Von Museen und Mathematik - Mathematik.de
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<strong>Von</strong> <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Andreas Daniel Matt<br />
In diesem Artikel möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick<br />
in die Welt <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong>museen geben. Die folgen<strong>de</strong>n<br />
Seiten sind ein persönlicher Streifzug durch einige<br />
<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> eine Gedankensammlung zu <strong>de</strong>r Frage, wie<br />
<strong>Mathematik</strong> in <strong>Museen</strong> gezeigt wird o<strong>de</strong>r gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />
könnte. Was birgt die Zukunft <strong>de</strong>r Mathe-<strong>Museen</strong>? Was<br />
ist inhaltlich, technisch o<strong>de</strong>r konzeptionell wichtig?<br />
Mathe-<strong>Museen</strong> weltweit<br />
Das <strong>Mathematik</strong>um in Gießen, das ix-Quadrat in Garching<br />
o<strong>de</strong>r das MiMa in Oberwolfach sind interaktive<br />
<strong>Mathematik</strong>museen, die alle durch große Eigeninitiative<br />
– meist einzelner Personen o<strong>de</strong>r einer kleinen Gruppe –<br />
aus <strong>de</strong>m aka<strong>de</strong>mischen Umfeld entstan<strong>de</strong>n sind <strong>und</strong> fortleben.<br />
Sie beherbergen Exponate, die die BesucherInnen<br />
zum Experimentieren anregen. Wie bei <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />
Gestaltung von <strong>Museen</strong> ist für mich auch bei <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong> die menschliche Komponente<br />
unabdingbar: Exponate ohne Erklärungen <strong>de</strong>r (oft stu<strong>de</strong>ntischen)<br />
BetreuerInnen mutieren zu Spielstationen –<br />
die durch ihre kreative Komponente zwar nicht an Reiz<br />
verlieren, <strong>de</strong>ren Verbindung zur <strong>Mathematik</strong> aber manchmal<br />
nur schwer zu spüren ist.<br />
<strong>Mathematik</strong>um, Gießen für Alt <strong>und</strong> Jung. Mit Seifenblasen spielen<br />
<strong>und</strong> einen Einblick in die <strong>Mathematik</strong> von Minimalflächen erhalten?<br />
(Foto: Andreas Daniel Matt)<br />
Daher funktionieren betreute Museumskonzepte auch<br />
w<strong>und</strong>erbar: Kleine <strong>Museen</strong>, die nur über Führungen<br />
arbeiten <strong>und</strong> inhaltlich nahe an <strong>de</strong>n mathematischen<br />
Interessen <strong>de</strong>r Initiatoren sind, wie beispielsweise das<br />
neue Mathe-Museum <strong>de</strong>r Universität Passau o<strong>de</strong>r das<br />
MoMath, New York. High-Tech-Maths-Entertainment. Die interaktiveStationFormulaMorphinZusammenarbeit<br />
mit Oberwolfach ist<br />
hands-on <strong>und</strong> interaktiv. Visualisierung von algebraischen Flächen <strong>und</strong><br />
ein Cockpit mit physikalischen Eingabereglern. (Foto: Rory Nugent)<br />
math.space in Wien, ein Vortragszentrum, das von spannen<strong>de</strong>n<br />
Live-Veranstaltungen lebt, die oft lange im Voraus<br />
ausgebucht sind. Ein Hybridkonzept verfolgt das 2012 eröffnete<br />
Maison <strong>de</strong>s Mathématiques et <strong>de</strong> l’Informatique<br />
(MMI) in Lyon, das Ausstellungen, Konferenzen <strong>und</strong><br />
Workshops entwirft, verbin<strong>de</strong>t <strong>und</strong> auch an Schulen<br />
bringt. Auch hier ist die starke Anbindung an eine Universität<br />
(Ècole Normale Superieure Lyon) wichtig. Mate-<br />
Matita <strong>de</strong>finiert sich als interuniversitäre Forschungseinrichtung<br />
von vier Universitäten in Mailand, Trento <strong>und</strong> Pisa<br />
zur Kommunikation <strong>und</strong> <strong>de</strong>m informellen Lernen von<br />
<strong>Mathematik</strong>.<br />
Der Giardino di Archime<strong>de</strong> in Florenz hingegen ist ein<br />
Science Center mit Exponaten aus <strong>de</strong>r Geometrie. Das<br />
Meet Math Museum befin<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>r Al-Quds Universität<br />
in Jerusalem, <strong>und</strong> En<strong>de</strong> 2012 startete das Museum<br />
of Mathematics (MoMath) in New York, das mit<br />
einem großen Budget einen zweistöckigen Exponatevergnügungspark<br />
in Manhattan schuf. Das Arithmeum in<br />
Bonn ist ein „klassischeres“ Museum, das im Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>n Science Centern auf Archivierung, historische Zusammenhänge<br />
<strong>und</strong> eine museale Präsentation setzt <strong>und</strong><br />
weniger auf Besucherinteraktion.<br />
Eine weitere Kategorie stellen <strong>Museen</strong> dar, die noch keine<br />
sind: Aktive <strong>Mathematik</strong>erInnen, die an Exponaten<br />
<strong>und</strong> Ausstellungen arbeiten, das Museum schon geplant<br />
haben <strong>und</strong> um das permanente physische Gebäu<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>ssen Finanzierung kämpfen. Zwei Beispiele dafür sind<br />
das erfolgreiche „Museu <strong>de</strong> Matemàtiques a Catalunya“ in<br />
Barcelona <strong>und</strong> das inhaltlich innovative Projekt Atractor<br />
in Porto. Viele Mathe-<strong>Museen</strong> sind aus Wan<strong>de</strong>rausstel-<br />
102 PUBLIKUM DOI 10.1515/dmvm-2013-0039
<strong>de</strong>n großen <strong>Museen</strong> zusammen. Viele <strong>de</strong>r Science Centers<br />
sind von solchen Firmen erstellt bzw. aus <strong>de</strong>m Katalog<br />
bestellt. Die Exponate wer<strong>de</strong>n oft einfach kopiert.<br />
Gera<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Bereich <strong>Mathematik</strong> sehe ich hier mögliche<br />
Probleme, da mehr Wert auf das Design, die Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
<strong>und</strong> die Interaktion gelegt wird, als<br />
auf die mathematischen Inhalte. Nur selten arbeiten auch<br />
<strong>Mathematik</strong>erInnen in solchen Firmen, <strong>und</strong> die Kontakte<br />
zu Universitäten sind rar.<br />
MiMa, Oberwolfach. Neue Technologien? 3D-Druck von mathematischen<br />
Objekten <strong>und</strong> Touch-Screens mit 3D-Visualisierung (Foto: Andreas<br />
Daniel Matt)<br />
lungen entstan<strong>de</strong>n, die nach temporären Präsentationen<br />
einen permanenten Ort fan<strong>de</strong>n.<br />
Die Welt <strong>de</strong>r Wissenschaftsmuseen<br />
Nicht nur in <strong>de</strong>n reinen Mathe-<strong>Museen</strong> fin<strong>de</strong>n sich mathematische<br />
Exponate, son<strong>de</strong>rn – meistens genau dieselben<br />
– in Wissenschaftsmuseen <strong>und</strong> Science Centers. In<br />
Deutschland gibt es in über 20 großen <strong>und</strong> kleinen Städten<br />
solche Science Centers (<strong>de</strong>ren Name meistens etwas<br />
„physikalisches-experimentelles-phänomenales“ beinhaltet).<br />
<strong>Mathematik</strong> spielt eine Nebenrolle neben <strong>de</strong>r Physik.<br />
Sie ist aber fast immer auch irgendwie präsent, <strong>und</strong><br />
ich glaube, auch immer stärker nachgefragt. Drei große<br />
Vorbild-Science-Centers <strong>und</strong> <strong>Museen</strong> sind das Deutsche<br />
Museum in München, das Technorama in Winterthur <strong>und</strong><br />
das Exploratorium in San Francisco.<br />
Das Mathematische Kabinett im Deutschen Museum<br />
wur<strong>de</strong> vor wenigen Jahren mit interaktiven Stationen aufgerüstet,<br />
<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n nächsten Jahren ist auch eine Erweiterung<br />
<strong>und</strong> ein Umbau geplant.<br />
Große Wissenschaftsmuseen <strong>und</strong> Science Centers fin<strong>de</strong>t<br />
maninzwischeninfastallengroßenStädten<strong>de</strong>rWelt.<br />
Ich nenne hier nur <strong>de</strong>n klassischen Palais <strong>de</strong> la Decouverte<br />
in Paris, das mo<strong>de</strong>rne Kopernikus Science Center<br />
in Warschau, <strong>de</strong>n Parque <strong>de</strong> las Ciencias in Granada<br />
o<strong>de</strong>r zwei geplante Großprojekte, <strong>de</strong>n National Interactive<br />
Park in Astana, Kasachstan <strong>und</strong> das Museo <strong>de</strong> la<br />
ciencia y la tecnología in Montevi<strong>de</strong>o, Uruguay. Es scheint<br />
so, als ob man sich gegenseitig übertrumpfen wolle <strong>und</strong><br />
es gera<strong>de</strong> einen wahren Museumsboom gäbe. Diese <strong>Museen</strong><br />
sind mit viel Know-how ausgestattet, haben eigene<br />
Werkstätten <strong>und</strong> Designer <strong>und</strong> große Finanzgeber wie<br />
z.B. Banken im Rücken. Sie sind inzwischen eine eigene<br />
Industrie gewor<strong>de</strong>n. Exponatebauer agieren weltweit <strong>und</strong><br />
bieten ihre Kataloge mit <strong>Mathematik</strong>-Exponaten an. Die<br />
Firma Hüttinger in Schwaig bei Nürnberg hat über h<strong>und</strong>ert<br />
Mathe-Exponate im Angebot <strong>und</strong> arbeitet eng mit<br />
Das europäische Science-Center-Netzwerk Ecsite umfasst<br />
über 400 institutionelle Mitglie<strong>de</strong>r in 50 Län<strong>de</strong>rn.<br />
In großen Konferenzen wer<strong>de</strong>n neue Trends <strong>de</strong>r Museumspädagogik<br />
<strong>und</strong> neue Technologien vorgestellt. Die<br />
„Szene“ ist sehr gut organisiert, auch viele EU-Projekte<br />
för<strong>de</strong>rn die Zusammenarbeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>r Erfahrungen.<br />
Speziell für <strong>de</strong>n <strong>Mathematik</strong>-Bereich habe ich<br />
bisher kein größeren Initiativen gesehen.<br />
Fast alle Science Centers organisieren temporäre Ausstellungen<br />
mathematischer Natur. Als Beispiel sind die<br />
IMAGINARY-Ausstellungen in Tecnópolis in Buenos Aires<br />
<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n CosmoCaixa-<strong>Museen</strong> in Madrid <strong>und</strong> Barcelona<br />
zu nennen. Im Mai startete im phaeno in Wolfsburg<br />
eine neue Matheausstellung „Mathe × an<strong>de</strong>rs – Die Magie<br />
<strong>de</strong>r Formen <strong>und</strong> Muster“, die bis Januar 2014 zu sehen<br />
sein wird.<br />
Nationale <strong>und</strong> internationale Mathejahre sind ein nachhaltiger<br />
Motivator dafür, neue Ausstellungen <strong>und</strong> Inhalte<br />
zu entwerfen. Das Jahr <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong> 2008 in<br />
Deutschland <strong>und</strong> die Initiative <strong>Mathematik</strong> <strong>de</strong>s Planeten<br />
Er<strong>de</strong> 2013 (MPE2013) haben international großen Einfluss<br />
auf <strong>Mathematik</strong>museen. Für das Internationale Jahr <strong>de</strong>r<br />
Kristallographie 2014 sind gera<strong>de</strong> neue (<strong>Mathematik</strong>-)<br />
Ausstellungen in Planung.<br />
Unterhaltung vs. Wissen <strong>und</strong> interaktiv vs.<br />
hands-on<br />
In vielen Science-<strong>Museen</strong> fin<strong>de</strong>t man dieselben Exponate.<br />
„Klassiker“ sind Möbiusbän<strong>de</strong>r, Doppelpen<strong>de</strong>l, Brachistochronen<br />
<strong>und</strong> Pythagoraspuzzles in allen Varianten. Nur<br />
selten sieht man mathematische Notation, mo<strong>de</strong>rne <strong>Mathematik</strong><br />
o<strong>de</strong>r offene Probleme erklärt.<br />
Ob die Frage „Was habe ich gelernt?“, nach <strong>de</strong>m Besuch<br />
von Mathe-<strong>Museen</strong> gestellt wer<strong>de</strong>n sollte o<strong>de</strong>r die Frage<br />
„Habe ich jetzt mehr Lust auf Mathe <strong>und</strong> weiß ich wo<br />
ich mich weiter einlesen kann?“, ist nicht klar. Wichtig ist<br />
aber auf je<strong>de</strong>n Fall die Frage, wie viel <strong>Mathematik</strong> prinzipiell<br />
in <strong>de</strong>n Exponaten steckt, <strong>und</strong> ob das Museum nicht<br />
auch ein Spiel- o<strong>de</strong>r Bastelmuseum sein könnte. Geht es<br />
um Inhalte o<strong>de</strong>r Unterhaltung <strong>und</strong> in welchem Ausmaß?<br />
In einer Science-City in Indien hat man mir eine Achterbahn<br />
als Physiksimulation verkauft – die mir viel Spaß<br />
machte <strong>und</strong> keinerlei Physik beibrachte.<br />
MDMV 21 / 2013 | 102–105 PUBLIKUM 103
zw. verlangen mehr Computer-Know-how. Sie können<br />
dafür einfacher kopiert wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auch als Heim- o<strong>de</strong>r<br />
Schulversion angeboten wer<strong>de</strong>n. Viele Science Centers<br />
haben ihre eigenen Richtlinien <strong>und</strong> verfolgen <strong>de</strong>n „Hands-<br />
On“-Ansatz. Ich bin ein Vertreter <strong>de</strong>r interaktiven Exponate,<br />
die durch Visualisierung <strong>und</strong> auch die dynamische<br />
Anzeige von Objekten <strong>und</strong> Inhalten mehr Freiraum <strong>und</strong><br />
Möglichkeiten bieten. Die BesucherInnen können selbst<br />
kreativ wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> in weniger starr vorgegebenen Bahnen<br />
agieren.<br />
Neue Technologien wer<strong>de</strong>n im Museumsbereich eingesetzt,<br />
um etwas Exklusives <strong>und</strong> ein Erlebnis zu bieten.<br />
Die Technologien än<strong>de</strong>rn sich schnell. Vor fünf Jahren waren<br />
Touchscreens noch eine Beson<strong>de</strong>rheit, heute haben<br />
wir alle kleine Touchscreens in unseren Hosentaschen.<br />
Als Beispiel interaktiver Exponate möchte ich das Programm<br />
SURFER nennen, mit <strong>de</strong>m die BesucherInnen algebraische<br />
Flächen in Echtzeit visualisieren können, durch<br />
Eingabe <strong>und</strong> Abän<strong>de</strong>rung von algebraischen Gleichungen.<br />
Das Programm Morenaments zum Erleben <strong>de</strong>r 17<br />
Symmetriegruppen <strong>de</strong>r Ebene <strong>und</strong> seine Vorgänger <strong>und</strong><br />
Nachfolger sind ein Publikumshit. Begonnen als Atariprogramm<br />
für eine Ausstellung in Darmstadt 1986 gibt<br />
es inzwischen auch eine iPad-Version, iOrnament, mit<br />
viel Hintergr<strong>und</strong>information. Das Programm ist in vielen<br />
Wissenschaftsmuseen als Exponat installiert.<br />
Der open source Ansatz hat sich für die Verbreitung <strong>de</strong>r<br />
Inhalte <strong>und</strong> die Einbindung <strong>de</strong>s Publikums sehr bewährt.<br />
Im März 2013 starteten wir von Oberwolfach aus mit<br />
Unterstützung <strong>de</strong>r Klaus Tschira Stiftung die Plattform<br />
„IMAGINARY – open mathematics“ für interaktive <strong>Mathematik</strong>vermittlung<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>Mathematik</strong>-Exponate<br />
für Ausstellungen <strong>und</strong> <strong>Museen</strong> zu sammeln <strong>und</strong> zur Verfügung<br />
zu stellen. Exponate <strong>de</strong>r Plattform sind bereits für<br />
viele <strong>Museen</strong> adaptiert wor<strong>de</strong>n, wie z. B. das Deutsche<br />
Museum o<strong>de</strong>r das MoMath.<br />
Die Zukunft <strong>de</strong>r (Mathe-)<strong>Museen</strong><br />
Dynamische Ornamente. Es begann mit einem Atari-Programm <strong>und</strong><br />
wur<strong>de</strong> zu einem Exponat in vielen Ausstellungen <strong>und</strong> <strong>Museen</strong>. Neu<br />
ist die iPad-Version iOrnament, die das Exponat nach Hause bringt.<br />
Oben: Interaktive Wall-Papers im Science Park Tecnópolis in Buenos<br />
Aires, unten Screenshots <strong>de</strong>r iPad-Version mit viel Hintergr<strong>und</strong>material.<br />
(Fotos: Joaquin Ezcurra <strong>und</strong> www.science-to-touch.com)<br />
Bei <strong>de</strong>n Exponaten herrscht eine nicht im Detail <strong>de</strong>finierte<br />
Einteilung in interaktive <strong>und</strong> hands-on Exponate.<br />
Unter Ersteren versteht man Exponate, die eine starke<br />
Software-Komponente beinhalten, also auch einen Bildschirm.<br />
Bei Letzteren han<strong>de</strong>lt es sich um physische Exponate,<br />
wie Puzzlespiele o<strong>de</strong>r reale greifbare Objekte. Interaktive<br />
Exponate sind in <strong>Museen</strong> schwieriger zu warten<br />
Im I<strong>de</strong>alfall wer<strong>de</strong>n sich in Zukunft die mathematischen<br />
Inhalte, die noch dazu aus <strong>de</strong>r aktuellen Forschung <strong>und</strong><br />
einer Wissenschaftsumgebung stammen, mit <strong>de</strong>r Expertise<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n finanziellen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Museumswelt<br />
treffen. Ein Hauptaugenmerk wird auf <strong>de</strong>n Inhalten liegen,<br />
die die mo<strong>de</strong>rne <strong>Mathematik</strong> spannend zu vermitteln<br />
vermögen. Neue Technologien wie z. B. gestenbasierte<br />
Steuerung o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rbare physische Objekte (realtime-rapid-prototyping?)<br />
wer<strong>de</strong>n neue Design-Konzepte<br />
for<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> noch mehr Interaktion <strong>und</strong> Partizipation bieten.<br />
Die MuseumsbesucherInnen wer<strong>de</strong>n immer mehr auch<br />
zu MuseumskuratorInnen, <strong>und</strong> die Grenzen zwischen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> zu Hause wer<strong>de</strong>n verschwimmen. Exponate<br />
kann man mit nach Hause nehmen, von zu Hause aus<br />
wird man das Museum gestalten können. Beispiele für<br />
104 PUBLIKUM MDMV 21 / 2013 | 102–105
diesen Trend ist <strong>de</strong>r offene Wettbewerb zur Erstellung<br />
von open source Exponaten <strong>de</strong>r Initiative MPE2013. Eine<br />
eigene Ausstellung wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Gewinner-Modulen<br />
<strong>de</strong>s Wettbewerbs erstellt, die Ausstellung wird laufend<br />
erweitert. Das Mathemuseum Tirol ist ein Museum, das<br />
von SchülerInnen selbst erstellt wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> auch verwaltet<br />
wird. Sie können sich vorstellen, dass es noch spannen<strong>de</strong>r<br />
ist, ein Museum selbst zu kreieren, statt ein Museum<br />
zu besuchen.<br />
Portale zum Austausch von Exponaten <strong>und</strong> Inhalten, wie<br />
IMAGINARY, wer<strong>de</strong>n auch im Schul- <strong>und</strong> Museumsbereich<br />
stärker aufkommen. Spiele <strong>und</strong> Wettbewerbe sind<br />
Techniken, die in <strong>de</strong>r Wissensvermittlung immer wichtiger<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Grad <strong>de</strong>r Interaktion wird steigen, BesucherInnen<br />
wollen Teil <strong>de</strong>s Prozesses wer<strong>de</strong>n, die Exponate<br />
gemeinsam erstellen o<strong>de</strong>r auch selbst mitforschen.<br />
Ich glaube, dass die Inhalte näher mit <strong>de</strong>r aktuellen Forschung<br />
verb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, was eine Herausfor<strong>de</strong>rung an<br />
die ForscherInnen <strong>und</strong> KommunikatorInnen darstellt. In<br />
Oberwolfach überlegen wir z. B. gera<strong>de</strong> die Möglichkeit<br />
einer Anbindung <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong>vermittlung an die Themen<br />
<strong>de</strong>r Workshops, um hier auch einen Nährbo<strong>de</strong>n für<br />
neue Exponate <strong>und</strong> Inhalte zu generieren.<br />
Mathe-<strong>Museen</strong> wer<strong>de</strong>n zur nationalen Museumslandschaft<br />
gehören. Konkrete neue <strong>Museen</strong> sind schon in<br />
Planung: im Vereinigten Königreich Großbritannien gibt<br />
es seit 2012 das ambitionierte Unternehmen Maths-<br />
WorldUK, mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Erstellung eines <strong>Mathematik</strong>museums<br />
<strong>und</strong> neuen Exponaten aus vielen mathematischen<br />
Welten. Es soll bald mit einer Pilot-Ausstellung im<br />
Museum of Science and Industry in Manchester losgehen.<br />
Auch in Brasilien ist ein neues <strong>Mathematik</strong>museum<br />
geplant – hier bin ich auf nähere Informationen gespannt.<br />
Um <strong>de</strong>r Nachfrage an Inhalten standhalten zu können,<br />
wird es neben <strong>de</strong>n neuen <strong>Mathematik</strong>museen auch immer<br />
mehr MuseumsmathematikerInnen geben (müssen).<br />
Die Webadressen <strong>de</strong>r in diesem Artikel genannten <strong>Museen</strong><br />
<strong>und</strong> Projekte fin<strong>de</strong>n Sie an folgen<strong>de</strong>r Stelle: http://imaginary.org/<br />
user-blog/links-to-maths-museums-science-museums.<br />
Dr. Andreas Daniel Matt, Mathematisches Forschungsinstitut<br />
Oberwolfach, Schwarzwaldstraße 9–11, 77709 Oberwolfach-<br />
Walke. matt@mfo.<strong>de</strong><br />
Andreas Daniel Matt hat in Innsbruck <strong>und</strong> Sevilla<br />
<strong>Mathematik</strong>, Informatik <strong>und</strong> Philosophie studiert<br />
<strong>und</strong> in <strong>Mathematik</strong> promoviert (stochastische<br />
Prozesse, Maschinelles Lernen). Seit 2007<br />
arbeitet er am Mathematischen Forschungsinstitut<br />
Oberwolfach im Bereich <strong>Mathematik</strong>kommunikation.<br />
Er kuratierte das Museum für Mineralien<br />
<strong>und</strong> <strong>Mathematik</strong> (MiMa) in Oberwolfach <strong>und</strong> koordiniert das<br />
Projekt IMAGINARY, eine internationale Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>und</strong><br />
seit 2013 eine open source Plattform für interaktive <strong>Mathematik</strong>vermittlung.<br />
Assistant Professor<br />
of Mathematics<br />
The Department of Mathematics at ETH Zurich<br />
(www.math.ethz.ch) invites applications for<br />
an assistant professor position in mathematics.<br />
Candidates should hold a PhD or equivalent and<br />
have <strong>de</strong>monstrated the ability to carry out in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt<br />
research work. The new professor will<br />
be expected to teach <strong>und</strong>ergraduate (German<br />
or English) and graduate courses (English) for<br />
stu<strong>de</strong>nts of mathematics, natural sciences and<br />
engineering.<br />
This assistant professorship has been established<br />
to promote the careers of younger scientists.<br />
The initial appointment is for four years with<br />
the possibility of renewal for an additional<br />
two-year period.<br />
Please apply online at www.facultyaffairs.ethz.ch<br />
Applications should inclu<strong>de</strong> a curriculum vitae<br />
and a list of publications. The letter of application<br />
should be addressed to the Presi<strong>de</strong>nt of<br />
ETH Zurich, Prof. Dr. Ralph Eichler. The closing<br />
date for applications is 30 September 2013.<br />
ETH Zurich is an equal opportunity and family<br />
friendly employer and is further responsive to<br />
the needs of dual career couples. In or<strong>de</strong>r to<br />
increase the number of women in leading<br />
aca<strong>de</strong>mic positions, we specifically encourage<br />
women to apply.<br />
MDMV 21 / 2013 | 102–105 PUBLIKUM 105