Der Ast im Fels Achat-Almanach Der Ast im Fels ... - Mineralworld.de
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<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
Im Frühsommer 2013 besuchte mich Scott Hartwick aus Neuseeland, ein passionierter <strong>Achat</strong>sammler.<br />
Um ihm die Möglichkeit zu geben, auch in unserer Region selbst <strong>Achat</strong>e sammeln zu können, unternahmen wir zu<br />
dritt – Ruedi Lüssi aus <strong>de</strong>r Schweiz war ebenfalls mit von <strong>de</strong>r Partie - einen Ausflug nach Rheinhessen. Dort gibt es<br />
eine Vielzahl von Stellen am Wegesrand o<strong>de</strong>r in Weinbergen, die man auch <strong>im</strong> Sommer, wenn ansonsten die Fel<strong>de</strong>r<br />
in Frucht stehen, nach <strong>Achat</strong>en absuchen kann. Zwar kann man in <strong>de</strong>r Regel nur Kleinfun<strong>de</strong> erwarten, aber die sind<br />
eigentlich <strong>im</strong>mer garantiert. Die erste Fundstelle, die wir bei dieser Tour besuchten, blieb dann auch die Einzige.<br />
<strong>Der</strong> Einschnitt am „Berich“ liefert beständig aufgrund starker Erosion kleine, bis 2 cm große, bunte Man<strong>de</strong>ln.<br />
<strong>Achat</strong> und versteinertes Holz vom Berich, Rie<strong>de</strong>rtal 30 mm<br />
Während <strong>de</strong>s Schürfens nach <strong>Achat</strong>en fiel uns an einer Stelle ein tiefschwarzes krümeliges Pigment auf. Genaueres<br />
Betrachten <strong>de</strong>r Fundsituation führte zum Schluß, dass das unter einer „harten Bank“ anstehen<strong>de</strong> Pigment zu einer<br />
etwa vierzig Zent<strong>im</strong>eter langen, max<strong>im</strong>al 5 Zent<strong>im</strong>eter<br />
durchmessen<strong>de</strong>n röhrenförmigen Struktur gehörte. Diese<br />
Struktur zeichnete sich durch eine tief rostrote, längs<br />
gefurchte Außenschicht ( bestehend aus oxidischen<br />
Eisenmineralen ) aus (a). In <strong>de</strong>ren Inneren befan<strong>de</strong>n sich<br />
gelbliche und rötliche <strong>Achat</strong>fragmente (b) und schwarz<br />
gefärbte, sprö<strong>de</strong> Bereiche (c). Als weitere mineralische<br />
Komponente fin<strong>de</strong>n sich früh abgeschie<strong>de</strong>ne kleine<br />
rhomboedrische Karbonatkriställchen <strong>im</strong> Bildungshohlraum <strong>de</strong>s<br />
<strong>Achat</strong>es (d). Als letzte Phase abgeschie<strong>de</strong>n Karbonate findne<br />
sich als spätige Massen <strong>im</strong> teilweise verbliebenen Hohlraum <strong>im</strong><br />
Inneren <strong>de</strong>s <strong>Achat</strong>es (e). Die Struktur war lei<strong>de</strong>r senkrecht zu<br />
ihrer Längsachse mehrfach zerbrochen.<br />
Als Seltsamkeit erkannt, aber nur ironischerweise als „<strong>Ast</strong>“ bezeichnet, sammelten wir die meisten Bröckchen auf,<br />
widmeten ihnen aber keine beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit, weil wir zum Einen ein Vorkommen eines fossilen Holzes<br />
mitten in vormals glutflüssiger Lava für unwahrscheinlich hielten, aber auch weil wir zeitgleich sensationelle<br />
<strong>Achat</strong>man<strong>de</strong>ln fan<strong>de</strong>n.
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
Die Fundsituation <strong>im</strong> Schema<br />
a- <strong>Achat</strong>man<strong>de</strong>l-Schwarm<br />
b – ein ursprünglich mit dünnblättrigen Karbonaten<br />
(o<strong>de</strong>r Baryt ?) angefüllter Gang. Die ursprünglichen<br />
Minerale waren in Quarz - größtenteils als farbiger<br />
<strong>Achat</strong> – umgewan<strong>de</strong>lt.<br />
c – das Holzfossil<br />
d – die „harte Bank“. „Harte Bänke“ besitzen <strong>im</strong><br />
Gegensatz zum achatführen<strong>de</strong>n Melaphyr eine größere<br />
Festigkeit. Oft fin<strong>de</strong>n sich aber gera<strong>de</strong> in ihrer Nähe die<br />
zur Hohlraum- und somit <strong>Achat</strong>bildung notwendigen<br />
Anomalien. Im Rie<strong>de</strong>rtal sind diese „harten Bänke“<br />
meist Xenolithe – d.h. sie sind frem<strong>de</strong> Elemente <strong>im</strong><br />
Lavastrom – mitgerissen vom umgeben<strong>de</strong>n Gestein.<br />
Ihre Struktur und Ausehen erinnert an unserer<br />
Grabungstelle an Sandstein.<br />
e - <strong>de</strong>r Vulkanit (An<strong>de</strong>sit) aus <strong>de</strong>m oberen<br />
Rotliegen<strong>de</strong>n (Perm)<br />
f - <strong>Der</strong> an <strong>de</strong>r Grabungsstelle schon fortgeführte<br />
Vulkanit ( Straßenbau, Erosion ... )<br />
<strong>Achat</strong> und versteinertes Holz <strong>im</strong> Vulkanit vom Berich, Rie<strong>de</strong>rtal 87 mm
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
<strong>Achat</strong> und versteinertes Holz vom Berich, Rie<strong>de</strong>rtal, bei<strong>de</strong> je 40 mm<br />
Versteinertes Holz bil<strong>de</strong>t sich normalerweise <strong>im</strong> diagenetischen Bereich ( bei geringem bis mäßigen Temperaturen<br />
bei atmosphärischem Druck) durch <strong>de</strong>n langsamen Austausch <strong>de</strong>r Holzsubstanz durch Kieselsäure. Unter<br />
geeigneten Bedingungen kann auch eine fossile Notiz vormals hölzerner Strukturen <strong>im</strong> magmatischen Bereich bei<br />
weitaus höheren Temperaturen – von etwa 800 °C bis 1200°C – überliefert wer<strong>de</strong>n. So stellen etwa die <strong>Achat</strong>e<br />
aus <strong>de</strong>m Yellowstone River in Montana sogenannte L<strong>im</strong>bcasts (engl.“<strong>Ast</strong> (aus) güsse“)dar. (s.h. Grafik ).
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
Die Entstehung von L<strong>im</strong>bcasts<br />
Im Gebiet <strong>de</strong>s Yellowstone Nationalparks gibt es vulkanische<br />
Aktivitäten mit großem zeitlichen Abstand. In Phasen <strong>de</strong>r Ruhe kann<br />
die Vegetation ge<strong>de</strong>ihen.<br />
Abgelöst wer<strong>de</strong>n diese Ruhephasen von Momenten chaotischen<br />
Vulkanismus mit <strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung enormer<br />
Lavamengen. Die vorhan<strong>de</strong>ne Vegetation verbrennt in diesem<br />
Glutmeer.<br />
Ist <strong>de</strong>r Kontakt zwischen Holz und Lava von günstigen Parametern<br />
begleitet, die insbeson<strong>de</strong>re die Temperatur und die Viskosität betreffen,<br />
so kann es dazu kommen, dass, obwohl das Holz vergeht, sein Abdruck<br />
in <strong>de</strong>r Lava als Hohlraum erhalten bleibt.<br />
Weitere vulkanische Produkte wie Asche und Lava be<strong>de</strong>cken die<br />
Hohlräume. Diese Schichten verwittern in geologischen Zeiträumen.<br />
Die durch die Verwitterung aufgeschlossenen Substanzen wer<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>n Hohlräumen angereichert und es bil<strong>de</strong>n sich <strong>Achat</strong>e.<br />
Die Verwitterung schreitet weiter fort und führt die vulkanischen<br />
Schichten weg und <strong>de</strong>ckt dabei die <strong>Achat</strong>e auf. <strong>Der</strong> Yellowstone River<br />
konzentriert diese <strong>Achat</strong>e in seinen Sed<strong>im</strong>enten, wo fleißige Sammler<br />
sie auffin<strong>de</strong>n können.<br />
Ein L<strong>im</strong>bcast-<strong>Achat</strong> aus Glendive, Montana, 85 mm
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
Versteinertes Holz mit Kern vom Berich, Rie<strong>de</strong>rtal, Beleg I<br />
Versteinertes Holz mit Kern vom Berich, Rie<strong>de</strong>rtal, Beleg II
<strong>Der</strong> <strong>Ast</strong> <strong>im</strong> <strong>Fels</strong><br />
<strong>Achat</strong>-<strong>Almanach</strong><br />
L<strong>im</strong>bcasts überliefern außschließlich die äußere Form eines in Lava eingebetteten Holzstückes. Innere Strukturen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht überliefert, da das Holz bis auf wenige Asche-Reste verglüht.<br />
Be<strong>im</strong> Fund aus <strong>de</strong>m Rie<strong>de</strong>rtal han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
eine Fossilisation, bei <strong>de</strong>r sowohl magmatische<br />
Bildungselemente als auch diagenetische eine<br />
Rolle spielten. Wichtig für die Erhaltung <strong>de</strong>s<br />
Holzes war möglicherweise die „harte Bank“, in<br />
<strong>de</strong>ren Umgebung aufgrund chemischer<br />
Reaktionen die Temperatur <strong>de</strong>r Lava eventuell<br />
erniedrigt war. Die Einbettung in <strong>de</strong>r Lava führte<br />
zum Sauerstoffabschluss, so daß das Holz nicht<br />
verbrennen konnte. Die Lava erstarrte rund um<br />
das Holzstück, blieb aber weiterhin so heiß, daß<br />
die Holzsubstanz verkohlte. Dabei schrumpfte das<br />
Holz stark zusammen und schuf einen Hohlraum.<br />
Die Schrumpfung <strong>de</strong>s Holzstückes ist auch<br />
verantwortlich für die Zerteilung <strong>de</strong>s Fossiles <strong>im</strong><br />
Hohlraum. Be<strong>im</strong> Beleg I ist <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>s<br />
Holzstückes noch in <strong>de</strong>r schwarzen Masse<br />
integriert, be<strong>im</strong> Beleg II erscheint er<br />
freischwebend <strong>im</strong> <strong>Achat</strong>. Wäre das Holz vor <strong>de</strong>m<br />
Einbetten schon <strong>de</strong>rgestalt ausgebil<strong>de</strong>t gewesen, wäre die Lava in <strong>de</strong>n Zwischenraum eingedrungen.Nach <strong>de</strong>m<br />
Erkalten <strong>de</strong>r Lava zirkulierte Wasser <strong>im</strong> neu entstan<strong>de</strong>nen Gestein und transportierte unter an<strong>de</strong>rem Kieselsäure in<br />
<strong>de</strong>n Hohlraum und in das Fossil. Die kohlige Substanz verkieselte und <strong>im</strong> Hohlraum bil<strong>de</strong>te sich ein <strong>Achat</strong>.<br />
Die von uns rekonstruierte Form <strong>de</strong>s Holzstückes ist annähernd gera<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lt sich wohl <strong>de</strong>shalb und aufgrund<br />
<strong>de</strong>r noch erhaltenen inneren Struktur um einen <strong>Ast</strong> und nicht um eine Wurzel. <strong>Der</strong> Vulkanit <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>s „Berich“<br />
stammt aus <strong>de</strong>m Ober-Rotliegen<strong>de</strong>n, einem Zeitabschnitt <strong>de</strong>s Erdzeitalters Perm. Sein Alter beträgt etwa 280<br />
Millionen Jahre. In dieser Zeit gab es we<strong>de</strong>r echte Na<strong>de</strong>lbäume noch Laubbäume. Verwandte <strong>de</strong>r Koniferen<br />
(Araucaria) bil<strong>de</strong>n in dieser Zeit oft <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s heutzutage gefun<strong>de</strong>nen versteinerten Holzes.<br />
Es war ein seltener Zufall, daß ein Holzstück aus <strong>de</strong>m Perm auf diese Art und Weise fossilisierte. Ein weiterer Zufall<br />
wollte es, dass es be<strong>im</strong> <strong>Achat</strong>sammeln aufgefun<strong>de</strong>n und beachtet wur<strong>de</strong>.<br />
Das fossile Yellowcat Redwood aus Utah besitzt eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie unsere Belege.<br />
Sammlung Reiner Hoffmann-Rothe, Schauren. Größe 75 mm.<br />
Klaus Schäfer, Vollmersbach, August 2013