MEN - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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Ausgabe 4 – Juni 2010<br />
Schwerpunkt<br />
Der Ton macht<br />
den Film<br />
Ausblick Int. Filmkongress<br />
Interview mit<br />
Shirin Neshat<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Vorschau<br />
Filmschauplätze<br />
NRW Dreharbeiten<br />
1
Auf der Location-Seite des<br />
Newsletters finden Sie in jedem<br />
Heft einen bebilderten Gruß<br />
aus einer Stadt der Region.<br />
Diesmal stammen die Fotos aus<br />
dem Kreis Düren, dem neuen<br />
und damit 35. Mitglied des<br />
Netzwerkes Filmstädte NRW.<br />
Offiziell wird der Kreis am<br />
28. Juni während des Internatio-<br />
nalen Filmkongresses anlässlich<br />
der Ausstellungseröffnung<br />
„Locations und Motive in NRW“<br />
in den Kreis der filmfreundlichen<br />
Kommunen aufgenommen.<br />
Die Ausstellung in der Kölner<br />
Messe zeigt neben Bildern aus<br />
Düren auch die 30 Siegerfotos<br />
Grüße aus dem Kreis Düren<br />
des <strong>Filmstiftung</strong>-Wettbewerbs<br />
„Auf der Suche nach dem perfek-<br />
ten Motiv“. Die Bilder auf der<br />
Location-Seite und viele mehr fin-<br />
den Sie auch in der Motivdaten-<br />
bank www.locationnrw.de.<br />
Einwohner: 270.000<br />
Realisierte Projekte (Auswahl):<br />
„Fräulein Stinnes fährt um die Welt",<br />
„Bastard", „Alarm für Cobra 11",<br />
„Barfuss“<br />
Treffer in der Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de: 22<br />
2<br />
Josef Kreutzer<br />
Tel. (02421) 222389;<br />
pressestelle@kreis-dueren.de<br />
Winfried Plum<br />
Tel. (02421) 222756;<br />
w.plum@kreis-dueren.de ZimmerService, Markus Zimmer<br />
Tel. (0177) 340 66 92;<br />
locationsuche@gmx.de<br />
newsletter 3/2010 – Location<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Stefan Möller,<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation<br />
@web.de<br />
Udo Wüllenweber,<br />
Tel. (0211) 1577074;<br />
udo.wuellenweber@t-online.de
Schwerpunkt: Der Ton macht den Film<br />
Stille, die man<br />
hören kann<br />
ott schenke uns Ohrenlider!“, flehte Kurt<br />
GTucholsky schon in den 1920er Jahren, die<br />
man später nicht umsonst auch die Roaring<br />
Twenties nannte. Ein Zuviel an Lärm und ein Zuwenig<br />
an Stille scheint also kein exklusives Phänomen<br />
unserer Zeit zu sein.<br />
Ohrenlider wären auch im Kino eine feine<br />
Sache, wenn es auf der Leinwand mal wieder<br />
viel zu laut scheppert, klirrt, klappert, knallt und<br />
pufft, weil die Ton-Crew den Kinobesuchern beweisen<br />
möchte, was an Sound-Effekten heutzutage<br />
so alles möglich ist. Vielleicht ist das aber<br />
auch nur ein verzweifelter Hilferuf der Ton-Leute:<br />
„Hört her! Uns gibt es auch noch! Wir machen<br />
einen tollen Job, aber kaum einer merkt<br />
es!“<br />
Zum Glück sind solche Kakophonien in Dolby<br />
Digital die Ausnahme. Die meisten Mischtonmeister<br />
arbeiten mir ihrer Crew so gut, dass<br />
man ihr Werk kaum bemerkt. Und wahrscheinlich<br />
ist das genau das Dilemma, an dem so viele<br />
Departments leiden. Je perfekter ihre Leistung,<br />
desto perfekter geht sie unbemerkt in dem Gesamtkunstwerk<br />
Film auf. Am Ende sind dann nur<br />
noch wenige Experten in der Lage, die Einzelleistungen<br />
wieder auseinander zu dividieren und<br />
zu würdigen.<br />
Zum Glück wächst in den letzten Jahren die<br />
Bereitschaft, die Leistungen der Departments<br />
höher wertzuschätzen. Das gilt auch für den<br />
Ton: Den Deutschen Filmpreis in dieser Kategorie<br />
gibt es bereits seit 1982, beim Europäischen<br />
Filmpreis ging 2009 die Auszeichnung Bester<br />
künstlerischer Beitrag an die Ton-Leute der französischen<br />
Produktion „Un Prophet“. Im selben<br />
Jahr gewann „Lebanon“ bei den Ophir Awards,<br />
dem israelischen Filmpreis, neben vielen anderen<br />
auch den Preis für den besten Sound, der<br />
bei Torus Film in der Kölner Südstadt entstand<br />
– eine tontechnische Herausforderung für einen<br />
Film, der fast ausschließlich im Inneren eines<br />
Panzers spielt. Mein Tipp: Nutzen Sie Ihre<br />
Augenlider, wenn „Lebanon“ im Herbst in die<br />
deutschen Kinos kommt, und hören sie genau<br />
hin, wie exakt da gearbeitet wurde.<br />
Torus finden Sie selbstverständlich auch im<br />
aktuellen Newsletter wieder, in dem wir Ihnen<br />
in unserem Ton-Schwerpunkt die Szene in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
vorstellen möchten. Wir reden<br />
mit Jörg U. Lensing, Filmprofessor an der FH<br />
Dortmund und Autor des Buches „Sound-Design/Sound-Montage/Soundtrack-Komposition:<br />
Über die Gestaltung von Filmton“, über die<br />
Theorie und mit Mischtonmeister Guido Zettier,<br />
der 2009 für seine Arbeit an „Nordwand“ den<br />
Deutschen Filmpreis erhielt, über die Praxis. Weitere<br />
Themen sind das Verhältnis von O-Ton und<br />
Sound-Design im Dokumentarfilm, die Zukunft<br />
der Geräuschemacher, die Abhängigkeit der<br />
Qualität vom Budget und ein Exkurs über<br />
Soundcollagen im Hörspiel. Und dann erzählen<br />
wir Ihnen noch die Geschichte des Wilhelmschreis,<br />
den amerikanische Tonleute bis heute<br />
immer wieder als Insider-Gag in zahlreiche Hollywood-Produktionen<br />
schmuggeln.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten sowie einen Rückblick auf Cannes,<br />
wo mit „Uncle Boonmee Who Can Recall His<br />
Shirin Neshats „Women without Men“ läuft<br />
am 27. Juni in den KinoSpecials des Internationalen<br />
Filmkongresses und startet am 1. Juli in<br />
den deutschen Kinos. Foto: NFP<br />
Past Lives“ eine Produktion die Goldene Palme<br />
gewann, die von den Kölner Firmen Geißendörfer<br />
Film und Match Factory koproduziert wurde.<br />
Wir blicken voraus und präsentieren das Programm<br />
des Internationalen Filmkongresses der<br />
<strong>Filmstiftung</strong>, der vom 26. bis 29. Juni im Rahmen<br />
des medienforum.nrw in Köln stattfindet.<br />
Dazu liefern wir ein Interview mit der iranischen<br />
Filmemacherin Shirin Neshat, deren Film „Women<br />
without Men“ während des Kongresses in<br />
den KinoSpecials zu sehen ist, sowie einen Überblick<br />
über das Filmland Spanien, das in diesem<br />
Jahr Gastland des Filmkongresses ist.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />
8 Filmkultur aus Barcelona<br />
„gestern, heute, morgen“: Die Kolumne von Heiko R. Blum<br />
11 Open-Air quer durch NRW<br />
FilmSchauPlätze NRW 2010<br />
13 MEDIA<br />
Documentary Campus Masterschool<br />
14 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für den Filmnachwuchs<br />
mit einem Porträt von Bogdana Vera Lorenz<br />
Ausblick:<br />
Internationaler Filmkongress<br />
16 Aufschwung mit Kassenschlagern<br />
Eine Einführung in das Filmland Spanien,<br />
dem Gastland des Internationalen Filmkongresses<br />
16 Alle Filme, Diskussionen und Termine<br />
Das Programm des Internationalen Filmkongresses<br />
17 „Ich mag Farben nicht besonders“<br />
Interview Shirin Neshat („Women without Men“)<br />
Schwerpunkt:<br />
Der Ton macht den Film<br />
18 „Wir sehen mehr, wenn wir hören“<br />
Interview Jörg U. Lensing<br />
18 Brüllende Löwen für heulende Winde<br />
Interview Guido Zettier<br />
20 Geschäfte mit dem guten Ton<br />
Die Filmton-Szene in NRW<br />
21 Ton von Hand oder vom Band?<br />
Die Zukunft der Geräuschemacher<br />
22 Aufbruch war gestern<br />
Der Sound im Hörspiel<br />
23 Wirklichkeit hören<br />
O-Ton und Sound-Design im Dokumentarfilm<br />
23 Ein Schrei geht um die Welt<br />
Berühmte letzte Worte: der Wilhelmsschrei<br />
24 Dreharbeiten in NRW<br />
26 Asyl in Malaysia<br />
Setbesuch „Dschungelkind“<br />
27 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
10 Impressum<br />
Sonderausgabe Juli-Heft<br />
Internationaler Filmkongress<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
Der nächste Newsletter erscheint Ende Juli und dokumentiert<br />
als Sonderausgabe alle Diskussionen<br />
und Events des Internationalen Filmkongresses und<br />
der filmrelevanten Veranstaltungen des medienforum.nrw.<br />
Ab dem 26. Juli ist das neue Heft online<br />
unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Maranto: Ludwigsburg<br />
– Paris – Köln<br />
Im Mai stand Hollywood-Star Sharon Stone<br />
eine Woche lang in Köln für „Largo Winch 2“<br />
vor der Kamera. Nach der Vorlage des belgischen<br />
Comicbuches „Largo Winch“ spielte sie<br />
eine Staatsanwältin, die sich mit Tomer Sisley<br />
als Largo Winch einen erbitterten Machtkampf<br />
liefert. Das Gerling-Quartier diente stellvertretend<br />
als Kulisse für den Sitz der Vereinten<br />
Nationen in Genf. Die Verfolgungsjagden<br />
wurden allerdings u.a. in Thailand, Hongkong<br />
und Belgien gedreht. Ausführender Produzent<br />
der Koproduktion von Pan-Européenne, Paris,<br />
mit Wild Bunch Germany, München,<br />
Rickers zu<br />
RuhrSound<br />
Seit März ist Hans-Martin Rickers neuer<br />
Geschäftsführer der RuhrSoundStudios in<br />
Dortmund. Er folgt Mike Krüger, der zu Studio<br />
Hamburg wechselte. Rickers ist zugleich<br />
Kaufmännischer Leiter der Kölner Pictorion<br />
Das Werk GmbH. Zuvor arbeitete er in gleicher<br />
Position bei der Kölner Grundy Light En-<br />
und Climax Films, Brüssel, war die Kölner<br />
Maranto Films, die die Produzenten Reza<br />
Baher und Nicole Ringhut 2009 gegründet<br />
hatten. Die beiden haben eine ähnliche Laufbahn<br />
hinter sich, deren Schnittstelle die Filmakademie<br />
Baden-Württemberg in Ludwigsburg<br />
war. Baher studierte dort nach einem<br />
wirtschaftswissenschaftlichen Studium an der<br />
Uni Köln und diversen Jobs als Jungproduzent<br />
International Producing. Ringhut studierte in<br />
Wiesbaden und Toulouse Medienwirtin und absolvierte<br />
in Ludwigsburg sowie Paris die deutschfranzösische<br />
Masterclass. Von 2004 bis 2008<br />
war sie bei Pan-Européenne Head of International<br />
Finance und verantwortete die Projektfinanzierung<br />
und Koordination der internationalen<br />
tertainment GmbH, besorgte<br />
das kaufmännische<br />
Management von Verona<br />
Pooth und war Kaufmännischer<br />
Leiter und Projektsteuerer der<br />
Magic Media Company<br />
MMC.<br />
RuhrSound,<br />
Tel. (0231) 917600;<br />
info@ruhrsound.de<br />
Granderath zum NDR<br />
Kölner Produzenten sind gefragt: Nach Reinhold Elschot, der 2009 als Fernsehspielchef von<br />
der Kölner Network Movie zum ZDF ging, übernimmt nun auch Christian Granderath eine<br />
herausragende Position beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Zum 1. September wird er neuer<br />
Leiter der NDR-Abteilung Fernsehfilm, Spielfilm und Theater. Er folgt Ex-Fernsehspielchefin Doris<br />
J. Heinze, der die Anstalt im September letzten Jahres wegen Betrugsverdachts fristlos gekündigt<br />
hatte. Granderath volontierte beim damaligen Südwestfunk in Baden-Baden und wurde<br />
1991 als Fernsehfilm-Redakteur übernommen. 1996 wechselte er nach Köln, wo er zunächst<br />
als Producer bei der vormaligen Dom Film und der vormaligen Westdeutschen Universum<br />
Film arbeitete. 2000 wurde der gebürtige Westfale Produzent der Colonia Media, die ihn 2006<br />
zum Prokuristen ernannte. Anfang 2008 übernahm Granderath die Leitung der Teamworx-Niederlassung<br />
Köln. Zu seiner umfangreichen Filmographie gehören neben „Tatort“-Produktionen Filme<br />
wie „Allein unter Frauen“, „Der Totmacher“, „Die Polizistin“, „Wut“ und zuletzt „Kongo“.<br />
Cine-Mobil: Neuer Mann, neuer Ort<br />
Im März hat Marco Stolzenburg die Kundenbetreuung des Kölner Standortes der Cine-Mobil<br />
GmbH übernommen, die ab sofort in den neuen Räumen im Bell-Gewerbehof in der Wilhelm-<br />
Mauser-Straße 47 beheimatet ist. Auf rund 325 Quadratmetern bietet die Cine-Mobil dort umfangreiches<br />
Equipment – vom Verleih von Kamera-, Licht- und Bühnentechnik bis zu Fahrzeugen<br />
und Generatoren – für Kinofilme, TV-Movies, Serien und Werbung an.<br />
„Mit unseren neuen Räumlichkeiten in Köln-Ehrenfeld haben wir einen idealen Standort gefunden,<br />
der ausreichend Platz bietet und ausgesprochen verkehrsgünstig gelegen ist“, erklärt Cine-<br />
Mobil-Geschäftsführer Jörg Baumgart zufrieden. „Zusammen mit der fachlichen Erfahrung von<br />
Niederlassungsleiter Marco Stolzenburg und seinem Team können wir bestmöglichen Service für<br />
den ständig wachsenden Bedarf an Filmtechnik in NRW anbieten.“<br />
Cine-Mobil, Tel. (0221) 37954840; m.stolzenburg@cine-mobil.de<br />
4<br />
Hans-Martin<br />
Rickers,<br />
Foto:<br />
RuhrSound<br />
Koproduktionen. Zu ihren betreuten Filmen gehörte<br />
u.a. „Largo Winch 1“. Vor diesem Hintergrund<br />
können Baher und Ringhut selbstbewusst<br />
auftreten: „Der USP unserer Firma ist die kom-<br />
Motivschutz:<br />
saubere Lösung<br />
Ärger mit Film- und Fernsehleuten hat es immer<br />
dann gegeben, wenn sie für angemietete Drehmotive<br />
zwar bezahlt, dann aber „verbrannte Erde“<br />
hinterlassen hatten – Schmutz und Schäden<br />
an der Einrichtung. Damit soll es mit dem Einsatz<br />
der Kölner Firma Motivschutz vorbei sein.<br />
Wolfgang Ennenbach, von Haus aus Kulissenbauer,<br />
und Jan Feil, gelernter Requisiteur,<br />
bieten eine weltweit einzigartige Dienstleistung<br />
an, die der Crew beim Dreh an Originalmotiven<br />
die Arbeit erleichtert und den Motivgebern einen<br />
reibungslosen Ablauf garantiert. Ihr Service<br />
beginnt mit der Motivbesichtigung und seiner<br />
fotografischen Dokumentation mit einer Nicon<br />
D3. Präventiv werden auf den Böden Schmutz-<br />
Thevissen mit<br />
eigener Firma<br />
Nach knapp sieben Jahren als Produzentin und<br />
geschäftsführende Gesellschafterin bei der Kölner<br />
RheinFilm gründete Juliane Thevissen<br />
im April in der Domstadt ihre eigene<br />
Firma thevissen filmproduktion<br />
mit Sitz in der Mozartstraße<br />
15. „Die Freude am Herstellen<br />
von Filmen in der gesam-<br />
ten Breite; Fernsehen, Kino und<br />
Koproduktionen – bleibt und geht<br />
weiter“, verspricht Thevissen, die<br />
neben einer deutsch-französi-<br />
Juliane<br />
Thevissen,<br />
Foto: thevissen<br />
film<br />
schen Kino-Koproduktion derzeit auch das Fernsehspiel<br />
„Mein Sohn Ben“ von Regisseur Markus<br />
Fischer für den WDR (Redaktion: Frank<br />
Tönsmann) mit Corinna Harfouch und Jes-<br />
newsletter 4/2010 – Meldungen<br />
Der Psychothriller „Bastard“ war die erste<br />
eigene Produktion der Firma Maranto Films.<br />
Foto: Maranto<br />
plementäre langjährige nationale und internationale<br />
Erfahrung.“<br />
Auch zukünftig will sich Maranto Films als<br />
deutscher Koproduktionspartner und Service<br />
Produzent an internationalen Projekten beteiligen.<br />
Zugleich wollen Baher und Ringhut eigene<br />
nationale und internationale Kino- und Fernsehfilme<br />
produzieren. Die erste eigene Produktion<br />
war der Psychothriller „Bastard“ (AT), der<br />
im März und April in Köln und Umgebung gedreht<br />
wurde. Für das Langfilmdebüt von Regisseur<br />
Carsten Unger agierten in den Hauptrollen<br />
u.a. Martina Gedeck, Thomas Thieme,<br />
Hanns Zischler und Matthias Koeberlin.<br />
Auch Ungers Karriere begann in Ludwigsburg,<br />
wo er Regie studierte. Koproduziert<br />
wurde „Bastard“ mit dem SWR und Gifted<br />
Films, die Baher 2005 wiederum in Ludwigsburg<br />
gegründet hatte. Ringhut: „Mit unseren<br />
Projekten bringen wir die Regionen Stuttgart und<br />
NRW einander näher“.<br />
Maranto,<br />
Tel. (0221)16853004;<br />
info@marantofilms.com<br />
Nicole Ringhut und Reza Baher: die Gründer von<br />
Maranto Films. Foto: Maranto<br />
fangmatten verlegt, gegebenenfalls farblich passend<br />
zum Farbton des Bodens. Zur aktiven Drehbetreuung<br />
zählt auch die Ausgabe von Überziehschuhen.<br />
Zum guten Schluss wird abgebaut, entsorgt<br />
und abgenommen. Inzwischen haben viele<br />
Film- und Fernsehfirmen auf Ennenbachs und<br />
Feils Motivschutz zurückgegriffen, darunter etwa<br />
die Colonia Media für ihre Köln- und Münster-„Tatorte“<br />
und Brainpool für „Zwei Weihnachtsmänner“.<br />
Auch der Spezialversicherer Catlin<br />
hat die Marktlücke erkannt und bietet Filmfirmen<br />
eine bis zu 100-prozentige Reduzierung<br />
der Selbstbeteiligung an, wenn sie den Kölner<br />
Motivschutz in Anspruch nehmen. Details unter<br />
www.motivschutz.tv.<br />
Motivschutz,<br />
Tel. (0221) 4924743;<br />
info@motivschutz.tv<br />
sica Schwarz in den Hauptrollen entwi-ckelt.<br />
Mit der Kölner Regisseurin Erica von Moeller<br />
entsteht parallel das Nachkriegsdrama „Elisabeth<br />
Selbert“, das 2011/2012 in Bonn und Kassel<br />
realisiert werden soll. Neben der Produktion<br />
von nachhaltigen Fernsehspielen für deutsche<br />
Sender, sind langfristig europäische Kino-Koproduktionen<br />
im Arthouse-Bereich geplant. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt soll, wie in den Jahren zuvor,<br />
die Nachwuchsförderung und Zusammenarbeit<br />
mit jungen Filmemachern bleiben.<br />
Für einen gelungenen Einstand der neuen<br />
Firma sorgt am 9. September der Kinostart von<br />
„Zarte Parasiten“ (Regie: Christian Becker<br />
und Oliver Schwabe), der von Thevissen produziert<br />
wurde und seine Weltpremiere 2009 auf<br />
dem Festival in Venedig feierte.<br />
thevissen filmproduktion,<br />
Tel. (0221) 56957987;<br />
mail@thevissenfilm.de
Movie Park unter spanischer Flagge<br />
Nach Warner Bros., Six Flags und Palamon Capital Partners hat der Movie Park Germany<br />
in Bottrop-Kirchhellen mit der Parques Reunidos erneut einen neuen Eigentümer. Das<br />
Unternehmen mit Sitz in Madrid ist zweitgrößter Betreiber von Freizeitparks in Europa und hinter<br />
Disney World und der britischen Merlin Entertainments Group die Nummer Drei in der<br />
Welt. Zum Movie Park gehören nicht nur wechselnde Hollywood-Charaktere, ein 4 D-Kino und<br />
allerlei Fahrgerät, sondern auch ein 1.851 Quadratmeter großes Filmstudio, in dem u.a. die Kinofilme<br />
„Klimt“ und „Krabat“ gedreht wurden. Zum Studio gehören außerdem Produktionsbüros und<br />
ein kleines Preview-Kino. Die Vermietung des Studios läuft über Movie Park Germany. Im Übrigen<br />
haben die neuen Eigner alle 80 fest angestellten Mitarbeiter übernommen, darunter 14 Auszubildende.<br />
Hinzu kommen 650 Saisonarbeiter. Im vergangenen Jahr hatte der europaweit größte Filmund<br />
Entertainment-Park 1,3 Millionen Besucher.<br />
Movie Park, Tel. (02045) 899-0; info@moviepark.de<br />
Videokunst und Film im Dialog:<br />
Szene aus Maria Lassnigs<br />
„Kantate“ (1992, oben) und aus<br />
Paul Sharits „T,O,U,C,H,I,N,G“ (1968).<br />
Fotos: Maria Lassnig/The Estate of Paul Sharits<br />
Deutscher Kinderhörspielpreis:<br />
Jetzt bewerben<br />
Noch bis zum 1. August sind Bewerbungen für<br />
den mit 5.000 Euro dotierten Deutschen<br />
Kinderhörspielpreis möglich. Mit dem Preis,<br />
den die ARD gemeinsam mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und in Zusammenarbeit mit<br />
der Stadt Wuppertal ausschreibt, soll der<br />
beste Originalstoff oder die beste Adaption für<br />
Kinderhörspiele gewürdigt werden. 2009 erhielt<br />
Maja Nielsen den Preis für „Feldpost für<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />
Kein Einreichtermin<br />
im Juli<br />
Aufgrund des bevorstehenden Geschäftsführer-<br />
Wechsels haben die Geschäftsführung und die<br />
Gremien der <strong>Filmstiftung</strong> NRW beschlossen,<br />
die im August geplante Sitzung der Förderjury<br />
nicht stattfinden zu lassen. Damit entfällt auch<br />
der Einreichtermin 8. Juli für alle Arten der Projektförderung.<br />
Der nächste Einreichtermin ist<br />
damit der 16. September.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Köln: Zum<br />
Videogucken<br />
ins Museum<br />
„Bild in Bewegung“ ist der Titel einer<br />
Ausstellung, mit der das Kölner Museum<br />
Ludwig noch bis zum 31. Oktober<br />
seine umfangreiche Film- und<br />
Videosammlung der Öffentlichkeit<br />
zugänglich macht. Zu sehen sind 55<br />
raumgreifende Installationen und rund<br />
270 Arbeiten, die über Videosichtplätze<br />
abrufbar sind. Die Überblicksausstellung<br />
mit den Werken vieler berühmter<br />
Videokünstler will nicht nur die<br />
Geschichte des bewegten Bildes in der<br />
Kunst, sondern auch von seinen<br />
vielfachen Inspirationen durch den Film<br />
erzählen. Die Ausstellung stellt außerdem<br />
Fragen nach „dem Einfluss des Kinos und<br />
seinen erzählerischen Strategien, dem<br />
Dokumentarischen als künstlerische Haltung<br />
und dem Verhältnis von Video und<br />
Film zum Ausstellungsraum“. Mehr Infos<br />
unter www.museenkoeln.de/<br />
museum-ludwig<br />
Pauline“, eine Produktion des WDR.<br />
Neben den Landesrundfunkanstalten der<br />
ARD und DRadio können sich auch Verlage,<br />
Autoren und Hörspiel-Produzenten bewerben.<br />
Die eingereichten Werke müssen nach dem<br />
1. Juli 2009 veröffentlicht bzw. gesendet worden<br />
sein oder einen festen Sende- oder Veröffentlichungstermin<br />
bis zum 31. Dezember 2010<br />
nachweisen. Jeder Bewerber darf nur eine Produktion<br />
mit einer maximalen Länge von 90<br />
Minuten einsenden.<br />
Die kompletten Ausschreibungsunterlagen<br />
können unter www.filmstiftung.de heruntergeladen<br />
werden.<br />
Köln: Film-Messe<br />
im August<br />
Vom 11. bis 12. August findet im Kölner Cinedom<br />
die Film-Messe Köln statt, zu der Anmeldungen<br />
noch bis zum 4. August möglich<br />
sind. Auf dem Branchentreff für „Filmverleiher,<br />
Kinobetreiber und kinoaffine Unternehmen“<br />
präsentieren mehr als zehn Verleiher Filme, Szenen-Zusammenschnitte<br />
und Trailer von zukünftigen<br />
Projekten. Zu den teilnehmenden Verleihern<br />
gehören u.a. Senator, Prokino, NDF,<br />
Tobis und Central Film. Die Anmeldeunterlagen<br />
und weitere Infos unter www.filmmesse-koeln.de.<br />
Cannes 2010<br />
Bankenviertel<br />
und Townships an<br />
der Croisette<br />
Die Aussprache des doppelten H in Christoph<br />
Hochhäuslers Nachnamen ist für Franzosen<br />
ein kaum zu überwindendes Hindernis. Selbst<br />
Cannes-Chef Thierry Frémaux, der regelmäßig<br />
komplizierteste Namen bewältigen muss,<br />
stolperte gehörig bei der Premiere von Hochhäuslers<br />
„Unter dir die Stadt“ in dem vollbesetzten<br />
Salle Debussy des Festivalpalasts. Was er<br />
über den zum zweiten Mal in der renommierten<br />
Reihe Un Certain Regard vertretenen Regisseur<br />
sagte, ließ das Publikum noch mehr aufhorchen:<br />
Cannes liebe das deutsche Kino, versicherte Frémaux,<br />
um gleich hinzuzufügen, dass der<br />
nächste Film des 37-Jährigen bestimmt<br />
nicht mehr in der Nebenreihe laufen<br />
werde. Das konnte man fast als Versprechen<br />
werten, dass Hochhäusler mit<br />
seinem nächsten Langfilm im Wettbewerb<br />
des Festivals vertreten sein wird.<br />
Verdient hat er sich diese Vorschusslorbeeren<br />
mit einem weiteren formal<br />
ebenso makellosen wie wagemutigen<br />
Film, der von der Recherche und Produktion<br />
her allerdings weitaus aufwändiger<br />
war als seine beiden vorhergehenden<br />
Werke „Milchwald“ und „Falscher Bekenner“,<br />
der genau wie „Unter dir die Stadt“<br />
von der Kölner Heimatfilm produziert und<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurde.<br />
Hochhäusler erzählt die Geschichte einer Amour<br />
fou im Frankfurter Bankenmilieu. Dass Irrationalität<br />
und Leidenschaft gerade in einer Welt, in<br />
der scheinbar nur Geld und Macht zählen, immer<br />
knapp unter der Oberflächliche lauern, zeigt<br />
der Film in bestechenden Bildern aus dem Inneren<br />
der Frankfurter Bankhäuser. Hinter viel<br />
Glas wird hier Transparenz nur vorgegaukelt.<br />
Gerade wer ganz oben in der Hierarchie steht,<br />
ist in der Lage, Intrigen zu spinnen und<br />
geheimen Obsessionen nachzugehen.<br />
Wie schon bei „Falscher Bekenner“ war die<br />
Aufnahme von „Unter dir die Stadt“ gerade in<br />
der französischen Presse positiv. Variety-Kritiker<br />
Boyd van Hoeij wertete ihn als „immer interessant“<br />
und nannte Regie und Schauspielleistung<br />
„beeindruckend“. Am traditionellen<br />
Presseessen der <strong>Filmstiftung</strong> im Fischrestaurant<br />
Astoux & Brun nahmen Hochhäusler, Produzentin<br />
Bettina Brokemper und die beiden<br />
Hauptdarsteller Nicolette Krebitz und<br />
Robert Hunger-Bühler teil. <strong>Filmstiftung</strong>s-<br />
Geschäftsführerin Claudia Droste-Deselaers<br />
lobte aus diesem Anlass besonders Brokemper,<br />
Heiter in Cannes (v.l.): Lerato Mvelase,<br />
Khomotso Manyaha und Harriet Manamela, die<br />
Hauptdarstellerinnen aus „Life, Above All“.<br />
Foto: Hubert Bösl/Festival de Cannes<br />
die auch in für unabhängige Produktionsfirmen<br />
schwierigen Zeiten Mut bewiesen habe. Die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW sei zufrieden, es dieses Jahr<br />
mit „Unter dir die Stadt“ und „Life, Above All“<br />
von Oliver Schmitz mit zwei sehr unterschiedlichen<br />
Filmen in die offizielle Auswahl von<br />
Cannes geschafft zu haben.<br />
In der Tat gehen die beiden Filme inhaltlich<br />
und stilistisch völlig verschiedene Wege.<br />
Während Hochhäusler mit kühler Präzision Figuren<br />
zeigt, die alle Annehmlichkeiten einer<br />
Wohlstandsgesellschaft selbstverständlich in<br />
Anspruch nehmen können, erzählt der gebürtige<br />
Südafrikaner Schmitz die Geschichte eines<br />
Fototermin auf dem roten Teppich:<br />
(v.l.) Bettina Brokemper, Nicolette Krebitz,<br />
Christoph Hochhäusler (mit Kind),<br />
Robert Hunger-Bühler und Van-Lam<br />
Vissay bei der Premiere von „Unter dir<br />
die Stadt“ in Cannes. Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />
zwölfjährigen südafrikanischen Mädchens, das<br />
jäh in die Erwachsenenwelt geworfen wird, als<br />
die Mutter an Aids erkrankt. Das Drama wurde<br />
vom Publikum in Cannes mit stehenden Ovationen<br />
gefeiert und gewann den Prix François<br />
Chalais, mit dem Filme ausgezeichnet werden,<br />
die sich in besonders gelungener Weise mit dem<br />
aktuellen Weltgeschehen auseinandersetzen.<br />
„Life, Above All“ war bereits der vierte Film des<br />
Regisseurs, der für Un Certain Regard ausgewählt<br />
wurde.<br />
Auch die Spur des diesjährigen Gewinners<br />
der Goldenen Palme führt nach NRW. Koproduziert<br />
wurde „Uncle Boonmee Who Can Recall<br />
His Past Lives“ von der Hans W.<br />
Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion<br />
und des Kölner Weltvertriebs Match Factory.<br />
Regie führte der Regisseur mit dem momentan<br />
wohl zungenbrecherischsten Namen<br />
des Weltkinos: der Thailänder Apichatpong<br />
Weerasethakul.<br />
Meldungen – newsletter 4/2010 5
Stummfilmtage in Bonn: 2010 und dann?<br />
Bei Stummfilmen macht nicht der Ton den Film. Live-Begleitmusik jedoch kann den Takt vorgeben<br />
und die Vorführung zu einem Erlebnis machen, das auch gegenüber großen 3D-Leinwandevents<br />
bestehen kann. Das beweist seit Jahren eindrucksvoll das Bonner Sommerkino mit seinen Internationalen<br />
Stummfilmtagen, die vom Förderverein Filmkultur Bonn e. V. mit Unterstützung<br />
des Filmmuseums München organisiert werden. Vom 12. bis zum 22. August werden<br />
auch in diesem Jahr allabendlich bekannte und unbekannte Stummfilmklassiker aus aller Welt<br />
im Arkadenhof der Universität Bonn in restaurierter Version vorgeführt und mit zum Teil<br />
speziell komponierter Live-Musik begleitet. Rund 15.000 Besucher nutzen jedes Jahr dieses Angebot,<br />
dessen Zukunft nun aber bedroht ist. Die Sparliste der Stadt Bonn sieht für die Stummfilmtage<br />
2011 eine Kürzung von 40.000 auf Null Euro vor. Neben der Stadt sind an der Finanzierung<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, das BKM sowie Sponsoren und Eigenmittel beteiligt.<br />
Eröffnet wird das Open-Air-Erlebnis in diesem Jahr mit einem besonderen Highlight: Fritz Langs<br />
„Metropolis“. Für die Musikbegleitungen der Filme sind namhafte Stummfilmmusiker mit kleiner<br />
Besetzung eingeladen, die auch Stummfilm-Entdeckungen, etwa aus dem Iran, begleiten werden.<br />
Mehr Infos über Sparpläne und das Programm unter www.film-ist-kultur.de.<br />
„Themba“: Doppelte Ehrung in Emden<br />
Rund eine Woche vor der WM in Südafrika gewann „Themba“, Stefanie Sycholts geförderdertes<br />
Drama um einen aidskranken Fußballer, auf dem Internationalen Filmfest Emden-<br />
Norderney sowohl den Bernhard Wicki-Preis als auch den DGB-Filmpreis. Der Kinofilm,<br />
der von Zeitsprung und Rheingold Films produziert wurde, startet am 5. August in die deutschen<br />
Filmtheater. Der NDR-Nachwuchsfilmpreis des Festivals ging an die ebenfalls geförderte Dreiecksgeschichte<br />
„Renn, wenn du kannst“ von Dietrich Brüggemann. Die Koproduktion<br />
der Wüste Film West mit WDR, SWR und Arte ist bereits ab dem 29. Juli in den deutschen<br />
Kinos zu sehen.<br />
Exposed: Debüts<br />
zum Dritten<br />
Exposed ist das Festival für Debütfilme und<br />
wird vom 23. bis 28. November zum dritten Mal<br />
in Köln stattfinden. Der Schwerpunkt der Filmschau,<br />
organisiert aus dem Umfeld des Filmclubs<br />
813 sowie dem von Stephan Sarasi<br />
gegründeten Vereins Neue Blicke Köln, liegt<br />
6<br />
„Themba“: Gastdarsteller Jens Lehmann in seinem Kinodebüt<br />
beim Training südafrikanischer Talente. Foto: Zeitsprung<br />
auf dem europäischen Nachwuchsfilm. Neben<br />
der zwölfteiligen europäischen Reihe werden zudem<br />
im Kölner Programm auch drei heimische<br />
Debüts präsentiert sowie – in diesem Jahr als<br />
spezieller Fokus – Filme aus Österreich.<br />
Noch bis zum 5. August können Filmemacher<br />
ihre ersten und zweiten Langfilme bei<br />
den Organisatoren einreichen. Näheres zu den<br />
Konditionen findet sich unter www.exposedfilmfestival.de.<br />
RUHR.2010: Noch<br />
mehr Filmschätze<br />
Ein besonderes Highlight erwartet die Besucher<br />
im Rahmen des Sommerfestes zur Kulturhauptstadt<br />
RUHR.2010 am 19. Juni. In der Henrichshütte<br />
in Hattingen wird in Zusammenarbeit mit<br />
Arte/ZDF der restaurierte Stummfilm „Schlagende<br />
Wetter“ aufgeführt. Die neu komponierte Musik<br />
des Bochumer Komponisten Georg Graewe<br />
wird live vom WDR-Rundfunkorchester unter<br />
der Leitung von Titus Engel begleitet. Der<br />
von Karl Grune 1923 inszenierte Film wurde<br />
im Ruhrgebiet an Originalschauplätzen gedreht<br />
und erzählt das Drama einiger verschütteter Bergleute.<br />
Die Filmvorführung ist Teil des Projektes<br />
„grubenklang.reloaded“.<br />
An drei Terminen präsentiert das „Theater<br />
der Welt 2010“ im Rahmen der RUHR.2010 ein<br />
mit den Filmemachern Lav Diaz aus den Philippinen,<br />
dem Palästinenser Elia Suleiman („Divine<br />
Intervention“) und Tsai Ming-Liang (Silberner<br />
Bär 1997 für „Der Fluss“) aus Malaysia<br />
hochrangig besetztes Filmprogramm. Die Regisseure<br />
suchen ihre Filme selbst aus und stehen<br />
nach der alle gängigen Formate sprengenden<br />
Vorführung zur Diskussion bereit. Am 4. und 5.<br />
Juli sind sie zu Gast im Essener Filmstudio Glückauf,<br />
am 11. und 12. Juli im Mülheimer Rio. Alle<br />
Details zu den zwischen zwei und neun Stun-<br />
Das Logo des diesjährigen Filmfests<br />
in Zadar. Foto: SSP<br />
NRW baut<br />
Brücken nach<br />
Kroatien<br />
FilmForumZadar heißt ein neues Festival,<br />
mit dem Ruhrgebiets-Regisseur<br />
Sergej Stanojkovski <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> und die RUHR.2010 mit<br />
der Stadt Zadar an der kroatischen<br />
Adriaküste verbinden will. Das Festival,<br />
das in der letzten Augustwoche unmittelbar<br />
vor Venedig stattfindet, soll seinen<br />
Fokus auf europäische Koproduktionen<br />
richten und auch NRW-Filme im<br />
Programm haben. Ziel ist es, „in Zadar<br />
ein Forum für kreative Kräfte zu schaffen“,<br />
so Stanojkovski, dessen preisgekrönter<br />
Debütfilm „Kontakt“ auf über 50<br />
internationalen Festivals lief. Die<br />
RUHR.2010 und ihr 2010Lab sind<br />
Partner des FilmForumZadar und werden<br />
eigens einen Zadar-Channel schalten,<br />
der über die Entwicklung der dortigen<br />
Kreativwirtschaft, das Filmforum<br />
und die Zusammenarbeit mit NRW berichtet.<br />
Mit seiner Oberhausener Produktionsfirma<br />
SSP GmbH produziert Stanojkovski<br />
für die RUHR.2010 außerdem<br />
eine Mini-Dokuserie über kreative Menschen.<br />
Die Porträts, u.a. über Rainer<br />
Komers, Werner Nekes oder Helge<br />
Schneider sind auf dem Portal<br />
www.2010lab.tv der Kulturhauptstadt<br />
zu sehen.<br />
SSP, Tel. (0208) 3866134;<br />
office@sspfilm.com<br />
newsletter 4/2010 – Meldungen<br />
den dauernden Vorführungen finden sich unter<br />
www.theaterderwelt.de.<br />
Den Sommer über wird die Online-Ausstellung<br />
des europäischen Kurzfilms Europe in<br />
Shorts regelmäßig erweitert. In qualitativ hochwertigen<br />
Internetstreams erlauben die kuratierten<br />
Kurzfilme spannende Einblicke in das vielfältige<br />
Schaffen des europäischen Films. Der eigene<br />
Channel des Kulturhauptstadtprojekts<br />
www.2010lab.tv präsentiert neben den Kurzfilmen<br />
zudem Interviews mit allen Regisseuren sowie<br />
weitere in Zusammenarbeit mit dem Filmverlag<br />
Schnitt betreute Artikel zu den Filmen.<br />
Premiere in Hattingen: die restaurierte Fassung<br />
des Stummfilms „Schlagende Wetter“ mit Live-Musik.<br />
Foto: Grubenklang reloaded
<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />
Richtlinien<br />
Seit dem 27. Mai sind modifizierte Richtlinien<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Kraft. Wesentliche<br />
Neuerung der Überarbeitung ist eine einheitliche<br />
Richtlinie für alle Förderbereiche, also sowohl<br />
P1 als auch P2. Außerdem gelten Fernsehförderung,<br />
Nachwuchsförderung und Stoffentwicklungsförderung<br />
ab sofort als eigenständige<br />
Förderarten.<br />
Die aktuellen Richtlinien können ab sofort<br />
online unter www.filmstiftung.de/<br />
Download/richtlinien.php herunter geladen<br />
werden. Für Nachfragen stehen die Mitarbeiter<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Düsseldorfer<br />
Medienhafen gerne zur Verfügung.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Szene aus „Monolog“, einem der<br />
Gewinnerfilme der Kurzfilmtage Oberhausen.<br />
Foto: Laure Prouvoust<br />
Oberhausen:<br />
Kurzes vom<br />
Meeresgrund<br />
Mit der Preisverleihung endeten die 56. Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen<br />
am 4. Mai in der Lichtburg. Während die<br />
Hauptpreise des Festivals dieses Jahr nach<br />
Schweden („Madame & Little Boy“ von Magnus<br />
Bärtås), Großbritannien („Monolog“ von<br />
Laure Prouvoust) und Israel/Niederlande/<br />
Polen („Mur i wieza“ von Yael Bartana) gingen,<br />
hielt die Begeisterung an diesem traditionsreichen<br />
Festival auch 2010 unvermindert an.<br />
Über 1.000 Akkreditierte aus 45 Ländern besuchten<br />
im Mai das Festival, dessen berühmtes<br />
Manifest im kommenden Jahr 50. Geburtstag<br />
feiern wird. Zudem verzei-chnete das Festivalteam<br />
um Leiter Lars Henrik Gass mit rund<br />
18.400 Besuchern sogar eine minimale<br />
Steigerung zum Rekordjahr 2009. Entscheidenden<br />
Anteil daran hatte auch die extrem beliebte<br />
Sonderreihe „Vom Meeresgrund: Das Experiment<br />
Film 1898-1918“. Meist bis zum letzten<br />
Sessel waren die Programme ausverkauft, was<br />
am Einlass manches Mal zu tumultartigen<br />
Szenen führte. Insgesamt fast 500 Filme in den<br />
offiziellen Präsentationen, dazu 5.500 Kurzfilme<br />
im Markt, zahlreiche Podien und Nebenveranstaltungen:<br />
Die Kurzfilmtage, die ihre Marke<br />
in einem geplanten Kurzfilm-Portal künftig auch<br />
online ausbauen möchten, wie Gass bei der<br />
Eröffnung in einer Präsentation verriet, zeigten<br />
von Abnutzung keine Spur. Die Fortsetzung folgt<br />
vom 5. bis 10. Mai 2011.<br />
Alle Preisträger – darunter auch Florian<br />
Riegel, der mit „Holding Still“ den NRW-Wettbewerb<br />
gewann: www.kurzfilmtage.de.<br />
Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652;<br />
info@kurzfilmtage.de<br />
Förderpreis Schnitt:<br />
Jetzt einreichen<br />
Auch zum zehnjährigen Jubiläum von Film+,<br />
dem Kölner Forum für Filmschnitt und Montagekunst,<br />
wird ein Förderpreis Schnitt für Nachwuchseditoren<br />
ausgerufen. Ausgestattet wird er<br />
in diesem Jahr vom Kulturwerk der VG Bildkunst<br />
mit einer Dotierung in Höhe von 2.500<br />
Euro. Editoren, die noch nicht mehr als einen<br />
Langfilm geschnitten haben, können ihre maximal<br />
20-minütigen Arbeiten noch bis zum 30. Juli<br />
bei Film+ einreichen – Teilnahmebedingungen<br />
sowie das nötige Formular gibt es unter<br />
www.filmplus.de. Das vom Filmverlag<br />
Schnitt in Zusammenarbeit mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und der Stadt Köln veranstaltete<br />
Forum wird vom 26. bis 29. November mit<br />
seinem Programm aus Diskussionen und Filmvorführungen<br />
wieder in den Kinos OFF Broadway<br />
sowie im Filmforum NRW stattfinden. Die Nominierungen<br />
der Schnitt Preise in den Kategorien<br />
Spielfilm, Dokumentarfilm und Förderpreis werden<br />
Ende September bekannt gegeben.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />
info@filmplus.de<br />
Filmhaus Köln:<br />
Made for China<br />
Auch in China besteht Bedarf an Weiterbildungsangeboten<br />
im Bereich Film. Deshalb fliegen Peter<br />
Klas, Geschäftsführer des Kölner Filmhauses,<br />
und Jun Yan, Kurator des im Filmhaus<br />
beheimateten Filmfestivals Visions of China,<br />
Mitte Juni nach Shanghai und werben im Rahmen<br />
des Shanghai International Film Festivals<br />
für ein Angebot aus Köln. Die Weiterbildung<br />
„Film made in Germany“, die im Herbst<br />
erstmals stattfinden soll, wurde speziell für Filmschaffende<br />
aus China entwickelt. Die<br />
Lehrinhalte des zweimonatigen Seminarangebotes<br />
vermitteln Dozenten des Kölner Filmhauses<br />
und des Filmhauses Babelsberg als Kooperationspartner.<br />
Dazu zählen u.a. Regisseur und<br />
Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff, Kameramann<br />
Jost Vacano, Michaela Grützen,<br />
Vizepräsidentin der Hochschule für Fernsehen<br />
und Film München, Produzentin Sonja<br />
B. Zimmer und Regisseur Wolfgang<br />
Groos, dessen Film „Hangtime“ auch auf dem<br />
Shanghai International Festival gezeigt wird. Neben<br />
den Seminarinhalten soll den chinesischen<br />
Filmstudenten auch ein Überblick über die deutsche<br />
Produktionslandschaft gegeben werden.<br />
Damit verbunden sind auch Besuche der wichtigsten<br />
deutschen Filmhochschulen.<br />
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;<br />
info@koelner-filmhaus.de<br />
Unlimited sucht<br />
kurze Filme<br />
Der 31. Juli ist die Deadline für Anmeldungen<br />
zum europäischen Kurzfilmfestival unlimited,<br />
zu dem die kurzfilmfreun.de in diesem Jahr<br />
vom 23. bis 28. November wieder nach Köln<br />
einladen. Einreichungen für die Wettbewerbe<br />
und Sonderprogramme sind sowohl als Sichtungskopien<br />
(DVD) als auch über www.reel<br />
port.com möglich. Mehr Infos unter www.<br />
unlimited-festival.de.<br />
kurzfilmfreun.de,<br />
Tel. (0221) 67774116;<br />
info@unlimited-festival.de<br />
Meldungen – newsletter 4/2010 7<br />
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VENEDIG 2009<br />
SILBERNER LÖWE<br />
FÜR BESTE REGIE<br />
EIN FILM VON SHIRIN NESHAT<br />
„Bilder von bestechender Schönheit“<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
„Dieser Film hat mich zutiefst berührt.“<br />
ANG LEE – Jurypräsident der 66. Mostra di Venezia<br />
WO<strong>MEN</strong> WITHOUT <strong>MEN</strong><br />
AB 1. JULI 2010 IM KINO<br />
SCHULVORSTELLUNGEN SIND AB 21. JUNI 2010 MÖGLICH<br />
Bildungsmaterial steht auf www.womenwithoutmen-derfilm.de zum Herunterladen bereit.<br />
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: md@NFP.de
In seiner Kolumne „gestern, heute, morgen“ blickt<br />
Heiko R. Blum,<br />
Foto: Heike Herbertz<br />
der Kölner Filmjournalist Heiko R. Blum<br />
im Newsletter zurück und nach vorne<br />
und widmet sich dabei sowohl aktu-<br />
ellen Filmthemen als auch Geschichten<br />
abseits des Tagesgeschäfts. Anlässlich<br />
des Gastlandes Spanien beim Internationalen<br />
Filmkongress erzählt er vom Aufbruch iberischer<br />
Filmemacher nach Francos Tod.<br />
Filmkultur<br />
aus Barcelona<br />
arcelona im Juli 1978: Es ist ein drückendheißer Sommer. Wenige Ki-<br />
Blometer von Taragona entfernt war gerade ein Benzinlaster in einen<br />
Campingplatz gerast und hatte ein Blutbad angerichtet. General Franco<br />
war knapp drei Jahre tot, da begann im Filmgeschäft des Landes eine Aufbruchstimmung.<br />
Während die Produzenten in Madrid die Kinos mit Historien-,<br />
Horror- und Pornofilmen bombardierten, wurde Barcelona zum<br />
Zentrum einer alternativen Filmkultur. Dort verstand man schon früh, die<br />
strenge Zensur unter Franco zu umgehen.<br />
Der Filmkünstler Ventura Pons, Jahrgang 1945, hat mehr als 20 Filme<br />
gedreht, die sich vorwiegend mit gesellschaftlichen Außenseitern, vor<br />
allem mit Homosexuellen, beschäftigten, wie das schwul-lesbische Drama<br />
„Früchte der Liebe“ oder das Psychodrama „Geliebter Freund“. Sein<br />
herausragender Stil wurde auf fast allen internationalen Festivals gerühmt<br />
– vor allem auf der Berlinale.<br />
Pons lebt in einer bescheidenen Wohnung mitten in seiner Geburtsstadt<br />
Barcelona. Hier treffen wir uns zu einem Gespräch. Neben dem großen,<br />
überladenen Schreibtisch steht ein Schneidetisch, an dem er uns seinen<br />
letzten Film vorführt. Es ist der Dokumentarfilm „Ocana“, der auf dem<br />
Filmfestival in Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ große Beachtung<br />
fand und prämiert wurde. Pons lässt einem homosexuellen Maler völlige<br />
Freiheit, sich über sein hartes Leben und das Verständnis von der Welt<br />
auszudrücken. Man sieht Ocana in einer Art selbst inszenierten Drag-<br />
Queen-Prozession singend und halbnackt die Rambla entlanglaufen. Wenige<br />
Jahre nach den Dreharbeiten dieses aufregenden Porträts stirbt Ocana<br />
auf tragische Weise.<br />
Pons hatte – wie er sagt – in einer so genannten Freiheit nach zehn Jahren<br />
Theaterarbeit seinen ersten Film gedreht. „Ich versuchte, immer wichtige<br />
Ideen im Kleinen umzusetzen, wie übrigens viele meiner Kollegen – etwa<br />
Pedro Olea, im Gegensatz zum Trivialkino meiner Kollegen aus Madrid.“<br />
Zu Beginn der neunziger Jahre wurden dann Regisseure wie Bigas Luna,<br />
Fernando Trueba oder Pedro Almodóvar bekannt. Trueba erhielt 1993<br />
für die erotische Komödie „Belle Epoque“ mit Penélope Cruz einen Oscar,<br />
Almodóvar wurde 2000 für den besten fremdsprachigen Film („Alles<br />
über meine Mutter“) und 2003 für das beste Original-Drehbuch („Sprich<br />
mit ihr“) mit dem Akademiepreis ausgezeichnet. Zur Mitte des Jahrzehnts<br />
trat eine neue Generation von Filmemachern in Erscheinung, unter ihnen<br />
Julio Médem und Isabel Coixet. Schon die Erstlingsfilme der so genannten<br />
„neuen Welle“ erregten in der internationalen Cineasten-Szene besonderes<br />
Interesse. Andere Regisseure richteten ihren Blick auf Spanien,<br />
indem sie etwa einer mystischen Naturbetrachtung (Julio Médem mit „Vacas<br />
– Kühe“), einem Rückgriff auf den Film Noir (Alejandro Amenábar mit<br />
„Faszination des Grauens“) oder einem sozialkritischen Realismus (Iciar Bollaín<br />
und León de Aranoa) frönten, der durchaus auch heitere Töne anschlagen<br />
konnte. Wenige Jahre später waren diese Regisseure dann weltweit<br />
so bekannt, dass sie in internationalen Großproduktionen Hollywoodstars<br />
wie Nicole Kidman (Alejandro Amenábars „The Others“, 2001) oder<br />
Tim Roth (Isabel Coixets „The Secret Life of Words“, 2005) für Hauptrollen<br />
verpflichten konnten. Und Fernando León de Aranoa, der solide erzählte<br />
und hervorragend gespielte Sozialdramen dreht, konnte sich 2002<br />
beim Filmfestival in San Sebastián für seine Tragikomödie „Montags in der<br />
Sonne“ den Hauptpreis abholen.<br />
8<br />
Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />
Ausgezeichnete Hörcollage<br />
zum Mauerfall<br />
„Niemand würde behaupten, dass die Welt untergeht, wenn die Sender<br />
ein Hörspiel weniger im Jahr produzieren. Ich bin dieser Niemand.“<br />
Thilo Reffert, der diesjährige Preisträger des Hörspielpreises der<br />
Kriegsblinden nutzte seine Dankesrede für eine Liebeserklärung an<br />
das Radio und ein Plädoyer für das Hörspiel, denn – so Reffert: „Es gibt<br />
den Stimmen eine Stimme, die sonst nicht gehört werden.“ Überreicht<br />
wurde der Hörspielpreis, der vom Bund der Kriegsblinden<br />
Deutschlands und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW vergeben wird, durch<br />
den Bundesvorsitzenden Dieter Renelt am 6. Juni in Bad Godesberg.<br />
Reffert erhielt den Preis für sein vom MDR produziertes Stück „Die Sicherheit<br />
einer geschlossenen<br />
Fahrgastzelle“, in<br />
dem er – vermischt mit<br />
damaligen O-Tönen<br />
und unterlegt mit einem<br />
gewitzten Kommentar–<br />
die Reise seiner<br />
Mutter und seiner<br />
Schwester wiederholt,<br />
die sich am 9. November<br />
1989 in einem<br />
Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong>, l.),<br />
Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier und<br />
Dieter Renelt (Bund der Kriegsblinden, r.)<br />
mit dem diesjährigen Preisträger Thilo<br />
Reffert. Foto: Heike Herbertz<br />
Wartburg von Magdeburg<br />
aus in Richtung<br />
deutsch-deutscher<br />
Grenze aufmachten.<br />
„Das Stück ist ein kleines<br />
Denkmal für zwei<br />
Frauen, die gezeigt haben, dass Geschichte sich nicht ereignet, sondern<br />
dass man sie gestalten kann“, lobte denn auch Anna Dünnebier,<br />
die Vorsitzende der Jury, Refferts Hörspiel-Collage in ihrer Laudatio.<br />
Detlef Rentsch, stellvertretender Hörfunkdirektor des MDR,<br />
betonte in seiner Rede, dass der Preisträger erst der siebte ostdeutsche<br />
Autor ist, der mit dem Hörspielpreis bedacht wurde, und erinnerte an<br />
die Verleihung 1967, als die Auszeichnung an den DDR-Autor Rolf<br />
Schneider ging und für politische Verstimmung sorgte. NRW-Staatssekretär<br />
Michael Mertes schloss sich in seiner Wertschätzung des<br />
Mediums dem Preisträger an: „Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen<br />
und können sich die Kunstform Hörspiel leisten.“<br />
Der 1970 in Magdeburg geborene Reffert schreibt seit 2000 Theater-<br />
und Hörstücke und ist der 59. Preisträger des Hörspielpreises der<br />
Kriegsblinden. Zu den vor ihm ausgezeichneten Autoren gehören u.a.<br />
Christoph Schlingensief, Heinrich Dürrenmatt und Elfriede<br />
Jelinek.<br />
VFFVmedia: Lounge geöffnet<br />
Auf dem medienforum.nrw eröffnet der Verein VFFVmedia erneut<br />
seine Produzentenlounge, in der am 29. Juni Sendeverantwortliche<br />
über Programmbedarfe sprechen. Referenten sind u.a. Katja Hofem-Best,<br />
Geschäftsführerin des ProSiebenSat1-Senders Sixx, und<br />
Wolfgang Pütz, Programmchef des österreichischen Senders Servus<br />
TV. Die Moderation übernimmt Elisabeth Neumann vom Medienbüro<br />
Rheinland.<br />
VffVmedia, Tel. (0221) 57775-0; info@vffv.de<br />
Dokus: Programmtipps<br />
aus dem Netz<br />
Für ihre neue Website www.allesbestens.org durchforsten die Medienjournalisten<br />
Susanne Wankell, Brigitte Knott-Wolf und Fritz<br />
Wolf von Düsseldorf aus die TV- und Radioprogramme auf der Suche<br />
nach Dokumentarfilmen und Radiofeatures. Ihre Fundstücke präsentieren<br />
sie „durchaus subjektiv“ und ohne Quotenorientierung als<br />
regelmäßige Programmtipps auf ihrem Portal, das den schönen Untertitel<br />
„Hören und Sehen für Fortgeschrittene“ trägt. Angestrebt ist,<br />
neben den Kritikern auch die Autoren der vorgestellten Dokus und Features<br />
zu Wort kommen zu lassen. Für interessierte User gibt es die Möglichkeit,<br />
einen Newsletter mit Doku- und Featureempfehlungen zu abonnieren.<br />
newsletter 4/2010 – Meldungen<br />
Orientierungskurs:<br />
Berufswunsch<br />
Schauspieler<br />
In Hamburg finden die Orientierungskurse für<br />
angehende Schauspieler der Schule für<br />
Schauspiel Hamburg bereits seit zehn<br />
Jahren statt. In Köln feiert das Angebot, das in<br />
Zusammenarbeit mit dem hiesigen Jondral<br />
Künstlermanagement organisiert wird, im<br />
Juli Premiere. Vom 15. bis 18. Juli soll der 250<br />
Euro teure Orientierungskurs helfen, herauszufinden,<br />
„ob man neben Talent auch ausreichend<br />
Mut, Disziplin und Ausdauer für ein<br />
Leben auf der Bühne oder vor der Kamera mitbringt“.<br />
Erfolgreiche Absolventen des Kurses,<br />
der ein schauspielerisches Grundlagentraining<br />
vermitteln soll, können das dreijährige Studium<br />
in Hamburg auch ohne Aufnahmeprüfung beginnen.<br />
„Viele junge Leute träumen davon, auf der<br />
Bühne zu stehen oder in einem Film mitzuspielen.<br />
Im Orientierungskurs unterstützen wir sie,<br />
den Berufswunsch spielerisch auf die Probe zu<br />
stellen“, so Michaela Uhlig, Gründerin und<br />
Geschäftsführerin der SSH.<br />
Weitere Infos unter www.schauspiel<br />
schule-hamburg.com<br />
Münsterland:<br />
„Du bist Provinz“<br />
Das Vorurteil, dass die Provinz „provinziell, rückständig,<br />
miefig und eng“ ist, will der Filmservice<br />
Münster.Land mit der Aktion „Du bist<br />
Provinz" ein für allemal ausmerzen. Der Startschuss<br />
fiel bereits im Juni 2009 mit einer Reise<br />
durch das Münsterland, bei der 27 Künstler aller<br />
Sparten aus der Region und aus Overijssel begannen,<br />
sich intensiv mit ihrem Lebensmittelpunkt,<br />
der Provinz, auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse<br />
dieser Auseinandersetzung, die bis heute<br />
andauert und an der sich inzwischen 41 Künstler<br />
beteiligen, werden nun vom 29. Juni bis 4. Juli<br />
in Münster in einer Ausstellung, einer Filmreihe<br />
und bei einem Frühschoppen erstmalig gezeigt<br />
, ehe sie in der zweiten Jahreshälfte auch<br />
in der niederländischen Provinz zu sehen sind.<br />
Filmservice Münster.Land,<br />
Tel. (0251) 4921380;<br />
filmservice@stadt-muenster.de<br />
medienforum.nrw:<br />
Vernetzt<br />
mit der Insel<br />
Großbritannien gilt als einer der attraktivsten<br />
Zielmärkte für die Film- und Fernsehwirtschaft<br />
in NRW. Jetzt können sich hiesige Produzenten<br />
auf neue Art mit britischen Kollegen vernetzen.<br />
Die Verbindungen werden durch das Projekt<br />
„Creatives Go UK“ geknüpft, das am 30. Juni<br />
auf dem medienforum.nrw vorgestellt wird<br />
– in Anwesenheit britischer Experten. Für den<br />
17. bis 19. November steht dann eine Kooperationskonferenz<br />
in London auf dem Plan.<br />
„Creatives Go UK“ ist eine gemeinsame Initiative<br />
des AHP Creative’s Desk und der<br />
Stabsstelle Medien der Stadt Köln. Weitere<br />
Partner sind der VFFVmedia, das Mediencluster<br />
NRW und die IHK Köln. Weitere Infos<br />
gibt es auf http://tinyurl.com/CreativesGoUK
Der kleine Cem (Nizam Schiller) beim Freitagsgebet: Szene aus dem Film „Die Fremde“, der für zwei Kamerapreise nominiert ist. Foto: Majestic<br />
DER NEUE CITROËN DS3.<br />
Meldungen – newsletter 4/2010<br />
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Dt. Kamerapreis: Die<br />
Nominierungen stehen<br />
Insgesamt 35 Kameraleute und Editoren sind in sechs<br />
Kategorien für den 20. Deutschen Kamerapreis<br />
nominiert, der am 27. Juni im Rahmen des medienforum.nrw<br />
in Köln verliehen wird. In der Kategorie Kinospielfilm<br />
darf dabei Feo Aladags geförderte NRW-<br />
Produktion „Die Fremde“ auf zwei Preise hoffen. Sowohl<br />
Kamerafrau Judith Kaufmann als auch die Editorin<br />
Andrea Mertens sind für die renommierte Auszeichnung<br />
vorgeschlagen. Sie konkurrieren dabei u.a. mit Kameramann<br />
Martin Gschlacht und dessen Bildgestaltung<br />
für Shirin Neshats „Women without Men“, mit<br />
der Kameraarbeit von Rainer Klausmann für „Soul<br />
Kitchen“ von Fatih Akin sowie mit Patrick Epplers<br />
Montage von „Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung“.<br />
In der Kategorie Kurzfilm sind zwei Produktionen der<br />
Kunsthochschule für Medien Köln nominiert: Für<br />
den Kurzfilm „dresdenprag“ erhielten sowohl Kameramann<br />
Matteo Coco als auch Editor Frederik Geisler<br />
eine Nominierung, während Editorin Sabine Herpich<br />
auf die Auszeichnung für ihre Arbeit an „Wanna-<br />
Be“ hoffen darf.<br />
Eine komplette Liste der Nominierten stellt die Website<br />
www.deutscher-kamerapreis.de zum<br />
Download bereit. Eine Auswahl der nominierten Produktionen<br />
läuft auch in diesem Jahr wieder im Rahmen<br />
des Festivals Großes Fernsehen am 26. und 27. Juni<br />
im Kölner Cinedom. Der Ehrenpreis des Deutschen<br />
Kamerapreises geht in diesem Jahr übrigens an die Firma<br />
ARRI, „das Synonym für großes Kino“, so Christoph<br />
Augenstein, Geschäftsführer des Vereins Deutscher<br />
Kamerapreis Köln e.V.<br />
www.citroen-ds3.de<br />
ANTI RETRO<br />
9
Erfolgsformel aus Münster:<br />
BEV = (RPS - RPO) x 0,4886<br />
Kate Winslet galt schon vor „Der Vorleser“<br />
in ihrem Heimatland nicht nur als Star, sondern<br />
auch als Wirtschaftsfaktor. Mit Hilfe eines nach<br />
ihr benannten Algorithmus belegte das UK<br />
Film Council ihren Wert für die heimische Filmindustrie.<br />
Ein Ergebnis, dem Thorsten Hennig-Thurau<br />
problemlos folgen kann, denn mit<br />
Zahlenkolonnen kennt sich der gelernte<br />
Betriebswirt ebenso aus wie mit dem<br />
Filmgeschäft. Seit dem Jahr 2000 befasst er sich<br />
mit „Erfolgsfaktoren des Films“. Der Ansatz des<br />
Professors für Marketing ist international, denn<br />
er lehrt nicht nur an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
in Münster, sondern auch<br />
an der City University of London und hat<br />
den US-Markt fest im Blick. Nach der Analyse<br />
von bisher etwa 2.000 Filmen hat der Marketing-Experte<br />
gut 300 Faktoren herausdestilliert,<br />
mit deren Hilfe er den Kassenerfolg eines Films<br />
vorhersagen kann. Seine mögliche Fehlerquote<br />
liegt derzeit bei rund 20 Prozent. Immerhin sei<br />
das besser als vergleichbare Quoten bei der Einführung<br />
von Joghurt oder Bier, tröstet er.<br />
Sein Konzept geht von der Annahme aus,<br />
Festival Großes Fernsehen im Kölner Cinedom<br />
im Rahmen des medienforum.nrw<br />
TV auf der Leinwand<br />
Donnerstag, den 24. Juni<br />
Takiye – Spur des Terrors<br />
in Kooperation mit der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
19:30 - 21.00 Uhr<br />
WDR, 90 Min.<br />
Metalocalypse<br />
21:30 - 22:45 Uhr<br />
Turner Broadcasting System<br />
Deutschland,<br />
6 x 11 Min.<br />
Freitag, den 25. Juni<br />
Die letzten 30 Jahre<br />
in Kooperation mit der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
19:00 - 20:30 Uhr<br />
WDR, 90 Min.<br />
Geschichte der Ozeane<br />
21:00 - 22:30 Uhr<br />
ZDF, 90 min.<br />
10<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Anna Koskoda<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Christian Seebaum<br />
Autoren dieser<br />
Ausgabe:<br />
Uwe Mies, Michael<br />
Dlugosch, Anna Koskoda,<br />
Günter Jekubzik, Heiko R.<br />
Blum, Frank Olbert,<br />
Heike Meyer-Döring (ME-<br />
DIA), Uwe Scheele<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
Gestaltung/Layout:<br />
alfred friese + inrhein<br />
Titel:<br />
„Women without Men“;<br />
Foto: NFP<br />
dass Marken für das<br />
Publikum immer<br />
wichtiger werden. „Die<br />
erfolgreichsten Filme“,<br />
so Henning-Thurau,<br />
„sind deshalb Fortsetzungen von Kinoerfolgen<br />
sowie Adaptionen von Büchern, Comics und<br />
Videospielen.“ Qualität spiele „natürlich“ eine<br />
Rolle, auch die „kulturelle Nähe“ zum Thema.<br />
Eine Schlüsselvariable ist „Star-Power“, d.h. der<br />
durchschnittliche Umsatz der letzten drei Filme<br />
der Hauptdarsteller. Die Filmkritik wird von ihm<br />
Der Star als Wirtschaftsfaktor: Kate Winslet und<br />
David Kross in „Der Vorleser“. Foto: Senator<br />
Stipe Erceg (l.) und Erhan Emre<br />
in „Takiye“, dem Eröffnungsfilm<br />
des Festivals Großes Fernsehen.<br />
Foto: WDR/Bernd Spauke<br />
Samstag, 26. Juni<br />
Lost in Religion<br />
11:00 - 11:55 Uhr<br />
Gebrueder Beetz<br />
Filmproduktion, 52 Min.<br />
The Day After<br />
13:30 - 14:20 Uhr<br />
National Geographic Channel,<br />
50 Min.<br />
Redaktionsschluss:<br />
4. Juni 2010<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
6. Juli 2010<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise als<br />
Print-Version oder als PDF<br />
abonniert werden.<br />
Leverage<br />
15:00 - 16:30 Uhr<br />
VOX, 2 x 42 Min.<br />
Solange du schliefst<br />
17:00 - 18:30 Uhr<br />
ZDF, 90 Min.<br />
Go West - Freiheit um<br />
jeden Preis<br />
19:00 - 21:10 Uhr<br />
ProSieben, 126 Min.<br />
Zone of Separation<br />
21:45 - 24:00 Uhr<br />
RTL Crime, 2 x 60 Min.<br />
SPECIAL: DEUTSCHER<br />
KAMERAPREIS 2010<br />
(Nominierte Beiträge)<br />
16:00 - 21:30 Uhr<br />
Sonntag, den 27. Juni<br />
Auf den Spuren der<br />
Samurai<br />
11:00 - 12:30 Uhr<br />
HISTORY, 90 Min.<br />
Sobald das PDF zum<br />
Download zur Verfügung<br />
steht, werden Sie per Mail<br />
informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich nach<br />
dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits<br />
überholt sind, wenn die<br />
Druckausgabe des Newsletter<br />
ausgeliefert wird,<br />
bietet aber die größt-<br />
ebenso berücksichtigt wie „uninformierte Informationskaskaden“(Mund-zu-Mund-Propaganda)<br />
oder einfache ökonomische Kennzahlen<br />
– etwa auf wie vielen Leinwänden der Film<br />
gelaufen oder wie hoch sein Werbebudget ist.<br />
Am Ende steht die Formel BEV = (RPS - RPO) x<br />
0,4886. Das Kürzel BEV bedeutet den Wert der<br />
Marke, RPS das prognostizierte Einspielergebnis,<br />
RPO das eines zum Vergleich herangezogenen<br />
Films. Die sogenannte OLS-Regression,<br />
ein statistisches Verfahren, minimiert<br />
Schätzfehler. Der Faktor 0,4886 entspricht dem<br />
durchschnittlichen Anteil der Gesamteinnahmen<br />
über alle Verwertungskanäle, der an das Filmstudio<br />
fällt. Mathematikern dürfte das etwas<br />
sagen, deutsche Filmproduzenten sind dagegen<br />
noch etwas skeptisch. „Sie glauben, ihr Wert<br />
liege darin, das Gefühl für einen guten Filmstoff<br />
zu haben“, meint Hennig-Thurau. „Wenn ein<br />
Algorithmus nun ein besseres Näschen hätte,<br />
wären sie ihren Job los.“ Dabei gesteht er durchaus<br />
zu, dass ein Kunstwert einzigartig ist, aber<br />
„als Produkt folgt es auf dem Markt eben<br />
ökonomischen Regeln“. Auch wenn es „unfassbar<br />
schwierig“ sei, bestimmte Faktoren wie etwa<br />
den aktuellen 3D-Trend messbar zu machen,<br />
ist der „Blockbuster-Professor“ doch verhalten<br />
optimistisch. Sein Resümee: „Ein toller Film kann,<br />
muss aber nicht finanziell erfolgreich zu sein.“<br />
Dance Academy<br />
13:00 - 13:50 Uhr<br />
ZDF, 2 x 23 Min.<br />
The No. 1 Ladies<br />
Detective Agency<br />
14:30 - 16:20 Uhr<br />
HBO, 110 Min.<br />
Der Uranberg<br />
17:00 - 18:30<br />
WDR, 90 Min.<br />
Die Akte Golgatha<br />
19:00 - 20:30 Uhr<br />
RTL, 90 Min.<br />
You Don`t Know Jack<br />
21:00 - 22:30 Uhr<br />
HBO, 90 min.<br />
SPECIAL: DEUTSCHER<br />
KAMERAPREIS 2010<br />
(Nominierte Beiträge)<br />
13:00 - 16:30 Uhr<br />
Mehr Infos unter<br />
www.medienforum.nrw.de<br />
mögliche Aktualität<br />
für die Download-Nutzer.<br />
Wir bitten dafür um<br />
Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
newsletter 4/2010 – Meldungen<br />
FilmSchauPlätze<br />
Open-Air-Kino quer<br />
durch NRW<br />
ommer, laue Abende und Kino unter freiem<br />
SHimmel: Das kann man dank der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW in diesem Sommer wieder an 13 Orten in<br />
NRW erleben, wenn diese sich in FilmSchauPlätze<br />
verwandeln. Neun davon liegen am Rhein-Herne-Kanal,<br />
der in diesem Sommer zum Kulturkanal<br />
wird. Die <strong>Filmstiftung</strong> kooperiert dabei mit<br />
dem KulturKanal, einem Projekt der Kulturhauptstadt<br />
Europas RUHR.2010. Die Filmpalette spannt<br />
in diesem Jahr einen großen Bogen über amerikanische<br />
Blockbuster bis zu europäischem Autorenkino<br />
und deutschen Komödien.<br />
Die Filme sind immer auf den Ort der Vorführung<br />
abgestimmt: Die Fußballkomödie „Männer<br />
wie wir“ läuft etwa im Stadion Niederrhein, „Zurück<br />
in die Zukunft II“ auf dem Rathausvorplatz<br />
in Heiligenhaus. Lokale Partner bieten dazu ein<br />
buntes Rahmenprogramm an: So wird der Open-<br />
Air-Kinoabend zu einem besonderen Erlebnis. Ein<br />
kurzer Vorfilm, der in NRW produziert wurde, läutet<br />
jeden Abend ein. Bei allen Filmvorführungen<br />
ist der Eintritt frei.<br />
Das detaillierte Programm zu allen Veranstaltungen<br />
(Organisation: Anna Fantl) ist zu finden unter:<br />
www.filmschauplaetze.de.<br />
13. Juli<br />
Datteln; Grünanlagen<br />
zwischen Rathaus<br />
und Hermann-<br />
Grochtmann-Museum<br />
12 m ohne Kopf<br />
21. Juli<br />
Wuppertal; Historisches Zentrum<br />
Tanzträume
13. Juli<br />
Datteln<br />
Grünanlagen zwischen Rathaus<br />
und Hermann-Grochtmann-Museum<br />
12 m ohne Kopf<br />
14. Juli<br />
Essen<br />
Schurenbachhalde<br />
Renn, wenn du kannst<br />
15. Juli<br />
Castrop-Rauxel<br />
Riad<br />
Die Fremde<br />
16. Juli<br />
Gelsenkirchen<br />
Nordsternpark<br />
Die Päpstin<br />
20. Juli<br />
Ramsdorf<br />
Freibad<br />
Mamma Mia<br />
21. Juli<br />
Wuppertal<br />
Historisches Zentrum<br />
Tanzträume<br />
22. Juli<br />
Herne<br />
Künstlerzeche Unser Fritz 2/3<br />
Bang Boom Bang<br />
1. August<br />
Oberhausen<br />
Stadion Niederrhein<br />
Männer wie wir<br />
2. August<br />
Waltrop<br />
Schiffshebewerk Henrichenburg<br />
Fluch der Karibik I<br />
24. August<br />
Heiligenhaus<br />
Rathausplatz<br />
Zurück in die Zukunft II<br />
25. August<br />
Recklinghausen<br />
Stadthafen<br />
The Beach<br />
27. August<br />
Hamm<br />
Martin-Luther-Platz<br />
Der Vorleser<br />
29. August<br />
Bottrop<br />
Altes Ruderhaus am<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Lauf um Dein Leben<br />
25. August<br />
Recklinghausen; Stadthafen<br />
The Beach<br />
14. Juli<br />
Essen; Schurenbachhalde<br />
Renn, wenn du kannst<br />
22. Juli<br />
Herne; Künstlerzeche Unser Fritz 2/3<br />
Bang Boom Bang<br />
15. Juli<br />
Castrop-Rauxel; Riad<br />
Die Fremde<br />
1. August<br />
Oberhausen; Stadion Niederrhein<br />
Männer wie wir<br />
FilmSchauPlätze – newsletter 4/2010<br />
27. August<br />
Hamm; Martin-Luther-Platz<br />
Der Vorleser<br />
16. Juli<br />
Gelsenkirchen;<br />
Nordsternpark<br />
Die Päpstin<br />
2. August<br />
Waltrop; Schiffshebewerk<br />
Henrichenburg<br />
Fluch der Karibik I<br />
29. August<br />
Bottrop; Altes Ruderhaus<br />
am Rhein-Herne-Kanal<br />
Lauf um Dein Leben<br />
20. Juli<br />
Ramsdorf; Freibad<br />
Mamma Mia<br />
24. August<br />
Heiligenhaus;<br />
Rathausplatz<br />
Zurück in die<br />
Zukunft II<br />
11
eden ersten Montag im Monat treffen sich<br />
JSchauspieler in Berlin, Hamburg, München<br />
und Köln zum BFFS-Stammtisch. Mit über<br />
1.350 Mitgliedern ist der 2006 gegründete<br />
Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler<br />
heute nicht nur der größte Interessenverband<br />
seines Berufszweiges, sondern auch<br />
der gesamten nationalen Film- und Fernsehindustrie.<br />
Die Zahl der Berufsschauspieler in<br />
Deutschland kann nur geschätzt werden. Heinrich<br />
Schafmeister, Mitglied des BFFS-Vorstandes,<br />
beziffert für 2007 die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten in der Berufsgruppe<br />
Darstellende Künstler laut Institut für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur<br />
für Arbeit (BA) auf 20.141, wozu<br />
neben Schauspielern auch Bühnenleiter, Regisseure,<br />
Sänger, Tänzer und künstlerische Bühnenhilfen<br />
gehören.<br />
Man kann also von 10.000 professionellen<br />
Schauspielern ausgehen, die auf der Bühne wie<br />
vor der Kamera versuchen, von diesem Beruf<br />
so gut wie möglich zu leben. Die Zahl der deutschen<br />
Schauspieler, die hauptsächlich in Film<br />
und Fernsehen arbeiten, schätzt der BFFS auf<br />
5.000.<br />
Die Entwicklung der Arbeitsbedingungen<br />
innerhalb dieser Berufsgruppe sieht Florian Stiehler,<br />
Pate des Kölner BFFS-Stammtisches, problematisch:<br />
Gagen gingen zurück, die Szenen oder<br />
Einstellungen pro Drehtag seien dagegen steigend.<br />
Diese Situation ginge zwangsläufig zu Lasten<br />
der Qualität.<br />
„Anstelle von qualitativ hochwertigen Filmen<br />
werden preiswertere Formate mit Richtern<br />
und Köchen gesendet. Eine fatale Entwicklung!<br />
Auf lange Sicht werden diese Sender ihre Kundschaft<br />
verlieren, sie werden austauschbar. Dauerhafte<br />
Kundenbindung erreicht man nur durch<br />
Identifikation mit einem hochwertigen Produkt!“,<br />
sagt auch Julia Beerhold, Mitglied des<br />
BFFS-Vorstandes.<br />
Für Filmschauspieler im mittleren und unteren<br />
Gagenbereich spricht der BFFS von 50 Prozent<br />
Einkommenseinbußen. Sondergagen und<br />
Buy-out-Verträge gehören zum Alltag. Dieser<br />
Einkommensrückgang, so Rolf Berg, Pate des<br />
Kölner BFFS-Stammtisches, sei nicht nur auf die<br />
allgemeine wirtschaftlich schwierige Situation<br />
zurückzuführen. „Ich wüsste nicht, welche Branche<br />
noch mit solchen Einkommenseinbußen<br />
rechnen muss“, so Berg.<br />
In Fachkreisen wird im fiktionalen Bereich<br />
12<br />
Zu Besuch beim<br />
Kölner BFFS-Stammtisch<br />
Zu<br />
wenig<br />
Geld –<br />
zu viel<br />
Talent ?<br />
VON TINA THIELE<br />
von einem Produktionsrückgang von 20 bis 30<br />
Prozent (TV-Movies 30 bis 40 Prozent) ausgegangen,<br />
so die Einschätzung des Janus Film-Produzenten<br />
Ivo Beck. Der Werbeetat der privaten<br />
Sender ist in der zweiten Jahreshälfte 2008 um<br />
sieben Prozent, für 2009 um weitere elf Prozent<br />
eingebrochen (QUELLE: Goldmedia, TNS Infratest,<br />
erstellt von Journalist Guido Schneider im<br />
Auftrag von acht Landesmedienanstalten). Die<br />
öffentlich-rechtlichen Sender mussten im Jahr<br />
2008, so der Geschäftsbericht der GEZ, einen<br />
Rückgang der Gebühreneinnahmen von 38,4<br />
Millionen Euro verkraften: Dennoch betrug das<br />
Gebührenaufkommen immer noch 7,26 Milliarden<br />
Euro.<br />
Bei der ARD wurde laut Bericht der Kommission<br />
zur Ermittlung des Finanzbedarfs der<br />
Rundfunkanstalten (www.kef-online.de) im Zeitraum<br />
2005 bis 2008 nur ca. 40 Prozent für den<br />
Programmaufwand verwendet, einschließlich<br />
aller Übertragungsrechte für Sportveranstaltungen,<br />
Shows und anderer non-fiktionaler Forma-<br />
te. Der BFFS sieht darin einen Missstand und eine<br />
Gefährdung des Sendeauftrages.<br />
Wenn schon die Einnahmerückgänge durch<br />
sinkende Produktionskosten kompensiert<br />
werden, sollte zumindest eine Beteiligung der<br />
Auswertungskaskade in Betracht gezogen werden:<br />
DVD-Verkauf, Folgevergütungen etc. Theoretisch<br />
in allen Tarifverträgen der öffentlichrechtlichen<br />
Sender vorgesehen, wird diese aber<br />
praktisch schlichtweg nicht angewendet. Zum<br />
Vergleich: In den USA erkämpfte die Screen Actors<br />
Guild (SAG) eine Mindestgage für Schauspieler.<br />
So wird der Schauspieler nicht nur abgesichert,<br />
sondern u.a. durch Auslandsverkäufe<br />
auch am Erfolg seines Projekts beteiligt.<br />
Dabei ist der Schauspieler-Nachwuchs besonders<br />
hart betroffen durch den Rückgang der<br />
Investitionen in fiktionale Stoffe. Jedes Jahr drängen<br />
schätzungsweise 200 Abgänger von den<br />
staatlichen Schauspielschulen sowie rund 600<br />
bis 800 von den privaten Schauspielschulen und<br />
Coaching-Instituten auf den Markt. Heinrich<br />
Schafmeister sagt dazu: „Das wirklich Schlimme<br />
ist: Die Branche greift nur ab. Das heißt, sie<br />
sät nicht, sie erntet nur. Was, bitteschön, tun<br />
öffentlich-rechtliche Sender für den Nachwuchs?“<br />
Ähnlich sieht es Antje Mairich, Patin des Kölner<br />
BFFS-Stammtisches: „Ich habe das Gefühl,<br />
dass die Produktionen Angst haben, neue Gesichter<br />
zuzulassen. Aus Angst, nicht mehr genug<br />
Geld zu bekommen, greifen sie auf die immer<br />
gleichen Schauspieler zurück – für die sie<br />
andererseits auch höhere Gagen bezahlen müssen<br />
und der Kuchen nicht gerecht verteilt wird.“<br />
Dabei kann laut Michael Darkow von der<br />
Antje Mairiches, Florian Stiehler, Julia Beerhold,<br />
Brien Dorenz, Heinrich Schafmeister und Rolf Berg<br />
(v.l.) beim BFFS-Stammtisch. Foto: casting-network<br />
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gar<br />
nicht bewiesen werden, dass ein berühmter<br />
Schauspieler zwangsläufig auch Quote bringt.<br />
Zum Abschluss des Stammtisches fasst<br />
Heinrich Schafmeister noch einmal den Auftrag<br />
des BFFS zusammen: „Wir haben uns auf die<br />
Fahne geschrieben, Lohndumping und Arbeitsbedingungen<br />
als Verband zu thematisieren und<br />
anzugehen. Wir wollen bessere Arbeitsbedingungen<br />
und Qualität. Wir wollen, dass unsere<br />
Arbeit Wert hat, wir wollen sie wertschätzen,<br />
und dann wollen wir auch Wert schöpfen.“<br />
newsletter 4/2010 – Meldungen/MEDIA<br />
ehn Jahre Documentary Campus“ – so<br />
Zlautet das Motto des nächsten internationalen<br />
Symposiums, das der Verein Documentary<br />
Campus e.V. vom 10. bis 12.<br />
September 2010 für die europäische Dokumentarfilmbranche<br />
in München organisiert.<br />
Geplant ist ein Pitching Forum sowie<br />
Case Studies, Podiumsdiskussionen, Screenings<br />
und vieles mehr. Anmeldungen sind<br />
unter www.documentary-campus.com<br />
möglich.<br />
50 Seminare, Symposien und Workshops<br />
mit international renommierten Experten<br />
hat Documentary Campus bereits für<br />
Dokumentarfilmschaffende in den letzten<br />
Jahren organisiert, um sowohl Profis als<br />
auch talentierte Nachwuchskräfte an den<br />
internationalen Markt für Non-Fiction-Programme<br />
heranzuführen und konkurrenzfähig<br />
zu machen. Das Herzstück von Documentary<br />
Campus ist die neunmonatige Masterschool,<br />
die im Rahmen von vier einwöchigen<br />
Workshops in unterschiedlichen<br />
europäischen Städten stattfindet. Europaweit<br />
werden 15 Teilnehmer (Autoren, Regisseure,<br />
Produzenten und Redakteure) ausgewählt,<br />
um unter professioneller Betreuung<br />
ihre dokumentarischen Projekte für ein<br />
internationales Publikum zu entwickeln. Dazu<br />
bietet die Masterschool ein marktnahes<br />
Training in den Bereichen Drehbuchentwicklung,<br />
internationale Koproduktion, Finanzierung<br />
und Vertrieb. Anschließend gibt es<br />
ein Abschlusspitching. Zusätzlich kann ein<br />
Praktikum in einer internationalen Produktions-<br />
oder Vertriebsfirma absolviert werden.<br />
Anmeldeschluss ist der 30. September<br />
2010. Die Bewerbung ist mit bis zu<br />
zwei Projekten möglich.<br />
Ergänzend zur Masterschool betreibt<br />
Documentary Campus die Web-Plattform<br />
www.reelisor.com, die mit einem Branchenkalender,<br />
Nachrichten, Links und Fortbildungsangeboten<br />
die Doku-Community<br />
auf dem Laufenden hält und zusätzlich die<br />
Möglichkeit bietet, neue Projekte und Trailer<br />
der internationalen Branche vorzustellen.<br />
70 Prozent der Masterschool-Projekte<br />
wurden bislang realisiert, darunter einige<br />
Dokumentarfilme aus NRW. Zwei werden<br />
aktuell produziert: „Taste the Waste“ von<br />
Produzent und Regisseur Valentin Thurn<br />
(Thurnfilm) und Koproduzentin Astrid<br />
Vandekerkhove (SCHNITTSTELLE,<br />
Köln) sowie „White Blood“ von Regine<br />
Dura, eine internationale Koproduktion der<br />
Kölner Lichtblick Film- und Fernsehproduktion.<br />
Für die MEDIA-Seite des<br />
Newsletters erzählen die Teilnehmer von ihren<br />
Erfahrungen.<br />
Warum haben Sie sich für<br />
die Teilnahme am Documentary-<br />
Campus-Programm entschieden?<br />
Regine Dura: Ich hatte zuvor zwei<br />
Jahre in London gearbeitet, u.a. in der Stoffentwicklung<br />
und im Dokumentarfilmbereich.<br />
Aus London brachte ich die Idee für<br />
meinen Dokumentarfilm mit und die Neugierde<br />
auf eine internationale Mischung und<br />
den geballten Erfahrungsaustausch, den der<br />
Documentary Campus versprach.
Regine Dura,<br />
Foto: privat<br />
Valentin Thurn,<br />
Foto: SCHNITT-<br />
STELLE Köln /<br />
Thurnfilm<br />
Astrid Vandekerkhove,<br />
Foto:<br />
SCHNITTSTELLE<br />
Köln / Thurnfilm<br />
Documentary Campus Masterschool<br />
Ein Programm<br />
für Absolventen<br />
und alte Hasen<br />
Valentin Thurn: Aus Interesse am<br />
Entwickeln einer Filmidee für ein internationales<br />
Publikum. Natürlich auch wegen des<br />
Drucks auf dem heimischen Markt – die TV-<br />
Budgets werden immer kleiner.<br />
Mit welchem Projekt waren<br />
Sie dabei?<br />
RD: Eingereicht hatte ich ein Projekt,<br />
das mir am Herzen lag: „White Blood“. Es<br />
erzählt die Geschichte eines rassistischen<br />
afrikaansen Adoptionsunternehmens, dem<br />
es 1948 gelang, abgesegnet durch deutsche<br />
Länderparlamente, 83 Kinder aufgrund<br />
ihres „arischen Blutes“ nach Apartheid-Südafrika<br />
zu verschiffen, wo sie in politisch<br />
rechtsgerichteten burischen Familien aufwuchsen.<br />
Entgegengesetzt zur offiziellen<br />
Version eines Kinderhilfsprogramms, das unterernährten<br />
deutschen Kriegswaisen eine<br />
Zukunft geben wollte, war der eigentliche<br />
Plan, das „schwarze“ Südafrika „weiß“ zu<br />
bevölkern – mit „arischem Blut und guten<br />
Genen“.<br />
VT: Unser Projekt „Taste the Waste“<br />
ist ein Dokumentarfilm über die globale Verschwendung<br />
von Lebensmitteln.<br />
Das Programm besteht aus<br />
vier Workshops, inklusive eines<br />
Abschlusspitchings, und einem<br />
Praktikum. Welche Erfahrungen<br />
haben Sie damit gemacht?<br />
RD: Am interessantesten und spielerischsten<br />
war für mich der „Storytelling“-<br />
Workshop, in dem unsere Filmgeschichten<br />
in immer neuen kleinen Pitching-Runden<br />
zerpflückt wurden. In euphorischen Momenten<br />
tauchte eine neue Perspektive am<br />
Horizont auf, in deprimierten Zwischenzeiten<br />
lösten sich die Geschichten auf. Am Ende<br />
war am Wichtigsten, offen zu sein und<br />
sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.<br />
VT: Tolle Stimmung, gute Mischung<br />
von Seminar-Orten in ganz Europa. Straffes<br />
Programm, durchaus auch anstrengend.<br />
Und ein emotionaler Hype zur Vorbereitung<br />
der Pitches, wahrscheinlich notwendig, aber<br />
sehr stressig, vor allem, wenn man das, wie<br />
wir, noch nicht kennt. Auf ein Praktikum haben<br />
wir aus Zeitgründen verzichtet, unser<br />
Projekt stieß direkt auf konkretes Interesse<br />
von Seiten einer ganzen Reihe von Redakteuren,<br />
so dass wir keine vier Wochen nach<br />
dem Abschlusspitch in Leipzig schon ein<br />
zweites Mal auf dem Filmfestival in Amsterdam<br />
ebenfalls erfolgreich pitchen durften.<br />
Was hat das<br />
Programm Ihnen gebracht?<br />
RD: Ich habe während<br />
des Documentary Campus<br />
meine Redakteurin kennengelernt,<br />
ein Glücksfall, und es ist<br />
ein kleines Netzwerk an bleibenden<br />
Kontakten und wichtigen<br />
Freundschaften daraus<br />
entstanden, die mich und meine<br />
Arbeit am Projekt seither<br />
begleiten.<br />
VT: Das Wissen, wie<br />
man TV-Sender in anderen<br />
Ländern anspricht. Die Ernüchterung,<br />
dass das internationale<br />
Geldsammeln äußerst<br />
mühsam ist. Und die Bereicherung,<br />
dass eine internationale<br />
Bühne auch das eigene Filmprojekt öffnet<br />
und auf eine höhere Ebene bringt.<br />
Inwiefern ist die Teilnahme<br />
am Documentary-Campus-Programm<br />
auch für Produzenten<br />
sinnvoll?<br />
Astrid Vandekerkhove: Ein Team<br />
Regisseur/Produzent ist ideal. Man kann als<br />
Regisseur mit einer guten Idee auch alleine<br />
starten, aber das Programm setzt den Fokus<br />
auf den internationalen Markt und die<br />
damit verbundenen Herausforderungen an<br />
Produzenten, z.B. rechtliche Aspekte, der<br />
„White Blood“: 1948 erreichte ein Schiff<br />
mit 80 blonden und blauäugigen Kindern<br />
Kapstadt, um mit „arischem Blut“ die<br />
weiße Minderheit aufzufrischen. Foto: privat<br />
Produzentenunterstützung:<br />
TV-Ausstrahlung<br />
28. Juni<br />
Finanzierungsförderung<br />
i2i<br />
Audiovisual<br />
7. Juli<br />
Vertrieb oder die Senderlandschaft. Als Regisseur/Produzenten-Duo<br />
kann man außerdem<br />
sofort gemeinsam die veränderten Anforderungen<br />
an Regie und Produktion diskutieren<br />
und auf ihre Machbarkeit abklopfen.<br />
Unser Projekt hat sich z.B im Laufe der<br />
Masterschool immer weiter verändert, ist<br />
größer geworden. Außerdem ist es für jeden<br />
Produzenten spannend, den internationalen<br />
Markt kennenzulernen und durch<br />
das Pitching-Training die bestmöglichen Verkaufsargumente<br />
an den Start zu bringen.<br />
Empfehlenswert für alle, die reinschnuppern<br />
wollen: Im Anschluss an die Masterschool-<br />
Workshops findet immer an einem Wochenende<br />
eine „Open Training Session“<br />
statt, an der jedermann teilnehmen kann.<br />
Die Teilnahmegebühr ist moderat, das Vortragsprogramm<br />
intensiv.<br />
In welchem Entwicklungsstadium<br />
befindet sich Ihr Projekt<br />
aktuell?<br />
RD: Augenblicklich sind wir im<br />
Schnitt, im Dezember haben wir in Südafrika<br />
gedreht, im Juni folgt ein kurzer Dreh in<br />
Deutschland.<br />
VT: Wir haben gerade mit dem Drehen<br />
begonnen. Die Zeit zwischen dem Abschluss<br />
der Masterschool und dem Drehbeginn<br />
war damit extrem kurz: nur fünf Monate.<br />
Der weitere Zeitplan erfordert von uns<br />
jetzt auch höchste Konzentration und gute<br />
Organisation, denn die ARD und rund<br />
zehn weitere europäische Sender wollen<br />
bereits rund um den „World Food Day“ am<br />
16. Oktober 2010 senden.<br />
Wem empfehlen Sie die Teilnahme<br />
am Documentary Campus?<br />
Mit was für einem Projekt<br />
sollte man sich bewerben?<br />
RD: Ich finde, es soll sich jeder bewerben,<br />
der an sein Projekt glaubt. Mitbringen<br />
sollte man, wie bei allem, Neugierde und<br />
einen langen Atem.<br />
VT: Unbedingt vorher überlegen, welches<br />
Thema sich für ein internationales Publikum<br />
eignet. Also universelle Themen, die<br />
möglichst einen grenzüberschreitenden Bezug<br />
haben, oder wenn nicht, dann so außergewöhnlich<br />
sind, dass es ein Interesse<br />
über die Ländergrenzen hinaus rechtfertigt.<br />
Die Campus-Jury wählt jedes Jahr eine breite<br />
Mischung aus. Sie reicht von jungen<br />
Nachwuchskräften, die gerade erst die Filmhochschule<br />
abgeschlossen haben, bis zu gestandenen<br />
preisgekrönten Filmemachern,<br />
die aber noch keine Erfahrung auf dem internationalen<br />
Markt haben.<br />
„Taste the Waste“: Ein Dokumentarfilm über<br />
die globale Verschwendung von Lebensmitteln.<br />
Foto: SCHNITTSTELLE Köln / Thurnfilm<br />
Aktuelle MEDIA-Einreichtermine:<br />
Vertrieb:<br />
Selektive Verleihförderung<br />
1. Juli<br />
Video On<br />
Demand / Digital<br />
Cinema<br />
Distribution<br />
21. Juni<br />
Promotion:<br />
Marktzugang<br />
30. Juni für Aktionen,<br />
die zwischen dem<br />
1. Januar 2011 und dem<br />
31. Mai 2011 beginnen.<br />
Training:<br />
Continuous Training<br />
9. Juli<br />
MEDIA newsletter 1/2009 13
KHM: Rundgang<br />
im Juli<br />
Gleich vier Studenten der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln freuten sich über Auszeichnungen<br />
bei den Internationalen Kurzfilmtagen<br />
in Oberhausen. Der NRW-Wettbewerb<br />
wurde zu einem KHM-Heimspiel, da alle<br />
drei Preise an Studierende der Kunsthochschule<br />
gingen: Den von der NRW-Bank mit 1.000<br />
Euro dotierten ersten Preis sprach die Jury Florian<br />
Riegel für seinen Diplom-Dokumentarfilm<br />
„Holding Still“ zu. Auf Platz zwei landete<br />
Angelique Dubois’ Leverkusen-Western „Legenden“,<br />
während Lars Henning eine Lobende<br />
Erwähnung für seinen mit Elodie Bouchez<br />
besetzten „Driving Elodie“ zugesprochen wur-<br />
ifs: Summer School<br />
mit UCLA<br />
Mit zwei „ifs-Begegnungen Film“ begrüßt die<br />
ifs internationale filmschule köln den<br />
Frühsommer 2010. Am 15. Juni ist der Regisseur<br />
Niki Stein zu Gast, der zwischen dem 12.<br />
und 16. Juni an der ifs einen Workshop für<br />
Schauspieler gibt. Im Filmforum NRW läuft zunächst<br />
sein Film „Die Konferenz“, ein Ensemblefilm<br />
von 2004 mit Senta Berger, Nina Petri<br />
und Günther Maria Halmer, gefolgt von<br />
einem Filmgespräch mit Holger Borggrefe.<br />
Eine Woche später, am 22. Juni, wird die Summer<br />
School „People on Sunday“ vorgestellt, eine<br />
Kooperation der ifs mit der UCLA Univer-<br />
sity of California Los Angeles School of<br />
Theatre, Film and Television. Gezeigt wird<br />
zunächst der semidokumentarische Kinofilm<br />
„Menschen am Sonntag“, bei dem 1930 spätere<br />
Größen wie Billy Wilder, Curt und Robert<br />
Siodmak sowie Edgar G. Ulmer und<br />
Fred Zinnemann zusammen arbeiteten. Im<br />
Anschluss an das Screening präsentieren beide<br />
Schulen ihr Projekt „People on Sunday“, eine<br />
Summer School, in der deutsch-amerikanische<br />
Teams in Anlehnung an den Klassiker in Köln unterwegs<br />
sein werden, um das aktuelle Lebensgefühl<br />
in der Großstadt in Kurzfilmen zu spiegeln.<br />
Diese erste Summer School beider Filmschulen<br />
findet vom 21. Juni bis 31. Juli in Köln<br />
14<br />
Daniela Schulz in „21kHz“ von Alexandra<br />
Brodski: Der Kurzfilm läuft am 26. Juni im<br />
Filmhaus Kino. Foto: ifs<br />
„Legenden“ von Angelique Dubois<br />
wurde in Oberhausen ausgezeichnet.<br />
Foto: KHM<br />
de. Eine weitere Lobende Erwähnung<br />
schließlich erhielt Ingo Monitor<br />
von der Jugendjury des Festivals<br />
für seinen Diplomfilm „Eni“.<br />
Mitte Juli endet das Sommersemester<br />
2010 und wird gekrönt mit dem „Rundgang<br />
2010 an der KHM“, ein Programm mit<br />
Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerten<br />
und Performances. Eröffnet wird das Sommerfestival<br />
am 15. Juli in der Aula der Kunsthochschule<br />
für Medien und dauert bis zum 18. Juli<br />
an. Der Rundgang wird die Besucher auf einen<br />
medial begleiteten Spaziergang durch die verschiedenen<br />
Gebäude führen, auf die sich die<br />
KHM verteilt: von der Mediathek im historischen<br />
Overstolzenhaus am Rheingraben durch den<br />
Neubau und „glasmoog“, den Ausstellungsraum<br />
der KHM, bis zu den Räumlichkeiten entlang des<br />
Filzengrabens. Ab Anfang Juli steht das detaillierte<br />
Programm online unter www.khm.de.<br />
KHM, Tel. (0221) 201890;<br />
info@khm.de<br />
statt. Zu den renommierten Professoren der<br />
UCLA School of Theatre, Film and Television gehört<br />
der Filmwissenschaftler und Journalist Jan-<br />
Christopher Horak. Präsentiert von der ifs<br />
wird er am 24. Juni im Filmforum NRW einen<br />
multimedialen Vortrag halten zum Thema „Film<br />
und Avantgardekunst/Design: Saul Bass“. Die in<br />
Englisch abgehaltene Veranstaltung bildet den<br />
Auftakt zur neuen Reihe „Intermediale Lektionen“<br />
des Filmforums NRW, die im Herbst startet<br />
und den kreativen Austausch zwischen Film<br />
und anderen Künsten in den Mittelpunkt stellt.<br />
Mit einem Screening, zwei Panels und einem<br />
Info-Stand wird die ifs am 26. und 27. Juni beim<br />
Medienfest präsent sein, das während des medienforum.nrw<br />
im Kölner Mediapark stattfinden<br />
wird. Während bei der moderierten Filmvorführung<br />
am 26. Juni um 15 Uhr im<br />
Filmhaus Kino vier aktuelle Kurzfilme von<br />
Studenten bzw. Absolventen der Schule<br />
zu sehen sein werden („21 kHz“ von<br />
Alexandra Brodski, „Anderthalb“<br />
von Anne Maschlanka, „Gisberta“<br />
von Lisa Violetta Gaß und „Der magische<br />
Umhang“ von Claudia Reinhard),<br />
richten sich die beiden Panels vor<br />
allem an potenzielle Neustudenten.<br />
„Content für mobile Anwendungen“<br />
heißt es am 26. Juni, während tags darauf<br />
der neue Bachelor-Studiengang „Kamera<br />
– Director of Photography“ vorgestellt<br />
werden wird. Der ifs-Infostand befindet sich<br />
an beiden Tagen im Mediapark 7, Komed-Saal.<br />
Und auch Interessenten für den Studiengang<br />
„Editing Bild & Ton“ können sich noch<br />
im Sommer über das Studium informieren, das<br />
zum Sommersemester 2011 starten wird. Am<br />
16. Juli wird in den Räumen der Filmschule eine<br />
entsprechende Informationsveranstaltung<br />
stattfinden. Für die Bewerbung haben Interessenten<br />
dann anschließend noch bis zum 1. Oktober<br />
Zeit. Der Eintritt zu allen hier vorgestellten<br />
Veranstaltungen ist frei. Nähere Informationen<br />
unter www.filmschule.de bereit.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de<br />
AV-Gründerzentrum<br />
NRW:<br />
Staffelübergabe<br />
„Staffelübergabe“ sei ein schöner Begriff, sagt<br />
Kai Rosenkranz. „Er symbolisiert einen Fluss,<br />
der niemals endet“, so der Geschäftsführer der<br />
Nevigo GmbH und einer der Stipendiaten<br />
2009 des AV-Gründerzentrums NRW, die<br />
Ende Mai verabschiedet wurden und die Staffel<br />
an die neuen Stipendiaten 2010 übergaben.<br />
14 junge Gründer und Gründerinnen wurden<br />
2009 mit einem finanziellen Zuschuss von bis<br />
zu 10.000 Euro und einem umfangreichen Beratungsprogramm<br />
unterstützt. Bisher waren es<br />
zehn junge Unternehmer aus dem audiovisuellen<br />
Bereich, 2009 erstmals 14, weil vier weitere<br />
Stipendienplätze für die Bereiche Neue Medien<br />
und Games vergeben werden konnten.<br />
Rosenkranz selbst ist jemand, der im Grenzbereich<br />
zwischen Film und Games arbeitet. Aus<br />
dem Stipendium heraus haben sich für ihn viele<br />
wichtige Kontakte ergeben. Außerdem wurde<br />
ein Forschungsprojekt gegründet, das den<br />
Technologietransfer der beiden Bereiche ergründen<br />
will. „Das Stipendium hat meinen Horizont<br />
erweitert“, sagt der 29-Jährige. Dank der heterogenen<br />
Gruppe könne man viel voneinander<br />
lernen. Das erhofft sich auch Kristina Löbbert,<br />
Produzentin der neuen Boogie-Film<br />
und eine der 14 Gründerinnen, die 2010 in den<br />
Genuss des Stipendiums kommen. Die 34-Jährige<br />
erhofft sich Unterstützung dabei, „eine unternehmerische<br />
Vision zu entwickeln“. Sie<br />
scheint auf einem guten Weg zu sein: In diesem<br />
Jahr realisiert ihre Filmfirma mit „Romeos“ bereits<br />
den ersten Spielfilm.<br />
Staffelübergabe der Stipendiaten des<br />
AV-Gründerzentrums bei der Feierstunde<br />
im Kölner Rathaus. Foto: M. Grande<br />
New Talents<br />
in Köln<br />
Vom 12. bis 20. Juni werden an über 20 Orten<br />
in der Kölner Innenstadt Nachwuchskünstler aus<br />
den Sparten Medienkunst, Film, Musik und Design<br />
Einblicke in ihre Arbeiten geben. Die 2. Ausgabe<br />
der New Talents Biennale Köln stellt<br />
mit ihrem Programm mehr als 50 Absolventen<br />
der Kölner Kunsthochschule für Medien,<br />
der ifs internationale filmschule, der<br />
Hochschule für Musik und Tanz und der<br />
International School of Design sowie der<br />
Düsseldorfer Robert Schumann Hochschule<br />
und der Kunstakademie vor. Zudem sind<br />
internationale Gäste aus den europäischen Kul-<br />
ifs mit Spieltrieb<br />
Im Jahre 2009 wurde an der Fachhochschule<br />
Köln durch Gundolf S. Freyermuth und<br />
Björn Bartholdy das Cologne Game Lab<br />
gegründet, das seither in enger Zusammenarbeit<br />
mit der ifs internationale filmschule<br />
köln betrieben wird. Ziel des Instituts ist die Entwicklung<br />
und Erforschung interaktiver Inhalte<br />
sowie die Ausbildung für die Games-Branche.<br />
Mithilfe der jüngst erfolgten Projektförderung<br />
durch Medien.NRW wollen Cologne Game<br />
Lab und ifs den Wissensaustausch zwischen<br />
Film- und Games-Branche weiter forcieren und<br />
die plattformübergreifende Entwicklung narra-<br />
newsletter 4/2010 – Auf dem Sprung<br />
Dass sich das AV-Gründerzentrum seit seinem<br />
Start 2006 bewährt hat, darüber waren<br />
sich bei der Feierstunde im Kölner Rathaus alle<br />
einig. Oberbürgermeister Jürgen Roters<br />
versprach, die Unterstützung durch die Stadt<br />
Köln auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
fortzusetzen, und hofft, dass „die Stipendiaten<br />
Köln erhalten bleiben“. NRW-Medienminister<br />
Armin Laschet lobte den Willen zu wirtschaftlichem<br />
Aufstieg, die Innovationskraft und Kreativität<br />
gerade der kleinen Unternehmen und<br />
drückte allen Stipendiaten die Daumen, dass sie<br />
ihre Träume verwirklichen können. Für Claudia<br />
Droste-Deselaers, Geschäftsführerin der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, zeige sich der Erfolg des<br />
AV-Gründerzentrums auch darin, dass von den<br />
bisherigen 58 Stipendiaten noch 56 am Markt<br />
seien. Horst Schröder, Geschäftsführer des<br />
AV-Gründerzentrums, stellte anschließend die<br />
14 neuen Stipendiaten vor und fand persönliche<br />
Worte, warum ihn die Bewerbungen überzeugt<br />
hätten. Die Palette der diesjährigen Gründer<br />
reicht vom Werbefilmer bis zu einer Produktionsfirma<br />
für naturwissenschaftliche Dokus. Das<br />
Land habe wegen der Stipendien für Games und<br />
Neue Medien die Projektmittel um 50 Prozent<br />
angehoben und gibt künftig 50.000 Euro zusätzlich.<br />
Schröder: „Wir sind für die Zukunft gerüstet.“ <br />
turhauptstädten 2010 geladen.<br />
Das Programm im Bereich Film verteilt sich<br />
auf drei Termine (13./16./18. Juni) und findet im<br />
Filmforum NRW sowie in der Filmpalette statt.<br />
Neben szenischen Lesungen zweier Drehbücher<br />
der ifs-Studenten Lukas Pilz und René Schumacher<br />
stehen vor allem aktuelle Kurzfilme von<br />
ifs- und KHM-Absolventen auf dem Programm,<br />
darunter Festivalerfolge wie „Gisberta“<br />
von Lisa Violetta Gaß oder „man stirbt“ von<br />
Patrick Doberenz und Philipp Enders. Die<br />
anschließenden Publikumsgespräche mit den Filmemachern<br />
moderiert Film-Dienst-Chefredakteur<br />
Horst Peter Koll. Das gesamte Programm<br />
ist online abzurufen unter www.<br />
newtalents-cologne.de.<br />
tiver Inhalte vorantreiben. So werden sie gemeinsam<br />
auf der internationalen Spieleentwickler-Fachkonferenz<br />
GDC Europe im August eine<br />
Podiumsdiskussion zum Thema „What Game<br />
Education Can Learn from Film Education<br />
(and vice versa)“ präsentieren. Außerdem bietet<br />
das Cologne Game Lab ab Herbst 2010 den<br />
künstlerisch-wissenschaftlichen Masterstudiengang<br />
„Game Development and Research“<br />
an, in dem neue Erzählformen wie das<br />
„Interactive Drama“ eine zentrale Rolle spielen.<br />
Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 1. Juli. Mehr<br />
Infos unter www.colognegamelab.de.<br />
Cologne Game Lab, Tel. (0221)<br />
82753095; info@colognegamelab.de
s sei weniger die Gewalt gewesen, die sie<br />
Ean der Geschichte von „Heimspiel“ (Drehbuch:<br />
René Schumacher) interessiert habe, sagt<br />
Bogdana Vera Lorenz, als vielmehr das Doppelleben<br />
des Lehrers Vossen, der nach außen einen<br />
Schein aufrechterhält, der mit der Wirklichkeit<br />
nichts zu tun hat. „Und ich wollte unbedingt<br />
die höchstmögliche Herausforderung.“<br />
Denn die Produktion – gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und dem CNA Centre national<br />
de l’audiovisuel Luxembourg – hatte es in sich:<br />
80 Komparsen, aufwändige Prügelchoreografien,<br />
zehn Drehtage mit straffem Zeitplan, der<br />
keine Ausreißer zuließ, da Hauptdarsteller Wotan<br />
Wilke Möhring zeitgleich auch bei einer Produktion<br />
in Erfurt vor der Kamera stand und pendeln<br />
musste.<br />
„Die Aufgabe, diese vielschichtige Geschichte<br />
zu erzählen und zum ersten Mal mehr als drei<br />
Leute vor der Kamera zu inszenieren, habe ich<br />
mir innerhalb der Schule zugetraut. Weil ich hier<br />
auch Fehler machen konnte – und jemand da<br />
war, der mich auffängt“, sagt die Regisseurin.<br />
Allzu viele Fehler können es dann aber nicht gewesen<br />
sein, wie die Einladungen nach Dresden,<br />
Lünen, Saarbrücken, Oberhausen und jetzt auch<br />
nach Straßburg und Tel Aviv beweisen.<br />
Die in Ost-Berlin geborene Bogdana Vera<br />
Lorenz absolvierte nach einem vorzeitig beendeten<br />
Studium der Linguistik, Ethnologie und<br />
Kulturwissenschaft zunächst<br />
ein Volontariat als Journalistin,<br />
arbeitete anschließend<br />
bei einem Berliner Privatsender<br />
als Fernsehredakteurin.<br />
Aber dann musste sie feststellen,<br />
dass etwas Wichtiges<br />
fehlt. „Dann hat ein guter<br />
Freund mir die richtige Frage<br />
gestellt: Welche Geschichten<br />
willst Du wirklich erzählen?<br />
Bogdana<br />
Vera Lorenz,<br />
Foto: Kai Schulz<br />
Und da habe ich gemerkt, dass ich Filme machen<br />
möchte und hier alles zusammen kommt,<br />
was ich liebe – die Arbeit mit Bildern, mit Sprache<br />
und Musik, mein Interesse an Politik und<br />
vor allem das gemeinsame schöpferische Arbeiten.“<br />
Neben Jobs bei diversen Film- und Fernsehproduktionen<br />
als Praktikantin, Setaufnahmeleitungs-Assistentin<br />
oder 3. Regieassistenz entstanden<br />
danach zwei Kurzfilme. Der eine handelt<br />
von einem Mann, der den Weg aus dem<br />
Parkhaus nicht mehr findet, dabei eine merkwürdige<br />
Begegnung hat und feststellen muss,<br />
dass er eigentlich schon tot ist. Der andere erzählt<br />
eine märchenhafte Liebesgeschichte zwischen<br />
einem Versicherungsvertreter und einer<br />
Malerin. „Das war für mich ein Einstieg“, sagt<br />
Bogdana Vera Lorenz, „und ich habe hilfreiches<br />
Feedback zu meiner Arbeit bekommen. Das hat<br />
mich ermutigt.“ Es folgte die Bewerbung an der<br />
ifs – internationalen filmschule köln und das<br />
dreijährige Regiestudium dort, das im November<br />
2009 endete.<br />
Dabei hätte, rückblickend betrachtet, der<br />
Weg zur Regie viel kürzer sein können, entstammt<br />
Bogdana Vera Lorenz doch einer ausgesprochenen<br />
Künstlerfamilie: Schon ihr Großvater<br />
war Puppenspieler, ihre aus Bulgarien<br />
stammende Mutter Bühnenbildnerin, Puppentheaterregisseurin<br />
und Theaterwissenschaftlerin,<br />
ebenso wie der Vater, der heute noch an<br />
der Berliner Hochschule für Schauspielkunst<br />
Ernst Busch Puppenspielkunst unterrichtet. Bogdana<br />
spielte Cello und Klavier, seit sie fünf war,<br />
begann mit sieben zu fotografieren, was sie später,<br />
neben dem Studium, mit einer Ausbildung<br />
In der Schule spricht Ethik-Lehrer Vossen über „Auge um Auge und Zahn um Zahn“. Nach der<br />
Schule tauscht er Theorie gegen Praxis und prügelt sich als Hooligan, bis die Knochen knacken.<br />
„Heimspiel“ heißt der Abschlussfilm der ifs-Absolventin Bogdana Vera Lorenz, der im April den<br />
Preis der deutschen Filmkritik als „Bester Kurzfilm 2009“ gewann und am 28. Juni im Showcase<br />
des Internationalen Filmkongresses zu sehen ist.<br />
Porträt Bogdana Vera Lorenz<br />
Erfahrung aus<br />
zwei Systemen<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
bei einer Berliner Fotografin fortführte. Aber:<br />
„Weil ich in dieser Theaterwelt aufgewachsen<br />
bin, war das, was ich am wenigsten machen<br />
wollte, Kunst. Ich wollte dieses Universum gar<br />
nicht betreten, weil ich dachte: Alle anderen sind<br />
große Künstler und haben viel zu sagen, ich<br />
muss die Welt überhaupt erst mal verstehen.“<br />
Als diese Welt dann zugänglich wurde, die Mauer<br />
zwischen den beiden deutschen Staaten fiel,<br />
war Bogdana Vera Lorenz gerade Teenagerin.<br />
„Das Wendeerlebnis hat die Welt komplett auf<br />
den Kopf gestellt, die Erfahrung zweier Systeme<br />
prägt seitdem meinen Blick auf die Dinge“,<br />
erinnert sie sich.<br />
Heute sieht Bogdana Vera Lorenz in den<br />
Um- und Seitenwegen, die sie beschritten hat,<br />
Vorteile, weiß sie die zusätzliche Berufs- und Lebenserfahrung<br />
zu schätzen. So hat sie – noch<br />
vor dem Abitur – im Teppichlager gejobbt und<br />
als Regaleinräumerin im Supermarkt, später im<br />
Call Center eines Zeitungsverlages und im Frühstücksservice<br />
eines Hotel. Ihr Vater, der in der<br />
DDR zunächst nicht studieren durfte und deshalb<br />
Betonfacharbeiter gelernt hat, brachte ihr<br />
Fliesenlegen, Mauern und Holzarbeiten bei –<br />
ganz praktische Erfahrungen, die ihr heute helfen,<br />
auch in schwierigen Situationen die Ruhe<br />
zu bewahren.<br />
Wie die Laufbahn als Regisseurin nun weitergehen<br />
wird? „Am Anfang des Studiums hatte<br />
ich die Vorstellung: Man studiert, macht einen<br />
guten Abschlussfilm, und dann kommt ein<br />
Produzent und bietet einem einen tollen Stoff<br />
an, der zu einem passt.“ Die Jungregisseurin<br />
muss lachen. „Aber im Laufe des Studiums habe<br />
ich dann verstanden, dass es dazu gehört,<br />
eigene Stoffe zu entwickeln – und auch: welche<br />
Stoffe mich interessieren.“ Also ergreift sie<br />
selbst die Initiative, hat im Frühjahr gemeinsam<br />
mit Ko-Autor Max Permantier das Exposé für einen<br />
Langfilm entwickelt, ein Science-Fiction-<br />
Kammerspiel über Weltraumtouristen, deren<br />
Reise einen desaströsen Verlauf nimmt. Und<br />
schreibt außerdem mit Joseph Lippok an einer<br />
schwarzen Komödie über Terrorismus. „Unsere<br />
Gegenwart unter die Lupe nehmen und subversiv<br />
unterhalten“ sei ihr Ziel, sagt Bogdana Vera<br />
Lorenz. „Und ich glaube grundsätzlich nicht,<br />
dass es Gut und Böse gibt.“ Oder eben: nur beides<br />
zusammen. Wie bei dem Ethiklehrer, dessen<br />
Moral endet, wenn der Adrenalinrausch beginnt.<br />
Prügelnder Ethiklehrer: Wotan Wilke Möhring<br />
spielt die Hauptrolle in „Heimspiel“. Foto: Kai Schulz<br />
Auf dem Sprung – newsletter 4/2010 15
Teuerster Film der<br />
spanischen Filmgeschichte:<br />
„Ágora“ von<br />
Alejandro Amenábar.<br />
Foto: Ascot Elite<br />
as spanische Kino befinde sich „in einem<br />
Dseiner schlechtesten Momente”, wetterte<br />
kürzlich der Chef des Fernsehsenders Telecinco,<br />
Alejandro Echevarría. „Gewisse Produzenten<br />
können und wollen kein unternehmerisches<br />
Risiko eingehen und setzen voll auf Subventionen.”<br />
Er hatte sich mal wieder darüber<br />
geärgert, dass sein Sender fünf Prozent seiner<br />
Einnahmen in spanische und europäische Filmproduktionen<br />
investieren muss. Seit zehn Jahren<br />
verlangt das der spanische Gesetzgeber von<br />
allen TV-Sendern, die Filme ausstrahlen, die<br />
nicht älter als sieben Jahre sind. 921 Millionen<br />
Euro flossen auf diese Weise seither in spanische<br />
Produktionen. Mit 50 Millionen Euro hatte<br />
Telecinco 2008 den Löwenanteil zu leisten,<br />
noch vor dem öffentlich-rechtlichen TVE mit<br />
37,5 Millionen Euro. Doch während TVE in die<br />
Breite fördert und auch kleinere, anspruchsvolle<br />
Filmprojekte unterstützt, fließt das Geld der<br />
Sender Telecinco und Antena 3 über ihre eigenen<br />
Produktionsfirmen in große, kommerziellen<br />
Erfolg versprechende Projekte.<br />
Mit seiner Einschätzung der spanischen<br />
Filmlandschaft liege der Telecinco-Chef völlig daneben,<br />
fand wenig überraschend der Präsident<br />
des Verbands der Filmproduzenten (FAPAE), Pedro<br />
Pérez. Die Einspielergebnisse im vergangenen<br />
Jahr hätten vielmehr den Aufschwung der<br />
spanischen Filmindustrie belegt. In der Tat konnten<br />
die 4.082 Kinosäle im Land, rund 300 weniger<br />
als vor vier Jahren, den freien Fall der Zuschauerzahlen<br />
stoppen und mit rund 110 Millionen<br />
verkauften Karten erstmals wieder leicht<br />
zulegen. Die Einspielergebnisse stiegen nach Angaben<br />
des spanischen Filminstituts ICAA sogar<br />
um gut acht Prozent auf 671 Millionen Euro.<br />
Diese Mehreinnahmen sind sicher auch eine Folge<br />
des Booms der 3D-Leinwände: 311 waren<br />
es Ende April dieses Jahres.<br />
Marktanteil 2009: 15,6 Prozent<br />
Aber auch der spanische Film legte zu. Nachdem<br />
2008 kein gutes Jahr war und auch die internationalen<br />
Filmverkäufe stark rückläufig waren,<br />
änderte sich der Trend im vergangenen Jahr<br />
16<br />
Das Filmland Spanien ist im Gegensatz zu Südamerika für viele deutsche Filmemacher terra incognita. Um mehr über das<br />
Gastland des Internationalen Filmkongresses zu erfahren, haben wir den Filmjournalisten Uwe Scheele, der in Spanien lebt<br />
und arbeitet, um eine kurze Einführung in die iberischen Sitten und Filmgebräuche gebeten.<br />
dank der Kassenschlager „Ágora”, „Planet 51”<br />
und „Celda 211”, die sich auch im Ausland gut<br />
verkauften. Spanische Filme machten in spanischen<br />
Kinos mit einem Einspielergebnis von<br />
104,4 Millionen Euro wieder deutlich mehr Kasse<br />
als im Vorjahr (plus 28 Prozent), ihr Marktanteil<br />
stieg von 13,2 auf 15,6 Prozent. Aber dem<br />
Telecinco-Chef ging es mit seinen Äußerungen<br />
wohl eher um die Flut von produzierten Filmen:<br />
186 waren es 2009, davon 122 Spielfime, 60<br />
Dokumentarfilme und vier Animationsfilme –<br />
mehr als je zuvor. Und mit den Filmen ist auch<br />
die Zahl der Produktionsfirmen innerhalb von<br />
zehn Jahren von 64 auf 217 rasant gestiegen.<br />
Viele davon finanzieren ihre Projekte mit<br />
Subventionen des zum Kulturministerium gehörenden<br />
Filminstituts ICAA, Beteiligungen der<br />
Sender und Darlehen der staatlichen Kreditbank<br />
ICO. 67 Millionen Euro stellte das ICAA 2008<br />
zur Verfügung, 30 Millionen Euro flossen als<br />
Darlehen und 50 Millionen Euro als vom Kassenerfolg<br />
abhängige Abschreibungshilfen. Auf<br />
diese Weise können auch die großen Publikumserfolge<br />
auf öffentliche Gelder setzen. Maximal<br />
800.000 Euro waren das bisher je Film. ICAA-<br />
Leiter Ignasi Guardans will jetzt diese Hilfe aufgrund<br />
der Sparzwänge der aktuellen Haushaltslage<br />
auf 400.000 Euro halbieren. Die akkumulierten<br />
Mittel aus verschiedenen Fördertöpfen<br />
sollen pro Film auf 1,5 statt bisher zwei Millionen<br />
Euro begrenzt werden. Das entspricht der<br />
Hälfte der Durchschnittskosten einer spanischen<br />
Filmproduktion. „Verschmerzlich” findet FAPAE-<br />
Präsident Pérez die Sparpläne von Guardans.<br />
Scharf ins Gericht geht er jedoch mit Telecinco-Chef<br />
Echevarría. Der verkenne die Realität,<br />
denn „die Gruppe, die er vertritt, erhält fünfmal<br />
mehr öffentliche Gelder als die angeblich von<br />
Subventionen profitierenden Produzenten”.<br />
51 Koproduktionen in 2009<br />
Die Global Player unter den spanischen Produktionsfirmen,<br />
Telecinco Cinema und Antena 3<br />
Films, erhalten nicht nur aufgrund der Kassenerfolge<br />
ihrer Blockbuster öffentliche Gelder, sie<br />
beanspruchen auch einen Großteil der Investi-<br />
Filmland Spanien<br />
Aufschwung mit<br />
Kassenschlagern<br />
VON UWE SCHEELE<br />
tionen der Fernsehsender. So wurde die Telecinco-Produktion<br />
„Ágora” von Regisseur Alejandro<br />
Amenábar mit 50 Millionen Euro zum teuersten<br />
Film der spanischen Filmgeschichte. Mit<br />
3,4 Millionen Zuschauern und einem Einspielergebnis<br />
von 20,6 Millionen Euro bewegt sich<br />
der monumentale Historienfilm auf Augenhöhe<br />
mit den großen Hollywood-Produktionen,<br />
die auch in Spanien den Markt bestimmen<br />
(2009: 71,57 Prozent).<br />
Mit nur fünf Produktionen, darunter mit<br />
dem Knast-Thriller „Celda 211” (Regie: Daniel<br />
Monzón) und der Persiflage „Spanish Movie”<br />
zwei weitere Kassenschlager, erzielte die Telecinco<br />
Cinema im vergangenen Jahr 36,8 Millionen<br />
Euro und einen Marktanteil von 35 Prozent.<br />
Ihr folgt mit 21,5 Millionen Euro Einspielergebnis<br />
die Antena 3 Films, die neben zwei gut<br />
besuchten Komödien mit dem Animationsfilm<br />
„Planet 51” von Javier Abad, Jorge Blanco und<br />
Marcos Martínez den weltweit erfolgreichsten<br />
spanischen Film auf den Markt brachten. Als Koproduktion<br />
mit den USA und Großbritannien<br />
hergestellt, ist der Film der größte Erfolg von insgesamt<br />
51 Koproduktionen in 2009. Während<br />
britische Produzenten neben französischen, italienischen<br />
und deutschen schon länger zu den<br />
bevorzugten Partnern des spanischen Films zählen,<br />
hatte sich die Zusammenarbeit auf dem<br />
amerikanischen Kontinent bisher stark auf Argentinien<br />
und Mexiko konzentriert. So hat Spa-<br />
newsletter 4/2010 – Ausblick: Internationaler Filmkongress<br />
nien Anteil am derzeitigen Boom des lateinamerikanischen<br />
Kinos. Mit Guillermo de Toro ist einer<br />
der erfolgreichsten mexikanischen Regisseure<br />
in Spanien als Regisseur und Produzent tätig.<br />
Der in diesem Jahr Oscar-gekrönte Film „El<br />
secreto de sus ojos” des argentinischen Regisseurs<br />
Juan José Campanella ist eine spanischargentinische<br />
Koproduktion, an dem die umtriebige<br />
Tornasol Films aus Madrid beteiligt war,<br />
die im vergangenen Jahr elf Spielfilme produzierte.<br />
Darunter weitere Koproduktionen mit Lateinamerika<br />
und den spanischen Kassenschlager<br />
„Mentiras y gordas” des jungen, in die Fußstapfen<br />
des frühen Almodóvar tretenden Regisseur-Duos<br />
Alfonso Albacete und David Menkes.<br />
Dass beim Geld bekanntlich der Spaß aufhört,<br />
hatte vor den Ausfällen des Telecinco-<br />
Chefs im letzten Herbst eine Gruppe von Filmemachern<br />
und Produzenten bewiesen. In einem<br />
Brief an die EU-Kommission monierten sie, eine<br />
Novelle im spanischen Kinogesetz benachteilige<br />
kleine Produktionen. Brüssel blockierte<br />
daraufhin alle Fördermittel des ICAA. Drehvorhaben<br />
gerieten in Verzug, es gab böse Worte<br />
von Regisseur und Produzent Gerardo Herrero<br />
(Tornasol Films) über „Subventionsschmarotzer,<br />
die Filme machen, die keinen interessieren”. Ende<br />
Januar wies die EU die Einwände gegen das<br />
Kinogesetz zurück, die Gelder des ICAA wurden<br />
freigegeben. Die Verzögerung ging in erster<br />
Linie zu Lasten der kleinen Produktionen.<br />
I N T E R N A T I O N A L E<br />
Das Programm der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Köln (26. – 29.6.)<br />
Alle Filme, Diskussionen und Termine<br />
Samstag, 26. Juni<br />
KinoSpecials im Cinenova<br />
18:30 Uhr Eröffnung Internationaler Filmkongress<br />
SATTE FARBEN VOR SCHWARZ von Sophie Heldman<br />
Sonntag, 27. Juni<br />
KinoSpecials im Filmforum NRW<br />
11:00 Uhr YUMURTA–EI, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />
14:00 Uhr SÜT–MILCH, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />
19:30 Uhr WO<strong>MEN</strong> WITHOUT <strong>MEN</strong>, Regie: Shirin Neshat<br />
Montag, 28. Juni<br />
Staatenhaus am Rheinpark, Lounge der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, Koelnmesse<br />
14:00 – 17:00 Uhr Locations und Motive in NRW<br />
Vorstellung Kreis Düren als 35. Filmstadt und Eröffnung der Fotoausstellung<br />
der Siegerbilder des Wettbewerbs „Auf der Suche nach dem perfekten Motiv“
Welche Bereicherung brachte<br />
Ihnen als Künstlerin in Sachen Fotografie<br />
und Video-Installation die Arbeit<br />
an einem Spielfilm?<br />
Das Kino als Kunstform hat mich schon immer<br />
begeistert, weil es Geschichten erzählt. Und<br />
genau dieser Aspekt war für mich die größte<br />
Herausforderung. Denn mit Bildern, auch Bewegtbildern,<br />
hatte ich ja schon Erfahrung. Deshalb<br />
war der Schritt von der konzeptuellen<br />
Kunst hin zu Bildfolgen in erzählerischem Zusammenhang<br />
besonders spannend für mich.<br />
Sie hatten sich des Romans<br />
„Women without Men“ der iranischen<br />
Schriftstellerin Sharnush Parsipur<br />
bereits in Form der Video-Installation<br />
angenommen.<br />
Ja, insofern war ich bereits mit multimedialen<br />
Konzepten vertraut, und ich wusste auch,<br />
dass Bewegtbildfolgen einen Anfang, eine Mitte<br />
und ein Ende verlangen. Diese Arbeiten waren<br />
aber noch sehr abstrakt und weit entfernt<br />
von konventionellem Filmemachen. Aber es war<br />
eine lehrreiche Vorstufe für meinen Spielfilm.<br />
Es heißt ja: Ein Bild erzählt<br />
mehr als 1.000 Worte.<br />
Deshalb habe ich die Dialoge auch so<br />
knapp wie möglich gehalten und der Ausdruckskraft<br />
der Schauspieler vertraut.<br />
Nun haben Sie sich einen sehr<br />
komplexen Roman zur filmischen<br />
Adaption ausgesucht.<br />
Offen gestanden ging es mir eher so, dass<br />
dieses Buch meiner bisherigen Arbeitsweise<br />
durchaus entgegen kam, weil die Erzählstruktur<br />
auf Dualitäten baut. Und dieses Konzept hatte<br />
ich zuvor schon erprobt, indem ich Männlich<br />
gegen Weiblich stellte oder Natur mit Kultur<br />
kontrastierte. Im Roman „Women without<br />
Men“ wird etwa das Persönliche gegen die Gesellschaft<br />
gestellt, Magie reibt sich mit Realismus.<br />
Aber es ist alles in einen erzählerischen<br />
Rahmen gefasst. Insofern konnte ich mit gewohnten<br />
Komponenten arbeiten und hatte<br />
diesmal sogar eine Geschichte dabei.<br />
Beschreiben Sie bitte Ihr Konzept<br />
der Farbgebung.<br />
Dafür habe ich mich an Fotografien aus<br />
den frühen 1950er Jahren orientiert, die ursprünglich<br />
schwarzweiß waren und dann von<br />
Hand coloriert wurden. Diesen künstlichen Look<br />
wollte ich für die Traumsequenzen im Film erreichen.<br />
Die Gartenszenen wiederum sollten fast<br />
schwarzweiß wirken, aber ich habe die Farben<br />
lediglich abgeschwächt, weil der Garten ja lebendig<br />
und heimelig erscheinen sollte. Aber<br />
grundsätzlich mag ich Farben nicht besonders,<br />
und deshalb wurden alle kräftigen Töne für den<br />
Film abgeschwächt.<br />
Der ganze Film wirkt wie ein<br />
Traum.<br />
Ach ja? Ich hatte eher auf eine Art Zwischenbereich<br />
aus Magie, Traum und Psyche gehofft;<br />
zumindest bewegt der Film sich auf verschiedenen<br />
Ebenen und soll den Zuschauer entsprechend<br />
auf eine Reise führen.<br />
KinoSpecials im Filmforum NRW<br />
17:00 Uhr SHOWCASE<br />
der ifs internationale filmschule köln, Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)<br />
und Fachhochschule Dortmund in Kooperation mit Unlimited,<br />
im Anschluss Gespräch mit Semih Kaplanoglu<br />
19:30 Uhr BAL–HONIG, Regie: Semih Kaplano`´glu<br />
Dienstag, 29. Juni<br />
Paneldiskussionen im Staatenhaus am Rheinpark, raum.fünf, Koelnmesse<br />
10:00 – 11:30 Uhr Technik vs. Content – 3D als neue Chance?<br />
11:30 – 13:00 Uhr Filmland Spanien – Koproduktion und Finanzierung<br />
14:00 – 14:30 Uhr Crossmediale Produktion: Internationale Trends,<br />
Keynote Wendy Bernfeld, Rights Stuff BV<br />
14:30 – 15:30 Uhr Vertriebswelt Internet –<br />
Filmdistribution und Verwertung im Netz<br />
in Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf und dem<br />
film & fernsehproduzentenverband nrw e.V.<br />
15:30 – 17:00 Uhr Ästhetische Innovation und neue Medien<br />
in Kooperation mit der ifs und der KHM<br />
Alle Infos, Termine und Daten en détail auch unter<br />
www.filmstiftung.de/filmkongress<br />
Die in New York lebende Künstlerin Shirin Neshat wurde 1957 im Iran geboren. Internationalen Ruf erwarb<br />
sie sich mit Fotoreihen und Video-Installationen. Mit ihrem Kinodebüt „Women without Men“, das am<br />
27. Juni in Köln in der Reihe KinoSpecials des Internationalen Filmkongresses zu sehen ist, gewann sie<br />
prompt den Regiepreis in Venedig. Uwe Mies sprach mit der Künstlerin über Farben, Nacktheit und<br />
Raubkopien im Kampf gegen die Zensur.<br />
R F I L M K O N G R E S S<br />
Interview Shirin Neshat<br />
Ich mag<br />
Farben nicht<br />
besonders<br />
Welche Zielgruppe<br />
hoffen Sie, mit dem<br />
Film zu erreichen?<br />
Zunächst einmal sind da<br />
die iranischen Zuschauer und<br />
dann ganz generell Menschen,<br />
die sich für Kino und Kunst interessieren.<br />
Der Film ist eigentlich<br />
nicht auf einen elitären Zuschauerzirkel<br />
hin gemünzt und<br />
könnte auch Leute erreichen, die<br />
eigentlich nicht eine Galerie oder<br />
ein Museum besuchen, um sich<br />
meine Arbeiten anzuschauen.<br />
Shirin Neshat,<br />
Foto: NFP<br />
Eine Veröffentlichung im Iran<br />
selbst ist da eher unwahrscheinlich?<br />
In Kinos ist das mit Sicherheit so. Aber es<br />
gibt ja die Filmpiraten, und die haben den Film<br />
bereits via Internet und mit Raubkopien dort in<br />
Umlauf gebracht. Tatsächlich haben Iraner den<br />
Film schon vor dem Kinostart in den USA in ihrem<br />
eigenen Land sehen können. Darüber bin<br />
ich sehr froh. Denn Filme werden gemacht, damit<br />
sie gesehen werden. Und dieser Film entstand<br />
nicht, um Geld zu machen.<br />
Gewisse Darstellungen von<br />
Nacktheit im Film dürften auch für<br />
das amerikanische Publikum<br />
schwierig sein.<br />
Oh ja, vor allem die Szene, wenn sich die<br />
junge Frau in der Badeanstalt schrubbt. Solche<br />
Szenen werden als verstörend empfunden und<br />
sind für die meisten Amerikaner nicht akzeptabel.<br />
Im Iran ist die Lage einfacher: Darstellungen<br />
von Nacktheit oder Sexualität sind schlicht<br />
und ergreifend verboten.<br />
Die visuelle Gestaltung erinnert<br />
an surrealistische Gemälde.<br />
Für mich ist der Film ein Gedicht. Seine allegorischen<br />
und symbolischen Bilder unterstrei-<br />
chen das. Zugleich helfen diese lyrischen Stilmittel,<br />
die recht dunklen politischen Aspekte etwas<br />
abzumildern.<br />
Sehen Sie da eine geistige Verwandtschaft<br />
zwischen Ihrem Film<br />
und „Persepolis“?<br />
Doch, allein schon deshalb, weil Marjane<br />
Satrapi auch einen experimentellen Weg beschritt,<br />
indem sie ein neues Medium für sich<br />
nutzte. Allerdings hat sie dabei Bilder aus ihrem<br />
eigenen, autobiografisch gefärbten Buch<br />
in Film umgewandelt. Wir dagegen hatten eine<br />
Fremdvorlage, aus der heraus erst unsere<br />
Filmadaption geschaffen werden musste. Gemeinsam<br />
ist beiden Filmen aber, dass sie<br />
schwere Erfahrungen auf eine menschliche<br />
Ebene herunterbrechen.<br />
Gibt es persönlichen oder<br />
künstlerischen Austausch mit anderen<br />
iranischen Filmemachern<br />
wie Abbas Kiarostami<br />
oder Mohsen Makhmalbaf?<br />
Ja, wir sind miteinander befreundet.<br />
Und wenngleich wir in<br />
verschiedenen Ländern leben,<br />
kommen wir zu passenden Gelegenheiten<br />
zusammen. Allerdings<br />
unterscheidet sich deren Arbeitsweise<br />
sehr von meiner, weil sie<br />
konkret auf Realismus zielt, was<br />
bei mir ja nicht der Fall ist. Außerdem<br />
leben einige Filmemacher im<br />
Iran und haben insofern einen anderen<br />
Blick aufs Land als ich.<br />
Eine Vernetzung mit Blick auf<br />
politischen Austausch ist nicht gegeben?<br />
Nein, dem ist nicht so.<br />
Werden Sie einen weiteren<br />
Spielfilm drehen?<br />
Ja, ich habe gerade meine Zusage auf die<br />
Filmrechte an einem armenischen Roman des<br />
Dichters und Schriftstellers Ismael Kadir gegeben.<br />
Das wird sicher interessant, weil das Buch<br />
nichts mit dem Iran zu tun hat, und um Frauen<br />
wird es auch nicht gehen. Außerdem werden<br />
wir in Englisch drehen.<br />
Können Sie sich auch ein europäisches<br />
Projekt vorstellen?<br />
Liegt Armenien denn nicht in Europa? In<br />
gewisser Weise doch schon, oder? Aber ein Film<br />
in Deutschland wäre auch denkbar für mich.<br />
Man ist dort sehr entgegenkommend mit Blick<br />
auf kulturellen Austausch und Interesse. Das habe<br />
ich ja schon durch die Unterstützung für<br />
„Women without Men“ erfahren dürfen. Eine<br />
solche Weltoffenheit im besten Sinne ist eher<br />
selten anzutreffen. Dafür bin ich wirklich sehr<br />
dankbar.<br />
Ausblick: Internationaler Filmkongress – newsletter 4/2010 17
Sound-Design erzählt die Geschichte eines Films auf seine Weise, findet Professor Jörg U. Lensing von<br />
der Fachhochschule in Dortmund. Wolfgang Hippe sprach mit dem Autor des Buches „Sound-Design/<br />
Sound-Montage/Soundtrack-Komposition: Über die Gestaltung von Filmton“ über die Musik des<br />
Stummfilms, über „Apocalypse Now“ und die Modernisierung des Kinotons.<br />
Herr Lensing, worauf achten<br />
Sie, wenn Sie einen Film sehen?<br />
Im Kino bin ich erst einmal Zuschauer oder<br />
audiovisueller Wahrnehmer, wenn Sie so wollen.<br />
Ich gebe mich der Gesamtwirkung von Bild<br />
und Ton hin, die sich im Idealfall entfaltet. Die<br />
Informationen von Bild und Ton müssen einander<br />
ja nicht unbedingt entsprechen.<br />
Kann man Sound sehen?<br />
Michael Chion spricht von „Synchrese“.<br />
Darunter versteht er, dass jeder Klang, der mit<br />
einem Bild interpoliert wird, automatisch mit<br />
diesem Bild assoziiert wird. Bei einem Hörspiel<br />
können wir uns eine imaginäre Bildwelt zu dem<br />
Gehörten schaffen. Umgekehrt haben wir auch<br />
ein aurales Gedächtnis. Wir ordnen Töne einem<br />
bestimmten Ereignis und damit Bildern zu.<br />
Für Außenstehende wirkt das<br />
Sound-Department mit Sound-Designer,<br />
Re-Recording Mixer (Mischtonmeister),<br />
Sound-Editor und Boom<br />
Operator manchmal etwas verwirrend.<br />
In Kurzfassung: Wie ist der<br />
Workflow aufgebaut?<br />
Das Sound-Department kann man in zwei<br />
Bereiche teilen und zwar in Originaltonaufnahme<br />
und Sound-Postproduktion, während sich<br />
letztere wiederum in Tonbearbeitung und Mischung<br />
gliedert. Es gibt zunächst den Originaltonmeister,<br />
der mit seinem Assistenten, dem<br />
Tonangler oder auch Boom Operator, am Set<br />
den Originalton liefert. Dazu gehört es, vor allem<br />
den Dialog unter Berücksichtigung der Ortsbegebenheiten<br />
so gut wie möglich auf Sprachverständlichkeit<br />
hin aufzunehmen.<br />
18<br />
Interview Jörg U. Lensing<br />
Wir sehen<br />
mehr, wenn<br />
wir hören<br />
Guido Zettier ist freier Sound-Designer und Mischtonmeister bei den RuhrSound Studios in Dortmund<br />
und hat Kinofilme wie „Hilde“, „Adam Resurrected“ oder „Die Fremde“ bearbeitet. Für seine<br />
Interview Guido Zettier<br />
Brüllende<br />
Löwen für<br />
heulende<br />
Winde<br />
Jörg U. Lensing,<br />
Foto: privat<br />
Tongestaltung von „Nordwand“ wurde er 2009 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Im Gespräch<br />
mit Oliver Baumgarten beschreibt er die kreativen Seiten seines Berufes.<br />
Guido Zettier,<br />
Foto: privat<br />
newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />
Hören soll stärker auf unsere<br />
Gefühle wirken als Bilder.<br />
Mancher sagt das, aber Bilder wirken ja<br />
auch. Viele Filmemacher entscheiden sich<br />
manchmal für drastische Bilder, um starke Gefühlsregungen<br />
zu erzielen. Spannender, weil<br />
subtiler ist aus meiner Sicht eine semantische<br />
Konnotation. Über den Sound schaffe ich dabei<br />
eine bestimmte Atmosphäre, die sich noch<br />
gar nicht über das Bild vermittelt. Neben das visuelle<br />
Storytelling tritt ein auraler Hinweis, den<br />
ich unbewusst mitverarbeite. Das wird dann in<br />
den besten Fällen zu einem parallelen auditiven<br />
Storytelling.<br />
Kann man im Gegenzug auch<br />
Bilder hören?<br />
Mit einem bestimmten Bild assoziiert man<br />
häufig einen bestimmten Klang. Weil der Film<br />
über Jahrzehnte immer wieder bestimmte Musiken<br />
zu bestimmten Momenten verwandt hat,<br />
gibt es beim Zuschauer entsprechende Assoziationsfelder.<br />
Zu einer epischen Kamerafahrt in<br />
großer Landschaft gehört großes Orchester und<br />
bombastischer Klang, zu einer Liebesszene sanfte<br />
Geigen. Diese Kulturtechnik haben wir gelernt.<br />
Inzwischen ist es interessant geworden,<br />
mit solchen Erwartungshaltungen auch kontrapunktisch<br />
zu spielen.<br />
Am Anfang war der Film<br />
stumm…<br />
Der Film war nie stumm. Seit den ersten<br />
öffentlichen Aufführungen wurde er von Musikern<br />
begleitet, erst mit Klavier, dann mit Kino-<br />
Die eigentliche Sound-Postproduktion<br />
beginnt dann nach Beendigung<br />
des Bildschnitts?<br />
Genau, dann kommt der Supervising<br />
Sound-Editor, in Deutschland meist in Personalunion<br />
mit dem Sound-Designer, mit seinem<br />
Team ins Spiel. Er behält technisch wie kreativ<br />
das Gesamtkonzept im Auge, ist oft schon im<br />
Drehbuchstadium dabei und tauscht sich meist<br />
im Vorfeld mit Originaltonmeister, Bild-Editor<br />
und Regisseur aus. Der Supervising Sound-Editor<br />
entscheidet und erstellt gemeinsam mit dem<br />
Dialog-Editor nach Materialeingang zunächst<br />
eine vorläufige ADR-Liste (Sprachsynchron-Liste)<br />
jener Töne und Dialoge, die nicht ideal oder<br />
störungsfrei am Drehort aufgenommen werden<br />
konnten, die also synchronisiert werden müssen.<br />
Für die Sprachsynchron-Aufnahmen wird<br />
diese ADR-Liste mit dem Regisseur besprochen<br />
und durch eventuelle dramaturgische Wünsche<br />
ergänzt. Gleichzeitig werden die Atmosphären,<br />
Soundeffekte, Geräusche und das Sound-Design<br />
kreiert. Den Abschluss bildet heutzutage<br />
die Mehrkanal-Mischung.<br />
Die Bedeutung des Tons im<br />
Film hat innerhalb der letzten 10 bis<br />
15 Jahre in Deutschland enorm zugenommen.<br />
Woran liegt das?<br />
Das empfinde ich auch so. Sicherlich haben<br />
die meisten Zuschauer inzwischen bemerkt,<br />
dass sich der Ton im Kino in den letzten Jahren<br />
deutlich verbessert hat. Neben einer Steigerung<br />
der Lautstärke hat die permanente Optimierung<br />
der Klangqualität zu einer immer realistische-
orgel, schließlich mit Orchester. Damals wurde<br />
die ganze Geschichte der abendländischen Musik<br />
geplündert, um entsprechende Affekte zu<br />
setzen. Es gab entsprechende Anleitungen für<br />
den Kinopianisten, einen elegischen Viertakter<br />
von Mahler, etwas Heiter-Spritziges von Chopin,<br />
etwas Heroisches von Wagner. Die Musik<br />
wurde genutzt, um einen gewissen Assoziations-<br />
und Gefühlsgehalt zu erreichen. Sprache<br />
und Geräusche kamen erst eine Generation später<br />
dazu.<br />
Wo setzen Sie da die entscheidenden<br />
Einschnitte?<br />
Natürlich als erstes die Einführung des Synchron-Tons<br />
1928. Berühmt ist „The Jazzsinger“.<br />
Interessanterweise waren die damaligen Filme<br />
aber vor allem „Talkies“, also Filme, in denen ungewöhnlich<br />
viel gesprochen wurde. Die Tontechnik<br />
wurde dann im Zuge des Zweiten Weltkriegs<br />
stark verbessert, was in den 1950er Jahren<br />
aus dem Tonfilm einen qualitativ besseren<br />
Tonfilm machte. Ein wirklicher Umbruch vollzog<br />
sich erst Ende der 1970er Jahre. Eine neue Generation<br />
von Sound-Designern und Komponisten<br />
fing damals an, eine andere Technik für einen<br />
anderen Sound zu entwickeln. Referenzfilme<br />
sind hier „Apocalypse Now“, „Alien“ oder<br />
„Star Wars“. Dazu kam die Erfindung des 5.1-<br />
Surround.<br />
ren Wiedergabe der Tonspur geführt. Durch den<br />
Wandel von der Analogtechnik hin zur digitalen<br />
Technik ist zudem vieles einfacher geworden.<br />
Wir können heute komplexer, effektiver<br />
und in höherer Qualität arbeiten.<br />
Hat es auch damit zu tun, dass<br />
immer mehr Regisseure die gestalterische<br />
Bedeutung des Tons anerkennen?<br />
Mit Sicherheit. Früher wurde der Filmton<br />
sehr auf Originalton und Filmmusik reduziert.<br />
Heutzutage sehen Regisseure, wie zum Beispiel<br />
Tom Tykwer oder Hans-Christian Schmid, im Ton<br />
eine dramaturgische Ebene, mit der sie bewusst<br />
arbeiten wollen. Der Ton sollte meiner Meinung<br />
nach nicht mehr nur als Realitätsfaktor des Bildes,<br />
sondern als Miterzähler mit großem dramaturgischen<br />
Potenzial alle Gestaltungsmöglichkeiten<br />
der Tonebene nutzen, wie Dialog,<br />
Musik, Effekte, Stille, Raum, Frequenz und<br />
Rhythmus.<br />
Starten Gespräche mit solchen<br />
Regisseuren dann bereits in der<br />
Drehbuchphase oder erst nach dem<br />
Dreh, wenn das Material vorliegt?<br />
Mit den Regisseuren, mit denen ich regelmäßig<br />
zusammen arbeite, beginnen die Gespräche<br />
schon vor dem Dreh. Darüber hinaus merke<br />
ich mittlerweile sogar, dass der Ton schon in<br />
immer mehr Drehbüchern mitgedacht wird. In<br />
Auch der Kinoton wurde jetzt<br />
modernisiert?<br />
Vielen ist gar nicht klar, dass wir in den Kinos<br />
bis in die 1970er Jahre hinein nur ein Mono-System<br />
hatten – mit einer Box hinter der<br />
Leinwand. Viele große Filme dieser Zeit wie „Der<br />
Pate I“ und „Der Pate II“ kamen zunächst nur<br />
in Mono in die Kinos – „Alien I“ übrigens auch.<br />
Einige Jahre versuchte man sich eher bescheiden<br />
in Stereo+ Center, dann erfolgte Anfang der<br />
1980er Jahre der Durchbruch der Surround-<br />
Techniken. Ein Sprung, der vielleicht mit einer<br />
Umstellung der Bildprojektion von 16 mm auf<br />
70 mm zu vergleichen ist.<br />
Und die Digitalisierung?<br />
In den Musikstudios stellte man sich schon<br />
Anfang der achtziger Jahre um, während die<br />
Filmstudios noch lange analog weiterarbeiteten.<br />
Die große Digitalisierung begann hier erst<br />
in den Neunzigern. Der Meilenstein-Film dazu<br />
ist „Matrix“, der für eine neue digitale Komplexität<br />
steht. Allerdings hat man komplexe Soundtracks<br />
vorher auch analog produziert, was mühsamer<br />
war. Bei „Das Boot“ wurde schon ein<br />
128er Track eingesetzt, aber eben analog. Der<br />
Fortschritt bis heute ist enorm, was die Technik<br />
betrifft. Ein komplexer Soundtrack kann je<br />
nach Qualität des Computers heute fast schon<br />
mit bis zu 128 Spuren zuhause editiert werden!<br />
Erstaunlicherweise sind viele Lösungen, die heute<br />
erarbeitet werden, aber trotzdem allzu simpel.<br />
Man nutzt vielfach die hochkomplexen<br />
technischen Möglichkeiten immer noch so, als<br />
hätte man nur einen dreispurigen Steenbeck<br />
Perfo-Schneidetisch vor sich oder einen Twelf-<br />
der Arbeit mit Regisseuren geht es dann zunächst<br />
darum herauszufinden, was sie mit ihrem<br />
Film ausdrücken wollen, und dann zu entscheiden,<br />
mit welchen Stilmitteln ich das unterstützen<br />
kann. Und das muss beim Sound-Designer<br />
eben nicht immer mit Effekten verbunden<br />
sein, sondern auch mal mit einer filigranen<br />
und harmonischen Dialogbearbeitung, die einem<br />
Film wie etwa „Die Fremde“ einen enormen<br />
authentischen Sog verleihen. Man wird in<br />
den Film gezogen auch durch den Ton, durch<br />
die Sprache, durch einzelne Geräusche, die nur<br />
Akzente setzen. Ein Gegenbeispiel ist „Nordwand“.<br />
Dort war es wichtig, diese gewaltige Eiger-Nordwand<br />
zu spüren, den Wind und die Belastung.<br />
Das sind zwei extreme Gegensätze unseres<br />
Berufs: „Die Fremde“, eine konzentrierte,<br />
reduzierte und konzeptionell dichte Arbeit, und<br />
„Nordwand“, der voller kräftiger Elemente<br />
steckt, die man am ehesten mit dem Begriff<br />
„Soundeffektdesign“ umschreiben könnte.<br />
Zu analogen Zeiten haben die<br />
Editoren den Ton noch mitgemacht,<br />
mittlerweile nicht mehr, was zu Beginn<br />
zu Reibungen führte. Hat sich<br />
nach Ihren Erfahrungen die Beziehung<br />
entspannt?<br />
Absolut! Meine Erfahrungen der Zusammenarbeit<br />
sind in den letzten Jahren äußerst positiv.<br />
Ich werde während der Schnittphase oft<br />
früh einbezogen, weil es zum Beispiel Probleme<br />
beim Originalton gibt und man dann gemeinsam<br />
entscheidet, ob man Nachsprecher<br />
braucht. Beide Parteien verstehen zunehmend,<br />
Step-Techno-Sequencer für die Musik.<br />
Die digitale Technik hat das<br />
Schaffen des artifiziellen Sounds erleichtert.<br />
Wäre auch ein stärkerer<br />
Realismus möglich?<br />
Filmsound ist nicht realistisch. Es geht im<br />
Film nicht um Realismus, manche Filme sollen<br />
dokumentarisch wirken und werden künstlerisch<br />
entsprechend gestaltet. Viele gute aktuelle<br />
Dokumentarfilme sind äußerst formalistische<br />
Filme. Selbst wenn Sie vom Set einen sehr, sehr<br />
guten Sprechton oder O-Ton bekommen, können<br />
Sie erst in der Postproduktion den kompletten<br />
Soundtrack herstellen, der bis zu 80 Prozent<br />
aus Atmos, Effekten, Geräuschen, Hintergrundgeräuschen<br />
und musikalischen Atmos besteht.<br />
Im Endeffekt geht es darum, den Zuschauer in<br />
der Illusion zu wiegen, er habe es mit einer gespiegelten,<br />
also künstlerisch gestalteten Realität<br />
zu tun.<br />
Braucht man dafür im 21. Jahrhundert<br />
noch Musik?<br />
Meiner Meinung nach nicht im herkömmlichen<br />
Sinn. Das ist ein überholtes Erbe des<br />
Stummfilms. Mit Musik wird heute bei interessanten<br />
Arbeiten wie mit Farben gearbeitet, sie<br />
wird in einem atmosphärischen Kontext eingesetzt.<br />
Wir haben vielleicht Straßengeräusch,<br />
Menschen im Hintergrund, und dann schleicht<br />
sich so etwas wie ein harmonisierender Sound<br />
ein, der eine leicht pulsierende oder flächendekkende<br />
Wirkung hat.<br />
dass die Zusammenarbeit und die neue Arbeitsteilung<br />
einen Zuwachs an Kreativität, Flexibilität<br />
und vor allem Qualität bedeutet.<br />
Die Arbeit des Sound-Designers<br />
erinnert an den Maler, der zwei Farben<br />
mischt und dadurch eine dritte<br />
entstehen lässt. Das ist bei der<br />
Tongestaltung ähnlich?<br />
Ein großes Abstraktionsvermögen gehört<br />
zum Sound-Designer eindeutig dazu, um mit<br />
fremden Elementen einen Sound dramatischer<br />
oder sogar authentischer zu machen. Es ist oft<br />
ein großes Experimentieren, durch das beispielsweise<br />
auch ein spezieller Sound für den Film<br />
„The Flying Scotsman“ entstanden ist. Der Reifensound<br />
setzte sich hier teilweise aus aufgenommenen<br />
Bienenschwärmen zusammen und<br />
unterstütze so die extreme Geschwindigkeit des<br />
Rades. Wichtig ist, dass das Gehirn des Zuschauers<br />
die Bild- und Toninformationen schnell perfekt<br />
übereinbringen kann – wenn das passiert,<br />
ist der Ton gut und richtig. Man baut als Sound-<br />
Designer immer wieder auch mal seine eigene<br />
Stimme mit ein, sei es in das Schnaufen eines<br />
Pferdes oder in einen Todesschrei. Im Windgeheul<br />
in „Nordwand“ habe ich zum Beispiel auch<br />
Schreie eines meiner Assistenten verarbeitet, dazu<br />
jede Menge tierische Geräusche u.a. das Brüllen<br />
von Löwen, um den Wind noch stürmischer<br />
und aggressiver klingen zu lassen.<br />
Findet sich die Bedeutung des<br />
Tons auch in den Budgets wieder?<br />
In den ersten Kalkulationen ist der Sound<br />
meist ausreichend berücksichtigt. Aber leider ist<br />
der Sound in der Komplexität der Filmproduktion<br />
das letzte Gewerk. Am Ende wird dann<br />
häufig aus vorangegangenen Budgetgründen<br />
weniger Zeit in die Postproduktion investiert. Dabei<br />
gibt es den großen Unterschied zwischen<br />
Editing und Sound-Design. Editing versorgt im<br />
Prinzip das Bild nur mit Tönen, die das, was man<br />
sowieso sieht, unterstreichen – also Fahrgeräusche<br />
für ein Auto, das fährt nach dem Motto:<br />
See a dog, hear a dog. Das ist kein Sound-Design,<br />
geschweige denn eine Soundtrack-Komposition.Sound-Design/Soundtrack-Komposition<br />
bedeutet, eine eigene Form des begleitenden<br />
und mitunter kontrapunktischen Storytellings<br />
zu entwickeln, welches über die Bild-Informationen,<br />
den Bildfluss hinausgeht, semantische<br />
Bedeutungen und Konnotationen ermöglicht<br />
und sich kompositorisch in der Werkzeit<br />
entwickeln kann und erst in der Wechselwirkung<br />
mit der Bildmontage zu einer Gesamtaussage,<br />
einem Gesamtkunstwerk führt.<br />
Jörg U. Lensing ist Professor für „Tongestaltung /<br />
Sound-Design“ an der FH-Dortmund. Er studierte<br />
Komposition an der Folkwang Hochschule Essen<br />
und bei Mauricio Kagel an der Musikhochschule Köln.<br />
Ständige Mitarbeit am „Theater der Klänge“ in<br />
Düsseldorf. Mehr unter www.film-sound-design.de<br />
Wie kommt man auf solche<br />
Ideen?<br />
Das Entscheidende ist, zu experimentieren,<br />
dranzubleiben, Töne aufzunehmen und<br />
auszuprobieren. Man muss dabei auch auf<br />
Rhythmus und Frequenzspektrum eingehen,<br />
Dialoge und Musik dürfen nicht beeinträchtigt<br />
werden. Jeder Einzelton deines Sound-Designs<br />
mag grauenhaft und unpassend klingen, im Gesamtklangbild<br />
aber können sie alle perfekt zur<br />
Situation passen. Die Abstimmung zwischen<br />
den Frequenzen muss stimmen.<br />
Die Harmonie zwischen Ton<br />
und Bild geht ja oft so weit, dass<br />
man sich klaglos mit filmischen<br />
Standards abfindet, etwa dass bestimmte<br />
Dinge, schnelle Bewegungen<br />
zum Beispiel, mit Sounds unterlegt<br />
sind, obwohl sie eigentlich gar<br />
keine Geräusche verursachen.<br />
Das ist ein heute gängiges Mittel, um den<br />
Zuschauer auf Details der Erzählebene zu fokussieren.<br />
Das übermäßige Reifenquietschen bei<br />
fahrenden Autos ist z.B. dadurch entstanden,<br />
dass diese hohe, schrille Frequenz des Quietschens<br />
einfach etwas Gefährliches suggeriert.<br />
Dadurch, dass er fast wie ein evolutionär eingepflanzter<br />
Warnton klingt, wird er zum dramaturgischen<br />
Element. Das ist ein schönes Beispiel<br />
dafür, dass Töne meistens im Unterbewusstsein<br />
funktionieren. Nicht zuletzt das macht<br />
sie auch so interessant.<br />
Schwerpunkt – newsletter 4/2010 19
Wenn man beim Abspann genau<br />
hinschaut, ist es nicht unwahrscheinlich,<br />
dort eine Firma aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
zu entdecken, die für den Ton verant-<br />
wortlich zeichnet. Peter Hanemann hat<br />
sich für den Newsletter in der NRW-Szene<br />
umgehört und dabei gelernt: Qualität hat<br />
seinen Preis.<br />
er wohl geschichtsträchtigste Standort der<br />
Delektronischen Musikproduktion in NRW<br />
ist die Kölner Annostrasse 86. Hier war zeitweilig<br />
das Studio für elektronische Musik des WDR<br />
untergebracht, in dem die Musik-Revolutionäre<br />
Karl-Heinz Stockhausen, Mauricio Kagel und<br />
John Cage einst mit Ringmodulatoren, Rauschgeneratoren<br />
und Rückkopplungen experimentierten.<br />
Seit 2006 ist das Gebäude in der Kölner<br />
Südstadt Domizil der Torus Filmtonpostproduktion.<br />
Die drei Geschäftsführer Stephan Colli,<br />
Falk Möller und Josef Steinbüchel wollen der<br />
Tradition der technischen Innovationen treu<br />
bleiben und haben sich deshalb im letzten<br />
Herbst eine System 5 Konsole des amerikanischen<br />
Herstellers Euphonix angeschafft. Das<br />
neue Mischpult basiert auf einem hybriden Konzept,<br />
das Filmmischkonsole und umfassende<br />
DAW-Steuerung auf der gleichen Bedienoberfläche<br />
mit 64 physikalischen Kanalzügen integriert<br />
und damit jede denkbare Arbeitsweise<br />
ermöglicht. „Damit bieten wir auch international<br />
tätigen Filmmischtonmeistern ein vertrautes<br />
Arbeitsumfeld in NRW“, verspricht Colli. Zu<br />
den bei Torus abgeschlossenen Filmprojekten<br />
gehören u.a. die Produktionen „Lebanon“ und<br />
„Wüstenblume“.<br />
In der Kölner Südstadt ist auch die 1990 von<br />
Geschäftsführer Lothar Segeler und dem im letzten<br />
Jahr verstorbenen Produzenten und Dokumentarfilmer<br />
Peter Krieg gegründete Soundvision<br />
GmbH geschichtsträchtig verortet. So konnte<br />
Wim Wenders, als er 2002 die Audiopostproduktion<br />
seines Films „Viel passiert – Der BAP-<br />
Film“ begleitete, aus dem Fenster auf das Geburtshaus<br />
von Heinrich Böll und damit eines<br />
Mentors seines Protagonisten Wolfgang Niedecken<br />
blicken. Soundvision war das erste komplett<br />
digitalisierte Tonstudio in Deutschland. Für<br />
die technische Entwicklung der letzten 20 Jahre<br />
stehen ein klassischer 35 mm-Filmprojektor<br />
und – als jüngste Anschaffung – ein weiteres<br />
Filmmischpult von Solid State Logic mit 192 Kanälen.<br />
Organisatorisch ist eine Zweigstelle in der<br />
Richmodstraße 31 hinzugekommen, wo Tonmischungen<br />
und Synchronisationen möglich<br />
sind. Zu den in diesem Frühjahr bearbeiteten<br />
Produktionen zählen u.a. „Takiye – Spur des Terrors“,<br />
der am 24. Juni das Festival Großes Fernsehen<br />
in Köln eröffnet, und „Anduni“. Ko-Geschäftsführer<br />
Tilo Busch: „Wir lassen nicht ab,<br />
unseren Kunden die Bedeutung des Tons nahezubringen.“<br />
Auch Dortmund hat seine Tonlagen, wobei<br />
die überregional mitgehörten Töne meistens<br />
20<br />
Die Filmton-Szene in NRW<br />
Geschäfte<br />
mit dem<br />
guten Ton<br />
aus den RuhrSoundStudios stammen. Das 1993<br />
von Adolf Winkelmann gegründete Unternehmen<br />
hat sich mit 400 Filmvertonungen national<br />
und international einen Namen gemacht –<br />
von „Der fliegende Holländer“ bis zu „Die Fremde“,<br />
für die die komplette Sound-Postproduktion<br />
geleistet wurde. Dafür steht u.a. ein 110<br />
Quadratmeter großes THX-zertifiziertes Mischungskino<br />
zur Verfügung. Seine sechs Studios<br />
für die Tonbearbeitung hat RuhrSound an seinen<br />
Kooperationspartner Guido Zettier vermietet<br />
(siehe Interview Seite 18). Seit März hat Ruhr-<br />
Sound mit Hans-Martin Rickers einen neuen Geschäftsführer.<br />
Zugleich ist Rickers kaufmännischer<br />
Leiter der Hürther Pictorion Das Werk<br />
GmbH, die RuhrSound 2003 gekauft hatte.<br />
Rickers bedauert, dass die Budgets für die<br />
Audiopostproduktion immer kleiner würden:<br />
„Man muss sich immer neue Dinge einfallen lassen,<br />
um die Firma am Laufen zu halten.“ Eine<br />
Aussage, der auch seine Kölner Kollegen nur zustimmen<br />
können. „Es wird immer versucht,<br />
beim Ton zu sparen“, konstatiert Busch. „Was<br />
bei den Dienstleistern ankommt, ist sehr schmalbrüstig<br />
geworden“, sagt Colli. Dabei werde bei<br />
Top-Filmen mehr, bei kleineren Filmen weniger<br />
in die Audio-Bearbeitung investiert. Es sei schier<br />
unmöglich, bei Filmen mit einem Gesamtbudget<br />
von beispielsweise einer Million mit einem<br />
Audio-Volumen von um die 35.000 Euro die gewünschte<br />
Qualität zu erreichen, konkretisiert<br />
Busch. Colli hält angesichts der Preisentwicklung<br />
gerade auf dem Fernsehmarkt die Aufrechterhaltung<br />
eines Studiobetriebs für „kaum noch finanzierbar“.<br />
Das Hauptgeschäft der 1990 gegründeten<br />
Kölner Splendid Synchron ist die Synchronisation<br />
von Kinofilmen. In ihrem Studio im Stadtteil<br />
Braunsfeld wurden u.a. die Kinofilme „Traffic“<br />
und „Gangs of New York“ synchronisiert.<br />
Inzwischen hat Splendid sein Angebot sukzessive<br />
auf den gesamten Bereich der Audio-Postproduktion<br />
ausgebaut und hält dafür u.a. zwei<br />
Mischateliers und vier Edit-Suiten vor. Geschäfts-<br />
newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />
führer Oliver Fay: „Die Studios sind technisch<br />
und akustisch für die Ton-Nachbearbeitung von<br />
Filmen ausgerichtet.“ Das gilt im Übrigen auch<br />
für den Ton-Bereich der Kunsthochschule für<br />
Medien Köln. Im Zuge des Neubaus am Filzengraben<br />
entstanden komplett neue Studios, darunter<br />
eine Filmmischregie, eine Surround-Regie<br />
und eine Stereoregie mit angeschlossenen Aufnahmeräumen.<br />
Das Equipment der Schule darf<br />
aber nur für Arbeiten von und mit Studierenden<br />
genutzt werden.<br />
Natürlich ist die Audiopostproduktion am<br />
Medienplatz Köln zum guten Teil mit TV-Formaten<br />
unterschiedlichster Art beschäftigt. So sind<br />
für Thorsten Brendel „Deutschland sucht den<br />
Superstar“ und „Das Supertalent“ tontechnische<br />
Premiumprojekte. Brendel bearbeitet mit seiner<br />
Telos Media GmbH den Audiobereich des Studio-Dienstleisters<br />
Nobeo. Dafür stehen ihm im<br />
Hürther Produktionshaus u.a. zwei feste Regien<br />
mit einem Pro Tools HD3 und jeweils 48 Audio-<br />
Eingängen zur Verfügung. Dem Vernehmen
Die Technik regiert im Tonstudio.<br />
Foto: RuhrSound Studios<br />
nach werden auch die Audio-Kapazitäten des<br />
Cologne Broadcasting Center CBC gut angenommen.<br />
Wo viel produziert wird, sind die Gerätehersteller<br />
nicht weit. Vom niederrheinischen<br />
Hamminkeln aus vertreibt Röhrenmikrofon-<br />
Papst Dirk Brauner seine weltberühmten Mikrofone<br />
VM1 und VMX. Zu seinen Kunden<br />
zählen praktisch alle Tonstudios und Rundfunk-<br />
Sender. In Lengerich am Südhang des Teutoburger<br />
Waldes betreibt Uwe Seyfert die deutsche<br />
Niederlassung der britischen Cedar Audio,<br />
die auf Audiorestauration und die Verbesserung<br />
von Sprachverständlichkeit für Filmproduktion,<br />
TV- und Radio sowie auf Audio-Forensik<br />
spezialisiert ist. Wiederum in Köln versteht<br />
sich die Niederlassung von Avid als Zugang<br />
zur Weltfirma, inklusive des Protool-Herstellers<br />
Digidesign, den Avid übernommen hat.<br />
Auch der Mischpult-Hersteller Euphonix gehört<br />
seit kurzem zu Avid.<br />
Die Foley-Stage im Studio von SoundVision. Foto: SoundVision<br />
ie vielleicht schönste Würdigung erfuhr der<br />
DBerufsstand des Geräuschemachers (international<br />
auch Foley Artist) 1975 in „Monty Python<br />
and the Holy Grail“, in dem der von Terry<br />
Gilliam gespielte Knecht Patsy seinem pferdelosen<br />
Herrn kokosnussklappernd hinterherläuft<br />
und ihn so zumindest akustisch in einen<br />
stattlichen Reiter verwandelt. Diese Szene, nach<br />
der der deutsche Verleih damals gleich den ganzen<br />
Film benannte („Die Ritter der Kokosnuss“),<br />
weist über den gelungenen Gag hinaus auch<br />
auf einen großen Vorzug der Geräuschemacher:<br />
Sie sparen der Produktion Geld. Zwar<br />
nicht in dem Sinne, dass die Produktion gleich<br />
auf Pferde verzichten kann (was bei Monty Python<br />
tatsächlich Anlass des Gags war), sondern<br />
ganz konkret dadurch, dass besonders in Actionsequenzen<br />
oder komplizierten Außendrehs<br />
am O-Ton gespart werden kann.<br />
Eine Szene lässt sich grundsätzlich auf drei<br />
Wegen vertonen: mit Originalton, mit Hilfe digitaler<br />
Soundkonserven oder mittels eigens in<br />
der Foley Stage kreierten Sounds. „Wenn es einen<br />
O-Ton gibt und er zu gebrauchen ist, dann<br />
wird er in der Regel auch verwendet“, sagt Dieter<br />
Hebben, seit 18 Jahren Geräuschemacher<br />
mit Foley Stage in den Räumen der Kölner<br />
SoundVision. Weil es aber viel zu aufwändig ist,<br />
jedes Geräusch in der nötigen Qualität aufzunehmen,<br />
und zudem zusätzlich Sounds erfunden<br />
werden müssen, wird in der Postproduktion<br />
nachgeholfen mit Tönen aus dem Archiv<br />
oder vom Geräuschemacher. Dass letzterer bei<br />
dieser Aufgabe der Produktion eine Menge Geld<br />
sparen kann, hat vor allem einen Grund: „Der<br />
Geräuschemacher arbeitet synchron zum Bild“,<br />
erklärt Dieter Hebben, „wodurch er nicht nur<br />
authentischer, sondern auch viel schneller arbeiten<br />
kann.“ Geht es um die Vertonung von<br />
Schritten beispielsweise –<br />
und bei einem 90-minütigen<br />
Kinofilm kommen eine<br />
Menge davon zusammen –<br />
„kann der Foley Artist syn-<br />
Dieter Hebben,<br />
Foto: privat<br />
chron zum Bild umgehend<br />
die Atmosphäre umsetzen,<br />
einen Ausfallschritt einbau-<br />
en, wenn benötigt, oder ein Schlurfen und Stolpern“.<br />
Schritte jeglicher Art gehören zum Standard<br />
eines Geräuschemachers, alle nötigen und<br />
denkbaren Untergrunde dafür hält die Foley Stage<br />
für ihn bereit.<br />
Ungezählte Variationen von Schritten und<br />
zahllose andere Sounds sind natürlich auch auf<br />
CD-Sammlungen oder in Internetarchiven erhältlich.<br />
Bis die ein Sound-Designer aber unter<br />
Berücksichtigung aller spezifischen Erfordernisse<br />
der Szenen passgenau angelegt hat, vergeht<br />
leicht dreimal so viel Zeit wie der Foley Artist für<br />
die Umsetzung benötigt. Liegt bei diesem Beispiel<br />
also der Vorteil eindeutig beim Geräuschemacher,<br />
hat er andere seiner einstigen Standards<br />
allerdings an digitale Archive bzw. den O-Ton<br />
verloren: „Türen zum Beispiel werden heute so<br />
Die berühmten Kokosnüsse, die<br />
das Klappern von Hufen nachahmen,<br />
sind wohl die bekanntesten<br />
Requisiten von Geräuschemachern.<br />
Aber wie sieht die Zukunft dieses<br />
Handwerks aus in einer Zeit, in der<br />
digital fast alles möglich scheint?<br />
Die Zukunft der Geräuschemacher<br />
Ton<br />
von Hand<br />
oder vom<br />
Band?<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
gut wie immer vom Sound-Designer angelegt,<br />
Autotüren ganz besonders.“<br />
Dass die Auftragslage insgesamt zurzeit<br />
„nicht so berauschend“ aussehe, hat aber vielfältige<br />
Gründe. Die IT-Bänder etwa, also die internationale<br />
Tonfassung von US-Fernsehfilmen<br />
und -serien, haben sich laut Hebben derart verbessert,<br />
dass sie in Deutschland nicht wie früher<br />
noch einmal neu hergestellt werden müssen,<br />
während wiederum bei deutschen Produktionen<br />
das IT-Band immer seltener automatisch<br />
gleich mit in Auftrag gegeben wird. Trotz solcher<br />
Schwierigkeiten stellt aber gerade im Spielfilmbereich<br />
genau wie im Animations- und Dokumentarfilm<br />
der Foley Artist ein unverzichtbares<br />
kreatives Rad im Getriebe der Ton-Postproduktion<br />
dar. Die Digitalisierung der Tonarchive<br />
hat das Finden und den Zugriff auf Sounds wesentlich<br />
vereinfacht. Den kreativen Prozess aber,<br />
der ein genaues Anpassen einzelner generierter<br />
Geräusche auf die atmosphärischen Bedürfnisse<br />
eines Bildes verlangt, können auch digitale<br />
Tools nicht verbessern, wenn die Qualität<br />
nicht leiden soll.<br />
So gesehen macht sich Dieter Hebben gegenüber<br />
der digitalen Konkurrenz nicht die<br />
größten Sorgen. Viel lieber zeigt er, mittlerweile<br />
seit zehn Jahren schon, auch auf der Bühne<br />
vor großem Publikum, wozu Geräuschemacher<br />
fähig sind. „Fang den Mörder“ heißt die Show,<br />
in der er in einer Art Live-Hörspiel Krimistück<br />
vertont – wenn auch meist ohne Kokosnüsse.<br />
Schwerpunkt – newsletter 4/2010 21
Seit über 15 Jahren fördert die <strong>Filmstiftung</strong> NRW neben dem Film auch das Hörspiel. Da liegt es nahe, sich im Ton-Schwerpunkt auch mit dem<br />
Sound im Hörspiel zu beschäftigen. Der Kölner Filmkritiker Frank Olbert ist einer der wenigen, der sich in beiden Bereichen auskennt. Für uns<br />
hat er genau hingehört, wozu Radiokunst einst fähig war und warum sie es heute schwerer hat.<br />
örspiele sind wie Stummfilme, bloß umge-<br />
Hkehrt, heißt es in Urs Widmers Radiokomödie<br />
„Stan und Ollie in Deutschland“. Da ist etwas<br />
dran. Hörspiele ohne Ton wären keine, und<br />
doch meinen wir nicht das konventionelle Konversationsstück,<br />
wenn wir vom Sound im Hörspiel<br />
sprechen. Sound ist die von der Sprachsemantik<br />
abgekoppelte Dimension der Radiokunst,<br />
er betont den Materialcharakter des Gehörten<br />
und den Vorgang des Hörens selbst.<br />
Interessanterweise liegen die Ursprünge des<br />
Sounds im Hörspiel im Kino. Während das herkömmliche<br />
Hörspiel der 20er Jahre zunächst im<br />
Wesentlichen akustisches Theater war, das ein<br />
Geräuschemacher mit tönender Kulisse umgab<br />
– wohlgemerkt live gesendet und nur in Ausnahmefällen<br />
auf Wachsplatten konserviert –,<br />
standen mit dem Aufkommen des Tonfilms<br />
plötzlich neue Möglichkeiten zur Verfügung.<br />
Kein anderer als der Filmemacher Walter Ruttmann<br />
war es, der in diesem neu erschlossenen<br />
akustischen Raum experimentierte: Nach dem<br />
Vorbild seines legendären Films „Sinfonie einer<br />
Großstadt“ schuf er das knapp halbstündige<br />
Hörstück „Weekend“ – die Chronik eines Wochenendes<br />
in Berlin in Geräuschschnipseln, nach<br />
dem neuen Montageprinzip musikalisch-rhythmisch<br />
arrangiert. Der Hörer erlebt gleichsam einen<br />
akustischen Film, in dem Sprachfetzen, der<br />
Sound der Metropole, Motorengeheul und das<br />
Freizeitgejohle am Wannsee in rasendem Tempo<br />
vorüberziehen.<br />
Das Vorbild für solch neuartige Versuche<br />
wiederum waren Eisensteins Filme und die<br />
Soundartisterie der italienischen Futuristen um<br />
Tomaso Marinetti. Diese hatten Geräuschma-<br />
22<br />
Der Sound im Hörspiel<br />
Aufbruch war gestern<br />
VON FRANK OLBERT<br />
schinen gebaut, so genannte Intona Rumori, die<br />
Umweltgeräusche zugleich imitierten und musikalisierten.<br />
Ziel dieser Experimente war es, Musik<br />
nicht nur im Konzertsaal zu zelebrieren, sondern<br />
in allem Hörbaren musikalische Qualitäten<br />
zu entdecken.<br />
Faschismus und Krieg setzten dieser fruchtbaren<br />
Epoche ein Ende. Nun war das Hörspiel<br />
wieder auf seine theatralischen, appellativen<br />
Funktionen zurückgedrängt und diente auf der<br />
semantischen Ebene weitgehend der Propaganda.<br />
Erst nach 1945 entstanden wieder Soundlaboratorien,<br />
die das Hören als besondere Form<br />
sinnlicher Wahrnehmung emanzipierten. Vor allem<br />
Frankreich nahm eine führende Rolle in dieser<br />
Hinsicht ein: Pierre Schaefer und Pierre Henry<br />
schufen die Musique Concrète, die den Vorsatz<br />
wieder aufgriff, die Musik aus ihrem feierlichen,<br />
bürgerlich-restriktiven Kontext hinaus in<br />
die Wirklichkeit zu katapultieren. Im Gegensatz<br />
zu den italienischen Intona Rumori wurden nun<br />
aber keine mechanischen Apparaturen gebaut,<br />
um einen neuen Klangkosmos zu erschließen.<br />
Nun feierte das Zeitalter der Elektronik Trium-<br />
Blick in die Torus-Tonstudios. Foto: Torus<br />
phe, der Siegeszug der Tonbandmaschinen hatte<br />
begonnen.<br />
Die Protagonisten der Musique Concrète<br />
waren zugleich Komponisten von akustischem<br />
Alltagsmaterial wie auch Ingenieure. Sie hantierten<br />
mit Filtern und Verzerrern, sie experimentierten<br />
mit verschiedenen Geschwindigkeiten<br />
ihrer Tonbandmaschinen, die sozusagen ihr Orchester<br />
waren. Das Ergebnis war eine elektronische<br />
Soundart zwischen Musikmelodie und<br />
Umweltrhythmus.<br />
Deutschland tat sich nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg schwer, Anschluss an diese Avantgarde<br />
akustischer Innovation zu finden. Hier<br />
herrschte die Dramaturgie der „Inneren Bühne“,<br />
deren Meister der Autor Günter Eich mit magisch-poetischen<br />
Sprachhörspielen waren.<br />
Sound diente hier nur, wenn überhaupt, als Diener<br />
des Wortes.<br />
Erst Ende der 60er Jahre fand er aus diesem<br />
Nischendasein heraus. Die Konkrete Poesie hatte<br />
begonnen, das Wort selbst zu musikalisieren<br />
(Jandls „schtzngrm“), während sich auf der anderen<br />
Seite Komponisten dem Hörspiel näher-<br />
newsletter 4/2010 – Schwerpunkt<br />
ten: Vor allem Köln wurde geradezu zu einem<br />
Zentrum für Soundart, denn hier leitete der nach<br />
allen Seiten offene Dramaturg Klaus Schöning<br />
das Hörspielstudio beim Westdeutschen Rundfunk,<br />
welches er später zum Studio Akustische<br />
Kunst umwidmete. Hier schuf John Cage sein<br />
„Roaratorio“, in das er sämtliche Geräusche in<br />
einen Sound-Strom einfließen ließ, die in James<br />
Joyce’ „Finnegans Wake“ erwähnt werden. Hier<br />
testete Mauricio Kagel das Hörspiel als „Aufnahmezustand“<br />
aus, hier fanden Soundartisten,<br />
Konkrete Poeten und musikalische Neutöner aus<br />
aller Welt eine akustische Heimat.<br />
Man muss leider feststellen, dass diese überaus<br />
lebendige Szene in der heutigen Radio- und<br />
Hörspiellandschaft nicht mehr willkommen<br />
scheint. Unter dem auch kommerziellen Druck<br />
der Hörbücher sind die Dramaturgien zur Verhörspielung<br />
vorhandener Literatur übergegangen<br />
– Sound ist hier nur Beiwerk, GeräuschiIllustration,<br />
Musik akustisches Schmiermittel. In<br />
der Behandlung eines emanzipierten Sounds ist<br />
das Hörspiel tatsächlich zum Stummfilm geworden.
eim Spielfilm, in der Liebe und im<br />
BKrieg ist alles erlaubt. Um den eigenen<br />
Stoff perfekt für die Leinwand umsetzen<br />
zu können, sind alle Register filmischer<br />
Kreativität zugelassen, solange sie<br />
der Erzählung dienen und die Glaubwürdigkeit<br />
des Stoffes nicht verliert, sondern<br />
gewinnt. Dass, um dieses Ziel zu erreichen,<br />
auf der Bildebene manipuliert wird,<br />
ist spätestens seit Georges Méliès akzeptiert<br />
und im digitalen Zeitalter zum Alltag<br />
geworden. Auch Manipulationen auf der<br />
Tonebene werden weder heute noch vor<br />
achtzig Jahren grundlegend hinterfragt:<br />
Ob nun Johnny Weissmuller seinen be-<br />
rühmten Tarzanschrei 1932 wirklich selbst<br />
intoniert hatte, wie von ihm bis zum<br />
Schluss behauptet, oder ob es sich dabei<br />
doch um das erste markenbildende<br />
Sound-Design handelt, war schon damals<br />
eher eine Frage trivialer Neugier denn moralischer<br />
Sorge darüber, manipuliert worden<br />
zu sein.<br />
Vor allem bei Dialogpassagen entscheidet<br />
man sich heute im Spielfilm meist<br />
immer erst für den Originalton. „Das Spiel<br />
beim Dreh ist fast immer besser als im Studio,<br />
authentischer und auch seitens der<br />
Akustik meist brauchbarer“, erklärt Tilo<br />
Busch, Geschäftsführer des Kölner Sound-<br />
Vision Tonstudios. Auch auf dem Gebiet<br />
der Geräusche, wie Foley Artist Dieter<br />
Hebben auf Seite 21 bestätigt, nimmt<br />
man, wenn möglich, immer gerne den O-<br />
Ton. Entscheidungen wie diese, ob und<br />
wann Originalton oder irgendwelche anderen<br />
Quellen verwendet werden sollen,<br />
werden aber eindeutig aufgrund ästhetischer<br />
oder auch dramaturgischer Erwägungen<br />
getroffen.<br />
Beim Dokumentarfilm sieht die Sache<br />
anders aus. Hier spielt wesentlich deutlicher<br />
auch eine grundlegende Philosophie<br />
der Filmemacher eine Rolle, was genau<br />
Dokumentarfilm „darf“ und was nicht.<br />
Muss man die Wirklichkeit nicht nur bildlich,<br />
sondern auch den Ton betreffend im<br />
Rahmen der medialen Möglichkeiten so<br />
originalgetreu wie möglich spiegeln? Oder<br />
darf ein Dokumentarfilm mit gleicher Be-<br />
rechtigung durch ästhetischen Eingriff Teile<br />
der Wirklichkeit unterstreichen, andere<br />
weglassen oder verändern und damit<br />
in das Gesamtbild eingreifen?<br />
„Ein Film sollte nicht nur über den<br />
Kopf funktionieren, sondern auch über<br />
das Herz“, sagt Christel Fomm, Geschäftsführerin<br />
der Kölner Gruppe 5 Filmproduktion.<br />
„Und gerade der Ton kann im besonderen<br />
Maße emotionalisieren und Akzente<br />
setzen. Dramaturgisch wirkt er fast<br />
mehr als das Bild.“<br />
Mit Produktionen wie der zehnteiligen<br />
Dokumentation „Die Deutschen“, 2009<br />
nominiert für den Deutschen Fernsehpreis,<br />
oder „Sturm über Europa: Die Völkerwanderung“<br />
hat die Gruppe 5 Filmproduktion<br />
seit den 1990er Jahren einen Stil des<br />
Dokumentarischen etabliert, der sich vieler<br />
Elemente aus dem Spielfilmbereich bedient.<br />
Reenactments, Interviews und inszenierte<br />
Szenen reihen sich an rein dokumentarische<br />
Bilder, aufwändiges<br />
Soundeffektdesign an kargen Originalton,<br />
eine gestaltete Szene an belassene Naturaufnahmen.<br />
Toneffekte, Musik, Sprache:<br />
Die Dokumentationen der Gruppe 5 Filmproduktion<br />
schöpfen aus dem Vollen der<br />
akustischen und visuellen Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
um zu pointieren und zu<br />
emotionalisieren. „Die Abwechslung ist<br />
mir wichtig“, sagt Christel Fomm, gerade<br />
das Nebeneinander der Möglichkeiten.<br />
Ein pausenloses und einseitiges Effektgewitter<br />
möchte sie dabei ausdrücklich vermeiden,<br />
trotzdem sieht der Ansatz der<br />
Gruppe 5 auch im Soundbereich deutliche<br />
Eingriffe ins dokumentarische Material<br />
vor.<br />
„Wir versuchen, Effekte zu vermeiden,<br />
Künstlichkeit zu vermeiden“, sagt dagegen<br />
der Mülheimer Filmemacher Rainer<br />
Komers. Seine Filme wie „Nome Road System“<br />
(Deutscher Kurzfilmpreis 2004),<br />
„Kobe“ oder jüngst „Milltown, Montana“<br />
sind komponiert aus einzelnen Bildpanelen.<br />
Sie verfügen weder über extradiegetische<br />
Musik, das heißt, Musik, die dramaturgisch<br />
nicht im Bild verankert ist, noch<br />
über Sprache, sind dafür aber unterlegt<br />
mit sorgfältig gemischtem Originalton.<br />
„Wir benutzen ausschließlich bildsynchronen<br />
Ton“, erklärt Komers seine Arbeitsweise.<br />
Das bedeutet, dass jedes Einzelbild ausnahmslos<br />
lediglich mit jenem O-Ton unterlegt<br />
ist, der zum exakt selben Augenblick<br />
wie das Bild aufgenommen wurde.<br />
Sound-Design in irgendeiner Form kommt<br />
in den Dokumentarfilmen von Rainer Komers,<br />
die sich in den letzten Jahren in der<br />
beschriebenen Stilistik jeweils einem spezifischen<br />
Ort genährt haben, nicht zum<br />
Einsatz. Der Zuschauer spüre, sagt er, dass<br />
nicht getrickst und nicht manipuliert würde.<br />
Sein konsequent puristischer Ansatz<br />
Dass der Dokumentarfilm eins zu eins die Wirklichkeit abbildet, glaubt schon lange<br />
niemand mehr. Aber was ist mit dem Ton in der Doku? Muss nicht wenigstens der echt und<br />
unverfälscht sein? Oliver Baumgarten hat nachgefragt.<br />
O-Ton und Sound-Design im Dokumentarfilm<br />
Die Wirklichkeit<br />
hören<br />
entwickelt durch diese kongruente Verbindung<br />
von Bild und Ton einen enormen<br />
atmosphärischen Sog: „Für viele ist es, als<br />
ob sie beim Schauen selbst an den gezeigten<br />
Orten seien.“ Rainer Komers’ Filme<br />
sind, ähnlich auch wie Philip Grönings<br />
„Die große Stille“, durch ihr Bild- und Tonkonzept<br />
von einer Authentizität geprägt,<br />
die sich im größtmöglichen Maße eines<br />
Kommentars entzieht.<br />
Dokumentarische Konzepte hingegen,<br />
die von Inszenierung und Gestaltung<br />
leben, seien es die Arbeiten der Gruppe<br />
5 oder auch Dokumentarfilme wie Pepe<br />
Danquarts „Höllentour“, der dem<br />
Sound-Design ein Großteil seiner Wirkung<br />
verdankt, wollen kommentieren und zuweilen<br />
auch eine Meinung transportieren.<br />
Sie begreifen Wirklichkeit als subjektives<br />
Erleben und haben mit der Inszenierung<br />
eine stimmige ästhetische Entsprechung<br />
für diese Haltung gefunden.<br />
Dem Dokumentarischen schaden weder<br />
diese Diversität der Ansätze noch<br />
grundsätzlich die größer gewordenen<br />
Möglichkeiten, den Sound für seine Ziele<br />
zu nutzen – ganz im Gegenteil. Ob Originalton<br />
oder Sound-Design: „Wichtig ist<br />
die Konsequenz im Tonkonzept“, sagt Tilo<br />
Busch. „Überzeugend, vor allem wegen<br />
heutiger Hörgewohnheiten, bleibt am Ende<br />
jenes Konzept, das dem Film dient.“<br />
Und, möchte man hinzufügen, das<br />
dem jeweiligen Ansatz dient: Wirklichkeit<br />
spiegeln oder Wirklichkeit modellieren.<br />
Berühmte letzte Worte:<br />
der Wilhelmsschrei<br />
Ein Schrei geht<br />
um die Welt<br />
LENA KRAAN<br />
s ist immer derselbe Schrei und der geht so: „Aa-<br />
Eaarrrgghhhhhh…“. Fast jeder wird diesen lang gezogenen Männerschrei<br />
schon in einem Film gehört haben, aber nur wenige können<br />
ihn als den Running Gag unter den amerikanischen Sound-<br />
Insidern identifizieren. Seit den 1970er Jahren ist der so genannte<br />
Wilhelmsschrei ein legendärer Soundeffekt, den Kenner<br />
bis heute in zahlreichen US-Produktionen entdecken. Angefangen<br />
bei Western mit John Wayne und Burt Reynolds<br />
bis zu den aktuellen Hollywood-Blockbustern „Iron Man 2“,<br />
„Spiderman“ oder „The Simpsons“ – die Filmografie des<br />
Schreis umfasst eine stattliche Liste von mindestens 200 Titeln.<br />
Seine Popularität entstand, nachdem der Schrei in „Krieg<br />
der Sterne“ ertönte und damit in etlichen Klangarchiven der<br />
Traumfabrik landete.<br />
Die Entstehung des Running Gags als Wilhelmsschrei liegt<br />
in den 50ern, die Entdeckung Anfang der 70er Jahre. Zwei<br />
Filmstudenten aus Kalifornien, Ben Burtt und Richard Anderson,<br />
entdeckten ihn im<br />
Soundarchiv von Warner<br />
Brothers und verfolgten<br />
seine Geschichte bis Gordon<br />
Douglas’ „Der brennende<br />
Pfeil“ von 1953 zurück,<br />
in dem er gleich dreimal<br />
zu vernehmen ist. Ein<br />
Nebendarsteller namens<br />
Wilhelm wird von einem<br />
Pfeil ins Bein getroffen und<br />
schreit „Aaaarrrgg<br />
hhhhhh…“ – die vermeintliche<br />
Geburtsstunde<br />
des Wilhelmsschreis. Ursprünglich<br />
aber stammt<br />
der Schrei, so findet Ben<br />
Burtt später heraus, wahrscheinlich<br />
aus „Die Teufelsbrigade“<br />
mit Gary Co-<br />
oper von 1951. Soldaten<br />
waten durch einen Fluss in<br />
den Everglades, einer wird<br />
von einem Krokodil gebissen<br />
und schreit schmerz-<br />
Harrison Ford in „Indiana Jones und<br />
das Königreich des Kristallschädels“:<br />
Auch hier ertönt der Wilhelmsschrei.<br />
Foto: Paramount<br />
verzerrt, während er im Todeskampf unter Wasser gezogen<br />
wird. Doch es ist nicht der Schrei des Schauspielers, sondern<br />
einer, der im Tonstudio entstanden ist – und zwar von dem<br />
Schauspieler und Sänger Sheb Wooley, der starb, ohne jemals<br />
etwas von der beispiellosen Karriere seines Schreis zu<br />
erfahren.<br />
In den darauf folgenden Jahren verhalfen Burtt und Anderson,<br />
die als Pioniere auf dem Gebiet des Filmsounds gelten,<br />
dem Wilhelmsschrei zu seinem Ruhm, indem sie ihn in<br />
ihren Filmen, darunter „Krieg der Sterne“, „Poltergeist“ und<br />
„Die Jäger des verlorenen Schatzes“, verwenden. Über 20<br />
Jahre lang kommt der Schrei in allen „Indiana Jones“ und<br />
„Krieg der Sterne“-Filmen vor. Und auch in „Madagaskar“,<br />
„Planet der Affen“ und „Batmans Rückkehr“ setzt Anderson<br />
den Schrei ein. Die Filmografie umfasst ebenfalls die Werke<br />
der Kultregisseure Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“,<br />
„Kill Bill“ und „Reservoir Dogs“) und Peter Jackson („Herr der<br />
Ringe“ und „King Kong“). Mittlerweile nutzen die Entdecker<br />
selbst den Schrei nicht mehr, weil er kein Geheimnis mehr<br />
ist und mittlerweile sogar schon einen eigenen Wikipedia-<br />
Eintrag besitzt. Falls es ein vergleichbares Phänomen im deutschen<br />
Film gibt, ist das bisher erfolgreich ein Geheimnis unter<br />
Kennern geblieben, das diese gut hüten.<br />
Eine Kompilation der Wilhelmsschreie ist auf you tube zu<br />
finden unter www.youtube.com/ watch?v=4YDpuA90KEY<br />
Schwerpunkt – newsletter 4/2010 23
Der Rekordbeobachter<br />
Mit Axel Milberg in der Hauptrolle dreht<br />
Zeitsprung Entertainment ab Ende Juni in<br />
Finnland und an zwei Tagen auch in Köln den<br />
Fernsehfilm „Der Rekordbeobachter“ (AT).<br />
Jan Cronauer schrieb das Buch über Marvin<br />
Feldmann (Milberg), einen Rekordbeobachter<br />
für das Buch der Rekorde. Als er den Auftrag bekommt,<br />
auf einer finnischen Insel den Rekordversuch<br />
des kleinen Elias zu betreuen, ist er alles<br />
andere als begeistert. Auslandsreisen und<br />
Kinder mag er nicht. Doch die Insulaner sind so<br />
Tatort Münster: Gutsherrenart<br />
Kung Fu Mama –<br />
Agentin mit Kids<br />
Bis zum 28. Juli sollte man in NRW alleinerziehenden<br />
Müttern vorsichtig begegnen: Dreamtool<br />
Entertainment dreht vor allem an Rhein<br />
und Ruhr seit dem 10. Juni für RTL (Redaktion:<br />
Sascha N. Mürl, Barbara Thielen) das<br />
TV-Movie „Kung Fu Mama – Agentin mit<br />
Kids“. Die Action-Komödie erzählt vom ersten<br />
Auftrag für die sexy Top-Agentin Nina Wenzel.<br />
Eine alleinerziehende Mutter, die nach fünf Jahren<br />
Familienpause wieder in den Undercover-<br />
Dienst zurückkehrt, um mit jeder Menge turbu-<br />
Ritter Rost<br />
Der Kinderbuch- und Musicalstar Ritter Rost<br />
macht sich auf, auch die Kinoleinwand zu erobern.<br />
In dem Animationsfilm der Caligari Entertainment<br />
(Produzenten: Gabriele M.<br />
Walther und Alexander Isadi) mit dem<br />
ZDF droht Ritter Rost sein geliebtes Burgfräulein<br />
Bö zu verlieren. Der Titelheld, der es sonst<br />
lieber stressfrei und bequem liebt, wächst über<br />
sich hinaus und befreit mit dem kleinen Feuer-<br />
stolz auf Elias, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung<br />
setzen, um Marvin bis zu einem geglückten<br />
Rekordversuch in Finnland zu halten.<br />
Auf der Insel gestrandet, lernt Marvin, sich von<br />
seinen Vorurteilen zu verabschieden und findet<br />
in Elias etwas, das er aus seinem deutschen Alltag<br />
nicht mehr kennt: einen Freund.<br />
Für Zeitsprung Entertainment (Produzenten:<br />
Ica und Michael Souvignier) und<br />
ARD Degeto setzt Regisseurin Karola Hattop<br />
das Projekt gemeinsam mit Kameramann<br />
Hermann Dunzendorfer in Szene.<br />
Zeitsprung Entertainment, Tel. (0221)<br />
9498020; info@zeitsprung.de<br />
Ausnahmsweise keine Jahreszeit, sondern die Spargelzeit bestimmt den Dreh des neuen Münster-<br />
Tatorts „Gutsherrenart“ vom 8. Juni bis zum 7. Juli in Köln, Münster und Umgebung: Bei einem<br />
seiner nächtlichen Raubzüge auf einem Spargelfeld vor den Toren der Stadt Münster stolpert<br />
Vadder Thiel über den Leichnam einer Frau. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die Ehefrau<br />
des örtlichen „Spargelkönigs“ Martin Pütz, der mit seiner 16-jährigen Tochter Julia auf dem angrenzenden<br />
Spargelhof wohnt. Beschämt über das unrechtmäßige Verhalten seines alten Herrn beginnt<br />
Hauptkommissar Frank Thiel mit den Ermittlungen. Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />
produziert den Tatort von Autor Jürgen Werner (Idee: Peter Zingler) für den WDR<br />
(Redaktion: Anke Krause). Die Regie hat Manfred Stelzer, hinter der Kamera steht Michael<br />
Wiesweg. Die Darsteller des ermittelnden Duos, Axel Prahl und Jan Josef Liefers, werden<br />
unterstützt von Friederike Kempter, Chistine Urspruch, Mechthild Großmann und<br />
Claus D. Clausnitzer.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Das Vermächtnis<br />
der Arche<br />
Unter der Regie von Tobi Baumann laufen<br />
seit dem 15. April die Dreharbeiten zum RTL-<br />
Event-Movie „Das Vermächtnis der Arche”<br />
(AT). Neben Stephan Luca spielen die französische<br />
Darstellerin Julia Molkhou, Michael<br />
Gwisdek, Jean-Yves Berteloot und Hilmi<br />
Sözer.<br />
Von Istanbul geht es zu weiteren internationalen<br />
Drehorten nach Kappadokien und Ita-<br />
24<br />
lenter Action, zwischen Kindergarten und Kalaschnikow,<br />
die Welt zu retten. Dabei darf Nina<br />
ihre frische Liebe trotz Doppelleben nicht aus<br />
den Augen verlieren. Unter der Regie von Simon<br />
X. Rost, der zusammen mit Derek<br />
Meister auch das Buch schrieb, spielen Claudia<br />
Hiersche, Ben Braun, Alexander<br />
Radszun, Tobias Kasimirowicz, Miquel<br />
Wansing, Sergey Kalantay, Masha Tokareva<br />
und Tim Seyfi. Die Kamera führt Jochen<br />
Stäblein.<br />
Dreamtool Entertainment,<br />
Tel. (089) 41119090;<br />
info@ dreamtool.de<br />
drachen Koks an seiner Seite nicht nur Bö, sondern<br />
gleich das ganze Königreich Schrottland<br />
aus den Klauen eines bösen Ritters. Regisseur<br />
Thomas Bodenstein inszeniert das Trickfilmabenteuer<br />
nach einem Buch von Mark Slater<br />
und Gabriele M. Walther. Teile der Postproduktion<br />
werden die ibt studios in Bonn übernehmen.<br />
Caligari Film- und Fernsehproduktions<br />
GmbH, Tel (089) 54809512;<br />
m.hamann@caligari-film.de<br />
lien. In Deutschland wird in München und NRW<br />
voraussichtlich bis zum 18. Juni gedreht, davon<br />
13 Tage in Köln. „Das Vermächtnis der Arche”<br />
(AT) ist eine Produktion der all-in-production<br />
GmbH (Produzentin: Annette Reeker).<br />
Das Drehbuch nach dem Roman „Visus“ von<br />
Richard Hayer stammt von Arne Sommer.<br />
Die Redaktion liegt bei Sascha Mürl (RTL) unter<br />
der Leitung von Barbara Thielen (RTL).<br />
all in production,<br />
Tel. (089) 189081900;<br />
info@all-in-production.de<br />
Am Set von „Cloudcluster“:<br />
Vorbereitungen zu einer<br />
Szene auf dem Friedhof.<br />
Foto: Felix Keuck/Toccata Film<br />
Cloudcluster<br />
Die Filmstadt Münster<br />
war bis zum 5. Juni Tatort<br />
des Drehs zum Debütfilm<br />
der Regisseurin Pia<br />
Strietmann. Für „Cloudcluster“ kehrte sie<br />
zurück in ihre Heimatstadt. Der Kinospielfilm,<br />
den Alpha Medienkontor 2011 verleihen<br />
wird, erzählt von der Familie Dewenter: Vater<br />
Christian stürzt sich von einer Affäre in die andere,<br />
Sohn Lars hat nach der Schule die Flucht<br />
nach Berlin ergriffen, und die pubertierende<br />
Tochter Elaine gibt sich gänzlich uninteressiert.<br />
Nur Mutter Andrea versucht unermüdlich, das<br />
Auseinanderdriften der Familie zu verhindern.<br />
Als sie unerwartet bei einem Autounfall stirbt,<br />
Johnny Kühlkissen<br />
Anfang Juni konnte Regisseur Andi Rogenhagen<br />
nach 28 Drehtagen – davon 25 in Marl<br />
und Umgebung – die Aufnahmen zu seiner Familienkomödie<br />
„Johnny Kühlkissen“ beenden.<br />
Nach seinem eigenen Buch erzählt der Film<br />
von der 17-jährigen Eva, die am Tourette-Syndrom<br />
leidet und nur im Kreis ihrer Familie glücklich<br />
ist. Als der Vater seinen Job verliert, gerät<br />
die familiäre Balance aus dem Gleichgewicht,<br />
zusehends scheint alles ins Chaos zu kippen.<br />
Hauptdarstellerin Jasna Bauer ist die Neu-<br />
Entdeckung des Projekts und konnte sich in einem<br />
intensiven Casting-Prozess für ihre erste Kino-Hauptrolle<br />
durchsetzen. Waldemar Kobus<br />
und Victoria Trauttmansdorff spielen<br />
ihre Eltern. Mit Stefan Kurt als Onkel Ber-<br />
Sponsoring<br />
A Dangerous<br />
Method<br />
Noch bis Ende Juni findet ein Gipfeltreffen der Psychoanalyse<br />
in Köln statt: Die Rivalitäten zwischen<br />
den beiden berühmtesten Traumdeutern Jung<br />
und Freud sind Thema von David Cronenbergs<br />
neuestem Film „A Dangerous Method“,<br />
der über insgesamt sechs Wochen in<br />
NRW gedreht wird. Das Kinodrama handelt von<br />
der Beziehung des Nachwuchs-Psychiaters Carl<br />
Gustav Jung, seines Mentors Sigmund<br />
Freund und Sabina Spiegelrein, einer ge-<br />
gerät das Leben der drei Hinterbliebenen aus<br />
den Fugen. In den Hauptrollen sind Max Riemelt,<br />
Götz Schubert, Mathilde Bundschuh<br />
und Lena Stolze zu sehen. Die Produktion<br />
der Toccata Film (Produzenten: Fritz<br />
Böhm und Sven Nuri) in Koproduktion mit<br />
dem WDR, dem BR und der Esperanto Entertainment<br />
wurde an 34 Drehtagen komplett<br />
in Münster realisiert.<br />
Toccata Film, Tel. (089) 45222230;<br />
info@toccata-film.com<br />
nie, Renate Delfs als Oma, Traute Hoess<br />
als Psychologin und Falk Rockstroh als Bankdirektor<br />
ist die Komödie auf den Punkt besetzt.<br />
Für Gastauftritte konnten zudem die Hamburger<br />
Hip-Hop-Größe Das Bo und Publikumsliebling<br />
Nora Tschirner gewonnen werden. Ralf<br />
Mendle führte die Kamera. Als Produzenten<br />
zeichnen Wüste Film und Wüste Film<br />
West verantwortlich. Auf Senderseite sind<br />
NDR und Arte mit an Bord. Den Verleih übernimmt<br />
Farbfilm, der diese „anarchische, überdrehte,<br />
unbändige und zartfühlende Komödie<br />
über Liebe, Toleranz und die vielleicht verrückteste<br />
Krankheit der Welt“ 2011 in die Kinos bringen<br />
will.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wuestefilm-west.de<br />
Anfang Juli beginnen die Dreharbeiten zu „Sponsoring“ in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und Paris. Juliette<br />
Binoche spielt in dem neuen Film der polnischen Regisseurin Malgorzata Szumowska,<br />
die in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> bereits ihren Kinofilm „Leben in mir“ gedreht hat, die Journalistin<br />
Anne, die an einem Artikel über junge Frauen arbeitet, welche ihr Studium mit Prostitution finanzieren.<br />
Anne, selbst beruflich erfolgreich und gesellschaftlich etabliert, trifft auf Alicija und Charlotte,<br />
die ihr Hintergrundinformationen geben. Doch anstatt Not und Elend zu finden, wird ihr klar,<br />
dass der Antrieb der beiden Frauen die Flucht vor der eigenen Herkunft ist, um im schicken und<br />
teuren Paris dazu zu gehören. Und das um jeden Preis. In weiteren Rollen sind Anais Demoustier,<br />
Joanna Kulig und Luis-Do de Lencquesaing zu sehen. Gedreht werden soll die europäische<br />
Koproduktion, die von Slot Machine mit der Kölner und polnischen Niederlassung<br />
von Zentropa realisiert wird, an insgesamt 13 Drehtagen in NRW. Für das Kinodrama schrieb Szumowska<br />
gemeinsam mit Tine Byrckel das Drehbuch.<br />
Zentropa International Köln, Tel. (0221) 977799-0; office@painunlimited.de<br />
newsletter 4/2010 – Dreharbeiten<br />
störten, aber schönen Frau, die zwischen die beiden<br />
Männer gerät. Christopher Hampton schrieb<br />
das Drehbuch, das auf seinem Theaterstück „The<br />
Talking Cure“ basiert. Die Hauptrollen übernahmen<br />
Keira Knightley, Michael Fassbender,<br />
Viggo Mortensen und Vincent Cassel.<br />
Für „A Dangerous Method“ arbeitet Produzent<br />
Jeremy Thomas (Recorded Picture Company)<br />
erneut mit Cronenberg zusammen. Koproduzent<br />
ist Marco Mehlitz (Lago Film).<br />
Universal bringt den Film in die Kinos.<br />
Lago Film, Tel. (030) 84710880;<br />
Luane.Gauer@LagoFilm.de
Dschungelkind<br />
Bayern, NRW (Bad Berleburg) und die Regenwälder<br />
von Malaysia waren von Februar bis Ende<br />
Mai die Drehorte für das „Dschungelkind“.<br />
Roland Suso Richter verfilmte den<br />
gleichnamigen internationalen Bestseller nach<br />
den Kindheitserinnerungen von Sabine Kuegler<br />
, die als Achtjährige mit ihren Eltern in den<br />
Urwald Papua Neuguineas zog und dort bis zu<br />
ihrem 17. Lebensjahr unter archaischen Bedingungen<br />
bei den Eingeborenen vom Stamm der<br />
Fayu aufwuchs.<br />
UFA Cinema produziert die Verfilmung,<br />
Die Frau des<br />
Polizisten<br />
Das persönliche Stadt-Casting von Philip Gröning<br />
hat Stadtlohn gewonnen, und so dreht der<br />
Düsseldorfer Regisseur und Autor dort seit Anfang<br />
Juni seinen neuen Film „Die Frau des<br />
Polizisten“: Als Christine und Uwe mit ihrer<br />
vierjährigen Tochter Clara in eine Kleinstadt ziehen,<br />
ändert sich ihr Leben. Polizist Uwe stürzt<br />
Neue Vahr Süd<br />
Ein Film im Kölner Filmhaus ist logischerweise nichts Besonderes<br />
- ein Filmdreh im Keller des Filmhauses schon etwas anderes:<br />
Für Regisseurin Hermine Huntgeburth war es einer der<br />
Drehorte für „Neue Vahr Süd“, die Fortsetzung von Sven<br />
Regeners Bestseller „Herr Lehmann“. In einer Bundeswehr-<br />
Kaserne in Mechernich (Voreifel) starteten die Dreharbeiten am<br />
7. April. Das Drehbuch schrieb Christian Zübert. Im Mittel-<br />
Thomas Kretschmann und Nadja Uhl<br />
spielten die Eltern, Stella Kunkat das Kind Sabine<br />
und Sina Tkotsch die Rolle der jugendlichen<br />
Sabine. Das Drehbuch schrieb Natalie<br />
Scharf, die Kamera führte Holly Fink. Produzenten<br />
sind Nico Hofmann, Jürgen<br />
Schuster, Wolf Bauer, Thomas Peter<br />
Friedl und Natalie Scharf. „Dschungelkind“<br />
entsteht in Koproduktion mit der ARD Degeto<br />
und soll im Dezember 2010 in die Kinos<br />
kommen sowie später als Fernseh-Zweiteiler laufen.<br />
UFA Cinema, Tel. (0331) 70600;<br />
info@ufa.de<br />
sich in die Arbeit, um „voran zu kommen“ und<br />
Geld für die Familie zu beschaffen. Für Christine<br />
bedeutet das, viel Zeit zuhause mit ihrer Tochter<br />
Clara. Von deren kindlicher Begeisterung lässt<br />
sie sich anstecken und genießt die Tage. Dennoch<br />
fühlt sie sich fremd in der neuen Stadt und<br />
vermisst ihren Mann. Uwe auf der anderen Seite<br />
fühlt sich ausgegrenzt von der wachsenden<br />
Nähe zwischen Mutter und Tochter. Mit „Die<br />
Frau des Polizisten“ wirft Philip Gröning einen<br />
intensiven Blick auf das Leben<br />
eines jungen Ehepaars, das von David<br />
Zimmerschied und Alexandra<br />
Finder gespielt wird. Die Philip<br />
Gröning Filmproduktion<br />
realisiert das Projekt gemeinsam mit<br />
dem BR und ZDF/Arte komplett<br />
in Stadtlohn. 3L übernimmt den<br />
Verleih für den Kinostart im Jahr<br />
2011.<br />
Philip Gröning<br />
Filmproduktion,<br />
Tel. (0211) 4709123;<br />
info@groening-film.de<br />
Allein zu Hause: Alexandra Finder ist<br />
„Die Frau des Polizisten“. Foto: Gröning Film<br />
Brand – Eine<br />
Totengeschichte<br />
Gelöscht ist der „Brand“ von Regisseur Thomas<br />
Roth wohl noch lange nicht – aber nach<br />
dem Drehende am 22. Mai jetzt in der Postproduktion.<br />
Danach wird Zorro Film den Krimi<br />
mit Josef Bierbichler, Angela Gregovic,<br />
Erika Deutinger und Denis Moschitto in<br />
den Hauptrollen in die Kino bringen.<br />
Acht der 30 Drehtage fanden in NRW<br />
punkt der Geschichte steht der 20-jährige Frank Lehmann (Frederick<br />
Lau), der im Lebensspagat zwischen Bundeswehr und<br />
linksalternativer Chaos-WG unaufhaltsam seinem Aufbruch aus<br />
der Provinz entgegentaumelt. In Bremen wurden bis Mitte Mai<br />
2010 die Dreharbeiten fortgesetzt.<br />
Neben Frederick Lau als Frank Lehmann sind in weiteren<br />
Rollen Eike Weinreich, Miriam Stein, Johannes<br />
Klaußner, Robert Gwisdek, Albrecht Schuch, Rosalie<br />
Thomass, Hinnerk Schönemann, Jan-Peter Kampwirth,<br />
Ulrich Matthes, Hans-Martin Stier<br />
und Margarita Broich zu sehen. Produziert<br />
wird „Neue Vahr Süd“ von Studio Hamburg<br />
Produktion (Produzentin: Lisa Blumenberg)<br />
im Auftrag des WDR (Redaktion: Michael<br />
André) und Radio Bremen (Redaktion:<br />
Annette Strelow) für Das Erste. Der<br />
Sendetermin ist für Ende 2010 vorgesehen.<br />
Studio Hamburg,<br />
Tel. (040) 66884801;<br />
arothmund@studio-hamburg.de<br />
Zwischen Bundeswehr und Chaos-WG:<br />
Frank Lehmann (Frederick Lau)<br />
hat es nicht leicht. Foto: ARD/Thomas Kost<br />
Über uns das All<br />
Seinen ersten Kinofilm realisiert der KHM-Absolvent<br />
Jan Schomburg im Rahmen der Six<br />
Pack Initiative des WDR und der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW: „Über uns das All“ (AT) entstand<br />
vom 3. Mai bis zum 5. Juni an 25 Drehtagen<br />
an Originalmotiven in Köln und geht der<br />
Frage nach, ob man einen verstorbenen Menschen<br />
so sehr vermissen kann, dass man ihn in<br />
einem anderen Menschen wiederentdeckt. Die<br />
Produktion der Kölner Pandora (Produzenten<br />
Claudia Steffen und Christoph Friedel)<br />
erzählt von Martha und Paul, die scheinbar eine<br />
glückliche Ehe führen. Sie ist Lehrerin, er Me-<br />
ANZEIGE<br />
Sandra Hüller spielt die Hauptrolle in „Über uns das All“. Foto: Marc Comes<br />
dizinstudent. Als Paul eine Stelle in Marseille angeboten<br />
bekommt, ist klar, dass die beiden gemeinsam<br />
auswandern. Paul fährt vor, Martha<br />
regelt noch den Umzug in Deutschland. Doch<br />
dann erfährt sie, dass Paul sich das Leben genommen<br />
hat. Nach und nach findet die verstörte<br />
Martha heraus, dass Paul seit Jahren nicht<br />
mehr studiert hat, dass ihm nie eine Stelle angeboten<br />
wurde. Sandra Hüller, Georg<br />
Friedrich und Felix Knopp übernehmen die<br />
Hauptrollen des Nachwuchsprojektes, für das<br />
Marc Comes als Kameramann verantwortlich<br />
zeichnet.<br />
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com<br />
(Windeck-Rosbach und Düsseldorf) statt. In dem<br />
Kino-Drama verliebt sich der Schriftsteller Brand<br />
in Angela, die Pflegerin seiner todkranken Frau<br />
und gerät dadurch in eine Spirale aus Leidenschaft<br />
und Eifersucht. „Brand“ ist eine Produktion<br />
von Lotus Film (Produzent: Erich Lackner)<br />
und der Kölner Tatfilm (Produzentin:<br />
Christine Ruppert). Als Sender sind ARD<br />
Degeto und ORF beteiligt.<br />
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />
info@tatfilm.de<br />
Ausstellung Filmreihe<br />
Frühschoppen<br />
29. Juni – 4. Juli 2010<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.fi lmservice-muenster-land.de
Normalerweise kommen die Setberichte für den Newsletter aus den Wäldern des Sauerlandes oder der Eifel. Diesmal aber erreicht uns ein<br />
Bericht aus dem Urwald Malaysias, wo Roland Suso Richter nach Dreharbeiten u.a. auch in Bad Berleburg seinen neuen, geförderten Film<br />
„Dschungelkind“ beendete.<br />
ie Hitze trifft einen wie ein Hammer. Die<br />
DHitze, mehr noch aber die Luftfeuchtigkeit,<br />
die der Monsunregen auf mehr als 80 Prozent<br />
hochtreibt. In dieser Freiluftsauna, in die sich<br />
Malaysia im Mai verwandelt, Kameras, Sound-<br />
Equipment oder gar Lampen zu schleppen, bedeutet<br />
vor allem eines: einem der schweißtreibendsten<br />
Jobs nachzugehen, die das Filmgeschäft<br />
in jüngster Zeit zu vergeben hatte. Dieser<br />
Auszeichnung kann sich das Team um Regisseur<br />
Roland Suso Richter und Kameramann<br />
Holly Fink schon einmal sicher sein, nachdem<br />
es im malaysischen Regenwald soeben den Kinofilm<br />
„Dschungelkind“ abgedreht hat.<br />
Der Film basiert auf dem gleichnamigen<br />
Bestseller von Sabine Kuegler, der 2005 erschien<br />
und einen Erlebnisbericht ihrer Kindheit und Jugend<br />
im Dschungel darstellt: 1980, Sabine war<br />
fünf Jahre alt, zog die Familie nach Papua Neuguinea<br />
zum Stamm der Fayu – die Eltern waren<br />
Sprachwissenschaftler, vor allem aber wohl<br />
Missionare, die für die Fayu den Erstkontakt zur<br />
christlichen, weißen Welt bedeuteten. Über<br />
neun Jahre hinweg lebte Sabine Kuegler in dem<br />
Dorf, passte sich den Sitten an, aß Schlangen<br />
und Würmer, erfuhr vom Brauch der Blutrache,<br />
bevor sie 1989 das Land in Richtung Schweiz<br />
verließ, um ein Internat zu besuchen – was zum<br />
Kulturschock Nummer zwei in ihrem noch nicht<br />
sehr langen Leben führte.<br />
Mit dem Flachboot geht es den Tembeling<br />
River hinauf. Das Wasser ist lehmbraun und nahezu<br />
handwarm. Kinder planschen in Ufernähe,<br />
wo sich mitten im Regenwald kleine Lichtungen<br />
mit ein paar Hütten darauf auftun. Der<br />
Bootsführer scheint auf ein inneres Navigationssystem<br />
zu hören, wenn er durch Stromschnellen<br />
und um Felsen herum manövriert. Hier, im<br />
Taman Negara, im ältesten Regenwald der Welt,<br />
der mehr als 130 Millionen Jahre auf dem Buckel<br />
hat, ist ein tatsächlich verwunschenes Set<br />
aufgebaut worden. An einem Sandstrand am<br />
Fluss hat Szenenbildner Michael König das Kuegler-Haus<br />
errichtet; weiter oben zwischen den<br />
Bäumen stehen die Hütten der Eingeborenen<br />
– alles getreu nach Fayu-Architektur, wie König<br />
berichtet. Nur die Böden der Hütten wurden<br />
verstärkt, um die Kameras zu tragen.<br />
Thomas Kretschmann hat die Rolle von Sabines<br />
Vater übernommen, Nadja Uhl spielt die<br />
26<br />
Setbericht „Dschungelkind“<br />
Asyl in Malaysia<br />
VON FRANK OLBERT<br />
Mutter – die beiden sind die herausragenden<br />
Namen auf der Besetzungsliste von „Dschungelkind“,<br />
die weitgehend unbekannte Darsteller<br />
umfasst. Die Fayu-Akteure wurden zum Teil<br />
aus dem australischen Exil nach Malaysia geholt,<br />
denn Indonesien, zu dem West-Guinea gehört,<br />
betreibt bekanntermaßen eine restriktive, gewalttätige<br />
Politik gegen die Ureinwohner.<br />
Im normalen Leben arbeiten die Kurzzeit-<br />
Schauspieler als Ärzte oder Juristen; jetzt hocken<br />
sie spärlich bekleidet in den schattigen Hütten,<br />
vertreiben sich die Zeit während der Drehpausen,<br />
indem sie zum Spaß mit ihren Speeren<br />
kämpfen oder zart besaitete Westler mit enormen<br />
Tausendfüßlern erschrecken. Englisch ist die<br />
vorherrschende Sprache am Set, und weil hier<br />
Deutsche und Malaysier und überhaupt Angehörige<br />
aus aller Herren Länder durcheinander<br />
wuseln, verströmt dieser Ort mitten im Dschungel<br />
eine höchst multikulturelle Atmosphäre und<br />
Buntheit – Bill Donovan, einer der ausführenden<br />
Produzenten mit Büro in Malaysias Hauptstadt<br />
Kuala Lumpur, stammt aus Kanada.<br />
Szenenbildner König, Jürgen Schuster, der<br />
deutsche Produzent der federführenden Ufa Cinema,<br />
sowie Nico Hofmanns Teamworx haben<br />
lange gesucht, bis sie diesen Ort gefunden haben.<br />
Indonesien schied fürs Drehen aufgrund<br />
der politischen Verhältnisse aus, aber auch, weil<br />
dort die Malaria droht – vor allem den Kinderdarstellern<br />
wollte man die anstrengende Impfung<br />
ersparen. Australien war im Gespräch, aber<br />
dies hätte unter anderem die Flugzeiten noch<br />
einmal verlängert. So kamen Schuster und König<br />
in den malaysischen Regenwald, denn hier<br />
verbindet sich das Nützliche mit dem Angenehmen:<br />
Zum einen lässt sich am Tembeling River<br />
die Kulisse Papua Neuguineas authentisch nachstellen,<br />
und auch gibt es in Malaysia eine ausgeprägte<br />
filmische Infrastruktur sowie einen<br />
ehemaligen General, der zwar divenhaft, aber<br />
geschickt jenen Hubschrauber durch das enge<br />
Flusstal zu fliegen vermag, der im Film die Familie<br />
Kuegler mit Lebensmitteln versorgt. Zum<br />
anderen aber liegt nicht weit entfernt vom Set<br />
das Mutiara Resort, eine idyllische Ferienanla-<br />
newsletter 4/2010 – Setbericht<br />
Nadja Uhl und Thomas Kretschmann mit<br />
Fayu-Indianern am Set von Roland Suso<br />
Richters „Dschungelkind“. Foto: Ufa Cinema<br />
ge mit einem Park voller Holzhäuser und einem<br />
Multifunktionssaal, der zur Drehzeit Maske und<br />
Kostümfundus beherbergte.<br />
Sieben Wochen haben die Dreharbeiten in<br />
Malaysia gedauert, fast ausschließlich hielten<br />
sich Schauspieler und Crew rund um das Kuegler-Haus<br />
auf. Kameramann Holly Fink ist zwar<br />
einerseits froh, diesem Filmlager bald entfliehen<br />
und zum heimischen Bodensee abreisen zu können<br />
– andererseits will er die malaysische Erfahrung<br />
nicht missen, der Hitze, dem Schweiß, den<br />
Mücken zum Trotz. Hier im Dschungel habe er<br />
ganz besondere Bilder gefunden, meint Fink: Die<br />
Textur der Vegetation, der mehrmals am Tag<br />
plötzlich herein brechende Regen, der Rauch,<br />
der das Dorf gegen Ungeziefer schützt und das<br />
Licht der Sonne bricht, all dies ergibt in der Tat<br />
eine Szenerie, die zu einem besonderen Film<br />
führen kann.
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfehlungen<br />
Women without<br />
Men<br />
Kinostart: 1. Juli<br />
Verleih: NFP/Vertrieb: Filmwelt<br />
ran im Sommer 1953: Das Land ist im Auf-<br />
Iruhr, seit britische Schiffe eine Seeblockade errichtet<br />
haben, um die Absetzung des demokratisch<br />
gewählten Ministerpräsidenten Mohammed<br />
Mossadegh zu erzwingen und Riza Pahlewi<br />
als westlichen Interessen aufgeschlossener<br />
Schah zu inthronisieren. Als der Militärputsch<br />
tatsächlich vollzogen wird und in den Straßen<br />
der Hauptstadt Teheran bürgerkriegsähnliche<br />
Zustände herrschen, finden in einem abgelegenen<br />
Haus vor der Stadt vier höchst verschiedene<br />
Frauen zusammen: die kunstliebende Fakhri<br />
(Arita Shahrzad), die junge Prostituierte Zarin<br />
(Orsi Tóth), die politische Aktivistin Munis (Shabnam<br />
Tolouei) und deren Freundin Faezeh (Pegah<br />
Ferydoni). Hier erleben sie für eine kurze<br />
Zeit das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit,<br />
Lebensfreude und Glück. Doch das Idyll währt<br />
nur kurz.<br />
Es war ein künstlerisches Wagnis, als die Fotografin<br />
und Video-Künstlerin Shirin Neshat sich<br />
Jedem Kind ein<br />
Instrument – Ein<br />
Jahr mit vier Tönen<br />
Kinostart: 1. Juli<br />
Verleih: Real Fiction Filmverleih<br />
usikalische Früherziehung erreicht hierzu-<br />
Mlande nicht jedes Kind. Mit verschiedenen<br />
Initiativen wird versucht, diesen oft beklagten<br />
Missstand zu beseitigen. Beispielsweise in Bochum.<br />
An der dortigen Musikschule wurde vor<br />
sechs Jahren das Projekt „JeKi“ ins Leben gerufen.<br />
„JeKi“, die Abkürzung für „Jedem Kind<br />
ein Instrument“, möchte, auf das gesamte Ruhrgebiet<br />
ausgeweitet, 200.000 Kinder für die Musik<br />
gewinnen.<br />
Erstklässlern wird zunächst ein spielerischer<br />
Zugang zur Musik ermöglicht, bevor die Kinder<br />
dann in der zweiten Klasse ein Musikinstrument<br />
als Leihgabe für drei Jahre zur Verfügung ge-<br />
Die Liebe<br />
der Kinder<br />
Kinostart: 15. Juli<br />
Verleih: 2Pilots<br />
on Blind Date kann keine Rede sein, als Ma-<br />
Vren und Robert sich auf einer Autobahnraststätte<br />
treffen. Im Chatroom hatten sie sich kennengelernt,<br />
nun steht ihre erste Live-Begegnung<br />
an. Nach vorsichtigem Herantasten fühlen sich<br />
zur Adaption des Romans „Women without<br />
Men“ entschloss. Zwar hatte sie Sharnush Parsipurs<br />
hoch literarische Erzählung bereits in Video-Installationen<br />
- den vier zentralen Frauenfiguren<br />
gemäß – visuell gedeutet, doch nun sollte<br />
der abstrakte Rahmen verlassen und der Stoff<br />
als dramatische Filmerzählung ausgestaltet werden.<br />
Zu den künstlerischen Herausforderungen<br />
gesellten sich die Schwierigkeiten einer Finanzierung<br />
als internationale Koproduktion mit Partnern<br />
aus drei Ländern. Umso erstaunlicher sind<br />
der stilistische und erzählerische Reichtum dieses<br />
Films, dessen kunstvolle Bildgestaltung den<br />
Gemälden des Surrealismus ebenso Referenz erweist<br />
wie den Filmen von Luis Bunuel und Constantin<br />
Costa-Gavras. Es ist ein vielschichtiger,<br />
mutiger Film, der zu recht bei den letztjährigen<br />
Filmfestspielen in Venedig mit einem Löwen für<br />
die beste Regie ausgezeichnet wurde.<br />
Deutschland/Österreich/Frankreich 2009<br />
Regie, Drehbuch: Shirin Neshat, Shoja Azari;<br />
Mitwirkende: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad,<br />
Shabnam Tolouei, Orsi Tóth, Mina Azarian;<br />
Produktion: Essential Filmproduktion, Coop99<br />
und Parisienne de Production in Koproduktion<br />
mit Rommel Film und EMC Produktion in<br />
Zusammenarbeit mit ZDF/Arte, ORF Film/Fernseh-<br />
Abkommen, Cinepostproduction, Schönheitsfarm<br />
und Schweizer Brandung Filmproduktion;<br />
www.womenwithoutmen-derfilm.de<br />
stellt bekommen. Oliver Rauchs Dokumentarfilm<br />
beobachtet vier Schülerinnen und Schüler<br />
ein Jahr lang dabei, wie sie mit Instrumenten<br />
ihrer Wahl proben.<br />
Einer der Höhepunkte des Films: Die Kinder<br />
musizieren vor geladenen Gästen, darunter<br />
dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten<br />
Jürgen Rüttgers und dem Ex-Außenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher. Den Filmemacher<br />
beeindruckte die Begeisterung der Kinder<br />
für Musik ebenso „wie das enorme Engagement<br />
der Musikschullehrer, die das ungewöhnliche<br />
Unterrichtsmodell mit viel Elan, persönlicher<br />
Kreativität und Witz in die Schulklassen trugen.“<br />
Regisseur Oliver Rauch war es wichtig,<br />
„Augenblicke festzuhalten und Situationen zu<br />
beschreiben, in denen unmittelbare emotionale<br />
Erlebnisse sich mit Lernerfahrungen verbinden“.<br />
Deutschland 2010<br />
Regie & Drehbuch: Oliver Rauch; Produktion: SUR<br />
Films in Koproduktion mit dem WDR und cine plus;<br />
www.jeki-derfilm.de<br />
die Bibliothekarin und angehende Wissenschaftsautorin<br />
und der Baumschneider und Fußballfan<br />
füreinander bereit. Beide sind alleinerziehend,<br />
Maren hat eine Tochter von 17 Jahren,<br />
Robert einen 16-jährigen Sohn. Man zieht<br />
zusammen, und alles scheint gut. Dann wird<br />
Maren eines Tages mit der Tatsache konfrontiert,<br />
dass sich ihre Tochter Mira und Roberts<br />
Sohn Daniel ineinander verliebt haben, und das<br />
stellt die Beziehung der Erwachsenen auf eine<br />
harte Probe.<br />
Herbstgold<br />
Kinostart: 8. Juli<br />
Verleih: Neue Visionen<br />
er sagt, dass ältere Menschen körperlich<br />
Wnicht mehr fit sind? Die von Regisseur Jan<br />
Tenhaven in seinem Dokumentarfilm porträtierten<br />
Menschen über 80 jedenfalls haben für sich<br />
das Lebensmotto „Kopfstand statt Ruhestand“<br />
gewählt und zeigen sich nach wie vor von ihrer<br />
sportlichen Seite. Da ist die 84 Jahre alte Ilse<br />
Pleuger, die gerade von Duisburg in ihre Geburtsstadt<br />
Kiel zurückzieht: Sie hat sich vorgenommen,<br />
den Weltrekord im Kugelstoßen für<br />
die 85er-Klasse zu brechen und sechs Meter zu<br />
werfen. Da ist Alfred Proksch, mittlerweile 99,<br />
der 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin<br />
als Stabhochspringer dabei war. Jetzt übt er<br />
sich im Diskuswerfen, genauso wie Gabre Gabric,<br />
die niemandem ihr Alter nennt. Jifií, der<br />
Lola<br />
Kinostart: 15. Juli<br />
Verleih: Rapid Eye Movies<br />
ola“ bedeutet auf Tagalog „Großmutter“. In<br />
LMalabon, einem Stadtteil der philippinischen<br />
Hauptstadt Manila, etwa 45 Minuten vom<br />
Stadtzentrum entfernt, sind zwei Großmütter<br />
in einer verzweifelten Lage: Sie brauchen dringend<br />
Geld. Der Enkel der einen Frau ist angeklagt,<br />
den Enkel der anderen getötet zu haben,<br />
und nun muss Lola Sepa (Anita Linda) das Geld<br />
für die Beerdigung und den Gerichtsprozess zusammensuchen.<br />
Die andere Großmutter, Lola<br />
Puring (Rustica Carpio), benötigt Geld für die<br />
Kaution ihres inhaftierten Enkels.<br />
Der 1960 geborene Brillante<br />
Mendoza ist als Filmregisseur ein<br />
Spätstarter. Erst 2005 hat er seinen<br />
ersten Langfilm „The Masseur“ gedreht,<br />
der in Locarno prämiert wurde.<br />
Danach hat er bis heute bereits<br />
sieben weitere Filme realisiert, darunter<br />
als letzten „Lola“. In seinen Filmen<br />
porträtiert er realitätsnah die<br />
zeitgenössische philippinische Gesellschaft.<br />
Mendozas Filmen liegen authentische<br />
Geschichten zugrunde:<br />
„Ich suche sie aus, weil sie echter, in-<br />
Auch in seiner zweiten Kinoarbeit nach dem<br />
Debüt „Kein Science Fiction“ (2003) bleibt Franz<br />
Müller dem Produktionsstandort NRW treu und<br />
drehte sein intimes Drama um zwei Liebesbeziehungen<br />
innerhalb einer frischen Patchwork-<br />
Familie an Schauplätzen in Köln und Leverkusen.<br />
Und auch diesmal band er die Schauspieler<br />
in die Entwicklung der Figuren unabhängig<br />
voneinander ein. Als dann die Dreharbeiten begannen,<br />
standen sich Marie-Lou Sellem und Alex<br />
Brendemühl tatsächlich erstmalig gegenüber. In-<br />
82-jährige Hochspringer aus Tschechien, ist im<br />
Film ebenso mit von der Partie wie Herbert aus<br />
Stockholm, der mit 93 Jahren noch den 100-<br />
Meter-Lauf und Gymnastik trainiert.<br />
Regisseur Jan Tenhaven nennt sich selbst einen<br />
Sportmuffel und bekundet, nie daran gedacht<br />
zu haben, einmal einen Dokumentarfilm<br />
über ein Sportthema zu drehen. Als er aus Neugierde<br />
eine Senioren-Leichtathletikmeisterschaft<br />
besuchte, „war mein Wunsch geboren, einerseits<br />
diesen Helden eine filmische Bühne zu bieten<br />
und andererseits ein Stück von ihrer Energie<br />
und ihrem Lebensmut an die Zuschauer weiterzugeben“.<br />
Dabei verzichtet er bewusst auf<br />
das „Kramen in alten Schwarzweißfotos“ und<br />
„Opa-erzählt-vom-Krieg“-Geschichten. Sein<br />
Blick ist nach vorne gerichtet, auf die nächste<br />
WM. Denn unglaublich, aber wahr: „Auch alte<br />
Menschen haben ein Morgen.“<br />
Deutschland 2010<br />
Regie: Jan Tenhaven; Produktion: Gebrüder Beetz<br />
Filmproduktion; www.herbstgold-derfilm.de<br />
teressanter, wahrhaftiger und ehrlicher sind“,<br />
sagt der Regisseur. „Ich mag es, Filme über echte<br />
Lebensgeschichten zu machen, die die Philippinen<br />
beschreiben. Es soll sich anfühlen, als<br />
ob du deinen Nachbarn auf dem Bildschirm<br />
siehst und erlebst, was er erlebt haben könnte.“<br />
Auf dem Filmfestival von Venedig 2009 war<br />
„Lola“ der erste philippinische Film seit fast 25<br />
Jahren.<br />
Frankreich / Philippinen 2009<br />
Regie: Brillante Mendoza; Drehbuch: Linda Casimiro;<br />
Darsteller: Anita Linda, Rustica Carpio, Tanya<br />
Gomez, Jhong Hilario, Ketchup Eusebio; Produktion:<br />
Swift Productions, Centerstage Productions;<br />
www.rapideyemovies.de<br />
dem die Dreharbeiten strikt der Chronologie des<br />
Geschehens folgten, ergibt sich eine wechselseitige<br />
Unmittelbarkeit zwischen Schaffensprozess<br />
und fertigem Film, die sich nachhaltig von<br />
der Leinwand auf den Betrachter überträgt.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie und Drehbuch: Franz Müller; Mitwirkende:<br />
Marie-Lou Sellem, Alex Brendemühl, Katharina<br />
Derr, Tim Hoffmann, Michael Sideris, Katharina Linder,<br />
Jürgen Rißmann, Nicole Heesters; Produktion:<br />
2Pilots Produktion in Koproduktion mit WDR;<br />
www.dieliebederkinder.de<br />
Kinovorschau – newsletter 4/2010 27
Jedem Kind ein Instrument –<br />
Ein Jahr mit vier Tönen<br />
Kinostart: 1. Juli<br />
28<br />
Herbstgold<br />
Kinostart: 8. Juli<br />
newsletter 4/2010 – Kinovorschau<br />
Die Liebe der Kinder<br />
Kinostart: 15. Juli<br />
Women without Men<br />
Kinostart: 1. Juli