> eigenen<br />
Verbandsarbeit entsprechen. Die Projekte sollen so angelegt<br />
se<strong>in</strong>, dass durch sie ke<strong>in</strong>e dauernde Abhängigkeit entsteht,<br />
vielmehr sollen Unabhängigkeit und Eigenständigkeit <strong>der</strong><br />
Partner respektiert und gestärkt werden.<br />
Der partnerschaftliche Umgang prägt auch das Vorgehen bei<br />
<strong>der</strong> Planung und Durchführung <strong>der</strong> Projekte. Auch wenn die<br />
Rollen des Gebenden und des Nehmenden gerade hier<br />
beson<strong>der</strong>s stark ausgeprägt s<strong>in</strong>d, darf dies nicht zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen<br />
Dom<strong>in</strong>anz des f<strong>in</strong>anziell Stärkeren <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Projektgestaltung<br />
führen. E<strong>in</strong> Projekt soll im Dialog <strong>der</strong> Partner<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entwickelt werden. Dabei ist es Sache des Partners,<br />
se<strong>in</strong>e Bedürfnisse und Notwendigkeiten selbst zu def<strong>in</strong>ieren<br />
und das <strong>in</strong> Angriff genommene Projekt <strong>in</strong> eigener Verantwortlichkeit<br />
zu realisieren. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite müssen<br />
aber auch Rückfragen, welche die Zweckmäßigkeit und<br />
Durchführbarkeit e<strong>in</strong>es Projekts betreffen, möglich se<strong>in</strong> und<br />
nicht sogleich unter den Verdacht des Paternalismus gestellt<br />
werden. Die oftmals langjährige Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchfüh-<br />
rung verschiedenster Projekte soll für neue Projekte fruchtbar<br />
gemacht werden. Das grundsätzliche Vertrauen <strong>in</strong> die<br />
Zuverlässigkeit und Redlichkeit <strong>der</strong> Partner darf nicht dazu<br />
führen, auf angemessene Kontrolle und Rechenschaftsberichte<br />
über die Verwendung <strong>der</strong> anvertrauten Mittel zu verzichten.<br />
Es gehört zur Professionalität kirchlicher Projektarbeit,<br />
dass die geltenden Standards sorgfältig e<strong>in</strong>gehalten<br />
und s<strong>in</strong>nvoll weiterentwickelt werden.<br />
E<strong>in</strong>e grundsätzliche Gefahr je<strong>der</strong> partnerschaftlichen Beziehung<br />
kann dar<strong>in</strong> bestehen, dass die e<strong>in</strong>zelne Partnerschaft<br />
für die Beteiligten e<strong>in</strong>e fast exklusive Bedeutung annimmt.<br />
Dabei wird dann schnell übersehen, dass e<strong>in</strong>zelne Partnerschaften<br />
immer exemplarischen Charakter besitzen und das<br />
Ganze <strong>der</strong> weltkirchlichen Geme<strong>in</strong>schaft nicht aus dem Blick<br />
verlieren dürfen. Gerade im H<strong>in</strong>blick auf die Projektarbeit ist<br />
dies von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Wenn e<strong>in</strong>zelne Projekte sich<br />
nur auf den jeweiligen Partner konzentrieren, ohne die Situation<br />
<strong>der</strong> ganzen Region o<strong>der</strong> die pastorale Planung <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Diözese</strong> <strong>in</strong> den Blick zu nehmen, können durch gut<br />
geme<strong>in</strong>te Initiativen ernsthafte Störungen hervorgerufen<br />
werden: es können sogenannte "Inseln des Wohlstands"<br />
entstehen, e<strong>in</strong>seitige Privilegierungen und strukturelle Ungerechtigkeiten<br />
s<strong>in</strong>d nicht selten die unbeabsichtigten Ergebnisse.<br />
Daher ist es wichtig zu prüfen, ob das geplante Projekt<br />
<strong>in</strong>nerhalb des größeren Kontextes <strong>der</strong> Empfängerregion zu<br />
positiven Effekten führen kann. Für pastorale Projekte ist<br />
deshalb unbed<strong>in</strong>gt die vom zuständigen Ortsbischof zu verantwortende<br />
pastorale Gesamtplanung <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Diözese</strong><br />
zu berücksichtigen. Dies geschieht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch das<br />
E<strong>in</strong>holen e<strong>in</strong>er Empfehlung o<strong>der</strong> Stellungnahme des zuständigen<br />
Bischofs.<br />
Da für die Realisierung vieler, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e umfangreicherer<br />
Projekte die Unterstützung von mehreren Gebern notwendig<br />
ist, kann e<strong>in</strong>e gewisse Unübersichtlichkeit <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
F<strong>in</strong>anzierungssituation e<strong>in</strong>zelner Projekte entstehen. Es<br />
besteht die Gefahr von Doppel- und Mehrfachf<strong>in</strong>anzierungen<br />
e<strong>in</strong> und desselben Projekts. Um dies zu vermeiden, stehen<br />
die weltkirchlichen Hilfswerke und die für Projektarbeit<br />
zuständigen Stellen <strong>der</strong> deutschen <strong>Diözese</strong>n <strong>in</strong> enger Kooperation<br />
und haben dafür auch e<strong>in</strong> eigenes Informationssystem<br />
aufgebaut (KOWEKID-Datenbank). Den Projektträgern <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong>n wird daher dr<strong>in</strong>gend empfohlen, sich über<br />
die Hauptabteilung Weltkirche an dieser Kooperation zu<br />
beteiligen. Darüber h<strong>in</strong>aus steht die Hauptabteilung Weltkirche<br />
auch <strong>in</strong> Zukunft für e<strong>in</strong>e fachliche Beratung und Begleitung<br />
von Projekten zur Verfügung. Das Gleiche gilt <strong>in</strong> Bezug<br />
auf die weltkirchlichen Werke.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 29
Aus <strong>der</strong> exemplarischen Bedeutung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Projektbeziehungen<br />
folgt auch, dass diese nicht <strong>in</strong> Konkurrenz zum<br />
umfassenden Auftrag <strong>der</strong> Hilfswerke für die Wahrnehmung<br />
<strong>der</strong> weltkirchlichen Solidarität <strong>der</strong> Katholischen Kirche <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>in</strong>sgesamt treten dürfen. Spenden für "die eigenen<br />
Projekte" dürfen deshalb nicht an die Stelle <strong>der</strong> großen<br />
weltkirchlichen Kollekten treten. Beides muss sich vielmehr<br />
gegenseitig ergänzen: Während die weltkirchliche Solidarität<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Projekten konkret wird und sich mit den<br />
Gesichtern e<strong>in</strong>zelner Menschen verb<strong>in</strong>det, gewährleistet die<br />
über die Werke und <strong>Diözese</strong>n koord<strong>in</strong>ierte Projektarbeit, dass<br />
Hilfe sowohl <strong>in</strong> pastoraler wie <strong>in</strong> entwicklungspolitischer H<strong>in</strong>sicht<br />
s<strong>in</strong>nvoll und effektiv geschieht und dass die Grundregeln<br />
<strong>der</strong> Verteilungsgerechtigkeit e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Anregungen<br />
· Workshops für Partnerschaftsgruppen, um über die aktuellen<br />
Standards <strong>der</strong> Projektzusammenarbeit zu <strong>in</strong>formieren.<br />
· Austausch über die konkrete Projektarbeit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Partnerschaftsnetzwerke und auf Partnerschaftstreffen.<br />
· E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Partnerschaftsprojekte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den und<br />
<strong>der</strong> Verbände <strong>in</strong> den weltkirchlichen Daten- und Informationsaustausch<br />
auf nationaler Ebene (über die Hauptabteilung<br />
Weltkirche).<br />
b) Politische Anwaltschaft<br />
Über e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und im partnerschaftlichen S<strong>in</strong>n geme<strong>in</strong>sam<br />
verantwortete Projektarbeit können <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n des<br />
Südens viele positive Entwicklungen angestoßen werden.<br />
Doch so e<strong>in</strong>drucksvoll die Bilanz <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich ausfällt, so e<strong>in</strong>deutig steht dem die<br />
ernüchternde Erfahrung gegenüber, dass wir mit <strong>der</strong> Projektarbeit<br />
alle<strong>in</strong> vieles eben nicht bee<strong>in</strong>flussen können. Oftmals<br />
sche<strong>in</strong>t unsere Hilfe nur <strong>der</strong> sprichwörtliche "Tropfen auf den<br />
heißen Ste<strong>in</strong>" zu se<strong>in</strong>, weil wir die den meisten Problemen<br />
zugrundeliegenden Strukturen durch e<strong>in</strong>zelne Projekte eben<br />
<strong>in</strong> aller Regel nicht verän<strong>der</strong>n können. Diese Erfahrung kann<br />
e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> Ohnmacht hervorrufen, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e grundsätzliche<br />
Skepsis o<strong>der</strong> gar Resignation münden kann. Gerade die<br />
Erfahrung <strong>der</strong> letzten Jahre hat aber auch gezeigt, dass<br />
durch konzertierte Aktionen oftmals viel mehr erreicht werden<br />
konnte, als man zuvor für möglich gehalten hatte (Beispiele:<br />
Entschuldung, K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit, Rüstungsexporte/Landm<strong>in</strong>en,<br />
Fairer Handel, Sextourismus, K<strong>in</strong><strong>der</strong>handel, Lokale<br />
Agenda, Biopiraterie, Aids).<br />
30 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
Ungerechtigkeit benennen<br />
Unabhängig von konkreten Erfolgen und Fortschritten ist<br />
und bleibt es e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben <strong>der</strong> Kirche,<br />
Anwalt und Sprachrohr <strong>der</strong>er zu se<strong>in</strong>, die ke<strong>in</strong>e Stimme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Weltöffentlichkeit haben. Diese prophetische Aufgabe wird<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialverkündigung <strong>der</strong> Kirche wahrgenommen.<br />
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hat hier beispielsweise<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Enzyklika Sollicitudo rei socialis (1987)<br />
und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Schuldenerlasses<br />
zum Jubeljahr 2000 (1994) wichtige Wegmarken gesetzt.<br />
Se<strong>in</strong>e For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er globalisierten Gerechtigkeit und <strong>der</strong><br />
geme<strong>in</strong>samen Arbeit an e<strong>in</strong>er "Zivilisation <strong>der</strong> Liebe" als<br />
Antwort auf die unerträglichen Folgen e<strong>in</strong>er an re<strong>in</strong> ökonomischen<br />
Interessen orientierten Globalisierung gibt die Richtung<br />
vor, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir als Kirche auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes<br />
politisches Handeln von den Verantwortungsträgern <strong>in</strong><br />
Wirtschaft und Gesellschaft e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n haben.<br />
Auf allen Ebenen soll deshalb auf die globalen Probleme und<br />
unsere Verantwortung diesbezüglich h<strong>in</strong>gewiesen werden: In<br />
Gesprächen mit Politikern auf Bundes-, Landes- und Geme<strong>in</strong>deebene,<br />
durch Formulierung von "Wahlprüfste<strong>in</strong>en", durch<br />
Erklärungen des Diözesanrats als Katholikenrat zu Fragen <strong>der</strong><br />
globalen Gerechtigkeit.<br />
Als Orientierung können hierbei die entsprechenden Worte<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bischöfe, die Veröffentlichungen <strong>der</strong> Deutschen<br />
Kommission Justitia et Pax und die acht UN-Millenniumsziele<br />
für das Jahr 2015 dienen, die abgeleitet s<strong>in</strong>d aus<br />
<strong>der</strong> UN-Millenniumserklärung aus dem Jahr 2000, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich<br />
die UN-Mitgliedsstaaten auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Handlungsrahmen<br />
für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t verständigten:
1. Beseitigung <strong>der</strong> extremen Armut und des Hungers<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Menschen, die weniger als e<strong>in</strong>en US-Dollar<br />
täglich zur Verfügung haben, soll bis 2015 halbiert werden.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Menschen, die Hunger leiden, soll bis<br />
2015 halbiert werden.<br />
2. Verwirklichung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Primarschulbildung<br />
Bis zum Jahr 2015 soll sichergestellt werden, dass alle<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong>e Grundschule besuchen können.<br />
3. För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter<br />
und Stärkung <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Frauen<br />
Die Geschlechterungleicheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primar- und Sekundarschulbildung<br />
soll bis 2005 beseitigt werden, auf allen Bildungsebenen<br />
bis zum Jahr 2015.<br />
4. Senkung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>sterblichkeit<br />
Die Sterblichkeitsrate von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter fünf Jahren soll<br />
bis 2015 um zwei Drittel verr<strong>in</strong>gert werden.<br />
5. Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheit von Müttern<br />
Die Müttersterblichkeitsrate soll bis zum Jahr 2015 um<br />
drei Viertel gesenkt werden.<br />
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und an<strong>der</strong>en<br />
Krankheiten<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Neu<strong>in</strong>fektionen bei HIV/Aids soll bis zum<br />
Jahr 2015 gestoppt werden, erste Erfolge soll es bei <strong>der</strong><br />
Senkung <strong>der</strong> Zahlen geben. Ebenso soll die Ausbreitung<br />
von Malaria und an<strong>der</strong>en Krankheiten bis zum Jahr 2015<br />
gestoppt und e<strong>in</strong>e Zurückdrängung angestrebt werden.<br />
7. Sicherung <strong>der</strong> ökologischen Nachhaltigkeit<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Menschen, die ke<strong>in</strong> sauberes Tr<strong>in</strong>kwasser zur<br />
Verfügung hat, soll bis 2015 halbiert werden. Die<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen von m<strong>in</strong>destens 100 Millionen<br />
Slumbewohnern soll bis 2020 erheblich verbessert werden.<br />
Die Grundsätze <strong>der</strong> nachhaltigen Entwicklung sollen<br />
<strong>in</strong> die Politik <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>geführt und <strong>der</strong><br />
Verlust von Umweltressourcen umgekehrt werden.<br />
8. Aufbau e<strong>in</strong>er weltweiten Entwicklungspartnerschaft<br />
Das Handels- und F<strong>in</strong>anzsystem soll <strong>in</strong> nicht benachteiligen<strong>der</strong><br />
Weise weiterentwickelt werden und die Verpflichtung<br />
zu guter Regierungsführung, Entwicklung und Konzentration<br />
auf Armutsbekämpfung umfassen. Dabei sollen<br />
die am wenigsten entwickelten Län<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s berücksichtigt<br />
werden. Dazu gehört <strong>der</strong> zoll- und quotenfreie<br />
Marktzugang für Exportgüter dieser Län<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> verstärkter<br />
Schuldenerlass für die hoch verschuldeten armen Län<strong>der</strong>,<br />
die Streichung <strong>der</strong> bilateralen, öffentlichen Schulden<br />
und zusätzliche Entwicklungsgel<strong>der</strong> für Län<strong>der</strong>, die sich <strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>em Maße <strong>der</strong> Armutsbekämpfung widmen.<br />
Auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene soll an <strong>der</strong> langfristigen<br />
Tragfähigkeit <strong>der</strong> Schulden <strong>der</strong> armen Län<strong>der</strong><br />
gearbeitet werden. Junge Menschen sollen e<strong>in</strong>e menschenwürdige<br />
und produktive Arbeit ausüben können.<br />
Unentbehrliche Medikamente sollen <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
Pharmaunternehmen auch <strong>in</strong> armen Län<strong>der</strong>n verfügbar<br />
und bezahlbar se<strong>in</strong>, ebenso wie neue Technologien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns 31
Weltkirchliche Kontakte nutzen<br />
Unsere Fürsprache ist umso wirkungsvoller, wenn die Probleme<br />
nicht nur theoretisch angesprochen werden, son<strong>der</strong>n am<br />
Beispiel <strong>der</strong> konkreten Erfahrungen unserer weltkirchlichen<br />
Partner verdeutlicht werden. So machen wir uns zum Sprachrohr<br />
<strong>der</strong>er, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit meist ke<strong>in</strong> Gehör f<strong>in</strong>den.<br />
Zum an<strong>der</strong>en wird deutlich, dass über unsere Partnerschaften<br />
e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung besteht zu vielen Menschen <strong>in</strong> Krisengebieten<br />
und Zonen <strong>der</strong> strukturellen Ungerechtigkeit, die ihre<br />
Probleme auch zu unseren Anliegen macht und ihnen damit<br />
Relevanz auch für die deutsche Außen-, Entwicklungs- und<br />
Wirtschaftspolitik verleiht.<br />
Es wird daher empfohlen, Gäste aus den Partnerlän<strong>der</strong>n<br />
gezielt zu geeigneten Informations- und Bildungsveranstaltungen<br />
beispielsweise <strong>in</strong> Zusammenhang mit den Kampagnen<br />
<strong>der</strong> Werke e<strong>in</strong>zuladen und ihre Anliegen <strong>in</strong> geeigneter<br />
Weise über die Medien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e breitere Öffentlichkeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zutragen<br />
(Pressekonferenzen, H<strong>in</strong>tergrundgespräche etc.).<br />
Mit gutem Beispiel vorangehen<br />
Unsere politischen For<strong>der</strong>ungen gew<strong>in</strong>nen dort an Kraft und<br />
Glaubwürdigkeit, wo wir im Rahmen unserer Gestaltungsmöglichkeiten<br />
mit gutem Beispiel vorangehen:<br />
· Fairer Handel bedeutet für lokale Erzeuger und <strong>der</strong>en<br />
Familien <strong>in</strong> Afrika, Asien und Late<strong>in</strong>amerika e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
ihrer Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen: ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit,<br />
e<strong>in</strong>e umweltverträgliche Herstellung <strong>der</strong> Produkte<br />
und e<strong>in</strong>en schonenden Umgang mit <strong>der</strong> Natur und den<br />
natürlichen Lebensgrundlagen; mehr Bildungs- und<br />
Gesundheitse<strong>in</strong>richtungen, mehr soziale Sicherheit und verlässliche<br />
Handelsbeziehungen durch langfristige Lieferabkommen<br />
und Direkte<strong>in</strong>kauf sowie e<strong>in</strong>en größeren Rückfluss<br />
von Gew<strong>in</strong>nen durch Fairhandelsorganisationen. Die Käufer<br />
fair gehandelter Waren erwerben qualitativ hochwertige<br />
Produkte. Lebensmittel stammen überwiegend aus ökologisch<br />
kontrolliertem Anbau. Daher sollen, wo immer dies<br />
möglich ist, im kirchlichen Bereich fair gehandelte Produkte<br />
nicht nur zum Kauf angeboten, son<strong>der</strong>n auch - trotz teilweise<br />
höherer f<strong>in</strong>anzieller Aufwendungen - selbst verwendet<br />
werden. So sollen z. B. bei Geme<strong>in</strong>defesten, <strong>in</strong> Bildungshäusern<br />
und an<strong>der</strong>en kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen fairgehandelter<br />
Kaffee und Tee ausgeschenkt werden. Weitere<br />
Möglichkeiten, sich für gerechten Handel e<strong>in</strong>zusetzen, s<strong>in</strong>d<br />
die Unterstützung von Fair-Handels-Gruppen und die Teilnahme<br />
an <strong>der</strong> Fairen Woche.<br />
32 Ziele und Leitl<strong>in</strong>ien weltkirchlichen Handelns<br />
· Ethische Geldanlagen: Immer mehr Menschen wollen,<br />
dass ihre Geldanlagen e<strong>in</strong>er sozial- und umweltverträglichen<br />
Zukunft dienen. Es ist darauf zu achten, dass kirchliches<br />
Vermögen im E<strong>in</strong>klang mit den Maßstäben des Evangeliums<br />
angelegt wird. Insbeson<strong>der</strong>e bei Aktienfonds ist die<br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Anlageobjekte nach ethischen, an<br />
<strong>der</strong> katholischen Soziallehre orientierten Maßstäben zu<br />
überprüfen.<br />
· Möglichkeiten des Entwicklungssparens: z.B. bei Oikocredit,<br />
mit Misereor o<strong>der</strong> den Missionsbanken <strong>der</strong> Orden.<br />
· Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung: bei kirchlichen<br />
Bauten; im Umgang mit Energie; kirchliches Umweltmanagement.<br />
Bündnisse e<strong>in</strong>gehen<br />
Viele globale Fragen for<strong>der</strong>n übergreifende Allianzen aller<br />
Menschen guten Willens. So haben sich <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
vermehrt Netzwerke gebildet, die es sich zum Ziel gesetzt<br />
haben, durch konkrete Maßnahmen Strukturen <strong>der</strong> Ungerechtigkeit<br />
zu verän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung bei den<br />
politischen Verantwortungsträgern nachdrücklich anzumahnen.<br />
Um diese ersten hoffnungsvollen Schritte zu unterstützen,<br />
trat <strong>der</strong> Diözesanrat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Eigenschaft als Katholikenrat<br />
bereits 1998 dem Bündnis "Erlassjahr 2000" und 2004<br />
dem "Aktionsbündnis gegen Aids" bei. Es ist wünschenswert,<br />
dass auch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> ganz bestimmten Anliegen<br />
über die Kirchen- und Konfessionsgrenzen h<strong>in</strong>aus <strong>der</strong>artige<br />
Bündnisse mit an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Gruppen e<strong>in</strong>gegangen<br />
werden.
Bildübersicht<br />
S. 7: Deus caritas est - <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> ersten Enzyklika Benedikts<br />
XVI. kehrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Elendsviertel <strong>der</strong> kubanischen<br />
Hauptstadt Havanna <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Variante wie<strong>der</strong>.<br />
S. 9: E<strong>in</strong> Teilnehmer am 3. Internationalen Partnerschaftstag<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> wirbt für die missio-Solidaritätsaktion<br />
"Schutzengel".<br />
S. 10: Domkapitular Dr. Klaus Krämer mit Erzbischof Peter<br />
Kwasi Sarpong <strong>in</strong> Kumasi, Ghana, bei e<strong>in</strong>er Feier <strong>der</strong> Ersten<br />
Hl. Kommunion.<br />
S. 12: Junge Frauen aus Koforidua, Ghana, Studierende <strong>der</strong><br />
Hauswirtschaftslehre, begutachten die Qualität e<strong>in</strong>es im dortigen<br />
St. Mary's Berufschulzentrum gefertigten Stoffes.<br />
S. 13: Dialogprogramm: Tüb<strong>in</strong>ger Theologie-Student<strong>in</strong>nen<br />
und Studenten treffen <strong>in</strong> Pune, Indien, auf Studierende <strong>der</strong><br />
dortigen theologischen Fakultät <strong>der</strong> Jesuitenhochschule.<br />
S. 14: Sr. Gabriele W<strong>in</strong>ter, Untermarchtaler V<strong>in</strong>zent<strong>in</strong>er<strong>in</strong> und<br />
Ober<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sisters of Mercy of St. V<strong>in</strong>cent de Paul <strong>in</strong> Mb<strong>in</strong>ga,<br />
Tansania, mit zwei ihrer afrikanischen Mitschwestern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ordenseigenen Näherei.<br />
S. 17: "Gott und den Menschen nahe": Ausstellung von Kirchengeme<strong>in</strong>de-Partnerschaften<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stuttgart</strong>er Königsstraße<br />
beim 175-jährigen Diözesanjubiläum.<br />
S. 19: Die Freude über den Besuch von Bischof Gebhard Fürst<br />
im Elendsviertel "Casa Blanca", mitten <strong>in</strong> Havanna, ist den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong>s Gesicht geschrieben.<br />
S. 20: Bei se<strong>in</strong>er Tansania-Reise 2004 spendete Bischof Gebhard<br />
Fürst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erzdiözese Songea das Sakrament <strong>der</strong> Firmung.<br />
S. 22: Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er ruandischen Kulturgruppe, Mitwirkende<br />
beim 3. Internationalen Partnerschaftstag <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong><br />
<strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>, vor dem Neuen Schloss <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />
S. 24: Feier <strong>der</strong> Eucharistie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei San Rafael Pie de la<br />
Cuesta <strong>in</strong> Guatemala. (V.l.n.r.: Pfr. Peter Mettenleiter, Bischof<br />
Dr. Gebhard Fürst, Pfr. Robert Hörberg, Domkapitular Dr.<br />
Klaus Krämer).<br />
S. 25: Studierende des von <strong>der</strong> deutschen Publizist<strong>in</strong> Marie-<br />
Christ<strong>in</strong>e Zauzich gegründeten Stipendienwerks "Samenkorn",<br />
das <strong>in</strong> Guatemala gezielt junge Frauen und Männer<br />
aus <strong>in</strong>digenen Bevölkerungsgruppen för<strong>der</strong>n will.<br />
S. 27: Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>missionswerk <strong>in</strong>formiert beim 3. Internationalen<br />
Partnerschaftstag <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Stuttgart</strong>er Königsstraße über K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechte weltweit.<br />
S. 28: Versammlung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de von Thanh Phong <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
vietnamesischen <strong>Diözese</strong> V<strong>in</strong>h <strong>in</strong> <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />
f<strong>in</strong>anzierten, im Rohbau fertiggestellten<br />
neuen Pfarrkirche.<br />
S. 31: Zwei angehende Kfz-Mechaniker <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule<br />
<strong>der</strong> <strong>Diözese</strong> Sunyani <strong>in</strong> Ghana.<br />
Fotografen:<br />
Harald Gehrig: S. 7, 14, 19, 20, 24, 25.<br />
Eckhard Raabe: S. 9, 17, 22, 27.<br />
Dr. Klaus Krämer: S.12, 13, 28, 31.<br />
Dr. Wilhelm Otte: S.10.<br />
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NOTIZEN<br />
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