Veranstaltung: 8. Silicon Saxony Day Wann: Am 24. Juni 2013 im ...
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Rede<br />
<strong>Veranstaltung</strong>:<br />
<strong>Wann</strong>:<br />
<strong>8.</strong> <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> <strong>Day</strong><br />
<strong>Am</strong> <strong>24.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong> <strong>im</strong> Tagungszentrum des<br />
Akademiehotels Dresden<br />
von Dr. Thomas Alslev Christensen, Ministerialrat und Leiter der Abteilung Innovationspolitik<br />
des dänischen Ministeriums für Forschung, Innovation und weiterführende Bildung<br />
13. Mai <strong>2013</strong><br />
Ref.-nr. 13/009798-01<br />
Strukturwandel in Europa – smarte Cluster als Motoren für<br />
Innovation und Wachstum <strong>im</strong> globalen Wettbewerb<br />
[Sehr geehrte Damen und Herren,] vielen Dank für die Einladung,<br />
am achten <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> Tag teilzunehmen. Ich freue<br />
mich in Dresden zu sein! Der <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> Tag konzentriert<br />
sich darauf:<br />
‣ wie sich „eine Smart Factory, eine Smart City und ein Smart<br />
Cluster“ entwickeln und was sie bewirken und
2<br />
‣ wie Unternehmen von exzellenten Clusterstrukturen<br />
profitieren können, und damit innovativer, erfolgreicher und<br />
internationaler sind als Unternehmen, die allein agieren.<br />
1. Die Themen der Rede<br />
Mein Vortrag hat die Überschrift „Smarte Cluster als Motoren<br />
für Innovation und Wachstum <strong>im</strong> globalen Wettbewerb.“ Erlauben<br />
Sie mir, das Privileg der ausländischen Gastredner zu nutzen,<br />
und den Bogen etwas weiter zu spannen:<br />
Um welche smarten Cluster geht es,<br />
- damit Cluster relevanter für die Zukunft der Gesellschaft<br />
sein können,<br />
- damit smarte Cluster die Antwort auf die Frage sein können,<br />
„Wovon sollen wir in 15 Jahren leben?“,<br />
- und damit die Aktivitäten der Cluster zu einem erfolgreichen<br />
Umstellungsprozess in den Unternehmen und in ganzen<br />
Branchen beitragen können?
3<br />
Und weiter: um welche exzellenten Clusterstrukturen geht es,<br />
- damit die Effekte der Zusammenarbeit zwischen Forschung<br />
und Wirtschaft – die sogenannten „von Professor zu Profit“<br />
Effekte – schneller und grösser sein können,<br />
- damit Patente und Erfindungen schneller in Gründungen und<br />
neue Produkte umgesetzt werden können,<br />
- und damit Wissen und neue Erkenntnisse gesellschaftlich<br />
relevanter sein und sich viel schneller und breiter in der Gesellschaft<br />
ausbreiten können?<br />
Ich möchte deshalb folgende Fragen beleuchten:<br />
Was ist eigentlich intelligente Spezialisierung? Und was ist<br />
ein smartes Cluster? Nur neue politische Modewörter? Noch<br />
ein neues Buzz von der Europäischen Union?<br />
Wie funktioniert ein smartes Cluster? Was sind die Merkmale<br />
und Wirkprinzipien? Welche rolle können smarte Cluster <strong>im</strong><br />
Kontext der intelligenten Spezialisierung spielen?
4<br />
Welche Vorteile können Clusteraktivitäten den Unternehmen<br />
bieten?<br />
Und welche Anforderungen stellen die Unternehmen an die<br />
Clustermanager?<br />
Ich gebe Ihnen auch einen Einblick in das Konzept des neuen<br />
paneuropäischen Clusterexzellence-Benchmarkings und in das<br />
Denken der vielen kleinen Nachbarländer Deutschlands.<br />
Wie denkt man über und reagiert auf die Bedeutung des globalen<br />
Wettbewerbs für den Aufbau von smarten Clustern?<br />
2. Das Denken und der Fokus in Europa<br />
Das heutige Thema ist ein sehr aktuelles Thema in ganz Europa,<br />
weil exzellente Clusterstrukturen und Smart Cluster ohne Zweifel<br />
wichtig für Wachstum und Innovation sind. Aber auch weil Clus-
5<br />
ter ein Ansatz zur Erneuerung der Wettbewerbsfähigkeit Europas<br />
sind, vor allem auch der heutigen Krisenländer in Südeuropa.<br />
Aber der Ausgangspunkt für Clusterpolitik und smarte Cluster<br />
variiert. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die<br />
neuen Bundesländer gezwungen, auch einen umfassenden<br />
Strukturwandel in der Wirtschaft und einen Wandel in den Wertschöpfungsstrukturen<br />
zu vollziehen.<br />
Durch den deutschen Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt und<br />
in der Wirtschaft und durch den Fokus auf makroökonomischer<br />
Stabilität hat sich Deutschland heute große Vorteile in Clusterentwicklung,<br />
Wachstum, Innovation und globalem Wettbewerb<br />
geschaffen.<br />
Dies war nicht der Fall in vielen anderen Teilen Europas. Nach<br />
dem Ende der 80er-Jahre mit ihrem hohen Wachstum bestanden<br />
die Hauptherausforderungen in den 90er-Jahren in Südeuropa
6<br />
darin, Währungsstabilität, Haushaltsdisziplin, und Preisstabilität<br />
zu schaffen, um den Konvergenz-Kriterien der Wirtschafts- und<br />
Währungsunion in der Europäischen Union zu genügen.<br />
In Großbritannien und den nordischen Staaten lag der Fokus in<br />
den 90er-Jahren auch nicht so sehr auf dem Strukturwandel in<br />
der Wirtschaft als auf Reformen der Produktmärkte, Arbeitsmärkte<br />
und Finanzmärkte und auf den großen Finanz- und Währungskrisen<br />
in den Ländern.<br />
Die Bedeutung des Strukturwandels, der Clusterentwicklung<br />
und des Aufbaus von smarten Clustern war in den meisten anderen<br />
europäischen Ländern weit weniger anerkannt.<br />
3. Smarte Spezialisierung und smarte Cluster<br />
Die Europäische Kommission hat <strong>im</strong> Rahmen der Strategie Europa<br />
2020 das Konzept von smarter Spezialisierung introduziert.
7<br />
Der Kern dieses Konzepts ist, dass jede Region eine Strategie<br />
zur intelligenten Spezialisierung entwickeln soll.<br />
Das Denken in der Strategie Europa 2020 gleicht in den neuen<br />
Bundesländern dem InnoRegion/UnternehmenRegions-<br />
Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
von 1999.<br />
Die Idee der Europäischen Kommission ist, dass durch die Entwicklung<br />
intelligenter Spezialisierung für jede Region<br />
- öffentliche Gelder effizienter genutzt werden,<br />
- Innovationsressourcen die größtmögliche Wirkung erzielen<br />
- Und diese einhergeht mit Maßnahmen zur Verbesserung von<br />
Qualifikation, Bildungsniveau und Wissensinfrastruktur.<br />
Für die Politik bedeutet Spezialisierung auch:<br />
‣ Erstens: Konzentration der Ressourcen auf thematische<br />
Schlüsselprioritäten,
8<br />
‣ Zweitens: Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Kooperation<br />
zwischen Forschung und Wirtschaft,<br />
‣ Drittens: Nachhaltigkeit und eine effiziente Koordinierung der<br />
Maßnahmen,<br />
‣ Viertens: die Unterstützung von Clustern mit kritischer Masse,<br />
Exzellenz, Service für kleine und mittlere Unternehmen<br />
und Förderung von Forschung, Ausbildung und Fortbildung.<br />
‣ Und schließlich, eine engere Zusammenarbeit für Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Politik.<br />
Der Trend zur Vernetzung schlägt sich jetzt überall in Europa in<br />
der Wirtschaft nieder. Es gibt auf regionaler und nationaler Ebene<br />
viele Netzwerke und Cluster.<br />
4. Gold-Label <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> - exemplarisch für den<br />
Strukturwandel
9<br />
Exemplarisch für den Strukturwandel durch smarte Cluster und<br />
gezielte Förderprogramme ist <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong>. Und das Spitzencluster<br />
Cool <strong>Silicon</strong> ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch die<br />
Kombination von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Führung<br />
von Clusterstrukturen eines der erfolgreichsten Cluster in<br />
Deutschland und Europa etabliert worden ist.<br />
Es ist kein Zufall, und es ist nicht selbstverständlich.<br />
Das Management des <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> Clusters hat exzellente<br />
Clusterstrukturen entwickelt und die wesentlichen Markttrends<br />
frühzeitig identifiziert. Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />
und Politik haben dank der Clusteraktivitäten die Gelegenheit<br />
genutzt, durch Interaktion, Zusammenarbeit und Open Innovation<br />
Wachstum und Potential der Region zu stärken. <strong>Silicon</strong><br />
<strong>Saxony</strong> hat den europäischen Gold-Label für exzellentes Cluster<br />
Management erhalten. Europa schaut auf die Erfolge in Sachsen.
10<br />
Ein Gold-Label basiert auf einem Benchmarkingsystem für<br />
Clustermanager. 31 Indikatoren messen die Kompetenz des<br />
Cluster Managers sowie Qualität und Effekte des Clusters.<br />
Die Indikatoren fokussieren auf fünf Anforderungen für ein<br />
smartes Cluster:<br />
‣ Erstens, die Struktur des Clusters muss nachhaltig sein. Diese<br />
Anforderung basiert auf dem Alter, der legalen Form, der<br />
Dynamik, der geografischen Konzentration und der Internationalisierungsfähigkeit<br />
des Clusters.<br />
‣ Zweitens, das Clustersekretariat soll eine kritische Masse<br />
haben, kurzfristige und langfristige Strategiepläne für das<br />
Cluster sowie konkrete Arbeitspläne für die Rolle der verschiedenen<br />
Clusterpartner und Clustermanager entwickeln.
11<br />
‣ Drittens, die finanzielle Haltbarkeit der Clusterorganisation<br />
soll langfristig gesichert werden,<br />
‣ Viertens, viele verschiedene und relevante Clusterwerkzeuge<br />
für die Clustermitglieder sollen angeboten werden.<br />
‣ Fünftens, die Clusteraktivitäten sollen den Unternehmen<br />
Wachstums- und Innovationseffekte, Branding, Profilierung<br />
und attraktive Kooperationspartner ermöglichen.<br />
Nur wenige der vielen tausend Cluster in Europa haben exzellente<br />
Clusterstrukturen und können sich als smarte Cluster bezeichnen.<br />
<strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> ist eines von nur 16 Gold-Clustern in Europa.<br />
Und Cool <strong>Silicon</strong> ist eines von 15 Spitzenclustern in Deutschland.<br />
Ihresgleichen findet man fast kaum in den anderen europäischen<br />
Staaten.
12<br />
5. Die Merkmale eines Clusters, die Cluster Vorteile für<br />
die Unternehmen und andere Mitglieder anbieten!<br />
Ein smartes Cluster bietet drei klare Vorteile: Die Unternehmen<br />
können<br />
‣ Erstens, schneller ihre Entwicklungsziele für die Organisation<br />
und ihre Produkte erreichen,<br />
‣ Zweitens, vorhandene Ressourcen mit Zusammenarbeitspartnern<br />
effizienter nutzen<br />
‣ Und drittens schneller mit einem marktfähigen Produkt oder<br />
neuen Dienstleistungen auf den Markt kommen.<br />
Es gibt auch drei zentrale Merkmale eines Clusters, die bedeutende<br />
Cluster Vorteile für die Unternehmen bieten:<br />
Ein Schlüsselmerkmal ist der Brückenschlag zwischen Unternehmen,<br />
Hochschulen und Forschungsinstituten. Das Ziel des
13<br />
Brückenschlags ist effiziente Verbreitung und effizienter Austausch<br />
von Wissen und Technologien.<br />
Das zweite Merkmal ist die Triple-Helix-Partnerschaft. In smarten<br />
Clustern arbeiten Unternehmen, Industrieverbände, Hochschulen,<br />
Forschungseinrichtungen, Politik und öffentliche Verwaltung<br />
zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Auf<br />
diese Weise soll ein tragfähiges Cluster etabliert und entwickelt<br />
werden. Ein tragfähiges Cluster muss langfristig bereit sein, sich<br />
<strong>im</strong> internationalen Wettbewerb zu behaupten und sich den <strong>im</strong>mer<br />
neuen globalen Herausforderungen schneller anzupassen.<br />
Nur so funktioniert ein Cluster langfristig zum Wohl der Mitgliedsunternehmen<br />
und der Gesellschaft.<br />
Das dritte Merkmal n<strong>im</strong>mt internationale Zusammenarbeit für<br />
kleine und mittlere Unternehmen in den Fokus. Durch Interaktion<br />
mit den Clusterakteuren in In- und Ausland und bedarfsgerechte,<br />
gezielte Dienstleistungen können Unternehmen leichter
14<br />
neue Märkte auftun, ihren Export steigern und internationale<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit ausländischen Partnern<br />
initiieren.<br />
Die quantitative Bedeutung von smarten Clustern für Wachstum<br />
und Beschäftigung ist nur schwer, wenn auch nicht unmöglich<br />
zu dokumentieren. Ein dänisch-deutsches Forscherteam hat die<br />
unterschiedlichen privatwirtschaftlichen Effekte der verschiedenen<br />
Aktivitäten in Clustern analysiert.<br />
Von kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die an Cluster- und<br />
Netzwerkaktivitäten teilnehmen, werden viermal so viele innovativ<br />
wie in entsprechenden KMU, die nicht an Clusterkooperationen<br />
teilnehmen, aber dieselben statistischen Merkmale wie<br />
die teilnehmenden Unternehmen besitzen.<br />
Cluster und Netzwerke tragen auch dazu bei, dass viermal so<br />
viele Unternehmen gemeinsame Innovations- und Forschungs-
15<br />
projekte mit externen Wissenspartnern starten <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
entsprechenden Unternehmen ohne Cluster- und Netzwerkkooperation.<br />
Das bedeutet auch <strong>im</strong> Durchschnitt knapp 10 Prozent<br />
höhere Produktivität pro Mitarbeiter.<br />
Auf diese Weise ist die Rendite für die Unternehmen bedeutend<br />
höher, wenn die Investition in Forschung und Netzwerkzusammenarbeit<br />
gleichzeitig stattfindet.<br />
Wie hoch die Effekte der Clusteraktivitäten für die Unternehmen<br />
aber letztlich sind, hängt auch davon ab, wie gut der Clustermanager<br />
die Clusterpartner zu unterstützen <strong>im</strong>stande ist:<br />
‣ Erstens: Kooperationen müssen initiiert, begleitet, regelmäßig<br />
überprüft und wenn nötig modifiziert werden.<br />
‣ Zweitens: das Cluster muss gute aktive Clusterpartner engagieren<br />
und Cluster-Dienste mit hohem Mehrwert für die<br />
Clustermitglieder anbieten, und
16<br />
‣ Drittens: die Clusterakteure müssen die Möglichkeiten durch<br />
enge Zusammenarbeit und Open Innovation mit den anderen<br />
Clusterpartnern verstehen und nutzen.<br />
Was bedeutet das anders als: Zusammenarbeit müssen exzellent<br />
initiiert und gemanagt werden. Wirkungsvolle Kooperationen<br />
verlangen engagiertes und kompetentes Management. Das sollte<br />
Chefsache an Cluster, Hochschulen und Unternehmen sein.<br />
6. Die Bedeutung von aktivem Clustermanagement: die<br />
Ergebnisse des paneuropäischen Benchmarking-<br />
Projekts<br />
Noch <strong>im</strong>mer unterschätzen viele die Bedeutung von Clustermanagement.<br />
Gutes Management ist nicht nur zentral für die Finanzierung<br />
der Clusterorganisation, für ihr Profil, für ihre innere<br />
Organisation und für die Motivation aller, die am Cluster arbei-
17<br />
ten oder an Clusteraktivitäten teilnehmen, sondern auch für die<br />
Effekte der Unternehmen.<br />
Das paneuropäische Cluster-Benchmarking zeigt, dass die Clustermanager<br />
eine große Rolle für die Effekte des Clusters spielen.<br />
Clusterorganisation und Clustermanager stehen in Zentrum<br />
von Entwicklung und Implementierung der Clusterwerkzeuge<br />
und des Clusterstrukturwandels.<br />
Die paneuropäische Studie zeigt auch:<br />
‣ dass Clustermanagements mit vielen Services größere Effekte<br />
für die Clusterakteure produzieren.<br />
‣ dass der Clustermanager Zeit benötigt, um Werkzeuge mit<br />
Wirkungseffekten zu entwickeln und zu <strong>im</strong>plementieren.<br />
‣ dass Cluster mit großer Bedeutung für Innovation und<br />
Wachstum öfter als andere Cluster mehr Mitglieder, eine<br />
formellere Organisationsstruktur, eine klarere Strategie für
18<br />
das Cluster, und klarere Rollen- und Verantwortungsbeschreibungen<br />
für die Clustermitglieder haben.<br />
Die Clusterorganisationen, die die größten Effekte für die Unternehmen<br />
schaffen, bestehen schon eine Reihe von Jahren und<br />
haben es vermocht, die relevanten und kompetentesten Akteure<br />
auf nationaler Ebene zusammenzubringen, und sich durch ein<br />
starkes und kompetentes Management zu entwickeln.<br />
Clustermaßnahmen sind somit sowohl auf mittlere als auch auf<br />
längere Sicht am effektivsten. Die Maßnahmen sollen die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der guten Cluster fördern und gleichzeitig<br />
soll innerhalb neuer vielversprechender Wirtschaftsbereiche<br />
Platz geschaffen werden für zukünftige Cluster und Wachstumsunternehmen.<br />
Die Maßnahmen müssen auch die Wachstumsgewerbe der Zukunft,<br />
die Emerging-Cluster, finden und entwickeln.
19<br />
7. Von intelligenter Spezialisierung zu intelligenter Diversifizierung<br />
Die Konvergenz der einzelnen Technologien und die neuen<br />
Technologien, Produkte und Dienstleistungen verändern nicht<br />
nur einzelne Unternehmen, sondern auch ganze Branchen und<br />
Cluster. Die Clusterorganisation beeinflusst auch Umstellungsprozesse<br />
in Branchen und Industrien.<br />
Effektive Clustermaßnahmen und tüchtige Clusterorganisationen<br />
können dazu beitragen, zu sichern, dass Unternehmen und<br />
ganze Industrien einen erfolgreichen Umstellungsprozess auf<br />
wissensbasierte und konkurrenzfähige Produktion durchlaufen.<br />
Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Die eine Generation baut die<br />
Straße, auf der die nächste fährt.“
20<br />
Ein Beispiel hierfür ist das dänische „Innovationsnetzwerk Lifestyle“,<br />
das eine zentrale Rolle gespielt hat bei der Transformierung<br />
der unter der Krise leidenden alten dänischen Generation<br />
der Holz- und Möbelindustrie in eine neue Industriegeneration<br />
und in ein erfolgreiches Cluster, das hochwertige Design- und<br />
Lifestyle-Produkte verkauft. Ein smartes Cluster konzentriert<br />
sich deshalb nicht nur auf das, wovon wir heute und morgen,<br />
sondern auch in 15 Jahren leben sollen.<br />
Es ist ein zentrales Kriterium für die Nachhaltigkeit und die Zukunftsfähigkeit<br />
von einem Cluster, dass das Cluster neben der<br />
regionalen Spezialisierung auch das Potenzial für eine intelligente<br />
Diversifizierung erfüllt.<br />
Ein smartes Cluster hat die Fähigkeit, die Absorption von neuen<br />
Partnern, neuem Wissen und neuen Technologien zu fördern.
21<br />
Durch diese Absorptionskapazität steigt das Potenzial für eine<br />
thematische und strukturelle Entwicklung des Clusters, weil das<br />
Cluster den Ausbau von Forschungs- und Innovationspotenzialen<br />
in fokussierten Forschungsfeldern oder eine Diversifizierung<br />
in wirtschaftlichen Sektoren bewirkt. Eine zentrale treibende<br />
Kraft ist auch hier das Clustermanagement.<br />
<strong>8.</strong> Wirkprinzipien des smarten Clusters<br />
Die zentralen Wirkprinzipien des smarten Clusters sollen sich<br />
deshalb in Netzwerkzeugen manifestieren, die sowohl konkrete,<br />
kurzfristige Vorteile für die Clusterpartner als auch langfristige<br />
Effekte für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Umstellung<br />
der Unternehmen generieren.<br />
Nicht alle Cluster bieten den Partnern dieselben Clusterwerkzeuge<br />
an, weil Mitglieder verschieden sind und unterschiedlichste<br />
Herausforderungen haben.
22<br />
Zu den gefragtesten Werkzeugen mit kurzfristigen Vorteilen gehören:<br />
‣ Wissensaustauch und Erfahrungsaustauch,<br />
‣ Matchmaking, Kooperationen und Aktivitäten zwischen Unternehmen<br />
von In- und Ausland, und zwischen Forschungsund<br />
Technologieinstituten, Hochschulen, Unternehmen und<br />
verschiedenen anderen Akteuren,<br />
‣ sowie Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsprojekte.<br />
Das Clustermanagement ist treibende Kraft bei der Identifikation<br />
und Implementierung dieser Clusterwerkzeuge. Es ist für die<br />
Effekte und die Unternehmen aber wichtig, dass die Werkzeuge<br />
sich am Bedarf orientieren.<br />
Für die Nachhaltigkeit des Clusters muss das Management auch<br />
Werkzeuge mit langfristigen Wirkungen anbieten. Clusterwerkzeuge<br />
mit langfristigen Effekten auf die Unternehmen und ande-
23<br />
re Partner haben große Bedeutung, aber einen ganz anderen<br />
Charakter als die kurzfristigen Werkzeuge.<br />
Die langfristige Entwicklung eines Clusters hängt davon ab,<br />
dass die regionalen Rahmenbedingungen für das Cluster gute<br />
Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, und dass das Branding<br />
des Clusters stark und attraktiv ist.<br />
Zu den populärsten Werkzeugen mit langfristigen Effekten gehören<br />
‣ Kooperationen und Partnerschaften zwischen Unternehmen<br />
und Ausbildungs- und Fortbildungsinstitutionen, um neue<br />
Ausbildungen zu entwickeln,<br />
‣ Rekrutierungs- und Mobilitäts-Maßnahmen,<br />
‣ Der Aufbau von Branding und Profilierungswerkzeugen und<br />
‣ Trendanalysen, Zukunftsforschung und Entwicklungsaussichten<br />
für Technologien.
24<br />
Zu den Werkzeugen mit Wirkung für die intelligente Spezialisierung<br />
und die Möglichkeit, ein Sub-Netzwerk zu entwickeln<br />
gehören auch<br />
‣ die Zusammenarbeit mit Clustern und Netzwerken in anderen<br />
Bereichen und Zugang zu neuen Partnern und Akteuren<br />
in anderen Branchen,<br />
‣ langfristige und große Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
mit mehreren Teilnehmern und<br />
‣ konkrete Roadmaps und Zielstellungen für netzwerkübergreifende<br />
Zusammenarbeit.<br />
Dies sind auch die ersten Schritte in einer intelligenten Diversifizierung.<br />
Ein Beispiel ist auch hier <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong>, das sich<br />
zum führenden Mikroelektronikstandort in Europa entwickelt<br />
hat. Durch eine intelligente Strategie, Trend- und Marktanalysen<br />
und Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen mit Partnern<br />
aus dem eigenen Netzwerk und aus anderen Netzwerken entstand<br />
ein Sub-Netzwerk mit einer führenden Position <strong>im</strong> The-
25<br />
mafeld Energieeffizienz der Informations- und Kommunikationstechnik.<br />
<strong>Am</strong> Ende wurde ein neues Spitzencluster „Cool <strong>Silicon</strong>“<br />
ausdifferenziert.<br />
Finanzierungsmodelle für die Entwicklung der Clusterorganisation<br />
sind wichtig für Nachhaltigkeit und Wirkung des Clusters.<br />
Es ist leichter, die Unternehmen zu überzeugen, Werkzeuge mit<br />
kurzfristigen Effekten zu finanzieren.<br />
Dagegen ist es schwieriger, Werkzeuge mit langfristigen Effekten<br />
zu finanzieren, aber genau diese Werkzeuge sind Voraussetzungen<br />
für Nachhaltigkeit sowie intelligente Diversifizierung<br />
und Umstellungspotenzial des Clusters.<br />
Hier spielt Politik eine große Rolle. Förderprogramme können<br />
sichern, dass es für die Clusterorganisationen langfristige Entwicklungsperspektiven<br />
gibt. Durch dieses Engagement der Poli-
26<br />
tik werden Entwicklung und Implementierung von Werkzeugen<br />
mit langfristigen Wirkungen unterstützt.<br />
Bei dem Ausbau von neuen Netzwerken muss die Politik auch<br />
vorsichtig sein. Es handelt sich nicht um die Menge von Netzwerken<br />
und um die Anzahl der Mitglieder, sondern um die Qualität.<br />
2005 gab die dänische Regierung ein Wahlversprechen. Sie<br />
versprach eine Menge neuer Netzwerke und Cluster.<br />
In einigen Bereichen wurden neue Cluster mit öffentlicher Unterstützung<br />
für Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen<br />
schnell etabliert. Nach einer Evaluierung wurden<br />
viele Netzwerke geschlossen. Es wurde auch klar, dass es in einem<br />
Cluster wenige richtige Unternehmen gab. Die Forscher<br />
hatten ihre eigenen individuellen Unternehmen erstellt und kollaborierten<br />
mit sich selbst, um öffentliche Gelder zu bekommen.
27<br />
Eine Clusterpolitik mit Fokus auf die zentralen Clustermerkmale,<br />
Wirkprinzipien und Anforderungen der smarten Cluster ist<br />
die Antwort auf diese Herausforderung.<br />
9. Kritische Punkte für ein smartes Cluster<br />
Es gibt viele kritische Punkte, an die sich die Clusterorganisation<br />
und die Mitgliedspartner anpassen und gewöhnen sollen.<br />
Wirtschaftsorganisationen betrachten oft die Clusterorganisation<br />
als Konkurrent anstatt als Zusammenarbeitspartner. Aber die<br />
zentralen Merkmale des Clusters unterschieden sich von denen<br />
der Wirtschaftsorganisation, die als aktive Clusterpartner für<br />
ihre Mitgliedsunternehmen nützlich sein könnte. Doch die Wirtschaftsorganisation<br />
muss nicht die Clusterorganisation entführen<br />
oder als Geisel nehmen. Das Cluster muss eine neutrale<br />
Plattform sein.
28<br />
Ein weiterer kritischer Punkt ist das Engagement der Forschungsinstitute.<br />
Durch Forschungskooperation und Wissensaustausch<br />
bekommen die Forscher Zugang zu neuen Daten.<br />
Diese bedeuten Vorteile für die Forschung und die Forscher.<br />
Forschungsanalysen zeigen, dass die Patentierungsaktivität, die<br />
Gehälter der Forscher und Publikationsaktivitäten bedeutend<br />
höher für Forscher sind, die an Forschungskooperationen mit<br />
Unternehmen teilnehmen als für entsprechenden Forscher, die<br />
nicht an Kooperationen teilnehmen. Hochschulen und Forscher<br />
sollen das Cluster als Chance, für bessere Forschung sehen, anstatt<br />
als Bedrohung ihrer akademischen Freiheit.<br />
Ein Punkt für Aufmerksamkeit ist auch, dass viele Forscher von<br />
Forschungsinstituten eigene Netzwerke für Unternehmen haben.<br />
Diese unterstützen neue Forschungskooperationen und Forschungs-<br />
und Entwicklungsinvestitionen in den Unternehmen<br />
und in den Instituten. Statt Zusammenarbeit mit relevanten<br />
Clusterorganisationen besteht die Gefahr, dass diese kleinen
29<br />
Netzwerke auf sich selbst konzentriert bleiben. Dadurch riskieren<br />
die Forscher und die Unternehmen, dass die kleinen Unternehmensnetzwerke<br />
degenerieren, auf längere Sicht unhaltbar<br />
sind und letztendlich den Strukturwandel verpassen, den sie in<br />
einem Smart Cluster erleben könnten.<br />
Statt die Clusterorganisation zu ignorieren wäre es besser für<br />
Forschungsinstituten und Unternehmen, ein aktives Sub-<br />
Netzwerk innerhalb eines smarten Clusters zu sein.<br />
Es gibt auch kritische Herausforderungen in einem Spitzencluster:<br />
Es braucht Zeit, große Forschungskooperationen zu initiieren<br />
und zu koordinieren.<br />
Sehr große Projekte sind am interessantesten für Forschungseinrichtungen,<br />
Hochschulen und große Unternehmen.<br />
Die kleinen und mittleren Unternehmen haben fast keinen<br />
Einfluss auf den Inhalt der großen Forschungs- und Entwick-
30<br />
lungsprojekte, und es ist schwierig, von den Aktivitäten kurzfristig<br />
zu profitieren.<br />
Flexibilität und Offenheit der größeren Partner für die Bedürfnisse<br />
der kleinen Unternehmen sollen ein zentrales Thema sein.<br />
Die Höhe der Förderung in einem Spitzencluster bedeutet, dass<br />
die Forscher mehr den Fokus auf Forschung und Wissenschaft<br />
und weniger auf Innovation und Zusammenarbeit mit den kleinen<br />
Unternehmen richten. Die Risiken, die wir in Dänemark<br />
sehen, sind Hindernisse für Kooperationen zwischen Forschern<br />
und den kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Ein weiterer kritischer Punkt sind schließlich die vielen nicht<br />
ausreichend koordinierten politischen Maßnahmen. Fehlende<br />
Koordination der neuen Maßnahmen und Fördermodelle zwischen<br />
Ministerien und Behörden auf lokaler, regionaler und nationaler<br />
Ebene bedeuten, dass öffentliche Gelder nicht effizient<br />
genutzt werden, und dass es keine Konzentration der Ressour-
31<br />
cen auf thematische Schlüsselprioritäten, weniger Transparenz<br />
und Kooperation zwischen relevanten Partnern und weniger<br />
Maßnahmen zur Verbesserung von Exzellenz, Qualität und<br />
Kompetenzen und kein Nachhaltigkeit der Maßnahmen gibt.<br />
10. Abschluss und Zusammenfassung<br />
Zusammengefasst, exzellente Clusterstrukturen, smarte Cluster<br />
und Netzwerke existieren nicht nur in Deutschland, sondern auch<br />
in den nordischen sowie einigen anderen europäischen Ländern.<br />
Die besten Cluster der Zukunft werden sogenannte smarte Cluster<br />
sein. Viele Cluster von heute sind auf dem Weg dorthin.<br />
Wir sind in Nordeuropa aber mehrere Jahre voraus und weiter in<br />
dem Strukturwandel, der zu einer nachhaltigen Gesellschaft mit<br />
einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft führt, dank der Umstellungsbereitschaft<br />
der Unternehmen, der Politik und der Bevölkerung<br />
und dank der Tüchtigkeit der Cluster und von Forschung<br />
und Lehre.
32<br />
Aber das Leben in einem Cluster ist nicht leicht. Es gibt wie gesagt<br />
viele kritische Herausforderungen. Die Clustermanager<br />
müssen Wege finden, die Unternehmen dazu zu überreden, in<br />
das Überleben ihrer eigenen Branchen einzuwilligen. Wie viel<br />
netzwerkübergreifende Kooperation und Netzwerkzeuge mit<br />
langfristigen Wirkungseffekten sind möglich? Wie sieht die opt<strong>im</strong>ale<br />
Balance aus zwischen kurzfristigen und langfristigen<br />
Wirkungseffekten?<br />
Es ist eine Kunst, die Clusterwerkzeuge richtig einzusetzen. Unterschätzen<br />
Sie nicht die Notwendigkeit eines kompetenten<br />
Cluster-Managements.<br />
Ich hoffe, dass das <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> Cluster in Zukunft nachhaltig<br />
und erfolgreich sein wird, und dass viele Unternehmen Kooperationen<br />
initiieren und deutlich davon profitieren.
33<br />
Willy Brandt hat einmal gesagt: „Der beste Weg, die Zukunft<br />
vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Die Zukunft zu gestalten<br />
ist die Aufgabe einer smarten Clusterorganisation. Es wäre wünschenswert,<br />
wenn Kooperation und Internationalisierung der<br />
Clusteraktivitäten von <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong> auch in Zukunft zu vielen<br />
deutsch-dänischen Zusammenarbeitsprojekten gestaltet würden.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Erfolg bei<br />
der Arbeit <strong>im</strong> Smart Cluster <strong>Silicon</strong> <strong>Saxony</strong>.