Bastei·Anzeiger 8/2013 - Lohmen
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<strong>Bastei·Anzeiger</strong> 8/<strong>2013</strong><br />
Kindertagesstätte „Storchennest“<br />
Abschied der Kinder in die Außenstelle Zugvögel<br />
Im Rahmen eines kleinen Sommerfestes am 14.08.<strong>2013</strong> haben wir vormittags<br />
unsere ältesten Kinder aus dem Storchennest verabschiedet.<br />
Insgesamt 26 Kinder besuchen ab dem neuen Schuljahr die Außenstelle<br />
Zugvögel und werden dort die frei gewordenen Plätze<br />
in den Gruppen Graugänse und Buchfinken besetzen. Die Kinder<br />
werden die nächsten zwei Jahre in der Außenstelle betreut, bevor<br />
sie dann 2015 in die Schule kommen.<br />
Zum kleinen Sommerfest gab es Seifenblasen, Schminken, eine<br />
Schatzsuche im Sandkasten und ein Theaterstück mit Hähnchen<br />
Schreihals und Mäuschen Singeschön. Zur feierlichen Verabschiedung<br />
bekam jedes Kind eine Sonnenblume, ein schönes Vogelumhängebild<br />
(gebastelt von den Zugvögeln) und ein Zwitschervögelchen.<br />
Anschließend waren alle eifrig dabei, das Vögelchen mit Wasser<br />
zu füllen und ein Zwitscherkonzert zu veranstalten.<br />
Wir wünschen allen Kindern und Eltern einen guten Start in der<br />
Außenstelle Zugvögel.<br />
- 22 -<br />
Berta´s Urlaub im „Storchennest“<br />
Darf ich mich vorstellen: Ich bin Berta, eine wunderhübsche, wohlgeformte<br />
braun-weiße Weinbergschnecke. Durch mysteriöse Umstände<br />
geriet ich mit meinen Freunden in ein gläsernes Hotel mitten<br />
in einem kunterbunten Spielezimmer. Als ich mich von meinem ersten<br />
Schrecken erholte, schauten mich viele Kinderaugen neugierig<br />
an. Sie beobachteten, wie ich mich im Hotelgelände umsah, über<br />
Sand, Steinchen und Zweige rutschte, an Erdbeeren, Salat, Löwenzahn<br />
und anderen Leckereien knabberte und schließlich die Glaswand<br />
erklomm, um mir mal das Hoteldach näher anzusehen. Von<br />
dort oben hatte man einen prima Blick. Ich entdeckte Bücher von<br />
Schnecken, eine Vielzahl von Bildern und lauschte den Gesprächen<br />
der Kinder und Erzieher.<br />
So erfuhr ich, dass sie zurzeit an einem Projekt über Schnecken<br />
arbeiteten, schon eine Vielzahl an Informationen und Wissenswertes<br />
gesammelt hatten, mich und meine Freunde gemalt, geformt<br />
und auf unterschiedlichste Arten gebastelt hatten und nun<br />
wie in „Big Brother“ mein Leben hautnah erforschten. Nun ja, ich<br />
war wohl oder übel einverstanden. Als Schnecke hat man ja kaum<br />
Privatsphäre und das Hotel war wirklich „all inklusive“. Morgens<br />
wurde gesprüht, denn wir mögen es feucht und kühl, ich konnte<br />
Erd- Sandlöcher graben, Essen rund um die Uhr und der Zimmerservice<br />
kam ein mal pro Woche und machte wieder alles frisch.<br />
Die wenigen anderen Hotelgäste, ein paar Wegschnecken, zwei<br />
Regenwürmer und eine Nacktschnecke störten wenig, schließlich<br />
sind wir für unsere Ruhe und Ausgeglichenheit bekannt - oder haben<br />
Sie schon mal Schnecken streiten hören? Die Kinder redeten<br />
um so mehr und erzählten mir von einem herrlichen Ausflug zu Frau<br />
Troll auf die Schlosswiese. Dort konnten sie viele meiner Schneckenfreunde<br />
hautnah erleben, erfuhren von den Erlebnissen meiner<br />
Tante Schnecke Lucie und sprudelten nur so vor Begeisterung über<br />
ihre vielen neuen Eindrücke. Frau Troll gelingt es immer wieder, die<br />
Kinder für bestimmte Themen zu sensibilisieren, sie ins Reich der<br />
Geschichten und der Phantasie zu entführen und ihnen gleichzeitig<br />
die Augen für das Wunderbare der Realität zu öffnen. Ich habe genau<br />
gehört, wie auch die Erzieherinnen von diesen Bibliotheksausflügen<br />
schwärmten und sie immer wieder dankend genießen.Auch<br />
ich wollte eines Tages einen Ausflug vom Hotel zu den nahegelegenen<br />
Minigewächshäusern mit leckeren Kräutern unternehmen,<br />
wurde aber leider von aufmerksamen Kinderaugen entdeckt und in<br />
vorsichtigen Händen zum Hotel zurückgebracht. Dort schmollte ich<br />
anfangs ein wenig, zog mich in mein Häuschen zurück, baute ein<br />
Häutchen davor und wollte nur meine Ruhe. Ein warmer Duschregen<br />
und lecker Essen lockten mich dann aber wieder heraus und<br />
ich entdeckte die Liebe. Ich tanzte mit meinem Schneckenfreund,<br />
umarmte und drückte ihn und vergaß die vielen neugierigen Augen<br />
an den Hotelfenstern. Als ich dann begann, Eierablagelöcher zu<br />
graben, wurde es ihnen sowieso langweilig. Die Kinder gingen lieber<br />
mit ihren Erzieherinnen hinaus in den Garten. Komischerweise<br />
sind sie ja angeblich Frösche, dabei weiß ich genau, wie so ein<br />
Fröschlein aussieht, aber heute wollten sie Schnecken sein und mal<br />
fühlen wie ich. Barfuß ging es in den Garten, durch körnigen harten<br />
Kies, weichen noch warmen, aber feuchten Sand, über angewärmte<br />
Steine, über nasses, rutschiges Gras, raues Holz, zehenknetend<br />
durch Schlamm und spritzend und lachend durch riesige Pfützen.<br />
Also ich als Berta schaff diese rauen, harten Sachen ja nur, wenn<br />
ich jede Menge Schleim produziere und darauf dann gleite, aber die<br />
Kinder hatten riesigen Spaß an diesen Sinnesübungen und machten<br />
ihre eigenen Erfahrungen über Vorlieben und Abneigungen. Ich<br />
kann ja sogar trotz Publikum über eine Messerschneide gleiten,<br />
genau wie Pimpernella aus dem Schneckenbuch. Aber ich will ja<br />
nicht angeben. Die Kinder finden mich und meine Freunde auch so<br />
toll und überall, auf Spaziergängen und kleinen Wanderungen wird<br />
Ausschau nach meinen Verwandten gehalten, unsere Lieblingsplätze<br />
erforscht, genauer und vorurteilsfrei hingesehen, beobachtet<br />
und beschützt. Ja, die Begeisterung bei den Fröschleinkindern ist<br />
geweckt für die kleinen Lebewesen der Natur, mit Freude und Neugier<br />
gehen sie auf Entdeckerreise und verinnerlichen Interessantes<br />
und Wissenswertes und ich bin stolz, Gast bei ihnen gewesen zu<br />
sein und ihnen Einblick in Bertas Weinbergschneckenwelt gegeben<br />
zu haben.<br />
Wo ich jetzt bin? Im riesigen Garten der Kindertagesstätte „Storchennest“<br />
mit meinen fast 100 Schneckenkindern. Irgendwann war<br />
das Hotel restlos überfüllt und viele kleine Kinderhände haben mir<br />
und meiner Großfamilie die Freiheit wiedergegeben.<br />
Schließlich geht jeder Urlaub ja mal zu Ende. Aber wenn die Erde<br />
leicht bebt, Kinderfüße den Garten erobern, Stimmengewirr an<br />
meine kleinen Ohren dringt und Lupengläser in der Sonne blitzen -<br />
na, vielleicht werde ich dann als neuer Star wiederentdeckt.<br />
Bis dahin noch einen schönen Sommer!<br />
Ihre Berta<br />
PS: Also, ich mag es ja lieber feucht!