Amerikaner und Pulitzer-Preisträger von 2008, Junot Diaz, als seelenverwandten Autor und verweist auf dessen Roman „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ – eine Sehnsuchtsgeschichte über ein karibisches Geschwisterpaar, das es immer wieder wie durch einen Fluch aus New Jersey heraus und zurück in die Heimat zieht. Wie bei Marinic ist hier die Wunde einer irgendwie verloren gehenden Heimat, der Karibik, das Schmerzzentrum einer Immigrantengeschichte. Sie will dem Leser ein Kumpel sein Wir sitzen auf einer Betontreppe. Der Fotograf ist da, spricht, führt Situationen herbei, während sich Inge I und Inge II, zwei voll beladene, miteinander verbundene Frachtriesen den Rhein hinaufkämpfen. Ganz natürlich soll sie sein, sagt der Fotograf, sein, wie sie ist. Aber wie ist jemand? Wie ist Marinic? Sie wirkt tough und klar und sagt, sie wolle sich „keinem Markt anpassen“, zugleich hat sie aber auch etwas Weiches, was nicht nur von der Nuance Württembergisch in ihrem Zungenschlag herrührt. „Ich will den Mensch ins Zentrum meiner Literatur rücken“, sagt sie da. Oder auch einen Satz wie: „Ich will, dass der Leser das Gefühl hat, mich nach dem Lesen meiner Bücher anrufen und ganz normal mit mir sprechen zu können.“ In solchen Momenten blitzen große Empathie und Philanthropie auf, auch die Suche nach Nähe zu den Menschen. Sie will dem Leser ein Kumpel sein. Deswegen mag sie auch Daniel Kehlmann nicht. Als Typus. Deswegen liebt sie die Texte der Amerikaner, die einen persönlichen Zugang zur Literatur haben, sagt sie, bei denen die Geschichten im Vordergrund stünden und nicht die Sprache. Wir wandern, sind längst auf dem Rückweg. Tauben stäuben auf wie die letzten lebenden Elementarteilchen einer toten Industriewelt. Marinic inmitten der Schar. Ein froher und farbfroher Fleck. Der Fotograf drückt auf den Knopf. Begeistert. Immer und immer wieder. Noch einmal. Unser Treffen neigt sich dem Ende. Der Fotograf sagt Tschüs. Was bleibt von diesem Spaziergang mit einer „großartigen Schriftstellerin, ganz nach meinem Herzen“, wie Hanser-Geschäftsführer Michael Krüger sie einmal nannte? Das angenehme Gefühl, einer interessanten Autorin begegnet zu sein, die man, hat man ihr Buch gelesen, auch mal anrufen kann, um mit ihr darüber zu diskutieren. Unnahbar ist sie nicht, auch wenn sie sagt, dass sie über Persönliches nie öffentlich rede. „Die meisten wissen nicht einmal, ob ich mit jemandem zusammenlebe!“, sagt sie. Spielt
<strong>LADYSPECIAL</strong> 40 UBI BENE