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Lauter ist nicht besser - Lärm.ch

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Medienmitteilung<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Liga<br />

gegen den Lärm<br />

Luzern, 18. April 2011<br />

«Tag gegen Lärm» 27. April 2011<br />

<strong>Lauter</strong> <strong>ist</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>besser</strong><br />

Unser Alltag <strong>ist</strong> laut: Verkehrslärm, Lärm am Arbeitsplatz, Freizeitlärm. Zusätzli<strong>ch</strong><br />

bes<strong>ch</strong>allen si<strong>ch</strong> viele Mens<strong>ch</strong>en freiwillig permanent über Kopfhörer oder sind im<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Raum ungewollt lauter Hintergrundmusik ausgesetzt. Neben<br />

gesundheitli<strong>ch</strong>en Auswirkungen kann diese Dauerbes<strong>ch</strong>allung au<strong>ch</strong> soziale und<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Folgen haben.<br />

1877 erfand der Amerikaner Thomas Alva Edison den Fonografen und hörte als erster Mens<strong>ch</strong> eine Aufnahme<br />

seiner eigenen Stimme. Die Erfindung des Fonografen war <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nur ein Meilenstein der Te<strong>ch</strong>nik im<br />

ausgehenden 19. Jahrhundert, sie sollte au<strong>ch</strong> die Auffassung der modernen Gesells<strong>ch</strong>aft von Musik<br />

umwälzen. Fast 150 Jahre später hören wir Musik normalerweise ab einem Tonträger – absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> oder<br />

zwangsläufig. Die Kopfhörer in den Ohren zahlrei<strong>ch</strong>er Mitmens<strong>ch</strong>en, die si<strong>ch</strong> gerade vom musikbes<strong>ch</strong>allten<br />

Arbeitsplatz oder vom musikbes<strong>ch</strong>allten Einkauf zum musikbes<strong>ch</strong>allten Essen begeben, würden<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> den Erfinder des Fonografen überras<strong>ch</strong>en. Rund 80 Prozent der Jugendli<strong>ch</strong>en besitzen<br />

heute einen tragbaren MP3­Player, und öffentli<strong>ch</strong>e Räume ohne Hintergrundmusik werden zur Seltenheit.<br />

Kopfhörer: Gehörgefährdung und akustis<strong>ch</strong>e Isolation<br />

Einerseits kann die dauerhafte Bes<strong>ch</strong>allung mit hohen Lautstärken zu Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen des Gehörs führen,<br />

andererseits hat diese Dauerbes<strong>ch</strong>allung au<strong>ch</strong> soziale und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Auswirkungen. Heutige MP3­<br />

Player kann man bis zirka 100 Dezibel aufdrehen. Bei dieser Lautstärke darf man gerade mal zwei Stunden<br />

wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> Musik hören ohne das Gehör zu gefährden. Studien zeigen, dass Jugendli<strong>ch</strong>e zwar mehrheitli<strong>ch</strong><br />

"vernünftige" S<strong>ch</strong>allpegel um 80 Dezibel wählen. Do<strong>ch</strong> der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Musikkonsum hat si<strong>ch</strong> mit rund<br />

100 Minuten pro Tag gegenüber 1996 verdoppelt. Hier heisst es also unbedingt: <strong>Lauter</strong> <strong>ist</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>besser</strong>!<br />

Medienmitteilung «Tag gegen Lärm» 27. April 2011


Leider war in den letzten Jahrzehnten in der Musikindustrie der Trend zu beoba<strong>ch</strong>ten, Musikstücke mit immer<br />

höherer Lautheit zu produzieren um si<strong>ch</strong> damit von der Konkurrenz abzuheben. Dieses Lautheitswettrüsten<br />

geriet in letzter Zeit zu Re<strong>ch</strong>t zunehmend in die Kritik und ein Teil der Musiker und Produzenten will si<strong>ch</strong> wieder<br />

für mehr Dynamik und somit mehr Hörgenuss in der Musik einsetzen.<br />

Gerade in überfüllten Zügen kann der Rückzug in eine eigene akustis<strong>ch</strong>e Welt über die Kopfhörer dur<strong>ch</strong>aus<br />

erholsam sein. Sind die „Knöpfe“ aber permanent im Ohr kann si<strong>ch</strong> daraus au<strong>ch</strong> eine soziale Isolation ergeben.<br />

Man nimmt die Welt um si<strong>ch</strong> herum <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr wahr, kann mit den Mitmens<strong>ch</strong>en <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr interagieren und<br />

blendet die (akustis<strong>ch</strong>e) Umwelt vollständig aus. Der störende „Umweltlärm“ wird mit absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gewähltem<br />

S<strong>ch</strong>all überdeckt. Im Strassenverkehr kann diese“ Verstöpselung“ der Ohren gefährli<strong>ch</strong> sein, da laute Musik in<br />

den Ohren die Aussengeräus<strong>ch</strong>e übertönt.<br />

Kritis<strong>ch</strong> an einem sol<strong>ch</strong>en Ausblenden der Geräus<strong>ch</strong>kulisse der Umwelt <strong>ist</strong> insbesondere au<strong>ch</strong> die damit<br />

verbundene Glei<strong>ch</strong>gültigkeit ihr gegenüber. Wer seine Umwelt ausblenden kann, muss sie <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr aktiv<br />

gestalten und ver<strong>besser</strong>n.<br />

Konzert­ und Discobesu<strong>ch</strong><br />

An einem Konzert oder in der Disco trägt laute Musik wesentli<strong>ch</strong> zur Stimmung bei. Aber au<strong>ch</strong> hier gilt: laut <strong>ist</strong><br />

zwar gut, no<strong>ch</strong> lauter aber <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>besser</strong>. Die S<strong>ch</strong>all­ und Laserverordnung zum S<strong>ch</strong>utz des Publikums von<br />

Veranstaltungen berücksi<strong>ch</strong>tigt dies. Sie lässt zwar hohe S<strong>ch</strong>allpegel zu, jedo<strong>ch</strong> keine, die normalerweise zu<br />

einem Lärmtrauma führen. Zudem müssen an Veranstaltungen mit hohen S<strong>ch</strong>allpegeln gratis Gehörs<strong>ch</strong>utzmittel<br />

abgegeben werden.<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur aus gesundheitli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sondern au<strong>ch</strong> für den Hörgenuss <strong>ist</strong> lauter <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>besser</strong>. Zu hohe<br />

S<strong>ch</strong>allpegel führen zu einer (vorübergehenden) Vertäubung des Gehörs (Gefühl von Watte im Ohr) und<br />

s<strong>ch</strong>mälern den Musikgenuss. Qualitativ gute, dem Musikstil angepasste Te<strong>ch</strong>nik erlaubt heute au<strong>ch</strong> mit<br />

mässigen S<strong>ch</strong>allpegeln druckvollen Sound und spürbare Bässe.<br />

Zwangsbes<strong>ch</strong>allung im öffentli<strong>ch</strong>en Raum<br />

Musik <strong>ist</strong> wunderbar, aber muss sie überall sein? Vor allem sollte selbst gewählt werden können, wann man<br />

wel<strong>ch</strong>e Musik hören mö<strong>ch</strong>te und in wel<strong>ch</strong>er Lautstärke. Da wir die Ohren <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> vers<strong>ch</strong>ließen können, sind wir<br />

zum Hören verurteilt – und müssen im Lift, im Shoppingcenter, in der Bar, ja sogar auf öffentli<strong>ch</strong>en Toiletten<br />

Musik hören, die uns <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> gefällt und um die wir <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> gebeten haben. Hintergrundmusik kann – glei<strong>ch</strong> wie<br />

normaler Lärm – als lästig empfunden werden und die Lebensqualität mindern. Insbesondere Personen, die in<br />

einer dauerbes<strong>ch</strong>allten Umgebung arbeiten müssen, sind die Leidtragenden. Aber au<strong>ch</strong> für Hörges<strong>ch</strong>ädigte <strong>ist</strong><br />

diese Zwangsbes<strong>ch</strong>allung beispielsweise in Restaurants sehr störend, da das Spra<strong>ch</strong>verständnis dadur<strong>ch</strong><br />

stark ers<strong>ch</strong>wert wird.<br />

Auf die Lautstärke kommt es an<br />

Wie so oft im Leben kommt es au<strong>ch</strong> hier auf das Mass an. Erfolgt die Bes<strong>ch</strong>allung nur kurz oder in gemässigter<br />

Lautstärke, besteht für die Ohren keine Gefahr, ebenfalls kann die akustis<strong>ch</strong>e Umwelt no<strong>ch</strong> wahrgenommen<br />

werden. Bei der Hintergrundmusik im öffentli<strong>ch</strong>en Räumen <strong>ist</strong> die Lautstärke definitionsgemäss in den me<strong>ist</strong>en<br />

Fällen <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> das Problem. Do<strong>ch</strong> die Zwangsbes<strong>ch</strong>allung kann das Spra<strong>ch</strong>verständnis – gerade in Restaurants<br />

und Bars – enorm ers<strong>ch</strong>weren und zum Ärgernis werden. Der diesjährige Tag gegen Lärm mö<strong>ch</strong>te unter dem<br />

Motto „<strong>Lauter</strong> <strong>ist</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>besser</strong>“ auf die Problematik der freiwilligen aber au<strong>ch</strong> der ungewollten<br />

Dauerbes<strong>ch</strong>allung aufmerksam ma<strong>ch</strong>en und die Bevölkerung sensibilisieren. Die S<strong>ch</strong>weiz nimmt dieses Jahr<br />

zum siebten Mal am «Internationalen Tag gegen Lärm» teil. Trägers<strong>ch</strong>aft sind der Cercle Bruit, die<br />

Medienmitteilung «Tag gegen Lärm» 27. April 2011


S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft für Akustik, die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Liga gegen den Lärm und die Ärztinnen und Ärzte<br />

für Umwelts<strong>ch</strong>utz. Der «Tag gegen Lärm» wird unterstützt vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und vom<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG).<br />

Beilagen:<br />

· L<strong>ist</strong>e 1: Auskunftspersonen für Mediens<strong>ch</strong>affende<br />

· L<strong>ist</strong>e 2: Aktivitäten zum diesjährigen «Tag gegen Lärm»<br />

Links:<br />

· Die offizielle Seite zum «Tag gegen Lärm»: www.laerm.<strong>ch</strong><br />

· Internetseite des BAG zum Tag gegen Lärm: www.bag.admin.<strong>ch</strong>/themen/strahlung/00057/11785<br />

· Medienmitteilung der Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission für Lärmbekämpfung:<br />

www.eklb.admin.<strong>ch</strong>/de/dokumentation/medienmitteilungen/index.html (online 21. April 2011)<br />

· Medienmitteilung der Suva zum «Tag gegen Lärm»: www.suva.<strong>ch</strong>/medien (online 20. April 2011)<br />

Kontakt:<br />

Koordinationsstelle «Tag gegen Lärm»<br />

c/o ökomobil Umweltberatung<br />

Andrea Kaufmann<br />

Klosterstrasse 21a<br />

6003 Luzern<br />

Telefon 041 410 51 52<br />

Fax 041 410 51 53<br />

nad@laerm.<strong>ch</strong><br />

www.laerm.<strong>ch</strong><br />

Der Aktionstag wird unterstützt von:<br />

Bundesamt für Umwelt (BAFU)<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG)<br />

Medienmitteilung «Tag gegen Lärm» 27. April 2011

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