31.10.2012 Aufrufe

MEN - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen

MEN - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen

MEN - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe 4 – Juni 2010<br />

Schwerpunkt<br />

Der Ton macht<br />

den Film<br />

Ausblick Int. Filmkongress<br />

Interview mit<br />

Shirin Neshat<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Vorschau<br />

Filmschauplätze<br />

NRW Dreharbeiten<br />

1


Auf der Location-Seite des<br />

Newsletters finden Sie in jedem<br />

Heft einen bebilderten Gruß<br />

aus einer Stadt der Region.<br />

Diesmal stammen die Fotos aus<br />

dem Kreis Düren, dem neuen<br />

und damit 35. Mitglied des<br />

Netzwerkes Filmstädte NRW.<br />

Offiziell wird der Kreis am<br />

28. Juni während des Internatio-<br />

nalen Filmkongresses anlässlich<br />

der Ausstellungseröffnung<br />

„Locations und Motive in NRW“<br />

in den Kreis der filmfreundlichen<br />

Kommunen aufgenommen.<br />

Die Ausstellung in der Kölner<br />

Messe zeigt neben Bildern aus<br />

Düren auch die 30 Siegerfotos<br />

Grüße aus dem Kreis Düren<br />

des <strong>Filmstiftung</strong>-Wettbewerbs<br />

„Auf der Suche nach dem perfek-<br />

ten Motiv“. Die Bilder auf der<br />

Location-Seite und viele mehr fin-<br />

den Sie auch in der Motivdaten-<br />

bank www.locationnrw.de.<br />

Einwohner: 270.000<br />

Realisierte Projekte (Auswahl):<br />

„Fräulein Stinnes fährt um die Welt",<br />

„Bastard", „Alarm für Cobra 11",<br />

„Barfuss“<br />

Treffer in der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de: 22<br />

2<br />

Josef Kreutzer<br />

Tel. (02421) 222389;<br />

pressestelle@kreis-dueren.de<br />

Winfried Plum<br />

Tel. (02421) 222756;<br />

w.plum@kreis-dueren.de ZimmerService, Markus Zimmer<br />

Tel. (0177) 340 66 92;<br />

locationsuche@gmx.de<br />

newsletter 3/2010 – Location<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Stefan Möller,<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation<br />

@web.de<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577074;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de


Schwerpunkt: Der Ton macht den Film<br />

Stille, die man<br />

hören kann<br />

ott schenke uns Ohrenlider!“, flehte Kurt<br />

GTucholsky schon in den 1920er Jahren, die<br />

man später nicht umsonst auch die Roaring<br />

Twenties nannte. Ein Zuviel an Lärm und ein Zuwenig<br />

an Stille scheint also kein exklusives Phänomen<br />

unserer Zeit zu sein.<br />

Ohrenlider wären auch im Kino eine feine<br />

Sache, wenn es auf der Leinwand mal wieder<br />

viel zu laut scheppert, klirrt, klappert, knallt und<br />

pufft, weil die Ton-Crew den Kinobesuchern beweisen<br />

möchte, was an Sound-Effekten heutzutage<br />

so alles möglich ist. Vielleicht ist das aber<br />

auch nur ein verzweifelter Hilferuf der Ton-Leute:<br />

„Hört her! Uns gibt es auch noch! Wir machen<br />

einen tollen Job, aber kaum einer merkt<br />

es!“<br />

Zum Glück sind solche Kakophonien in Dolby<br />

Digital die Ausnahme. Die meisten Mischtonmeister<br />

arbeiten mir ihrer Crew so gut, dass<br />

man ihr Werk kaum bemerkt. Und wahrscheinlich<br />

ist das genau das Dilemma, an dem so viele<br />

Departments leiden. Je perfekter ihre Leistung,<br />

desto perfekter geht sie unbemerkt in dem Gesamtkunstwerk<br />

Film auf. Am Ende sind dann nur<br />

noch wenige Experten in der Lage, die Einzelleistungen<br />

wieder auseinander zu dividieren und<br />

zu würdigen.<br />

Zum Glück wächst in den letzten Jahren die<br />

Bereitschaft, die Leistungen der Departments<br />

höher wertzuschätzen. Das gilt auch für den<br />

Ton: Den Deutschen Filmpreis in dieser Kategorie<br />

gibt es bereits seit 1982, beim Europäischen<br />

Filmpreis ging 2009 die Auszeichnung Bester<br />

künstlerischer Beitrag an die Ton-Leute der französischen<br />

Produktion „Un Prophet“. Im selben<br />

Jahr gewann „Lebanon“ bei den Ophir Awards,<br />

dem israelischen Filmpreis, neben vielen anderen<br />

auch den Preis für den besten Sound, der<br />

bei Torus Film in der Kölner Südstadt entstand<br />

– eine tontechnische Herausforderung für einen<br />

Film, der fast ausschließlich im Inneren eines<br />

Panzers spielt. Mein Tipp: Nutzen Sie Ihre<br />

Augenlider, wenn „Lebanon“ im Herbst in die<br />

deutschen Kinos kommt, und hören sie genau<br />

hin, wie exakt da gearbeitet wurde.<br />

Torus finden Sie selbstverständlich auch im<br />

aktuellen Newsletter wieder, in dem wir Ihnen<br />

in unserem Ton-Schwerpunkt die Szene in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

vorstellen möchten. Wir reden<br />

mit Jörg U. Lensing, Filmprofessor an der FH<br />

Dortmund und Autor des Buches „Sound-Design/Sound-Montage/Soundtrack-Komposition:<br />

Über die Gestaltung von Filmton“, über die<br />

Theorie und mit Mischtonmeister Guido Zettier,<br />

der 2009 für seine Arbeit an „Nordwand“ den<br />

Deutschen Filmpreis erhielt, über die Praxis. Weitere<br />

Themen sind das Verhältnis von O-Ton und<br />

Sound-Design im Dokumentarfilm, die Zukunft<br />

der Geräuschemacher, die Abhängigkeit der<br />

Qualität vom Budget und ein Exkurs über<br />

Soundcollagen im Hörspiel. Und dann erzählen<br />

wir Ihnen noch die Geschichte des Wilhelmschreis,<br />

den amerikanische Tonleute bis heute<br />

immer wieder als Insider-Gag in zahlreiche Hollywood-Produktionen<br />

schmuggeln.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten sowie einen Rückblick auf Cannes,<br />

wo mit „Uncle Boonmee Who Can Recall His<br />

Shirin Neshats „Women without Men“ läuft<br />

am 27. Juni in den KinoSpecials des Internationalen<br />

Filmkongresses und startet am 1. Juli in<br />

den deutschen Kinos. Foto: NFP<br />

Past Lives“ eine Produktion die Goldene Palme<br />

gewann, die von den Kölner Firmen Geißendörfer<br />

Film und Match Factory koproduziert wurde.<br />

Wir blicken voraus und präsentieren das Programm<br />

des Internationalen Filmkongresses der<br />

<strong>Filmstiftung</strong>, der vom 26. bis 29. Juni im Rahmen<br />

des medienforum.nrw in Köln stattfindet.<br />

Dazu liefern wir ein Interview mit der iranischen<br />

Filmemacherin Shirin Neshat, deren Film „Women<br />

without Men“ während des Kongresses in<br />

den KinoSpecials zu sehen ist, sowie einen Überblick<br />

über das Filmland Spanien, das in diesem<br />

Jahr Gastland des Filmkongresses ist.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />

8 Filmkultur aus Barcelona<br />

„gestern, heute, morgen“: Die Kolumne von Heiko R. Blum<br />

11 Open-Air quer durch NRW<br />

FilmSchauPlätze NRW 2010<br />

13 MEDIA<br />

Documentary Campus Masterschool<br />

14 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für den Filmnachwuchs<br />

mit einem Porträt von Bogdana Vera Lorenz<br />

Ausblick:<br />

Internationaler Filmkongress<br />

16 Aufschwung mit Kassenschlagern<br />

Eine Einführung in das Filmland Spanien,<br />

dem Gastland des Internationalen Filmkongresses<br />

16 Alle Filme, Diskussionen und Termine<br />

Das Programm des Internationalen Filmkongresses<br />

17 „Ich mag Farben nicht besonders“<br />

Interview Shirin Neshat („Women without Men“)<br />

Schwerpunkt:<br />

Der Ton macht den Film<br />

18 „Wir sehen mehr, wenn wir hören“<br />

Interview Jörg U. Lensing<br />

18 Brüllende Löwen für heulende Winde<br />

Interview Guido Zettier<br />

20 Geschäfte mit dem guten Ton<br />

Die Filmton-Szene in NRW<br />

21 Ton von Hand oder vom Band?<br />

Die Zukunft der Geräuschemacher<br />

22 Aufbruch war gestern<br />

Der Sound im Hörspiel<br />

23 Wirklichkeit hören<br />

O-Ton und Sound-Design im Dokumentarfilm<br />

23 Ein Schrei geht um die Welt<br />

Berühmte letzte Worte: der Wilhelmsschrei<br />

24 Dreharbeiten in NRW<br />

26 Asyl in Malaysia<br />

Setbesuch „Dschungelkind“<br />

27 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

10 Impressum<br />

Sonderausgabe Juli-Heft<br />

Internationaler Filmkongress<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Newsletter erscheint Ende Juli und dokumentiert<br />

als Sonderausgabe alle Diskussionen<br />

und Events des Internationalen Filmkongresses und<br />

der filmrelevanten Veranstaltungen des medienforum.nrw.<br />

Ab dem 26. Juli ist das neue Heft online<br />

unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Maranto: Ludwigsburg<br />

– Paris – Köln<br />

Im Mai stand Hollywood-Star Sharon Stone<br />

eine Woche lang in Köln für „Largo Winch 2“<br />

vor der Kamera. Nach der Vorlage des belgischen<br />

Comicbuches „Largo Winch“ spielte sie<br />

eine Staatsanwältin, die sich mit Tomer Sisley<br />

als Largo Winch einen erbitterten Machtkampf<br />

liefert. Das Gerling-Quartier diente stellvertretend<br />

als Kulisse für den Sitz der Vereinten<br />

Nationen in Genf. Die Verfolgungsjagden<br />

wurden allerdings u.a. in Thailand, Hongkong<br />

und Belgien gedreht. Ausführender Produzent<br />

der Koproduktion von Pan-Européenne, Paris,<br />

mit Wild Bunch Germany, München,<br />

Rickers zu<br />

RuhrSound<br />

Seit März ist Hans-Martin Rickers neuer<br />

Geschäftsführer der RuhrSoundStudios in<br />

Dortmund. Er folgt Mike Krüger, der zu Studio<br />

Hamburg wechselte. Rickers ist zugleich<br />

Kaufmännischer Leiter der Kölner Pictorion<br />

Das Werk GmbH. Zuvor arbeitete er in gleicher<br />

Position bei der Kölner Grundy Light En-<br />

und Climax Films, Brüssel, war die Kölner<br />

Maranto Films, die die Produzenten Reza<br />

Baher und Nicole Ringhut 2009 gegründet<br />

hatten. Die beiden haben eine ähnliche Laufbahn<br />

hinter sich, deren Schnittstelle die Filmakademie<br />

Baden-Württemberg in Ludwigsburg<br />

war. Baher studierte dort nach einem<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Studium an der<br />

Uni Köln und diversen Jobs als Jungproduzent<br />

International Producing. Ringhut studierte in<br />

Wiesbaden und Toulouse Medienwirtin und absolvierte<br />

in Ludwigsburg sowie Paris die deutschfranzösische<br />

Masterclass. Von 2004 bis 2008<br />

war sie bei Pan-Européenne Head of International<br />

Finance und verantwortete die Projektfinanzierung<br />

und Koordination der internationalen<br />

tertainment GmbH, besorgte<br />

das kaufmännische<br />

Management von Verona<br />

Pooth und war Kaufmännischer<br />

Leiter und Projektsteuerer der<br />

Magic Media Company<br />

MMC.<br />

RuhrSound,<br />

Tel. (0231) 917600;<br />

info@ruhrsound.de<br />

Granderath zum NDR<br />

Kölner Produzenten sind gefragt: Nach Reinhold Elschot, der 2009 als Fernsehspielchef von<br />

der Kölner Network Movie zum ZDF ging, übernimmt nun auch Christian Granderath eine<br />

herausragende Position beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Zum 1. September wird er neuer<br />

Leiter der NDR-Abteilung Fernsehfilm, Spielfilm und Theater. Er folgt Ex-Fernsehspielchefin Doris<br />

J. Heinze, der die Anstalt im September letzten Jahres wegen Betrugsverdachts fristlos gekündigt<br />

hatte. Granderath volontierte beim damaligen Südwestfunk in Baden-Baden und wurde<br />

1991 als Fernsehfilm-Redakteur übernommen. 1996 wechselte er nach Köln, wo er zunächst<br />

als Producer bei der vormaligen Dom Film und der vormaligen Westdeutschen Universum<br />

Film arbeitete. 2000 wurde der gebürtige Westfale Produzent der Colonia Media, die ihn 2006<br />

zum Prokuristen ernannte. Anfang 2008 übernahm Granderath die Leitung der Teamworx-Niederlassung<br />

Köln. Zu seiner umfangreichen Filmographie gehören neben „Tatort“-Produktionen Filme<br />

wie „Allein unter Frauen“, „Der Totmacher“, „Die Polizistin“, „Wut“ und zuletzt „Kongo“.<br />

Cine-Mobil: Neuer Mann, neuer Ort<br />

Im März hat Marco Stolzenburg die Kundenbetreuung des Kölner Standortes der Cine-Mobil<br />

GmbH übernommen, die ab sofort in den neuen Räumen im Bell-Gewerbehof in der Wilhelm-<br />

Mauser-Straße 47 beheimatet ist. Auf rund 325 Quadratmetern bietet die Cine-Mobil dort umfangreiches<br />

Equipment – vom Verleih von Kamera-, Licht- und Bühnentechnik bis zu Fahrzeugen<br />

und Generatoren – für Kinofilme, TV-Movies, Serien und Werbung an.<br />

„Mit unseren neuen Räumlichkeiten in Köln-Ehrenfeld haben wir einen idealen Standort gefunden,<br />

der ausreichend Platz bietet und ausgesprochen verkehrsgünstig gelegen ist“, erklärt Cine-<br />

Mobil-Geschäftsführer Jörg Baumgart zufrieden. „Zusammen mit der fachlichen Erfahrung von<br />

Niederlassungsleiter Marco Stolzenburg und seinem Team können wir bestmöglichen Service für<br />

den ständig wachsenden Bedarf an Filmtechnik in NRW anbieten.“<br />

Cine-Mobil, Tel. (0221) 37954840; m.stolzenburg@cine-mobil.de<br />

4<br />

Hans-Martin<br />

Rickers,<br />

Foto:<br />

RuhrSound<br />

Koproduktionen. Zu ihren betreuten Filmen gehörte<br />

u.a. „Largo Winch 1“. Vor diesem Hintergrund<br />

können Baher und Ringhut selbstbewusst<br />

auftreten: „Der USP unserer Firma ist die kom-<br />

Motivschutz:<br />

saubere Lösung<br />

Ärger mit Film- und Fernsehleuten hat es immer<br />

dann gegeben, wenn sie für angemietete Drehmotive<br />

zwar bezahlt, dann aber „verbrannte Erde“<br />

hinterlassen hatten – Schmutz und Schäden<br />

an der Einrichtung. Damit soll es mit dem Einsatz<br />

der Kölner Firma Motivschutz vorbei sein.<br />

Wolfgang Ennenbach, von Haus aus Kulissenbauer,<br />

und Jan Feil, gelernter Requisiteur,<br />

bieten eine weltweit einzigartige Dienstleistung<br />

an, die der Crew beim Dreh an Originalmotiven<br />

die Arbeit erleichtert und den Motivgebern einen<br />

reibungslosen Ablauf garantiert. Ihr Service<br />

beginnt mit der Motivbesichtigung und seiner<br />

fotografischen Dokumentation mit einer Nicon<br />

D3. Präventiv werden auf den Böden Schmutz-<br />

Thevissen mit<br />

eigener Firma<br />

Nach knapp sieben Jahren als Produzentin und<br />

geschäftsführende Gesellschafterin bei der Kölner<br />

RheinFilm gründete Juliane Thevissen<br />

im April in der Domstadt ihre eigene<br />

Firma thevissen filmproduktion<br />

mit Sitz in der Mozartstraße<br />

15. „Die Freude am Herstellen<br />

von Filmen in der gesam-<br />

ten Breite; Fernsehen, Kino und<br />

Koproduktionen – bleibt und geht<br />

weiter“, verspricht Thevissen, die<br />

neben einer deutsch-französi-<br />

Juliane<br />

Thevissen,<br />

Foto: thevissen<br />

film<br />

schen Kino-Koproduktion derzeit auch das Fernsehspiel<br />

„Mein Sohn Ben“ von Regisseur Markus<br />

Fischer für den WDR (Redaktion: Frank<br />

Tönsmann) mit Corinna Harfouch und Jes-<br />

newsletter 4/2010 – Meldungen<br />

Der Psychothriller „Bastard“ war die erste<br />

eigene Produktion der Firma Maranto Films.<br />

Foto: Maranto<br />

plementäre langjährige nationale und internationale<br />

Erfahrung.“<br />

Auch zukünftig will sich Maranto Films als<br />

deutscher Koproduktionspartner und Service<br />

Produzent an internationalen Projekten beteiligen.<br />

Zugleich wollen Baher und Ringhut eigene<br />

nationale und internationale Kino- und Fernsehfilme<br />

produzieren. Die erste eigene Produktion<br />

war der Psychothriller „Bastard“ (AT), der<br />

im März und April in Köln und Umgebung gedreht<br />

wurde. Für das Langfilmdebüt von Regisseur<br />

Carsten Unger agierten in den Hauptrollen<br />

u.a. Martina Gedeck, Thomas Thieme,<br />

Hanns Zischler und Matthias Koeberlin.<br />

Auch Ungers Karriere begann in Ludwigsburg,<br />

wo er Regie studierte. Koproduziert<br />

wurde „Bastard“ mit dem SWR und Gifted<br />

Films, die Baher 2005 wiederum in Ludwigsburg<br />

gegründet hatte. Ringhut: „Mit unseren<br />

Projekten bringen wir die Regionen Stuttgart und<br />

NRW einander näher“.<br />

Maranto,<br />

Tel. (0221)16853004;<br />

info@marantofilms.com<br />

Nicole Ringhut und Reza Baher: die Gründer von<br />

Maranto Films. Foto: Maranto<br />

fangmatten verlegt, gegebenenfalls farblich passend<br />

zum Farbton des Bodens. Zur aktiven Drehbetreuung<br />

zählt auch die Ausgabe von Überziehschuhen.<br />

Zum guten Schluss wird abgebaut, entsorgt<br />

und abgenommen. Inzwischen haben viele<br />

Film- und Fernsehfirmen auf Ennenbachs und<br />

Feils Motivschutz zurückgegriffen, darunter etwa<br />

die Colonia Media für ihre Köln- und Münster-„Tatorte“<br />

und Brainpool für „Zwei Weihnachtsmänner“.<br />

Auch der Spezialversicherer Catlin<br />

hat die Marktlücke erkannt und bietet Filmfirmen<br />

eine bis zu 100-prozentige Reduzierung<br />

der Selbstbeteiligung an, wenn sie den Kölner<br />

Motivschutz in Anspruch nehmen. Details unter<br />

www.motivschutz.tv.<br />

Motivschutz,<br />

Tel. (0221) 4924743;<br />

info@motivschutz.tv<br />

sica Schwarz in den Hauptrollen entwi-ckelt.<br />

Mit der Kölner Regisseurin Erica von Moeller<br />

entsteht parallel das Nachkriegsdrama „Elisabeth<br />

Selbert“, das 2011/2012 in Bonn und Kassel<br />

realisiert werden soll. Neben der Produktion<br />

von nachhaltigen Fernsehspielen für deutsche<br />

Sender, sind langfristig europäische Kino-Koproduktionen<br />

im Arthouse-Bereich geplant. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt soll, wie in den Jahren zuvor,<br />

die Nachwuchsförderung und Zusammenarbeit<br />

mit jungen Filmemachern bleiben.<br />

Für einen gelungenen Einstand der neuen<br />

Firma sorgt am 9. September der Kinostart von<br />

„Zarte Parasiten“ (Regie: Christian Becker<br />

und Oliver Schwabe), der von Thevissen produziert<br />

wurde und seine Weltpremiere 2009 auf<br />

dem Festival in Venedig feierte.<br />

thevissen filmproduktion,<br />

Tel. (0221) 56957987;<br />

mail@thevissenfilm.de


Movie Park unter spanischer Flagge<br />

Nach Warner Bros., Six Flags und Palamon Capital Partners hat der Movie Park Germany<br />

in Bottrop-Kirchhellen mit der Parques Reunidos erneut einen neuen Eigentümer. Das<br />

Unternehmen mit Sitz in Madrid ist zweitgrößter Betreiber von Freizeitparks in Europa und hinter<br />

Disney World und der britischen Merlin Entertainments Group die Nummer Drei in der<br />

Welt. Zum Movie Park gehören nicht nur wechselnde Hollywood-Charaktere, ein 4 D-Kino und<br />

allerlei Fahrgerät, sondern auch ein 1.851 Quadratmeter großes Filmstudio, in dem u.a. die Kinofilme<br />

„Klimt“ und „Krabat“ gedreht wurden. Zum Studio gehören außerdem Produktionsbüros und<br />

ein kleines Preview-Kino. Die Vermietung des Studios läuft über Movie Park Germany. Im Übrigen<br />

haben die neuen Eigner alle 80 fest angestellten Mitarbeiter übernommen, darunter 14 Auszubildende.<br />

Hinzu kommen 650 Saisonarbeiter. Im vergangenen Jahr hatte der europaweit größte Filmund<br />

Entertainment-Park 1,3 Millionen Besucher.<br />

Movie Park, Tel. (02045) 899-0; info@moviepark.de<br />

Videokunst und Film im Dialog:<br />

Szene aus Maria Lassnigs<br />

„Kantate“ (1992, oben) und aus<br />

Paul Sharits „T,O,U,C,H,I,N,G“ (1968).<br />

Fotos: Maria Lassnig/The Estate of Paul Sharits<br />

Deutscher Kinderhörspielpreis:<br />

Jetzt bewerben<br />

Noch bis zum 1. August sind Bewerbungen für<br />

den mit 5.000 Euro dotierten Deutschen<br />

Kinderhörspielpreis möglich. Mit dem Preis,<br />

den die ARD gemeinsam mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und in Zusammenarbeit mit<br />

der Stadt Wuppertal ausschreibt, soll der<br />

beste Originalstoff oder die beste Adaption für<br />

Kinderhörspiele gewürdigt werden. 2009 erhielt<br />

Maja Nielsen den Preis für „Feldpost für<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />

Kein Einreichtermin<br />

im Juli<br />

Aufgrund des bevorstehenden Geschäftsführer-<br />

Wechsels haben die Geschäftsführung und die<br />

Gremien der <strong>Filmstiftung</strong> NRW beschlossen,<br />

die im August geplante Sitzung der Förderjury<br />

nicht stattfinden zu lassen. Damit entfällt auch<br />

der Einreichtermin 8. Juli für alle Arten der Projektförderung.<br />

Der nächste Einreichtermin ist<br />

damit der 16. September.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Köln: Zum<br />

Videogucken<br />

ins Museum<br />

„Bild in Bewegung“ ist der Titel einer<br />

Ausstellung, mit der das Kölner Museum<br />

Ludwig noch bis zum 31. Oktober<br />

seine umfangreiche Film- und<br />

Videosammlung der Öffentlichkeit<br />

zugänglich macht. Zu sehen sind 55<br />

raumgreifende Installationen und rund<br />

270 Arbeiten, die über Videosichtplätze<br />

abrufbar sind. Die Überblicksausstellung<br />

mit den Werken vieler berühmter<br />

Videokünstler will nicht nur die<br />

Geschichte des bewegten Bildes in der<br />

Kunst, sondern auch von seinen<br />

vielfachen Inspirationen durch den Film<br />

erzählen. Die Ausstellung stellt außerdem<br />

Fragen nach „dem Einfluss des Kinos und<br />

seinen erzählerischen Strategien, dem<br />

Dokumentarischen als künstlerische Haltung<br />

und dem Verhältnis von Video und<br />

Film zum Ausstellungsraum“. Mehr Infos<br />

unter www.museenkoeln.de/<br />

museum-ludwig<br />

Pauline“, eine Produktion des WDR.<br />

Neben den Landesrundfunkanstalten der<br />

ARD und DRadio können sich auch Verlage,<br />

Autoren und Hörspiel-Produzenten bewerben.<br />

Die eingereichten Werke müssen nach dem<br />

1. Juli 2009 veröffentlicht bzw. gesendet worden<br />

sein oder einen festen Sende- oder Veröffentlichungstermin<br />

bis zum 31. Dezember 2010<br />

nachweisen. Jeder Bewerber darf nur eine Produktion<br />

mit einer maximalen Länge von 90<br />

Minuten einsenden.<br />

Die kompletten Ausschreibungsunterlagen<br />

können unter www.filmstiftung.de heruntergeladen<br />

werden.<br />

Köln: Film-Messe<br />

im August<br />

Vom 11. bis 12. August findet im Kölner Cinedom<br />

die Film-Messe Köln statt, zu der Anmeldungen<br />

noch bis zum 4. August möglich<br />

sind. Auf dem Branchentreff für „Filmverleiher,<br />

Kinobetreiber und kinoaffine Unternehmen“<br />

präsentieren mehr als zehn Verleiher Filme, Szenen-Zusammenschnitte<br />

und Trailer von zukünftigen<br />

Projekten. Zu den teilnehmenden Verleihern<br />

gehören u.a. Senator, Prokino, NDF,<br />

Tobis und Central Film. Die Anmeldeunterlagen<br />

und weitere Infos unter www.filmmesse-koeln.de.<br />

Cannes 2010<br />

Bankenviertel<br />

und Townships an<br />

der Croisette<br />

Die Aussprache des doppelten H in Christoph<br />

Hochhäuslers Nachnamen ist für Franzosen<br />

ein kaum zu überwindendes Hindernis. Selbst<br />

Cannes-Chef Thierry Frémaux, der regelmäßig<br />

komplizierteste Namen bewältigen muss,<br />

stolperte gehörig bei der Premiere von Hochhäuslers<br />

„Unter dir die Stadt“ in dem vollbesetzten<br />

Salle Debussy des Festivalpalasts. Was er<br />

über den zum zweiten Mal in der renommierten<br />

Reihe Un Certain Regard vertretenen Regisseur<br />

sagte, ließ das Publikum noch mehr aufhorchen:<br />

Cannes liebe das deutsche Kino, versicherte Frémaux,<br />

um gleich hinzuzufügen, dass der<br />

nächste Film des 37-Jährigen bestimmt<br />

nicht mehr in der Nebenreihe laufen<br />

werde. Das konnte man fast als Versprechen<br />

werten, dass Hochhäusler mit<br />

seinem nächsten Langfilm im Wettbewerb<br />

des Festivals vertreten sein wird.<br />

Verdient hat er sich diese Vorschusslorbeeren<br />

mit einem weiteren formal<br />

ebenso makellosen wie wagemutigen<br />

Film, der von der Recherche und Produktion<br />

her allerdings weitaus aufwändiger<br />

war als seine beiden vorhergehenden<br />

Werke „Milchwald“ und „Falscher Bekenner“,<br />

der genau wie „Unter dir die Stadt“<br />

von der Kölner Heimatfilm produziert und<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurde.<br />

Hochhäusler erzählt die Geschichte einer Amour<br />

fou im Frankfurter Bankenmilieu. Dass Irrationalität<br />

und Leidenschaft gerade in einer Welt, in<br />

der scheinbar nur Geld und Macht zählen, immer<br />

knapp unter der Oberflächliche lauern, zeigt<br />

der Film in bestechenden Bildern aus dem Inneren<br />

der Frankfurter Bankhäuser. Hinter viel<br />

Glas wird hier Transparenz nur vorgegaukelt.<br />

Gerade wer ganz oben in der Hierarchie steht,<br />

ist in der Lage, Intrigen zu spinnen und<br />

geheimen Obsessionen nachzugehen.<br />

Wie schon bei „Falscher Bekenner“ war die<br />

Aufnahme von „Unter dir die Stadt“ gerade in<br />

der französischen Presse positiv. Variety-Kritiker<br />

Boyd van Hoeij wertete ihn als „immer interessant“<br />

und nannte Regie und Schauspielleistung<br />

„beeindruckend“. Am traditionellen<br />

Presseessen der <strong>Filmstiftung</strong> im Fischrestaurant<br />

Astoux & Brun nahmen Hochhäusler, Produzentin<br />

Bettina Brokemper und die beiden<br />

Hauptdarsteller Nicolette Krebitz und<br />

Robert Hunger-Bühler teil. <strong>Filmstiftung</strong>s-<br />

Geschäftsführerin Claudia Droste-Deselaers<br />

lobte aus diesem Anlass besonders Brokemper,<br />

Heiter in Cannes (v.l.): Lerato Mvelase,<br />

Khomotso Manyaha und Harriet Manamela, die<br />

Hauptdarstellerinnen aus „Life, Above All“.<br />

Foto: Hubert Bösl/Festival de Cannes<br />

die auch in für unabhängige Produktionsfirmen<br />

schwierigen Zeiten Mut bewiesen habe. Die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW sei zufrieden, es dieses Jahr<br />

mit „Unter dir die Stadt“ und „Life, Above All“<br />

von Oliver Schmitz mit zwei sehr unterschiedlichen<br />

Filmen in die offizielle Auswahl von<br />

Cannes geschafft zu haben.<br />

In der Tat gehen die beiden Filme inhaltlich<br />

und stilistisch völlig verschiedene Wege.<br />

Während Hochhäusler mit kühler Präzision Figuren<br />

zeigt, die alle Annehmlichkeiten einer<br />

Wohlstandsgesellschaft selbstverständlich in<br />

Anspruch nehmen können, erzählt der gebürtige<br />

Südafrikaner Schmitz die Geschichte eines<br />

Fototermin auf dem roten Teppich:<br />

(v.l.) Bettina Brokemper, Nicolette Krebitz,<br />

Christoph Hochhäusler (mit Kind),<br />

Robert Hunger-Bühler und Van-Lam<br />

Vissay bei der Premiere von „Unter dir<br />

die Stadt“ in Cannes. Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />

zwölfjährigen südafrikanischen Mädchens, das<br />

jäh in die Erwachsenenwelt geworfen wird, als<br />

die Mutter an Aids erkrankt. Das Drama wurde<br />

vom Publikum in Cannes mit stehenden Ovationen<br />

gefeiert und gewann den Prix François<br />

Chalais, mit dem Filme ausgezeichnet werden,<br />

die sich in besonders gelungener Weise mit dem<br />

aktuellen Weltgeschehen auseinandersetzen.<br />

„Life, Above All“ war bereits der vierte Film des<br />

Regisseurs, der für Un Certain Regard ausgewählt<br />

wurde.<br />

Auch die Spur des diesjährigen Gewinners<br />

der Goldenen Palme führt nach NRW. Koproduziert<br />

wurde „Uncle Boonmee Who Can Recall<br />

His Past Lives“ von der Hans W.<br />

Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion<br />

und des Kölner Weltvertriebs Match Factory.<br />

Regie führte der Regisseur mit dem momentan<br />

wohl zungenbrecherischsten Namen<br />

des Weltkinos: der Thailänder Apichatpong<br />

Weerasethakul.<br />

Meldungen – newsletter 4/2010 5


Stummfilmtage in Bonn: 2010 und dann?<br />

Bei Stummfilmen macht nicht der Ton den Film. Live-Begleitmusik jedoch kann den Takt vorgeben<br />

und die Vorführung zu einem Erlebnis machen, das auch gegenüber großen 3D-Leinwandevents<br />

bestehen kann. Das beweist seit Jahren eindrucksvoll das Bonner Sommerkino mit seinen Internationalen<br />

Stummfilmtagen, die vom Förderverein Filmkultur Bonn e. V. mit Unterstützung<br />

des Filmmuseums München organisiert werden. Vom 12. bis zum 22. August werden<br />

auch in diesem Jahr allabendlich bekannte und unbekannte Stummfilmklassiker aus aller Welt<br />

im Arkadenhof der Universität Bonn in restaurierter Version vorgeführt und mit zum Teil<br />

speziell komponierter Live-Musik begleitet. Rund 15.000 Besucher nutzen jedes Jahr dieses Angebot,<br />

dessen Zukunft nun aber bedroht ist. Die Sparliste der Stadt Bonn sieht für die Stummfilmtage<br />

2011 eine Kürzung von 40.000 auf Null Euro vor. Neben der Stadt sind an der Finanzierung<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, das BKM sowie Sponsoren und Eigenmittel beteiligt.<br />

Eröffnet wird das Open-Air-Erlebnis in diesem Jahr mit einem besonderen Highlight: Fritz Langs<br />

„Metropolis“. Für die Musikbegleitungen der Filme sind namhafte Stummfilmmusiker mit kleiner<br />

Besetzung eingeladen, die auch Stummfilm-Entdeckungen, etwa aus dem Iran, begleiten werden.<br />

Mehr Infos über Sparpläne und das Programm unter www.film-ist-kultur.de.<br />

„Themba“: Doppelte Ehrung in Emden<br />

Rund eine Woche vor der WM in Südafrika gewann „Themba“, Stefanie Sycholts geförderdertes<br />

Drama um einen aidskranken Fußballer, auf dem Internationalen Filmfest Emden-<br />

Norderney sowohl den Bernhard Wicki-Preis als auch den DGB-Filmpreis. Der Kinofilm,<br />

der von Zeitsprung und Rheingold Films produziert wurde, startet am 5. August in die deutschen<br />

Filmtheater. Der NDR-Nachwuchsfilmpreis des Festivals ging an die ebenfalls geförderte Dreiecksgeschichte<br />

„Renn, wenn du kannst“ von Dietrich Brüggemann. Die Koproduktion<br />

der Wüste Film West mit WDR, SWR und Arte ist bereits ab dem 29. Juli in den deutschen<br />

Kinos zu sehen.<br />

Exposed: Debüts<br />

zum Dritten<br />

Exposed ist das Festival für Debütfilme und<br />

wird vom 23. bis 28. November zum dritten Mal<br />

in Köln stattfinden. Der Schwerpunkt der Filmschau,<br />

organisiert aus dem Umfeld des Filmclubs<br />

813 sowie dem von Stephan Sarasi<br />

gegründeten Vereins Neue Blicke Köln, liegt<br />

6<br />

„Themba“: Gastdarsteller Jens Lehmann in seinem Kinodebüt<br />

beim Training südafrikanischer Talente. Foto: Zeitsprung<br />

auf dem europäischen Nachwuchsfilm. Neben<br />

der zwölfteiligen europäischen Reihe werden zudem<br />

im Kölner Programm auch drei heimische<br />

Debüts präsentiert sowie – in diesem Jahr als<br />

spezieller Fokus – Filme aus Österreich.<br />

Noch bis zum 5. August können Filmemacher<br />

ihre ersten und zweiten Langfilme bei<br />

den Organisatoren einreichen. Näheres zu den<br />

Konditionen findet sich unter www.exposedfilmfestival.de.<br />

RUHR.2010: Noch<br />

mehr Filmschätze<br />

Ein besonderes Highlight erwartet die Besucher<br />

im Rahmen des Sommerfestes zur Kulturhauptstadt<br />

RUHR.2010 am 19. Juni. In der Henrichshütte<br />

in Hattingen wird in Zusammenarbeit mit<br />

Arte/ZDF der restaurierte Stummfilm „Schlagende<br />

Wetter“ aufgeführt. Die neu komponierte Musik<br />

des Bochumer Komponisten Georg Graewe<br />

wird live vom WDR-Rundfunkorchester unter<br />

der Leitung von Titus Engel begleitet. Der<br />

von Karl Grune 1923 inszenierte Film wurde<br />

im Ruhrgebiet an Originalschauplätzen gedreht<br />

und erzählt das Drama einiger verschütteter Bergleute.<br />

Die Filmvorführung ist Teil des Projektes<br />

„grubenklang.reloaded“.<br />

An drei Terminen präsentiert das „Theater<br />

der Welt 2010“ im Rahmen der RUHR.2010 ein<br />

mit den Filmemachern Lav Diaz aus den Philippinen,<br />

dem Palästinenser Elia Suleiman („Divine<br />

Intervention“) und Tsai Ming-Liang (Silberner<br />

Bär 1997 für „Der Fluss“) aus Malaysia<br />

hochrangig besetztes Filmprogramm. Die Regisseure<br />

suchen ihre Filme selbst aus und stehen<br />

nach der alle gängigen Formate sprengenden<br />

Vorführung zur Diskussion bereit. Am 4. und 5.<br />

Juli sind sie zu Gast im Essener Filmstudio Glückauf,<br />

am 11. und 12. Juli im Mülheimer Rio. Alle<br />

Details zu den zwischen zwei und neun Stun-<br />

Das Logo des diesjährigen Filmfests<br />

in Zadar. Foto: SSP<br />

NRW baut<br />

Brücken nach<br />

Kroatien<br />

FilmForumZadar heißt ein neues Festival,<br />

mit dem Ruhrgebiets-Regisseur<br />

Sergej Stanojkovski <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> und die RUHR.2010 mit<br />

der Stadt Zadar an der kroatischen<br />

Adriaküste verbinden will. Das Festival,<br />

das in der letzten Augustwoche unmittelbar<br />

vor Venedig stattfindet, soll seinen<br />

Fokus auf europäische Koproduktionen<br />

richten und auch NRW-Filme im<br />

Programm haben. Ziel ist es, „in Zadar<br />

ein Forum für kreative Kräfte zu schaffen“,<br />

so Stanojkovski, dessen preisgekrönter<br />

Debütfilm „Kontakt“ auf über 50<br />

internationalen Festivals lief. Die<br />

RUHR.2010 und ihr 2010Lab sind<br />

Partner des FilmForumZadar und werden<br />

eigens einen Zadar-Channel schalten,<br />

der über die Entwicklung der dortigen<br />

Kreativwirtschaft, das Filmforum<br />

und die Zusammenarbeit mit NRW berichtet.<br />

Mit seiner Oberhausener Produktionsfirma<br />

SSP GmbH produziert Stanojkovski<br />

für die RUHR.2010 außerdem<br />

eine Mini-Dokuserie über kreative Menschen.<br />

Die Porträts, u.a. über Rainer<br />

Komers, Werner Nekes oder Helge<br />

Schneider sind auf dem Portal<br />

www.2010lab.tv der Kulturhauptstadt<br />

zu sehen.<br />

SSP, Tel. (0208) 3866134;<br />

office@sspfilm.com<br />

newsletter 4/2010 – Meldungen<br />

den dauernden Vorführungen finden sich unter<br />

www.theaterderwelt.de.<br />

Den Sommer über wird die Online-Ausstellung<br />

des europäischen Kurzfilms Europe in<br />

Shorts regelmäßig erweitert. In qualitativ hochwertigen<br />

Internetstreams erlauben die kuratierten<br />

Kurzfilme spannende Einblicke in das vielfältige<br />

Schaffen des europäischen Films. Der eigene<br />

Channel des Kulturhauptstadtprojekts<br />

www.2010lab.tv präsentiert neben den Kurzfilmen<br />

zudem Interviews mit allen Regisseuren sowie<br />

weitere in Zusammenarbeit mit dem Filmverlag<br />

Schnitt betreute Artikel zu den Filmen.<br />

Premiere in Hattingen: die restaurierte Fassung<br />

des Stummfilms „Schlagende Wetter“ mit Live-Musik.<br />

Foto: Grubenklang reloaded


<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />

Richtlinien<br />

Seit dem 27. Mai sind modifizierte Richtlinien<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Kraft. Wesentliche<br />

Neuerung der Überarbeitung ist eine einheitliche<br />

Richtlinie für alle Förderbereiche, also sowohl<br />

P1 als auch P2. Außerdem gelten Fernsehförderung,<br />

Nachwuchsförderung und Stoffentwicklungsförderung<br />

ab sofort als eigenständige<br />

Förderarten.<br />

Die aktuellen Richtlinien können ab sofort<br />

online unter www.filmstiftung.de/<br />

Download/richtlinien.php herunter geladen<br />

werden. Für Nachfragen stehen die Mitarbeiter<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Düsseldorfer<br />

Medienhafen gerne zur Verfügung.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Szene aus „Monolog“, einem der<br />

Gewinnerfilme der Kurzfilmtage Oberhausen.<br />

Foto: Laure Prouvoust<br />

Oberhausen:<br />

Kurzes vom<br />

Meeresgrund<br />

Mit der Preisverleihung endeten die 56. Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen<br />

am 4. Mai in der Lichtburg. Während die<br />

Hauptpreise des Festivals dieses Jahr nach<br />

Schweden („Madame & Little Boy“ von Magnus<br />

Bärtås), Großbritannien („Monolog“ von<br />

Laure Prouvoust) und Israel/Niederlande/<br />

Polen („Mur i wieza“ von Yael Bartana) gingen,<br />

hielt die Begeisterung an diesem traditionsreichen<br />

Festival auch 2010 unvermindert an.<br />

Über 1.000 Akkreditierte aus 45 Ländern besuchten<br />

im Mai das Festival, dessen berühmtes<br />

Manifest im kommenden Jahr 50. Geburtstag<br />

feiern wird. Zudem verzei-chnete das Festivalteam<br />

um Leiter Lars Henrik Gass mit rund<br />

18.400 Besuchern sogar eine minimale<br />

Steigerung zum Rekordjahr 2009. Entscheidenden<br />

Anteil daran hatte auch die extrem beliebte<br />

Sonderreihe „Vom Meeresgrund: Das Experiment<br />

Film 1898-1918“. Meist bis zum letzten<br />

Sessel waren die Programme ausverkauft, was<br />

am Einlass manches Mal zu tumultartigen<br />

Szenen führte. Insgesamt fast 500 Filme in den<br />

offiziellen Präsentationen, dazu 5.500 Kurzfilme<br />

im Markt, zahlreiche Podien und Nebenveranstaltungen:<br />

Die Kurzfilmtage, die ihre Marke<br />

in einem geplanten Kurzfilm-Portal künftig auch<br />

online ausbauen möchten, wie Gass bei der<br />

Eröffnung in einer Präsentation verriet, zeigten<br />

von Abnutzung keine Spur. Die Fortsetzung folgt<br />

vom 5. bis 10. Mai 2011.<br />

Alle Preisträger – darunter auch Florian<br />

Riegel, der mit „Holding Still“ den NRW-Wettbewerb<br />

gewann: www.kurzfilmtage.de.<br />

Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652;<br />

info@kurzfilmtage.de<br />

Förderpreis Schnitt:<br />

Jetzt einreichen<br />

Auch zum zehnjährigen Jubiläum von Film+,<br />

dem Kölner Forum für Filmschnitt und Montagekunst,<br />

wird ein Förderpreis Schnitt für Nachwuchseditoren<br />

ausgerufen. Ausgestattet wird er<br />

in diesem Jahr vom Kulturwerk der VG Bildkunst<br />

mit einer Dotierung in Höhe von 2.500<br />

Euro. Editoren, die noch nicht mehr als einen<br />

Langfilm geschnitten haben, können ihre maximal<br />

20-minütigen Arbeiten noch bis zum 30. Juli<br />

bei Film+ einreichen – Teilnahmebedingungen<br />

sowie das nötige Formular gibt es unter<br />

www.filmplus.de. Das vom Filmverlag<br />

Schnitt in Zusammenarbeit mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und der Stadt Köln veranstaltete<br />

Forum wird vom 26. bis 29. November mit<br />

seinem Programm aus Diskussionen und Filmvorführungen<br />

wieder in den Kinos OFF Broadway<br />

sowie im Filmforum NRW stattfinden. Die Nominierungen<br />

der Schnitt Preise in den Kategorien<br />

Spielfilm, Dokumentarfilm und Förderpreis werden<br />

Ende September bekannt gegeben.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />

info@filmplus.de<br />

Filmhaus Köln:<br />

Made for China<br />

Auch in China besteht Bedarf an Weiterbildungsangeboten<br />

im Bereich Film. Deshalb fliegen Peter<br />

Klas, Geschäftsführer des Kölner Filmhauses,<br />

und Jun Yan, Kurator des im Filmhaus<br />

beheimateten Filmfestivals Visions of China,<br />

Mitte Juni nach Shanghai und werben im Rahmen<br />

des Shanghai International Film Festivals<br />

für ein Angebot aus Köln. Die Weiterbildung<br />

„Film made in Germany“, die im Herbst<br />

erstmals stattfinden soll, wurde speziell für Filmschaffende<br />

aus China entwickelt. Die<br />

Lehrinhalte des zweimonatigen Seminarangebotes<br />

vermitteln Dozenten des Kölner Filmhauses<br />

und des Filmhauses Babelsberg als Kooperationspartner.<br />

Dazu zählen u.a. Regisseur und<br />

Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff, Kameramann<br />

Jost Vacano, Michaela Grützen,<br />

Vizepräsidentin der Hochschule für Fernsehen<br />

und Film München, Produzentin Sonja<br />

B. Zimmer und Regisseur Wolfgang<br />

Groos, dessen Film „Hangtime“ auch auf dem<br />

Shanghai International Festival gezeigt wird. Neben<br />

den Seminarinhalten soll den chinesischen<br />

Filmstudenten auch ein Überblick über die deutsche<br />

Produktionslandschaft gegeben werden.<br />

Damit verbunden sind auch Besuche der wichtigsten<br />

deutschen Filmhochschulen.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

Unlimited sucht<br />

kurze Filme<br />

Der 31. Juli ist die Deadline für Anmeldungen<br />

zum europäischen Kurzfilmfestival unlimited,<br />

zu dem die kurzfilmfreun.de in diesem Jahr<br />

vom 23. bis 28. November wieder nach Köln<br />

einladen. Einreichungen für die Wettbewerbe<br />

und Sonderprogramme sind sowohl als Sichtungskopien<br />

(DVD) als auch über www.reel<br />

port.com möglich. Mehr Infos unter www.<br />

unlimited-festival.de.<br />

kurzfilmfreun.de,<br />

Tel. (0221) 67774116;<br />

info@unlimited-festival.de<br />

Meldungen – newsletter 4/2010 7<br />

ANZEIGE<br />

VENEDIG 2009<br />

SILBERNER LÖWE<br />

FÜR BESTE REGIE<br />

EIN FILM VON SHIRIN NESHAT<br />

„Bilder von bestechender Schönheit“<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

„Dieser Film hat mich zutiefst berührt.“<br />

ANG LEE – Jurypräsident der 66. Mostra di Venezia<br />

WO<strong>MEN</strong> WITHOUT <strong>MEN</strong><br />

AB 1. JULI 2010 IM KINO<br />

SCHULVORSTELLUNGEN SIND AB 21. JUNI 2010 MÖGLICH<br />

Bildungsmaterial steht auf www.womenwithoutmen-derfilm.de zum Herunterladen bereit.<br />

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: md@NFP.de


In seiner Kolumne „gestern, heute, morgen“ blickt<br />

Heiko R. Blum,<br />

Foto: Heike Herbertz<br />

der Kölner Filmjournalist Heiko R. Blum<br />

im Newsletter zurück und nach vorne<br />

und widmet sich dabei sowohl aktu-<br />

ellen Filmthemen als auch Geschichten<br />

abseits des Tagesgeschäfts. Anlässlich<br />

des Gastlandes Spanien beim Internationalen<br />

Filmkongress erzählt er vom Aufbruch iberischer<br />

Filmemacher nach Francos Tod.<br />

Filmkultur<br />

aus Barcelona<br />

arcelona im Juli 1978: Es ist ein drückendheißer Sommer. Wenige Ki-<br />

Blometer von Taragona entfernt war gerade ein Benzinlaster in einen<br />

Campingplatz gerast und hatte ein Blutbad angerichtet. General Franco<br />

war knapp drei Jahre tot, da begann im Filmgeschäft des Landes eine Aufbruchstimmung.<br />

Während die Produzenten in Madrid die Kinos mit Historien-,<br />

Horror- und Pornofilmen bombardierten, wurde Barcelona zum<br />

Zentrum einer alternativen Filmkultur. Dort verstand man schon früh, die<br />

strenge Zensur unter Franco zu umgehen.<br />

Der Filmkünstler Ventura Pons, Jahrgang 1945, hat mehr als 20 Filme<br />

gedreht, die sich vorwiegend mit gesellschaftlichen Außenseitern, vor<br />

allem mit Homosexuellen, beschäftigten, wie das schwul-lesbische Drama<br />

„Früchte der Liebe“ oder das Psychodrama „Geliebter Freund“. Sein<br />

herausragender Stil wurde auf fast allen internationalen Festivals gerühmt<br />

– vor allem auf der Berlinale.<br />

Pons lebt in einer bescheidenen Wohnung mitten in seiner Geburtsstadt<br />

Barcelona. Hier treffen wir uns zu einem Gespräch. Neben dem großen,<br />

überladenen Schreibtisch steht ein Schneidetisch, an dem er uns seinen<br />

letzten Film vorführt. Es ist der Dokumentarfilm „Ocana“, der auf dem<br />

Filmfestival in Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ große Beachtung<br />

fand und prämiert wurde. Pons lässt einem homosexuellen Maler völlige<br />

Freiheit, sich über sein hartes Leben und das Verständnis von der Welt<br />

auszudrücken. Man sieht Ocana in einer Art selbst inszenierten Drag-<br />

Queen-Prozession singend und halbnackt die Rambla entlanglaufen. Wenige<br />

Jahre nach den Dreharbeiten dieses aufregenden Porträts stirbt Ocana<br />

auf tragische Weise.<br />

Pons hatte – wie er sagt – in einer so genannten Freiheit nach zehn Jahren<br />

Theaterarbeit seinen ersten Film gedreht. „Ich versuchte, immer wichtige<br />

Ideen im Kleinen umzusetzen, wie übrigens viele meiner Kollegen – etwa<br />

Pedro Olea, im Gegensatz zum Trivialkino meiner Kollegen aus Madrid.“<br />

Zu Beginn der neunziger Jahre wurden dann Regisseure wie Bigas Luna,<br />

Fernando Trueba oder Pedro Almodóvar bekannt. Trueba erhielt 1993<br />

für die erotische Komödie „Belle Epoque“ mit Penélope Cruz einen Oscar,<br />

Almodóvar wurde 2000 für den besten fremdsprachigen Film („Alles<br />

über meine Mutter“) und 2003 für das beste Original-Drehbuch („Sprich<br />

mit ihr“) mit dem Akademiepreis ausgezeichnet. Zur Mitte des Jahrzehnts<br />

trat eine neue Generation von Filmemachern in Erscheinung, unter ihnen<br />

Julio Médem und Isabel Coixet. Schon die Erstlingsfilme der so genannten<br />

„neuen Welle“ erregten in der internationalen Cineasten-Szene besonderes<br />

Interesse. Andere Regisseure richteten ihren Blick auf Spanien,<br />

indem sie etwa einer mystischen Naturbetrachtung (Julio Médem mit „Vacas<br />

– Kühe“), einem Rückgriff auf den Film Noir (Alejandro Amenábar mit<br />

„Faszination des Grauens“) oder einem sozialkritischen Realismus (Iciar Bollaín<br />

und León de Aranoa) frönten, der durchaus auch heitere Töne anschlagen<br />

konnte. Wenige Jahre später waren diese Regisseure dann weltweit<br />

so bekannt, dass sie in internationalen Großproduktionen Hollywoodstars<br />

wie Nicole Kidman (Alejandro Amenábars „The Others“, 2001) oder<br />

Tim Roth (Isabel Coixets „The Secret Life of Words“, 2005) für Hauptrollen<br />

verpflichten konnten. Und Fernando León de Aranoa, der solide erzählte<br />

und hervorragend gespielte Sozialdramen dreht, konnte sich 2002<br />

beim Filmfestival in San Sebastián für seine Tragikomödie „Montags in der<br />

Sonne“ den Hauptpreis abholen.<br />

8<br />

Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />

Ausgezeichnete Hörcollage<br />

zum Mauerfall<br />

„Niemand würde behaupten, dass die Welt untergeht, wenn die Sender<br />

ein Hörspiel weniger im Jahr produzieren. Ich bin dieser Niemand.“<br />

Thilo Reffert, der diesjährige Preisträger des Hörspielpreises der<br />

Kriegsblinden nutzte seine Dankesrede für eine Liebeserklärung an<br />

das Radio und ein Plädoyer für das Hörspiel, denn – so Reffert: „Es gibt<br />

den Stimmen eine Stimme, die sonst nicht gehört werden.“ Überreicht<br />

wurde der Hörspielpreis, der vom Bund der Kriegsblinden<br />

Deutschlands und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW vergeben wird, durch<br />

den Bundesvorsitzenden Dieter Renelt am 6. Juni in Bad Godesberg.<br />

Reffert erhielt den Preis für sein vom MDR produziertes Stück „Die Sicherheit<br />

einer geschlossenen<br />

Fahrgastzelle“, in<br />

dem er – vermischt mit<br />

damaligen O-Tönen<br />

und unterlegt mit einem<br />

gewitzten Kommentar–<br />

die Reise seiner<br />

Mutter und seiner<br />

Schwester wiederholt,<br />

die sich am 9. November<br />

1989 in einem<br />

Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong>, l.),<br />

Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier und<br />

Dieter Renelt (Bund der Kriegsblinden, r.)<br />

mit dem diesjährigen Preisträger Thilo<br />

Reffert. Foto: Heike Herbertz<br />

Wartburg von Magdeburg<br />

aus in Richtung<br />

deutsch-deutscher<br />

Grenze aufmachten.<br />

„Das Stück ist ein kleines<br />

Denkmal für zwei<br />

Frauen, die gezeigt haben, dass Geschichte sich nicht ereignet, sondern<br />

dass man sie gestalten kann“, lobte denn auch Anna Dünnebier,<br />

die Vorsitzende der Jury, Refferts Hörspiel-Collage in ihrer Laudatio.<br />

Detlef Rentsch, stellvertretender Hörfunkdirektor des MDR,<br />

betonte in seiner Rede, dass der Preisträger erst der siebte ostdeutsche<br />

Autor ist, der mit dem Hörspielpreis bedacht wurde, und erinnerte an<br />

die Verleihung 1967, als die Auszeichnung an den DDR-Autor Rolf<br />

Schneider ging und für politische Verstimmung sorgte. NRW-Staatssekretär<br />

Michael Mertes schloss sich in seiner Wertschätzung des<br />

Mediums dem Preisträger an: „Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen<br />

und können sich die Kunstform Hörspiel leisten.“<br />

Der 1970 in Magdeburg geborene Reffert schreibt seit 2000 Theater-<br />

und Hörstücke und ist der 59. Preisträger des Hörspielpreises der<br />

Kriegsblinden. Zu den vor ihm ausgezeichneten Autoren gehören u.a.<br />

Christoph Schlingensief, Heinrich Dürrenmatt und Elfriede<br />

Jelinek.<br />

VFFVmedia: Lounge geöffnet<br />

Auf dem medienforum.nrw eröffnet der Verein VFFVmedia erneut<br />

seine Produzentenlounge, in der am 29. Juni Sendeverantwortliche<br />

über Programmbedarfe sprechen. Referenten sind u.a. Katja Hofem-Best,<br />

Geschäftsführerin des ProSiebenSat1-Senders Sixx, und<br />

Wolfgang Pütz, Programmchef des österreichischen Senders Servus<br />

TV. Die Moderation übernimmt Elisabeth Neumann vom Medienbüro<br />

Rheinland.<br />

VffVmedia, Tel. (0221) 57775-0; info@vffv.de<br />

Dokus: Programmtipps<br />

aus dem Netz<br />

Für ihre neue Website www.allesbestens.org durchforsten die Medienjournalisten<br />

Susanne Wankell, Brigitte Knott-Wolf und Fritz<br />

Wolf von Düsseldorf aus die TV- und Radioprogramme auf der Suche<br />

nach Dokumentarfilmen und Radiofeatures. Ihre Fundstücke präsentieren<br />

sie „durchaus subjektiv“ und ohne Quotenorientierung als<br />

regelmäßige Programmtipps auf ihrem Portal, das den schönen Untertitel<br />

„Hören und Sehen für Fortgeschrittene“ trägt. Angestrebt ist,<br />

neben den Kritikern auch die Autoren der vorgestellten Dokus und Features<br />

zu Wort kommen zu lassen. Für interessierte User gibt es die Möglichkeit,<br />

einen Newsletter mit Doku- und Featureempfehlungen zu abonnieren.<br />

newsletter 4/2010 – Meldungen<br />

Orientierungskurs:<br />

Berufswunsch<br />

Schauspieler<br />

In Hamburg finden die Orientierungskurse für<br />

angehende Schauspieler der Schule für<br />

Schauspiel Hamburg bereits seit zehn<br />

Jahren statt. In Köln feiert das Angebot, das in<br />

Zusammenarbeit mit dem hiesigen Jondral<br />

Künstlermanagement organisiert wird, im<br />

Juli Premiere. Vom 15. bis 18. Juli soll der 250<br />

Euro teure Orientierungskurs helfen, herauszufinden,<br />

„ob man neben Talent auch ausreichend<br />

Mut, Disziplin und Ausdauer für ein<br />

Leben auf der Bühne oder vor der Kamera mitbringt“.<br />

Erfolgreiche Absolventen des Kurses,<br />

der ein schauspielerisches Grundlagentraining<br />

vermitteln soll, können das dreijährige Studium<br />

in Hamburg auch ohne Aufnahmeprüfung beginnen.<br />

„Viele junge Leute träumen davon, auf der<br />

Bühne zu stehen oder in einem Film mitzuspielen.<br />

Im Orientierungskurs unterstützen wir sie,<br />

den Berufswunsch spielerisch auf die Probe zu<br />

stellen“, so Michaela Uhlig, Gründerin und<br />

Geschäftsführerin der SSH.<br />

Weitere Infos unter www.schauspiel<br />

schule-hamburg.com<br />

Münsterland:<br />

„Du bist Provinz“<br />

Das Vorurteil, dass die Provinz „provinziell, rückständig,<br />

miefig und eng“ ist, will der Filmservice<br />

Münster.Land mit der Aktion „Du bist<br />

Provinz" ein für allemal ausmerzen. Der Startschuss<br />

fiel bereits im Juni 2009 mit einer Reise<br />

durch das Münsterland, bei der 27 Künstler aller<br />

Sparten aus der Region und aus Overijssel begannen,<br />

sich intensiv mit ihrem Lebensmittelpunkt,<br />

der Provinz, auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse<br />

dieser Auseinandersetzung, die bis heute<br />

andauert und an der sich inzwischen 41 Künstler<br />

beteiligen, werden nun vom 29. Juni bis 4. Juli<br />

in Münster in einer Ausstellung, einer Filmreihe<br />

und bei einem Frühschoppen erstmalig gezeigt<br />

, ehe sie in der zweiten Jahreshälfte auch<br />

in der niederländischen Provinz zu sehen sind.<br />

Filmservice Münster.Land,<br />

Tel. (0251) 4921380;<br />

filmservice@stadt-muenster.de<br />

medienforum.nrw:<br />

Vernetzt<br />

mit der Insel<br />

Großbritannien gilt als einer der attraktivsten<br />

Zielmärkte für die Film- und Fernsehwirtschaft<br />

in NRW. Jetzt können sich hiesige Produzenten<br />

auf neue Art mit britischen Kollegen vernetzen.<br />

Die Verbindungen werden durch das Projekt<br />

„Creatives Go UK“ geknüpft, das am 30. Juni<br />

auf dem medienforum.nrw vorgestellt wird<br />

– in Anwesenheit britischer Experten. Für den<br />

17. bis 19. November steht dann eine Kooperationskonferenz<br />

in London auf dem Plan.<br />

„Creatives Go UK“ ist eine gemeinsame Initiative<br />

des AHP Creative’s Desk und der<br />

Stabsstelle Medien der Stadt Köln. Weitere<br />

Partner sind der VFFVmedia, das Mediencluster<br />

NRW und die IHK Köln. Weitere Infos<br />

gibt es auf http://tinyurl.com/CreativesGoUK


Der kleine Cem (Nizam Schiller) beim Freitagsgebet: Szene aus dem Film „Die Fremde“, der für zwei Kamerapreise nominiert ist. Foto: Majestic<br />

DER NEUE CITROËN DS3.<br />

Meldungen – newsletter 4/2010<br />

ANZEIGE<br />

Den haben Sie garantiert noch nicht gesehen. 38 verschiedene Farbkombinationen von Dach und Karosserie, farblich abgestimmte<br />

Felgen, ausgefallene Dachdesigns und unzählige Interieur-Varianten machen nahezu jeden CITROËN DS3 zu einem Unikat.<br />

Noch mehr Einzigartiges entdecken Sie am besten bei einer ausgiebigen Probefahrt.<br />

Dt. Kamerapreis: Die<br />

Nominierungen stehen<br />

Insgesamt 35 Kameraleute und Editoren sind in sechs<br />

Kategorien für den 20. Deutschen Kamerapreis<br />

nominiert, der am 27. Juni im Rahmen des medienforum.nrw<br />

in Köln verliehen wird. In der Kategorie Kinospielfilm<br />

darf dabei Feo Aladags geförderte NRW-<br />

Produktion „Die Fremde“ auf zwei Preise hoffen. Sowohl<br />

Kamerafrau Judith Kaufmann als auch die Editorin<br />

Andrea Mertens sind für die renommierte Auszeichnung<br />

vorgeschlagen. Sie konkurrieren dabei u.a. mit Kameramann<br />

Martin Gschlacht und dessen Bildgestaltung<br />

für Shirin Neshats „Women without Men“, mit<br />

der Kameraarbeit von Rainer Klausmann für „Soul<br />

Kitchen“ von Fatih Akin sowie mit Patrick Epplers<br />

Montage von „Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung“.<br />

In der Kategorie Kurzfilm sind zwei Produktionen der<br />

Kunsthochschule für Medien Köln nominiert: Für<br />

den Kurzfilm „dresdenprag“ erhielten sowohl Kameramann<br />

Matteo Coco als auch Editor Frederik Geisler<br />

eine Nominierung, während Editorin Sabine Herpich<br />

auf die Auszeichnung für ihre Arbeit an „Wanna-<br />

Be“ hoffen darf.<br />

Eine komplette Liste der Nominierten stellt die Website<br />

www.deutscher-kamerapreis.de zum<br />

Download bereit. Eine Auswahl der nominierten Produktionen<br />

läuft auch in diesem Jahr wieder im Rahmen<br />

des Festivals Großes Fernsehen am 26. und 27. Juni<br />

im Kölner Cinedom. Der Ehrenpreis des Deutschen<br />

Kamerapreises geht in diesem Jahr übrigens an die Firma<br />

ARRI, „das Synonym für großes Kino“, so Christoph<br />

Augenstein, Geschäftsführer des Vereins Deutscher<br />

Kamerapreis Köln e.V.<br />

www.citroen-ds3.de<br />

ANTI RETRO<br />

9


Erfolgsformel aus Münster:<br />

BEV = (RPS - RPO) x 0,4886<br />

Kate Winslet galt schon vor „Der Vorleser“<br />

in ihrem Heimatland nicht nur als Star, sondern<br />

auch als Wirtschaftsfaktor. Mit Hilfe eines nach<br />

ihr benannten Algorithmus belegte das UK<br />

Film Council ihren Wert für die heimische Filmindustrie.<br />

Ein Ergebnis, dem Thorsten Hennig-Thurau<br />

problemlos folgen kann, denn mit<br />

Zahlenkolonnen kennt sich der gelernte<br />

Betriebswirt ebenso aus wie mit dem<br />

Filmgeschäft. Seit dem Jahr 2000 befasst er sich<br />

mit „Erfolgsfaktoren des Films“. Der Ansatz des<br />

Professors für Marketing ist international, denn<br />

er lehrt nicht nur an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

in Münster, sondern auch<br />

an der City University of London und hat<br />

den US-Markt fest im Blick. Nach der Analyse<br />

von bisher etwa 2.000 Filmen hat der Marketing-Experte<br />

gut 300 Faktoren herausdestilliert,<br />

mit deren Hilfe er den Kassenerfolg eines Films<br />

vorhersagen kann. Seine mögliche Fehlerquote<br />

liegt derzeit bei rund 20 Prozent. Immerhin sei<br />

das besser als vergleichbare Quoten bei der Einführung<br />

von Joghurt oder Bier, tröstet er.<br />

Sein Konzept geht von der Annahme aus,<br />

Festival Großes Fernsehen im Kölner Cinedom<br />

im Rahmen des medienforum.nrw<br />

TV auf der Leinwand<br />

Donnerstag, den 24. Juni<br />

Takiye – Spur des Terrors<br />

in Kooperation mit der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

19:30 - 21.00 Uhr<br />

WDR, 90 Min.<br />

Metalocalypse<br />

21:30 - 22:45 Uhr<br />

Turner Broadcasting System<br />

Deutschland,<br />

6 x 11 Min.<br />

Freitag, den 25. Juni<br />

Die letzten 30 Jahre<br />

in Kooperation mit der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

19:00 - 20:30 Uhr<br />

WDR, 90 Min.<br />

Geschichte der Ozeane<br />

21:00 - 22:30 Uhr<br />

ZDF, 90 min.<br />

10<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Anna Koskoda<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Christian Seebaum<br />

Autoren dieser<br />

Ausgabe:<br />

Uwe Mies, Michael<br />

Dlugosch, Anna Koskoda,<br />

Günter Jekubzik, Heiko R.<br />

Blum, Frank Olbert,<br />

Heike Meyer-Döring (ME-<br />

DIA), Uwe Scheele<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

Gestaltung/Layout:<br />

alfred friese + inrhein<br />

Titel:<br />

„Women without Men“;<br />

Foto: NFP<br />

dass Marken für das<br />

Publikum immer<br />

wichtiger werden. „Die<br />

erfolgreichsten Filme“,<br />

so Henning-Thurau,<br />

„sind deshalb Fortsetzungen von Kinoerfolgen<br />

sowie Adaptionen von Büchern, Comics und<br />

Videospielen.“ Qualität spiele „natürlich“ eine<br />

Rolle, auch die „kulturelle Nähe“ zum Thema.<br />

Eine Schlüsselvariable ist „Star-Power“, d.h. der<br />

durchschnittliche Umsatz der letzten drei Filme<br />

der Hauptdarsteller. Die Filmkritik wird von ihm<br />

Der Star als Wirtschaftsfaktor: Kate Winslet und<br />

David Kross in „Der Vorleser“. Foto: Senator<br />

Stipe Erceg (l.) und Erhan Emre<br />

in „Takiye“, dem Eröffnungsfilm<br />

des Festivals Großes Fernsehen.<br />

Foto: WDR/Bernd Spauke<br />

Samstag, 26. Juni<br />

Lost in Religion<br />

11:00 - 11:55 Uhr<br />

Gebrueder Beetz<br />

Filmproduktion, 52 Min.<br />

The Day After<br />

13:30 - 14:20 Uhr<br />

National Geographic Channel,<br />

50 Min.<br />

Redaktionsschluss:<br />

4. Juni 2010<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

6. Juli 2010<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise als<br />

Print-Version oder als PDF<br />

abonniert werden.<br />

Leverage<br />

15:00 - 16:30 Uhr<br />

VOX, 2 x 42 Min.<br />

Solange du schliefst<br />

17:00 - 18:30 Uhr<br />

ZDF, 90 Min.<br />

Go West - Freiheit um<br />

jeden Preis<br />

19:00 - 21:10 Uhr<br />

ProSieben, 126 Min.<br />

Zone of Separation<br />

21:45 - 24:00 Uhr<br />

RTL Crime, 2 x 60 Min.<br />

SPECIAL: DEUTSCHER<br />

KAMERAPREIS 2010<br />

(Nominierte Beiträge)<br />

16:00 - 21:30 Uhr<br />

Sonntag, den 27. Juni<br />

Auf den Spuren der<br />

Samurai<br />

11:00 - 12:30 Uhr<br />

HISTORY, 90 Min.<br />

Sobald das PDF zum<br />

Download zur Verfügung<br />

steht, werden Sie per Mail<br />

informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich nach<br />

dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits<br />

überholt sind, wenn die<br />

Druckausgabe des Newsletter<br />

ausgeliefert wird,<br />

bietet aber die größt-<br />

ebenso berücksichtigt wie „uninformierte Informationskaskaden“(Mund-zu-Mund-Propaganda)<br />

oder einfache ökonomische Kennzahlen<br />

– etwa auf wie vielen Leinwänden der Film<br />

gelaufen oder wie hoch sein Werbebudget ist.<br />

Am Ende steht die Formel BEV = (RPS - RPO) x<br />

0,4886. Das Kürzel BEV bedeutet den Wert der<br />

Marke, RPS das prognostizierte Einspielergebnis,<br />

RPO das eines zum Vergleich herangezogenen<br />

Films. Die sogenannte OLS-Regression,<br />

ein statistisches Verfahren, minimiert<br />

Schätzfehler. Der Faktor 0,4886 entspricht dem<br />

durchschnittlichen Anteil der Gesamteinnahmen<br />

über alle Verwertungskanäle, der an das Filmstudio<br />

fällt. Mathematikern dürfte das etwas<br />

sagen, deutsche Filmproduzenten sind dagegen<br />

noch etwas skeptisch. „Sie glauben, ihr Wert<br />

liege darin, das Gefühl für einen guten Filmstoff<br />

zu haben“, meint Hennig-Thurau. „Wenn ein<br />

Algorithmus nun ein besseres Näschen hätte,<br />

wären sie ihren Job los.“ Dabei gesteht er durchaus<br />

zu, dass ein Kunstwert einzigartig ist, aber<br />

„als Produkt folgt es auf dem Markt eben<br />

ökonomischen Regeln“. Auch wenn es „unfassbar<br />

schwierig“ sei, bestimmte Faktoren wie etwa<br />

den aktuellen 3D-Trend messbar zu machen,<br />

ist der „Blockbuster-Professor“ doch verhalten<br />

optimistisch. Sein Resümee: „Ein toller Film kann,<br />

muss aber nicht finanziell erfolgreich zu sein.“<br />

Dance Academy<br />

13:00 - 13:50 Uhr<br />

ZDF, 2 x 23 Min.<br />

The No. 1 Ladies<br />

Detective Agency<br />

14:30 - 16:20 Uhr<br />

HBO, 110 Min.<br />

Der Uranberg<br />

17:00 - 18:30<br />

WDR, 90 Min.<br />

Die Akte Golgatha<br />

19:00 - 20:30 Uhr<br />

RTL, 90 Min.<br />

You Don`t Know Jack<br />

21:00 - 22:30 Uhr<br />

HBO, 90 min.<br />

SPECIAL: DEUTSCHER<br />

KAMERAPREIS 2010<br />

(Nominierte Beiträge)<br />

13:00 - 16:30 Uhr<br />

Mehr Infos unter<br />

www.medienforum.nrw.de<br />

mögliche Aktualität<br />

für die Download-Nutzer.<br />

Wir bitten dafür um<br />

Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

newsletter 4/2010 – Meldungen<br />

FilmSchauPlätze<br />

Open-Air-Kino quer<br />

durch NRW<br />

ommer, laue Abende und Kino unter freiem<br />

SHimmel: Das kann man dank der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW in diesem Sommer wieder an 13 Orten in<br />

NRW erleben, wenn diese sich in FilmSchauPlätze<br />

verwandeln. Neun davon liegen am Rhein-Herne-Kanal,<br />

der in diesem Sommer zum Kulturkanal<br />

wird. Die <strong>Filmstiftung</strong> kooperiert dabei mit<br />

dem KulturKanal, einem Projekt der Kulturhauptstadt<br />

Europas RUHR.2010. Die Filmpalette spannt<br />

in diesem Jahr einen großen Bogen über amerikanische<br />

Blockbuster bis zu europäischem Autorenkino<br />

und deutschen Komödien.<br />

Die Filme sind immer auf den Ort der Vorführung<br />

abgestimmt: Die Fußballkomödie „Männer<br />

wie wir“ läuft etwa im Stadion Niederrhein, „Zurück<br />

in die Zukunft II“ auf dem Rathausvorplatz<br />

in Heiligenhaus. Lokale Partner bieten dazu ein<br />

buntes Rahmenprogramm an: So wird der Open-<br />

Air-Kinoabend zu einem besonderen Erlebnis. Ein<br />

kurzer Vorfilm, der in NRW produziert wurde, läutet<br />

jeden Abend ein. Bei allen Filmvorführungen<br />

ist der Eintritt frei.<br />

Das detaillierte Programm zu allen Veranstaltungen<br />

(Organisation: Anna Fantl) ist zu finden unter:<br />

www.filmschauplaetze.de.<br />

13. Juli<br />

Datteln; Grünanlagen<br />

zwischen Rathaus<br />

und Hermann-<br />

Grochtmann-Museum<br />

12 m ohne Kopf<br />

21. Juli<br />

Wuppertal; Historisches Zentrum<br />

Tanzträume


13. Juli<br />

Datteln<br />

Grünanlagen zwischen Rathaus<br />

und Hermann-Grochtmann-Museum<br />

12 m ohne Kopf<br />

14. Juli<br />

Essen<br />

Schurenbachhalde<br />

Renn, wenn du kannst<br />

15. Juli<br />

Castrop-Rauxel<br />

Riad<br />

Die Fremde<br />

16. Juli<br />

Gelsenkirchen<br />

Nordsternpark<br />

Die Päpstin<br />

20. Juli<br />

Ramsdorf<br />

Freibad<br />

Mamma Mia<br />

21. Juli<br />

Wuppertal<br />

Historisches Zentrum<br />

Tanzträume<br />

22. Juli<br />

Herne<br />

Künstlerzeche Unser Fritz 2/3<br />

Bang Boom Bang<br />

1. August<br />

Oberhausen<br />

Stadion Niederrhein<br />

Männer wie wir<br />

2. August<br />

Waltrop<br />

Schiffshebewerk Henrichenburg<br />

Fluch der Karibik I<br />

24. August<br />

Heiligenhaus<br />

Rathausplatz<br />

Zurück in die Zukunft II<br />

25. August<br />

Recklinghausen<br />

Stadthafen<br />

The Beach<br />

27. August<br />

Hamm<br />

Martin-Luther-Platz<br />

Der Vorleser<br />

29. August<br />

Bottrop<br />

Altes Ruderhaus am<br />

Rhein-Herne-Kanal<br />

Lauf um Dein Leben<br />

25. August<br />

Recklinghausen; Stadthafen<br />

The Beach<br />

14. Juli<br />

Essen; Schurenbachhalde<br />

Renn, wenn du kannst<br />

22. Juli<br />

Herne; Künstlerzeche Unser Fritz 2/3<br />

Bang Boom Bang<br />

15. Juli<br />

Castrop-Rauxel; Riad<br />

Die Fremde<br />

1. August<br />

Oberhausen; Stadion Niederrhein<br />

Männer wie wir<br />

FilmSchauPlätze – newsletter 4/2010<br />

27. August<br />

Hamm; Martin-Luther-Platz<br />

Der Vorleser<br />

16. Juli<br />

Gelsenkirchen;<br />

Nordsternpark<br />

Die Päpstin<br />

2. August<br />

Waltrop; Schiffshebewerk<br />

Henrichenburg<br />

Fluch der Karibik I<br />

29. August<br />

Bottrop; Altes Ruderhaus<br />

am Rhein-Herne-Kanal<br />

Lauf um Dein Leben<br />

20. Juli<br />

Ramsdorf; Freibad<br />

Mamma Mia<br />

24. August<br />

Heiligenhaus;<br />

Rathausplatz<br />

Zurück in die<br />

Zukunft II<br />

11


eden ersten Montag im Monat treffen sich<br />

JSchauspieler in Berlin, Hamburg, München<br />

und Köln zum BFFS-Stammtisch. Mit über<br />

1.350 Mitgliedern ist der 2006 gegründete<br />

Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler<br />

heute nicht nur der größte Interessenverband<br />

seines Berufszweiges, sondern auch<br />

der gesamten nationalen Film- und Fernsehindustrie.<br />

Die Zahl der Berufsschauspieler in<br />

Deutschland kann nur geschätzt werden. Heinrich<br />

Schafmeister, Mitglied des BFFS-Vorstandes,<br />

beziffert für 2007 die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten in der Berufsgruppe<br />

Darstellende Künstler laut Institut für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) auf 20.141, wozu<br />

neben Schauspielern auch Bühnenleiter, Regisseure,<br />

Sänger, Tänzer und künstlerische Bühnenhilfen<br />

gehören.<br />

Man kann also von 10.000 professionellen<br />

Schauspielern ausgehen, die auf der Bühne wie<br />

vor der Kamera versuchen, von diesem Beruf<br />

so gut wie möglich zu leben. Die Zahl der deutschen<br />

Schauspieler, die hauptsächlich in Film<br />

und Fernsehen arbeiten, schätzt der BFFS auf<br />

5.000.<br />

Die Entwicklung der Arbeitsbedingungen<br />

innerhalb dieser Berufsgruppe sieht Florian Stiehler,<br />

Pate des Kölner BFFS-Stammtisches, problematisch:<br />

Gagen gingen zurück, die Szenen oder<br />

Einstellungen pro Drehtag seien dagegen steigend.<br />

Diese Situation ginge zwangsläufig zu Lasten<br />

der Qualität.<br />

„Anstelle von qualitativ hochwertigen Filmen<br />

werden preiswertere Formate mit Richtern<br />

und Köchen gesendet. Eine fatale Entwicklung!<br />

Auf lange Sicht werden diese Sender ihre Kundschaft<br />

verlieren, sie werden austauschbar. Dauerhafte<br />

Kundenbindung erreicht man nur durch<br />

Identifikation mit einem hochwertigen Produkt!“,<br />

sagt auch Julia Beerhold, Mitglied des<br />

BFFS-Vorstandes.<br />

Für Filmschauspieler im mittleren und unteren<br />

Gagenbereich spricht der BFFS von 50 Prozent<br />

Einkommenseinbußen. Sondergagen und<br />

Buy-out-Verträge gehören zum Alltag. Dieser<br />

Einkommensrückgang, so Rolf Berg, Pate des<br />

Kölner BFFS-Stammtisches, sei nicht nur auf die<br />

allgemeine wirtschaftlich schwierige Situation<br />

zurückzuführen. „Ich wüsste nicht, welche Branche<br />

noch mit solchen Einkommenseinbußen<br />

rechnen muss“, so Berg.<br />

In Fachkreisen wird im fiktionalen Bereich<br />

12<br />

Zu Besuch beim<br />

Kölner BFFS-Stammtisch<br />

Zu<br />

wenig<br />

Geld –<br />

zu viel<br />

Talent ?<br />

VON TINA THIELE<br />

von einem Produktionsrückgang von 20 bis 30<br />

Prozent (TV-Movies 30 bis 40 Prozent) ausgegangen,<br />

so die Einschätzung des Janus Film-Produzenten<br />

Ivo Beck. Der Werbeetat der privaten<br />

Sender ist in der zweiten Jahreshälfte 2008 um<br />

sieben Prozent, für 2009 um weitere elf Prozent<br />

eingebrochen (QUELLE: Goldmedia, TNS Infratest,<br />

erstellt von Journalist Guido Schneider im<br />

Auftrag von acht Landesmedienanstalten). Die<br />

öffentlich-rechtlichen Sender mussten im Jahr<br />

2008, so der Geschäftsbericht der GEZ, einen<br />

Rückgang der Gebühreneinnahmen von 38,4<br />

Millionen Euro verkraften: Dennoch betrug das<br />

Gebührenaufkommen immer noch 7,26 Milliarden<br />

Euro.<br />

Bei der ARD wurde laut Bericht der Kommission<br />

zur Ermittlung des Finanzbedarfs der<br />

Rundfunkanstalten (www.kef-online.de) im Zeitraum<br />

2005 bis 2008 nur ca. 40 Prozent für den<br />

Programmaufwand verwendet, einschließlich<br />

aller Übertragungsrechte für Sportveranstaltungen,<br />

Shows und anderer non-fiktionaler Forma-<br />

te. Der BFFS sieht darin einen Missstand und eine<br />

Gefährdung des Sendeauftrages.<br />

Wenn schon die Einnahmerückgänge durch<br />

sinkende Produktionskosten kompensiert<br />

werden, sollte zumindest eine Beteiligung der<br />

Auswertungskaskade in Betracht gezogen werden:<br />

DVD-Verkauf, Folgevergütungen etc. Theoretisch<br />

in allen Tarifverträgen der öffentlichrechtlichen<br />

Sender vorgesehen, wird diese aber<br />

praktisch schlichtweg nicht angewendet. Zum<br />

Vergleich: In den USA erkämpfte die Screen Actors<br />

Guild (SAG) eine Mindestgage für Schauspieler.<br />

So wird der Schauspieler nicht nur abgesichert,<br />

sondern u.a. durch Auslandsverkäufe<br />

auch am Erfolg seines Projekts beteiligt.<br />

Dabei ist der Schauspieler-Nachwuchs besonders<br />

hart betroffen durch den Rückgang der<br />

Investitionen in fiktionale Stoffe. Jedes Jahr drängen<br />

schätzungsweise 200 Abgänger von den<br />

staatlichen Schauspielschulen sowie rund 600<br />

bis 800 von den privaten Schauspielschulen und<br />

Coaching-Instituten auf den Markt. Heinrich<br />

Schafmeister sagt dazu: „Das wirklich Schlimme<br />

ist: Die Branche greift nur ab. Das heißt, sie<br />

sät nicht, sie erntet nur. Was, bitteschön, tun<br />

öffentlich-rechtliche Sender für den Nachwuchs?“<br />

Ähnlich sieht es Antje Mairich, Patin des Kölner<br />

BFFS-Stammtisches: „Ich habe das Gefühl,<br />

dass die Produktionen Angst haben, neue Gesichter<br />

zuzulassen. Aus Angst, nicht mehr genug<br />

Geld zu bekommen, greifen sie auf die immer<br />

gleichen Schauspieler zurück – für die sie<br />

andererseits auch höhere Gagen bezahlen müssen<br />

und der Kuchen nicht gerecht verteilt wird.“<br />

Dabei kann laut Michael Darkow von der<br />

Antje Mairiches, Florian Stiehler, Julia Beerhold,<br />

Brien Dorenz, Heinrich Schafmeister und Rolf Berg<br />

(v.l.) beim BFFS-Stammtisch. Foto: casting-network<br />

Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gar<br />

nicht bewiesen werden, dass ein berühmter<br />

Schauspieler zwangsläufig auch Quote bringt.<br />

Zum Abschluss des Stammtisches fasst<br />

Heinrich Schafmeister noch einmal den Auftrag<br />

des BFFS zusammen: „Wir haben uns auf die<br />

Fahne geschrieben, Lohndumping und Arbeitsbedingungen<br />

als Verband zu thematisieren und<br />

anzugehen. Wir wollen bessere Arbeitsbedingungen<br />

und Qualität. Wir wollen, dass unsere<br />

Arbeit Wert hat, wir wollen sie wertschätzen,<br />

und dann wollen wir auch Wert schöpfen.“<br />

newsletter 4/2010 – Meldungen/MEDIA<br />

ehn Jahre Documentary Campus“ – so<br />

Zlautet das Motto des nächsten internationalen<br />

Symposiums, das der Verein Documentary<br />

Campus e.V. vom 10. bis 12.<br />

September 2010 für die europäische Dokumentarfilmbranche<br />

in München organisiert.<br />

Geplant ist ein Pitching Forum sowie<br />

Case Studies, Podiumsdiskussionen, Screenings<br />

und vieles mehr. Anmeldungen sind<br />

unter www.documentary-campus.com<br />

möglich.<br />

50 Seminare, Symposien und Workshops<br />

mit international renommierten Experten<br />

hat Documentary Campus bereits für<br />

Dokumentarfilmschaffende in den letzten<br />

Jahren organisiert, um sowohl Profis als<br />

auch talentierte Nachwuchskräfte an den<br />

internationalen Markt für Non-Fiction-Programme<br />

heranzuführen und konkurrenzfähig<br />

zu machen. Das Herzstück von Documentary<br />

Campus ist die neunmonatige Masterschool,<br />

die im Rahmen von vier einwöchigen<br />

Workshops in unterschiedlichen<br />

europäischen Städten stattfindet. Europaweit<br />

werden 15 Teilnehmer (Autoren, Regisseure,<br />

Produzenten und Redakteure) ausgewählt,<br />

um unter professioneller Betreuung<br />

ihre dokumentarischen Projekte für ein<br />

internationales Publikum zu entwickeln. Dazu<br />

bietet die Masterschool ein marktnahes<br />

Training in den Bereichen Drehbuchentwicklung,<br />

internationale Koproduktion, Finanzierung<br />

und Vertrieb. Anschließend gibt es<br />

ein Abschlusspitching. Zusätzlich kann ein<br />

Praktikum in einer internationalen Produktions-<br />

oder Vertriebsfirma absolviert werden.<br />

Anmeldeschluss ist der 30. September<br />

2010. Die Bewerbung ist mit bis zu<br />

zwei Projekten möglich.<br />

Ergänzend zur Masterschool betreibt<br />

Documentary Campus die Web-Plattform<br />

www.reelisor.com, die mit einem Branchenkalender,<br />

Nachrichten, Links und Fortbildungsangeboten<br />

die Doku-Community<br />

auf dem Laufenden hält und zusätzlich die<br />

Möglichkeit bietet, neue Projekte und Trailer<br />

der internationalen Branche vorzustellen.<br />

70 Prozent der Masterschool-Projekte<br />

wurden bislang realisiert, darunter einige<br />

Dokumentarfilme aus NRW. Zwei werden<br />

aktuell produziert: „Taste the Waste“ von<br />

Produzent und Regisseur Valentin Thurn<br />

(Thurnfilm) und Koproduzentin Astrid<br />

Vandekerkhove (SCHNITTSTELLE,<br />

Köln) sowie „White Blood“ von Regine<br />

Dura, eine internationale Koproduktion der<br />

Kölner Lichtblick Film- und Fernsehproduktion.<br />

Für die MEDIA-Seite des<br />

Newsletters erzählen die Teilnehmer von ihren<br />

Erfahrungen.<br />

Warum haben Sie sich für<br />

die Teilnahme am Documentary-<br />

Campus-Programm entschieden?<br />

Regine Dura: Ich hatte zuvor zwei<br />

Jahre in London gearbeitet, u.a. in der Stoffentwicklung<br />

und im Dokumentarfilmbereich.<br />

Aus London brachte ich die Idee für<br />

meinen Dokumentarfilm mit und die Neugierde<br />

auf eine internationale Mischung und<br />

den geballten Erfahrungsaustausch, den der<br />

Documentary Campus versprach.


Regine Dura,<br />

Foto: privat<br />

Valentin Thurn,<br />

Foto: SCHNITT-<br />

STELLE Köln /<br />

Thurnfilm<br />

Astrid Vandekerkhove,<br />

Foto:<br />

SCHNITTSTELLE<br />

Köln / Thurnfilm<br />

Documentary Campus Masterschool<br />

Ein Programm<br />

für Absolventen<br />

und alte Hasen<br />

Valentin Thurn: Aus Interesse am<br />

Entwickeln einer Filmidee für ein internationales<br />

Publikum. Natürlich auch wegen des<br />

Drucks auf dem heimischen Markt – die TV-<br />

Budgets werden immer kleiner.<br />

Mit welchem Projekt waren<br />

Sie dabei?<br />

RD: Eingereicht hatte ich ein Projekt,<br />

das mir am Herzen lag: „White Blood“. Es<br />

erzählt die Geschichte eines rassistischen<br />

afrikaansen Adoptionsunternehmens, dem<br />

es 1948 gelang, abgesegnet durch deutsche<br />

Länderparlamente, 83 Kinder aufgrund<br />

ihres „arischen Blutes“ nach Apartheid-Südafrika<br />

zu verschiffen, wo sie in politisch<br />

rechtsgerichteten burischen Familien aufwuchsen.<br />

Entgegengesetzt zur offiziellen<br />

Version eines Kinderhilfsprogramms, das unterernährten<br />

deutschen Kriegswaisen eine<br />

Zukunft geben wollte, war der eigentliche<br />

Plan, das „schwarze“ Südafrika „weiß“ zu<br />

bevölkern – mit „arischem Blut und guten<br />

Genen“.<br />

VT: Unser Projekt „Taste the Waste“<br />

ist ein Dokumentarfilm über die globale Verschwendung<br />

von Lebensmitteln.<br />

Das Programm besteht aus<br />

vier Workshops, inklusive eines<br />

Abschlusspitchings, und einem<br />

Praktikum. Welche Erfahrungen<br />

haben Sie damit gemacht?<br />

RD: Am interessantesten und spielerischsten<br />

war für mich der „Storytelling“-<br />

Workshop, in dem unsere Filmgeschichten<br />

in immer neuen kleinen Pitching-Runden<br />

zerpflückt wurden. In euphorischen Momenten<br />

tauchte eine neue Perspektive am<br />

Horizont auf, in deprimierten Zwischenzeiten<br />

lösten sich die Geschichten auf. Am Ende<br />

war am Wichtigsten, offen zu sein und<br />

sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.<br />

VT: Tolle Stimmung, gute Mischung<br />

von Seminar-Orten in ganz Europa. Straffes<br />

Programm, durchaus auch anstrengend.<br />

Und ein emotionaler Hype zur Vorbereitung<br />

der Pitches, wahrscheinlich notwendig, aber<br />

sehr stressig, vor allem, wenn man das, wie<br />

wir, noch nicht kennt. Auf ein Praktikum haben<br />

wir aus Zeitgründen verzichtet, unser<br />

Projekt stieß direkt auf konkretes Interesse<br />

von Seiten einer ganzen Reihe von Redakteuren,<br />

so dass wir keine vier Wochen nach<br />

dem Abschlusspitch in Leipzig schon ein<br />

zweites Mal auf dem Filmfestival in Amsterdam<br />

ebenfalls erfolgreich pitchen durften.<br />

Was hat das<br />

Programm Ihnen gebracht?<br />

RD: Ich habe während<br />

des Documentary Campus<br />

meine Redakteurin kennengelernt,<br />

ein Glücksfall, und es ist<br />

ein kleines Netzwerk an bleibenden<br />

Kontakten und wichtigen<br />

Freundschaften daraus<br />

entstanden, die mich und meine<br />

Arbeit am Projekt seither<br />

begleiten.<br />

VT: Das Wissen, wie<br />

man TV-Sender in anderen<br />

Ländern anspricht. Die Ernüchterung,<br />

dass das internationale<br />

Geldsammeln äußerst<br />

mühsam ist. Und die Bereicherung,<br />

dass eine internationale<br />

Bühne auch das eigene Filmprojekt öffnet<br />

und auf eine höhere Ebene bringt.<br />

Inwiefern ist die Teilnahme<br />

am Documentary-Campus-Programm<br />

auch für Produzenten<br />

sinnvoll?<br />

Astrid Vandekerkhove: Ein Team<br />

Regisseur/Produzent ist ideal. Man kann als<br />

Regisseur mit einer guten Idee auch alleine<br />

starten, aber das Programm setzt den Fokus<br />

auf den internationalen Markt und die<br />

damit verbundenen Herausforderungen an<br />

Produzenten, z.B. rechtliche Aspekte, der<br />

„White Blood“: 1948 erreichte ein Schiff<br />

mit 80 blonden und blauäugigen Kindern<br />

Kapstadt, um mit „arischem Blut“ die<br />

weiße Minderheit aufzufrischen. Foto: privat<br />

Produzentenunterstützung:<br />

TV-Ausstrahlung<br />

28. Juni<br />

Finanzierungsförderung<br />

i2i<br />

Audiovisual<br />

7. Juli<br />

Vertrieb oder die Senderlandschaft. Als Regisseur/Produzenten-Duo<br />

kann man außerdem<br />

sofort gemeinsam die veränderten Anforderungen<br />

an Regie und Produktion diskutieren<br />

und auf ihre Machbarkeit abklopfen.<br />

Unser Projekt hat sich z.B im Laufe der<br />

Masterschool immer weiter verändert, ist<br />

größer geworden. Außerdem ist es für jeden<br />

Produzenten spannend, den internationalen<br />

Markt kennenzulernen und durch<br />

das Pitching-Training die bestmöglichen Verkaufsargumente<br />

an den Start zu bringen.<br />

Empfehlenswert für alle, die reinschnuppern<br />

wollen: Im Anschluss an die Masterschool-<br />

Workshops findet immer an einem Wochenende<br />

eine „Open Training Session“<br />

statt, an der jedermann teilnehmen kann.<br />

Die Teilnahmegebühr ist moderat, das Vortragsprogramm<br />

intensiv.<br />

In welchem Entwicklungsstadium<br />

befindet sich Ihr Projekt<br />

aktuell?<br />

RD: Augenblicklich sind wir im<br />

Schnitt, im Dezember haben wir in Südafrika<br />

gedreht, im Juni folgt ein kurzer Dreh in<br />

Deutschland.<br />

VT: Wir haben gerade mit dem Drehen<br />

begonnen. Die Zeit zwischen dem Abschluss<br />

der Masterschool und dem Drehbeginn<br />

war damit extrem kurz: nur fünf Monate.<br />

Der weitere Zeitplan erfordert von uns<br />

jetzt auch höchste Konzentration und gute<br />

Organisation, denn die ARD und rund<br />

zehn weitere europäische Sender wollen<br />

bereits rund um den „World Food Day“ am<br />

16. Oktober 2010 senden.<br />

Wem empfehlen Sie die Teilnahme<br />

am Documentary Campus?<br />

Mit was für einem Projekt<br />

sollte man sich bewerben?<br />

RD: Ich finde, es soll sich jeder bewerben,<br />

der an sein Projekt glaubt. Mitbringen<br />

sollte man, wie bei allem, Neugierde und<br />

einen langen Atem.<br />

VT: Unbedingt vorher überlegen, welches<br />

Thema sich für ein internationales Publikum<br />

eignet. Also universelle Themen, die<br />

möglichst einen grenzüberschreitenden Bezug<br />

haben, oder wenn nicht, dann so außergewöhnlich<br />

sind, dass es ein Interesse<br />

über die Ländergrenzen hinaus rechtfertigt.<br />

Die Campus-Jury wählt jedes Jahr eine breite<br />

Mischung aus. Sie reicht von jungen<br />

Nachwuchskräften, die gerade erst die Filmhochschule<br />

abgeschlossen haben, bis zu gestandenen<br />

preisgekrönten Filmemachern,<br />

die aber noch keine Erfahrung auf dem internationalen<br />

Markt haben.<br />

„Taste the Waste“: Ein Dokumentarfilm über<br />

die globale Verschwendung von Lebensmitteln.<br />

Foto: SCHNITTSTELLE Köln / Thurnfilm<br />

Aktuelle MEDIA-Einreichtermine:<br />

Vertrieb:<br />

Selektive Verleihförderung<br />

1. Juli<br />

Video On<br />

Demand / Digital<br />

Cinema<br />

Distribution<br />

21. Juni<br />

Promotion:<br />

Marktzugang<br />

30. Juni für Aktionen,<br />

die zwischen dem<br />

1. Januar 2011 und dem<br />

31. Mai 2011 beginnen.<br />

Training:<br />

Continuous Training<br />

9. Juli<br />

MEDIA newsletter 1/2009 13


KHM: Rundgang<br />

im Juli<br />

Gleich vier Studenten der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln freuten sich über Auszeichnungen<br />

bei den Internationalen Kurzfilmtagen<br />

in Oberhausen. Der NRW-Wettbewerb<br />

wurde zu einem KHM-Heimspiel, da alle<br />

drei Preise an Studierende der Kunsthochschule<br />

gingen: Den von der NRW-Bank mit 1.000<br />

Euro dotierten ersten Preis sprach die Jury Florian<br />

Riegel für seinen Diplom-Dokumentarfilm<br />

„Holding Still“ zu. Auf Platz zwei landete<br />

Angelique Dubois’ Leverkusen-Western „Legenden“,<br />

während Lars Henning eine Lobende<br />

Erwähnung für seinen mit Elodie Bouchez<br />

besetzten „Driving Elodie“ zugesprochen wur-<br />

ifs: Summer School<br />

mit UCLA<br />

Mit zwei „ifs-Begegnungen Film“ begrüßt die<br />

ifs internationale filmschule köln den<br />

Frühsommer 2010. Am 15. Juni ist der Regisseur<br />

Niki Stein zu Gast, der zwischen dem 12.<br />

und 16. Juni an der ifs einen Workshop für<br />

Schauspieler gibt. Im Filmforum NRW läuft zunächst<br />

sein Film „Die Konferenz“, ein Ensemblefilm<br />

von 2004 mit Senta Berger, Nina Petri<br />

und Günther Maria Halmer, gefolgt von<br />

einem Filmgespräch mit Holger Borggrefe.<br />

Eine Woche später, am 22. Juni, wird die Summer<br />

School „People on Sunday“ vorgestellt, eine<br />

Kooperation der ifs mit der UCLA Univer-<br />

sity of California Los Angeles School of<br />

Theatre, Film and Television. Gezeigt wird<br />

zunächst der semidokumentarische Kinofilm<br />

„Menschen am Sonntag“, bei dem 1930 spätere<br />

Größen wie Billy Wilder, Curt und Robert<br />

Siodmak sowie Edgar G. Ulmer und<br />

Fred Zinnemann zusammen arbeiteten. Im<br />

Anschluss an das Screening präsentieren beide<br />

Schulen ihr Projekt „People on Sunday“, eine<br />

Summer School, in der deutsch-amerikanische<br />

Teams in Anlehnung an den Klassiker in Köln unterwegs<br />

sein werden, um das aktuelle Lebensgefühl<br />

in der Großstadt in Kurzfilmen zu spiegeln.<br />

Diese erste Summer School beider Filmschulen<br />

findet vom 21. Juni bis 31. Juli in Köln<br />

14<br />

Daniela Schulz in „21kHz“ von Alexandra<br />

Brodski: Der Kurzfilm läuft am 26. Juni im<br />

Filmhaus Kino. Foto: ifs<br />

„Legenden“ von Angelique Dubois<br />

wurde in Oberhausen ausgezeichnet.<br />

Foto: KHM<br />

de. Eine weitere Lobende Erwähnung<br />

schließlich erhielt Ingo Monitor<br />

von der Jugendjury des Festivals<br />

für seinen Diplomfilm „Eni“.<br />

Mitte Juli endet das Sommersemester<br />

2010 und wird gekrönt mit dem „Rundgang<br />

2010 an der KHM“, ein Programm mit<br />

Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerten<br />

und Performances. Eröffnet wird das Sommerfestival<br />

am 15. Juli in der Aula der Kunsthochschule<br />

für Medien und dauert bis zum 18. Juli<br />

an. Der Rundgang wird die Besucher auf einen<br />

medial begleiteten Spaziergang durch die verschiedenen<br />

Gebäude führen, auf die sich die<br />

KHM verteilt: von der Mediathek im historischen<br />

Overstolzenhaus am Rheingraben durch den<br />

Neubau und „glasmoog“, den Ausstellungsraum<br />

der KHM, bis zu den Räumlichkeiten entlang des<br />

Filzengrabens. Ab Anfang Juli steht das detaillierte<br />

Programm online unter www.khm.de.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890;<br />

info@khm.de<br />

statt. Zu den renommierten Professoren der<br />

UCLA School of Theatre, Film and Television gehört<br />

der Filmwissenschaftler und Journalist Jan-<br />

Christopher Horak. Präsentiert von der ifs<br />

wird er am 24. Juni im Filmforum NRW einen<br />

multimedialen Vortrag halten zum Thema „Film<br />

und Avantgardekunst/Design: Saul Bass“. Die in<br />

Englisch abgehaltene Veranstaltung bildet den<br />

Auftakt zur neuen Reihe „Intermediale Lektionen“<br />

des Filmforums NRW, die im Herbst startet<br />

und den kreativen Austausch zwischen Film<br />

und anderen Künsten in den Mittelpunkt stellt.<br />

Mit einem Screening, zwei Panels und einem<br />

Info-Stand wird die ifs am 26. und 27. Juni beim<br />

Medienfest präsent sein, das während des medienforum.nrw<br />

im Kölner Mediapark stattfinden<br />

wird. Während bei der moderierten Filmvorführung<br />

am 26. Juni um 15 Uhr im<br />

Filmhaus Kino vier aktuelle Kurzfilme von<br />

Studenten bzw. Absolventen der Schule<br />

zu sehen sein werden („21 kHz“ von<br />

Alexandra Brodski, „Anderthalb“<br />

von Anne Maschlanka, „Gisberta“<br />

von Lisa Violetta Gaß und „Der magische<br />

Umhang“ von Claudia Reinhard),<br />

richten sich die beiden Panels vor<br />

allem an potenzielle Neustudenten.<br />

„Content für mobile Anwendungen“<br />

heißt es am 26. Juni, während tags darauf<br />

der neue Bachelor-Studiengang „Kamera<br />

– Director of Photography“ vorgestellt<br />

werden wird. Der ifs-Infostand befindet sich<br />

an beiden Tagen im Mediapark 7, Komed-Saal.<br />

Und auch Interessenten für den Studiengang<br />

„Editing Bild & Ton“ können sich noch<br />

im Sommer über das Studium informieren, das<br />

zum Sommersemester 2011 starten wird. Am<br />

16. Juli wird in den Räumen der Filmschule eine<br />

entsprechende Informationsveranstaltung<br />

stattfinden. Für die Bewerbung haben Interessenten<br />

dann anschließend noch bis zum 1. Oktober<br />

Zeit. Der Eintritt zu allen hier vorgestellten<br />

Veranstaltungen ist frei. Nähere Informationen<br />

unter www.filmschule.de bereit.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

AV-Gründerzentrum<br />

NRW:<br />

Staffelübergabe<br />

„Staffelübergabe“ sei ein schöner Begriff, sagt<br />

Kai Rosenkranz. „Er symbolisiert einen Fluss,<br />

der niemals endet“, so der Geschäftsführer der<br />

Nevigo GmbH und einer der Stipendiaten<br />

2009 des AV-Gründerzentrums NRW, die<br />

Ende Mai verabschiedet wurden und die Staffel<br />

an die neuen Stipendiaten 2010 übergaben.<br />

14 junge Gründer und Gründerinnen wurden<br />

2009 mit einem finanziellen Zuschuss von bis<br />

zu 10.000 Euro und einem umfangreichen Beratungsprogramm<br />

unterstützt. Bisher waren es<br />

zehn junge Unternehmer aus dem audiovisuellen<br />

Bereich, 2009 erstmals 14, weil vier weitere<br />

Stipendienplätze für die Bereiche Neue Medien<br />

und Games vergeben werden konnten.<br />

Rosenkranz selbst ist jemand, der im Grenzbereich<br />

zwischen Film und Games arbeitet. Aus<br />

dem Stipendium heraus haben sich für ihn viele<br />

wichtige Kontakte ergeben. Außerdem wurde<br />

ein Forschungsprojekt gegründet, das den<br />

Technologietransfer der beiden Bereiche ergründen<br />

will. „Das Stipendium hat meinen Horizont<br />

erweitert“, sagt der 29-Jährige. Dank der heterogenen<br />

Gruppe könne man viel voneinander<br />

lernen. Das erhofft sich auch Kristina Löbbert,<br />

Produzentin der neuen Boogie-Film<br />

und eine der 14 Gründerinnen, die 2010 in den<br />

Genuss des Stipendiums kommen. Die 34-Jährige<br />

erhofft sich Unterstützung dabei, „eine unternehmerische<br />

Vision zu entwickeln“. Sie<br />

scheint auf einem guten Weg zu sein: In diesem<br />

Jahr realisiert ihre Filmfirma mit „Romeos“ bereits<br />

den ersten Spielfilm.<br />

Staffelübergabe der Stipendiaten des<br />

AV-Gründerzentrums bei der Feierstunde<br />

im Kölner Rathaus. Foto: M. Grande<br />

New Talents<br />

in Köln<br />

Vom 12. bis 20. Juni werden an über 20 Orten<br />

in der Kölner Innenstadt Nachwuchskünstler aus<br />

den Sparten Medienkunst, Film, Musik und Design<br />

Einblicke in ihre Arbeiten geben. Die 2. Ausgabe<br />

der New Talents Biennale Köln stellt<br />

mit ihrem Programm mehr als 50 Absolventen<br />

der Kölner Kunsthochschule für Medien,<br />

der ifs internationale filmschule, der<br />

Hochschule für Musik und Tanz und der<br />

International School of Design sowie der<br />

Düsseldorfer Robert Schumann Hochschule<br />

und der Kunstakademie vor. Zudem sind<br />

internationale Gäste aus den europäischen Kul-<br />

ifs mit Spieltrieb<br />

Im Jahre 2009 wurde an der Fachhochschule<br />

Köln durch Gundolf S. Freyermuth und<br />

Björn Bartholdy das Cologne Game Lab<br />

gegründet, das seither in enger Zusammenarbeit<br />

mit der ifs internationale filmschule<br />

köln betrieben wird. Ziel des Instituts ist die Entwicklung<br />

und Erforschung interaktiver Inhalte<br />

sowie die Ausbildung für die Games-Branche.<br />

Mithilfe der jüngst erfolgten Projektförderung<br />

durch Medien.NRW wollen Cologne Game<br />

Lab und ifs den Wissensaustausch zwischen<br />

Film- und Games-Branche weiter forcieren und<br />

die plattformübergreifende Entwicklung narra-<br />

newsletter 4/2010 – Auf dem Sprung<br />

Dass sich das AV-Gründerzentrum seit seinem<br />

Start 2006 bewährt hat, darüber waren<br />

sich bei der Feierstunde im Kölner Rathaus alle<br />

einig. Oberbürgermeister Jürgen Roters<br />

versprach, die Unterstützung durch die Stadt<br />

Köln auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

fortzusetzen, und hofft, dass „die Stipendiaten<br />

Köln erhalten bleiben“. NRW-Medienminister<br />

Armin Laschet lobte den Willen zu wirtschaftlichem<br />

Aufstieg, die Innovationskraft und Kreativität<br />

gerade der kleinen Unternehmen und<br />

drückte allen Stipendiaten die Daumen, dass sie<br />

ihre Träume verwirklichen können. Für Claudia<br />

Droste-Deselaers, Geschäftsführerin der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, zeige sich der Erfolg des<br />

AV-Gründerzentrums auch darin, dass von den<br />

bisherigen 58 Stipendiaten noch 56 am Markt<br />

seien. Horst Schröder, Geschäftsführer des<br />

AV-Gründerzentrums, stellte anschließend die<br />

14 neuen Stipendiaten vor und fand persönliche<br />

Worte, warum ihn die Bewerbungen überzeugt<br />

hätten. Die Palette der diesjährigen Gründer<br />

reicht vom Werbefilmer bis zu einer Produktionsfirma<br />

für naturwissenschaftliche Dokus. Das<br />

Land habe wegen der Stipendien für Games und<br />

Neue Medien die Projektmittel um 50 Prozent<br />

angehoben und gibt künftig 50.000 Euro zusätzlich.<br />

Schröder: „Wir sind für die Zukunft gerüstet.“ <br />

turhauptstädten 2010 geladen.<br />

Das Programm im Bereich Film verteilt sich<br />

auf drei Termine (13./16./18. Juni) und findet im<br />

Filmforum NRW sowie in der Filmpalette statt.<br />

Neben szenischen Lesungen zweier Drehbücher<br />

der ifs-Studenten Lukas Pilz und René Schumacher<br />

stehen vor allem aktuelle Kurzfilme von<br />

ifs- und KHM-Absolventen auf dem Programm,<br />

darunter Festivalerfolge wie „Gisberta“<br />

von Lisa Violetta Gaß oder „man stirbt“ von<br />

Patrick Doberenz und Philipp Enders. Die<br />

anschließenden Publikumsgespräche mit den Filmemachern<br />

moderiert Film-Dienst-Chefredakteur<br />

Horst Peter Koll. Das gesamte Programm<br />

ist online abzurufen unter www.<br />

newtalents-cologne.de.<br />

tiver Inhalte vorantreiben. So werden sie gemeinsam<br />

auf der internationalen Spieleentwickler-Fachkonferenz<br />

GDC Europe im August eine<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „What Game<br />

Education Can Learn from Film Education<br />

(and vice versa)“ präsentieren. Außerdem bietet<br />

das Cologne Game Lab ab Herbst 2010 den<br />

künstlerisch-wissenschaftlichen Masterstudiengang<br />

„Game Development and Research“<br />

an, in dem neue Erzählformen wie das<br />

„Interactive Drama“ eine zentrale Rolle spielen.<br />

Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 1. Juli. Mehr<br />

Infos unter www.colognegamelab.de.<br />

Cologne Game Lab, Tel. (0221)<br />

82753095; info@colognegamelab.de


s sei weniger die Gewalt gewesen, die sie<br />

Ean der Geschichte von „Heimspiel“ (Drehbuch:<br />

René Schumacher) interessiert habe, sagt<br />

Bogdana Vera Lorenz, als vielmehr das Doppelleben<br />

des Lehrers Vossen, der nach außen einen<br />

Schein aufrechterhält, der mit der Wirklichkeit<br />

nichts zu tun hat. „Und ich wollte unbedingt<br />

die höchstmögliche Herausforderung.“<br />

Denn die Produktion – gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und dem CNA Centre national<br />

de l’audiovisuel Luxembourg – hatte es in sich:<br />

80 Komparsen, aufwändige Prügelchoreografien,<br />

zehn Drehtage mit straffem Zeitplan, der<br />

keine Ausreißer zuließ, da Hauptdarsteller Wotan<br />

Wilke Möhring zeitgleich auch bei einer Produktion<br />

in Erfurt vor der Kamera stand und pendeln<br />

musste.<br />

„Die Aufgabe, diese vielschichtige Geschichte<br />

zu erzählen und zum ersten Mal mehr als drei<br />

Leute vor der Kamera zu inszenieren, habe ich<br />

mir innerhalb der Schule zugetraut. Weil ich hier<br />

auch Fehler machen konnte – und jemand da<br />

war, der mich auffängt“, sagt die Regisseurin.<br />

Allzu viele Fehler können es dann aber nicht gewesen<br />

sein, wie die Einladungen nach Dresden,<br />

Lünen, Saarbrücken, Oberhausen und jetzt auch<br />

nach Straßburg und Tel Aviv beweisen.<br />

Die in Ost-Berlin geborene Bogdana Vera<br />

Lorenz absolvierte nach einem vorzeitig beendeten<br />

Studium der Linguistik, Ethnologie und<br />

Kulturwissenschaft zunächst<br />

ein Volontariat als Journalistin,<br />

arbeitete anschließend<br />

bei einem Berliner Privatsender<br />

als Fernsehredakteurin.<br />

Aber dann musste sie feststellen,<br />

dass etwas Wichtiges<br />

fehlt. „Dann hat ein guter<br />

Freund mir die richtige Frage<br />

gestellt: Welche Geschichten<br />

willst Du wirklich erzählen?<br />

Bogdana<br />

Vera Lorenz,<br />

Foto: Kai Schulz<br />

Und da habe ich gemerkt, dass ich Filme machen<br />

möchte und hier alles zusammen kommt,<br />

was ich liebe – die Arbeit mit Bildern, mit Sprache<br />

und Musik, mein Interesse an Politik und<br />

vor allem das gemeinsame schöpferische Arbeiten.“<br />

Neben Jobs bei diversen Film- und Fernsehproduktionen<br />

als Praktikantin, Setaufnahmeleitungs-Assistentin<br />

oder 3. Regieassistenz entstanden<br />

danach zwei Kurzfilme. Der eine handelt<br />

von einem Mann, der den Weg aus dem<br />

Parkhaus nicht mehr findet, dabei eine merkwürdige<br />

Begegnung hat und feststellen muss,<br />

dass er eigentlich schon tot ist. Der andere erzählt<br />

eine märchenhafte Liebesgeschichte zwischen<br />

einem Versicherungsvertreter und einer<br />

Malerin. „Das war für mich ein Einstieg“, sagt<br />

Bogdana Vera Lorenz, „und ich habe hilfreiches<br />

Feedback zu meiner Arbeit bekommen. Das hat<br />

mich ermutigt.“ Es folgte die Bewerbung an der<br />

ifs – internationalen filmschule köln und das<br />

dreijährige Regiestudium dort, das im November<br />

2009 endete.<br />

Dabei hätte, rückblickend betrachtet, der<br />

Weg zur Regie viel kürzer sein können, entstammt<br />

Bogdana Vera Lorenz doch einer ausgesprochenen<br />

Künstlerfamilie: Schon ihr Großvater<br />

war Puppenspieler, ihre aus Bulgarien<br />

stammende Mutter Bühnenbildnerin, Puppentheaterregisseurin<br />

und Theaterwissenschaftlerin,<br />

ebenso wie der Vater, der heute noch an<br />

der Berliner Hochschule für Schauspielkunst<br />

Ernst Busch Puppenspielkunst unterrichtet. Bogdana<br />

spielte Cello und Klavier, seit sie fünf war,<br />

begann mit sieben zu fotografieren, was sie später,<br />

neben dem Studium, mit einer Ausbildung<br />

In der Schule spricht Ethik-Lehrer Vossen über „Auge um Auge und Zahn um Zahn“. Nach der<br />

Schule tauscht er Theorie gegen Praxis und prügelt sich als Hooligan, bis die Knochen knacken.<br />

„Heimspiel“ heißt der Abschlussfilm der ifs-Absolventin Bogdana Vera Lorenz, der im April den<br />

Preis der deutschen Filmkritik als „Bester Kurzfilm 2009“ gewann und am 28. Juni im Showcase<br />

des Internationalen Filmkongresses zu sehen ist.<br />

Porträt Bogdana Vera Lorenz<br />

Erfahrung aus<br />

zwei Systemen<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

bei einer Berliner Fotografin fortführte. Aber:<br />

„Weil ich in dieser Theaterwelt aufgewachsen<br />

bin, war das, was ich am wenigsten machen<br />

wollte, Kunst. Ich wollte dieses Universum gar<br />

nicht betreten, weil ich dachte: Alle anderen sind<br />

große Künstler und haben viel zu sagen, ich<br />

muss die Welt überhaupt erst mal verstehen.“<br />

Als diese Welt dann zugänglich wurde, die Mauer<br />

zwischen den beiden deutschen Staaten fiel,<br />

war Bogdana Vera Lorenz gerade Teenagerin.<br />

„Das Wendeerlebnis hat die Welt komplett auf<br />

den Kopf gestellt, die Erfahrung zweier Systeme<br />

prägt seitdem meinen Blick auf die Dinge“,<br />

erinnert sie sich.<br />

Heute sieht Bogdana Vera Lorenz in den<br />

Um- und Seitenwegen, die sie beschritten hat,<br />

Vorteile, weiß sie die zusätzliche Berufs- und Lebenserfahrung<br />

zu schätzen. So hat sie – noch<br />

vor dem Abitur – im Teppichlager gejobbt und<br />

als Regaleinräumerin im Supermarkt, später im<br />

Call Center eines Zeitungsverlages und im Frühstücksservice<br />

eines Hotel. Ihr Vater, der in der<br />

DDR zunächst nicht studieren durfte und deshalb<br />

Betonfacharbeiter gelernt hat, brachte ihr<br />

Fliesenlegen, Mauern und Holzarbeiten bei –<br />

ganz praktische Erfahrungen, die ihr heute helfen,<br />

auch in schwierigen Situationen die Ruhe<br />

zu bewahren.<br />

Wie die Laufbahn als Regisseurin nun weitergehen<br />

wird? „Am Anfang des Studiums hatte<br />

ich die Vorstellung: Man studiert, macht einen<br />

guten Abschlussfilm, und dann kommt ein<br />

Produzent und bietet einem einen tollen Stoff<br />

an, der zu einem passt.“ Die Jungregisseurin<br />

muss lachen. „Aber im Laufe des Studiums habe<br />

ich dann verstanden, dass es dazu gehört,<br />

eigene Stoffe zu entwickeln – und auch: welche<br />

Stoffe mich interessieren.“ Also ergreift sie<br />

selbst die Initiative, hat im Frühjahr gemeinsam<br />

mit Ko-Autor Max Permantier das Exposé für einen<br />

Langfilm entwickelt, ein Science-Fiction-<br />

Kammerspiel über Weltraumtouristen, deren<br />

Reise einen desaströsen Verlauf nimmt. Und<br />

schreibt außerdem mit Joseph Lippok an einer<br />

schwarzen Komödie über Terrorismus. „Unsere<br />

Gegenwart unter die Lupe nehmen und subversiv<br />

unterhalten“ sei ihr Ziel, sagt Bogdana Vera<br />

Lorenz. „Und ich glaube grundsätzlich nicht,<br />

dass es Gut und Böse gibt.“ Oder eben: nur beides<br />

zusammen. Wie bei dem Ethiklehrer, dessen<br />

Moral endet, wenn der Adrenalinrausch beginnt.<br />

Prügelnder Ethiklehrer: Wotan Wilke Möhring<br />

spielt die Hauptrolle in „Heimspiel“. Foto: Kai Schulz<br />

Auf dem Sprung – newsletter 4/2010 15


Teuerster Film der<br />

spanischen Filmgeschichte:<br />

„Ágora“ von<br />

Alejandro Amenábar.<br />

Foto: Ascot Elite<br />

as spanische Kino befinde sich „in einem<br />

Dseiner schlechtesten Momente”, wetterte<br />

kürzlich der Chef des Fernsehsenders Telecinco,<br />

Alejandro Echevarría. „Gewisse Produzenten<br />

können und wollen kein unternehmerisches<br />

Risiko eingehen und setzen voll auf Subventionen.”<br />

Er hatte sich mal wieder darüber<br />

geärgert, dass sein Sender fünf Prozent seiner<br />

Einnahmen in spanische und europäische Filmproduktionen<br />

investieren muss. Seit zehn Jahren<br />

verlangt das der spanische Gesetzgeber von<br />

allen TV-Sendern, die Filme ausstrahlen, die<br />

nicht älter als sieben Jahre sind. 921 Millionen<br />

Euro flossen auf diese Weise seither in spanische<br />

Produktionen. Mit 50 Millionen Euro hatte<br />

Telecinco 2008 den Löwenanteil zu leisten,<br />

noch vor dem öffentlich-rechtlichen TVE mit<br />

37,5 Millionen Euro. Doch während TVE in die<br />

Breite fördert und auch kleinere, anspruchsvolle<br />

Filmprojekte unterstützt, fließt das Geld der<br />

Sender Telecinco und Antena 3 über ihre eigenen<br />

Produktionsfirmen in große, kommerziellen<br />

Erfolg versprechende Projekte.<br />

Mit seiner Einschätzung der spanischen<br />

Filmlandschaft liege der Telecinco-Chef völlig daneben,<br />

fand wenig überraschend der Präsident<br />

des Verbands der Filmproduzenten (FAPAE), Pedro<br />

Pérez. Die Einspielergebnisse im vergangenen<br />

Jahr hätten vielmehr den Aufschwung der<br />

spanischen Filmindustrie belegt. In der Tat konnten<br />

die 4.082 Kinosäle im Land, rund 300 weniger<br />

als vor vier Jahren, den freien Fall der Zuschauerzahlen<br />

stoppen und mit rund 110 Millionen<br />

verkauften Karten erstmals wieder leicht<br />

zulegen. Die Einspielergebnisse stiegen nach Angaben<br />

des spanischen Filminstituts ICAA sogar<br />

um gut acht Prozent auf 671 Millionen Euro.<br />

Diese Mehreinnahmen sind sicher auch eine Folge<br />

des Booms der 3D-Leinwände: 311 waren<br />

es Ende April dieses Jahres.<br />

Marktanteil 2009: 15,6 Prozent<br />

Aber auch der spanische Film legte zu. Nachdem<br />

2008 kein gutes Jahr war und auch die internationalen<br />

Filmverkäufe stark rückläufig waren,<br />

änderte sich der Trend im vergangenen Jahr<br />

16<br />

Das Filmland Spanien ist im Gegensatz zu Südamerika für viele deutsche Filmemacher terra incognita. Um mehr über das<br />

Gastland des Internationalen Filmkongresses zu erfahren, haben wir den Filmjournalisten Uwe Scheele, der in Spanien lebt<br />

und arbeitet, um eine kurze Einführung in die iberischen Sitten und Filmgebräuche gebeten.<br />

dank der Kassenschlager „Ágora”, „Planet 51”<br />

und „Celda 211”, die sich auch im Ausland gut<br />

verkauften. Spanische Filme machten in spanischen<br />

Kinos mit einem Einspielergebnis von<br />

104,4 Millionen Euro wieder deutlich mehr Kasse<br />

als im Vorjahr (plus 28 Prozent), ihr Marktanteil<br />

stieg von 13,2 auf 15,6 Prozent. Aber dem<br />

Telecinco-Chef ging es mit seinen Äußerungen<br />

wohl eher um die Flut von produzierten Filmen:<br />

186 waren es 2009, davon 122 Spielfime, 60<br />

Dokumentarfilme und vier Animationsfilme –<br />

mehr als je zuvor. Und mit den Filmen ist auch<br />

die Zahl der Produktionsfirmen innerhalb von<br />

zehn Jahren von 64 auf 217 rasant gestiegen.<br />

Viele davon finanzieren ihre Projekte mit<br />

Subventionen des zum Kulturministerium gehörenden<br />

Filminstituts ICAA, Beteiligungen der<br />

Sender und Darlehen der staatlichen Kreditbank<br />

ICO. 67 Millionen Euro stellte das ICAA 2008<br />

zur Verfügung, 30 Millionen Euro flossen als<br />

Darlehen und 50 Millionen Euro als vom Kassenerfolg<br />

abhängige Abschreibungshilfen. Auf<br />

diese Weise können auch die großen Publikumserfolge<br />

auf öffentliche Gelder setzen. Maximal<br />

800.000 Euro waren das bisher je Film. ICAA-<br />

Leiter Ignasi Guardans will jetzt diese Hilfe aufgrund<br />

der Sparzwänge der aktuellen Haushaltslage<br />

auf 400.000 Euro halbieren. Die akkumulierten<br />

Mittel aus verschiedenen Fördertöpfen<br />

sollen pro Film auf 1,5 statt bisher zwei Millionen<br />

Euro begrenzt werden. Das entspricht der<br />

Hälfte der Durchschnittskosten einer spanischen<br />

Filmproduktion. „Verschmerzlich” findet FAPAE-<br />

Präsident Pérez die Sparpläne von Guardans.<br />

Scharf ins Gericht geht er jedoch mit Telecinco-Chef<br />

Echevarría. Der verkenne die Realität,<br />

denn „die Gruppe, die er vertritt, erhält fünfmal<br />

mehr öffentliche Gelder als die angeblich von<br />

Subventionen profitierenden Produzenten”.<br />

51 Koproduktionen in 2009<br />

Die Global Player unter den spanischen Produktionsfirmen,<br />

Telecinco Cinema und Antena 3<br />

Films, erhalten nicht nur aufgrund der Kassenerfolge<br />

ihrer Blockbuster öffentliche Gelder, sie<br />

beanspruchen auch einen Großteil der Investi-<br />

Filmland Spanien<br />

Aufschwung mit<br />

Kassenschlagern<br />

VON UWE SCHEELE<br />

tionen der Fernsehsender. So wurde die Telecinco-Produktion<br />

„Ágora” von Regisseur Alejandro<br />

Amenábar mit 50 Millionen Euro zum teuersten<br />

Film der spanischen Filmgeschichte. Mit<br />

3,4 Millionen Zuschauern und einem Einspielergebnis<br />

von 20,6 Millionen Euro bewegt sich<br />

der monumentale Historienfilm auf Augenhöhe<br />

mit den großen Hollywood-Produktionen,<br />

die auch in Spanien den Markt bestimmen<br />

(2009: 71,57 Prozent).<br />

Mit nur fünf Produktionen, darunter mit<br />

dem Knast-Thriller „Celda 211” (Regie: Daniel<br />

Monzón) und der Persiflage „Spanish Movie”<br />

zwei weitere Kassenschlager, erzielte die Telecinco<br />

Cinema im vergangenen Jahr 36,8 Millionen<br />

Euro und einen Marktanteil von 35 Prozent.<br />

Ihr folgt mit 21,5 Millionen Euro Einspielergebnis<br />

die Antena 3 Films, die neben zwei gut<br />

besuchten Komödien mit dem Animationsfilm<br />

„Planet 51” von Javier Abad, Jorge Blanco und<br />

Marcos Martínez den weltweit erfolgreichsten<br />

spanischen Film auf den Markt brachten. Als Koproduktion<br />

mit den USA und Großbritannien<br />

hergestellt, ist der Film der größte Erfolg von insgesamt<br />

51 Koproduktionen in 2009. Während<br />

britische Produzenten neben französischen, italienischen<br />

und deutschen schon länger zu den<br />

bevorzugten Partnern des spanischen Films zählen,<br />

hatte sich die Zusammenarbeit auf dem<br />

amerikanischen Kontinent bisher stark auf Argentinien<br />

und Mexiko konzentriert. So hat Spa-<br />

newsletter 4/2010 – Ausblick: Internationaler Filmkongress<br />

nien Anteil am derzeitigen Boom des lateinamerikanischen<br />

Kinos. Mit Guillermo de Toro ist einer<br />

der erfolgreichsten mexikanischen Regisseure<br />

in Spanien als Regisseur und Produzent tätig.<br />

Der in diesem Jahr Oscar-gekrönte Film „El<br />

secreto de sus ojos” des argentinischen Regisseurs<br />

Juan José Campanella ist eine spanischargentinische<br />

Koproduktion, an dem die umtriebige<br />

Tornasol Films aus Madrid beteiligt war,<br />

die im vergangenen Jahr elf Spielfilme produzierte.<br />

Darunter weitere Koproduktionen mit Lateinamerika<br />

und den spanischen Kassenschlager<br />

„Mentiras y gordas” des jungen, in die Fußstapfen<br />

des frühen Almodóvar tretenden Regisseur-Duos<br />

Alfonso Albacete und David Menkes.<br />

Dass beim Geld bekanntlich der Spaß aufhört,<br />

hatte vor den Ausfällen des Telecinco-<br />

Chefs im letzten Herbst eine Gruppe von Filmemachern<br />

und Produzenten bewiesen. In einem<br />

Brief an die EU-Kommission monierten sie, eine<br />

Novelle im spanischen Kinogesetz benachteilige<br />

kleine Produktionen. Brüssel blockierte<br />

daraufhin alle Fördermittel des ICAA. Drehvorhaben<br />

gerieten in Verzug, es gab böse Worte<br />

von Regisseur und Produzent Gerardo Herrero<br />

(Tornasol Films) über „Subventionsschmarotzer,<br />

die Filme machen, die keinen interessieren”. Ende<br />

Januar wies die EU die Einwände gegen das<br />

Kinogesetz zurück, die Gelder des ICAA wurden<br />

freigegeben. Die Verzögerung ging in erster<br />

Linie zu Lasten der kleinen Produktionen.<br />

I N T E R N A T I O N A L E<br />

Das Programm der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Köln (26. – 29.6.)<br />

Alle Filme, Diskussionen und Termine<br />

Samstag, 26. Juni<br />

KinoSpecials im Cinenova<br />

18:30 Uhr Eröffnung Internationaler Filmkongress<br />

SATTE FARBEN VOR SCHWARZ von Sophie Heldman<br />

Sonntag, 27. Juni<br />

KinoSpecials im Filmforum NRW<br />

11:00 Uhr YUMURTA–EI, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />

14:00 Uhr SÜT–MILCH, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />

19:30 Uhr WO<strong>MEN</strong> WITHOUT <strong>MEN</strong>, Regie: Shirin Neshat<br />

Montag, 28. Juni<br />

Staatenhaus am Rheinpark, Lounge der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, Koelnmesse<br />

14:00 – 17:00 Uhr Locations und Motive in NRW<br />

Vorstellung Kreis Düren als 35. Filmstadt und Eröffnung der Fotoausstellung<br />

der Siegerbilder des Wettbewerbs „Auf der Suche nach dem perfekten Motiv“


Welche Bereicherung brachte<br />

Ihnen als Künstlerin in Sachen Fotografie<br />

und Video-Installation die Arbeit<br />

an einem Spielfilm?<br />

Das Kino als Kunstform hat mich schon immer<br />

begeistert, weil es Geschichten erzählt. Und<br />

genau dieser Aspekt war für mich die größte<br />

Herausforderung. Denn mit Bildern, auch Bewegtbildern,<br />

hatte ich ja schon Erfahrung. Deshalb<br />

war der Schritt von der konzeptuellen<br />

Kunst hin zu Bildfolgen in erzählerischem Zusammenhang<br />

besonders spannend für mich.<br />

Sie hatten sich des Romans<br />

„Women without Men“ der iranischen<br />

Schriftstellerin Sharnush Parsipur<br />

bereits in Form der Video-Installation<br />

angenommen.<br />

Ja, insofern war ich bereits mit multimedialen<br />

Konzepten vertraut, und ich wusste auch,<br />

dass Bewegtbildfolgen einen Anfang, eine Mitte<br />

und ein Ende verlangen. Diese Arbeiten waren<br />

aber noch sehr abstrakt und weit entfernt<br />

von konventionellem Filmemachen. Aber es war<br />

eine lehrreiche Vorstufe für meinen Spielfilm.<br />

Es heißt ja: Ein Bild erzählt<br />

mehr als 1.000 Worte.<br />

Deshalb habe ich die Dialoge auch so<br />

knapp wie möglich gehalten und der Ausdruckskraft<br />

der Schauspieler vertraut.<br />

Nun haben Sie sich einen sehr<br />

komplexen Roman zur filmischen<br />

Adaption ausgesucht.<br />

Offen gestanden ging es mir eher so, dass<br />

dieses Buch meiner bisherigen Arbeitsweise<br />

durchaus entgegen kam, weil die Erzählstruktur<br />

auf Dualitäten baut. Und dieses Konzept hatte<br />

ich zuvor schon erprobt, indem ich Männlich<br />

gegen Weiblich stellte oder Natur mit Kultur<br />

kontrastierte. Im Roman „Women without<br />

Men“ wird etwa das Persönliche gegen die Gesellschaft<br />

gestellt, Magie reibt sich mit Realismus.<br />

Aber es ist alles in einen erzählerischen<br />

Rahmen gefasst. Insofern konnte ich mit gewohnten<br />

Komponenten arbeiten und hatte<br />

diesmal sogar eine Geschichte dabei.<br />

Beschreiben Sie bitte Ihr Konzept<br />

der Farbgebung.<br />

Dafür habe ich mich an Fotografien aus<br />

den frühen 1950er Jahren orientiert, die ursprünglich<br />

schwarzweiß waren und dann von<br />

Hand coloriert wurden. Diesen künstlichen Look<br />

wollte ich für die Traumsequenzen im Film erreichen.<br />

Die Gartenszenen wiederum sollten fast<br />

schwarzweiß wirken, aber ich habe die Farben<br />

lediglich abgeschwächt, weil der Garten ja lebendig<br />

und heimelig erscheinen sollte. Aber<br />

grundsätzlich mag ich Farben nicht besonders,<br />

und deshalb wurden alle kräftigen Töne für den<br />

Film abgeschwächt.<br />

Der ganze Film wirkt wie ein<br />

Traum.<br />

Ach ja? Ich hatte eher auf eine Art Zwischenbereich<br />

aus Magie, Traum und Psyche gehofft;<br />

zumindest bewegt der Film sich auf verschiedenen<br />

Ebenen und soll den Zuschauer entsprechend<br />

auf eine Reise führen.<br />

KinoSpecials im Filmforum NRW<br />

17:00 Uhr SHOWCASE<br />

der ifs internationale filmschule köln, Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)<br />

und Fachhochschule Dortmund in Kooperation mit Unlimited,<br />

im Anschluss Gespräch mit Semih Kaplanoglu<br />

19:30 Uhr BAL–HONIG, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />

Dienstag, 29. Juni<br />

Paneldiskussionen im Staatenhaus am Rheinpark, raum.fünf, Koelnmesse<br />

10:00 – 11:30 Uhr Technik vs. Content – 3D als neue Chance?<br />

11:30 – 13:00 Uhr Filmland Spanien – Koproduktion und Finanzierung<br />

14:00 – 14:30 Uhr Crossmediale Produktion: Internationale Trends,<br />

Keynote Wendy Bernfeld, Rights Stuff BV<br />

14:30 – 15:30 Uhr Vertriebswelt Internet –<br />

Filmdistribution und Verwertung im Netz<br />

in Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf und dem<br />

film & fernsehproduzentenverband nrw e.V.<br />

15:30 – 17:00 Uhr Ästhetische Innovation und neue Medien<br />

in Kooperation mit der ifs und der KHM<br />

Alle Infos, Termine und Daten en détail auch unter<br />

www.filmstiftung.de/filmkongress<br />

Die in New York lebende Künstlerin Shirin Neshat wurde 1957 im Iran geboren. Internationalen Ruf erwarb<br />

sie sich mit Fotoreihen und Video-Installationen. Mit ihrem Kinodebüt „Women without Men“, das am<br />

27. Juni in Köln in der Reihe KinoSpecials des Internationalen Filmkongresses zu sehen ist, gewann sie<br />

prompt den Regiepreis in Venedig. Uwe Mies sprach mit der Künstlerin über Farben, Nacktheit und<br />

Raubkopien im Kampf gegen die Zensur.<br />

R F I L M K O N G R E S S<br />

Interview Shirin Neshat<br />

Ich mag<br />

Farben nicht<br />

besonders<br />

Welche Zielgruppe<br />

hoffen Sie, mit dem<br />

Film zu erreichen?<br />

Zunächst einmal sind da<br />

die iranischen Zuschauer und<br />

dann ganz generell Menschen,<br />

die sich für Kino und Kunst interessieren.<br />

Der Film ist eigentlich<br />

nicht auf einen elitären Zuschauerzirkel<br />

hin gemünzt und<br />

könnte auch Leute erreichen, die<br />

eigentlich nicht eine Galerie oder<br />

ein Museum besuchen, um sich<br />

meine Arbeiten anzuschauen.<br />

Shirin Neshat,<br />

Foto: NFP<br />

Eine Veröffentlichung im Iran<br />

selbst ist da eher unwahrscheinlich?<br />

In Kinos ist das mit Sicherheit so. Aber es<br />

gibt ja die Filmpiraten, und die haben den Film<br />

bereits via Internet und mit Raubkopien dort in<br />

Umlauf gebracht. Tatsächlich haben Iraner den<br />

Film schon vor dem Kinostart in den USA in ihrem<br />

eigenen Land sehen können. Darüber bin<br />

ich sehr froh. Denn Filme werden gemacht, damit<br />

sie gesehen werden. Und dieser Film entstand<br />

nicht, um Geld zu machen.<br />

Gewisse Darstellungen von<br />

Nacktheit im Film dürften auch für<br />

das amerikanische Publikum<br />

schwierig sein.<br />

Oh ja, vor allem die Szene, wenn sich die<br />

junge Frau in der Badeanstalt schrubbt. Solche<br />

Szenen werden als verstörend empfunden und<br />

sind für die meisten Amerikaner nicht akzeptabel.<br />

Im Iran ist die Lage einfacher: Darstellungen<br />

von Nacktheit oder Sexualität sind schlicht<br />

und ergreifend verboten.<br />

Die visuelle Gestaltung erinnert<br />

an surrealistische Gemälde.<br />

Für mich ist der Film ein Gedicht. Seine allegorischen<br />

und symbolischen Bilder unterstrei-<br />

chen das. Zugleich helfen diese lyrischen Stilmittel,<br />

die recht dunklen politischen Aspekte etwas<br />

abzumildern.<br />

Sehen Sie da eine geistige Verwandtschaft<br />

zwischen Ihrem Film<br />

und „Persepolis“?<br />

Doch, allein schon deshalb, weil Marjane<br />

Satrapi auch einen experimentellen Weg beschritt,<br />

indem sie ein neues Medium für sich<br />

nutzte. Allerdings hat sie dabei Bilder aus ihrem<br />

eigenen, autobiografisch gefärbten Buch<br />

in Film umgewandelt. Wir dagegen hatten eine<br />

Fremdvorlage, aus der heraus erst unsere<br />

Filmadaption geschaffen werden musste. Gemeinsam<br />

ist beiden Filmen aber, dass sie<br />

schwere Erfahrungen auf eine menschliche<br />

Ebene herunterbrechen.<br />

Gibt es persönlichen oder<br />

künstlerischen Austausch mit anderen<br />

iranischen Filmemachern<br />

wie Abbas Kiarostami<br />

oder Mohsen Makhmalbaf?<br />

Ja, wir sind miteinander befreundet.<br />

Und wenngleich wir in<br />

verschiedenen Ländern leben,<br />

kommen wir zu passenden Gelegenheiten<br />

zusammen. Allerdings<br />

unterscheidet sich deren Arbeitsweise<br />

sehr von meiner, weil sie<br />

konkret auf Realismus zielt, was<br />

bei mir ja nicht der Fall ist. Außerdem<br />

leben einige Filmemacher im<br />

Iran und haben insofern einen anderen<br />

Blick aufs Land als ich.<br />

Eine Vernetzung mit Blick auf<br />

politischen Austausch ist nicht gegeben?<br />

Nein, dem ist nicht so.<br />

Werden Sie einen weiteren<br />

Spielfilm drehen?<br />

Ja, ich habe gerade meine Zusage auf die<br />

Filmrechte an einem armenischen Roman des<br />

Dichters und Schriftstellers Ismael Kadir gegeben.<br />

Das wird sicher interessant, weil das Buch<br />

nichts mit dem Iran zu tun hat, und um Frauen<br />

wird es auch nicht gehen. Außerdem werden<br />

wir in Englisch drehen.<br />

Können Sie sich auch ein europäisches<br />

Projekt vorstellen?<br />

Liegt Armenien denn nicht in Europa? In<br />

gewisser Weise doch schon, oder? Aber ein Film<br />

in Deutschland wäre auch denkbar für mich.<br />

Man ist dort sehr entgegenkommend mit Blick<br />

auf kulturellen Austausch und Interesse. Das habe<br />

ich ja schon durch die Unterstützung für<br />

„Women without Men“ erfahren dürfen. Eine<br />

solche Weltoffenheit im besten Sinne ist eher<br />

selten anzutreffen. Dafür bin ich wirklich sehr<br />

dankbar.<br />

Ausblick: Internationaler Filmkongress – newsletter 4/2010 17


Sound-Design erzählt die Geschichte eines Films auf seine Weise, findet Professor Jörg U. Lensing von<br />

der Fachhochschule in Dortmund. Wolfgang Hippe sprach mit dem Autor des Buches „Sound-Design/<br />

Sound-Montage/Soundtrack-Komposition: Über die Gestaltung von Filmton“ über die Musik des<br />

Stummfilms, über „Apocalypse Now“ und die Modernisierung des Kinotons.<br />

Herr Lensing, worauf achten<br />

Sie, wenn Sie einen Film sehen?<br />

Im Kino bin ich erst einmal Zuschauer oder<br />

audiovisueller Wahrnehmer, wenn Sie so wollen.<br />

Ich gebe mich der Gesamtwirkung von Bild<br />

und Ton hin, die sich im Idealfall entfaltet. Die<br />

Informationen von Bild und Ton müssen einander<br />

ja nicht unbedingt entsprechen.<br />

Kann man Sound sehen?<br />

Michael Chion spricht von „Synchrese“.<br />

Darunter versteht er, dass jeder Klang, der mit<br />

einem Bild interpoliert wird, automatisch mit<br />

diesem Bild assoziiert wird. Bei einem Hörspiel<br />

können wir uns eine imaginäre Bildwelt zu dem<br />

Gehörten schaffen. Umgekehrt haben wir auch<br />

ein aurales Gedächtnis. Wir ordnen Töne einem<br />

bestimmten Ereignis und damit Bildern zu.<br />

Für Außenstehende wirkt das<br />

Sound-Department mit Sound-Designer,<br />

Re-Recording Mixer (Mischtonmeister),<br />

Sound-Editor und Boom<br />

Operator manchmal etwas verwirrend.<br />

In Kurzfassung: Wie ist der<br />

Workflow aufgebaut?<br />

Das Sound-Department kann man in zwei<br />

Bereiche teilen und zwar in Originaltonaufnahme<br />

und Sound-Postproduktion, während sich<br />

letztere wiederum in Tonbearbeitung und Mischung<br />

gliedert. Es gibt zunächst den Originaltonmeister,<br />

der mit seinem Assistenten, dem<br />

Tonangler oder auch Boom Operator, am Set<br />

den Originalton liefert. Dazu gehört es, vor allem<br />

den Dialog unter Berücksichtigung der Ortsbegebenheiten<br />

so gut wie möglich auf Sprachverständlichkeit<br />

hin aufzunehmen.<br />

18<br />

Interview Jörg U. Lensing<br />

Wir sehen<br />

mehr, wenn<br />

wir hören<br />

Guido Zettier ist freier Sound-Designer und Mischtonmeister bei den RuhrSound Studios in Dortmund<br />

und hat Kinofilme wie „Hilde“, „Adam Resurrected“ oder „Die Fremde“ bearbeitet. Für seine<br />

Interview Guido Zettier<br />

Brüllende<br />

Löwen für<br />

heulende<br />

Winde<br />

Jörg U. Lensing,<br />

Foto: privat<br />

Tongestaltung von „Nordwand“ wurde er 2009 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Im Gespräch<br />

mit Oliver Baumgarten beschreibt er die kreativen Seiten seines Berufes.<br />

Guido Zettier,<br />

Foto: privat<br />

newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />

Hören soll stärker auf unsere<br />

Gefühle wirken als Bilder.<br />

Mancher sagt das, aber Bilder wirken ja<br />

auch. Viele Filmemacher entscheiden sich<br />

manchmal für drastische Bilder, um starke Gefühlsregungen<br />

zu erzielen. Spannender, weil<br />

subtiler ist aus meiner Sicht eine semantische<br />

Konnotation. Über den Sound schaffe ich dabei<br />

eine bestimmte Atmosphäre, die sich noch<br />

gar nicht über das Bild vermittelt. Neben das visuelle<br />

Storytelling tritt ein auraler Hinweis, den<br />

ich unbewusst mitverarbeite. Das wird dann in<br />

den besten Fällen zu einem parallelen auditiven<br />

Storytelling.<br />

Kann man im Gegenzug auch<br />

Bilder hören?<br />

Mit einem bestimmten Bild assoziiert man<br />

häufig einen bestimmten Klang. Weil der Film<br />

über Jahrzehnte immer wieder bestimmte Musiken<br />

zu bestimmten Momenten verwandt hat,<br />

gibt es beim Zuschauer entsprechende Assoziationsfelder.<br />

Zu einer epischen Kamerafahrt in<br />

großer Landschaft gehört großes Orchester und<br />

bombastischer Klang, zu einer Liebesszene sanfte<br />

Geigen. Diese Kulturtechnik haben wir gelernt.<br />

Inzwischen ist es interessant geworden,<br />

mit solchen Erwartungshaltungen auch kontrapunktisch<br />

zu spielen.<br />

Am Anfang war der Film<br />

stumm…<br />

Der Film war nie stumm. Seit den ersten<br />

öffentlichen Aufführungen wurde er von Musikern<br />

begleitet, erst mit Klavier, dann mit Kino-<br />

Die eigentliche Sound-Postproduktion<br />

beginnt dann nach Beendigung<br />

des Bildschnitts?<br />

Genau, dann kommt der Supervising<br />

Sound-Editor, in Deutschland meist in Personalunion<br />

mit dem Sound-Designer, mit seinem<br />

Team ins Spiel. Er behält technisch wie kreativ<br />

das Gesamtkonzept im Auge, ist oft schon im<br />

Drehbuchstadium dabei und tauscht sich meist<br />

im Vorfeld mit Originaltonmeister, Bild-Editor<br />

und Regisseur aus. Der Supervising Sound-Editor<br />

entscheidet und erstellt gemeinsam mit dem<br />

Dialog-Editor nach Materialeingang zunächst<br />

eine vorläufige ADR-Liste (Sprachsynchron-Liste)<br />

jener Töne und Dialoge, die nicht ideal oder<br />

störungsfrei am Drehort aufgenommen werden<br />

konnten, die also synchronisiert werden müssen.<br />

Für die Sprachsynchron-Aufnahmen wird<br />

diese ADR-Liste mit dem Regisseur besprochen<br />

und durch eventuelle dramaturgische Wünsche<br />

ergänzt. Gleichzeitig werden die Atmosphären,<br />

Soundeffekte, Geräusche und das Sound-Design<br />

kreiert. Den Abschluss bildet heutzutage<br />

die Mehrkanal-Mischung.<br />

Die Bedeutung des Tons im<br />

Film hat innerhalb der letzten 10 bis<br />

15 Jahre in Deutschland enorm zugenommen.<br />

Woran liegt das?<br />

Das empfinde ich auch so. Sicherlich haben<br />

die meisten Zuschauer inzwischen bemerkt,<br />

dass sich der Ton im Kino in den letzten Jahren<br />

deutlich verbessert hat. Neben einer Steigerung<br />

der Lautstärke hat die permanente Optimierung<br />

der Klangqualität zu einer immer realistische-


orgel, schließlich mit Orchester. Damals wurde<br />

die ganze Geschichte der abendländischen Musik<br />

geplündert, um entsprechende Affekte zu<br />

setzen. Es gab entsprechende Anleitungen für<br />

den Kinopianisten, einen elegischen Viertakter<br />

von Mahler, etwas Heiter-Spritziges von Chopin,<br />

etwas Heroisches von Wagner. Die Musik<br />

wurde genutzt, um einen gewissen Assoziations-<br />

und Gefühlsgehalt zu erreichen. Sprache<br />

und Geräusche kamen erst eine Generation später<br />

dazu.<br />

Wo setzen Sie da die entscheidenden<br />

Einschnitte?<br />

Natürlich als erstes die Einführung des Synchron-Tons<br />

1928. Berühmt ist „The Jazzsinger“.<br />

Interessanterweise waren die damaligen Filme<br />

aber vor allem „Talkies“, also Filme, in denen ungewöhnlich<br />

viel gesprochen wurde. Die Tontechnik<br />

wurde dann im Zuge des Zweiten Weltkriegs<br />

stark verbessert, was in den 1950er Jahren<br />

aus dem Tonfilm einen qualitativ besseren<br />

Tonfilm machte. Ein wirklicher Umbruch vollzog<br />

sich erst Ende der 1970er Jahre. Eine neue Generation<br />

von Sound-Designern und Komponisten<br />

fing damals an, eine andere Technik für einen<br />

anderen Sound zu entwickeln. Referenzfilme<br />

sind hier „Apocalypse Now“, „Alien“ oder<br />

„Star Wars“. Dazu kam die Erfindung des 5.1-<br />

Surround.<br />

ren Wiedergabe der Tonspur geführt. Durch den<br />

Wandel von der Analogtechnik hin zur digitalen<br />

Technik ist zudem vieles einfacher geworden.<br />

Wir können heute komplexer, effektiver<br />

und in höherer Qualität arbeiten.<br />

Hat es auch damit zu tun, dass<br />

immer mehr Regisseure die gestalterische<br />

Bedeutung des Tons anerkennen?<br />

Mit Sicherheit. Früher wurde der Filmton<br />

sehr auf Originalton und Filmmusik reduziert.<br />

Heutzutage sehen Regisseure, wie zum Beispiel<br />

Tom Tykwer oder Hans-Christian Schmid, im Ton<br />

eine dramaturgische Ebene, mit der sie bewusst<br />

arbeiten wollen. Der Ton sollte meiner Meinung<br />

nach nicht mehr nur als Realitätsfaktor des Bildes,<br />

sondern als Miterzähler mit großem dramaturgischen<br />

Potenzial alle Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Tonebene nutzen, wie Dialog,<br />

Musik, Effekte, Stille, Raum, Frequenz und<br />

Rhythmus.<br />

Starten Gespräche mit solchen<br />

Regisseuren dann bereits in der<br />

Drehbuchphase oder erst nach dem<br />

Dreh, wenn das Material vorliegt?<br />

Mit den Regisseuren, mit denen ich regelmäßig<br />

zusammen arbeite, beginnen die Gespräche<br />

schon vor dem Dreh. Darüber hinaus merke<br />

ich mittlerweile sogar, dass der Ton schon in<br />

immer mehr Drehbüchern mitgedacht wird. In<br />

Auch der Kinoton wurde jetzt<br />

modernisiert?<br />

Vielen ist gar nicht klar, dass wir in den Kinos<br />

bis in die 1970er Jahre hinein nur ein Mono-System<br />

hatten – mit einer Box hinter der<br />

Leinwand. Viele große Filme dieser Zeit wie „Der<br />

Pate I“ und „Der Pate II“ kamen zunächst nur<br />

in Mono in die Kinos – „Alien I“ übrigens auch.<br />

Einige Jahre versuchte man sich eher bescheiden<br />

in Stereo+ Center, dann erfolgte Anfang der<br />

1980er Jahre der Durchbruch der Surround-<br />

Techniken. Ein Sprung, der vielleicht mit einer<br />

Umstellung der Bildprojektion von 16 mm auf<br />

70 mm zu vergleichen ist.<br />

Und die Digitalisierung?<br />

In den Musikstudios stellte man sich schon<br />

Anfang der achtziger Jahre um, während die<br />

Filmstudios noch lange analog weiterarbeiteten.<br />

Die große Digitalisierung begann hier erst<br />

in den Neunzigern. Der Meilenstein-Film dazu<br />

ist „Matrix“, der für eine neue digitale Komplexität<br />

steht. Allerdings hat man komplexe Soundtracks<br />

vorher auch analog produziert, was mühsamer<br />

war. Bei „Das Boot“ wurde schon ein<br />

128er Track eingesetzt, aber eben analog. Der<br />

Fortschritt bis heute ist enorm, was die Technik<br />

betrifft. Ein komplexer Soundtrack kann je<br />

nach Qualität des Computers heute fast schon<br />

mit bis zu 128 Spuren zuhause editiert werden!<br />

Erstaunlicherweise sind viele Lösungen, die heute<br />

erarbeitet werden, aber trotzdem allzu simpel.<br />

Man nutzt vielfach die hochkomplexen<br />

technischen Möglichkeiten immer noch so, als<br />

hätte man nur einen dreispurigen Steenbeck<br />

Perfo-Schneidetisch vor sich oder einen Twelf-<br />

der Arbeit mit Regisseuren geht es dann zunächst<br />

darum herauszufinden, was sie mit ihrem<br />

Film ausdrücken wollen, und dann zu entscheiden,<br />

mit welchen Stilmitteln ich das unterstützen<br />

kann. Und das muss beim Sound-Designer<br />

eben nicht immer mit Effekten verbunden<br />

sein, sondern auch mal mit einer filigranen<br />

und harmonischen Dialogbearbeitung, die einem<br />

Film wie etwa „Die Fremde“ einen enormen<br />

authentischen Sog verleihen. Man wird in<br />

den Film gezogen auch durch den Ton, durch<br />

die Sprache, durch einzelne Geräusche, die nur<br />

Akzente setzen. Ein Gegenbeispiel ist „Nordwand“.<br />

Dort war es wichtig, diese gewaltige Eiger-Nordwand<br />

zu spüren, den Wind und die Belastung.<br />

Das sind zwei extreme Gegensätze unseres<br />

Berufs: „Die Fremde“, eine konzentrierte,<br />

reduzierte und konzeptionell dichte Arbeit, und<br />

„Nordwand“, der voller kräftiger Elemente<br />

steckt, die man am ehesten mit dem Begriff<br />

„Soundeffektdesign“ umschreiben könnte.<br />

Zu analogen Zeiten haben die<br />

Editoren den Ton noch mitgemacht,<br />

mittlerweile nicht mehr, was zu Beginn<br />

zu Reibungen führte. Hat sich<br />

nach Ihren Erfahrungen die Beziehung<br />

entspannt?<br />

Absolut! Meine Erfahrungen der Zusammenarbeit<br />

sind in den letzten Jahren äußerst positiv.<br />

Ich werde während der Schnittphase oft<br />

früh einbezogen, weil es zum Beispiel Probleme<br />

beim Originalton gibt und man dann gemeinsam<br />

entscheidet, ob man Nachsprecher<br />

braucht. Beide Parteien verstehen zunehmend,<br />

Step-Techno-Sequencer für die Musik.<br />

Die digitale Technik hat das<br />

Schaffen des artifiziellen Sounds erleichtert.<br />

Wäre auch ein stärkerer<br />

Realismus möglich?<br />

Filmsound ist nicht realistisch. Es geht im<br />

Film nicht um Realismus, manche Filme sollen<br />

dokumentarisch wirken und werden künstlerisch<br />

entsprechend gestaltet. Viele gute aktuelle<br />

Dokumentarfilme sind äußerst formalistische<br />

Filme. Selbst wenn Sie vom Set einen sehr, sehr<br />

guten Sprechton oder O-Ton bekommen, können<br />

Sie erst in der Postproduktion den kompletten<br />

Soundtrack herstellen, der bis zu 80 Prozent<br />

aus Atmos, Effekten, Geräuschen, Hintergrundgeräuschen<br />

und musikalischen Atmos besteht.<br />

Im Endeffekt geht es darum, den Zuschauer in<br />

der Illusion zu wiegen, er habe es mit einer gespiegelten,<br />

also künstlerisch gestalteten Realität<br />

zu tun.<br />

Braucht man dafür im 21. Jahrhundert<br />

noch Musik?<br />

Meiner Meinung nach nicht im herkömmlichen<br />

Sinn. Das ist ein überholtes Erbe des<br />

Stummfilms. Mit Musik wird heute bei interessanten<br />

Arbeiten wie mit Farben gearbeitet, sie<br />

wird in einem atmosphärischen Kontext eingesetzt.<br />

Wir haben vielleicht Straßengeräusch,<br />

Menschen im Hintergrund, und dann schleicht<br />

sich so etwas wie ein harmonisierender Sound<br />

ein, der eine leicht pulsierende oder flächendekkende<br />

Wirkung hat.<br />

dass die Zusammenarbeit und die neue Arbeitsteilung<br />

einen Zuwachs an Kreativität, Flexibilität<br />

und vor allem Qualität bedeutet.<br />

Die Arbeit des Sound-Designers<br />

erinnert an den Maler, der zwei Farben<br />

mischt und dadurch eine dritte<br />

entstehen lässt. Das ist bei der<br />

Tongestaltung ähnlich?<br />

Ein großes Abstraktionsvermögen gehört<br />

zum Sound-Designer eindeutig dazu, um mit<br />

fremden Elementen einen Sound dramatischer<br />

oder sogar authentischer zu machen. Es ist oft<br />

ein großes Experimentieren, durch das beispielsweise<br />

auch ein spezieller Sound für den Film<br />

„The Flying Scotsman“ entstanden ist. Der Reifensound<br />

setzte sich hier teilweise aus aufgenommenen<br />

Bienenschwärmen zusammen und<br />

unterstütze so die extreme Geschwindigkeit des<br />

Rades. Wichtig ist, dass das Gehirn des Zuschauers<br />

die Bild- und Toninformationen schnell perfekt<br />

übereinbringen kann – wenn das passiert,<br />

ist der Ton gut und richtig. Man baut als Sound-<br />

Designer immer wieder auch mal seine eigene<br />

Stimme mit ein, sei es in das Schnaufen eines<br />

Pferdes oder in einen Todesschrei. Im Windgeheul<br />

in „Nordwand“ habe ich zum Beispiel auch<br />

Schreie eines meiner Assistenten verarbeitet, dazu<br />

jede Menge tierische Geräusche u.a. das Brüllen<br />

von Löwen, um den Wind noch stürmischer<br />

und aggressiver klingen zu lassen.<br />

Findet sich die Bedeutung des<br />

Tons auch in den Budgets wieder?<br />

In den ersten Kalkulationen ist der Sound<br />

meist ausreichend berücksichtigt. Aber leider ist<br />

der Sound in der Komplexität der Filmproduktion<br />

das letzte Gewerk. Am Ende wird dann<br />

häufig aus vorangegangenen Budgetgründen<br />

weniger Zeit in die Postproduktion investiert. Dabei<br />

gibt es den großen Unterschied zwischen<br />

Editing und Sound-Design. Editing versorgt im<br />

Prinzip das Bild nur mit Tönen, die das, was man<br />

sowieso sieht, unterstreichen – also Fahrgeräusche<br />

für ein Auto, das fährt nach dem Motto:<br />

See a dog, hear a dog. Das ist kein Sound-Design,<br />

geschweige denn eine Soundtrack-Komposition.Sound-Design/Soundtrack-Komposition<br />

bedeutet, eine eigene Form des begleitenden<br />

und mitunter kontrapunktischen Storytellings<br />

zu entwickeln, welches über die Bild-Informationen,<br />

den Bildfluss hinausgeht, semantische<br />

Bedeutungen und Konnotationen ermöglicht<br />

und sich kompositorisch in der Werkzeit<br />

entwickeln kann und erst in der Wechselwirkung<br />

mit der Bildmontage zu einer Gesamtaussage,<br />

einem Gesamtkunstwerk führt.<br />

Jörg U. Lensing ist Professor für „Tongestaltung /<br />

Sound-Design“ an der FH-Dortmund. Er studierte<br />

Komposition an der Folkwang Hochschule Essen<br />

und bei Mauricio Kagel an der Musikhochschule Köln.<br />

Ständige Mitarbeit am „Theater der Klänge“ in<br />

Düsseldorf. Mehr unter www.film-sound-design.de<br />

Wie kommt man auf solche<br />

Ideen?<br />

Das Entscheidende ist, zu experimentieren,<br />

dranzubleiben, Töne aufzunehmen und<br />

auszuprobieren. Man muss dabei auch auf<br />

Rhythmus und Frequenzspektrum eingehen,<br />

Dialoge und Musik dürfen nicht beeinträchtigt<br />

werden. Jeder Einzelton deines Sound-Designs<br />

mag grauenhaft und unpassend klingen, im Gesamtklangbild<br />

aber können sie alle perfekt zur<br />

Situation passen. Die Abstimmung zwischen<br />

den Frequenzen muss stimmen.<br />

Die Harmonie zwischen Ton<br />

und Bild geht ja oft so weit, dass<br />

man sich klaglos mit filmischen<br />

Standards abfindet, etwa dass bestimmte<br />

Dinge, schnelle Bewegungen<br />

zum Beispiel, mit Sounds unterlegt<br />

sind, obwohl sie eigentlich gar<br />

keine Geräusche verursachen.<br />

Das ist ein heute gängiges Mittel, um den<br />

Zuschauer auf Details der Erzählebene zu fokussieren.<br />

Das übermäßige Reifenquietschen bei<br />

fahrenden Autos ist z.B. dadurch entstanden,<br />

dass diese hohe, schrille Frequenz des Quietschens<br />

einfach etwas Gefährliches suggeriert.<br />

Dadurch, dass er fast wie ein evolutionär eingepflanzter<br />

Warnton klingt, wird er zum dramaturgischen<br />

Element. Das ist ein schönes Beispiel<br />

dafür, dass Töne meistens im Unterbewusstsein<br />

funktionieren. Nicht zuletzt das macht<br />

sie auch so interessant.<br />

Schwerpunkt – newsletter 4/2010 19


Wenn man beim Abspann genau<br />

hinschaut, ist es nicht unwahrscheinlich,<br />

dort eine Firma aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

zu entdecken, die für den Ton verant-<br />

wortlich zeichnet. Peter Hanemann hat<br />

sich für den Newsletter in der NRW-Szene<br />

umgehört und dabei gelernt: Qualität hat<br />

seinen Preis.<br />

er wohl geschichtsträchtigste Standort der<br />

Delektronischen Musikproduktion in NRW<br />

ist die Kölner Annostrasse 86. Hier war zeitweilig<br />

das Studio für elektronische Musik des WDR<br />

untergebracht, in dem die Musik-Revolutionäre<br />

Karl-Heinz Stockhausen, Mauricio Kagel und<br />

John Cage einst mit Ringmodulatoren, Rauschgeneratoren<br />

und Rückkopplungen experimentierten.<br />

Seit 2006 ist das Gebäude in der Kölner<br />

Südstadt Domizil der Torus Filmtonpostproduktion.<br />

Die drei Geschäftsführer Stephan Colli,<br />

Falk Möller und Josef Steinbüchel wollen der<br />

Tradition der technischen Innovationen treu<br />

bleiben und haben sich deshalb im letzten<br />

Herbst eine System 5 Konsole des amerikanischen<br />

Herstellers Euphonix angeschafft. Das<br />

neue Mischpult basiert auf einem hybriden Konzept,<br />

das Filmmischkonsole und umfassende<br />

DAW-Steuerung auf der gleichen Bedienoberfläche<br />

mit 64 physikalischen Kanalzügen integriert<br />

und damit jede denkbare Arbeitsweise<br />

ermöglicht. „Damit bieten wir auch international<br />

tätigen Filmmischtonmeistern ein vertrautes<br />

Arbeitsumfeld in NRW“, verspricht Colli. Zu<br />

den bei Torus abgeschlossenen Filmprojekten<br />

gehören u.a. die Produktionen „Lebanon“ und<br />

„Wüstenblume“.<br />

In der Kölner Südstadt ist auch die 1990 von<br />

Geschäftsführer Lothar Segeler und dem im letzten<br />

Jahr verstorbenen Produzenten und Dokumentarfilmer<br />

Peter Krieg gegründete Soundvision<br />

GmbH geschichtsträchtig verortet. So konnte<br />

Wim Wenders, als er 2002 die Audiopostproduktion<br />

seines Films „Viel passiert – Der BAP-<br />

Film“ begleitete, aus dem Fenster auf das Geburtshaus<br />

von Heinrich Böll und damit eines<br />

Mentors seines Protagonisten Wolfgang Niedecken<br />

blicken. Soundvision war das erste komplett<br />

digitalisierte Tonstudio in Deutschland. Für<br />

die technische Entwicklung der letzten 20 Jahre<br />

stehen ein klassischer 35 mm-Filmprojektor<br />

und – als jüngste Anschaffung – ein weiteres<br />

Filmmischpult von Solid State Logic mit 192 Kanälen.<br />

Organisatorisch ist eine Zweigstelle in der<br />

Richmodstraße 31 hinzugekommen, wo Tonmischungen<br />

und Synchronisationen möglich<br />

sind. Zu den in diesem Frühjahr bearbeiteten<br />

Produktionen zählen u.a. „Takiye – Spur des Terrors“,<br />

der am 24. Juni das Festival Großes Fernsehen<br />

in Köln eröffnet, und „Anduni“. Ko-Geschäftsführer<br />

Tilo Busch: „Wir lassen nicht ab,<br />

unseren Kunden die Bedeutung des Tons nahezubringen.“<br />

Auch Dortmund hat seine Tonlagen, wobei<br />

die überregional mitgehörten Töne meistens<br />

20<br />

Die Filmton-Szene in NRW<br />

Geschäfte<br />

mit dem<br />

guten Ton<br />

aus den RuhrSoundStudios stammen. Das 1993<br />

von Adolf Winkelmann gegründete Unternehmen<br />

hat sich mit 400 Filmvertonungen national<br />

und international einen Namen gemacht –<br />

von „Der fliegende Holländer“ bis zu „Die Fremde“,<br />

für die die komplette Sound-Postproduktion<br />

geleistet wurde. Dafür steht u.a. ein 110<br />

Quadratmeter großes THX-zertifiziertes Mischungskino<br />

zur Verfügung. Seine sechs Studios<br />

für die Tonbearbeitung hat RuhrSound an seinen<br />

Kooperationspartner Guido Zettier vermietet<br />

(siehe Interview Seite 18). Seit März hat Ruhr-<br />

Sound mit Hans-Martin Rickers einen neuen Geschäftsführer.<br />

Zugleich ist Rickers kaufmännischer<br />

Leiter der Hürther Pictorion Das Werk<br />

GmbH, die RuhrSound 2003 gekauft hatte.<br />

Rickers bedauert, dass die Budgets für die<br />

Audiopostproduktion immer kleiner würden:<br />

„Man muss sich immer neue Dinge einfallen lassen,<br />

um die Firma am Laufen zu halten.“ Eine<br />

Aussage, der auch seine Kölner Kollegen nur zustimmen<br />

können. „Es wird immer versucht,<br />

beim Ton zu sparen“, konstatiert Busch. „Was<br />

bei den Dienstleistern ankommt, ist sehr schmalbrüstig<br />

geworden“, sagt Colli. Dabei werde bei<br />

Top-Filmen mehr, bei kleineren Filmen weniger<br />

in die Audio-Bearbeitung investiert. Es sei schier<br />

unmöglich, bei Filmen mit einem Gesamtbudget<br />

von beispielsweise einer Million mit einem<br />

Audio-Volumen von um die 35.000 Euro die gewünschte<br />

Qualität zu erreichen, konkretisiert<br />

Busch. Colli hält angesichts der Preisentwicklung<br />

gerade auf dem Fernsehmarkt die Aufrechterhaltung<br />

eines Studiobetriebs für „kaum noch finanzierbar“.<br />

Das Hauptgeschäft der 1990 gegründeten<br />

Kölner Splendid Synchron ist die Synchronisation<br />

von Kinofilmen. In ihrem Studio im Stadtteil<br />

Braunsfeld wurden u.a. die Kinofilme „Traffic“<br />

und „Gangs of New York“ synchronisiert.<br />

Inzwischen hat Splendid sein Angebot sukzessive<br />

auf den gesamten Bereich der Audio-Postproduktion<br />

ausgebaut und hält dafür u.a. zwei<br />

Mischateliers und vier Edit-Suiten vor. Geschäfts-<br />

newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />

führer Oliver Fay: „Die Studios sind technisch<br />

und akustisch für die Ton-Nachbearbeitung von<br />

Filmen ausgerichtet.“ Das gilt im Übrigen auch<br />

für den Ton-Bereich der Kunsthochschule für<br />

Medien Köln. Im Zuge des Neubaus am Filzengraben<br />

entstanden komplett neue Studios, darunter<br />

eine Filmmischregie, eine Surround-Regie<br />

und eine Stereoregie mit angeschlossenen Aufnahmeräumen.<br />

Das Equipment der Schule darf<br />

aber nur für Arbeiten von und mit Studierenden<br />

genutzt werden.<br />

Natürlich ist die Audiopostproduktion am<br />

Medienplatz Köln zum guten Teil mit TV-Formaten<br />

unterschiedlichster Art beschäftigt. So sind<br />

für Thorsten Brendel „Deutschland sucht den<br />

Superstar“ und „Das Supertalent“ tontechnische<br />

Premiumprojekte. Brendel bearbeitet mit seiner<br />

Telos Media GmbH den Audiobereich des Studio-Dienstleisters<br />

Nobeo. Dafür stehen ihm im<br />

Hürther Produktionshaus u.a. zwei feste Regien<br />

mit einem Pro Tools HD3 und jeweils 48 Audio-<br />

Eingängen zur Verfügung. Dem Vernehmen


Die Technik regiert im Tonstudio.<br />

Foto: RuhrSound Studios<br />

nach werden auch die Audio-Kapazitäten des<br />

Cologne Broadcasting Center CBC gut angenommen.<br />

Wo viel produziert wird, sind die Gerätehersteller<br />

nicht weit. Vom niederrheinischen<br />

Hamminkeln aus vertreibt Röhrenmikrofon-<br />

Papst Dirk Brauner seine weltberühmten Mikrofone<br />

VM1 und VMX. Zu seinen Kunden<br />

zählen praktisch alle Tonstudios und Rundfunk-<br />

Sender. In Lengerich am Südhang des Teutoburger<br />

Waldes betreibt Uwe Seyfert die deutsche<br />

Niederlassung der britischen Cedar Audio,<br />

die auf Audiorestauration und die Verbesserung<br />

von Sprachverständlichkeit für Filmproduktion,<br />

TV- und Radio sowie auf Audio-Forensik<br />

spezialisiert ist. Wiederum in Köln versteht<br />

sich die Niederlassung von Avid als Zugang<br />

zur Weltfirma, inklusive des Protool-Herstellers<br />

Digidesign, den Avid übernommen hat.<br />

Auch der Mischpult-Hersteller Euphonix gehört<br />

seit kurzem zu Avid.<br />

Die Foley-Stage im Studio von SoundVision. Foto: SoundVision<br />

ie vielleicht schönste Würdigung erfuhr der<br />

DBerufsstand des Geräuschemachers (international<br />

auch Foley Artist) 1975 in „Monty Python<br />

and the Holy Grail“, in dem der von Terry<br />

Gilliam gespielte Knecht Patsy seinem pferdelosen<br />

Herrn kokosnussklappernd hinterherläuft<br />

und ihn so zumindest akustisch in einen<br />

stattlichen Reiter verwandelt. Diese Szene, nach<br />

der der deutsche Verleih damals gleich den ganzen<br />

Film benannte („Die Ritter der Kokosnuss“),<br />

weist über den gelungenen Gag hinaus auch<br />

auf einen großen Vorzug der Geräuschemacher:<br />

Sie sparen der Produktion Geld. Zwar<br />

nicht in dem Sinne, dass die Produktion gleich<br />

auf Pferde verzichten kann (was bei Monty Python<br />

tatsächlich Anlass des Gags war), sondern<br />

ganz konkret dadurch, dass besonders in Actionsequenzen<br />

oder komplizierten Außendrehs<br />

am O-Ton gespart werden kann.<br />

Eine Szene lässt sich grundsätzlich auf drei<br />

Wegen vertonen: mit Originalton, mit Hilfe digitaler<br />

Soundkonserven oder mittels eigens in<br />

der Foley Stage kreierten Sounds. „Wenn es einen<br />

O-Ton gibt und er zu gebrauchen ist, dann<br />

wird er in der Regel auch verwendet“, sagt Dieter<br />

Hebben, seit 18 Jahren Geräuschemacher<br />

mit Foley Stage in den Räumen der Kölner<br />

SoundVision. Weil es aber viel zu aufwändig ist,<br />

jedes Geräusch in der nötigen Qualität aufzunehmen,<br />

und zudem zusätzlich Sounds erfunden<br />

werden müssen, wird in der Postproduktion<br />

nachgeholfen mit Tönen aus dem Archiv<br />

oder vom Geräuschemacher. Dass letzterer bei<br />

dieser Aufgabe der Produktion eine Menge Geld<br />

sparen kann, hat vor allem einen Grund: „Der<br />

Geräuschemacher arbeitet synchron zum Bild“,<br />

erklärt Dieter Hebben, „wodurch er nicht nur<br />

authentischer, sondern auch viel schneller arbeiten<br />

kann.“ Geht es um die Vertonung von<br />

Schritten beispielsweise –<br />

und bei einem 90-minütigen<br />

Kinofilm kommen eine<br />

Menge davon zusammen –<br />

„kann der Foley Artist syn-<br />

Dieter Hebben,<br />

Foto: privat<br />

chron zum Bild umgehend<br />

die Atmosphäre umsetzen,<br />

einen Ausfallschritt einbau-<br />

en, wenn benötigt, oder ein Schlurfen und Stolpern“.<br />

Schritte jeglicher Art gehören zum Standard<br />

eines Geräuschemachers, alle nötigen und<br />

denkbaren Untergrunde dafür hält die Foley Stage<br />

für ihn bereit.<br />

Ungezählte Variationen von Schritten und<br />

zahllose andere Sounds sind natürlich auch auf<br />

CD-Sammlungen oder in Internetarchiven erhältlich.<br />

Bis die ein Sound-Designer aber unter<br />

Berücksichtigung aller spezifischen Erfordernisse<br />

der Szenen passgenau angelegt hat, vergeht<br />

leicht dreimal so viel Zeit wie der Foley Artist für<br />

die Umsetzung benötigt. Liegt bei diesem Beispiel<br />

also der Vorteil eindeutig beim Geräuschemacher,<br />

hat er andere seiner einstigen Standards<br />

allerdings an digitale Archive bzw. den O-Ton<br />

verloren: „Türen zum Beispiel werden heute so<br />

Die berühmten Kokosnüsse, die<br />

das Klappern von Hufen nachahmen,<br />

sind wohl die bekanntesten<br />

Requisiten von Geräuschemachern.<br />

Aber wie sieht die Zukunft dieses<br />

Handwerks aus in einer Zeit, in der<br />

digital fast alles möglich scheint?<br />

Die Zukunft der Geräuschemacher<br />

Ton<br />

von Hand<br />

oder vom<br />

Band?<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

gut wie immer vom Sound-Designer angelegt,<br />

Autotüren ganz besonders.“<br />

Dass die Auftragslage insgesamt zurzeit<br />

„nicht so berauschend“ aussehe, hat aber vielfältige<br />

Gründe. Die IT-Bänder etwa, also die internationale<br />

Tonfassung von US-Fernsehfilmen<br />

und -serien, haben sich laut Hebben derart verbessert,<br />

dass sie in Deutschland nicht wie früher<br />

noch einmal neu hergestellt werden müssen,<br />

während wiederum bei deutschen Produktionen<br />

das IT-Band immer seltener automatisch<br />

gleich mit in Auftrag gegeben wird. Trotz solcher<br />

Schwierigkeiten stellt aber gerade im Spielfilmbereich<br />

genau wie im Animations- und Dokumentarfilm<br />

der Foley Artist ein unverzichtbares<br />

kreatives Rad im Getriebe der Ton-Postproduktion<br />

dar. Die Digitalisierung der Tonarchive<br />

hat das Finden und den Zugriff auf Sounds wesentlich<br />

vereinfacht. Den kreativen Prozess aber,<br />

der ein genaues Anpassen einzelner generierter<br />

Geräusche auf die atmosphärischen Bedürfnisse<br />

eines Bildes verlangt, können auch digitale<br />

Tools nicht verbessern, wenn die Qualität<br />

nicht leiden soll.<br />

So gesehen macht sich Dieter Hebben gegenüber<br />

der digitalen Konkurrenz nicht die<br />

größten Sorgen. Viel lieber zeigt er, mittlerweile<br />

seit zehn Jahren schon, auch auf der Bühne<br />

vor großem Publikum, wozu Geräuschemacher<br />

fähig sind. „Fang den Mörder“ heißt die Show,<br />

in der er in einer Art Live-Hörspiel Krimistück<br />

vertont – wenn auch meist ohne Kokosnüsse.<br />

Schwerpunkt – newsletter 4/2010 21


Seit über 15 Jahren fördert die <strong>Filmstiftung</strong> NRW neben dem Film auch das Hörspiel. Da liegt es nahe, sich im Ton-Schwerpunkt auch mit dem<br />

Sound im Hörspiel zu beschäftigen. Der Kölner Filmkritiker Frank Olbert ist einer der wenigen, der sich in beiden Bereichen auskennt. Für uns<br />

hat er genau hingehört, wozu Radiokunst einst fähig war und warum sie es heute schwerer hat.<br />

örspiele sind wie Stummfilme, bloß umge-<br />

Hkehrt, heißt es in Urs Widmers Radiokomödie<br />

„Stan und Ollie in Deutschland“. Da ist etwas<br />

dran. Hörspiele ohne Ton wären keine, und<br />

doch meinen wir nicht das konventionelle Konversationsstück,<br />

wenn wir vom Sound im Hörspiel<br />

sprechen. Sound ist die von der Sprachsemantik<br />

abgekoppelte Dimension der Radiokunst,<br />

er betont den Materialcharakter des Gehörten<br />

und den Vorgang des Hörens selbst.<br />

Interessanterweise liegen die Ursprünge des<br />

Sounds im Hörspiel im Kino. Während das herkömmliche<br />

Hörspiel der 20er Jahre zunächst im<br />

Wesentlichen akustisches Theater war, das ein<br />

Geräuschemacher mit tönender Kulisse umgab<br />

– wohlgemerkt live gesendet und nur in Ausnahmefällen<br />

auf Wachsplatten konserviert –,<br />

standen mit dem Aufkommen des Tonfilms<br />

plötzlich neue Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

Kein anderer als der Filmemacher Walter Ruttmann<br />

war es, der in diesem neu erschlossenen<br />

akustischen Raum experimentierte: Nach dem<br />

Vorbild seines legendären Films „Sinfonie einer<br />

Großstadt“ schuf er das knapp halbstündige<br />

Hörstück „Weekend“ – die Chronik eines Wochenendes<br />

in Berlin in Geräuschschnipseln, nach<br />

dem neuen Montageprinzip musikalisch-rhythmisch<br />

arrangiert. Der Hörer erlebt gleichsam einen<br />

akustischen Film, in dem Sprachfetzen, der<br />

Sound der Metropole, Motorengeheul und das<br />

Freizeitgejohle am Wannsee in rasendem Tempo<br />

vorüberziehen.<br />

Das Vorbild für solch neuartige Versuche<br />

wiederum waren Eisensteins Filme und die<br />

Soundartisterie der italienischen Futuristen um<br />

Tomaso Marinetti. Diese hatten Geräuschma-<br />

22<br />

Der Sound im Hörspiel<br />

Aufbruch war gestern<br />

VON FRANK OLBERT<br />

schinen gebaut, so genannte Intona Rumori, die<br />

Umweltgeräusche zugleich imitierten und musikalisierten.<br />

Ziel dieser Experimente war es, Musik<br />

nicht nur im Konzertsaal zu zelebrieren, sondern<br />

in allem Hörbaren musikalische Qualitäten<br />

zu entdecken.<br />

Faschismus und Krieg setzten dieser fruchtbaren<br />

Epoche ein Ende. Nun war das Hörspiel<br />

wieder auf seine theatralischen, appellativen<br />

Funktionen zurückgedrängt und diente auf der<br />

semantischen Ebene weitgehend der Propaganda.<br />

Erst nach 1945 entstanden wieder Soundlaboratorien,<br />

die das Hören als besondere Form<br />

sinnlicher Wahrnehmung emanzipierten. Vor allem<br />

Frankreich nahm eine führende Rolle in dieser<br />

Hinsicht ein: Pierre Schaefer und Pierre Henry<br />

schufen die Musique Concrète, die den Vorsatz<br />

wieder aufgriff, die Musik aus ihrem feierlichen,<br />

bürgerlich-restriktiven Kontext hinaus in<br />

die Wirklichkeit zu katapultieren. Im Gegensatz<br />

zu den italienischen Intona Rumori wurden nun<br />

aber keine mechanischen Apparaturen gebaut,<br />

um einen neuen Klangkosmos zu erschließen.<br />

Nun feierte das Zeitalter der Elektronik Trium-<br />

Blick in die Torus-Tonstudios. Foto: Torus<br />

phe, der Siegeszug der Tonbandmaschinen hatte<br />

begonnen.<br />

Die Protagonisten der Musique Concrète<br />

waren zugleich Komponisten von akustischem<br />

Alltagsmaterial wie auch Ingenieure. Sie hantierten<br />

mit Filtern und Verzerrern, sie experimentierten<br />

mit verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

ihrer Tonbandmaschinen, die sozusagen ihr Orchester<br />

waren. Das Ergebnis war eine elektronische<br />

Soundart zwischen Musikmelodie und<br />

Umweltrhythmus.<br />

Deutschland tat sich nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg schwer, Anschluss an diese Avantgarde<br />

akustischer Innovation zu finden. Hier<br />

herrschte die Dramaturgie der „Inneren Bühne“,<br />

deren Meister der Autor Günter Eich mit magisch-poetischen<br />

Sprachhörspielen waren.<br />

Sound diente hier nur, wenn überhaupt, als Diener<br />

des Wortes.<br />

Erst Ende der 60er Jahre fand er aus diesem<br />

Nischendasein heraus. Die Konkrete Poesie hatte<br />

begonnen, das Wort selbst zu musikalisieren<br />

(Jandls „schtzngrm“), während sich auf der anderen<br />

Seite Komponisten dem Hörspiel näher-<br />

newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />

ten: Vor allem Köln wurde geradezu zu einem<br />

Zentrum für Soundart, denn hier leitete der nach<br />

allen Seiten offene Dramaturg Klaus Schöning<br />

das Hörspielstudio beim Westdeutschen Rundfunk,<br />

welches er später zum Studio Akustische<br />

Kunst umwidmete. Hier schuf John Cage sein<br />

„Roaratorio“, in das er sämtliche Geräusche in<br />

einen Sound-Strom einfließen ließ, die in James<br />

Joyce’ „Finnegans Wake“ erwähnt werden. Hier<br />

testete Mauricio Kagel das Hörspiel als „Aufnahmezustand“<br />

aus, hier fanden Soundartisten,<br />

Konkrete Poeten und musikalische Neutöner aus<br />

aller Welt eine akustische Heimat.<br />

Man muss leider feststellen, dass diese überaus<br />

lebendige Szene in der heutigen Radio- und<br />

Hörspiellandschaft nicht mehr willkommen<br />

scheint. Unter dem auch kommerziellen Druck<br />

der Hörbücher sind die Dramaturgien zur Verhörspielung<br />

vorhandener Literatur übergegangen<br />

– Sound ist hier nur Beiwerk, GeräuschiIllustration,<br />

Musik akustisches Schmiermittel. In<br />

der Behandlung eines emanzipierten Sounds ist<br />

das Hörspiel tatsächlich zum Stummfilm geworden.


eim Spielfilm, in der Liebe und im<br />

BKrieg ist alles erlaubt. Um den eigenen<br />

Stoff perfekt für die Leinwand umsetzen<br />

zu können, sind alle Register filmischer<br />

Kreativität zugelassen, solange sie<br />

der Erzählung dienen und die Glaubwürdigkeit<br />

des Stoffes nicht verliert, sondern<br />

gewinnt. Dass, um dieses Ziel zu erreichen,<br />

auf der Bildebene manipuliert wird,<br />

ist spätestens seit Georges Méliès akzeptiert<br />

und im digitalen Zeitalter zum Alltag<br />

geworden. Auch Manipulationen auf der<br />

Tonebene werden weder heute noch vor<br />

achtzig Jahren grundlegend hinterfragt:<br />

Ob nun Johnny Weissmuller seinen be-<br />

rühmten Tarzanschrei 1932 wirklich selbst<br />

intoniert hatte, wie von ihm bis zum<br />

Schluss behauptet, oder ob es sich dabei<br />

doch um das erste markenbildende<br />

Sound-Design handelt, war schon damals<br />

eher eine Frage trivialer Neugier denn moralischer<br />

Sorge darüber, manipuliert worden<br />

zu sein.<br />

Vor allem bei Dialogpassagen entscheidet<br />

man sich heute im Spielfilm meist<br />

immer erst für den Originalton. „Das Spiel<br />

beim Dreh ist fast immer besser als im Studio,<br />

authentischer und auch seitens der<br />

Akustik meist brauchbarer“, erklärt Tilo<br />

Busch, Geschäftsführer des Kölner Sound-<br />

Vision Tonstudios. Auch auf dem Gebiet<br />

der Geräusche, wie Foley Artist Dieter<br />

Hebben auf Seite 21 bestätigt, nimmt<br />

man, wenn möglich, immer gerne den O-<br />

Ton. Entscheidungen wie diese, ob und<br />

wann Originalton oder irgendwelche anderen<br />

Quellen verwendet werden sollen,<br />

werden aber eindeutig aufgrund ästhetischer<br />

oder auch dramaturgischer Erwägungen<br />

getroffen.<br />

Beim Dokumentarfilm sieht die Sache<br />

anders aus. Hier spielt wesentlich deutlicher<br />

auch eine grundlegende Philosophie<br />

der Filmemacher eine Rolle, was genau<br />

Dokumentarfilm „darf“ und was nicht.<br />

Muss man die Wirklichkeit nicht nur bildlich,<br />

sondern auch den Ton betreffend im<br />

Rahmen der medialen Möglichkeiten so<br />

originalgetreu wie möglich spiegeln? Oder<br />

darf ein Dokumentarfilm mit gleicher Be-<br />

rechtigung durch ästhetischen Eingriff Teile<br />

der Wirklichkeit unterstreichen, andere<br />

weglassen oder verändern und damit<br />

in das Gesamtbild eingreifen?<br />

„Ein Film sollte nicht nur über den<br />

Kopf funktionieren, sondern auch über<br />

das Herz“, sagt Christel Fomm, Geschäftsführerin<br />

der Kölner Gruppe 5 Filmproduktion.<br />

„Und gerade der Ton kann im besonderen<br />

Maße emotionalisieren und Akzente<br />

setzen. Dramaturgisch wirkt er fast<br />

mehr als das Bild.“<br />

Mit Produktionen wie der zehnteiligen<br />

Dokumentation „Die Deutschen“, 2009<br />

nominiert für den Deutschen Fernsehpreis,<br />

oder „Sturm über Europa: Die Völkerwanderung“<br />

hat die Gruppe 5 Filmproduktion<br />

seit den 1990er Jahren einen Stil des<br />

Dokumentarischen etabliert, der sich vieler<br />

Elemente aus dem Spielfilmbereich bedient.<br />

Reenactments, Interviews und inszenierte<br />

Szenen reihen sich an rein dokumentarische<br />

Bilder, aufwändiges<br />

Soundeffektdesign an kargen Originalton,<br />

eine gestaltete Szene an belassene Naturaufnahmen.<br />

Toneffekte, Musik, Sprache:<br />

Die Dokumentationen der Gruppe 5 Filmproduktion<br />

schöpfen aus dem Vollen der<br />

akustischen und visuellen Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

um zu pointieren und zu<br />

emotionalisieren. „Die Abwechslung ist<br />

mir wichtig“, sagt Christel Fomm, gerade<br />

das Nebeneinander der Möglichkeiten.<br />

Ein pausenloses und einseitiges Effektgewitter<br />

möchte sie dabei ausdrücklich vermeiden,<br />

trotzdem sieht der Ansatz der<br />

Gruppe 5 auch im Soundbereich deutliche<br />

Eingriffe ins dokumentarische Material<br />

vor.<br />

„Wir versuchen, Effekte zu vermeiden,<br />

Künstlichkeit zu vermeiden“, sagt dagegen<br />

der Mülheimer Filmemacher Rainer<br />

Komers. Seine Filme wie „Nome Road System“<br />

(Deutscher Kurzfilmpreis 2004),<br />

„Kobe“ oder jüngst „Milltown, Montana“<br />

sind komponiert aus einzelnen Bildpanelen.<br />

Sie verfügen weder über extradiegetische<br />

Musik, das heißt, Musik, die dramaturgisch<br />

nicht im Bild verankert ist, noch<br />

über Sprache, sind dafür aber unterlegt<br />

mit sorgfältig gemischtem Originalton.<br />

„Wir benutzen ausschließlich bildsynchronen<br />

Ton“, erklärt Komers seine Arbeitsweise.<br />

Das bedeutet, dass jedes Einzelbild ausnahmslos<br />

lediglich mit jenem O-Ton unterlegt<br />

ist, der zum exakt selben Augenblick<br />

wie das Bild aufgenommen wurde.<br />

Sound-Design in irgendeiner Form kommt<br />

in den Dokumentarfilmen von Rainer Komers,<br />

die sich in den letzten Jahren in der<br />

beschriebenen Stilistik jeweils einem spezifischen<br />

Ort genährt haben, nicht zum<br />

Einsatz. Der Zuschauer spüre, sagt er, dass<br />

nicht getrickst und nicht manipuliert würde.<br />

Sein konsequent puristischer Ansatz<br />

Dass der Dokumentarfilm eins zu eins die Wirklichkeit abbildet, glaubt schon lange<br />

niemand mehr. Aber was ist mit dem Ton in der Doku? Muss nicht wenigstens der echt und<br />

unverfälscht sein? Oliver Baumgarten hat nachgefragt.<br />

O-Ton und Sound-Design im Dokumentarfilm<br />

Die Wirklichkeit<br />

hören<br />

entwickelt durch diese kongruente Verbindung<br />

von Bild und Ton einen enormen<br />

atmosphärischen Sog: „Für viele ist es, als<br />

ob sie beim Schauen selbst an den gezeigten<br />

Orten seien.“ Rainer Komers’ Filme<br />

sind, ähnlich auch wie Philip Grönings<br />

„Die große Stille“, durch ihr Bild- und Tonkonzept<br />

von einer Authentizität geprägt,<br />

die sich im größtmöglichen Maße eines<br />

Kommentars entzieht.<br />

Dokumentarische Konzepte hingegen,<br />

die von Inszenierung und Gestaltung<br />

leben, seien es die Arbeiten der Gruppe<br />

5 oder auch Dokumentarfilme wie Pepe<br />

Danquarts „Höllentour“, der dem<br />

Sound-Design ein Großteil seiner Wirkung<br />

verdankt, wollen kommentieren und zuweilen<br />

auch eine Meinung transportieren.<br />

Sie begreifen Wirklichkeit als subjektives<br />

Erleben und haben mit der Inszenierung<br />

eine stimmige ästhetische Entsprechung<br />

für diese Haltung gefunden.<br />

Dem Dokumentarischen schaden weder<br />

diese Diversität der Ansätze noch<br />

grundsätzlich die größer gewordenen<br />

Möglichkeiten, den Sound für seine Ziele<br />

zu nutzen – ganz im Gegenteil. Ob Originalton<br />

oder Sound-Design: „Wichtig ist<br />

die Konsequenz im Tonkonzept“, sagt Tilo<br />

Busch. „Überzeugend, vor allem wegen<br />

heutiger Hörgewohnheiten, bleibt am Ende<br />

jenes Konzept, das dem Film dient.“<br />

Und, möchte man hinzufügen, das<br />

dem jeweiligen Ansatz dient: Wirklichkeit<br />

spiegeln oder Wirklichkeit modellieren.<br />

Berühmte letzte Worte:<br />

der Wilhelmsschrei<br />

Ein Schrei geht<br />

um die Welt<br />

LENA KRAAN<br />

s ist immer derselbe Schrei und der geht so: „Aa-<br />

Eaarrrgghhhhhh…“. Fast jeder wird diesen lang gezogenen Männerschrei<br />

schon in einem Film gehört haben, aber nur wenige können<br />

ihn als den Running Gag unter den amerikanischen Sound-<br />

Insidern identifizieren. Seit den 1970er Jahren ist der so genannte<br />

Wilhelmsschrei ein legendärer Soundeffekt, den Kenner<br />

bis heute in zahlreichen US-Produktionen entdecken. Angefangen<br />

bei Western mit John Wayne und Burt Reynolds<br />

bis zu den aktuellen Hollywood-Blockbustern „Iron Man 2“,<br />

„Spiderman“ oder „The Simpsons“ – die Filmografie des<br />

Schreis umfasst eine stattliche Liste von mindestens 200 Titeln.<br />

Seine Popularität entstand, nachdem der Schrei in „Krieg<br />

der Sterne“ ertönte und damit in etlichen Klangarchiven der<br />

Traumfabrik landete.<br />

Die Entstehung des Running Gags als Wilhelmsschrei liegt<br />

in den 50ern, die Entdeckung Anfang der 70er Jahre. Zwei<br />

Filmstudenten aus Kalifornien, Ben Burtt und Richard Anderson,<br />

entdeckten ihn im<br />

Soundarchiv von Warner<br />

Brothers und verfolgten<br />

seine Geschichte bis Gordon<br />

Douglas’ „Der brennende<br />

Pfeil“ von 1953 zurück,<br />

in dem er gleich dreimal<br />

zu vernehmen ist. Ein<br />

Nebendarsteller namens<br />

Wilhelm wird von einem<br />

Pfeil ins Bein getroffen und<br />

schreit „Aaaarrrgg<br />

hhhhhh…“ – die vermeintliche<br />

Geburtsstunde<br />

des Wilhelmsschreis. Ursprünglich<br />

aber stammt<br />

der Schrei, so findet Ben<br />

Burtt später heraus, wahrscheinlich<br />

aus „Die Teufelsbrigade“<br />

mit Gary Co-<br />

oper von 1951. Soldaten<br />

waten durch einen Fluss in<br />

den Everglades, einer wird<br />

von einem Krokodil gebissen<br />

und schreit schmerz-<br />

Harrison Ford in „Indiana Jones und<br />

das Königreich des Kristallschädels“:<br />

Auch hier ertönt der Wilhelmsschrei.<br />

Foto: Paramount<br />

verzerrt, während er im Todeskampf unter Wasser gezogen<br />

wird. Doch es ist nicht der Schrei des Schauspielers, sondern<br />

einer, der im Tonstudio entstanden ist – und zwar von dem<br />

Schauspieler und Sänger Sheb Wooley, der starb, ohne jemals<br />

etwas von der beispiellosen Karriere seines Schreis zu<br />

erfahren.<br />

In den darauf folgenden Jahren verhalfen Burtt und Anderson,<br />

die als Pioniere auf dem Gebiet des Filmsounds gelten,<br />

dem Wilhelmsschrei zu seinem Ruhm, indem sie ihn in<br />

ihren Filmen, darunter „Krieg der Sterne“, „Poltergeist“ und<br />

„Die Jäger des verlorenen Schatzes“, verwenden. Über 20<br />

Jahre lang kommt der Schrei in allen „Indiana Jones“ und<br />

„Krieg der Sterne“-Filmen vor. Und auch in „Madagaskar“,<br />

„Planet der Affen“ und „Batmans Rückkehr“ setzt Anderson<br />

den Schrei ein. Die Filmografie umfasst ebenfalls die Werke<br />

der Kultregisseure Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“,<br />

„Kill Bill“ und „Reservoir Dogs“) und Peter Jackson („Herr der<br />

Ringe“ und „King Kong“). Mittlerweile nutzen die Entdecker<br />

selbst den Schrei nicht mehr, weil er kein Geheimnis mehr<br />

ist und mittlerweile sogar schon einen eigenen Wikipedia-<br />

Eintrag besitzt. Falls es ein vergleichbares Phänomen im deutschen<br />

Film gibt, ist das bisher erfolgreich ein Geheimnis unter<br />

Kennern geblieben, das diese gut hüten.<br />

Eine Kompilation der Wilhelmsschreie ist auf you tube zu<br />

finden unter www.youtube.com/ watch?v=4YDpuA90KEY<br />

Schwerpunkt – newsletter 4/2010 23


Der Rekordbeobachter<br />

Mit Axel Milberg in der Hauptrolle dreht<br />

Zeitsprung Entertainment ab Ende Juni in<br />

Finnland und an zwei Tagen auch in Köln den<br />

Fernsehfilm „Der Rekordbeobachter“ (AT).<br />

Jan Cronauer schrieb das Buch über Marvin<br />

Feldmann (Milberg), einen Rekordbeobachter<br />

für das Buch der Rekorde. Als er den Auftrag bekommt,<br />

auf einer finnischen Insel den Rekordversuch<br />

des kleinen Elias zu betreuen, ist er alles<br />

andere als begeistert. Auslandsreisen und<br />

Kinder mag er nicht. Doch die Insulaner sind so<br />

Tatort Münster: Gutsherrenart<br />

Kung Fu Mama –<br />

Agentin mit Kids<br />

Bis zum 28. Juli sollte man in NRW alleinerziehenden<br />

Müttern vorsichtig begegnen: Dreamtool<br />

Entertainment dreht vor allem an Rhein<br />

und Ruhr seit dem 10. Juni für RTL (Redaktion:<br />

Sascha N. Mürl, Barbara Thielen) das<br />

TV-Movie „Kung Fu Mama – Agentin mit<br />

Kids“. Die Action-Komödie erzählt vom ersten<br />

Auftrag für die sexy Top-Agentin Nina Wenzel.<br />

Eine alleinerziehende Mutter, die nach fünf Jahren<br />

Familienpause wieder in den Undercover-<br />

Dienst zurückkehrt, um mit jeder Menge turbu-<br />

Ritter Rost<br />

Der Kinderbuch- und Musicalstar Ritter Rost<br />

macht sich auf, auch die Kinoleinwand zu erobern.<br />

In dem Animationsfilm der Caligari Entertainment<br />

(Produzenten: Gabriele M.<br />

Walther und Alexander Isadi) mit dem<br />

ZDF droht Ritter Rost sein geliebtes Burgfräulein<br />

Bö zu verlieren. Der Titelheld, der es sonst<br />

lieber stressfrei und bequem liebt, wächst über<br />

sich hinaus und befreit mit dem kleinen Feuer-<br />

stolz auf Elias, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung<br />

setzen, um Marvin bis zu einem geglückten<br />

Rekordversuch in Finnland zu halten.<br />

Auf der Insel gestrandet, lernt Marvin, sich von<br />

seinen Vorurteilen zu verabschieden und findet<br />

in Elias etwas, das er aus seinem deutschen Alltag<br />

nicht mehr kennt: einen Freund.<br />

Für Zeitsprung Entertainment (Produzenten:<br />

Ica und Michael Souvignier) und<br />

ARD Degeto setzt Regisseurin Karola Hattop<br />

das Projekt gemeinsam mit Kameramann<br />

Hermann Dunzendorfer in Szene.<br />

Zeitsprung Entertainment, Tel. (0221)<br />

9498020; info@zeitsprung.de<br />

Ausnahmsweise keine Jahreszeit, sondern die Spargelzeit bestimmt den Dreh des neuen Münster-<br />

Tatorts „Gutsherrenart“ vom 8. Juni bis zum 7. Juli in Köln, Münster und Umgebung: Bei einem<br />

seiner nächtlichen Raubzüge auf einem Spargelfeld vor den Toren der Stadt Münster stolpert<br />

Vadder Thiel über den Leichnam einer Frau. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die Ehefrau<br />

des örtlichen „Spargelkönigs“ Martin Pütz, der mit seiner 16-jährigen Tochter Julia auf dem angrenzenden<br />

Spargelhof wohnt. Beschämt über das unrechtmäßige Verhalten seines alten Herrn beginnt<br />

Hauptkommissar Frank Thiel mit den Ermittlungen. Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />

produziert den Tatort von Autor Jürgen Werner (Idee: Peter Zingler) für den WDR<br />

(Redaktion: Anke Krause). Die Regie hat Manfred Stelzer, hinter der Kamera steht Michael<br />

Wiesweg. Die Darsteller des ermittelnden Duos, Axel Prahl und Jan Josef Liefers, werden<br />

unterstützt von Friederike Kempter, Chistine Urspruch, Mechthild Großmann und<br />

Claus D. Clausnitzer.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Das Vermächtnis<br />

der Arche<br />

Unter der Regie von Tobi Baumann laufen<br />

seit dem 15. April die Dreharbeiten zum RTL-<br />

Event-Movie „Das Vermächtnis der Arche”<br />

(AT). Neben Stephan Luca spielen die französische<br />

Darstellerin Julia Molkhou, Michael<br />

Gwisdek, Jean-Yves Berteloot und Hilmi<br />

Sözer.<br />

Von Istanbul geht es zu weiteren internationalen<br />

Drehorten nach Kappadokien und Ita-<br />

24<br />

lenter Action, zwischen Kindergarten und Kalaschnikow,<br />

die Welt zu retten. Dabei darf Nina<br />

ihre frische Liebe trotz Doppelleben nicht aus<br />

den Augen verlieren. Unter der Regie von Simon<br />

X. Rost, der zusammen mit Derek<br />

Meister auch das Buch schrieb, spielen Claudia<br />

Hiersche, Ben Braun, Alexander<br />

Radszun, Tobias Kasimirowicz, Miquel<br />

Wansing, Sergey Kalantay, Masha Tokareva<br />

und Tim Seyfi. Die Kamera führt Jochen<br />

Stäblein.<br />

Dreamtool Entertainment,<br />

Tel. (089) 41119090;<br />

info@ dreamtool.de<br />

drachen Koks an seiner Seite nicht nur Bö, sondern<br />

gleich das ganze Königreich Schrottland<br />

aus den Klauen eines bösen Ritters. Regisseur<br />

Thomas Bodenstein inszeniert das Trickfilmabenteuer<br />

nach einem Buch von Mark Slater<br />

und Gabriele M. Walther. Teile der Postproduktion<br />

werden die ibt studios in Bonn übernehmen.<br />

Caligari Film- und Fernsehproduktions<br />

GmbH, Tel (089) 54809512;<br />

m.hamann@caligari-film.de<br />

lien. In Deutschland wird in München und NRW<br />

voraussichtlich bis zum 18. Juni gedreht, davon<br />

13 Tage in Köln. „Das Vermächtnis der Arche”<br />

(AT) ist eine Produktion der all-in-production<br />

GmbH (Produzentin: Annette Reeker).<br />

Das Drehbuch nach dem Roman „Visus“ von<br />

Richard Hayer stammt von Arne Sommer.<br />

Die Redaktion liegt bei Sascha Mürl (RTL) unter<br />

der Leitung von Barbara Thielen (RTL).<br />

all in production,<br />

Tel. (089) 189081900;<br />

info@all-in-production.de<br />

Am Set von „Cloudcluster“:<br />

Vorbereitungen zu einer<br />

Szene auf dem Friedhof.<br />

Foto: Felix Keuck/Toccata Film<br />

Cloudcluster<br />

Die Filmstadt Münster<br />

war bis zum 5. Juni Tatort<br />

des Drehs zum Debütfilm<br />

der Regisseurin Pia<br />

Strietmann. Für „Cloudcluster“ kehrte sie<br />

zurück in ihre Heimatstadt. Der Kinospielfilm,<br />

den Alpha Medienkontor 2011 verleihen<br />

wird, erzählt von der Familie Dewenter: Vater<br />

Christian stürzt sich von einer Affäre in die andere,<br />

Sohn Lars hat nach der Schule die Flucht<br />

nach Berlin ergriffen, und die pubertierende<br />

Tochter Elaine gibt sich gänzlich uninteressiert.<br />

Nur Mutter Andrea versucht unermüdlich, das<br />

Auseinanderdriften der Familie zu verhindern.<br />

Als sie unerwartet bei einem Autounfall stirbt,<br />

Johnny Kühlkissen<br />

Anfang Juni konnte Regisseur Andi Rogenhagen<br />

nach 28 Drehtagen – davon 25 in Marl<br />

und Umgebung – die Aufnahmen zu seiner Familienkomödie<br />

„Johnny Kühlkissen“ beenden.<br />

Nach seinem eigenen Buch erzählt der Film<br />

von der 17-jährigen Eva, die am Tourette-Syndrom<br />

leidet und nur im Kreis ihrer Familie glücklich<br />

ist. Als der Vater seinen Job verliert, gerät<br />

die familiäre Balance aus dem Gleichgewicht,<br />

zusehends scheint alles ins Chaos zu kippen.<br />

Hauptdarstellerin Jasna Bauer ist die Neu-<br />

Entdeckung des Projekts und konnte sich in einem<br />

intensiven Casting-Prozess für ihre erste Kino-Hauptrolle<br />

durchsetzen. Waldemar Kobus<br />

und Victoria Trauttmansdorff spielen<br />

ihre Eltern. Mit Stefan Kurt als Onkel Ber-<br />

Sponsoring<br />

A Dangerous<br />

Method<br />

Noch bis Ende Juni findet ein Gipfeltreffen der Psychoanalyse<br />

in Köln statt: Die Rivalitäten zwischen<br />

den beiden berühmtesten Traumdeutern Jung<br />

und Freud sind Thema von David Cronenbergs<br />

neuestem Film „A Dangerous Method“,<br />

der über insgesamt sechs Wochen in<br />

NRW gedreht wird. Das Kinodrama handelt von<br />

der Beziehung des Nachwuchs-Psychiaters Carl<br />

Gustav Jung, seines Mentors Sigmund<br />

Freund und Sabina Spiegelrein, einer ge-<br />

gerät das Leben der drei Hinterbliebenen aus<br />

den Fugen. In den Hauptrollen sind Max Riemelt,<br />

Götz Schubert, Mathilde Bundschuh<br />

und Lena Stolze zu sehen. Die Produktion<br />

der Toccata Film (Produzenten: Fritz<br />

Böhm und Sven Nuri) in Koproduktion mit<br />

dem WDR, dem BR und der Esperanto Entertainment<br />

wurde an 34 Drehtagen komplett<br />

in Münster realisiert.<br />

Toccata Film, Tel. (089) 45222230;<br />

info@toccata-film.com<br />

nie, Renate Delfs als Oma, Traute Hoess<br />

als Psychologin und Falk Rockstroh als Bankdirektor<br />

ist die Komödie auf den Punkt besetzt.<br />

Für Gastauftritte konnten zudem die Hamburger<br />

Hip-Hop-Größe Das Bo und Publikumsliebling<br />

Nora Tschirner gewonnen werden. Ralf<br />

Mendle führte die Kamera. Als Produzenten<br />

zeichnen Wüste Film und Wüste Film<br />

West verantwortlich. Auf Senderseite sind<br />

NDR und Arte mit an Bord. Den Verleih übernimmt<br />

Farbfilm, der diese „anarchische, überdrehte,<br />

unbändige und zartfühlende Komödie<br />

über Liebe, Toleranz und die vielleicht verrückteste<br />

Krankheit der Welt“ 2011 in die Kinos bringen<br />

will.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wuestefilm-west.de<br />

Anfang Juli beginnen die Dreharbeiten zu „Sponsoring“ in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und Paris. Juliette<br />

Binoche spielt in dem neuen Film der polnischen Regisseurin Malgorzata Szumowska,<br />

die in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> bereits ihren Kinofilm „Leben in mir“ gedreht hat, die Journalistin<br />

Anne, die an einem Artikel über junge Frauen arbeitet, welche ihr Studium mit Prostitution finanzieren.<br />

Anne, selbst beruflich erfolgreich und gesellschaftlich etabliert, trifft auf Alicija und Charlotte,<br />

die ihr Hintergrundinformationen geben. Doch anstatt Not und Elend zu finden, wird ihr klar,<br />

dass der Antrieb der beiden Frauen die Flucht vor der eigenen Herkunft ist, um im schicken und<br />

teuren Paris dazu zu gehören. Und das um jeden Preis. In weiteren Rollen sind Anais Demoustier,<br />

Joanna Kulig und Luis-Do de Lencquesaing zu sehen. Gedreht werden soll die europäische<br />

Koproduktion, die von Slot Machine mit der Kölner und polnischen Niederlassung<br />

von Zentropa realisiert wird, an insgesamt 13 Drehtagen in NRW. Für das Kinodrama schrieb Szumowska<br />

gemeinsam mit Tine Byrckel das Drehbuch.<br />

Zentropa International Köln, Tel. (0221) 977799-0; office@painunlimited.de<br />

newsletter 4/2010 – Dreharbeiten<br />

störten, aber schönen Frau, die zwischen die beiden<br />

Männer gerät. Christopher Hampton schrieb<br />

das Drehbuch, das auf seinem Theaterstück „The<br />

Talking Cure“ basiert. Die Hauptrollen übernahmen<br />

Keira Knightley, Michael Fassbender,<br />

Viggo Mortensen und Vincent Cassel.<br />

Für „A Dangerous Method“ arbeitet Produzent<br />

Jeremy Thomas (Recorded Picture Company)<br />

erneut mit Cronenberg zusammen. Koproduzent<br />

ist Marco Mehlitz (Lago Film).<br />

Universal bringt den Film in die Kinos.<br />

Lago Film, Tel. (030) 84710880;<br />

Luane.Gauer@LagoFilm.de


Dschungelkind<br />

Bayern, NRW (Bad Berleburg) und die Regenwälder<br />

von Malaysia waren von Februar bis Ende<br />

Mai die Drehorte für das „Dschungelkind“.<br />

Roland Suso Richter verfilmte den<br />

gleichnamigen internationalen Bestseller nach<br />

den Kindheitserinnerungen von Sabine Kuegler<br />

, die als Achtjährige mit ihren Eltern in den<br />

Urwald Papua Neuguineas zog und dort bis zu<br />

ihrem 17. Lebensjahr unter archaischen Bedingungen<br />

bei den Eingeborenen vom Stamm der<br />

Fayu aufwuchs.<br />

UFA Cinema produziert die Verfilmung,<br />

Die Frau des<br />

Polizisten<br />

Das persönliche Stadt-Casting von Philip Gröning<br />

hat Stadtlohn gewonnen, und so dreht der<br />

Düsseldorfer Regisseur und Autor dort seit Anfang<br />

Juni seinen neuen Film „Die Frau des<br />

Polizisten“: Als Christine und Uwe mit ihrer<br />

vierjährigen Tochter Clara in eine Kleinstadt ziehen,<br />

ändert sich ihr Leben. Polizist Uwe stürzt<br />

Neue Vahr Süd<br />

Ein Film im Kölner Filmhaus ist logischerweise nichts Besonderes<br />

- ein Filmdreh im Keller des Filmhauses schon etwas anderes:<br />

Für Regisseurin Hermine Huntgeburth war es einer der<br />

Drehorte für „Neue Vahr Süd“, die Fortsetzung von Sven<br />

Regeners Bestseller „Herr Lehmann“. In einer Bundeswehr-<br />

Kaserne in Mechernich (Voreifel) starteten die Dreharbeiten am<br />

7. April. Das Drehbuch schrieb Christian Zübert. Im Mittel-<br />

Thomas Kretschmann und Nadja Uhl<br />

spielten die Eltern, Stella Kunkat das Kind Sabine<br />

und Sina Tkotsch die Rolle der jugendlichen<br />

Sabine. Das Drehbuch schrieb Natalie<br />

Scharf, die Kamera führte Holly Fink. Produzenten<br />

sind Nico Hofmann, Jürgen<br />

Schuster, Wolf Bauer, Thomas Peter<br />

Friedl und Natalie Scharf. „Dschungelkind“<br />

entsteht in Koproduktion mit der ARD Degeto<br />

und soll im Dezember 2010 in die Kinos<br />

kommen sowie später als Fernseh-Zweiteiler laufen.<br />

UFA Cinema, Tel. (0331) 70600;<br />

info@ufa.de<br />

sich in die Arbeit, um „voran zu kommen“ und<br />

Geld für die Familie zu beschaffen. Für Christine<br />

bedeutet das, viel Zeit zuhause mit ihrer Tochter<br />

Clara. Von deren kindlicher Begeisterung lässt<br />

sie sich anstecken und genießt die Tage. Dennoch<br />

fühlt sie sich fremd in der neuen Stadt und<br />

vermisst ihren Mann. Uwe auf der anderen Seite<br />

fühlt sich ausgegrenzt von der wachsenden<br />

Nähe zwischen Mutter und Tochter. Mit „Die<br />

Frau des Polizisten“ wirft Philip Gröning einen<br />

intensiven Blick auf das Leben<br />

eines jungen Ehepaars, das von David<br />

Zimmerschied und Alexandra<br />

Finder gespielt wird. Die Philip<br />

Gröning Filmproduktion<br />

realisiert das Projekt gemeinsam mit<br />

dem BR und ZDF/Arte komplett<br />

in Stadtlohn. 3L übernimmt den<br />

Verleih für den Kinostart im Jahr<br />

2011.<br />

Philip Gröning<br />

Filmproduktion,<br />

Tel. (0211) 4709123;<br />

info@groening-film.de<br />

Allein zu Hause: Alexandra Finder ist<br />

„Die Frau des Polizisten“. Foto: Gröning Film<br />

Brand – Eine<br />

Totengeschichte<br />

Gelöscht ist der „Brand“ von Regisseur Thomas<br />

Roth wohl noch lange nicht – aber nach<br />

dem Drehende am 22. Mai jetzt in der Postproduktion.<br />

Danach wird Zorro Film den Krimi<br />

mit Josef Bierbichler, Angela Gregovic,<br />

Erika Deutinger und Denis Moschitto in<br />

den Hauptrollen in die Kino bringen.<br />

Acht der 30 Drehtage fanden in NRW<br />

punkt der Geschichte steht der 20-jährige Frank Lehmann (Frederick<br />

Lau), der im Lebensspagat zwischen Bundeswehr und<br />

linksalternativer Chaos-WG unaufhaltsam seinem Aufbruch aus<br />

der Provinz entgegentaumelt. In Bremen wurden bis Mitte Mai<br />

2010 die Dreharbeiten fortgesetzt.<br />

Neben Frederick Lau als Frank Lehmann sind in weiteren<br />

Rollen Eike Weinreich, Miriam Stein, Johannes<br />

Klaußner, Robert Gwisdek, Albrecht Schuch, Rosalie<br />

Thomass, Hinnerk Schönemann, Jan-Peter Kampwirth,<br />

Ulrich Matthes, Hans-Martin Stier<br />

und Margarita Broich zu sehen. Produziert<br />

wird „Neue Vahr Süd“ von Studio Hamburg<br />

Produktion (Produzentin: Lisa Blumenberg)<br />

im Auftrag des WDR (Redaktion: Michael<br />

André) und Radio Bremen (Redaktion:<br />

Annette Strelow) für Das Erste. Der<br />

Sendetermin ist für Ende 2010 vorgesehen.<br />

Studio Hamburg,<br />

Tel. (040) 66884801;<br />

arothmund@studio-hamburg.de<br />

Zwischen Bundeswehr und Chaos-WG:<br />

Frank Lehmann (Frederick Lau)<br />

hat es nicht leicht. Foto: ARD/Thomas Kost<br />

Über uns das All<br />

Seinen ersten Kinofilm realisiert der KHM-Absolvent<br />

Jan Schomburg im Rahmen der Six<br />

Pack Initiative des WDR und der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW: „Über uns das All“ (AT) entstand<br />

vom 3. Mai bis zum 5. Juni an 25 Drehtagen<br />

an Originalmotiven in Köln und geht der<br />

Frage nach, ob man einen verstorbenen Menschen<br />

so sehr vermissen kann, dass man ihn in<br />

einem anderen Menschen wiederentdeckt. Die<br />

Produktion der Kölner Pandora (Produzenten<br />

Claudia Steffen und Christoph Friedel)<br />

erzählt von Martha und Paul, die scheinbar eine<br />

glückliche Ehe führen. Sie ist Lehrerin, er Me-<br />

ANZEIGE<br />

Sandra Hüller spielt die Hauptrolle in „Über uns das All“. Foto: Marc Comes<br />

dizinstudent. Als Paul eine Stelle in Marseille angeboten<br />

bekommt, ist klar, dass die beiden gemeinsam<br />

auswandern. Paul fährt vor, Martha<br />

regelt noch den Umzug in Deutschland. Doch<br />

dann erfährt sie, dass Paul sich das Leben genommen<br />

hat. Nach und nach findet die verstörte<br />

Martha heraus, dass Paul seit Jahren nicht<br />

mehr studiert hat, dass ihm nie eine Stelle angeboten<br />

wurde. Sandra Hüller, Georg<br />

Friedrich und Felix Knopp übernehmen die<br />

Hauptrollen des Nachwuchsprojektes, für das<br />

Marc Comes als Kameramann verantwortlich<br />

zeichnet.<br />

Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com<br />

(Windeck-Rosbach und Düsseldorf) statt. In dem<br />

Kino-Drama verliebt sich der Schriftsteller Brand<br />

in Angela, die Pflegerin seiner todkranken Frau<br />

und gerät dadurch in eine Spirale aus Leidenschaft<br />

und Eifersucht. „Brand“ ist eine Produktion<br />

von Lotus Film (Produzent: Erich Lackner)<br />

und der Kölner Tatfilm (Produzentin:<br />

Christine Ruppert). Als Sender sind ARD<br />

Degeto und ORF beteiligt.<br />

Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />

info@tatfilm.de<br />

Ausstellung Filmreihe<br />

Frühschoppen<br />

29. Juni – 4. Juli 2010<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.fi lmservice-muenster-land.de


Normalerweise kommen die Setberichte für den Newsletter aus den Wäldern des Sauerlandes oder der Eifel. Diesmal aber erreicht uns ein<br />

Bericht aus dem Urwald Malaysias, wo Roland Suso Richter nach Dreharbeiten u.a. auch in Bad Berleburg seinen neuen, geförderten Film<br />

„Dschungelkind“ beendete.<br />

ie Hitze trifft einen wie ein Hammer. Die<br />

DHitze, mehr noch aber die Luftfeuchtigkeit,<br />

die der Monsunregen auf mehr als 80 Prozent<br />

hochtreibt. In dieser Freiluftsauna, in die sich<br />

Malaysia im Mai verwandelt, Kameras, Sound-<br />

Equipment oder gar Lampen zu schleppen, bedeutet<br />

vor allem eines: einem der schweißtreibendsten<br />

Jobs nachzugehen, die das Filmgeschäft<br />

in jüngster Zeit zu vergeben hatte. Dieser<br />

Auszeichnung kann sich das Team um Regisseur<br />

Roland Suso Richter und Kameramann<br />

Holly Fink schon einmal sicher sein, nachdem<br />

es im malaysischen Regenwald soeben den Kinofilm<br />

„Dschungelkind“ abgedreht hat.<br />

Der Film basiert auf dem gleichnamigen<br />

Bestseller von Sabine Kuegler, der 2005 erschien<br />

und einen Erlebnisbericht ihrer Kindheit und Jugend<br />

im Dschungel darstellt: 1980, Sabine war<br />

fünf Jahre alt, zog die Familie nach Papua Neuguinea<br />

zum Stamm der Fayu – die Eltern waren<br />

Sprachwissenschaftler, vor allem aber wohl<br />

Missionare, die für die Fayu den Erstkontakt zur<br />

christlichen, weißen Welt bedeuteten. Über<br />

neun Jahre hinweg lebte Sabine Kuegler in dem<br />

Dorf, passte sich den Sitten an, aß Schlangen<br />

und Würmer, erfuhr vom Brauch der Blutrache,<br />

bevor sie 1989 das Land in Richtung Schweiz<br />

verließ, um ein Internat zu besuchen – was zum<br />

Kulturschock Nummer zwei in ihrem noch nicht<br />

sehr langen Leben führte.<br />

Mit dem Flachboot geht es den Tembeling<br />

River hinauf. Das Wasser ist lehmbraun und nahezu<br />

handwarm. Kinder planschen in Ufernähe,<br />

wo sich mitten im Regenwald kleine Lichtungen<br />

mit ein paar Hütten darauf auftun. Der<br />

Bootsführer scheint auf ein inneres Navigationssystem<br />

zu hören, wenn er durch Stromschnellen<br />

und um Felsen herum manövriert. Hier, im<br />

Taman Negara, im ältesten Regenwald der Welt,<br />

der mehr als 130 Millionen Jahre auf dem Buckel<br />

hat, ist ein tatsächlich verwunschenes Set<br />

aufgebaut worden. An einem Sandstrand am<br />

Fluss hat Szenenbildner Michael König das Kuegler-Haus<br />

errichtet; weiter oben zwischen den<br />

Bäumen stehen die Hütten der Eingeborenen<br />

– alles getreu nach Fayu-Architektur, wie König<br />

berichtet. Nur die Böden der Hütten wurden<br />

verstärkt, um die Kameras zu tragen.<br />

Thomas Kretschmann hat die Rolle von Sabines<br />

Vater übernommen, Nadja Uhl spielt die<br />

26<br />

Setbericht „Dschungelkind“<br />

Asyl in Malaysia<br />

VON FRANK OLBERT<br />

Mutter – die beiden sind die herausragenden<br />

Namen auf der Besetzungsliste von „Dschungelkind“,<br />

die weitgehend unbekannte Darsteller<br />

umfasst. Die Fayu-Akteure wurden zum Teil<br />

aus dem australischen Exil nach Malaysia geholt,<br />

denn Indonesien, zu dem West-Guinea gehört,<br />

betreibt bekanntermaßen eine restriktive, gewalttätige<br />

Politik gegen die Ureinwohner.<br />

Im normalen Leben arbeiten die Kurzzeit-<br />

Schauspieler als Ärzte oder Juristen; jetzt hocken<br />

sie spärlich bekleidet in den schattigen Hütten,<br />

vertreiben sich die Zeit während der Drehpausen,<br />

indem sie zum Spaß mit ihren Speeren<br />

kämpfen oder zart besaitete Westler mit enormen<br />

Tausendfüßlern erschrecken. Englisch ist die<br />

vorherrschende Sprache am Set, und weil hier<br />

Deutsche und Malaysier und überhaupt Angehörige<br />

aus aller Herren Länder durcheinander<br />

wuseln, verströmt dieser Ort mitten im Dschungel<br />

eine höchst multikulturelle Atmosphäre und<br />

Buntheit – Bill Donovan, einer der ausführenden<br />

Produzenten mit Büro in Malaysias Hauptstadt<br />

Kuala Lumpur, stammt aus Kanada.<br />

Szenenbildner König, Jürgen Schuster, der<br />

deutsche Produzent der federführenden Ufa Cinema,<br />

sowie Nico Hofmanns Teamworx haben<br />

lange gesucht, bis sie diesen Ort gefunden haben.<br />

Indonesien schied fürs Drehen aufgrund<br />

der politischen Verhältnisse aus, aber auch, weil<br />

dort die Malaria droht – vor allem den Kinderdarstellern<br />

wollte man die anstrengende Impfung<br />

ersparen. Australien war im Gespräch, aber<br />

dies hätte unter anderem die Flugzeiten noch<br />

einmal verlängert. So kamen Schuster und König<br />

in den malaysischen Regenwald, denn hier<br />

verbindet sich das Nützliche mit dem Angenehmen:<br />

Zum einen lässt sich am Tembeling River<br />

die Kulisse Papua Neuguineas authentisch nachstellen,<br />

und auch gibt es in Malaysia eine ausgeprägte<br />

filmische Infrastruktur sowie einen<br />

ehemaligen General, der zwar divenhaft, aber<br />

geschickt jenen Hubschrauber durch das enge<br />

Flusstal zu fliegen vermag, der im Film die Familie<br />

Kuegler mit Lebensmitteln versorgt. Zum<br />

anderen aber liegt nicht weit entfernt vom Set<br />

das Mutiara Resort, eine idyllische Ferienanla-<br />

newsletter 4/2010 – Setbericht<br />

Nadja Uhl und Thomas Kretschmann mit<br />

Fayu-Indianern am Set von Roland Suso<br />

Richters „Dschungelkind“. Foto: Ufa Cinema<br />

ge mit einem Park voller Holzhäuser und einem<br />

Multifunktionssaal, der zur Drehzeit Maske und<br />

Kostümfundus beherbergte.<br />

Sieben Wochen haben die Dreharbeiten in<br />

Malaysia gedauert, fast ausschließlich hielten<br />

sich Schauspieler und Crew rund um das Kuegler-Haus<br />

auf. Kameramann Holly Fink ist zwar<br />

einerseits froh, diesem Filmlager bald entfliehen<br />

und zum heimischen Bodensee abreisen zu können<br />

– andererseits will er die malaysische Erfahrung<br />

nicht missen, der Hitze, dem Schweiß, den<br />

Mücken zum Trotz. Hier im Dschungel habe er<br />

ganz besondere Bilder gefunden, meint Fink: Die<br />

Textur der Vegetation, der mehrmals am Tag<br />

plötzlich herein brechende Regen, der Rauch,<br />

der das Dorf gegen Ungeziefer schützt und das<br />

Licht der Sonne bricht, all dies ergibt in der Tat<br />

eine Szenerie, die zu einem besonderen Film<br />

führen kann.


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfehlungen<br />

Women without<br />

Men<br />

Kinostart: 1. Juli<br />

Verleih: NFP/Vertrieb: Filmwelt<br />

ran im Sommer 1953: Das Land ist im Auf-<br />

Iruhr, seit britische Schiffe eine Seeblockade errichtet<br />

haben, um die Absetzung des demokratisch<br />

gewählten Ministerpräsidenten Mohammed<br />

Mossadegh zu erzwingen und Riza Pahlewi<br />

als westlichen Interessen aufgeschlossener<br />

Schah zu inthronisieren. Als der Militärputsch<br />

tatsächlich vollzogen wird und in den Straßen<br />

der Hauptstadt Teheran bürgerkriegsähnliche<br />

Zustände herrschen, finden in einem abgelegenen<br />

Haus vor der Stadt vier höchst verschiedene<br />

Frauen zusammen: die kunstliebende Fakhri<br />

(Arita Shahrzad), die junge Prostituierte Zarin<br />

(Orsi Tóth), die politische Aktivistin Munis (Shabnam<br />

Tolouei) und deren Freundin Faezeh (Pegah<br />

Ferydoni). Hier erleben sie für eine kurze<br />

Zeit das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit,<br />

Lebensfreude und Glück. Doch das Idyll währt<br />

nur kurz.<br />

Es war ein künstlerisches Wagnis, als die Fotografin<br />

und Video-Künstlerin Shirin Neshat sich<br />

Jedem Kind ein<br />

Instrument – Ein<br />

Jahr mit vier Tönen<br />

Kinostart: 1. Juli<br />

Verleih: Real Fiction Filmverleih<br />

usikalische Früherziehung erreicht hierzu-<br />

Mlande nicht jedes Kind. Mit verschiedenen<br />

Initiativen wird versucht, diesen oft beklagten<br />

Missstand zu beseitigen. Beispielsweise in Bochum.<br />

An der dortigen Musikschule wurde vor<br />

sechs Jahren das Projekt „JeKi“ ins Leben gerufen.<br />

„JeKi“, die Abkürzung für „Jedem Kind<br />

ein Instrument“, möchte, auf das gesamte Ruhrgebiet<br />

ausgeweitet, 200.000 Kinder für die Musik<br />

gewinnen.<br />

Erstklässlern wird zunächst ein spielerischer<br />

Zugang zur Musik ermöglicht, bevor die Kinder<br />

dann in der zweiten Klasse ein Musikinstrument<br />

als Leihgabe für drei Jahre zur Verfügung ge-<br />

Die Liebe<br />

der Kinder<br />

Kinostart: 15. Juli<br />

Verleih: 2Pilots<br />

on Blind Date kann keine Rede sein, als Ma-<br />

Vren und Robert sich auf einer Autobahnraststätte<br />

treffen. Im Chatroom hatten sie sich kennengelernt,<br />

nun steht ihre erste Live-Begegnung<br />

an. Nach vorsichtigem Herantasten fühlen sich<br />

zur Adaption des Romans „Women without<br />

Men“ entschloss. Zwar hatte sie Sharnush Parsipurs<br />

hoch literarische Erzählung bereits in Video-Installationen<br />

- den vier zentralen Frauenfiguren<br />

gemäß – visuell gedeutet, doch nun sollte<br />

der abstrakte Rahmen verlassen und der Stoff<br />

als dramatische Filmerzählung ausgestaltet werden.<br />

Zu den künstlerischen Herausforderungen<br />

gesellten sich die Schwierigkeiten einer Finanzierung<br />

als internationale Koproduktion mit Partnern<br />

aus drei Ländern. Umso erstaunlicher sind<br />

der stilistische und erzählerische Reichtum dieses<br />

Films, dessen kunstvolle Bildgestaltung den<br />

Gemälden des Surrealismus ebenso Referenz erweist<br />

wie den Filmen von Luis Bunuel und Constantin<br />

Costa-Gavras. Es ist ein vielschichtiger,<br />

mutiger Film, der zu recht bei den letztjährigen<br />

Filmfestspielen in Venedig mit einem Löwen für<br />

die beste Regie ausgezeichnet wurde.<br />

Deutschland/Österreich/Frankreich 2009<br />

Regie, Drehbuch: Shirin Neshat, Shoja Azari;<br />

Mitwirkende: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad,<br />

Shabnam Tolouei, Orsi Tóth, Mina Azarian;<br />

Produktion: Essential Filmproduktion, Coop99<br />

und Parisienne de Production in Koproduktion<br />

mit Rommel Film und EMC Produktion in<br />

Zusammenarbeit mit ZDF/Arte, ORF Film/Fernseh-<br />

Abkommen, Cinepostproduction, Schönheitsfarm<br />

und Schweizer Brandung Filmproduktion;<br />

www.womenwithoutmen-derfilm.de<br />

stellt bekommen. Oliver Rauchs Dokumentarfilm<br />

beobachtet vier Schülerinnen und Schüler<br />

ein Jahr lang dabei, wie sie mit Instrumenten<br />

ihrer Wahl proben.<br />

Einer der Höhepunkte des Films: Die Kinder<br />

musizieren vor geladenen Gästen, darunter<br />

dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten<br />

Jürgen Rüttgers und dem Ex-Außenminister<br />

Hans-Dietrich Genscher. Den Filmemacher<br />

beeindruckte die Begeisterung der Kinder<br />

für Musik ebenso „wie das enorme Engagement<br />

der Musikschullehrer, die das ungewöhnliche<br />

Unterrichtsmodell mit viel Elan, persönlicher<br />

Kreativität und Witz in die Schulklassen trugen.“<br />

Regisseur Oliver Rauch war es wichtig,<br />

„Augenblicke festzuhalten und Situationen zu<br />

beschreiben, in denen unmittelbare emotionale<br />

Erlebnisse sich mit Lernerfahrungen verbinden“.<br />

Deutschland 2010<br />

Regie & Drehbuch: Oliver Rauch; Produktion: SUR<br />

Films in Koproduktion mit dem WDR und cine plus;<br />

www.jeki-derfilm.de<br />

die Bibliothekarin und angehende Wissenschaftsautorin<br />

und der Baumschneider und Fußballfan<br />

füreinander bereit. Beide sind alleinerziehend,<br />

Maren hat eine Tochter von 17 Jahren,<br />

Robert einen 16-jährigen Sohn. Man zieht<br />

zusammen, und alles scheint gut. Dann wird<br />

Maren eines Tages mit der Tatsache konfrontiert,<br />

dass sich ihre Tochter Mira und Roberts<br />

Sohn Daniel ineinander verliebt haben, und das<br />

stellt die Beziehung der Erwachsenen auf eine<br />

harte Probe.<br />

Herbstgold<br />

Kinostart: 8. Juli<br />

Verleih: Neue Visionen<br />

er sagt, dass ältere Menschen körperlich<br />

Wnicht mehr fit sind? Die von Regisseur Jan<br />

Tenhaven in seinem Dokumentarfilm porträtierten<br />

Menschen über 80 jedenfalls haben für sich<br />

das Lebensmotto „Kopfstand statt Ruhestand“<br />

gewählt und zeigen sich nach wie vor von ihrer<br />

sportlichen Seite. Da ist die 84 Jahre alte Ilse<br />

Pleuger, die gerade von Duisburg in ihre Geburtsstadt<br />

Kiel zurückzieht: Sie hat sich vorgenommen,<br />

den Weltrekord im Kugelstoßen für<br />

die 85er-Klasse zu brechen und sechs Meter zu<br />

werfen. Da ist Alfred Proksch, mittlerweile 99,<br />

der 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin<br />

als Stabhochspringer dabei war. Jetzt übt er<br />

sich im Diskuswerfen, genauso wie Gabre Gabric,<br />

die niemandem ihr Alter nennt. Jifií, der<br />

Lola<br />

Kinostart: 15. Juli<br />

Verleih: Rapid Eye Movies<br />

ola“ bedeutet auf Tagalog „Großmutter“. In<br />

LMalabon, einem Stadtteil der philippinischen<br />

Hauptstadt Manila, etwa 45 Minuten vom<br />

Stadtzentrum entfernt, sind zwei Großmütter<br />

in einer verzweifelten Lage: Sie brauchen dringend<br />

Geld. Der Enkel der einen Frau ist angeklagt,<br />

den Enkel der anderen getötet zu haben,<br />

und nun muss Lola Sepa (Anita Linda) das Geld<br />

für die Beerdigung und den Gerichtsprozess zusammensuchen.<br />

Die andere Großmutter, Lola<br />

Puring (Rustica Carpio), benötigt Geld für die<br />

Kaution ihres inhaftierten Enkels.<br />

Der 1960 geborene Brillante<br />

Mendoza ist als Filmregisseur ein<br />

Spätstarter. Erst 2005 hat er seinen<br />

ersten Langfilm „The Masseur“ gedreht,<br />

der in Locarno prämiert wurde.<br />

Danach hat er bis heute bereits<br />

sieben weitere Filme realisiert, darunter<br />

als letzten „Lola“. In seinen Filmen<br />

porträtiert er realitätsnah die<br />

zeitgenössische philippinische Gesellschaft.<br />

Mendozas Filmen liegen authentische<br />

Geschichten zugrunde:<br />

„Ich suche sie aus, weil sie echter, in-<br />

Auch in seiner zweiten Kinoarbeit nach dem<br />

Debüt „Kein Science Fiction“ (2003) bleibt Franz<br />

Müller dem Produktionsstandort NRW treu und<br />

drehte sein intimes Drama um zwei Liebesbeziehungen<br />

innerhalb einer frischen Patchwork-<br />

Familie an Schauplätzen in Köln und Leverkusen.<br />

Und auch diesmal band er die Schauspieler<br />

in die Entwicklung der Figuren unabhängig<br />

voneinander ein. Als dann die Dreharbeiten begannen,<br />

standen sich Marie-Lou Sellem und Alex<br />

Brendemühl tatsächlich erstmalig gegenüber. In-<br />

82-jährige Hochspringer aus Tschechien, ist im<br />

Film ebenso mit von der Partie wie Herbert aus<br />

Stockholm, der mit 93 Jahren noch den 100-<br />

Meter-Lauf und Gymnastik trainiert.<br />

Regisseur Jan Tenhaven nennt sich selbst einen<br />

Sportmuffel und bekundet, nie daran gedacht<br />

zu haben, einmal einen Dokumentarfilm<br />

über ein Sportthema zu drehen. Als er aus Neugierde<br />

eine Senioren-Leichtathletikmeisterschaft<br />

besuchte, „war mein Wunsch geboren, einerseits<br />

diesen Helden eine filmische Bühne zu bieten<br />

und andererseits ein Stück von ihrer Energie<br />

und ihrem Lebensmut an die Zuschauer weiterzugeben“.<br />

Dabei verzichtet er bewusst auf<br />

das „Kramen in alten Schwarzweißfotos“ und<br />

„Opa-erzählt-vom-Krieg“-Geschichten. Sein<br />

Blick ist nach vorne gerichtet, auf die nächste<br />

WM. Denn unglaublich, aber wahr: „Auch alte<br />

Menschen haben ein Morgen.“<br />

Deutschland 2010<br />

Regie: Jan Tenhaven; Produktion: Gebrüder Beetz<br />

Filmproduktion; www.herbstgold-derfilm.de<br />

teressanter, wahrhaftiger und ehrlicher sind“,<br />

sagt der Regisseur. „Ich mag es, Filme über echte<br />

Lebensgeschichten zu machen, die die Philippinen<br />

beschreiben. Es soll sich anfühlen, als<br />

ob du deinen Nachbarn auf dem Bildschirm<br />

siehst und erlebst, was er erlebt haben könnte.“<br />

Auf dem Filmfestival von Venedig 2009 war<br />

„Lola“ der erste philippinische Film seit fast 25<br />

Jahren.<br />

Frankreich / Philippinen 2009<br />

Regie: Brillante Mendoza; Drehbuch: Linda Casimiro;<br />

Darsteller: Anita Linda, Rustica Carpio, Tanya<br />

Gomez, Jhong Hilario, Ketchup Eusebio; Produktion:<br />

Swift Productions, Centerstage Productions;<br />

www.rapideyemovies.de<br />

dem die Dreharbeiten strikt der Chronologie des<br />

Geschehens folgten, ergibt sich eine wechselseitige<br />

Unmittelbarkeit zwischen Schaffensprozess<br />

und fertigem Film, die sich nachhaltig von<br />

der Leinwand auf den Betrachter überträgt.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie und Drehbuch: Franz Müller; Mitwirkende:<br />

Marie-Lou Sellem, Alex Brendemühl, Katharina<br />

Derr, Tim Hoffmann, Michael Sideris, Katharina Linder,<br />

Jürgen Rißmann, Nicole Heesters; Produktion:<br />

2Pilots Produktion in Koproduktion mit WDR;<br />

www.dieliebederkinder.de<br />

Kinovorschau – newsletter 4/2010 27


Jedem Kind ein Instrument –<br />

Ein Jahr mit vier Tönen<br />

Kinostart: 1. Juli<br />

28<br />

Herbstgold<br />

Kinostart: 8. Juli<br />

newsletter 4/2010 – Kinovorschau<br />

Die Liebe der Kinder<br />

Kinostart: 15. Juli<br />

Women without Men<br />

Kinostart: 1. Juli

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!