Mein Stein, mein Schliff ! Hinweise für ambitionierte Amateur-Schleifer
Mein Stein, mein Schliff ! Hinweise für ambitionierte Amateur-Schleifer
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<strong>Mein</strong> <strong>Stein</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Schliff</strong> !<br />
<strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>ambitionierte</strong> <strong>Amateur</strong>-<strong>Schleifer</strong><br />
Im folgenden Text wird das Schleifen von Achaten aus der Sicht eines Sammlers, der gleichzeitig<br />
das Glück hatte, zum Edelsteinschleifer ausgebildet worden zu sein, wiedergegeben. Klaus Schäfer<br />
sammelt seit seiner Kindheit Mineralien und begeistert sich heute zusammen mit seinen Schülern -<br />
den Auszubildenden des Edelsteinschleiferhandwerkes - <strong>für</strong> die aktuell geborgenen Schätze unserer<br />
Region.<br />
Ein Teil von Ihnen, nämlich die Sammler, die sich zweier linker Daumen rühmen, wird gut daran<br />
tun, die nächsten Seiten zu überblättern und die Bearbeitung ihrer selbstgefundenen Achate<br />
ausgebildeten Handwerkern überlassen. Sie werden weiterhin zufrieden sein mit Kostbarkeiten,<br />
deren Farbe, Struktur und Glanz das Herz erfreuen, deren Herstellung <strong>für</strong> sie aber weiterhin<br />
zwischen unerheblich und unerklärlich schwankt.<br />
Allen Neugierigen und mit handwerklicher Begabung gesegneten bieten die folgenden Seiten<br />
Einblicke in die Bearbeitungsprozesse von Achaten, die mit die Qualität ihrer Sammlung<br />
bestimmen. Der <strong>ambitionierte</strong> Hobbyschleifer findet im Folgenden vielleicht den ein oder anderen<br />
Hinweis und Tipp, der ihm weiterhilft.<br />
Wieviel Glanz verträgt ein <strong>Stein</strong> ?<br />
Die Herstellung eines guten Anschliffes eines mittelgroßen Achates ist kein Hexenwerk.<br />
Überraschend sind vielmehr Existenz und Anzahl schlechter Anschliffe – verkratzte und stumpfe<br />
Oberflächen, wackelnde, facettenreiche Fronten, um die Ecke gebogene Ansichten, mit auf eintönig<br />
rund oder oval zurechtvibrierten Umrissen, finden sich diese häßlichen Brüder in fast jeder<br />
Sammlung. Wo kommen die Dinger her ? Tragen sie nur den Überwurf des „Verkaufsschliffes“, bei<br />
dem das <strong>für</strong> den Verkauf Nötigste dem <strong>Stein</strong> zugestanden wurde ? Oder ist es das schäbige<br />
Brautkleid, das ihnen der begeisterte, aber schlecht ausgerüstete und uninformierte Hobbyschleifer<br />
verliehen hat ? Unkenntnis führt zum trockenen Schneiden des <strong>Stein</strong>es mit einer Flex und zum<br />
„Schleifen“ mit farblosem Lack. (1)<br />
Eine Prämisse trifft unter Sammlern eigentlich auf breite Zustimmung: „Je schlechter der <strong>Stein</strong>,<br />
desto besser muß sein <strong>Schliff</strong> sein !“. Ich würde hier gerne weitergehen und fordern, daß jeder <strong>Stein</strong><br />
in einer Sammlung den jeweils bestmöglichen <strong>Schliff</strong> verdient hat.<br />
Für einen ausgebildeten Edelsteinschleifer ist das Anfertigen eines guten Anschliffes nicht<br />
schwierig. Schwierig zu erstellen sind Schalen, Gravuren und facettierte <strong>Schliff</strong>e. Er fertigt auch ein<br />
preiswertes Produkt, stellt man fairerweise in Rechnung, dass es zur Herstellung sowohl Maschinen<br />
als auch Hilfsmittel, Arbeitskraft und Zeit bedarf. Zudem beinhaltet das professionelle Arbeiten das<br />
Zahlen von Steuern.<br />
Demjenigen, der aus Kostengründen seine <strong>Schliff</strong>e selbst ausführen will, rate ich ab, denn hier<br />
einen Vorteil zu erwirtschaften, dürfte, vergleicht man Aufwand und Ergebnis, nicht möglich sein.<br />
Denjenigen unter Ihnen, die im Schleifen von Achaten eine sinnvolle und amüsante Beschäftigung<br />
sehen, möchte ich zuraten !<br />
(1) Allerdings gibt es auch sehr originelle Lösungen von Hobbyschleifern, taumelnd zwischen<br />
Genie und Betrug (sh. Cameo Freisen 1 und 2)<br />
1
Am Anfang...<br />
Am Anfang der Beschäftigung mit dem Selberschleifen von Achaten steht wahrscheinlich erst<br />
einmal eine spartanische Ausrüstung. Die Säge kann eine umgebaute Fliesenschneidmaschine aus<br />
dem Baumarkt sein (2), geschliffen wird von Hand auf Glasplatten mit unterschiedlicher Körnung<br />
und poliert auf wird auf einem auf ein Brett gespannten altem Handtuch. Dann macht man vielleicht<br />
den nächsten Schritt und kauft sich einen Vibrationsschleifer (vulgo“Rüttler“), der einem viel Arbeit<br />
abnimmt, aber leider auch keine Spitzenergebnisse liefert. Man beschreitet den Weg weiter und<br />
findet gute Kompromisse in der Arbeit mit einer waagerecht arbeitenden Flächenschleifmaschine,<br />
auf der man, eine profilierte Gussscheibe nutzend und mit verschiedenen losen Körnungen agierend<br />
bei kleineren <strong>Stein</strong>en schon ausgezeichnete Ergebnisse erhält. Schlussendlich gelingt einem aber<br />
der große Wurf nur an vertikal laufenden Schleifrädern, die dem handwerklichen Standard nahe<br />
kommen.<br />
An der Startlinie<br />
Einer der wichtigsten Arbeitsgänge beim Erarbeiten eines guten Schaustückes aus Achat ist die<br />
Planung der Vorgehensweise. Beginnend mit einer Vision, die sich der glückliche Finder erschafft,<br />
wird im Zusammenspiel mit dem ausführenden Handwerker oder aus eigener Kraft die Umsetzung<br />
festgelegt. Hat man eine verschlossenen Mandel vor sich, wird man diese zuerst teilen. Schon hier<br />
zeigt sich die Kraft der Vorstellungsgabe und der Erfahrung, wenn es darum geht etwaige Risse<br />
oder Hohlräume im späteren Achatbild zu vermeiden. Verstand das Material, seine unschönen<br />
Seiten zu verstecken und wird man nach dem Schneiden mit einem nicht ignorierbaren Makel<br />
konfrontiert, kann man unter Ausnutzung von handwerklichem Geschick das vielleicht farblich<br />
ansprechende, aber von Rissen geplagte Stück „retten“, indem man statt einem klassischen flachen<br />
Anschliff einen gewölbten Anschliff wählt. Vielleicht muss man als Sammler sogar weitergehen<br />
und zu Rettung des Naturspieles eine Reihe von Cabochons anfertigen. Kummer erspart sich der<br />
Sammler, würdigt er beim Achatesuchen auch Bruchstücke und kleine farblich interessante Splitter<br />
– gewinnt der <strong>Stein</strong> hier doch jedesmal durch die Bearbeitung. Man mag flüchtig bedauern, daß der<br />
<strong>Stein</strong> Mißgeschicke durch geologische Zwänge erlitt, man nimmt sich seiner jedoch an und errettet<br />
seine Schönheit durch den <strong>Schliff</strong>.<br />
(2) Die Schneidscheibe sollte unbedingt gewechselt werden, da die eingebaute Scheibe meist nur eine Winzigkeit an<br />
Diamant enthält. Eine Schneidscheibe eines renommierten Herstellers mit einer korrekten Aufnahme an der Maschine<br />
biete passable Ergebnisse.<br />
Abb.1 Schneidestress in einem Achat von der Rübenmühle bei Wendelsheim ( 61mm Größe). Durch nicht<br />
durchgängige Kühlung beim Schneiden enstanden parallele Bruch-Scharen bis in eine Tiefe von etwa 2mm.<br />
2
Trennungsschmerzen<br />
Der erste maschinelle Arbeitsgang ist das Sägen. Von seiner Güte hängt die folgende Bearbeitung<br />
entscheidend ab. Ein guter Schnitt in einem gesunden <strong>Stein</strong> bedeutet unter Umständen das<br />
Einsparen ganzer Arbeitsgänge. Ein guter Schnitt setzt eine gute Säge voraus. Das Blatt sollte die<br />
notwendige Größe haben um den Schnitt in einem Durchgang auszuführen (handelsüblich sind<br />
größen zwischen 40cm und 1m. Hieraus resultieren einseitige Schnitttiefen von etwa 15 cm bis<br />
75cm, abgesehen von der Befestigung der Scheibe auf ihrer Drehachse.) Halterungen, die eine<br />
Drehung des <strong>Stein</strong>es im Schnitt und somit das Schneiden von zwei Seiten her erlauben sind selten<br />
so zuverlässig und so exakt, dass ein Nacharbeiten von Sägestegen oder Ausbruchsplatzern entfällt.<br />
Das Sägeblatt sollte zudem die <strong>für</strong> das Schneiden von Achat bewährte Körnung und Menge an<br />
Diamant besitzen. Produkte von in Idar-Oberstein ansässigen Firmen sind das Ergebnis<br />
jahrzehntelanger Erfahrung und übertreffen „billigere“ Anbieter in der Qualität des Schnittes<br />
deutlich. Je nach Anwendung wählt man hier mechanisch, galvanisch oder sintergebundene<br />
Schneidscheiben. Wichtig <strong>für</strong> einen guten Schnitt ist ein kontinuierlicher, nicht zu starker Andruck<br />
während des Schneidens, bei gleichzeitig adäquater Drehzahl der Säge.<br />
Ein gleichmäßiger Fluß des Kühlmittels muß ebenfalls gewährt sein. Schneidemulsionen haben sich<br />
beim Bearbeiten von Achat nicht bewährt, da es durch mangelnde Kühlung im Schnitt zu<br />
Mikrobrüchen („<strong>Stein</strong>stress“) (Abb 1) entlang der Schnittoberfläche kommt. Ganz gravierend wird<br />
diese Problem beim Versuch des Kühlens mit Wasser. Nur Schneidöle sind in der Lage, eine gute<br />
Kühlung zu gewährleisten. Auch ermöglichen sie ein längeres Schneiden ohne Nachschärfen des<br />
Blattes mittels eines Schnittes in Korund oder Siliziumcarbid.<br />
Allerdings wird jede Schneide beim ausschließlichen<br />
Bearbeiten von Achat auf die Dauer etwas stumpfer, was<br />
zu schlechteren Schnittergebnissen führen kann. Hier<br />
ansässige Firmen bieten einen kostenfreien Service des<br />
Nachschärfens ihrer Produkte an, wobei die beim<br />
Achatschnitt messerartig veränderte Schneidfront wieder in<br />
eine Front mit definierter Breite überführt wird. (Abb.2).<br />
Diesen Prozess kann man auch selbst durch Abklopfen der<br />
Front mit einem Messerrücken oder der Finne eines<br />
kleinen Hammers erzeugen. Vorsicht und Erfahrung sind<br />
hier allerdings wesentlich.<br />
Abb. 2 (a) Beim Schneiden von Achat verformt sich die<br />
Schneidfront durch Verschieben des Metalles messerartig.<br />
Diamantkristalle werden zugeschoben, der aktive Teil der<br />
Schneidscheibe befindet sich nur am äußersten Grat. Die geringe<br />
Breite der aktiven Fläche <strong>für</strong> dazu, daß nicht mehr mit Diamant<br />
besetzte Bereiche der Front daß Eindringen in den Werkstoff<br />
behindern.<br />
(b) durch Anschleifen oder Anhämmern<br />
wiederhergestellte durchgängig arbeitsfähige Schneidfront.<br />
Schneidstress, der <strong>Stein</strong>e auch komplett zerstören kann,<br />
wird eventuell auch durch einen nicht parallele Führung<br />
des <strong>Stein</strong>es im Schnitt erzeugt. Das Kühlmittel kann nicht auf die Schnittseite, die durch die falsche<br />
Führung erhöhtem Andruch unterliegt, gelangen. Erhitzung und Stress sind hier die Folge.<br />
3
Dieser Effekt ist natürlich auch wesentlich bei der Handführung kleinerer <strong>Stein</strong>e an schnellaufenden<br />
Trimmsägen geringer Durchmesser (von etwa 10cm bis 18cm Durchmesser bei einer Dicke von<br />
0,75mm bis 1,5mm). (Abb 1) Die Schneidscheiben dieser Sägen müssen sintergebunden sein, da<br />
man sich an anders gebundenen Schneidscheiben beim handgeführten Schnitt schnell verletzen<br />
kann. Eine Schutzbrille ist zwingend erforderlich. Dem unerfahrenen Bearbeiter wird empfohlen,<br />
Schnitte handgeführt nur in Verbindung mit einer geraden Führungsplatte, auf die der <strong>Stein</strong> ohne<br />
umzukippen verschoben werden kann zu schneiden. Der Schnitt soll langsam durchgeführt werden.<br />
Der Vorschub sollte möglichst gerade erfolgen. Am Besten gelingt dies, wenn man die Scheibe nach<br />
einer kurzen handgelenkten Strecke die Richtung selbst vorgeben läßt und nur noch den<br />
notwendigen Andruck herstellt. Gegen Ende des Schnittes reduziert man den Andruck um ein<br />
Reissen des <strong>Stein</strong>es zu vermeiden (Abb. 3 a). Nachdem man Erfahrungen mit dieser Art des<br />
Schneidens gewonnen hat, kann man sich Achatmandeln, die keinen stabilen Ansatz auf der<br />
Trägerplatte erlauben, widmen. Diese hält man während des Schnittes komplett frei in der Hand.<br />
Gegen Ende kann man dann den <strong>Stein</strong> sogar im Schnitt drehen, um ein unvorteilhaftes Abbrechen<br />
zu verhindern.(Abb 3 b)<br />
Abb. 3 verschiedene Arten des handgeführten Sägens: a) handgeführt auf gerader Ebene<br />
b) freigeführt<br />
c) trimmen durch kleine Schnitte und Abschaben<br />
Trimmen formt den Körper<br />
Um einen gerundeten Anschliff oder einen Cabochon vorzuschneiden nutze ich eine freihängende<br />
Schneidscheibe an einem Schnelläufer. Diese Technik wird traditionell von plastischen Graveuren<br />
in Idar-Oberstein verwendet (Abb 3 c). Das Kühlmittel ist bei dieser Arbeit allerdings Wasser – also<br />
ist ein Stressen des <strong>Stein</strong>es unvermeidlich. Der Stress betrifft allerdings nur die ersten 1-2 mm der<br />
<strong>Stein</strong>oberfläche, die in der Folge sowieso noch weggeschliffen wird. Mit dieser technischen<br />
Anordnung ist nicht nur das Zerteilen eine <strong>Stein</strong>es möglich, vielmehr erlaubt sie eine dem<br />
Abschaben ähnliche Vorgehensweise, bei der man sie Scheibe so knapp an der Oberfläche des<br />
<strong>Stein</strong>es führt, daß die zu entfernende Seite in schneller Folge und in kleinen Krümmelchen<br />
absplittert. Schabt man nur geringe Schichtdicken weg, entfällt sogar der eigentlich zu erwartende<br />
Stress im <strong>Stein</strong>. (Abb.4)<br />
4
Abb. 4 Trimmen: „Schaben“ eines <strong>Stein</strong>es in seine Form. Die Abnahme geringmächtiger<br />
Schichten (a: etwa 2 – 3mm) führ zum gewollten Zerplittern von Material (b).<br />
Mit diesen Techniken ist es möglich einen sphärisch gewölbten Anschliff in geringerer Zeit zu<br />
erstellen, wie dies bei konventioneller Arbeitsweise (winklig vorsägen und dann mit grobem Korn<br />
in Form schleifen) zu erwarten wäre.<br />
Da diese Formgebung eher schwierig zu erreichen ist, wird sie bislang nur selten angewandt.<br />
Häufiger findet man um eine Achse gewölbte <strong>Stein</strong>e („gerollt“), die dem Betrachter aber kein so<br />
harmonisches Bild wie bei einer Sphäre bieten. Wandert der Blick beim gerollten <strong>Stein</strong> auf der<br />
Wölbung von links nach rechts findet er bei der Sphäre Ruhe im Zentrum – und nur so kann ein<br />
Achat sich bestmöglich präsentieren (Abb 5).<br />
Abb. 5 Links ein „um die Ecke geschliffener Achat“, der beim Betrachten nicht zur Ruhe kommt. Rechts ein<br />
sphärisch geschliffener Achat, der den Blick in sein Zentrum lenkt.<br />
5
Abb.6 Ein sphärisch geschliffener Achat aus Arenas, Argentinien. Größe etwa 110mm.<br />
Abb.7 Ein sphärisch geschliffener Achat aus Arenas, Argentinien. Größe etwa 110mm.<br />
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Erst grob, dann immer feiner<br />
Nach dem Sägen schließt sich das Schleifen des <strong>Stein</strong>es an. Für den passionierten <strong>Amateur</strong> und den<br />
Handwerker ist es wichtig aus der Vielzahl der angebotenen Schleifmittel, Bindungsarten und<br />
Körnungen diejenigen herauszufinden die ein schnelles und gleichzeitig ökonomisches Herstellen<br />
der gewünschten Produkte ermöglicht. Die von mir verwendeten Räder haben einen ursprünglichen<br />
Durchmesser von 50cm und eine Schleifbahn von 6 cm Breite. Auf ihnen lassen sich <strong>Stein</strong>e bis zu<br />
einer Breite von 14 cm Durchmesser bearbeiten. Beim Wechsel der Arbeitsgänge ist penible<br />
Sauberkeit unumgänglich, um keine Schleifkörner zu transportieren und unwillkommene Kratzer<br />
auf der Oberfläche des <strong>Stein</strong>es zu hinterlassen.<br />
Am Anfang stehen Schleifräder einer groben Körnung, die ein schnelles Formgeben des <strong>Stein</strong>es<br />
erlauben. Gleichzeitig bleibt natürlich die Oberfläche sehr rau. Es folgen in der oben genannten<br />
ökonomischen Direktive Schleifräder feinerer und allerfeinster Körnung auf dem Weg zur Politur.<br />
Für gerade Anschliffe bei Achaten nutze ich nach dem Sägen ein grobes Rad mit 120iger Körnung<br />
um Ausbrüche zu beseitigen, wechsele dann zu einem feineren 220iger Rad und gehe dann auf ein<br />
Rad mit einer 500er Körnung in Kunststoffbindung. Je nach Wasserzugabe auf diesem Rad erreicht<br />
man Übergänge vom noch tiefenwirksamen Schleifen bei fast trockenem Rad bis hin zum<br />
versiegelnden, fast spiegelndem <strong>Schliff</strong> bei starkem Wasserzufluß. Um ein umfängliches Ergebnis<br />
beim <strong>Schliff</strong> zu erzielen und gleichzeitig die Kontur des Schleifrades möglichst lange in korrekter<br />
Fasson zu belassen, schleift man den <strong>Stein</strong> tangential schwingend über seine zu bearbeitende<br />
Fläche, und gleichzeitig in einer kontinuierlichen Bewegung von rechts nach links pendelnd auf der<br />
Schleifbahn. Das Verweilen auf einer Stelle der Bahn führt zum Einschleifen einer Delle in die<br />
Front des Schleifrades, während ein zu langes Verharren auf einer Stelle am <strong>Stein</strong> eine Vertiefung<br />
statt einer geraden Fläche auf dem <strong>Stein</strong> erzeugt, die unter Umständen ein längeres Nacharbeiten<br />
verlangt (Abb. 8).<br />
Abb. 8. Der <strong>Stein</strong> wird a) kontinuierlich von links nach rechts auf der Schleifbahn pendelnd geschliffen.<br />
b) tangential auf der bearbeitenden Fläche an der Schleifbahn geschliffen.<br />
c) vom Rand nach Innen geschliffen<br />
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Abb. 9 Das korrekte Schleifen eines Achatanschliffes, dass die Gefahr eines Wegbrechens verhindert: Im Bereich a<br />
wird in den <strong>Stein</strong> – vom <strong>Schleifer</strong> weg, auf das Zentrum zu – geschliffen. Der Bereich b wird in dieser Position<br />
nicht bearbeitet ! Man dreht zuerst die Mandel um 180° und macht dadurch aus dem bruchgefährdeten Bereich<br />
b wieder einen gut zu bearbeitenden Bereich a. Ein kleines Aufspritzen bei c zeigt an, wann der Rand des<br />
<strong>Stein</strong>es erreicht wurde. Dieser kleine Hinweis zeigt, wann ein Weiterarbeiten nicht mehr nötig ist.<br />
Das Schleifen „aus dem <strong>Stein</strong>“ - d.h. der schleifende Bereich liegt an der mir gegenüberliegenden<br />
Kante, kann beim formgebenden Schleifen dazu führen, daß der <strong>Stein</strong> ausbricht. Man umgeht diese<br />
Gefährdung durch Schleifen „in den <strong>Stein</strong>“, d.h. man arbeitet von der einem zugewandten Seite in<br />
Richtung Zentrum, stoppt aber vor dem Erreichen der gegenüberliegenden Kante. Um die<br />
gegenüberliegende Kante schleifen zu können dreht man den <strong>Stein</strong> um 180°.<br />
Der undankbare Rand<br />
Einen Achatanschliff schleife ich von außen nach innen. In der Regel stellt der äußere Bereich den<br />
schwierigeren dar, ihm muß man mehr Aufmerksamkeit widmen. Ist dieser fertiggestellt, läßt sich<br />
der Innere recht schnell vollenden. Ich schleife „in den <strong>Stein</strong>“ dh. Ich wende die Außenkante des zu<br />
schleifenden Bereiches nach oben. Gelangt der schleifenden Bereich an die Kante des <strong>Stein</strong>es,<br />
bricht der Wasserfilm auf dem Schleifrad, und ich weiß, daß ich an allen Bereichen gearbeitet habe<br />
(Abb. 8 c). Eine Kontrolle des <strong>Schliff</strong>bildes erfolgt entweder durch ein Betrachten des trockenen<br />
<strong>Stein</strong>es – es müssen alle groberen Kratzer des vorhergehenden Rades entfernt sein, eine eingänge<br />
Kratzerstruktur des neuen Rades bildet jetzt die Oberfläche – oder, bei feinen Körnungen, durch ein<br />
Spiegeln der Arbeitslampe in der Oberfläche des <strong>Stein</strong>es. Auch in diesem Fall soll die Oberfläche<br />
homogen in ihrem Reflexionsvermögen sein. Bereiche die der Prüfung nicht genügen, werden<br />
mittels eines Messing- oder Aluminiumstiftes markiert. Der Abrieb des Metalles ist auch sehr gut<br />
unter Wasser zu sehen, ein Einsickern von Farbe - wie bei der Verwendung eines Filzstiftes- in das<br />
<strong>Stein</strong>material kann nicht stattfinden.<br />
8
Klappern und blitzen<br />
Zustand und Form der Räder haben einen wichtigen Einfluß auf die Qualität des <strong>Schliff</strong>es. Ein<br />
geringes Klappern des Rades kann man eine Zeitlang tolerieren, solange es sich nicht<br />
verschlimmert. Verspürt man allerdings Vibrationen beim Schleifen, so ist dies in der Regel<br />
schädlich <strong>für</strong> den eigenen Körper. Schädigungen des <strong>Stein</strong>es finden bei heftigerer Unwucht des<br />
Rades statt. Dies führt zum spontanen „Blitzen“ (Erzeugen von punktförmigen,oft tiefreichendem<br />
Stress im <strong>Stein</strong>) bei härter gebundenen Rädern (oft bei Körnungen von 220 bis 400) bis hin zum<br />
Zerbrechen des <strong>Stein</strong>es beim Formgeben an einem groben unwuchtigem Rad. Diese Unwucht läßt<br />
sich mit einem Abdrehdiamanten (je nach Körnung des Rades unterschiedlicher Besatz) beseitigen.<br />
Wichtig nach dem Abdrehen des Rades ist das darauffolgende Aufrauhen: bei feinen Rädern (320<br />
bis 800) mit einem Stück Sandstein oder feinem Korund; bei groben Rädern (bis 220) mit einem<br />
mechanischem Sternwalzen-Abdreher ( vulgo „Rubbler“). Beim Abdrehen und Aufrauen ist darauf<br />
zu achten, dass sich am Rand der Schleifscheibe keine scharfen Grate bilden. Man sollte der Kante<br />
eine leichte Rundung verschaffen (Abb 10 a).<br />
Abb. 10 Unterschiedlich Schleifradprofile<br />
Eine senkrechte, gerade Schleiffront, wie sie generell vorgeschlagen wird, ist nicht immer sinnvoll.<br />
Benötigt man einen größeren Anpressdruck um ein schnelleres Ergebnis zu erzielen, ist es sinnvoll,<br />
die Bahn leicht nach aussen zu runden, und so die Auflage des <strong>Stein</strong>es entsprechend zu verringern.<br />
Anstatt den <strong>Stein</strong> komplett auf einmal abzufahren, arbeitet man die Oberfläche bereichsweise ab<br />
(Abb 10 b).Zur besseren Bearbeitungsmöglichkeit sphärisch gekrümmter Bereiche an <strong>Stein</strong>en (z.B.<br />
Cabochons) dreht man sich mittels eines Diamanten eine Klamm in das Schleifrad (Abb 10 c).<br />
Schiefe Bahnen kann man anlegen, um größere Oberflächen in einem Zug zu schleifen. Einer<br />
<strong>mein</strong>er Bekannten nutzt am großen Sandsteinrad die Schiefe der Bahn zur perfekten Benetzung des<br />
Schleifrades: Er tropft auf der Seite des geringeren Durchmessers Wasser auf, das aufgrund der<br />
zunehmenden Fliehkraft über die ganze schiefe Bahn in Richtung des größeren Durchmessers zieht<br />
(Abb 10 d)<br />
9
„Schmeiele“ im Mikrometerbereich<br />
Dem letzten Arbeitsgang, dem Polieren, vorgeschaltet ist eventuell ein Vorpolieren. Im Handwerk<br />
heißt dieser Arbeitsgang Schmirgeln (vulgo“Schmeielen“) oder Sanden. Mittels eines weichen<br />
Trägers (meist Holz oder Filz) und eines entsprechenden Vorpolierpulvers ( loses SiC in den<br />
Körnungen 320 bis 1000) werden noch etwaige Kanten geglättet und Kratzer entfernt. Bei diesem<br />
Arbeitsgang ist es im kleinen Umfang möglich auch noch Kratzerreste des ersten formgebenden<br />
Arbeitschrittes zu entfernen. Da das Rad selbst kein Schleifkorn enthält, ist es sinnvoll einen<br />
kleinen Haufen Schmirgelpulver suksessive abzuarbeiten – d.h. bei jeder Bewegung auf das Rad zu<br />
läßt man einen kleinen Teil des Schmirgelpulverhäufchens zwischen <strong>Stein</strong> und Rad verschwinden,<br />
wo es seine Arbeit tun kann. Eine ergiebige Menge an Schmirgelpulver garantiert hier eine hohe<br />
Bearbeitungsgeschwindigkeit. (Abb 11)<br />
Abb. 11 Ein größerer Klumpen befeuchteten Schmirgelpulvers (a) wird sukksessive zwischen (b) <strong>Stein</strong> und<br />
Schmirgelrad geschoben, wo er seine Wirkung entfalten kann.<br />
Generell empfiehlt sich dieser Arbeitschritt aber nur <strong>für</strong> gewölbte Anschliffe oder Cabochons . Bei<br />
geraden Anschliffen verschlechtert sich unter Umständen die Güte der Oberfläche sogar. Ebenfalls<br />
nachteilig kann dieser Arbeitsgang bei <strong>Stein</strong>en mit unterschiedlichen Härtebereichen sein, es kann<br />
sich hier ein starkes <strong>Schliff</strong>relief ausbilden. Für diesen Arbeitsgang gibt es heutzutage ebenfalls<br />
neue Lösungen und Angebote aus dem Bereich des Werkstoffes Diamant. Hervorragend bewährt<br />
haben sich Schleifräder mit weichem Träger aus aufgeschäumten Kunstststoff und entsprechender<br />
Belegung mit Diamant. Die Belegung besteht im Detail aus kleinen flexiblen Blöcken eines etwas<br />
härteren Kunststoffes, in den Diamant in hohem Prozentanteil „eingebacken“ wurde. Anwendung<br />
finden diese etwa 10 bis 20cm durchmessenden Räder auf Schnelläufern bei einer Umdrehungszahl<br />
von etwa 2000 U/min. Körnungen bis annähernd Poliergüte erleichtern und verkürzen die<br />
Arbeitsgänge.<br />
10
Ceroxid - konkurrenzlos<br />
Das Polieren eines <strong>Stein</strong>es ist der abschließende Arbeitsgang. Er ist wohl aber auch der wesentliche.<br />
Denn alle vorhergehende Mühe ist umsonst, wenn ein <strong>Stein</strong> keinen Glanz annimmt.<br />
Die benötigten Werkzeuge und Hilfsmittel sind in diesem Fall ein Polierrad, Polierpulver und<br />
Wasser. Für Achate bevorzuge ich ein Filzrad mit einem Durchmesser von etwa 50cm und einer<br />
Bahn von 6 cm. Breitere Bahnen scheinen mir nicht sinnvoll, da ich auf der gesamten Bahnfläche<br />
einen hohen Andruck beim Polieren erzeugen muss. Dennoch kann kann man mit einer solch<br />
schmalen Bahn auch größere <strong>Stein</strong>e (bis etwa 18 cm Durchmesser) durch partielles Abbarbeiten der<br />
<strong>Stein</strong>bereiche recht gut polieren. Das Polierpulver ist bei der Politur von Achaten eine<br />
herausragende Komponente. Zwei Substanzen eignen sich hier<strong>für</strong> hervorragend – Chromoxid und<br />
Ceroxid – alle weiteren erfordern Kompromisse bei der Arbeitszeit oder dem Ergebnis (3).<br />
Eine Alternative zur Achatpolitur stellen eventuell Polierpulver aus Korund (Aluminiumoxid) dar<br />
(im Handel z. B. P 242, Linde A, B, Diamantine usw.) Da sie durch Zermahlen und anschließendes<br />
Sieben und Fraktionieren hergestellt werden, sind Polierpulver auf Aluminiumoxidbasis in<br />
verschiedenster Qualität auf dem Markt. Generell kann man sagen: je höher der Preis des Produktes,<br />
desto besser die Fraktionierung, d.h. schädliches, zu großes Überkorn wurde während des<br />
Produktion aussortiert. Je besser das entsprechende Produkt aufbereitet wurde, desto besser eignet<br />
es sich <strong>für</strong> die Politur von Achaten. Allerdings braucht man im Vergleich auch mit dem besten<br />
Produkt auf der Basis von Aluminiumoxid immer länger als mit einem auf Ceroxidbasis. Dies zeigt<br />
sich in der Anwendung hauptsächlich durch das schnellere Verschließen kleiner Kratzer und Fehler,<br />
die im Vorfeld übersehen wurden.<br />
Sehr gut zum Polieren von Achat eignet sich auch echtes Diamantpulver, das in Form von<br />
Emulsionen auf Polierträgern genutzt wird. Allerdings ist <strong>für</strong> den <strong>Amateur</strong> die Anwendung dieses<br />
Arbeitsmittels sehr teuer.<br />
(3) In früheren Jahren (bis etwa 1980) war unter Edelsteinschleifern und <strong>Amateur</strong>en das grüne Chromoxid ein beliebtes<br />
Polierpulver, verlieh es den <strong>Stein</strong>en doch einen guten Glanz, vermochte kleinere Kratzer zu egalisieren und war anders<br />
als der vorher übliche Tripel (ein Naturprodukt aus fossilen Kieselalgen) homogener in der Qualität. Verwendet wurde<br />
es in der Regel auf einem Trägerrad aus Leder. Untersuchungen der Berufsgenossenschaft stellten dann jedoch bei<br />
dieser Substanz aufgrund des Schwermetallgehaltes eine Toxizität fest und dieses Polierpulver verschwand in der<br />
betrieblichen Anwendung. Ersetzt wurde es im großen Umfang durch Ceroxid (viele Handelsnamen z.B. Cerox, J 2,<br />
usw.). Ceroxid arbeitet am Besten auf einem nicht zu weichen Filzrad. Der Verkaufspreis dieses Produktes ist in letzter<br />
Zeit enorm angestiegen und ein Ende der Preissteigerung ist noch nicht in Sicht.<br />
Drücken und Kreuzen<br />
Da das Filzrad das beim Polieren von Achaten benutzt wird, selbst kein wirksames Poliermittel<br />
enthält, muss beim Polieren das Polierpulver zugeführt werden. Auch das Wasser, das der Kühlung<br />
und dem Haften des Polierpulvers auf dem Polierträger dient, wird zugeführt. Dies geschieht in der<br />
Regel manuell. In förderlichen Abständen werden beide aufgebracht. Für das „Wie“ gibt es<br />
zahlreiche Lösungen. Wichtig allein ist, das genügend Wasser zugeführt wird, um ein unnötiges<br />
Erhitzen des <strong>Stein</strong>es zu vermeiden, und dass das Polierpulver in ökonomisch vertretbarem Maße zu<br />
geführt wird. <strong>Mein</strong>e Lösung ist ein getrenntes Auftragen von Wasser und Poliermittel mit einem<br />
Schwämmchen, so kann ich den Feuchtigkeitsgrad und somit die Temperaturentwicklung steuern,<br />
sowie die Polierpulvermenge exakt abstimmen.<br />
Auch hier beim Polieren ist es wieder wichtig, vom Rand des <strong>Stein</strong>es her nach Innen zu arbeiten. Im<br />
Gegensatz zum Schleifen ziehe ich es hier aber vor, aus dem <strong>Stein</strong> heraus zu polieren, da beim<br />
Polieren in den <strong>Stein</strong> ein Achat-Anschliff aufgrund der Elastizität des weichen Trägers (Filzrad) und<br />
seiner rauen Kante gerne einhakt und dann mitgerissen wird. Ein guter Kompromiss, um<br />
gleichzeitig während des Arbeiten Kontrolle über den Grad des Einwirkens des Polierrades zu<br />
haben und das Einhaken zu vermeiden, ist das seitliche Führen des Randes (links oder rechts<br />
betont). Man hat aus der Schleifposition einen guten Einblick, ob der Rand mitpoliert wird.(Abb.12)<br />
11
Abb. 12 Arbeiten am Polierrad unter Einsatz der Kante: a und c sind Bereiche, in denen der <strong>Stein</strong> nicht aufliegt. Nur im<br />
schmalen Bereich b wird am <strong>Stein</strong> gearbeitet. So ist es möglich, einen hohen Anpressdruck zu erreichen.<br />
Kontrolle über die Poliergüte gibt auch hier wieder der reflektive Blick auf den <strong>Stein</strong>. Das Abbild<br />
der Lampe muss scharfgezeichnet sein. Es sagt uns, ob die maximale Güte erreicht worden ist. Nach<br />
dem bewußten Polieren des Randbereiches stellt sich bei dieser Kontrolle oft schon heraus, dass<br />
auch die Mitte des <strong>Stein</strong>es schon gut oder gar komplett poliert ist. Je nachdem müssen wir im<br />
Inneren Bereich nacharbeiten. Die Polierichtung im Generellen sollte ein Kreuzen darstellen,<br />
vorzugsweise von zwei Seiten in einem spitzen Winkel zu den eventuell vorhandenen Schleifspuren<br />
des vorhergehenden Arbeitsganges. Arbeitet man parallel zu diesen, kann ein Vertiefen der Kratzer<br />
erfolgen. Arbeitet man nur in einer Richtung am <strong>Stein</strong>, können sich ebenfalls Kanäle einer<br />
Vorzugsrichtung des abfließenden Polierfilmes ausbilden. Wahrgenommen werden diese vom Auge<br />
ebenfalls als Kratzer.<br />
Fieber bei der Arbeit ?<br />
Um eine gute Politur zu erzielen, ist es beim <strong>Stein</strong>material Achat wesentlich, während des<br />
abschließenden Polierens Wärme entstehen zu lassen (4). Ich rate beim Bearbeiten einheimischer<br />
Achate oder wertvoller Sammlungsstücke zu einem Erwärmen knapp oberhalb der<br />
Wahrnehmungsgrenze – <strong>mein</strong>e Schüler verstehen hier sehr gut den Begriff „Fieberwärme“. Getestet<br />
wird dies bei größeren <strong>Stein</strong>en mit dem Handballen, bei kleineren <strong>Stein</strong>en empfiehlt sich der Test<br />
mit den noch temperaturempfindlicheren Lippen. Während <strong>mein</strong>er Ausbildung wurden wir dazu<br />
gedrängt, Achatcabochons aus brasilianischem Material weitaus wärmer zu polieren. Ein „zu heiß“<br />
war hier erst erreicht, wenn der deutlich nasereizende Geruch versengten Filzes in der Werkstatt<br />
hing. Durch dieses fast heiße Polieren nehmen Achate die beste Politur an. Die Poliergüte nimmt<br />
auch mit dem abgegebenen Druck zu. Aufgrund ihrer sphärischen Form die eine geringere<br />
Auflagefläche beim Bearbeiten bewirkt, zeigen daher Cabochons und gewölbte Anschliffe einen<br />
meist besseren Glanz als flache Anschliffe.<br />
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Die besten Ergebnisse <strong>für</strong> flache Anschliffe erzielt man im Gewerbe (z.B. bei Ringsteinen) durch<br />
das Polieren auf einer Blei-Zinnscheibe. Auch hier findet das Finish im erhöhten Temperaturbereich<br />
statt. Erreicht wird diese Temperaturzunahme durch ein Trocknen des Polierfilmes, der aus Wasser<br />
und Polierpulver besteht (5). Oder wahlweise durch festeres Anpressen oder längeres Verweilen auf<br />
dem Polierrad - ohne Wasser nachzuführen.<br />
Bei größeren Durchmessern der zu bearbeitenden Produkte fällt es oft schwer, den benötigten<br />
Druck <strong>für</strong> eine gute Politur oder gar das leicht erwärmte Polieren auf der kompletten Frontfläche<br />
des Polierrades herzustellen.<br />
Daher ist es einfacher auf den Kantenbereich des Rades auszuweichen. Man fährt in diesem Fall mit<br />
dem zu polierenden <strong>Stein</strong> unter einem flachen Winkel über die Kanten des Polierrades hinaus, und<br />
bearbeitet immer nur einen Teil des <strong>Stein</strong>es. Die Breite des polierten Bereiches ist hierbei je nach<br />
Steilheit des Winkels größer oder kleiner. Ich bevorzuge in diesem Fall eine Breite von 15mm bis<br />
etwa 10mm. Durch die geringere Größe der zu bearbeitenden Fläche verläuft der Prozess schneller<br />
und qualitativ besser. (Abb 12)<br />
(4) Alle Arbeitsgänge des Edelsteinschleifens werden eigentlich als abrasive (spanabnehmende)<br />
Vorgänge verstanden. Die unterschiedliche Körnung der Arbeitsgänge, inklusive des Polierens,<br />
stellen nur unterschiedlich tief (und somit unterschiedlich schnell) wirkende wegführende Prozesse<br />
dar. Die Qualitätsverbesserung durch das Arbeiten unter erhöhter Temperatur weist auf<br />
grundsätzlich andere Oberflächenprozesse hin, etwa den eines partiellen „Verglasens“ und somit<br />
Glättens der Oberfläche. Prozesse analog der Metallbearbeitung, wo beim Polieren ein<br />
Verschieben und hierdurch ein Glätten von Oberflächenbereichen stattfindet sind schwieriger mit<br />
einer mineralischen Struktur vereinbar.<br />
(5) Desweiteren besteht der Polierfilm noch aus Abrieb des Polierträgers und des bearbeiteten<br />
Materials. Diese Komponenten sind beim Polieren auf harten Trägern wichtig, verlieren allerdings<br />
ihre Bedeutung beim Polieren auf Filz.<br />
Ein letztes Bad<br />
Das Reinigen der <strong>Stein</strong>e nach dem Polieren ist unter Umständen ein langwieriger Prozess, da sich<br />
eventuell Polierpulver und <strong>Stein</strong> scheinbar untrennbar verbunden haben. Zur Zeiten der<br />
Verwendung von Chromoxid scheint die Reinigung ein umfassendes Problem gewesen zu sein.<br />
Gerade Stücke aus älteren Sammlungen zeigen in ihrem Bild leuchtendgrüne Bereich von<br />
Kupfermineralien, die sich bei näheren Betrachten dann doch nur als in einem Loch des <strong>Stein</strong>es<br />
verbackener Batzen von Chromoxid herausstellen.<br />
Heutzutage hilft einem die korrekte Anwendung eines Ultraschallreinigungsgerätes weiter.<br />
<strong>Mein</strong>e persönliche Methode besteht darin, die <strong>Stein</strong>e möglichst nicht komplett trocknen zu lassen,<br />
und sie dann mit Spülmaschinentabs als Reinigungsmittel nach kurzer Einweichzeit mit einer<br />
Bürste im lauwarmen Wasser zu reinigen.<br />
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Cameo<br />
Freisen 1 und Freisen 2<br />
Überlegungen zu Artefakten eines unbekannten Meisters<br />
Die Konzepte der hier vorgestellten <strong>Stein</strong>e entsprangen wohl dem Wunsch, einem Kunden soweit es<br />
geht in ästhetischer Hinsicht entgegen zu kommen. Es handelt sich hier nicht um Einzelstücke,<br />
vielmehr sind mir mehrere dieser Artefakte in verschiedenen Sammlungen bekannt. Schauen sie<br />
doch bitte selbst einmal in Ihrer Sammlung nach. Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen.<br />
Die Stücke stammen alle aus der Zeit des Autobahnbaues in der Region Freisen. Das Konzept<br />
„Freisen 1“ wird hier repräsentiert durch einen <strong>Stein</strong>, der beim Kanalbau am Erntekreuz in<br />
Hahnweiler, der zeitgleich mit dem Autobahnbau stattfand, gefunden wurde. Beim genauen<br />
Betrachten des Stückes fällt einem auf, daß sich kaum merklich - ziemlich genau durch die Mitte -<br />
ein Spalt zieht. Der <strong>Stein</strong> wurde entlang dieser Linie durchtrennt und wieder verklebt. Doch warum<br />
sollte man dies solch einem schönen <strong>Stein</strong> antun ?<br />
Freisen 1: Hahnweiler Erntekreuz - 70mm<br />
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Des Rätsels Lösung: Beim ersten Schneiden der Mandel (a) wurde ein „häßlicher“ Bereich<br />
angeschnitten, vielleicht schwarze Calcitlöcher, grobe Sprünge usw. Um dem <strong>Stein</strong> eine zweite<br />
Chance zu geben, wurde er zusammengeklebt - und dann, besser orientiert, erneut geschnitten (b).<br />
Dieser Schnitt lieferte dann perfekte zwei Hälften (eigentlich vier Viertel) mit klitzekleiner Naht.<br />
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„Freisen 2 “<br />
...ist ebenfalls dem Recycling-Gedanken verhaftet. Es ist ein sehr schöner Achat vom Autobahnbau<br />
mit der Fundstelle Galgenhügel, etwa 60mm im Durchmesser.<br />
Nicht immer finden sich zwei Hälften einer Mandel, und beim Abschneiden fällt ein dünnes<br />
Deckelchen an. Oder die Marktlage erlaubt es nicht, die bierfilzdünnen Scheiben, die beim<br />
dutzendfachen Spalten einer Mandel angefallen sind, abzusetzen. Man besitzt allerdings eine große<br />
Anzahl von Mandelhälften, die keine schöne Zeichnung besitzen oder gar keinen Achat enthalten.<br />
Nun fügt sich zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört, indem man annähernd passende<br />
Mandelhälften (a) mit einem Scheibchen (c) zusammenzementiert (b). Was übersteht, wird<br />
abgeschliffen und schon erhält man ein Produkt, das einem aus den Händen gerissen wird. Wird<br />
zum Abschluß noch gekonnt coloriert, ist es sehr schwer, dieses Kunstprodukt beim oberflächlichen<br />
Hinsehen zu erkennen. Ein deutlicher Hinweis ergab sich hier jedoch, da das Stück auf dem Rüttler<br />
geschliffen wurde. Da der Zemnet weicher ist als der Achat und die mit ihm verbundene Mandel,<br />
schliff sich beim Rütteln ein Teil davon nach Innen weg. Diese Rille sieht dann doch so<br />
eigentümlich aus, das man dem Herstellungsprozess auf die Schliche kommt.<br />
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