Die Heraldik auf vorwiegend sächsischen Münzen - Money Trend
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HEINRICH KETTLER<br />
<strong>Die</strong> <strong>Heraldik</strong> <strong>auf</strong> <strong>vorwiegend</strong><br />
sächsischen Münzen<br />
Das Wort <strong>Heraldik</strong> bedeutet Wappenkunde und Wappen<br />
leitet sich aus dem niederdeutschen „Waffen“ her.<br />
Das Wappen stellt ein Kenn- und Ehrenzeichen für eine<br />
Person oder Familie dar und besitzt die Form eines Schildes,<br />
dem ursprünglichen Wappenträger.<br />
Merkmal des Wappens ist das Schildbild, dessen Elemente<br />
Wappenbild und -farbe sind. Im Wappen sind zu trennen:<br />
Heroldsbild, d.h. die Aufteilung und Musterung der Schildfläche<br />
und „gemeine Figuren“, d.h. stilisierte und dekorative<br />
Abbilder wirklicher Dinge, wie z.B. Tiere und Blumen. Zutaten<br />
sind die heraldischen Prachtstücke wie Schildhalter in<br />
Menschen- und Tiergestalt seit dem 14. Jahrhundert, Wappenmäntel<br />
seit dem 17. Jahrhundert, Wahlsprüche, Fahnen und<br />
Trophäen sowie die Nebenstücke Rang- und Würdezeichen,<br />
Kronen, Orden und Hüte.<br />
<strong>Die</strong> Zeit der Wappenentstehung um 1150 bis zur Mitte des<br />
15. Jahrhunderts war die der „lebenden <strong>Heraldik</strong>“, in der<br />
Schild, Helm und Rüstung real getragen wurden. Mit dem Rittertumende<br />
folgte die Zeit der „bildlichen <strong>Heraldik</strong>“.<br />
Abb. 4: Brakteat, Reichsstadt<br />
Mühlhausen/Thüringen<br />
Abb. 5: Brakteat,<br />
Erzbistum Magdeburg<br />
„gute Nase“ für das Aufspüren geeigneter Gebiete zur Waldrodung<br />
besaß.<br />
Abb. 4 weist <strong>auf</strong> den Reiterbrakteaten der Reichsstadt Mühlhausen/Thüringen<br />
den König Philipp von Schwaben (1198-<br />
1208) mit Banner und Adlerschild (seinem Wappen) aus.<br />
Abb. 5 zeigt <strong>auf</strong> dem schönen Brakteaten des Erzbistums<br />
Magdeburg (zur Zeit Wichmann von Seeburg 1152-1192) Sankt<br />
Moritz mit Wappenschild im Vierpaß zwischen Gebäuden.<br />
Abb. 1: Brakteat, Herzogtum Sachsen-Wittenberg<br />
Abb. 2: Brakteat,<br />
Markgrafschaft Meißen<br />
Abb. 3: Brakteat,<br />
Grafschaft Schwarzburg-<br />
Käfernburg<br />
Der Brakteat in der Abb. 1 zeigt Bernhard III. (1170-1212)<br />
in Rüstung mit Fahne und Schwert. Ein Wappen ist nicht vorhanden<br />
wie auch nicht <strong>auf</strong> den folgenden Abb. 2 und 3, wo einmal<br />
Markgraf <strong>Die</strong>trich der Bedrängte von Meißen (1197-1221)<br />
als sitzender Herrscher mit Kreuzlilienzepter mit <strong>auf</strong>gesetztem<br />
Ring und Schwert dargestellt ist und zum anderen der Graf<br />
Günther V. von Schwarzburg-Käfernburg (1255-1275) <strong>auf</strong> einem<br />
Ross nach rechts reitend mit Fahne und Schwert.<br />
Interessant beim Meißner Brakteaten ist die Ausbildung<br />
der Nase als Baum.<br />
Zur Zeit <strong>Die</strong>trichs des Bedrängten wurde der Erzgebirgswald<br />
gerodet und deshalb existieren auch Brakteaten, bei denen<br />
Dynasten statt Schwert und Zepter einen Baum oder Setzling<br />
in den Händen halten. Vielleicht sollte diese Art der<br />
Münzgestaltung belegen, daß der Meißner Markgraf eine<br />
Abb. 6: Hohlpfennig, Erzbistum Magdeburg<br />
Der Hohlpfennig (Abb. 6) desgleichen Erzbistums (zwischen<br />
1382 und 1402) stellt Sankt Moritz frontal mit Fahne und<br />
Wappen dar.<br />
<strong>Die</strong> Abb. 7-10 geben <strong>auf</strong> den Rückseiten Wappen der „bildlichen<br />
<strong>Heraldik</strong>“ wieder, die alle dreifach behelmt sind, gleichgültig,<br />
ob es sich um Taler der ernestinischen oder albertinischen<br />
Linie handelt.<br />
<strong>Die</strong> folgenden Münzen (Abb. 11-19) zeigen den Kurfürsten<br />
Johann Georg I.<br />
Sie bildeten Gebrauchsmünzen über 41 Jahre, die in großen<br />
Auflagen geprägt wurden. Trotzdem ist jede Serie mit oft mehreren<br />
besonderen Kennzeichen ausgestattet. Auffällig sind die<br />
Abkürzungsunterschiede bei den Legenden <strong>auf</strong> den Münzvorder-<br />
und -rückseiten sowie die trennenden Zeichen zwischen<br />
den einzelnen Worten, die durch Punkte, manchmal aber auch<br />
durch kleine Sternchen, Kreuze, Rosetten, Arabesken u.a. gebildet<br />
werden.<br />
Abb. 7: Taler, Herzogtum Sachsen-Alt-Weimar<br />
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HERALDIK<br />
Abb. 8: Taler, Kursachsen<br />
Das Wappen selbst unterliegt gleichfalls Veränderungen.<br />
Besaßen die Münzen vor Johann Georg I. drei Helme <strong>auf</strong> dem<br />
Gesamtwappen, so sind es jetzt anfangs sechs (Abb. 11-16),<br />
aber nach dem Erwerb der Ober- und Niederlausitz wurden es<br />
acht (Abb. 17-19). Unter Johann Georg IV. und August dem<br />
Starken wuchs die Wappenhelmanzahl schließlich <strong>auf</strong> zehn<br />
(Abb. 30).<br />
<strong>Die</strong> freie Prägung der Münzen verursachte durch Unrundheiten<br />
u.ä. ebenfalls ein differenziertes Aussehen derselben.<br />
Trägt man eine große Anzahl von Usualtalern Johann Georgs<br />
I. zusammen, so trifft man <strong>auf</strong> das Phänomen, daß nur etwa jede<br />
zwanzigste Münze stempelgleich ist.<br />
Obengesagtes erklärt gewiss einige Aspekte hierfür und in<br />
sehr geringem Maße ist diese bestehende Talervielfalt auch der<br />
Sammeltätigkeit geschuldet, die mehrfache und weniger gut erhaltene<br />
Stücke aussortierte und somit anderen Verwendungen<br />
zuführte.<br />
Abb. 9: Taler, Herzogtum Sachsen-Alt-Weimar<br />
Abb. 11: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 10: Taler, Kursachsen<br />
Im 16. bis zu Beginn es 19. Jahrhunderts mußten die Prägestempel<br />
wegen der häufig <strong>auf</strong>tretenden Brüche oft gewechselt<br />
werden. Ursache bildete das zum Einsatz gelangte Material,<br />
das kein hochlegierter Stahl, sondern ein zwar harter, aber<br />
spröder Grauguß war. In der Regel wird nur der obere bzw. untere<br />
defekte Stempel ausgewechselt worden sein, sodaß durch<br />
Stempelkopplungen weitere Münzvarianten entstanden.<br />
Bei näherer Betrachtung der Münzvorderseiten ist augenfällig,<br />
daß die Kurschwertspitze häufig <strong>auf</strong> unterschiedliche<br />
Buchstaben der Umschrift weist. Zur Seriendifferenzierung ist<br />
diese Maßnahme sicher bewußt so gestaltet worden.<br />
<strong>Die</strong> Schaffung immer neuer Stempel in Handarbeit erzeugte<br />
stete Abweichungen bei der Hüftbildgröße, der Falten der<br />
Feldbinde (Schärpe), der Ziselierung von Rüstung und Prunkhelm,<br />
der Haltung der linken Hand usw. Auch Jugend- und Altersbildnisse<br />
lassen sich während der langen Regierungszeit<br />
des Kurfürsten unterscheiden.<br />
<strong>Die</strong> Münzrückseiten weisen die Jahreszahl der Prägung und<br />
das Münzmeisterzeichen aus. Selbst die Gestaltung des Münzmeisterzeichens<br />
„Schwan“ des Münzmeisters Heinrich von<br />
Rehnen wurde variabel vorgenommen, nämlich:<br />
• Schwan mit geschlossenen Flügeln<br />
• Schwan mit gespreizten Flügeln<br />
• Schwan mit langem Hals<br />
• Schwan mit sichtbaren Beinen<br />
• Schwan mit nur im Ansatz sichtbaren Beinen<br />
<strong>Die</strong> Buchstaben der Legenden wurden ebenfalls öfters einer<br />
Wandlung unterzogen. So wird aus einem E ein bogiges C<br />
und aus einem V ein U.<br />
Abb. 12: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 13: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 14: Taler, Kursachsen<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Heraldik</strong> <strong>auf</strong> <strong>vorwiegend</strong> sächsischen Münzen<br />
Abb. 15: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 16: Taler, Kursachsen<br />
<strong>Die</strong> Taler von Sachsen-Altenburg (Abb. 20-22) weisen ein<br />
ähnliches Münzvorderbild <strong>auf</strong> wie die des sächsischen Kurfürsten<br />
Johann Georg I., nur statt dem Kurschwert hält der Herzog<br />
einen Regentenstab in der Rechten. Der Kopf des Hüftbildes<br />
teilt hier die Jahreszahl und die Wappenschilde sind wie bei<br />
den ersten ernestinischen Talern <strong>auf</strong> dem Rand der Vorderund<br />
Rückseite verteilt. Jeder Taler ist auch hier unterschiedlich<br />
ausgeführt (Halskragen, Rüstungsgestaltung, Stellung der<br />
Prunkhelmfedern, usw.). Am <strong>auf</strong>fälligsten ist das Münzmeisterzeichen<br />
WA an unterschiedlichen Stellen angebracht:<br />
• bei Abb. 20 am Münzrevers unter der Leiste,<br />
• bei Abb. 21 <strong>auf</strong> der Rückseite zwischen den unteren zwei<br />
Wappen und<br />
• bei Abb. 22 <strong>auf</strong> der Münzvorderseite zwischen den unteren<br />
zwei Wappen.<br />
Auf der Hauptseite der Abb. 20 ist bemerkenswert, dass bei<br />
dem linken unteren sächsischen Wappen der Rautenkranz von<br />
links unten nach rechts oben führt, statt von links oben nach<br />
rechts unten. Das Feststellen solcher Gravurfehler macht u.a.<br />
den Reiz des Münzensammelns aus.<br />
Der halbe Achtbrüdertaler vom Herzogtum Sachsen-Mittel-<br />
Weimar (Abb. 23) ist wie der Taler vom gleichen Jahr 1613 bzw.<br />
seine zeitlichen Vorläufer und Nachfolger der Tradition der beschriebenen<br />
ernestinischen Talergestaltung treu geblieben.<br />
Beim Altenburger Vierbrüdertaler waren <strong>auf</strong> beiden Münzseiten<br />
insgesamt 9 Wappenschilde, bei den Achtbrüdertalern<br />
Sachsen-Mittel-Weimars sind es hingegen achtzehn!<br />
Abb. 17: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 20: Taler, Herzogtum Sachsen-Altenburg<br />
Abb. 18: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 21: Taler, Herzogtum Sachsen-Altenburg<br />
Abb. 19: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 22: Taler, Herzogtum Sachsen-Altenburg<br />
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HERALDIK<br />
Abb. 23: 1 /2 Taler, Herzogtum Sachsen-Mittel-Weimar<br />
Bei den sächsischen Klein- wie auch den großen Landmünzen<br />
(Kippermünzen) sind die Wappen weniger <strong>auf</strong>wendig gestaltet<br />
worden. <strong>Die</strong> kursächsischen Gepräge zeigen <strong>auf</strong> der<br />
Hauptseite die gekreuzten Kurschwerter und das Rautenwappen,<br />
<strong>auf</strong> dem Revers die Wappen von Jülich, Kleve und Berg<br />
(Abb. 24-26).<br />
Abb. 27: Spruchgroschen, Herzogtum Sachsen-Alt-Gotha<br />
Abb. 28: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 24: 20 Groschen, Kursachsen<br />
Der erbländische Taler Johann Georg II. (Abb. 28) weist<br />
wie die letzten Taler Johann Georg I. ein 8-fach behelmtes<br />
Wappen aus. Das Gesamtwappen selbst beinhaltet 22 Felder.<br />
Der Wechseltaler von 1671 (Abb. 29) besitzt <strong>auf</strong> dem Revers<br />
lediglich die gekreuzten Kurschwerter nebst dem Rautenwappen<br />
in einer gekrönten Kartusche.<br />
In der Wappengestaltung am <strong>auf</strong>wendigsten zeigt sich der Taler<br />
Augusts des Starken von 1695 (Abb. 30). Auf diesem ist das<br />
Gesamtwappen 10-fach behelmt und besitzt 25 Einzelwappen.<br />
Abb. 25: 40 Groschen, Kursachsen<br />
Abb. 29: Wechseltaler, Kursachsen<br />
Abb. 26: 60 Groschen, Kursachsen<br />
<strong>Die</strong> Münzen der ernestinischen Herzöge besitzen <strong>auf</strong> der<br />
Vorderseite oft nur das Rautenwappen und <strong>auf</strong> der Kehrseite<br />
meist die Wappen von Thüringen, Jülich, Kleve und Berg<br />
(Abb. 27).<br />
Bei genauerer Betrachtung geben die Geldstücke des<br />
Dreißigjährigen Krieges ihre Besonderheiten preis. Häufig variieren<br />
die Umschriften <strong>auf</strong> den Kippermünzen und so ist festzustellen,<br />
daß z.B. bei Abb. 26 <strong>auf</strong> der Vorderseite das Wort<br />
MONT oder eine Abkürzung von diesem Wort fehlt. <strong>Die</strong><br />
Rückseite dieser Münze macht aus dem Heiligen Römischen<br />
Reich durch die Wortabkürzung SAX sogar ein Sächsisch-Römisches<br />
Reich!<br />
Abb. 27 stellt einen Spruchgroschen dar mit dem formulierten<br />
Wunsch „GOTT BESSERE DIE ZEIT UND LEUT“.<br />
ABb. 30: Taler, Kursachsen<br />
Auf den im Durchmesser viel kleineren Dukaten ließen<br />
sich ohne großen Aufwand wohl kaum so zahlreiche Wappen<br />
unterbringen und so befindet sich <strong>auf</strong> diesem Goldstück von<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Heraldik</strong> <strong>auf</strong> <strong>vorwiegend</strong> sächsischen Münzen<br />
Abb. 31: Dukat, Kursachsen<br />
Abb. 36: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 32: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 37: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 33: Taler, Kursachsen<br />
Abb. 38: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 34: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 39: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 35: Speziestaler, Kursachsen<br />
Abb. 40: Speziestaler, Königreich Sachsen<br />
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HERALDIK<br />
Abb. 41: Speziestaler, Königreich Sachsen<br />
Abb. 42: Speziestaler, Königreich Sachsen<br />
Abb. 43: Speziestaler, Königreich Sachsen<br />
Abb. 44: Sterbetaler, Königreich Sachsen<br />
Abb. 45: Ausbeutetaler, Königreich Sachsen<br />
1706 (Abb. 31) nur das königlich gekrönte, eingezogene polnisch-litauische<br />
Wappen, belegt mit dem gekrönten kursächsischen<br />
Wappenschild zwischen Palmwedeln (oft auch als Palmzweige<br />
bezeichnet).<br />
Der folgende breite Taler (Abb. 32) trennt <strong>auf</strong> dem Revers<br />
unter der Krone das polnisch-litauische und das kursächsische<br />
Wappen. Beide besitzen eine getrennte ovale Kartusche, die<br />
wiederum zwischen Palmwedeln eingebettet sind.<br />
Der Taler von König und Kurfürst Friedrich August II.<br />
(Abb. 33) ist ähnlich gestaltet wie der vorige, nur sind die Kartuschen<br />
einfacher ausgeführt und die Palmwedel fehlen.<br />
Kurfürst Friedrich Christian (Abb. 34) führt als geborener<br />
königlich polnischer Prinz noch das polnisch-litauische Wappen<br />
belegt mit den gekrönten Kurschwertern.<br />
Auch Xaver benutzt diese Wappenzusammenstellung. Auf<br />
Abb. 35 sieht man das kursächsische Gesamtwappen mit nunmehr<br />
28 Feldern, wie es seit 1739 eingeführt wurde.<br />
Friedrich August der Gerechte führte endlich nur noch das<br />
kursächsische Doppelwappen (Abb. 36-39). Nach Erwerbung<br />
der Königskrone blieben auch die Kurschwerter weg, sodass<br />
der Bindenschild mit dem Rautenkranz allein steht und dieses<br />
Wappen meint man, wenn man heute vom „sächsischen Wappen“<br />
spricht (Abb. 40-46).<br />
<strong>Die</strong> zur Zeit Friedrich August III. geschlagenen Taler unterscheiden<br />
sich besonders durch das differenzierte Brustbild<br />
des Regenten, sonst wird wenig vom Aussehen her verändert.<br />
Als König Friedrich August I. prägte der gleiche Herrscher<br />
zwischen 1806 und 1816 Speziestaler, die sich im Äußeren<br />
kaum voneinander unterscheiden.<br />
Trotzdem – und das macht die Numismatik so interessant –<br />
gibt es auch hier Varianten. Z.B. Speziestaler von 1806 mit<br />
großem und breitem Kopf; desgleichen ab 1807: Kopf wesentlich<br />
kleiner und schmaler; Speziestaler bis 1808 besitzen über<br />
dem Wappen eine schmale Königskrone (Abb. 40); Speziestaler<br />
1809 verfügen über eine Umschrift mit unterschiedlichen<br />
Abständen; ab 1812 erhalten die Taler die neue breite Form<br />
der Königskrone (Abb. 41); Speziestaler von 1810, 1812 und<br />
1813 auch mit sogenanntem „Napoleonrand“ (stilisierter<br />
Laubrand, der wie aneinandergereihte Buchstaben N wirkt)<br />
existent; 1813 bis 1816 werden die Gepräge mit dem neuen<br />
Münzmeisterzeichen I.G.S. geschlagen; 1816: diese Münzen<br />
gibt es auch mit vertiefter Randschrift GOTT SEGNE SACH-<br />
SEN <strong>auf</strong> dem Laubrand. Von König Anton (1827 bis 1836) gab<br />
es bei den Gebrauchstalern nur die beiden abgebildeten Kopfbildnistypen<br />
(Abb. 42 und 43).<br />
Bei den folgenden Talern ist das sächsische Wappen von besonderen<br />
Prachtstücken umgeben:<br />
• Abb. 44, bei diesem Sterbetaler sind links und rechts des<br />
Wappens zwei Frauengestalten (Gerechtigkeit und Liebe)<br />
einander zugekehrt, hinter dem Wappen gekreuzte<br />
Fackeln.<br />
• Abb. 45, bei diesem Ausbeutetaler halten <strong>auf</strong> einer Leiste<br />
zwei Bergleute das gekrönte Wappen.<br />
• Abb. 46, bei diesem Vereinstaler halten zwei Löwen <strong>auf</strong><br />
Arabesken stehend, das mit dem Ordensband der Rautenkrone<br />
umhängte gekrönte Wappen. Von den Arabesken<br />
hängt noch ein Band mit der Inschrift PROVIDENTIAE<br />
MEMOR herab.<br />
Nach der Reichsgründung 1871 bestand das deutsche Kaiserreich<br />
aus 26 Teilstaaten. Auf der Vorderseite der Münzen<br />
dieses Reiches ist der jeweilige Regent oder das Herrscherpaar<br />
des jeweiligen Teilstaates bzw. bei den Stadtstaaten deren<br />
Wappen abgebildet. Das Revers zeigt den Reichsadler – bis<br />
1888 die alte, ab 1889 die neue größere Form (Abb. 47) – der in<br />
der Gestaltung ab 1909 bei einigen Münzen variiert (sogen. Jugendstiladler,<br />
Abb. 48).<br />
<strong>Die</strong> Mannigfaltigkeit im Aussehen der deutschen Münzen<br />
wird so bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges fortgeführt. <strong>Die</strong><br />
Gepräge bildeten nur durch den gleichen Münzfuß und den<br />
mt 6/2005 171
<strong>Die</strong> <strong>Heraldik</strong> <strong>auf</strong> <strong>vorwiegend</strong> sächsischen Münzen<br />
Abb. 46: Vereinstaler, Königreich Sachsen<br />
Abb. 49: Wappen, Freistaat Sachsen<br />
Abb. 47: 3 Mark, Königreich Sachsen<br />
Abb. 48: 3 Mark, Großherzogtum Sachsen-Weimar<br />
Reichsadler eine Vereinheitlichung. <strong>Die</strong> Vielgestaltigkeit und<br />
die Tatsache, daß diese Münzen l<strong>auf</strong>end in den einschlägigen<br />
Fachzeitschriften bewertet werden, haben sie zu gut bezahlten<br />
Sammelobjekten avancieren lassen.<br />
Obwohl <strong>auf</strong> dem Territorium des heutigen Freistaates Sachsen<br />
– begründet durch den früheren Silberreichtum – sehr viele<br />
Münzen geprägt wurden, werden gegenwärtig und wohl<br />
auch künftig keine Uml<strong>auf</strong>münzen mehr produziert. <strong>Die</strong> letzten<br />
in Muldenhütten bei Freiberg geprägten sächsischen Münzen<br />
waren Aluminiumstücke mit der Wertangabe 1, 5 und 10<br />
Pfennig von 1953 und dem Münzstättenzeichen E. <strong>Die</strong> Rückseite<br />
dieser Gepräge präsentieren als Staatswappen zwei<br />
Ähren, Hammer und Zirkel.<br />
Der Freistaat Sachsen gab 2005 ein neues Landessignet frei.<br />
Es lehnt sich an das alte königliche Wappen an und zeigt den<br />
bekannten Bindenschild mit fünf schwarzen Balken <strong>auf</strong> goldenem<br />
Grund mit dem grünen Rautenkranz (Abb. 49) und der<br />
Aufschrift „Freistaat Sachsen“ und kann von jedermann genutzt<br />
werden.