Kinderurologie Frühförderung - Malteser Krankenhaus St. Anna
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Entwicklungs probleme bei Kindern –<br />
was kann helfen?<br />
Die Interdisziplinäre Frühförder stelle (IFF) Duisburg bietet Früh erkennung und<br />
<strong>Frühförderung</strong> aus einer Hand.<br />
Der zweieinhalbjährige Max spricht kaum.<br />
„Macht euch keine Sorgen“, meinen Freunde<br />
der verunsicherten Eltern. „Max ist einfach ein<br />
Spätzünder.“ Manchmal ist das so, dann sind<br />
Kinder in ihrer Entwicklung schlicht etwas langsamer<br />
als Gleichaltrige. Aber manchmal steckt<br />
auch mehr dahinter.<br />
„Ein Kind mit zwei Jahren sollte schon über<br />
einen Wortschatz von rund 50 Wörtern verfügen<br />
und auch Zweiwortsätze sprechen können“,<br />
meint Elke Vogt, Fachärztin für Kinderheilkunde<br />
und Jugendmedizin. Als Kinderärztin der<br />
Interdisziplinären Frühförderstelle (IFF) Duisburg<br />
in Homberg untersucht sie Säuglinge und<br />
Kleinkinder mit Entwicklungsstörungen, die von<br />
Ärzten oder Erziehern hierhin geschickt werden.<br />
Sie weiß, dass es fatal sein kann, wenn ein solches<br />
Kind nicht früh genug gefördert wird. Denn dies<br />
kann massive Auswirkungen auch auf das emotionale<br />
Verhalten haben: Ein Kind, das immer<br />
nur erlebt, dass es nicht verstanden wird – ob im<br />
Kindergarten oder zuhause –, zieht sich zurück<br />
oder wird aggressiv.<br />
Früh diagnostizieren, früh therapieren<br />
„Wir wissen, dass fünf bis sieben Prozent aller<br />
Kinder eines Jahrgangs Entwicklungsprobleme<br />
haben“, erklärt Dr. Donald Becker, Ärztlicher<br />
Leiter der IFF und Chefarzt des Sozialpädiatrischen<br />
Zentrums am <strong>Malteser</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>. „Früh diagnostizieren, früh<br />
thera pieren – dann haben wir eine gute Chance,<br />
deut liche Verbesserungen zu erzielen.“ Das bietet<br />
die IFF, die seit 2008 besteht und seit Januar<br />
2013 komplett von den <strong>Malteser</strong>n betrieben<br />
wird, in einem so genannten Komplex angebot<br />
an. Dazu arbeitet ein Team aus Kinder ärztinnen,<br />
Heil pädagoginnen, Psychologin, Pädaudiologin,<br />
Physiotherapeutinnen, Logopädinnen und Ergotherapeutin<br />
eng zusammen.<br />
„Die Besonderheit der IFF ist es, vieles unter einem<br />
Dach zu bieten“, erläutert Kinderärztin Elke<br />
Vogt. „Ziel ist eine ganzheitliche Dia gnostik und<br />
Förderung des Kindes sowie die Unterstützung der<br />
Familien. Die medizinische Untersuchung umfasst<br />
die kinderärztliche Entwicklungs diagnostik<br />
sowie die pädaudiologische Hör testung und ein<br />
Sehscreening. Einzigartig in Duisburg ist die enge<br />
Zusammenarbeit mit der Abteilung Phoniatrie<br />
und Pädaudiologie von Dr. Karin Ehret im gleichen<br />
Haus.“ Der anschließende Förderprozess<br />
umfasst die klassische heilpädagogische Förderung<br />
und medizinische Therapien, immer angepasst an<br />
den Bedarf des Kindes.<br />
Kinder und Eltern begleiten<br />
Nach der umfassenden Eingangsdiagnostik, die<br />
neben den medizinischen Untersuchungen auch<br />
eine heilpädagogische Entwicklungsdiagnostik<br />
sowie Gespräche umfasst, wird klar, ob ein Kind<br />
tatsächlich in die IFF gehört. So war es auch bei<br />
Max, bei dem eine Hörstörung vorliegt. Jährlich<br />
kommen rund 140 Kinder von 0 bis 6 Jahren aus<br />
dem gesamten Duisburger <strong>St</strong>adtgebiet hierher –<br />
Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen,<br />
gestörter Wahrnehmung, Motorik, Selbst ständigkeit,<br />
gestörtem Sozialverhalten oder Kinder mit<br />
einer Behinderung. Die meisten sind im Vor schulalter.<br />
„Entscheidend ist die richtige Zusammensetzung<br />
der Förderung und Therapie“, so die pädagogische<br />
Leitung und Diplom-Heilpädagogin<br />
Anke Effey, die seit Eröffnung der IFF hier arbeitet<br />
und auch die Erstgespräche mit den Eltern<br />
führt.<br />
Dabei begleitet Anke Effey, die auch als Marte-<br />
Meo-Therapeutin arbeitet, die Familien und<br />
deren Kinder manchmal über Jahre, ist ihnen<br />
sehr nah. Marte Meo? „Aus eigener Kraft“, erklärt<br />
die Heilpädagogin und gibt Einblicke in<br />
ihre videogestützte Kommunikationsarbeit, die<br />
häufig im Förderprozess eingesetzt wird. „Dabei<br />
geht es nicht nur um das Kind, sondern auch<br />
um Eltern und Bezugspersonen.“ Das ist z. B.<br />
die Mutter, die im schwierigen Alltag mit ihrem<br />
Kind, bei dem eine Autismusspektrumsstörung<br />
(ASS) diagnostiziert wurde, im wahrsten Sinne<br />
des Wortes ihr Lächeln ‚verloren‘ hat. Dann<br />
werden Spielszenen zwischen Mutter und Kind<br />
gefilmt und später genau solche herausgefiltert, in<br />
der eine gelungene Interaktion stattgefunden hat:<br />
Das Kind freut sich über etwas im Spiel, lächelt<br />
die Mutter an. Und auch die Mutter reagiert –<br />
sie lächelt zurück. „Es gilt zu sehen, welches<br />
Potenzial da ist, um eine Basis zu finden, auf<br />
der man aufbauen kann“, so Anke Effey.<br />
Den <strong>St</strong>art in die Schule erleichtern<br />
Gern führt sie durch die großzügige Einrichtung,<br />
in der es viele freundlich gestaltete Behandlungsund<br />
Bewegungsräume für die Kinder gibt. Hier<br />
spielen, lernen, üben und bewegen sie sich einzeln<br />
oder in kleinen Gruppen und das nach bewegungstherapeutischen<br />
Behandlungskonzepten,<br />
in Motorikgruppen, im Gebärdensingkreis oder<br />
im Konzentrationstraining. „Es gibt auch Elterngruppen“,<br />
so Anke Effey. „Denn Austausch ist<br />
wichtig, hilft Isolationen aufzubrechen.“ Das<br />
Team der IFF steht auch zur Seite, wenn die<br />
Kinder ins Schulalter kommen, und führt,<br />
wenn möglich, Über gabe gespräche mit Lehrern<br />
und Erziehern – ein enges Netzwerk zwischen<br />
Schulen, Kinder gärten, Jugend amt. Und eine befriedigende<br />
Arbeit, so Elke Vogt. „Es ist schön,<br />
wenn man das Gefühl hat, den Kindern mit <strong>Frühförderung</strong><br />
einen besseren <strong>St</strong>art zu verschaffen.“<br />
Welches Kind kommt in die heilpädagogische <strong>Frühförderung</strong>?<br />
Anke Effey ist die pädagogische<br />
Leiterin der IFF:<br />
»Die Eltern sollen bei uns<br />
das Gefühl bekommen, mit<br />
ihren Sorgen nicht allein zu<br />
sein.«<br />
Die <strong>Frühförderung</strong> wendet sich an Familien, deren Kind von der Geburt bis zum Schuleintritt in seiner körperlichen,<br />
kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sozialen Entwicklung Unterstützung benötigt. Dazu gehören Kinder,<br />
• die als »Risikokinder« (Frühgeburt, Risikoschwangerschaft)<br />
geboren werden,<br />
• die sich im Vergleich zu ihren Altersgenossen langsamer<br />
oder einfach anders entwickeln (das kann sich in<br />
der Motorik, der Sprache oder im Spiel zeigen),<br />
• bei denen eine geistige, körperliche und/oder<br />
Mehrfachbehinderung vorliegt oder vermutet<br />
wird,<br />
• deren Sinne beeinträchtigt sind (z. B. Sehen,<br />
Hören, Fühlen, Körperwahrnehmung).<br />
10 I art<br />
art I 11