M. Tschannen: Optik für Schützen - VSMS
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M. <strong>Tschannen</strong>: <strong>Optik</strong> für Schützen<br />
5. Absehen und Distanzen schätzen<br />
Die beiden Themen sollen gemeinsam behandelt werden, da viele Absehen in ihrer Form so<br />
gestaltet sind, dass sie sich zum Distanzschätzen eignen; das Eine lässt sich ohne das<br />
Andere nicht verstehen. Die Hauptaufgabe des Absehens ist es jedoch, ein möglichst klares<br />
Zielbild zu ergeben.<br />
Die Absehen der ersten ZF bestanden aus feinen Drähten, was z.T. heute noch so gemacht<br />
wird und zur laienhaften Bezeichnung „Fadenkreuz“ geführt hat, die nur selten zutrifft. Häufig<br />
ätzen die Hersteller die Absehenmuster auf Glasplättchen, was eine wesentlich freiere<br />
Gestaltung (s. Bild 5.7) und robustere Befestigung erlaubt. Allerdings bringt die zusätzliche<br />
Scheibe im System auch einen zusätzlichen Verlust an Lichtdurchlässigkeit.<br />
Aus den vorderen Abschnitten wissen wir, dass das Absehen in eine der<br />
Zwischenbildebenen gelegt werden muss, damit man es scharf erkennen kann und der<br />
Parallaxefehler verschwindet (Bild 4.2). Nach der traditionell europäischen Bauweise kommt<br />
das Absehen in die Objektivbildebene b OB (1. Bildebene, s. Bild 2.1) zu liegen, die<br />
amerikanischen Hersteller bevorzugten ursprünglich die Okulargegenstandsebene g OK (2.<br />
Bildebene). Dies hat Konsequenzen, wenn es sich bei dem ZF um eines mit variabler<br />
Vergrösserung handelt: Liegt das Absehen in b OB , wird es bei ändernder Vergrösserung<br />
mitvergrössert, bleibt also relativ zum Bild gleich; liegt es in g OK , wird es nicht mitvergrössert,<br />
also relativ zum Bild mit zunehmender Vergrösserung immer feiner (was den Vorteil dieser<br />
Anordnung ausmacht, s. Bild 5.1). Will man das Absehen zum Distanzschätzen nutzen, ist<br />
es vorteilhaft, wenn die Bezüge zwischen Absehen und Bild erhalten bleiben; das Absehen<br />
sollte also in der Objektivbildebene liegen („europäisch“).<br />
Bild 5.1: Variable Vergrösserung: Absehen (A) europäisch (B) amerikanisch<br />
Absehen werden in Höhe und Seite beweglich montiert, um damit die Schusslage verstellen<br />
zu können. Die feinen Verstellschrauben sind von aussen zugänglich und häufig mit einer<br />
Klick-Rasterung versehen (vgl. Bild 5.2). Auf die Verstellschrauben sind Ringe oder<br />
Scheiben geschraubt oder geklemmt, die eine gravierte Skala zeigen. Diese Skala gibt an,<br />
um welchen Winkel und in welche Richtung sich die Schusslage ändert, wenn man die<br />
Verstellschraube entsprechend dreht; der Winkel wird meistens in MOA oder Bruchteilen<br />
davon angegeben (z.B. ¼ MOA pro Klick). Für Anwendungen, wo die Waffe, die Patrone und<br />
das ZF im Vornherein gegeben sind (militärische oder polizeiliche Korpswaffen), kann man<br />
auch gleich distanzbezogene Marken anbringen, was natürlich sehr praktisch ist, sofern die<br />
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