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Einf_MaWi_MetalleA - Lehrstuhl Metallische Werkstoffe, Universität ...

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Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Prof. Dr.-Ing. Uwe Glatzel<br />

Kennung MW2 im Modul Materialwissenschaft<br />

WS 13/14<br />

B. Sc. "Materialwissenschaft und Werkstofftechnik" (1. Sem):<br />

2 SWS Vorlesungen und 1 SWS Praktikum.<br />

B. Ed. "Berufliche Bildung Fachrichtung Metalltechnik" (1. Sem):<br />

2 SWS Vorlesung und 1 SWS Praktikum.<br />

B. Sc. "Physik" oder "Technische Physik" mit Nebenf. Materialwissenschaft:<br />

2 SWS Vorlesung kein Praktikum.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

1<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einteilung der verschiedenen<br />

Studiengänge und Termine<br />

Wichtig: In FlexNow sofort zum Praktikum anmelden!<br />

(außer Physiker)<br />

Praktikum wahlweise im WS oder im SS.<br />

21.10.13 1. Vorlesungstermin:<br />

28.10.13 Praktikumseinführung (siehe Folien 3 und 4)<br />

04.11.13 2. Vorlesungstermin<br />

23.12.13 fällt aus (Weihnachtsferien)<br />

30.12.13 fällt aus (Weihnachtsferien)<br />

06.01.14 fällt aus (Weihnachtsferien)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

2<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Praktikumsversuche<br />

• Zug- und Härteprüfung<br />

• Feinguss<br />

Krieg (Hochmuth)<br />

Fleischmann (Kinzel)<br />

• Metallographie (Probenpräparation, Lichtmikr.)<br />

Scherm (Daoud)<br />

Praktikumsanleitungen unter:<br />

http://www.metalle.uni-bayreuth.de/de/teaching/practical/index.html<br />

Skript unter:<br />

http://www.metalle.uni-bayreuth.de/de/download/teaching_downloads/Vorl_<strong>Einf</strong>_Mawi_Metalle/index.html<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

3<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einteilung im Praktikum<br />

3 Versuche à ca. 4 Stunden.<br />

Einteilung in Gruppen à 3 (!!) Studenten am 2. Vorlesungstermin<br />

mit einer <strong>Einf</strong>ührung in die Praktikumsversuche.<br />

1. Gut vorbereiten!<br />

2. Praktikum wird benötigt<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

4<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


<strong>Einf</strong>ührung in die<br />

Materialwissenschaft/Metalle<br />

1. Vorstellung des <strong>Lehrstuhl</strong>s <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Einf</strong>ührung in<br />

die Materialwissenschaft/Geschichte<br />

2. <strong>Einf</strong>ührung in Praktikum, Gruppeneinteilung, Zeitplan<br />

3. <strong>Einf</strong>ührung in den Werkstoff Metall<br />

4. Aufbau und Eigenschaften metallischer <strong>Werkstoffe</strong><br />

5. Vom Stoff zum Werkstoff - Herstellungsverfahren<br />

6. Vom Werkstoff zum Bauteil (Urformen, Umformen)<br />

7. Werkstoffbezeichnungen<br />

8. Überblick über Werkstoffprüfung (und -analytik)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

5<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Literatur (nicht vollständig)<br />

• Schmitt-Thomas: Metallkunde für das Maschinenwesen - Band I und II -, Springer,<br />

Berlin; 1990 (je ca. 50 €)<br />

• Haasen: Physikalische Metallkunde, Springer, Berlin; 1984<br />

• Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau, Springer, Berlin; 1995<br />

• Schatt, Worch: Werkstoffwissenschaft, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie;1996<br />

• Schumann: Metallographie, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie;1991<br />

• Askeland: Materialwissenschaften, Spektrum Lehrbuch; 1994<br />

• Callister: Materials Science and Engineering - An Introduction, Wiley, New York, 1999<br />

• Ilschner: Werkstoffwissenschaften; Springer, Berlin; 1990<br />

• Hull, Bacon: Introduction to Dislocations, Pergamon, Oxford; 1986<br />

• Reed-Hill: Physical Metallurgy Principles,PWS-Kent, Boston; 1973<br />

• Frost, Ashby: Deformation-Mechanism Maps, Pergamon Press, Oxford; 1982<br />

• Kittel: Festkörperphysik, Oldenbourg, München; 1988<br />

• Atkins: Physikalische Chemie, VCH, Weinheim, 1990<br />

• Barrett, Nix, Tetelmann: The Principles of Engineering Materials, Prentice Hall; 1973<br />

• Borchardt-Ott, Kristallographie, Springer; 1997<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

6<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Der Professor:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Uwe Glatzel<br />

• Jahrgang 1960<br />

• Studium der Physik in Tübingen (Auslandsjahr in<br />

Corvallis, Oregon, USA)<br />

• Promotion am Institut für Metallforschung, TU-Berlin,<br />

Prof. Monika Feller-Kniepmeier<br />

• post-doc (1 Jahr) an der Stanford University<br />

• Habilitation an der TU-Berlin<br />

• Gerhard-Hess Preis der DFG für junge<br />

Nachwuchswissenschaftler<br />

• 1996-2003 Prof. für "<strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>" in Jena<br />

• seit 01.04.2003 in Bayreuth (<strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>)<br />

Kontakt: Raum 1.04.1, Tel.: (0921) 55-5555<br />

Ludwig-Thoma-Str. 36b (IMA) e-mail: uwe.glatzel@uni-bayreuth.de<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

7<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Wo?<br />

Ludwig-Thoma-Str. 36 b<br />

95447 Bayreuth<br />

Industriegebiet Glocke-Süd<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

8<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Der <strong>Lehrstuhl</strong>:<br />

Auswahl an Industrie-<br />

Kooperationspartner<br />

September 2013<br />

Personal:<br />

1-3 post-doc 8-10 Doktoranden<br />

4-5 Techniker 1-2 Azubis (Werkstoffprüfer/Metalltechnik)<br />

1-2 Sekretärin 3-5 Diplomanden (Materialwissenschaft)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

9<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Forschung und Lehre<br />

Lehre<br />

• Vorlesungen (Materialwissenschaft Metalle),<br />

Praktika<br />

• Studienarbeiten/Diplomarbeiten<br />

• Exkursionen<br />

• Auslandsaufenthalte (in beiden Richtungen)<br />

Forschung<br />

• Grundlagenforschung (DFG-Projekte)<br />

• Anwendungorientierte Forschung (BMBF, AVIF/FAT, BFS)<br />

• Auftragsforschung<br />

Technologietransfer<br />

• Beratung von Firmen bei Werkstofffragen<br />

• Prozeßentwicklung in der Lasermaterialbearbeitung<br />

• Schadens- u. Werkstoffanalysen<br />

• Qualitätssicherung u. Qualitätsstandard<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

10<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Exkursionen<br />

http://www.metalle.uni-bayreuth.de/de/news/Exkursionen/index.html<br />

MTU, KraussMaffei, Plansee, Sintec, Tyrolit<br />

05.-07-07.06<br />

ThyssenKrupp, Duisburg, Juni 2004<br />

SKF, Schweinfurt, Juni 2005<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

11<br />

Audi, Ingolstadt, Mai 2007<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Was machen wir in der Forschung?<br />

Arbeitsgruppen am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

• Hochtemperaturlegierungen<br />

• Werkstoffprüfung<br />

• Lasermaterialbearbeitung<br />

• Strukturanalyse<br />

• Modellierung und Simulation<br />

• Künstliche Gelenke<br />

"zentral":<br />

Metallographie,<br />

Werkstatt, Sekretariat<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

12<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


"Zentrale" Einrichtungen<br />

Hans Lassner<br />

Bernd Deuerling<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Metallographie:<br />

Gefügepräparation aller<br />

Werkstoffgruppen, beschichtete Proben,<br />

Präparation für die<br />

Transmissionselektronenmikroskopie.<br />

Werkstatt:<br />

Prüfprobenfertigung aus verschiedenen<br />

<strong>Werkstoffe</strong>n (aus dem Bauteil möglich),<br />

Gerätebetreuung, Fertigen spezieller<br />

Zusatzvorrichtungen.<br />

13<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Hochtemperaturlegierungen<br />

Nickelbasissuperlegierungen, z.B. mit<br />

Motoren- und Turbinen Union (MTU<br />

Aero Engines)<br />

Dr. Rainer Völkl<br />

und ein Reihe weiterer Projekte:<br />

Graduiertenkolleg<br />

LuFo IV-4 mit MTU:<br />

Christian Konrad<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

14<br />

Johannes Strößner<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Nickelbasissuperlegierungen<br />

Einkristalline Nickelbasislegierungen als erste Laufschaufeln<br />

nach der Brennkammer in Flugturbinen.<br />

Fan<br />

Vortrieb<br />

(Titan)<br />

Gastemp.: 1500°C<br />

Werkstoff: 1100°C<br />

20.000 1/min.<br />

Verdichter (Titan)<br />

konst. Spannung<br />

von ca. 80 MPa<br />

(1 PKW/cm 2 )<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

15<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Beispiele Gasturbinen<br />

Anwendung<br />

Gewicht<br />

[kg]<br />

Leistung<br />

[kW]<br />

Durchm.<br />

Scheibe<br />

[m]<br />

Drehzahl<br />

[1/min.]<br />

max.<br />

Verbrauch<br />

[l/h]<br />

Kosten<br />

[T€]<br />

Modellbau<br />

JetCat P120SX<br />

1,4<br />

22<br />

(Schub: 0,13 kN)<br />

0,07 123 000 ~ 23 2,8<br />

Rolls Royce<br />

RR300 für<br />

Helikopter<br />

80 225 0,24 50 000 ~ 100 ?<br />

Engine Alliance<br />

GP 7270 für<br />

Airbus A380<br />

6 700<br />

60 000<br />

(Schub: 370 kN)<br />

1,00 12 000 ~ 3 600 ~ 13 000<br />

stationäre Gasturbine<br />

SGT5-<br />

8000H, Irsching<br />

Wirkungsgrad<br />

> 40%<br />

GuD > 60%<br />

444 000<br />

375 000<br />

(GuD: 570 MW)<br />

~ 4,00 3 000<br />

~ 85 000<br />

schweres<br />

Heizöl<br />

(~ 100 000<br />

m 3 /h Erdgas)<br />

~ 200 000<br />

(Schätzung)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

16<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Große, einkristalline Schaufel<br />

Schaufel für<br />

eine stationäre<br />

Gasturbine<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

17<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Konstruktive und werkstoffbedingte<br />

Steigerung der Temperatur<br />

Temperatur [°C]<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Polykristall<br />

militärisch<br />

zivil<br />

gerichtete Erstarrung<br />

Materialtemperatur<br />

Einkristall<br />

Gastemperatur<br />

Steigerung durch<br />

verbesserte Kühlung<br />

Temperatursteigerung durch<br />

bessere Materialien<br />

1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />

Jahr<br />

Keramik??<br />

Platin?<br />

konstante<br />

Steigerung<br />

5-10°C/Jahr<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

18<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Gefüge<br />

Zweiphasige, einkristalline Nickelbasissuperlegierungen:<br />

kubisch-flächenzentrierte<br />

Matrix<br />

(Nickelmischkristall)<br />

Ni 3 Al => ebenfalls kfz, aber chemisch<br />

geordnete L1 2 , oder ' Phase<br />

Frei von Versetzungen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

19<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vor und nach Verformung<br />

Vor der Verformung<br />

Nach der Verformung<br />

bei T = 850°C, = 500 MPa<br />

Längsschnitt, = 1 %<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Lastachse<br />

20<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Legierungsentwicklung<br />

Erschmelzen der<br />

Legierungen im Lichtbogen,<br />

oder im …<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

21<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


… Vakuuminduktionsofen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

22<br />

Ernst Fleischmann<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Gruppe<br />

Werkstoffprüfung<br />

Bestimmung von<br />

Materialkenndaten:<br />

Benedikt Albert<br />

Biegefestigkeit, Dr.-Ing. Rainer Völkl<br />

Bruchfestigkeit,<br />

Elastizitätsgrenze,<br />

E-Modul,<br />

Kerbschlagzähigkeit,<br />

Korrosionsbeständigkeit,<br />

Kriechfestigkeit.<br />

Dehngeschwindigkeiten von 10 -10 s -1 bis 10 2 s -1<br />

Temperaturen von RT bis 1400°C.<br />

Christian Hochmuth<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

23<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Zugversuch<br />

Verformung der<br />

Rundprobe mit<br />

konstanter<br />

Geschwindigkeit<br />

bis zum Bruch<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

24<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Hochtemperaturverformung<br />

bis 1400°C<br />

Temperatur und<br />

Last (Kraft) sind<br />

konstant<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

25<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Hochtemperaturverformung<br />

bis zum Schmelzpunkt<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

26<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Lasermetallurgie<br />

• Laserschweißen<br />

• Laserlöten<br />

• Oberflächenbearbeitung<br />

mittels Laser<br />

Florian<br />

Scherm<br />

DFG, AVIF/FAT und diverse Industrieprojekte<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

27<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Laserschweißlöten<br />

AVIF-Projekt:<br />

Hybridmischbauweise,<br />

insbesondere<br />

Schweiß/Lötverbindung<br />

von Aluminium mit Stahl<br />

Titan schweißen möglich<br />

www.audi.com<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Promotionen: Jean Pierre Bergmann,<br />

Holger Laukant, Elisa Guimaraens<br />

28<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Strukturanalyse<br />

• Rasterelektronenmikroskop mit Focused Ion Beam (Feb. 2005)<br />

• Transmissionselektronenmikroskop (Jan. 2006)<br />

Röntgendiffraktometer<br />

Thermische Analyse<br />

(DTA, DSC, TG,<br />

Dilatometer, Laser-Flash)<br />

Gutachten<br />

gebrochenes<br />

Knieimplantat<br />

Dr.-Ing. Rainer Völkl<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

29<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Strukturanalyse<br />

Rasterelektronenmikroskop mit Focused Ion Beam, ZEISS 1540 XB<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

30<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Strukturanalyse<br />

Transmissionselektronenmikroskop<br />

ZEISS Libra 200 FE<br />

Christian Hochmuth<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

31<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Chemische Analyse<br />

Glow Discharge Optical Emmission<br />

Spectroskopy (GD-OES)<br />

Dr. Adelheid Schütz<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

32<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Modellierung und<br />

Simulation<br />

• Simulation von Kriechverformung<br />

• Simulation innerer Spannungen in<br />

mehrphasigen Gefügen<br />

• Thermodynamische Berechnungen von<br />

Phasenstabilitäten (ThermoCalc, Dictra)<br />

Matthias Bensch<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

33<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


FAN-Tauziehen<br />

1. Platz 2005 - 2007 2. Platz 2008<br />

3. Platz 2003, 2010 Viertelfinale 2009<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

34<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Berufsaussichten Ingenieure<br />

Vergütung:<br />

Selten genaue Angaben ("je<br />

nach Qualifikation")<br />

Einstiegsgehälter meist<br />

orientiert am öffentlichen<br />

Dienst (E 13)<br />

Jahresgehälter:<br />

~ 40 T€/Jahr Diplom-<br />

Ingenieur (<strong>Universität</strong>), bzw.<br />

~ 48 T€/Jahr Dr.-Ing.)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

35<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vergütung (Jan. 2006)<br />

Anwälte ~ 29.100 €<br />

Ing. + Naturwiss. ~ 41.000 €<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

36<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Jetzige wirtschaftliche Bedeutung der<br />

Metallindustrie für Deutschland<br />

Import und Export (2008)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

37<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

17


Studiengang in Deutschland<br />

Studiengang Materialwissenschaft und<br />

Werkstofftechnik, zum Teil auch "nur" eine<br />

Fachrichtung im Maschinenbau, Physik oder<br />

Chemie:<br />

46 x in Deutschland (10 x FH und 36 x Uni,<br />

von Kiel bis TU München)<br />

Allein 6 x in Bayern:<br />

FH Hof und FH Nürnberg,<br />

Unis Bayreuth, Erlangen-Nürnberg, Augsburg,<br />

München<br />

Aber: in USA "materials science and engineering" sehr viel stärker<br />

in der Gesellschaft verankert<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

38<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Studiengang in Deutschland<br />

Materialwissenschaft<br />

Umwelt- und Bioingenieurwiss.<br />

B.Sc. Engineering Science<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

39<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Geschichte der <strong>Werkstoffe</strong><br />

Ganze Zeitalter der Menschheit wurden nach dem in dieser Zeit<br />

vorherrschendem Werkstoff benannt:<br />

• Steinzeit (Beginn der Altsteinzeit ca. 20 000 v.Chr.)<br />

• Neusteinzeit (ca. 3 000 v.Chr.)<br />

• Bronzezeit (Europa 2 000 v.Chr.)<br />

• Eisenzeit ( 1 000 v.Chr.)<br />

• Informationszeitalter, Silizium-Technologie (ca. 1960 n.Chr.).<br />

Noch heute sind 90% aller industriell verwerteter Metalle<br />

Eisenwerkstoffe!<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

40<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Geschichte der Metallurgie:<br />

Bedeutung von Metallen<br />

für die<br />

Entwicklung der Menschheit<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

41<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Entwicklung der Metallurgie<br />

Triebkräfte für die Entwicklung der Metallurgie<br />

Jagd<br />

<strong>Metallische</strong> Jagdgeräte mit höherer Effizienz wie z.B. Schneidfähigkeit<br />

Krieg<br />

Schmuck<br />

Industrie<br />

Information<br />

<strong>Metallische</strong> Kriegsgeräte mit höherer Effizienz wie z.B. Kanonen, Panzer<br />

<strong>Metallische</strong> Schmuckgegenstände mit höherem Wert für Handel und<br />

Gesellschaft<br />

<strong>Metallische</strong> Werkzeuge für die gestiegenen Anforderungen an<br />

Schnelligkeit und Automatisierung, wie z. B. Dampfmachine<br />

Informationstechnologie auf Grundlage metallischer Erzeugnisse,<br />

wie z.B. Si-Leiterplatten<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

42<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

18


Metalle im Altertum<br />

Anfänge der Metallurgie u. Bronzezeit<br />

Ursprungsgebiet der Metallurgie:<br />

Nordosten Persiens<br />

Entdeckung erster Metallanwendungen<br />

zur Zeit der Hochkulturen der:<br />

•Ägypter<br />

•Babylonier<br />

•Perser<br />

•Inder<br />

•Chinesen<br />

Komplexere Organisation<br />

der Landwirtschaft in Stromtälern<br />

mit ausgedehnten<br />

Bewässerungsanlagen<br />

Freisetzung einer größeren<br />

Zahl von Menschen für<br />

andere Tätigkeiten<br />

Verbreitung metallurgischer Technologien<br />

Tätigkeiten außerhalb der<br />

Landwirtschaft<br />

Erste Anwendung metallischer <strong>Werkstoffe</strong><br />

(Frühzeit ca. 3000 v. Chr.):<br />

metallischer Schmuck u. Gefäße<br />

Entstehung von Handwerksbetrieben<br />

und dadurch Bedarf<br />

an metallischen Werkzeugen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

43<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

19


Metalle im Altertum<br />

Anfänge der Metallurgie u. Bronzezeit<br />

Erste Verwendung von Kupferwerkstoffen<br />

für Waffen durch Beimengungen von<br />

Arsen:<br />

härter als reines Cu und dadurch<br />

geeignet für Waffen<br />

Bronzeguß in Ägypten 1450 v. Chr.<br />

Verbesserung der Ofentechnik:<br />

• Erzeugung höhere Temperaturen<br />

• Entdeckung neuer Metalle (Sn, Pb, Fe)<br />

• Entdeckung des Legierens<br />

Weitere treibende Kräfte: Entwicklung<br />

neuer Gesellschaftsstrukturen:<br />

Metallgeräte in der Landwirtschaft<br />

Landwirtschaft Handel<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

44<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

20


Metalle im Altertum<br />

Technik der Metallgewinnung - Bergbau<br />

Übersicht früher Metallurgie<br />

Chr. Geb.<br />

1000<br />

2000<br />

3000<br />

vor Christi Geb.<br />

Griechische Bergleute in<br />

Tongrube 575-550 v. Chr.<br />

4000<br />

5000<br />

Förderung von Grubenwasser mit<br />

archimedischen Schrauben<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

45<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

21


Metalle im Mittelalter - Bedeutung<br />

Die sieben mechanischen Künste des Mittelalters<br />

Agricultura Landwirtschaft Aurifabra Schmiedekunst<br />

Venatoria Jagd<br />

Cyrurgia Heilkunst<br />

Mercatoria Handel<br />

Architectura Baukunst<br />

Tympanistria Spielkunst<br />

Die dargestellten Handwerksgegenstände spiegeln die große Bedeutung metallischen Werkzeugs wider<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

46<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

26


Metalle in der Neuzeit<br />

Neue Technologien<br />

Komplexere<br />

Ausnutzung<br />

der vorhandenen<br />

Erzressourcen<br />

durch die Weiterentwicklung<br />

von<br />

Förder- und<br />

Bergwerkstechnik<br />

Feilenhaumaschine von Leonardo da Vinci<br />

Ab dem 15. Jahrhundert sind erste Ansätze<br />

für eine Automatisierung der Metallbearbeitung<br />

erkennbar<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

47<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

33


Metalle in der Neuzeit<br />

Neue Technologien<br />

Hochofen im 16. Jahrhundert<br />

Wachsende Größe von Hochöfen durch die<br />

Verbesserung der Luftzufuhr durch<br />

wassergetriebene Blasebälge<br />

Walztechnik im 18. Jahrhundert<br />

Die verbesserte Nutzung der Wasserkraft<br />

macht erstmals das Walzen von Eisenplatten<br />

möglich. Die Holzkonstruktion setzte<br />

derartigen Anlagen jedoch Grenzen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

48<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

34


Metalle zur Zeit der<br />

industriellen Revolution<br />

Vollkommen neue Technologien!<br />

Hochofen im 19. Jahrhundert: Die<br />

Anwendung mit Dampfmaschinen<br />

betriebener Gebläse erlaubte den<br />

Bau größerer Hochöfen bis zu 20 t.<br />

2008: ThyssenKrupp Duisburg, Inbetriebnahme<br />

Hochofen 8: Kosten ~ 250 Mio. €,<br />

Höhe: 89 m, täglich ~ 5.600 to Roheisen<br />

(≙ 700 m 3 Volumen ≈ H32)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

49<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

35


Viele weitere Beispiele<br />

möglich<br />

(noch zwei negative Beispiele)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

50<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Metalle zur Zeit der<br />

industriellen Revolution<br />

Die Kolonialisierung machte eine Aufrüstung<br />

der Kolonialflotte notwendig. Dabei wurden<br />

große Mengen an Stahl verwendet um<br />

besonders sichere Schiffe zu bauen<br />

Prüfung von Panzerplatten: Die Entwicklung<br />

neuer Geschütze und Geschosse trieb die<br />

Entwicklung widerstandsfähiger Stahlsorten<br />

für die Panzerung von Kriegsschiffen voran<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

51<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Metalle zur Zeit der<br />

industriellen Revolution<br />

Umwelt:<br />

Die ungereinigten Abgas - und Rauchmengen der<br />

Hochöfen, Stahlwerke und Kokereien<br />

verfinsterten den Himmel in den Industriezentren<br />

und verdreckte die Umgebung, was mit einer<br />

starken Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />

verbunden war<br />

Gesellschaft<br />

In den dichtbesiedelten Arbeiterwohnvierteln<br />

(hier London 1870) wohnten Menschen unter<br />

schlechten hygienischen Bedingungen, was<br />

zahlreiche Epidemien zur Folge hatte<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

52<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong><br />

43


<strong>Einf</strong>ührung in den<br />

Werkstoff Metall<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

53<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vorkommen der Metalle<br />

Na<br />

Ca 3,0<br />

Fe 3,6<br />

Al 5,0<br />

8,1<br />

Si<br />

27,7%<br />

Mg<br />

K 2,1<br />

3,0<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Rest<br />

0,9<br />

54<br />

O<br />

46,6%<br />

Aber: Aluminiumlegierungen ~ 5 x teurer als Stahl<br />

Eselsbrücke/Merkspruch: Osialfeca Nakampf-MG<br />

Element Anteil in %<br />

O 46,6<br />

Si 27,7<br />

Al 8,1<br />

Fe 5<br />

Ca 3,6<br />

Na 3<br />

K 3<br />

Mg 2,1<br />

Ti 0,63<br />

Mn 0,1<br />

Cr 0,037<br />

Zr 0,026<br />

Ni 0,02<br />

V 0,017<br />

Cu 0,01<br />

U 0,008<br />

W 0,005<br />

Zn 0,004<br />

Pb 0,002<br />

Co 0,001<br />

Be 0,001<br />

Mo 0,0001<br />

Sn 0,0001<br />

Sb 0,00001<br />

Cd 0,00001<br />

Hg 0,00001<br />

Bi 0,000001<br />

Ag 0,000001<br />

Pt 0,0000001<br />

Rest<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Anteil der Elemente in der Erdkruste<br />

bezogen auf 10 6 Siliziumatome<br />

Eine spezielle<br />

Person der<br />

Weltbevölkerung<br />

(8 Milliarden)<br />

© U.S. Geological Survey Fact Sheet 087-02 (2002)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

55<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vorkommen verschiedener Metalle<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

56<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verbrauch verschiedener<br />

<strong>Werkstoffe</strong> (relativ)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

57<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verbrauch absolut<br />

1000<br />

Produktion der wichtigsten <strong>Werkstoffe</strong> in den USA<br />

Produktion in 10 6 t<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Stahl<br />

Metalle<br />

Kupfer und Zink<br />

Kunststoffe<br />

Glas<br />

Aluminium<br />

Faserverstärkte<br />

<strong>Werkstoffe</strong><br />

0.1<br />

1900 1920 1940 1960 1980 2000<br />

Jahr<br />

Kurzzeitige Schwankungen wurden ausgeglichen.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

58<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Stahlhersteller<br />

Unternehmen Land 2007 2008<br />

1. ArcelorMittal Luxemburg 116,4 101,6<br />

2. Nippon Steel Japan 35,7 37,5<br />

3. Baosteel China 28,6 35,4<br />

4. Hebei Iron and Steel China 31,1 33,3<br />

5. JFE Group Japan 34,0 32,4<br />

6. POSCO Südkorea 31,1 31,7<br />

7. Wuhan Iron and Steel China 20,2 27,7<br />

8. Tata Steel Indien 26,5 24,4<br />

9. Shandong Iron and Steel China 23,8 23,8<br />

10. Jiangsu Shagang China 22,9 23,3<br />

11. US Steel USA 21,5 23,2<br />

12. Nucor USA 20,0 20,4<br />

13. Gerdau S.A. Brasilien 18,6 20,4<br />

14. Severstal Russland 17,3 19,2<br />

15. Evraz-Gruppe Russland 16,2 17,7<br />

16. Riva FIRE Italien 17,9 16,9<br />

17. Anshan Iron and Steel China 16,2 16,0<br />

18. ThyssenKrupp Deutschland 17,0 15,9<br />

Produktion in Mio. Tonnen/Jahr World Steel Association, Ranking 2008<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

59<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Stahlerzeugung Weltwirtschaft<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

60<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Festigkeit und Elastizitätsmodul<br />

verschiedener <strong>Werkstoffe</strong><br />

Basalt<br />

Carbon<br />

Glass<br />

... fibre reinforced polymer<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

61<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Bruchzähigkeit<br />

(≙ Schlagempfindlichkeit)<br />

Wichtigster Werkstoffparameter, Kosten (Masse):<br />

Stahl : Aluminium : gfrp/Ni : Titan : cfrp<br />

1 : 5 : 10 : 50 : 500<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

62<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Anwendung verschiedener<br />

<strong>Werkstoffe</strong><br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

63<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Preisentstehung<br />

Kosten für<br />

Weiterverarbeitung<br />

Verfügbarkeit<br />

( Vorkommen)<br />

Kosten für<br />

Darstellung<br />

Preis des<br />

Werkstoffs<br />

Nachfrage<br />

Preis in DM/kg<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Kosten<br />

Vorkommen<br />

30 €/kg<br />

0,63%<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

Vorkommen in %<br />

10<br />

0<br />

3 €/kg<br />

Kupfer<br />

0,01%<br />

Titan<br />

0,1<br />

0<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

64<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verfügbarkeit und Preisentwicklung<br />

Beispiel Aluminium<br />

Faktoren für die<br />

Standortentwicklung:<br />

Energiepreise<br />

Rohstoffe<br />

Transportwege<br />

DM/t<br />

Standort<br />

€/t 07.09.09:<br />

1.300 €/t<br />

4,6 Mio. t Bestand!<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

65<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Preisentwicklung Stahl<br />

Preisspanne für warmgewalzten Stahl in US$/t<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

66<br />

World Steel in Figures, IISI, 2006<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Entwicklung der<br />

Rohstahlerzeugung<br />

siehe Folie 60<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

67<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Preisentwicklung Au, Pt, Pd, Re<br />

---- 20 €/g ----<br />

1 US$/oz = 0,72 €/31,103 g = 0,023 €/g<br />

Stand: 24.10.2010<br />

---- 40 €/g ----<br />

--- 6 €/g ---<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

68<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Aufbau und Eigenschaften<br />

<strong>Metallische</strong>r <strong>Werkstoffe</strong><br />

• Definitionen<br />

• Metallbindung<br />

• Kristallstruktur (ideales Gitter)<br />

• Gitterbaufehler (reales Gitter)<br />

• Thermodynamik von Legierungen<br />

• Verformungsmechanismen<br />

• Mechanismen der Festigkeitssteigerung und Entfestigung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

69<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Definition Metall<br />

Ein Metall hat überwiegend metallische Eigenschaften:<br />

– elektrische Leitfähigkeit<br />

– thermische Leitfähigkeit<br />

– Verformbarkeit/Duktilität (Zähigkeit, unempfindlich gegen Schläge)<br />

– mittlere Festigkeit, mittlere Steifigkeit<br />

– glänzende Oberfläche (undurchsichtig)<br />

– manchmal: Ferromagnetismus<br />

Ein reines Metall ist ein Element des Periodensystems.<br />

Eine Legierung ist eine Mischung verschiedener Elemente (mindestens<br />

ein Metall). Die Legierung hat metallische Eigenschaften.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

70<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Definitionen metallkundlicher<br />

Begriffe<br />

Phase:<br />

homogener Stoff<br />

eines Zustandes<br />

Phasendiagramm H 2 O<br />

Korn:<br />

ein durch Korngrenzen<br />

begrenzter einzelner<br />

Kristall<br />

Korngrenzen in<br />

Molybdän<br />

Kristall:<br />

Anordnung der Atome auf<br />

Gitterplätzen, endliche<br />

Abmessung<br />

Aggregat:<br />

polykristallines einoder<br />

mehrphasiges Teil<br />

kubisch-raum-zentrierte<br />

(krz) Struktur<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

71<br />

Armco-Eisen mit 0,02 % C<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Definitionen metallkundlicher<br />

Begriffe<br />

Gefüge:<br />

Anordnung von<br />

Phasen und Körnern<br />

in einem Aggregat,<br />

Verteilung der<br />

Defekte<br />

Seigerung:<br />

Bereiche mit unterschiedlicher<br />

chemischer Zusammensetzung<br />

Primäre Cu 2 O-Kristalle im Cu+ Cu 2 O-Eutektikum<br />

Orientierung:<br />

Anordnung der das Kristallgitter<br />

aufspannenden Vektoren<br />

relativ zu einem äußeren<br />

Vektorensystem<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

72<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


(Struktur-) Metalle mit<br />

technischer Bedeutung<br />

Leichtmetalle<br />

Periodensystem der Elemente<br />

Metalle<br />

Metalloide<br />

Nichtmetalle<br />

Preis<br />

Hochtemperaturlegierungen<br />

auf Nickelbasis<br />

hochschmelzenden Elemente (Refraktärmetalle)<br />

PGM, Edelmetalle<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

73<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Andere Variante des<br />

Periodensystems der Elemente<br />

116 - 24 92 Metalle<br />

95 - 24 71 Metalle<br />

ca. 70 der natürlich<br />

vorkommenden<br />

Elemente sind Metalle<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

74<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Nichtmetalle - Halbmetalle - Metalle<br />

nach Ionisierungsenergie<br />

Metalle 8 10 23<br />

weitere Elemente<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

75<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Lieferformen von Metallen<br />

Bleche<br />

Unterschiedlichen <strong>Werkstoffe</strong>:<br />

(Baustahl, verzinkter Stahl, Cu,<br />

Messing, Al)<br />

Bleche mit strukturierter Oberfläche<br />

Coils<br />

Profile<br />

Blöcke<br />

Strangpressprofile<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

76<br />

Vergüteter Kunststoffformenstahl<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Lieferformen von Metallen<br />

Formkörper<br />

Halbzeuge<br />

Gesenkschmiedeteile<br />

Walzwerkerzeugnisse<br />

Pulver<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

77<br />

Ölpumpe aus Sinterstahl<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


<strong>Metallische</strong> Eigenschaften<br />

• optisch:<br />

• mechanisch:<br />

• elektrisch:<br />

• thermisch:<br />

metallischer Glanz<br />

plastische Verformbarkeit<br />

gute elektrische Leitfähigkeit<br />

(Leitfähigkeit steigt mit sinkender Temperatur)<br />

gute Wärmeleitfähigkeit<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

78<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Eigenschaften von Metallen<br />

Stoff Spezifischer Widerstand bei RT (·m)<br />

Bernstein<br />

Quarzglas<br />

Paraffin<br />

Hartgummi<br />

Polyvinylchlorid (Vinidur)<br />

Polymetacrylatharz (Plexiglas)<br />

Glas<br />

Phenolharz (Pertinax)<br />

Keramische <strong>Werkstoffe</strong><br />

Schiefer<br />

Silizium<br />

NiCr20<br />

Blei<br />

Eisen<br />

Kupfer<br />

Silber (höchste elektr. Leitfähigkeit aller Metalle)<br />

Blei (T < 7,22 K; supraleitend)<br />

1·10 18<br />

5·10 16<br />

3·10 16<br />

1·10 16<br />

10 13 -10 14<br />

10 13<br />

5·10 11<br />

10 8 -10 11<br />

10 7 -10 12<br />

1·10 6<br />

2,3·10 -2<br />

1,5·10 -6<br />

22·10 -8<br />

Isolatoren<br />

Halbleiter<br />

Legierungen<br />

10·10 -8<br />

Leiter (Metalle)<br />

1,8·10 -8<br />

1,6·10 -8<br />

< 10 -26 Supraleiter<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

79<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Bindungsarten<br />

Kovalente Bindung<br />

(500-1300 kJ/mol)<br />

gemeinsame<br />

Valenzelektronen<br />

positiv<br />

geladenes<br />

Ion<br />

Van der<br />

Waals-<br />

Bindung<br />

(< 50 kJ/mol)<br />

Polymerwerkstoffe<br />

Silikate<br />

Alkali-<br />

Halogenide<br />

Münzmetalle<br />

Ionenbindung<br />

(600 -1500 kJ/mol)<br />

Übergangsmetalle<br />

<strong>Metallische</strong><br />

Bindung<br />

(100-800 kJ/mol)<br />

Legierungen<br />

Anziehungskräfte<br />

zwischen<br />

polarisierten<br />

Atomen<br />

Anziehungskräfte<br />

zwischen positiv<br />

und negativ<br />

geladenen Ionen<br />

+<br />

+<br />

-<br />

+<br />

- - -<br />

-<br />

+<br />

Metallion<br />

Elektronengas<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

80<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Paarpotenial<br />

Potentialkurve<br />

Kugel-Feder-Modell<br />

U<br />

U = - r -m + r -n<br />

F<br />

F = -<br />

dU<br />

dr<br />

<br />

~ r -n d 2 U<br />

E =<br />

<br />

dr 2<br />

r0<br />

abstoßende Kräfte<br />

~ r -n-1<br />

r 0<br />

T=0<br />

r<br />

r 0<br />

r<br />

T > 0<br />

r 0 (T) > r 0<br />

~ r -m<br />

m: Exponent des anziehenden<br />

Potentials (1...6)<br />

n: Exponent des abstoßenden<br />

Potentials (9...12)<br />

anziehende Kräfte<br />

~ r -m-1<br />

m < n<br />

Ruhelage r 0 bei T = 0 K<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

81<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


<strong>Metallische</strong> Bindung<br />

a) Energieniveauschema eines freien<br />

Na-Atoms<br />

b) zwei nahe beieinander angeordnete<br />

Na-Atome (Aufspaltung der<br />

Energieniveaus)<br />

a) b)<br />

c) Energiebänder im Na-Kristall<br />

(3s-Band ist halb gefüllt)<br />

d) Modellvorstellung: positiv geladene<br />

Atomrümpfe, Elektronengas<br />

c) d)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

82<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Aufbau der <strong>Werkstoffe</strong><br />

Anordnung der Atome in einem Festkörper<br />

kubisch-raumzentriert<br />

(krz)<br />

KRISTALLIN<br />

lang- und kurzreichweitige<br />

Ordnung<br />

GLASIG<br />

keine lang-, aber kurzreichweitige<br />

Ordnung<br />

AMORPH<br />

keine lang-, keine kurzreichweitige<br />

Ordnung<br />

kubisch-flächenzentriert<br />

(kfz)<br />

hexagonal-<br />

dichteste-<br />

Packung (hdp)<br />

Metalle<br />

Kieselglas<br />

Amorphe Legierung<br />

Im Rahmen dieser Vorlesungsreihe werden ausschließlich Metalle mit kristallinem Aufbau behandelt.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

83<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kristallographische Punkte<br />

und Richtungen<br />

z<br />

0,0,1<br />

z<br />

[0,0,1]<br />

[1,1,1]<br />

0,0,0<br />

½,1,0<br />

y<br />

y<br />

x<br />

x<br />

[1,1,0]<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

84<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kristallographische Ebenen<br />

Millerschen Indizes<br />

z • Bestimmung der Achsenabschnitte<br />

m = 2, n = 4, p = 1<br />

c<br />

Kehrwerte:<br />

1<br />

2<br />

,<br />

1<br />

4<br />

,1<br />

a<br />

b<br />

y<br />

• Hauptnenner:<br />

2<br />

4<br />

• Millersche Indizes für Ebenen in<br />

runden Klammern (hkl): (214)<br />

,<br />

1<br />

4<br />

,<br />

4<br />

4<br />

x<br />

1 1 1<br />

—: —: — h : k : l<br />

m n p<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

85<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ideales Gitter<br />

Millersche Indizes wichtiger Netzebenen<br />

z<br />

z<br />

z<br />

z<br />

x<br />

(100)<br />

y<br />

x<br />

(110)<br />

y<br />

x<br />

(111)<br />

y<br />

x<br />

(112)<br />

y<br />

Achsenabschnitte<br />

m 1 1 1 1<br />

n 1 1 1<br />

p 1 ½<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

86<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ideales Gitter<br />

Netzebenen und Kristallrichtungen<br />

Sollen alle Netzebenen des gleichen Typs angesprochen werden, so verwendet man<br />

geschweifte Klammern.<br />

Beispiel: Würfelflächen (100), (010), (001), ( 100), (010), (001)<br />

Kurzschreibweise: {100}<br />

Kristallrichtungen werden (im kubischen System) durch die Millerschen Indizes der Ebene<br />

angegeben, auf der die Richtung senkrecht steht (in eckigen Klammern).<br />

_<br />

Beispiel: Raumdiagonalen [111], [111], ...<br />

Sind alle Kristallrichtungen des gleichen Typs gemeint, so verwendet man spitze Klammern.<br />

Beispiel: alle Raumdiagonalen des Würfels: 111<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

87<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kristallsysteme metallischer<br />

<strong>Werkstoffe</strong><br />

kubisch raumzentriert (krz):<br />

z. B.: -Fe, -Fe, Cr, V, Mo<br />

W, Nb, Ta, -Ti<br />

kubisch flächenzentriert (kfz):<br />

z. B.: -Fe, Ni, Cu, Ag, Au<br />

Al, Pt, -Co<br />

hexagonal dicht gepackt (hdp):<br />

z. B.: -Ti, Mg, Zn, Be, -Co, Cd<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

88<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


kubisch raumzentriert - kubisch flächenzentriert<br />

krz:<br />

kfz:<br />

a krz<br />

a kfz<br />

Atome je Einheitszelle<br />

8*1/8 + 1 =2 8*1/8 + 6*1/2 = 4<br />

Raumerfüllung<br />

68% 74%<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

89<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Räumlich dichteste Kugelpackungen<br />

{111} Ebenen im kfz-Gitter<br />

Stapelfolge:<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Die kubisch-flächenzentrierte<br />

Elementarzelle enthält Gitterebenen<br />

mit 3-zähliger Symmetrie.<br />

Die Raumerfüllung von ca. 74%<br />

entspricht der räumlich dichtesten<br />

Kugelpackung.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

90<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Räumlich dichteste Kugelpackungen<br />

hexagonal dichtest gepackt<br />

kubisch flächenzentriert<br />

A<br />

B<br />

A<br />

C<br />

B<br />

A<br />

Die beiden Kristallstrukturen unterscheiden sich nur in der Stapelfolge der<br />

dichtest gepackten Ebenen (hdp: ABABAB, kfz: ABCABC).<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

91<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Gitterdefekte<br />

P'<br />

Z<br />

K<br />

S<br />

L<br />

Punktförmige Gitterstörungen (0-dim.):<br />

Leerstelle (L), Zwischengitteratom (B),<br />

Substitutionsatom (S)<br />

Linienförmige Gitterstörungen (1-dim.):<br />

Stufen-, Schraubenversetzungen ( )<br />

G<br />

P'<br />

Z<br />

K<br />

L<br />

B<br />

B<br />

P<br />

Flächenförmige Gitterstörungen (2-dim.):<br />

Kleinwinkelkorngrenze (K-K),<br />

Großwinkelkorngrenze (G-G),<br />

Zwillingsgrenze (Z-Z), Phasengrenze (P),<br />

Antiphasengrenze (A-A), Stapelfehler<br />

Räumliche Gitterstörungen (3-dim.):<br />

Teilchen (Ausscheidung, Dispersion),<br />

Leerstellenagglomerat, Pore, Mikroriß<br />

G<br />

A<br />

A<br />

Schematische Darstellung im<br />

2-dimensionalen Gitter<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

92<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


0-dimensionale Gitterdefekte<br />

Leerstelle Zwischengitteratom Frenkel-Paar<br />

c<br />

L<br />

e<br />

Q<br />

kT<br />

L<br />

Substitutionsatom<br />

Einlagerungsatom<br />

Insbesondere die Leerstelle sind für Diffusionsprozesse verantwortlich<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

93<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Mischkristalle<br />

Die meisten Metalle können in ihrem Gitterverband (Matrix) bestimmte Mengen<br />

anderer Atome aufnehmen. Die Fremdatome werden im (Wirts-) Gitter "gelöst",<br />

wodurch dieses verspannt wird. Derartige aus mindestens zwei Atomsorten<br />

bestehende Kristalle werden Mischkristalle oder „feste Lösungen“ (solid solutions)<br />

genannt.<br />

Man unterscheidet zwischen:<br />

Substitutionsmischkristall<br />

Einlagerungsmischkristall<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

94<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Substitutionsmischkristalle<br />

Statistische Verteilung<br />

Überstruktur (Fernordnung)<br />

Gitterdeformation<br />

Nahordnung<br />

Einphasige Entmischung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

95<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Platzwechselmechanismen<br />

Diffusion<br />

Direkter Platzwechsel<br />

Leerstellenmechanismus<br />

Zwischengittermechanismus<br />

energetisch ungünstig<br />

geringe Aktivierungsenergie<br />

Selbstdiffusion nur bei<br />

höheren Temperaturen<br />

wahrscheinlich<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

96<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Massentransport im<br />

Festkörper (Diffusion)<br />

D = D 0 exp (-Q / RT)<br />

1. Ficksches Gesetz:<br />

c A<br />

D: Diffusionskonstante<br />

(„Frequenzfaktor“)<br />

Q: Aktivierungsenergie<br />

c A<br />

J = - D<br />

x<br />

J: Diffusionsstrom (Atome/(m 2 *s))<br />

D: Diffusionskoeffizient (m 2 /s)<br />

c 1A<br />

c<br />

c 2A<br />

S<br />

x<br />

x 1 x 2<br />

Diffusionsrichtung x<br />

2. Ficksches Gesetz:<br />

c 2 c<br />

t<br />

= D<br />

x 2<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

97<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Massentransport im<br />

Festkörper (Diffusion)<br />

Diffusion von<br />

Kupferatomen in Nickel<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

98<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einkristallverformung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die theoretische Schubfestigkeit (starres Abgleiten)<br />

übersteigt die experimentell ermittelten Werte um<br />

mehrere Größenordnungen.<br />

Versetzungstheorie:<br />

Die Verformung von metallischen <strong>Werkstoffe</strong>n<br />

verläuft nicht durch starres Abgleiten, sondern durch<br />

das Verschieben von Gitterfehlern.<br />

<br />

Theoretische Schubfestigkeit:<br />

G G<br />

max = <br />

23 10<br />

in Realität G/1.000<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

99<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


1-dimensionale Gitterdefekte<br />

Stufenversetzung<br />

• Versetzungen sind linienförmige Baufehler des Gitters.<br />

Schraubenversetzung<br />

b <br />

b <br />

<br />

s aus der Zeichenebene heraus s<br />

b <br />

• Sie sind entweder in sich geschlossen oder enden an einer Grenzfläche des Kristalls.<br />

• Sie sind beweglich und ermöglichen dadurch die plastische Verformung des Kristalls.<br />

• Sie erzeugen im Kristall weitreichende Spannungsfelder, die sich gegenseitig beeinflussen können.<br />

• Versetzungen sind durch zwei Vektoren definiert: Burgersvektor<br />

und Linienvektor<br />

s <br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

100<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Bewegung von Versetzungen<br />

(Versetzungsgleiten)<br />

Läuft die Versetzung<br />

durch den Kristall,<br />

erhalten wir einen<br />

dauerhaft plastisch<br />

verformten weitgehend<br />

fehlerfreien<br />

Kristall<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

101<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verformungsmechanismen<br />

von Metallen (Versetzungsbewegung)<br />

<br />

<br />

1 2<br />

3<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

4<br />

5<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1 2<br />

3<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

4<br />

5<br />

<br />

<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

102<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kakteenpark Lanzarote<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

103<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einkristallverformung<br />

Schmid'sches Schubspannungsgesetz<br />

<br />

Gleitebenen-<br />

Normale<br />

Für das Abgleiten ist nicht die Normalspannung<br />

(senkrecht zur Oberfläche), sonder die im Gleitsystem<br />

wirksame Schubspannung entscheidend.<br />

<br />

<br />

Schmidsches<br />

Schubspannungsgesetz:<br />

Abgleiten +<br />

Gitterrotation<br />

= cos cos <br />

Gleitrichtung<br />

max = /2 (für = = 45°)<br />

Gleitebene<br />

„Wurstscheibenmodell“<br />

<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

104<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einkristallverformung bei<br />

größeren Abgleitungen<br />

Verallgemeinerte Spannungs-<br />

Dehnungs-Kurve für Einkristalle<br />

Schubspannung <br />

II<br />

I<br />

0<br />

I II III<br />

Abgleitung <br />

0 : Beginn des plastischens Fließens<br />

Bereich I: keine Wechselwirkung<br />

zwischen den einzelnen Gleitversetzungen<br />

(<strong>Einf</strong>achgleitung)<br />

Bereich II: Aufstauung von<br />

Versetzungen in der Gleitebene<br />

weitreichende Spannungsfelder<br />

(Gleitung auf mehreren<br />

Gleitsystemen)<br />

Bereich III: Überlagerung mit<br />

Entfestigungsprozessen<br />

(dynamische Erholung)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

105<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Gemischte Versetzung<br />

Ein fließender Übergang<br />

zwischen Stufen- und<br />

Schraubenversetzung ist<br />

möglich<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

106<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Versetzungsdichte<br />

Versetzungslinien sind im Transmissionselektronenmikroskop<br />

(TEM) sichtbar.<br />

Die Versetzungsdichte ist vom Verformungszustand des Metalls<br />

abhängig.<br />

Versetzungsdichte := Versetzungslänge/Volumen<br />

Beispiel:<br />

weichgeglühtes Metall: ca. 10 12 m -2<br />

das entspricht einer Versetzungslänge von 1 km pro mm 3 !<br />

kaltverformtes Metall: ca. 10 16 m -2<br />

d.h. 10.000 km pro mm 3 !<br />

Versetzungen bewirken eine Erhöhung der<br />

inneren Energie von ca. 10 -8 -10 -9 J/m.<br />

1 μm<br />

Versetzungen in kfz (austenitischem)<br />

Stahl. Versetzungsdichte ca.<br />

17 / (3,55·10 -11 m 2 ) ≈ 5·10 11 m -2<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

107<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


2-dimensionale Gitterdefekte<br />

Korngrenze<br />

Kleinwinkelkorngrenze<br />

Kugelmodell für die Anordnung<br />

der Atome an einer Korngrenze<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

108<br />

Ansammlung von Stufenversetzungen<br />

mit gleichem „Vorzeichen“<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


2-dimensionale Gitterdefekte<br />

Zwillingsgrenze<br />

a) b)<br />

a) Zwillingsbildung<br />

innerhalb eines Kristalls<br />

b) Zwillinge in geglühter<br />

Zinnbronze<br />

Über Zwillingsbildung ist die<br />

Verformung des Kristalls<br />

möglich.<br />

Stapelfehler<br />

Fehler in der Stapelfolge der<br />

dichtestgepackten Ebenen<br />

Grenzflächenenergie von Kristallen (Beispiel Kupfer):<br />

Zwillingsgrenze: 30 mJ/m 2<br />

Stapelfehler: 160 mJ/m 2<br />

Kleinwinkelkorngrenze: max. 250 mJ/m 2<br />

Großwinkelkorngrenze: max. 500 mJ/m 2<br />

freie Oberfläche: 1.600 mJ/m 2<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

109<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verformungsmechanismen von<br />

Metallen (Zwillingsbildung)<br />

Gleitung:<br />

<br />

<br />

Zwillingsbildung:<br />

<br />

Verformungszwillinge in Eisen nach<br />

Belichtung mit ns-Laserpulsen<br />

(Bild: A. Luft, IWS Dresden)<br />

<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

110<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verformungsmechanismen von<br />

Metallen (Korngrenzgleiten)<br />

Unter Korngrenzgleitung versteht man die Verschiebung der<br />

Körner untereinander. Das Abgleiten der Korngrenzen kann bei<br />

Temperaturen oberhalb 0,4 T m , d.h. T hom = 40%, zur plastischen<br />

Verformung beitragen und ist ein wichtiger Verformungsmechanismus<br />

bei der Hochtemperaturverformung (Kriechen).<br />

<br />

Korngrenzendiffusion<br />

<br />

<br />

<br />

Gitterdiffusion<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

111<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


3-dimensionale Gitterdefekte<br />

Ansammlung von Leerstellen<br />

- Diffusion von Atomen bzw. Leerstellen<br />

- Bestrahlung des Werkstoffs mit Neutronen<br />

Ansammlung von Substitutionsatomen (Cluster)<br />

(Vorstufe zur Bildung von Ausscheidungen)<br />

Grenzflächen (Korngrenzen) in nanokristallinen Materialien<br />

(Volumenanteil an gestörten Gitterbereichen bis zu 50%)<br />

Mikroporen<br />

Mikrorisse<br />

Mikrolunker<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

112<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Wechselwirkung von 0-D und 1-D Fehlern:<br />

Versetzungsklettern<br />

Leerstelle diffundiert zum Versetzungskern. Dies muss über die gesamte<br />

Länge der Versetzung, bzw. des Hindernisses erfolgen.<br />

Die Versetzung kann sich durch "Klettern" auch senkrecht zur<br />

Gleitebene bewegen. Umgehen von Hindernissen wird so<br />

ermöglicht.<br />

Dieser, im Vergleich zum gleiten, sehr langsame Prozess spielt bei<br />

hohen Temperaturen (T > 0,4T m ) eine wichtige Rolle.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

113<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Zusammenfassung Verformungsmechanismen<br />

durch 0-dimensionale und 1-dim. Fehler:<br />

0-dim.:<br />

1-dim.:<br />

Eine nennenswerte Volumendiffusion erfolgt nur bei Temperaturen<br />

nahe dem Schmelzpunkt, für eine messbare plastische Verformung<br />

ohne Bedeutung. Diffusion ist sehr wichtig bei:<br />

Wärmebehandlungen (z.B. Konzentrationsausgleich beim<br />

Homogenisierungsglühen), Einsatzhärten, ... .<br />

Versetzungsgleiten verantwortlich für die plastische Verformung<br />

über den gesamten Temperatur- und Spannungsbereich.<br />

Versetzungsklettern erfolgt im Temperaturbereich T > 0,4T m . Die<br />

Versetzungen haben in Kombination mit Leerstellen eine weitere<br />

Möglichkeit der Bewegung ( plastischen Verformung) schon bei<br />

sehr geringen Spannungen. Klettern ist die Bewegung der<br />

Versetzungslinie senkrecht zur Gleitebene.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

114<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Zustandsschaubilder<br />

alle Diffusionsvorgänge abgeschlossen<br />

(Gleichgewichtsthermodynamik)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

115<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Einstoffsysteme<br />

Zustandsschaubild von Magnesium<br />

Druck p [MPa]<br />

10 1<br />

10 0<br />

10 -1<br />

10 -2<br />

10 -3<br />

10 -4<br />

10 -5<br />

Schmelzpunkt<br />

650°C bei 1 bar<br />

Normaldruck<br />

Festkörper<br />

Schmelze<br />

Siedepunkt<br />

1100°C bei 1 bar<br />

Tripelpunkt<br />

650°C bei 330 Pa (3,3 mbar)<br />

Gibbsche Phasenregel:<br />

F = K + 2 - P<br />

F: Anzahl der Freiheitsgrade<br />

des Systems<br />

K: Anzahl der Komponenten<br />

P: Anzahl der Phasen<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

10 -8<br />

Dampf<br />

200 600 1000 1400<br />

Temperatur [°C]<br />

Metalle:<br />

F = K + 1 - P<br />

da p ohne Bedeutung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

116<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Zweistoffsysteme<br />

Ermittlung von Zustandsdiagrammen<br />

A<br />

L 1 L 2 L 3<br />

B<br />

AB-Mk + Schmelze<br />

L 1 L 2 L 3<br />

Temperatur<br />

Temperatur<br />

Schmelze<br />

Mischkristall<br />

Zeit<br />

0%<br />

100% A<br />

(z.B. Ni)<br />

Anteil B<br />

100%<br />

100% B<br />

(z.B. Cu)<br />

Bestimmung der Umwandlungstemperaturen als Knickpunkte in den<br />

Abkühlkurven bei der jeweiligen Legierungszusammensetzung am Beispiel<br />

eines Zweistoffsystems mit lückenloser Mischbarkeit (z. B. Ni-Cu).<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

117<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Zweistoffsysteme<br />

Erstarrungsverhalten von Legierungen<br />

Temperatur<br />

T l<br />

T s<br />

0<br />

A<br />

c <br />

Hebelgesetz:<br />

m 1 a = m 2 b<br />

c <br />

Schmelze<br />

c nom.<br />

Anteil an B<br />

a<br />

AB-Mk + Schmelze<br />

c l<br />

c l2<br />

AB-<br />

Mischkristall<br />

b<br />

100<br />

B<br />

Erstarrung einer Legierung mit der<br />

Zusammensetzung c nom. :<br />

Liquidustemperatur T l : Kristallisationskeime<br />

der Zusammensetzung c 1<br />

T s < T < T l : Während der Erstarrung ändert<br />

sich die Zusammensetzung der AB-<br />

Mischkristalle (c ) und der Restschmelze (c l ).<br />

Für die jeweiligen Mengenanteile von<br />

Mischkristall m k und Restschmelze m s gilt<br />

das Hebelgesetz:<br />

m k (c nom. -c ) = m s (c l -c nom. )<br />

Solidustemperatur T s : Restschmelze hat die<br />

Zusammensetzung c l2<br />

m 1 m 2<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

118<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Eutektische Zweistoffsysteme<br />

begrenzte Löslichkeit im festen Zustand<br />

Temperatur [°C]<br />

1200<br />

1083<br />

1000<br />

961<br />

800<br />

779<br />

600<br />

A<br />

-Mk<br />

F<br />

-Mk +<br />

Schmelze<br />

C<br />

E<br />

Schmelze<br />

zweiphasiges Gefüge aus<br />

-und -Mischkristallen<br />

-Mischkristalle<br />

+ Schmelze<br />

400<br />

8,8 28,5<br />

92<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Ag<br />

Cu<br />

% Cu<br />

D<br />

B<br />

-Mk<br />

G<br />

AEB Liquiduslinie<br />

ACEDB Soliduslinie<br />

CED Eutektikale<br />

CF Löslichkeitslinie des<br />

-Mk für Cu<br />

DG Löslichkeitslinie der<br />

-Mk für Ag<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

T < T e<br />

Schmelze<br />

Überprüfe Gibb'sche<br />

Phasenregel für Metalle<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

119<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Beispiel eines eutektischen<br />

Systems (Blei - Zinn)<br />

Diamantstruktur<br />

fcc<br />

gängige<br />

Lotlegierung (Zinn-<br />

Blei-Lot):<br />

Sn Pb 37 (Sickerlot)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

120<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Phasenumwandlung<br />

Keimbildung und Wachstum<br />

Es existiert ein kritischer<br />

Keimbildung<br />

(4/3) r 3 f v<br />

F(r)<br />

F* total<br />

4 r 2 E SL<br />

r* r<br />

F total<br />

Keimradius, den ein Keim<br />

mindestens erreichen<br />

muß, damit er im<br />

statistischen Mittel weiter<br />

wachsen kann.<br />

Die Phasenumwandlung<br />

erfolgt kinetisch über die<br />

Schritte Keimbildung und<br />

Wachstum.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

121<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Mechanismen der<br />

Festigkeitssteigerung<br />

Spannung σ<br />

=<br />

F<br />

A 0<br />

Beispiel: einachsiger Zugversuch<br />

Erhöhung der Zugfestigkeit R m<br />

bzw. der Dehngrenze R p0,2<br />

Die Festigkeitssteigerung ist in<br />

der Regel mit einer Verringerung<br />

des plastischen Verformungsvermögens<br />

verbunden.<br />

Die Festigkeitssteigerung von<br />

Metallen beruht in der Regel<br />

darauf, die Beweglichkeit der<br />

Versetzungen einzuschränken.<br />

Härtungsmechanismen:<br />

• Kaltverfestigung<br />

• Mischkristallhärtung<br />

• Ausscheidungshärtung<br />

R m<br />

R p0,2<br />

A g<br />

A<br />

Dehnung = l<br />

l- l 0<br />

=<br />

l 0 l 0<br />

• Dispersionshärtung<br />

• Feinkornhärtung<br />

• Umwandlungshärtung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

122<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Verfahren zur<br />

Stoffeigenschaftsänderung<br />

Spannungsarmglühen<br />

Rekristallisationsglühen<br />

Homogenisieren und Diffusionsglühen<br />

+ Kaltverfestigung<br />

+ Mischkristallhärtung<br />

+ Umwandlungshärtung<br />

+ Ausscheidungshärten<br />

+ Dispersionshärtung<br />

+ Feinkornhärtung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

123<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Spannungsarmglühen<br />

(Erholung)<br />

Spannungsarmglühen ist eine<br />

Glühbehandlung, die unterhalb der<br />

Rekristallisationstemperatur (0,4 T m )<br />

erfolgt.<br />

Bei Temperaturerhöhung wird die<br />

Festigkeit des Werkstoffs abgesenkt.<br />

Der Spannungsabbau erfolgt durch<br />

Versetzungsbewegung und kann zu<br />

einer makroskopischen Verformung<br />

(Verzug) führen.<br />

Die Abkühlung muss sehr langsam<br />

erfolgen, damit keine neuen<br />

Spannungen aufgrund des<br />

Temperaturunterschieds zwischen Kern<br />

und Randschicht entstehen können.<br />

Eigenspannung [MPa]<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

-400<br />

-500<br />

0 200 400 600<br />

Anlaßtemperatur [°C]<br />

parallel<br />

senkrecht<br />

Abbau von Schleifeigenspannungen durch<br />

Spannungsarmglühen (Baustahl St37)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

124<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Mechanismus der<br />

Kristallerholung (Spannungsarmglühung)<br />

Verformtes Kristallgitter<br />

Bildung von Subkorngrenzen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

125<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Rekristallisationsglühen<br />

c<br />

Rekristallisationsisothermen<br />

von reinem<br />

Kupfer nach 98%<br />

Kaltverformung. Der<br />

Verlauf lässt sich über<br />

die Avrami-Beziehung<br />

annähern:<br />

<br />

c<br />

1<br />

e<br />

( Kt<br />

n<br />

)<br />

Die Rekristallisation läuft über die Teilschritte<br />

Keimbildung und Keimwachstum<br />

ab. Die Reaktionsgeschwindigkeit wird<br />

nach Arrhenius beschrieben über die<br />

Gleichung:<br />

v = A e -Q/(kT)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

126<br />

Diagramm zur Extrapolation<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Mechanismen der Entfestigung<br />

Rekristallisation<br />

Rekristallisationsschaubild von Messing<br />

Festigkeitsverlauf<br />

Zugfestigkeit<br />

Erholung<br />

Rekristallisation<br />

Kornvergröberung<br />

Temperatur<br />

Erholung: Entspannung des Materials<br />

ohne Kornneubildung<br />

Kornvergrößerung: Wachstum<br />

energetisch günstigerer Körner<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

127<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vorgänge bei der<br />

Rekristallisation<br />

Keimbildung und Kornwachstum<br />

a) b)<br />

c) d)<br />

a) Rekristallisationskeime im<br />

kaltumgeformten Gefüge<br />

b) Wachsen vorhandener Keime<br />

( rekristalliserte Körner)<br />

c) Zusammenwachsen<br />

rekristallisierter Körner<br />

d) Neues Gefüge aus<br />

unverformten Körnern<br />

(Rekristallisation abgeschlssen)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

128<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Rekristallisation von Kupfer<br />

mittl. Korndurchmesser<br />

Kaltumformung (%)<br />

Glühung: 30 min 830 °C<br />

Keine Rekristallisation bei sehr<br />

geringen Umformgraden<br />

Rekristallisation mit sehr grobem<br />

Korn bei kleinen Umformgraden<br />

(wenige, schnell wachsende<br />

Keime)<br />

Abnehmende Korngröße mit<br />

zunehmendem Umformgrad<br />

(viele Keime, die sich in ihrem<br />

Wachstum gegenseitig<br />

behindern)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

129<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Erholung - Rekristallistion -<br />

Kornwachstum<br />

<strong>Einf</strong>luss der<br />

Wärmebehandlung<br />

auf eine 75%<br />

kaltverformte<br />

Messing-Legierung<br />

CuZn35<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

130<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Homogenisieren und<br />

Diffusionsglühen<br />

Ausgleichen von Konzentrationsunterschieden aufgrund von<br />

Kornseigerungen. Temperatur und Glühzeit hängen von den<br />

Diffusionskoeffizienten der betreffenden Legierung ab.<br />

Die Glühtemperatur liegt häufig nur knapp unterhalb der<br />

Solidustemperatur.<br />

Beachte:<br />

• Gefahr des Aufschmelzens bei eutektischen Systemen<br />

• Grobkornbildung<br />

Das Homogenisierungsglühen ist ein wichtiger<br />

Verfahrensschritt bei der Ausscheidungshärtung.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

131<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Festigkeitssteigernde<br />

Mechanismen<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

132<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kaltverfestigung<br />

Durch Kaltumformung unterhalb der<br />

Rekristallisationstemperatur (0,4 T m )<br />

(z. B. Walzen, Rundhämmern, Ziehen<br />

etc.) lässt sich die Festigkeit steigern.<br />

Gleichzeitig verliert der Werkstoff<br />

einen Teil seines Verformungsvermögens<br />

(Duktilität).<br />

• Zunahme der Versetzungsdichte<br />

• Zunahme des elektrischen<br />

Widerstandes<br />

• z. T. Verschlechterung der<br />

Korrosionseigenschaften<br />

• Verformungstextur<br />

Änderung der mechanischen Kennwerte von Kupfer und<br />

Messing (CuZn30) als Funktion des Umformgrades<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

133<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Kaltverfestigung<br />

3% 6%<br />

Zur Erinnerung:<br />

weichgeglühtes Metall: ca. 10 12 m -2 (1 km pro mm 3 )<br />

kaltverformtes Metall: ca. 10 16 m -2 (10.000 km/mm 3 )<br />

Ursachen der Verfestigung:<br />

10% 18%<br />

Versetzungslinien in austenitischem CrNi-<br />

Stahl nach Kaltverformung (TEM)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

134<br />

Gleitfähige Versetzungen wandern bis an<br />

Versetzungsknoten oder andere Hindernisse<br />

innerhalb der Kristalle, werden dort festgehalten<br />

und fallen für die weitere Formänderung aus.<br />

Durch Aufstauen von Versetzungen in parallelen<br />

Gleitebenen bildet sich der Versetzungswald.<br />

Neubildung von Versetzungen führt zu weiterer<br />

Erhöhung der Versetzungsdichte.<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Bildung neuer Versetzungen<br />

(z.B. über Frank-Read-Quelle)<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

Die Versetzungslinie AB liegt innerhalb einer<br />

Gleitebene und ist an den Punkten A und B<br />

verankert (z. B. Versetzungsknoten,<br />

Ausscheidungen etc.). Bildung eines neuen<br />

Versetzungsringes unter Schubspannung.<br />

Rechts: Frank-Read-Quelle in Silizium<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

135<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Mischkristallhärtung<br />

Elastische Wechselwirkung zwischen dem Spannungsfeldern gelöster<br />

Fremdatome und den Spannungfeldern gleitender Versetzungen.<br />

Interstitiell gelöste Fremdatome zeigen eine größere Hinderniswirkung<br />

als Substitutions-Fremdatome (Beispiel: Martensithärte). Die<br />

Festigkeitssteigerung ist vom Atomradius der Fremdatome und von<br />

ihrer Konzentration abhängig.<br />

Schubspannung M [MPa]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Cu-Sb<br />

Cu-Sn<br />

Cu-In<br />

Cu-Au<br />

0,5 1,0 1,5<br />

Atomprozent<br />

Cu-Mn<br />

Cu-Si<br />

Schubspannung M [MPa]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Cu<br />

Cu-Ni<br />

20 40 60 80 100<br />

Atomprozent Ni <br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

136<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Umwandlungshärtung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

137<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Umwandlungshärtung<br />

(enorme Bedeutung bei Stahl)<br />

Ausschnitt für die<br />

Wärmebehandlung<br />

kohlenstoffhaltiger Stähle<br />

Eisen-Kohlenstoff-<br />

Phasendiagramm<br />

kfz<br />

metastabiles<br />

System Fe-Fe 3 C<br />

Stabiles System<br />

Fe-C<br />

krz<br />

eutektoide Zusammensetzung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

138<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Untereutektoider Stahl<br />

C C < 0,8 wt.%<br />

ferritisch -<br />

perlitisch<br />

20 μm<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

139<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Eutektoider Stahl<br />

C C = 0,8 wt.%<br />

reiner Perlit<br />

20 μm<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

140<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Übereutektoider Stahl<br />

C C > 0,8 wt.%<br />

Perlit und<br />

Korngrenzenzemetit<br />

50 μm<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

141<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Umwandlungshärtung<br />

Martensitische Umwandlung im Stahl:<br />

Diffusionsloser Umklappvorgang vom kfz -Fe<br />

(Austenit) in ein tetragonal verzerrtes krz-Gitter<br />

(-Fe)<br />

Es besteht ein kristallographischer Zusammenhang<br />

zwischen dem Austenit- und Martensitgitter:<br />

Haasen, Phys. Metallkunde<br />

Fe - 1,4 % C: (111) (110) ´ ; [110 ] [111] ´<br />

{225} bzw. {259} <br />

(Kurdjumov-Sachs)<br />

m<br />

Fe - 30 % Ni: (111) (110) ´ ; [211 ] [110] ´<br />

(Nishiyama-Wassermann)<br />

Orientierung der Habitusebene der<br />

Martensitplatten im Austenitgitter:<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

142<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Bain-Modell<br />

Fe-Atom<br />

C-Atom in Oktaederlücke<br />

y, y´<br />

[011] A [111] M<br />

(011) A (121) M<br />

Umwandlung des kfz-<br />

Gitters durch Stauchung<br />

in z-Richtung in ein<br />

tetragonales raumzentriertes<br />

Gitter.<br />

( Martensithärte)<br />

Diffusionsloser<br />

Umklappvorgang in<br />

Verbindung mit<br />

Scherprozessen<br />

x<br />

Kohlenstoffatome<br />

befinden sich in<br />

Oktaederlücken.<br />

x´<br />

z<br />

z´<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

143<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Vergüteter Stahl<br />

Schematische Darstellung des Spannungs-Dehnungs-Diagramms eines<br />

Vergütungsstahls in Abhängigkeit von der Wärmebehandlung.<br />

2<br />

3<br />

1<br />

E-Modul und Zusammensetzung<br />

ändern sich nicht. Jedoch sind<br />

Zugfestigkeit und<br />

Bruchdehnung über einen<br />

weiten Bereich beeinflussbar.<br />

gehärtet<br />

(martensitisch)<br />

vergütet (gehärtet<br />

und angelassen)<br />

normalgeglüht<br />

(weich)<br />

Schauvorlesung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

144<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Temperaturbereiche für Glühbehandlungen<br />

der C-Stähle<br />

1200<br />

Diffusionsglühen<br />

Temperatur [°C]<br />

1000<br />

A 3<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

G<br />

Ferrit<br />

()<br />

+ <br />

Anlassen<br />

Austenit ()<br />

Ferrit + Fe 3 C<br />

+ Fe 3 C<br />

0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Kohlenstoffgehalt [Gew.-%]<br />

S<br />

A c<br />

m<br />

A 1<br />

Hochglühen<br />

mit langsamer Abkühlung <br />

bessere Spanbarkeit<br />

Auflösung des<br />

Karbidnetzes<br />

Normalglühen<br />

Weichglühen<br />

Spannungsarmglühen<br />

Ausschnitt aus dem<br />

Phasendiagramm Fe-Fe 3 C<br />

zur Wärmebehandlung<br />

unlegierter Kohlenstoffstähle.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

145<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


<strong>Einf</strong>luss der<br />

Abkühlgeschwindigkeit<br />

Verschiebung der A1 und<br />

A3 Umwandlungstemperatur bei<br />

einem untereutektoiden Stahl.<br />

Beginn der Zwischenstufe Az<br />

und der Martensitbildung Ms<br />

sind eingezeichnet.<br />

UK ... untere kritische<br />

Abkühlgeschwindigkeit,<br />

OK ... obere kritische<br />

Abkühlgeschwindigkeit.<br />

Martensitbildung als<br />

wichtigste Form der<br />

Umwandlungshärtung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

146<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Wärmebehandlung der Stähle<br />

Perlit:<br />

Sorbit:<br />

Isothermes Zeit-Temperatur-<br />

Umwandlungsschaubild für einen<br />

Kohlenstoffstahl mit eutektoider<br />

Zusammensetzung<br />

Troostit:<br />

Bainit:<br />

Ferrit und Zementit (Fe 3 C) in<br />

lamellarer Anordnung<br />

Feinlamellarer Perlit<br />

Feinstlamellarer Perlit,<br />

(lichtmikroskopisch nicht<br />

mehr auflösbar)<br />

Ferrit mit submikroskopisch<br />

kleinen Ausscheidungen von<br />

Fe 3 C<br />

Zwischenst.: Bainit, Sorbit, Troostit<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

147<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Aufkohlen, Einsatzhärten<br />

Aufkohlen eines Einsatzstahls:<br />

Kohlenstoffhaltige<br />

Atmosphäre<br />

T = 930 °C<br />

Einsatzstahl<br />

(z.B. 16MnCr5)<br />

Kohlenstoffgehalt im Medium<br />

an der Oberfläche 1,3%<br />

Kohlenstoffgehalt im Stahl an<br />

der Oberfläche ≈ 0,8%<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

Kohlenstoffgehalt 0,16%<br />

(Ausgangszustand)<br />

148<br />

C-Gehalt [%]<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

T = 930 °C<br />

t = 10 h<br />

0,2<br />

t = 0,001 h<br />

0<br />

0 1 2 3<br />

Abstand zur Oberfläche [mm]<br />

c(x,t) = c 1<br />

-(c 1<br />

-c 0<br />

)<br />

<br />

<br />

2<br />

x <br />

<br />

D t<br />

<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Glühfarben von Eisenwerkstoffen<br />

Glühtemperatur [°C]<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

149<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ausscheidungshärtung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

150<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ausscheidungshärtung<br />

Behinderung der Versetzungsbewegung<br />

durch ausgeschiedene Teilchen<br />

Ni 3 Al Ausscheidungen (hell) in<br />

einer Ni-Matrix (dunkel):<br />

Voraussetzung ist eine mit steigender Temperatur<br />

zunehmende Löslichkeit der Komponente B im -<br />

Mischkristall.<br />

Um die Gefahr des Aufschmelzens zu vermeiden, muß<br />

die Homogenisierungstemperatur (T 1 ) unterhalb der<br />

eutektischen Temperatur liegen!<br />

Temperatur T<br />

A<br />

<br />

+S<br />

T T<br />

1<br />

1<br />

Auslagern (T 2 )<br />

<br />

T T 2<br />

2<br />

Zweiphasengebiet<br />

+ <br />

Konzentration c B<br />

B<br />

Temperatur T<br />

Lösungsglühen (T 1 )<br />

Abschrecken übersättigter Mischkristall<br />

Zeit t<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

151<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ausscheidungshärten<br />

Aluminium mit Cu<br />

Bedingung für eine Ausscheidungshärtung aus fester Lösung ist eine<br />

abnehmende Löslichkeit mit abnehmender Temperatur.<br />

Al 2 Cu<br />

AlCu4Mg1, Dural (Düren 1909, durus = hart)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

152<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Auslagern übersättigter<br />

Mischkristalle<br />

Cluster<br />

Zone<br />

kohärente Ausscheidung<br />

inkohärente Ausscheidung<br />

Kohärente und inkohärente<br />

Ausscheidungen treten sehr<br />

selten auf. Am häufigsten:<br />

teil- oder semikohärent.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

153<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Wechselwirkung zwischen<br />

Versetzungen und Teilchen:<br />

1. kohärente (schneidbare) Teilchen<br />

d<br />

L<br />

Die Gleitsysteme der Matrix gehen in die<br />

Gleitsysteme des Teilchens über.<br />

Versetzungen schneiden die Teilchen unter<br />

Bildung einer Antiphasengrenze oder von<br />

Versetzungspaaren.<br />

<br />

Versetzung<br />

<br />

<br />

0,1 μm<br />

Ni 3 Al-Teilchen einer Ni-Cr-Al-Legierung werden von<br />

Versetzungen geschnitten<br />

Nembach (1997)<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

154<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Wechselwirkung zwischen<br />

Versetzungen und Teilchen<br />

2. inkohärente (nicht schneidbare) Teilchen<br />

L<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Inkohärente Ausscheidungen:<br />

Versetzungen umgehen die<br />

Teilchen und hinterlassen dabei<br />

einen Versetzungsring (Orowan-<br />

Mechanismus, σ = Gb/L).<br />

Die zurückbleibenden<br />

Versetzungsringe erschweren die<br />

Widerholung dieses Vorgangs<br />

( Verfestigung).<br />

-<br />

+<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

155<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Umgehung von kohärenten Ausscheidungen<br />

bei hohem Volumenanteil<br />

L<br />

Bewegung von<br />

Versetzungen zu Beginn<br />

der plastischen<br />

Verformung nur in der<br />

leichter verformbaren<br />

Matrix.<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

156<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Ausscheidungshärten<br />

Anlasstemperatur und -zeit<br />

Vorgeschichte: Lösungsglühen mit anschließender rascher Abschreckung<br />

Geschwindigkeit durch<br />

Temperatur bestimmt (Diffusion).<br />

Überalterung<br />

log( )<br />

Bei höheren Temperaturen und zu<br />

langen Zeiten werden die<br />

Ausscheidungen teilkohärent,<br />

koagulieren, Abstände zu groß<br />

(Orowanspannung , σ = Gb/L).<br />

Effekt der Ausscheidungshärtung mit zunehmender Anlasstemperaturen, bzw. -zeiten<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

157<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Heat treatment<br />

L<br />

As-cast<br />

(segregations,<br />

eutectics)<br />

Homogenization<br />

and solution heat<br />

treatment (very<br />

small window),<br />

quenching<br />

Ageing for<br />

precipitation of the<br />

‘-phase<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

158<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Microstructure Pt 80 Al 11 Cr 3 Ni 6<br />

As-cast<br />

+ aged<br />

Homogenized and<br />

water quenched<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

159<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Microstructure Pt 78.5 Al 12.5 Cr 3 Ni 6<br />

3 vol.% ‘<br />

34 vol.% ‘<br />

No cold or hot formability<br />

Water quenched<br />

with > 300 K/s<br />

single phase<br />

30 vol.% ‘<br />

Homogenized and air cooled with 5 K/s<br />

Furnace cooled<br />

with 0,1 K/s<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

160<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Dispersionshärtung<br />

Die Festigkeitssteigerung erfolgt analog zur<br />

Ausscheidungshärtung.<br />

Dispersionshärtung:<br />

feinverteilt eingelagerte Teilchen (meist<br />

Oxide, z.B. Al 2 O 3 oder Y 2 O 3 ):<br />

• pulvermetallurgische Herstellung<br />

• innere Oxidation<br />

• „mechanisches Legieren“<br />

Festigkeit<br />

Ausscheidungsverfestigung<br />

• Vorteil im Vgl. zur Ausscheidungshärtung<br />

Dispersoide haben höhere Temperaturbeständigkeit<br />

T hom = T m /T<br />

Dispersionsverfestigung<br />

1,0<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

161<br />

Uwe Glatzel, <strong>Metallische</strong> <strong>Werkstoffe</strong>


Feinkornhärtung<br />

Verformung im Vielkristall<br />

• Aufstauen von Versetzungen an den<br />

Korngrenzen<br />

• Bei Überschreiten einer kritischen<br />

Schubspannung: Weitergleiten auf einem<br />

neuen Gleitsystem im benachbarten<br />

Kristall.<br />

• Bei gleicher Häufigkeit der Orientierungen<br />

zur äußeren Spannung gilt:<br />

Den <strong>Einf</strong>luß der Korngröße auf die<br />

Streckgrenze beschreibt die Hall-Petch-<br />

Beziehung:<br />

= 0 +<br />

K: Konstante (Korngrenzenfestigkeit)<br />

d: mittlerer Korndurchmesser<br />

K<br />

d<br />

0 = M 0<br />

0 : Streckgrenze des Vielkristalls<br />

M: Taylor-Faktor; M = 3,06<br />

0 : kritische Schubspannung<br />

Uni Bayreuth, Aufbau und Eigenschaften Metalle<br />

162<br />

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