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Herzetappen | Mandoki Soulmates<br />
ManDoki<br />
Soulmates<br />
A Dreamer’s Not A Fool<br />
1974<br />
An den Drums: Leslie Mandoki probt<br />
auf seinem Lieblingsinstrument<br />
„Die Musik ist ein harter Beruf, der einem alles abverlangt.<br />
Es ist ja nicht so, dass ich mit 14 mit den anderen Jungs<br />
Fußball gespielt hätte. Und als die anderen sich am Samstag<br />
an der Eisdiele getroffen haben, haben wir im Keller<br />
geprobt. Ein Musikerleben fängt schon mit sechs Jahren<br />
an. Da sind dann teilweise schon mal die Hände blutig<br />
gewesen vom ständigen Üben.“<br />
„Wir waren in der deutschstämmigen Opposition während der kommunistischen Diktatur. Mein<br />
Vater hat mir gesagt: ‚Die einzige Möglichkeit für Dich in Zukunft: Du musst immer besser sein<br />
als die anderen. Der Zweitbeste ist der erste Verlierer. Nur so kommst Du aus der Situation einmal<br />
raus, in die Dich das Schicksal gebracht hat. Träume nicht Dein Leben, lebe Deine Träume!‘“<br />
1975<br />
Leslie mit Gábor Csupó während der Flucht<br />
László Bencker & Leslie im gelobten Land – Deutschland<br />
1977<br />
1982<br />
Leslie Mandoki ist Musiker, Produzent und Gründer seiner Soul mates,<br />
einer einzigartigen Künstlergemeinschaft, die zahllose Legenden von<br />
Chaka Khan über Chris Thompson (Manfred Mann’s Earth Band)<br />
bis Bobby Kimball (Toto) umfasst. Anlässlich des 20-jährigen Soulmates-Jubiläums<br />
traf man sich in Mandokis Geburtsstadt Budapest –<br />
und spielte ein sagenhaftes Konzert. Wir sprachen mit dem Meister<br />
über seine Jugend im kommunistischen Ungarn, seine abenteuerliche<br />
Flucht gen Westen und über seine große Liebe: die Musik.<br />
KÜNSTLERREBELLION<br />
„Wenn Du von der Geheimpolizei<br />
mitten in Deinem Konzert verhaftet<br />
wirst, dann verstehst Du, dass Du<br />
mit Deiner Musik eine ganze Menge<br />
bewegen kannst. Aber ich war<br />
kein Held. Es ist nicht so, dass wir<br />
keine Angst hatten. Du hast halt<br />
eine Vision, und dann gehst Du<br />
hinterher – so einfach ist es.“<br />
„Durch die Enge des Karawankentunnels<br />
(zwischen Slowenien und<br />
Österreich, A. d. R.) hörte man die Züge erst sehr spät – was wir nicht<br />
wussten. Man geht einfach davon aus, dass der Zug ohrenbetäubend<br />
laut sein muss. Das ist er auch, aber erst kurz bevor er da ist. Der erste<br />
Zug hat uns fast erwischt. Alle 50 Meter gab es eine Nische, die aber nur<br />
für einen Menschen gedacht war – wir waren ja zu dritt! Locker 20 Mal<br />
rauschte ein Zug vorbei. Wir hatten Todesangst!“<br />
„In München hat mich mein eigener<br />
Onkel – ein Priester – aus<br />
dem ungarischen Kulturzentrum<br />
in Bogenhausen geschmissen.<br />
Drei Hippies wie uns wollte<br />
er nicht aufnehmen. Kurioserweise<br />
hatte meine heutige Frau<br />
dort ungarischen Geschichtsunterricht,<br />
damals war sie zwölf<br />
Jahre jung und wir hätten uns<br />
bereits hier über den Weg laufen<br />
können.“<br />
JUGEND-<br />
ERINNERUNGEN<br />
FLUCHT QUER DURCH EUROPA<br />
„An der deutsch-dänischen Grenze sind wir auf der<br />
Landstraße erwischt worden. Wir dachten, dass sie<br />
uns nach Österreich abschieben. Hatten Angst vor<br />
den deutschen Grenzern. Aber das Gegenteil war<br />
der Fall: Total nette Leute. Wirklich herzlich. Der<br />
Chef war ein DDR-Flüchtling, ein ehemaliger NVA-<br />
Kampfschwimmer. Die wollten uns helfen, sogar<br />
Geld für uns sammeln für eine Übernachtung und<br />
für Klamotten. Die Menschen waren so positiv. Wir<br />
wurden zu einem Lager nahe Zirndorf geschickt.<br />
Dort bekamen wir dank unserer Papiere Asyl, konnten<br />
ein neues Leben anfangen.“<br />
44<br />
Herzschlager 01|2014