Trinkwasserrelevante Stoffe in der Umwelt: Beschreibung und ...

Trinkwasserrelevante Stoffe in 

der Umwelt: 

Beschreibung und Bewertung 

Priv.Doz. Dr. rer. nat. Hermann H. Dieter, Dir. u. Prof. am 

TW-relevante Stoffe in der Umwelt: Beschreibung und Bewertung LNUG Güstrow 14.10.09 

1

twrS = Trinkwasserrelevante Stoffe… 

„…lassen sich durch naturnahe Verfahren der Trinkwasseraufbereitung (Bodenpassage, 

Belüftung) nicht oder nur unvollständig aus dem Rohwasser entfernen.“ 

Ihre „Trinkwasserrelevanz“ ist fachlich definierbar als Resultante aus 

Persistenz, 

Adsorbierbarkeit/Abbaubarkeit und 

Polarität/Wasserlöslichkeit 

Das Auftreten solcher Stoffe im Trinkwasser ist ungeachtet ihrer 

Konzentrationen, 

toxikologischen Relevanz, 

Wirkung oder 

geschmacklicher Beeinträchtigungen 

grundsätzlich nicht akzeptabel, 

allenfalls vorübergehend tolerabel. 


2

Aspekte der Bewertung 

des Auftretens von twrS im Trinkwasser 

1. Wird ein künftig zu intensivierender (Trink)- 

Wasserkreislauf zur Senke für twrS? 

2. Inwieweit lassen sich twrS gesundheitlich 

bewerten? 

3. Wie sind Transformationsprodukte von twrS aus 

der TW-Aufbereitung zu bewerten? 


3

Trinkwasserrelevante Stoffe - twrS - 

als Untergruppe der Umweltkontaminanten 

Umweltkontaminanten gelangen… 

Trotz Rückhaltung 

durch Prozesstechnik, Abluft-, Abwasserreinigung in… 

Boden Luft Lebensmittel 

Gewässer 

Bindung an und 

weiterer Abbau in 

Sedimenten und 

Unterböden 

weiterer Abbau 

und Zersetzung 

gelöster Stoffe 

Techn. Aufbereitung 

nrM, H/VARM, Gebrauchsprodukte, weitere… 

oft nicht oder nur teilbewertbar 

Wasserwerksrelevante 

Stoffe 

Naturnahe 

Aufbereitung 

Trinkwasserrelevante 

Stoffe 

Desorption; Metaboliten, Transformationsprodukte 

oft nicht oder nur teilbewertbar 


Verbraucher 

4

twrS: Woher kommen sie? 

Quelle: Schweizer Bundesamt für Umwelt, Bern 2006 


5

Gruppen trinkwasserrelevanter Stoffe 

im Wasserkreislauf: 

• Arzneimittel-Rückstände (HARM) und –Metaboliten (HAMR) 

•„nicht relevante“ Metaboliten (nrM) von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen 

– …besitzen keine relevante pestizide Aktivität 

– …sind nicht ökotoxikologsch relevant 

– …sind nicht humantoxikologisch relevant 

– 3 Beispiele aus jüngster Zeit (bis zu 16 µg/l): Chloridazon-B (aus dem Herbizid Chloridazon), 

Dichlorbenzamid (aus dem Herbizid Dichlobenil), Dimethylsulfamid (aus dem Fungizid 

Tolylfluanid) 

•Lebensmittelzusatzstoffe 

•Hochpolare, persistente Industriechemikalien: EDTA, Dikegulac, PFT… 

•Wirkstoffe und Abbauprodukte aus Kosmetika und Waschmitteln 

Wie die Arzneimittelreste entstammen diese oft nur teilbewertbaren Stoffe 

gesellschaftlich akzeptierten, aber nicht ausreichend kontrollierten Belastungsund 

Emissionswegen 

•Nebenprodukte der Trinkwasseraufbereitung 

Diese wichtigsten Vertreter dieser Stoffgruppe sind toxikologisch gut bewertbar. 

Sie sind im Rahmen des technisch Unvermeidbaren im Trinkwasser akzeptiert, 

weil ihre Vorprodukte funktional unvermeidlich sind. 


6

Beispiele für Verbrauchsgruppen 


HARM: 19 Gruppen mit 65 potenziellen twrS 


7



VARM: 12 Gruppen mit 46 potenziellenn twrS 


8



Kosmetika: 21 Gruppen mit 15 potenziellen twrS 


9



Lebensmittelzusatzstoffe: 6 Gruppen mit 29 potenziellen twrS 


10



Wasch- und Reinigungsmittel: 17 Gruppen mit 10 potenziellen twrS 


11



Agrochemikalien: 4 Gruppen mit 49 potenziellen twrS 


12

Summe potenzieller twrS 

Literaturbefunde n. BAFU, Bern 2006 

Verbrauchsgruppe 

Potenzielle 

twrS 

Metaboliten und 

Transformationsprodukte 

HARM 

65 

VARM 

46 

Kosmetika 

15 

LM-Zusatzstoffe 29 

Wasch-/Reinigungsmittel 10 

Agrochemikalien 49 

Summe 

>200 


Wieviele? 

13

HARM/HAMR mit dokumentiertem oder erwartbarem 

Auftreten in einem oder mehreren Uferfiltratbeeinflussten 

Trinkwässern Deutschlands 

Zusammenstellung HHDieter Juni 2008 

Stoffe mit 

mehrfachem 

Nachweis in UFbeeinflusstem 

TW*) 

Abbauba 

rkeit im 

UF**) 

Stoffe mit einem bis 

wenigen Befunden in 

UF-beeinflusstem TW*) 

Abbaubarkeit 

im 

UF**) 

TW-verdächtige 

Stoffe, aber vorerst 

noch ohne TW- 

Befund*) 

Abbaub 

arkeit 

im 

UF**) 

Amidotrizoesäure***) 

schlecht 

Ethinylestradiol 

gut 

Indomethazin 

Aerob 

gut 

Bezafibrat 

? 

Estradiol 

gut 

Sotalol 

Aerob 

gut 

Carbamazepin***) 

schlecht 

Iohexol 

? 

Diaminophenazon 

? 

Clofibrat***) 

schlecht 

Cyclophosphamid 

? 

Diclophenac****) 

Gut aerob 

Sulfamethazin 

? 

Ibuprofen****) 

Iopamidol***) 

Iopromid***) 

Iomeprol***) 

Ph 

Gut aerob, 

nicht 

durch 

Ozonung 

Allenfalls 

anaerob 

gut 

Gut aerob 


? 

Sulfamethoxazol 

Fenofibrat 

Propyphenazon 

Allenfalls 

anaerob 

? 

schlecht 

14

Maximalwerte im Rhein und Qualitätsanforderungen 

für anthropogene Stoffe im Rhein 

Quelle: AWBR-Jahresbericht 2008 

Qualitätsanforderung 

Maximalwerte n. 

DMR-Memorandum 2008 

Anthropogene 

naturfremde Stoffe 

MTBE 

ETBE 

Benzotriazol 

Tolyltriazol 

PFOA 

PFOS 

DMS 

Iopamidol 

Iopromid 

EDTA 

DTPA 

µg/l 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

5 


5 

Messstelle 

Au/Diepoldsau 

Max. 

2000-2007 

- 

- 

- 

- 

Bewertungsbedarf für twrS 

Nur wenige dieser >200 potenziellen twrS werden 

flächendeckend im Roh- oder gar Trinkwasser 

beobachtet. 

Maximal 10- 20 von ihnen traten bisher gemeinsamin 

einem OW-beeinflussten Rohwasser auf. 

Dennoch müssen die Überwachungsbehörden 

flächendeckend 

– auf das Vorkommen und 

– auf Fragen nach der gesundheitlichen Bewertung 

von twrS im Trinkwasser einschließlich ihrer Stoffsummen, 

Metaboliten und Transformationsprodukte 

vorbereitet sein. 


16

Bewertbarkeit von twrS 

hinsichtlich wichtiger toxischer Endpunkte 



17

Einfache, zunächst nur ästhetisch ...mehrere Umstände 

(d.h. oberflächlich) qualifizierbare •Unwucht der Radreifen 

Wahrnehmungen können mit 

•Weiche 

gesundheitlicher (Un)sicherheit 

•Brücke 

und im äußersten Fall sogar mit 

Lebensgefahr zu tun haben, zusammenkommen und 

wenn... 

sich synergi 

ergistisch 

verstärken. 

+ O 3 

NH 2 

-SO 2 

-N(CH 3 

) 2 

 

ON-N(NH 3 

) 2 

DMS + Ozon 

N-Nitrosodimethylamin 

 


18

Trinkwasserrelevante Stoffe in der Umwelt: 

Beschreibung und Bewertung 

Nicht die Spurenanalytik schafft „Probleme“. 

Das Problem ist vielmehr die berechtigte Vermutung, 

…auch nicht bewertbare Stoffe könnten toxisch sein. 

- Frage: 

Wäre es sinnvoll und machbar, jede noch so kleine 

Konzentration eines Stoffes im Trinkwasser nach allen 

Regeln der Kunst toxikologisch zu bewerten? 


19

Antwort: 

NEIN! 


20

März 2003 

http://www.umweltdaten.de/wasser-e/empfnichtbewertbstoffe-english.pdf 


21

Die 

Zeit-, Daten- oder Rechtslücke 

zwischen der Bewertbarkeit und dem 

Auftreten eines Stoffes (meist einer 

Umweltkontaminante) im Trinkwasser 

schließt der 

Gesundheitliche Orientierungswert 

GOW = 0,10 µg/L 

(Empfehlung des Umweltbundesamtes, vgl. Bundesgesundheitsbl. 3/03 


22

Regulatorisch-toxikologische 

Plausibilität des GOW 

Es gibt bis dato 

• keine trinkwassergängigen Kontaminanten 

mit Wirkungsschwelle, 

• und nur sehr wenige (stark gentoxische) 

ohne Wirkungsschwelle, 

deren toxikologische Bewertung auf einen 

LW 70 < GOW führen würde. 


23

Minimale NOEL-Werte für jeweils 95% der Stoffe in 

der betr. Strukturklasse (Munro et al. 1999, Kroes et al. 2004/2005) 

Toxizitätsklasse 

 

I („sicher“; n=137) 

II („unsicher“; n=28) 

III („riskant“; 

n=448) 

31 starke 

Neurotoxine 

492 nicht gentoxische 

Karzinogene 

Stark gentoxische 


Ohne Nitrosamine, Azoxy- 

Verbindungen, Aflatoxine 

Minimaler 

exper. NOEL 

mg/kgKM/Tag 

3,0 

0,91 

0,15 

0,03 

-- 

-- 

Duldbare 

Dosis 

µg/kgKM/Tag 

26 

7,7 

1,3 

0,26 

0,02 

0,002 

Duldbare 

Gesamtaufnahme 

pro Tag und 

Person 

1,8 mg 

0,54 mg 

90 µg 

18 µg 

1.5 µg 

0,15 µg 


LW TW 

10% der duldbaren 

Gesamtaufnahme in 

2 Liter Trinkwasser/Tag 

90 µg/l 

27 µg/l 

4,5 µg/l 

0,9 µg/l 

0,075 µg/l 

0,0075 µg/l 

24

GOW-Konzept des UBA: formale 

Bewertung von Stoffen in Abhängigkeit von der Dichte der 

Datenbasis (Übersicht/Teil 1) 

Allgemeiner Gesundheitlicher Vorsorgewert des 

Umweltbundesamtes 

1. GOW 1 = 0,1 µg/l für Stoffe, die 

- entweder nachweislich nicht gentoxisch 

- oder noch nicht als solche bewertbar sind, 

- und für die (auch) keine weiteren 

aussagekräftigen experimentelltoxikologischen 

Daten vorliegen; 


25

Zeitliche Begrenzung des GOW 1 

für stark gentoxische Stoffe 

Für die kleine Anzahl „stark gentoxischer“ 

Stoffe, die ins Trinkwasser gelangen 

könnten, empfiehlt das UBA, den GOW 1 

(0,10 µg/L) auf eine Expositionsdauer von 

maximal 10 Jahren pro Stoff zu begrenzen. 

Mögliche Beispiele: B(a)P, 2,6-DNT, bestimmte 

Chloraniline 


26




2. GOW 2 = 0,01 µg/l bis 0,1 µg/l für Stoffe, die 

- entweder nachweislich stark bis schwach gentoxisch 

- oder je nach Strukturverdacht noch nicht entsprechend bewertbar 

sind; 

3. GOW 3 = 0,3 µg/l für Stoffe, die gemäß GOW 1 nachweislich nicht 

gentoxisch sind, für die aber auch aussagekräftige Daten zur oralen 

Neuro- und Immuntoxizität sowie zum keimzellschädigenden 

Potential vorliegen und deren Bewertung nicht zu einem niedrigeren 

Wert als 0,3 µg/l führt; 

4. GOW 4 = 1 µg/l für Stoffe, die gemäß GOW 3 nachweislich weder 

gentoxisch noch keimzellschädigend noch neurotoxisch sind, für die 

zusätzlich aber auch Daten aus mindestens einer Studie zur 

subchronisch-oralen Toxizität vorliegen und deren Bewertung nicht 

zu einem niedrigeren Wert als 1 µg/l führt. 


27




5. GOW 5 = 3 µg/l für Stoffe, für die zusätzlich zu GOW 4 Daten aus einer chronischoralen 

Toxizitätsstudie vorliegen, die den Stoff ausreichend bewertbar machen und 

deren Bewertung nicht zu einem niedrigeren Wert als 3 µg/l führt. 

6. GOW QSAR = 0,1 µg/l bis 3 µg/l für Stoffe, für die experimentell-toxikologische 

Daten zwar weitgehend fehlen, jedoch wissenschaftlich entsprechend belastbare 

Aussagen zum biochemisch-toxikologischen Potenzial aufgrund von 

Analogieschlüssen und Struktur-/Aktivitätsbeziehungen in diesem 

Konzentrationsbereich möglich sind und auch vorliegen; 

7. Leitwert LW > 3 µg/l für Stoffe, für die zusätzlich zu GOW 5 Daten aus mehr als 

einer chronisch-oralen Toxizitätsstudie vorliegen, die deshalb den Stoff 

befriedigend bewertbar machen und deren Bewertung nicht zu einem niedrigeren 

Wert als 3 µg/l führt; 

8. GOW max = 10 µg/l aus trinkwasserhygienischen Überlegungen für befriedigend 

bewertbare Stoffe, deren LW jedoch höher ist als 10 µg/l. 


28

Bewertung der Anwesenheit nicht- oder teilbewertbarer Stoffen im TW 

oberhalb des Vorsorge-GOW 1 der UBA-Empfehlung vom März 2003 

Gesundheitliche Orientierungswerte 

[µg/l] 

Test: 

Stark gentoxisch? 

JA! 

≤0,01 

(GOW 2 

) 

Test: 

Schwach oder 

nicht 

gentoxisch? 

JA! 

Besorgnisbereich 

Toxikologische 

Warnschwellen 

≤0,10 bis 

>0,010 (GOW 1 

) 

Plus: 

Immunund 

Neurotox 

getestet? 

NEIN! 

≤0,30 

bis 

>0,10 

(GOW 3 

) 

Plus: 

Subchron 

Tox 

getestet? 

NEIN! 

≤1,0 bis 

>0,30 

(GOW 4 

) 

Vorsorgebereich 

Plus: 

Chronische 

Tox 

getestet? 

NEIN! 

≤3,0 bis 

>1,0 

(GOW 5 

) 

Ersatzweise: 

Informative 

SAB 

vorhanden? 


> 0,10 bis ≤ 3,0 µg/l 

Plus: 

Chronische 

Tox. 

Getestet? 

JA! 

>3,0 

29

Bewertung der Toxizität von 

Mischungen von twrS 

Wenn die Summentoxizität von Mischungen 

analog TRGS 403 

als eine 

Summe gleichzeitig ähnlicher Wirkungen bewertet wird, ist das 

Ergebnis 

sehr konservativ und in allen praktisch denkbaren Fällen als 

regulatorisch-toxikologisch sicher zu bewerten. 

Achtung: Addition gleichzeitig-ähnlicher Wirkungen oder 

Risiken ist nur auf Basis LW, nicht GOW 

gerechtfertigt 

Weitere Varianten von Wirkungs“kombinationen“: 

•Additivität gleichzeitig-unähnlicher Wirkungen oder Risiken 

•Synergismus (nach aller experimenteller Erfahrung sehr selten) 

•Antagonismus (nach aller experimenteller Erfahrung selten) 


30

Vorsorge – Besorgnis - Gefahr 


(Gefahrenabw ehr durch 

Vorsorge) 

Vorsorge 

(häufig nach dem Stand der Technik) 

Aus dem NOAELe od. TRD 

extrapolierte Dosis LOAELe 

mit Gefahrenbezug 

Gefahrenbereich 

Aus dem beobachteten 

LOAEL extrapolierte 

Dosis ohne schädliche 

Gefahrenschwelle 

Wirkung für empfindliche 

„praktisch sicher“ 

Personengruppen 

- einschließlich un- - nach dem Stand (NOAELe od. TRD) 

wägbarer Risiken des Wissens und Beobachtete Geund 

bei Vielstoff- nur bei Einzel- sundheitsschäden 

Besorgnis- 

belastung stoffbetrachtung (LOAEL aus Tierversuchen 

/unvollschwellständ. 

Ep id em io l. ) 

Bereich des Bereich des nicht mehr 

Restrisikos Bereich des unerw ünschten Risikos hinnehmbaren Risikos 

(Schadenseintritt auf- (Besorgnis eines Schadenseintritts) (Schadenseintritt hingrund 

praktischer reichend wahrscheinlic h ) 

Vernunft ausgeschlossen; 

virtual 

safe dose) 

Für das Schutzgut zunehmendes Risiko 


31

Beispiele aus jüngster (und allerjüngster…) Zeit 

Stoff 


GOW 

µg/l 

Tatsächlicher 

GOW 

µg/l 

TDI oder RU bei 

10E-6 bekannt? 

µg/kgKM 

Gesundh. 

Leitwert 

µg/l 

PFOA + PFOS 

0.3 

0.1√ 

0.3 

Perfluorierte Verbindungen (PFC) 

TOSU 

0.3 

3,0 

nein 

?? 

2,4,8,10-Tetraoxa-spiro[5.5]undecan 

HET- plus PET 

0.1 

0.3 


?? 

p-Chloroanilin und 

o-Xylidine 

0.01 

0.01 


?? 

2.6-DNT 

0.01 

ja 

0.05 

NDMA 

0.01 

ja 

0.01 

Quaternäre 

Ammoniumverbindungen 

0.01 oder 

0.1? 

?? 


?? 


32

TDI (Tolerable Daily Intake) 

des UBA für PFOA + PFOS 

• TDI (I) = 0,08 µg/kg●Tag 

– Datenbasis I: chronische Rattenstudie mit 

PFOS, Endpunkt Peroxisomen-Proliferation 

• TDI (II) = 0,17 µg/kg ●Tag 

– Datenbasis II: subchronische Affenstudie mit 

PFOS, Endpunkt allgemeine Toxizität 


33

Zusammenstellung der wichtigsten, Höchstwerte des UBA 

für Summen aus PFOA und PFOS: 

http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/pft-im-trinkwasser.pdf 

Art des Höchstwertes 

Abkürzung 

Zahlenwerte 

Begründung 

Zielwert (Langfristiges 

Mindestqualitätsziel bzw. 

allgemeiner Vorsorgewert für 

PFOA, PFOS und evtl. weitere 

PFT) 

GOW 

(Gesundheitlicher 

Orientierungswert) des 

UBA 

≤0,1 µg/l 

Lebenslange gesundheitliche 

Vorsorge, z.B. gegen die 

Anwesenheit weiterer PFT 

Lebenslang gesundheitlich 

duldbarer Leitwert 

für alle Bevölkerungsgruppen 

LW des UBA 

≤0,3 µg/l 

Bis zu dieser Konzentration 

sind Summen aus PFOA und 

PFOS lebenslang 

gesundheitlich duldbar 

Vorsorge-Maßnahmewert 

für Säuglinge 

VMW S 

0,5 µg/l 

Vorsorglicher Schutz von 

Säuglingen, z.B. gegen die 

Anwesenheit weiterer PFT 

Vorsorge-Maßnahmewert 

für Erwachsene 

MW = VMW 0 

5,0 µg/l 

Trinkwasser für 

Lebensmittelzecke nicht mehr 

verwendbar 


34

Allgemeine Vorsorgewerte, Gesundheitliche Orientierungswerte 

und gesundheitliche Leitwerte für weitere lineare PFC (I) 

Die Ausscheidungskinetik der perfluorierten Sulfonsäuren nimmt zu 

in der Reihenfolge (Anzahl der CF n -Gruppen) 

PFBS(4) =< PFPS(5)

Allgemeine Vorsorgewerte, Gesundheitliche Orientierungswerte 

und gesundheitliche Leitwerte für lineare PFC (II) 

Verbindung 

(mit Anzahl der perfuorierten C-Atome) 

VW a 

GOW x 

LW TW 

PFBA 

Perfluorbutansäure (3) 

PFPA 

Perfluorpentansäure (4) 

PFHxA 

Perfluorhexansäure (5) 

PFHpA 

Perfluorheptansäure (6) 

PFOA 

Perfluoroktansäure (7) 

PFBS 

Perfluorbutylsulfonsäure (4) 

PFPS 

Perfluorpentylsulfonsäure (5) 

PFHxS 

Perfluorhexylsulfonsäure (6) 

PFHpS 

Perfluorheptenylsulfon-säur (7) 

0,1 µg/l 

GOW 3 

= 0,3 µg/l 

GOW 5 

= 3 µg/l 

GOW 4 

= 1 µg/l 

GOW 3 

= 0,3 µg/l 

GOW 3 

= 0,3 µg/l 

PFOS 

-- 

Perfluoroktoylsulfon-säure (8) 


-- 

GOW 5 

= 3 µg/l 

GOW 4 

= 1 µg/l 

-- 

LW TW 

= 7 µg/l 

?? 

?? 

?? 

LW TW 

= 0,3 µg/l 

?? 

?? 

?? 

?? 

LW TW 

= 0,3 µg/l 

36

Wirkstoff 

Carbamazepin 

Aktuelle toxikologische Bewertung einiger 

Humanarzneimittel im Trinkwasser durch das 

Umweltbundesamt 

Tolerable Daily 

Intake 

TDI [µg/kgd] 

(Lebenslang 

gesundheitlich 

duldbare 

Aufnahme pro 

Tag) 

-- 

Gesundheitlicher 

Leitwert 

LW TW [µg/L] 

(lebenslang 

gesundheitlich 

sicher) 

-- 

Gesundheitlicher 

Warn- oder 

Orientierungswert 

(WW, GOW) 

GOW x [µg/L] 

(gesundheitlicher 

Vorsorgewert) 

0,3 (GOW 3 ) 

Hinweis zur 

Bewertung von 

Mischungen 

Ii Anlehnung an die 

Techn. Regel 

Gefahrstofe 

(TRGS 403) 

Nicht auf Basis 

GOW 

Diclofenac 

Ibuprofen 

RKM 

Röntgenkontrastmittel 

0,5 

2,5 (vorläufig) 

-- 

1,75 

8,75 

-- 

0,3 (GOW 3 ) 

1,0 (GOW 4 ) 

1,0 (GOW 4 ) 


Ja, 

auf Basis LW TW 

zusammen mit Ibuprofen 

Ja, 

auf Basis LW TW 

zusammen mit Diclofenac 

Nicht auf Basis 

GOW 

37

Aktuelle Bewertung von 

Diclofenac (DF) 

• Relativ dichte Datenbasis (Dossier der European Agency for the Evaluation of 

Medicinal Products, Stand 2003) 

• Toxikologisch begründeter, gesundheitlicher Leitwert von 

LW = 1,75 µg/l 

• Dieser LW eignet sich auch als Bezugswert zur Quantifizierung des 

Wirkungspotenzials von Summen gleichzeitig ähnlich wirkender Stoffe. 

• Allokation von 10% des TDI eines Arzneimittels auf Trinkwasser ist 

unangemessen hoch. Deshalb favorisiert das UBA auch für DF einen 

Gesundheitlichen Orientierungswert von GOW 3 = 0,3 µg/l. 

• Dertrinkwasserhygienische Zielwert sollte unterschiedlich niedriger sein als 

der GOW x des betreffenden Stoffes. 


38

Aktuelle Bewertung von 

Carbamazepin (CP) 

• Die Datenlage zur chronischen Toxizität dieses therapeutisch wertvollen Anti- 

Epileptikums ist sehr dürftig. Ein Verdacht auf leberkarzinogenes Potenzial ist 

nicht ausgeräumt. 

• CP besitzt wegen seiner Neurotropie zweifellos auch ein neurotoxisches 

Wirkungspotenzial. 

• Ein lebenslang gesundheitlich duldbarer Leitwert auf wissenschaftlicher Basis 

ist nicht anzugeben 

• Der gesundheitliche Orientierungswert des UBA für CP von 

GOW 3 = 0,3 µg/l ist ein gesundheitlicher Vorsorgewert. 

• Als Vorsorgewert muss und kann ein GOW bei der Quantifizierung des 

Wirkungspotenzials von Summen gleichzeitig ähnlich wirkender Stoffe nicht 

verwendet werden. 

• Dertrinkwasserhygienische Zielwert sollte unterschiedlich niedriger sein als 

der GOW x des betreffenden Stoffes 


39

Weitere Beispiele 

GOW für 

1.) TOSU 


Abprodukt der Pentaerythrit-Produktion in der Ruhr 

2.) Nicht relevante Metaboliten 

von Wirkstoffen aus Pflanzenbehandlungs- und 

Schädlingsbekämpfungsmitteln (PSM) 


40

Trinkwasserhygienische Bewertung von TOSU 

durch das UBA im 

März 2008 

1. TOSU ist selbst behelfsweise vorerst nicht 

toxikologisch bewertbar (kein LW TW ). 

2. TOSU ist aber nicht gentoxisch ist und auch nicht zu 

einem gentoxischen Stoff aktivierbar. 

3. Regulatorisch-toxikologisch war deshalb im März 

2008 der GOW 3 = 0,3 µg/l als gesundheitlicher 

Vorsorgewert gerechtfertigt. 

4. Vorübergehend höhere Konzentrationen könnten in Rücksprache mit 

unserem Hause bis auf Weiteres in Anlehnung an die Methode unserer 

Maßnahmewert-Empfehlung vom August 2003 bewertet werden. 

5. Ein trinkwasserhygienischer Zielwert wäre, auch unterschiedlich niedriger 

als der genannte GOW vorzugeben. 


41

Ein regulatorisch-toxikologisch 

gerechtfertigter GOW x 

ist vor allem eine Aufforderung zur 

Vervollständigung der humantoxikologischen 

Datenbasis. 

Er kann und soll einen möglicherweise 

höheren GOW x+ oder gar 

einen gesundheitlichen LW 

in wissenschaftlicher Hinsicht 

nur vorläufig 

ersetzen. 


42


43

Minimale NOEL-Werte für jeweils 95% der Stoffe in 

der betr. Strukturklasse (Munro et al. 1999, Kroes et al. 2004/2005) 

Toxizitätsklasse 

 


exper. NOEL 

mg/kgKM/Tag 

Duldbare 

Dosis 

µg/kgKM/Tag 

Duldbare 

Gesamtaufnahme 

pro Tag und 

Person 

LW TW 

10% der duldbaren 

Gesamtaufnahme in 

2 Liter Trinkwasser/Tag 

I („sicher“; n=137) 

3,0 

26 

1,8 mg 

90 µg/l 

II („unsicher“; n=28) 

0,91 

7,7 

0,54 mg 

27 µg/l 

III („riskant“; n=448) 

0,15 

1,3 

90 µg 

4,5 µg/l 

31 starke Neurotoxine 

0,03 

0,26 

18 µg 

0,9 µg/l 

492 nicht gentoxische 


-- 

0,02 

1.5 µg 

0,075 µg/l 

Stark gentoxische 


Ohne Nitrosamine, Azoxy- 

Verbindungen, Aflatoxine 

-- 

0,002 

0,15 µg 


0,0075 µg/l 

44

Bewertung der Anwesenheit nicht- oder teilbewertbarer Stoffen im TW 

oberhalb des Vorsorge-GOW 1 der UBA-Empfehlung vom März 2003 

Gesundheitliche Orientierungswerte 

[µg/l] 

Test: 

Stark gentoxisch? 

JA! 

≤0,01 

(GOW 2 

) 

Test: 

Schwach oder 

nicht 

gentoxisch? 

JA! 

Besorgnisbereich 

Toxikologische 

Warnschwellen 

≤0,10 bis 

>0,010 (GOW 1 

) 

Plus: 

Immunund 

Neurotox 

getestet? 

NEIN! 

≤0,30 

bis 

>0,10 

(GOW 3 

) 

Plus: 

Subchron 

Tox 

getestet? 

NEIN! 

≤1,0 bis 

>0,30 

(GOW 4 

) 


Plus: 

Chronische 

Tox 

getestet? 

NEIN! 

≤3,0 bis 

>1,0 

(GOW 5 

) 

Ersatzweise: 

Informative 

SAB 

vorhanden? 


> 0,10 bis ≤ 3,0 µg/l 

Plus: 

Chronische 

Tox. 

Getestet? 

JA! 

>3,0 

45

Trinkwasserhygienische Bewertung von TOSU 

durch das UBA 

seit Juni 2008 

1. Kein besonderen toxischen Potenziale zu vermuten 

2. Keine Kumulation 

3. Bisherige Kontamination des Trinkwassers führte nicht zur 

Überschreitung einer Wirkungsschwelle 

4. Neuer GOW von GOW 5 = 3 µg/l wegen des 

Fehlens chronisch-toxikologischer Daten 

Fehlens besonderer toxischer Potenziale 

Der GOW 3 von 0,3 µg/l war im März 2008 regulatorischtoxikologisch 

gerechtfertigt, nicht begründet, 

erhebliche Kommunikationsprobleme! 

: twrS sollten bereits im Abwasser toxikologisch bewertbar sein! 


46

Weitere Beispiele 

GOW für 

1.) TOSU 


Abprodukt der Pentaerythrit-Produktion in der Ruhr 

2.) „Nicht relevante“ Metaboliten (nrM) 

von Wirkstoffen aus Pflanzenbehandlungsund 

Schädlingsbekämpfungsmitteln (PSM) 

gemäß UBA-Empfehlung vom 04.04.09 


47

Bewertung von nrM von PSM- 

Wirkstoffen 

Trinkwasserhygienisch 

Trinkwasserhygienisch bis auf weiteres (vorerst 

1 µg/l = GOW a 

3 µg/l = GOW b 

10 µg/l = VMW 

dauerhaft) hinnehmbare Gesund-heitliche 

Orientierungswerte GOW 

vorübergehend 

hinnehmbarer Vorsorge- 

Maßnahmewert VMW 

Orientierungswert für alle 

nrM, für die i. W. keine 

Ergebnisse aus 

subchronischen 

Tiersuchen vorliegen 

Orientierungswert für 

alle nrM, für die i. W. 

keine Ergebnisse aus 

chronischen Tiersuchen 

vorliegen 

Höchstwert in Anlehnung 

an das Guidance 

Docu-ment 6 und die „MW- 

Empfehlung“ des 

Umweltbundesamtes gilt 

jedoch in Anlehnung an § 9 

(6-8) TrinkwV 2001 nur 

vorübergehend. 

http://www.umweltdaten.de/wasser/themen/trinkwassertoxikologie/tabelle_gow_nrm.pdf 

ENGLISCH: http://www.umweltdaten.de/wasser-e/hygiene-related_assessment_of_nonrelevant_metabolites_recommondation_april_2008.pdf 


48

Aktuelle GOW 

und weitere, vom UBA für Trinkwasser 

aktuell empfohlene Höchstwerte 

finden Sie unter 

http://www.umweltdaten.de/wasser/th 

emen/trinkwassertoxikologie/grenzwer 

te_leitwerte.pdf 


49

Allgemeiner Vorsorgewert VW a = GOW 1 

0,1 µg/l sind in jeder Hinsicht wenig genug 

GWF Wasser Abwasser 147 (11): 685 (2006) 

Konzentrationen von twrS bei und oberhalb von VW a = 0,1 µg/l anhand 

der GOW-Empfehlung bewerten. 

Störungen des ästhetischen Empfindens oder Reinheitsanspruchs als 

Warnsignal ernst nehmen, aber nicht als absolutes Kriterium setzen. 


50

ENDE 

Ich hoffe, alle Unklarheiten sind beseitigt 

und danke für Ihre Aufmerksamkeit. 

Priv.Doz. Dr. Hermann H. Dieter 

Dir. u. Prof am Umweltbundesamt 

Leiter des Fachgebietes II 3.6 

Toxikologie des Trink- und Badebeckenwassers 

hermann.dieter@uba.de 


51

Trinkwasserrelevante Stoffe in der Umwelt: Beschreibung und ...

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