Lebens- und Familienformen - Tatsachen und Normen

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2. EUROPÄISCHER FACHKONGRESS FAMILIENFORSCHUNG, ARBEITSGRUPPE 2 „LEBENSFORMEN MIT KINDERN“ auch aus Kohorteneffekten erklären. In den meisten Ländern Süd- und Osteuropas liegen die Werte noch deutlich darunter (in Ausnahmefällen sogar unter 5%), die Tendenz ist aber weitgehend vergleichbar. Abbildung 1. Anteil der nichtehelichen Lebensgemeinschaften (alle Partnerschaften = 100%) 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% im Alter 35-39 im Alter 25-29 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% Quelle: Klijzing and Macura (1997) 0,0% POL LITH HUN ITA SPA BEL LAT GERe SLO EST GERw CAN SWI NOR AUS NZL NETH FRA FIN Unverheiratetes Zusammenleben hat sich insbesondere als normaler Beginn einer Partnerschaft etabliert. Dies läßt sich anschaulich aus Abbildung 2 entnehmen, die im wesentlichen die Frage beantwortet, welcher Partnerschaftstyp bei der ersten Partnerschaft (bis zum Alter von 25 Jahren) gewählt wurde. In der jüngeren Kohorte bzw. Altersgruppe haben bereits 70-80% der westeuropäischen Frauen ihre erste Partnerschaft als nichteheliche Lebensgemeinschaft begonnen, in den skandinavischen Ländern sogar rund 90%. Nur 10 Jahre zuvor lagen diese Anteile erst bei etwa 40 bis 60%. Auch in Süd- und Osteuropa hat bereits etwa jede fünfte Frau in der Altersgruppe zwischen 25 und 29 Jahren ihre erste Partnerschaft nicht in Form einer Ehe begonnen. Abbildung 2. Nichteheliche erste Partnerschaften bis zum Alter 25 (alle ersten Partnerschaften bis zum Alter 25 = 100%) SWE 100,0% 90,0% 80,0% 70,0% im Alter 35-39 im Alter 25-29 60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% Quelle: Klijzing and Macura (1997) 0,0% POL ITA SPA LITH HUN BEL LAT GERe SLO CAN GERw NETH NOR EST NZL SWI FRA AUS FIN SWE 136 ÖIF – MATERIALIENSAMMLUNG HEFT 4 „LEBENS- UND FAMILIENFORMEN – TATSACHEN UND NORMEN“
CH. PRINZ: LEBENSGEMEINSCHAFTEN MIT KINDERN IN EUROPÄISCHER PERSPEKTIVE… Lebensgemeinschaften mit Kindern Welche Folgen hat diese Entwicklung für die Fertilität, die traditionell an das Bestehen einer Ehe geknüpft war? Wie Abbildung 3 zeigt, beginnt sich gleichzeitig auch, wieder mit großen geografischen Unterschieden, das Geburtenverhalten zu ändern. Zwischen 1980 und 1994 hat der Anteil nichtehelicher Geburten überall rapide zugenommen. Zur Zeit erfolgen in Österreich und einigen anderen Ländern etwa drei von zehn Geburten nichtehelich, in Norwegen und Schweden schon etwa 50%, in Südeuropa aber immer noch um und unter 10%. Auch in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz ist der Anteil an nichtehelichen Geburten mit unter 15% auffallend gering, wenngleich die steigende Tendenz dieselbe ist. In Österreich war die Zunahme zuletzt unterdurchschnittlich, was auf den bereits sehr hohen Anteil nichtehelicher Geburten im Jahr 1980 (und auch schon früher) zurückzuführen ist. Im übrigen gibt es innerhalb Österreichs große regionale Unterschiede, mit traditionell sehr hohen Nichtehelichenquoten etwa in Salzburg, Kärnten und der Steiermark, während in Niederösterreich, Vorarlberg und im Burgenland von unverheirateten Müttern vergleichsweise wenige Kinder zur Welt gebracht werden. Abbildung 3. Anteil der nichteheliche geborenen Kinder (alle Geburten = 100%) 60,0% 50,0% im Jahre 1980 40,0% im Jahre 1994 30,0% 20,0% 10,0% Quelle: Europarat, 1996 0,0% SWI ITA POL SPA LITH BEL GERw NETH HUN LAT AUS Die Entwicklung der Nichtehelichenquote beantwortet aber noch nicht die Frage, wie sich das Geburtenverhalten in Lebensgemeinschaften entwickelt hat. Abbildung 4 zeigt den Anteil der nichtehelich Erstgeborenen, deren Eltern zum Zeitpunkt der Geburt in einer Lebensgemeinschaft gelebt haben. In den meisten Ländern West-, Süd- und Osteuropas liegt der Anteil für die jüngere Frauengruppe bei etwa 40- 60%. Nur in den nordischen Ländern, die ja einen besonders hohen Anteil nichtehelicher Geburten aufweisen, erfolgen etwa bereits 80% dieser Geburten in nichtehelichen Partnerschaften. In Litauen, in Polen und vor allem auch in Kanada gibt es hingegen kaum Geburten innerhalb von Lebensgemeinschaften. Der Trend, der sich aus Abbildung 4 entnehmen läßt, ist keinesfalls eindeutig. Vor allem in Norwegen, aber etwa auch in Ungarn und in Italien, haben Geburten in Lebensgemeinschaften zwischen den verglichenen Altersgruppen sehr stark zugenommen. In anderen Ländern (Schweiz, Frankreich, Belgien und Neuseeland) hingegen war der Anteil nichtehelicher Geburten, der auf das Konto von Lebensgefährten geht, in der älteren Frauengruppe höher. Das kann zum Teil auch auf unterschiedliche Altersmuster im Geburtenverhalten (und diesbezügliche Unterschiede zwischen den Ländern) zurückzuführen sein. SLO FIN UK FRA EST GERe NOR SWE ÖIF – MATERIALIENSAMMLUNG HEFT 4 „LEBENS- UND FAMILIENFORMEN – TATSACHEN UND NORMEN“ 137
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The Second Demographic Transition i
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