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Begegnungen mit Kurt Schwaen und seiner Musik

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Das Lustspiel Leonce <strong>und</strong> Lena muß aus diesem Lebenslauf heraus<br />

verstanden werden. Büchner macht der Konvention keine Konzession.<br />

Er verliert sich nicht an belanglose heitere Plänkeleien, sondern sagt<br />

lachend gesellschaftliche Wahrheiten. Auch in diesem Lustspiel liegt<br />

kritische, ja agitatorische Tendenz; sie äußert sich in versteckter, satirischer,<br />

der Gattung gemäßer Form.<br />

Das Märchen dient als Tarnung. Das »Irgendwo« <strong>und</strong> »Irgendwan«<br />

erlaubt heute <strong>und</strong> hier anstehende Probleme zu thematisieren. Das<br />

Reich des Königs Peter hat sein Modell in den deutschen Duodezfürstentümern<br />

des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts. Der König: ein Despot –<br />

<strong>und</strong> ein Trottel. Seine Macht gestattet ihm, seine Dummheit (besonders<br />

penetrant, wenn sie sich an intellektuellem Kauderwelsch zeigt!) offen<br />

zur Schau zu stellen. Die Dummheit mindert nicht seine Gefährlichkeit,<br />

sondern verstärkt sie noch: Wehe, wer sich borniertem Eigensinn nicht<br />

beugt! Die Höflinge sind geistige Lakaien. Sie reden dem Herrscher nach<br />

dem M<strong>und</strong>, akzeptieren die absurdesten Befehle, schlucken den schändlichsten<br />

Schimpf, erniedrigen sich menschlich aufs widerwärtigste, nur<br />

um ihrerseits, bevorrechtet, den Untertanen gegenüber die kleinen<br />

Despoten spielen zu können.<br />

Den Prinzen Leonce widert die Speichelleckerei an; wenn er die Höflinge<br />

erniedrigt, so nicht, um sich selbstgefällig seine Macht zu beweisen,<br />

sondern deren Würdelosigkeit <strong>und</strong> Beschränktheit. Aber er findet noch<br />

nicht zum Anderswerden: Da er in der Gesellschaft, in der er geboren<br />

ist, keinen Sinn entdecken kann, verliert für ihn das Dasein allen Sinn;<br />

der Lebensüberdruß, die Langeweile, an denen er leidet, sind Ausdruck<br />

<strong>seiner</strong> Verzweiflung.<br />

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