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Keuchhusten Bordetella pertussis ist der hauptsächliche Erreger ...

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<strong>Keuchhusten</strong><br />

<strong>Bordetella</strong> <strong>pertussis</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> hauptsächliche <strong>Erreger</strong> des <strong>Keuchhusten</strong>s. Infektionen<br />

mit B. para<strong>pertussis</strong> können ebenfalls zu einem keuchhustenähnlichen<br />

Krankheitsbild führen, das aber me<strong>ist</strong> leichter und kürzer verläuft. Pertussis kann<br />

ganzjährig vorkommen, die höchste Inzidenz wird in Herbst und Winter beobachtet.<br />

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Achtung - auch Geimpfte können<br />

nach Kontakt mit dem <strong>Erreger</strong> vorübergehend Träger von Bordetellen sein.<br />

Der klassische <strong>Keuchhusten</strong> verläuft nach einer Inkubationszeit von 1-3 Wochen in<br />

drei Stadien<br />

- Stadium catarrhale (Dauer 1–2 Wochen) mit erkältungsähnlichen<br />

Beschwerden<br />

- Stadium convulsivum (Dauer 4–6 Wochen) mit anfallsweise auftretenden<br />

Hustenstößen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen macht sich die Erkrankung<br />

oftmals als lang dauern<strong>der</strong> Husten ohne die typischen Hustenanfälle<br />

bemerkbar. Bei Säuglingen befürchtet man das Auftreten von Apnoen.<br />

- Stadium decrementi (Dauer 6–10 Wochen). Es kommt zum allmählichen<br />

Abklingen <strong>der</strong> Hustenanfälle.<br />

Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende <strong>der</strong> Inkubationszeit, erreicht ihren<br />

Höhepunkt während <strong>der</strong> ersten beiden Wochen <strong>der</strong> Erkrankung und kann bis zu 3<br />

Wochen nach Beginn des Stadiums convulsivum andauern. Bei Durchführung einer<br />

antibiotischen Therapie (Makrolide, Cotrimoxazol) verkürzt sich die Dauer <strong>der</strong><br />

Ansteckungsfähigkeit auf etwa 5 Tage nach Beginn <strong>der</strong> Therapie. Lei<strong>der</strong> hinterlässt<br />

eine natürliche Infektion keine lebenslängliche Immunität, so dass Re-Infektionen<br />

möglich sind.<br />

Diagnostik bei Verdacht auf Erkrankung<br />

In den ersten Wochen <strong>der</strong> Erkrankung <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Erreger</strong>nachweis die Methode <strong>der</strong><br />

Wahl. Schnelle und spezifische Ergebnisse lassen sich mit <strong>der</strong> PCR auf B. <strong>pertussis</strong><br />

und ggf. para<strong>pertussis</strong> erzielen. Hierfür benötigen wir tiefe Nasopharyngealabstriche<br />

o<strong>der</strong> Rachenspülwasser. Zu Beginn <strong>der</strong> Erkrankung <strong>ist</strong> die höchste Positivrate zu<br />

erwarten.<br />

Frühestens beim Übergang in das Stadium convulsivum werden Antikörper im Serum<br />

<strong>der</strong> Patienten nachweisbar. Teste zum Antikörpernachweis beinhalten bevorzugt die<br />

Antigene Pertussis-Toxin (PT) und Filamentöses Hämagglutinin (FHA). Diese beiden<br />

Komponenten sind u.a. auch im azellulären Impfstoff enthalten. Antikörper gegen PT<br />

sind hochspezifisch für B. <strong>pertussis</strong>. Lei<strong>der</strong> werden sie nicht von allen betroffenen<br />

Patienten gebildet und fallen innerhalb weniger Jahre nach Impfung o<strong>der</strong> Erkrankung<br />

unter die Nachweisgrenze ab. In einer Studie wiesen nach natürlicher Infektion bis zu<br />

100% <strong>der</strong> Patienten in den ersten 5 Monaten Antikörper gegen PT auf (Werte >50<br />

IU/ml), nach einem Jahr waren es noch 60%, nach 2 Jahren noch 30%, nach 3<br />

Jahren 14% und nach 4-7 Jahren 0%.


Antikörper gegen das FHA hingegen lassen sich nach <strong>Erreger</strong>kontakt zuverlässig<br />

über viele Jahre nachweisen. Lei<strong>der</strong> sind diese Antikörper nicht spezifisch für B.<br />

<strong>pertussis</strong>, son<strong>der</strong>n treten auch bei Erkrankungen durch B. para<strong>pertussis</strong> o<strong>der</strong><br />

Hämophilus influenzae auf.<br />

Abklärung Immunitätslage<br />

Eine Aussage zur Immunität nach <strong>Keuchhusten</strong>-Impfung <strong>ist</strong> schwierig, da es keinen<br />

allgemein anerkannten Grenzwert für die Annahme einer Immunität gibt, wie er z.B.<br />

für Diphtherie, Tetanus o<strong>der</strong> Hepatitis B ex<strong>ist</strong>iert.<br />

Nach einer Impfung mit den momentan verfügbaren azellulären <strong>Keuchhusten</strong>-<br />

Impfstoffen werden u.a. Antikörper gegen das Pertussis-Toxin und das Filamentöse<br />

Hämagglutinin gebildet. Allerdings <strong>ist</strong> die primäre Immunantwort gegen die<br />

Einzelantigene sehr vom verwendeten Impfstoff abhängig. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Antikörper gegen das Pertussis-Toxin fallen ein Jahr nach Impfung ab und lassen<br />

sich nach 4-5 Jahren me<strong>ist</strong>ens nicht mehr nachweisen. Der Immunschutz <strong>der</strong><br />

azellulären Impfstoffe hält nur vorübergehend und schützt nicht gegen eine Infektion<br />

mit B. para<strong>pertussis</strong>.<br />

Pertussis-Serologie<br />

Den aktuellen Empfehlungen folgend, setzen wir folgende serologische Teste ein:<br />

- IgG-Antikörper gegen Pertussis-Toxin (PT)<br />

- IgG-Antikörper gegen Pertussis-Toxin (PT) u. Filamentöses Hämagglutinin (FHA)<br />

- IgA-Antikörper gegen Pertussis-Toxin (PT)<br />

Bei <strong>der</strong> neuen Zusammenstellung unserer Teste sollen sowohl Spezifität als auch<br />

Sensitivität beachtet werden. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Spezifität wird <strong>der</strong> Nachweis von<br />

IgG- und IgA-Antikörpern gegen das Pertussis-Toxin geführt, die Sensitivität wird<br />

gewährle<strong>ist</strong>et durch den Nachweis von IgG-Antikörpern gegen das Filamentöse<br />

Hämagglutinin


IgG PT IgG IgA PT Beurteilung<br />

PT+ FHA<br />

+ +/(+) +/- Akute o<strong>der</strong> kürzliche B. <strong>pertussis</strong>-Infektion, Z.n. kürzlicher<br />

Impfung insb. bei negativem IgA<br />

(+) +/(+) + Akute o<strong>der</strong> kürzliche B. <strong>pertussis</strong>-Infektion, selten Z.n.<br />

kürzlicher Impfung<br />

(+) +/(+) - Abgelaufene Infektion durch B. <strong>pertussis</strong> o<strong>der</strong> Z.n. Impfung,<br />

bei klin. Verdacht auf akute Infektion - Verlaufskontrolle<br />

- +/(+) - Infektion durch B. para<strong>pertussis</strong>/Häm. influenzae möglich, B.<br />

<strong>pertussis</strong>-Infektion unwahrscheinlich – Verlaufskontrolle<br />

empfohlen, Z.n. Impfung<br />

- - - Kein Anhalt für akute o<strong>der</strong> abgelaufene Pertussis-Infektion –<br />

Verlaufskontrolle empfohlen, kein Hinweis auf Impfung<br />

Legende: + positiv, (+) schwach positiv, - negativ<br />

Literatur:<br />

N. Guiso, G. Berbers, N.K. Fry, Q. He, M. Riffelmann C.H. Wirsing von König<br />

What to do and what not to do in serological diagnosis of <strong>pertussis</strong>: recommendations from EU<br />

reference laboratories. Eu.J.Clin. Microbiology 2010<br />

M. Riffelmann et al.. Pertussis – nicht nur eine Kin<strong>der</strong>krankheit. Deutsches Ärzteblatt 2008;<br />

105(37):623-628<br />

K. Kösters, M. Riffelmann, B. Dohrn, C.H. Wirsing von König.<br />

Comparison of five Enzym-linked Immunosorbent Assays for Detektion of Antibodies to B. <strong>pertussis</strong>.<br />

Clin. A. Diagn. Lab. Immunology, Mai 2000; 422-426<br />

H.E. de Melker, J.F.P. Schellekens et al.<br />

Specifity and Sensivity of High Levels of Immunglobulin G Antibodies against Pertussis Toxin in a<br />

Single Serum Sample for Diagnosis of Infection with B. <strong>pertussis</strong><br />

J. of Clin. Microbiology, Feb. 2000; 800-806<br />

A. Graf, Dissertation Kin<strong>der</strong>klinik Ludwig-Maximilian-Universität München 2010<br />

Humorale und zelluläre Immunität nach Pertussis-Auffrischimpfung im Jugendalter<br />

RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten Pertussis Sept. 2010

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