06.05.2014 Aufrufe

ab-in-den-urlaub.de Reisemagazin #5/2014

Im neuen ab-in-den-urlaub.de Magazin können Sie sich über alles informieren, was die Urlaubswelt zu bieten hat. Spannende Reportagen und Berichte über tolle Reiseziele sowie Tipps, Tricks und Tests für eine umfassende Urlaubsplanung machen Ihren kommenden Urlaub zu einem Traum! Schauen Sie ins Heft und lassen Sie sich inspirieren!

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Nr. 5/<strong>2014</strong> | € 4,50<br />

Unter<br />

Fischen<br />

Die schönsten Tauchspots S. 14<br />

Mit Allrad durchs Gelän<strong>de</strong> S. 28<br />

Jeep-Safaris im Tagebau<br />

Äpfel aus <strong>de</strong>m Paradies S. 34<br />

Geheimtipp: Obstgarten Roggwil<br />

Mary Popp<strong>in</strong>s trifft Mr. Spock S. 38<br />

Conventions <strong>in</strong> Deutschland<br />

Bäume statt Beton S. 72<br />

Mehr Natur an <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

Gew<strong>in</strong>nen Sie<br />

4 Übernachtungen<br />

für 2 Personen<br />

im Grand Hotel B<strong>in</strong>z<br />

auf Rügen!<br />

Gew<strong>in</strong>nspiel<br />

S. 124<br />

Nach Gold suchen<br />

Eldorado <strong>in</strong> Südamerika S. 58<br />

Im Palast ba<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Gellért-Therme <strong>in</strong> Budapest S. 66<br />

Ums Feuer tanzen<br />

Walpurgisnacht im Harz S. 112


EDITORIAL<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />

welches Klischee fällt Ihnen zuerst e<strong>in</strong>, wenn Sie an Mallorca <strong><strong>de</strong>n</strong>ken? Das Handtuch! Denn dank jahrelanger<br />

TV-Bestrahlung mit Reality-Soaps glaubt selbst <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r Mallorca noch nie betreten hat, zu<br />

wissen, was auf <strong>de</strong>r Insel <strong>ab</strong>geht: Morgens um 4.30 Uhr schleichen Urlauber zum Pool, be<strong>de</strong>cken zwei<br />

Liegen mit e<strong>in</strong>em Handtuch im XXXL-Format und hüpfen frohen Herzens <strong>in</strong>s Bett zurück. Mit <strong>de</strong>m<br />

Handtuch h<strong>ab</strong>en die Frühaufsteher ihre Liegen reserviert. Wer es wagt, <strong><strong>de</strong>n</strong> Stoff auch nur e<strong>in</strong> wenig zu<br />

lüpfen, muss mit e<strong>in</strong>er Kriegserklärung rechnen.<br />

Soweit das Klischee. Aber stimmt es überhaupt? Ist es e<strong>in</strong>e Über- o<strong>de</strong>r – Gott bewahre – Untertreibung?<br />

Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> hat die Geschichte <strong>de</strong>s Handtuchkampfs am Ba<strong>de</strong>pool recherchiert.<br />

Lesen Sie <strong>ab</strong> S. 46, was wirklich dah<strong>in</strong>tersteckt, und feiern Sie das nützliche Textil am 25. Mai – <strong>de</strong>m offiziellen<br />

Tag <strong>de</strong>s Handtuchs.<br />

Weniger als e<strong>in</strong> Handtuch trägt <strong>de</strong>r Gast im Budapester Gellért-Bad um die Hüften. Die Bekleidungsvorschriften<br />

s<strong>in</strong>d hier etwas eigenwillig, doch dafür betritt man e<strong>in</strong>e Wasserwelt, für die das Wort »Palast« gera<strong>de</strong><br />

gut genug ist. Das fast hun<strong>de</strong>rtjährige Thermalbad wur<strong>de</strong> rekonstruiert und empfängt die Ba<strong>de</strong>freun<strong>de</strong> wie<br />

zur Zeit <strong>de</strong>s Jugendstils: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rausch aus Farben, Formen und Materialien (<strong>ab</strong> S. 66).<br />

Tauchen könnte man pr<strong>in</strong>zipiell auch im Wannenbad bei Gellért. Das weiß je<strong>de</strong>s K<strong>in</strong>d, das <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>wanne<br />

die Luft anhält und U-Boot spielt. Spannen<strong>de</strong>r ist e<strong>in</strong> Tauchgang zwischen Wracks und Baggern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gefluteten Tagebau. Für die schönsten Tauchspots muss man nicht um die Welt fliegen –<br />

Deutschland hat e<strong>in</strong>ige Überraschungen zu bieten (<strong>ab</strong> S. 14).<br />

Auch Tagebaue, die noch <strong>in</strong> Betrieb s<strong>in</strong>d, h<strong>ab</strong>en ihre angenehmen Seiten. Liebh<strong>ab</strong>er <strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s hyperventilieren<br />

vor Glück beim Anblick <strong>de</strong>r toten Sandlandschaft. Mehr Spaß macht es <strong>ab</strong>er, zwischen <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Abraumhal<strong><strong>de</strong>n</strong> aufs Gaspedal zu treten. Auf Jeep-Safaris kann je<strong>de</strong>r testen, ob er durchs Offroad-Gelän<strong>de</strong><br />

kommt, ohne die Rä<strong>de</strong>r durchdrehen zu lassen (<strong>ab</strong> S. 28).<br />

Nach e<strong>in</strong>em schönen Urlaubstag gönnt man sich gern e<strong>in</strong>en Kaffee. Doch nicht irgen<strong>de</strong><strong>in</strong>en, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> besten und teuersten Kaffee <strong>de</strong>r Welt. Was es damit auf sich hat, möchten wir an dieser Stelle noch<br />

nicht verraten. Lesen Sie selbst, urteilen Sie selbst und genießen Sie selbst – immer im Bewusstse<strong>in</strong>,<br />

welchen aromatischen Weg je<strong>de</strong> e<strong>in</strong>zelne Kaffeebohne gegangen ist (<strong>ab</strong> S. 52).<br />

Herzlichst,<br />

Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

News.<strong>de</strong> GmbH<br />

<strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong><br />

Barfußgäßchen 15, 04109 Leipzig<br />

redaktion@<strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong><br />

Postanschrift:<br />

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Anzeigenleitung:<br />

Jana Koopmann, Susett Queisert<br />

Telefon: 0341-650 50 25333<br />

pr<strong>in</strong>t@unister-gmbh.<strong>de</strong><br />

Geschäftsführung:<br />

Cor<strong>in</strong>a Broßmann<br />

Chefredakteur:<br />

Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

Redaktion:<br />

Daniel Forstner (stellv. Chefredakteur),<br />

Susann Le<strong>de</strong>rer, Ingo Köcher<br />

Autoren:<br />

Dagmar Leischow<br />

Art Direktion: T<strong>in</strong>a Eberhardt<br />

Layout/Illustration:<br />

Verena Kuhlau, Stefanie Hartmann,<br />

Reg<strong>in</strong>a Lang, Julia Mirtsch<strong>in</strong>k<br />

Foto/Bildredaktion:<br />

Ute Rosner<br />

Cover:<br />

Fotos © iStock.com/tsw<strong>in</strong>ner |<br />

Embratur | Budapest Spas cPlc. |<br />

Harzer Tourismusverband/Matthias Be<strong>in</strong><br />

Bildquellen:<br />

CC BY-SA:<br />

http://creativecommons.org/licenses<br />

Herausgeber: Unister GmbH<br />

Barfußgäßchen 11, 04109 Leipzig<br />

Druckerei: Pr<strong>in</strong>ovis Ltd. & Co. KG<br />

Betrieb Dres<strong><strong>de</strong>n</strong>, Me<strong>in</strong>holdstraße 2<br />

01129 Dres<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Versand: LVZ Logistik GmbH<br />

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(Ortstarif, Mobilfunk <strong>ab</strong>weichend)<br />

Unsere Servicezeiten:<br />

Mo–Fr von 8–20 Uhr<br />

Sa von 10–14 Uhr<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 3


Inhaltsverzeichnis<br />

Unter Fischen<br />

Die schönsten Tauchspots S. 14<br />

Mit Schwung durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Schlamm<br />

Skurrile Sportarten S. 90<br />

Modrig, mild und sirupgleich…<br />

Luxuskaffee aus Sumatra S. 52<br />

Foto © www.cova-coffee.com, cova coffee company GmbH Foto © www.wattoluempia.<strong>de</strong><br />

Foto © Noel Lopez/www.cubandiv<strong>in</strong>gcenters.com<br />

3 Editorial und Impressum<br />

6 News<br />

SPECIAL<br />

14 Unter Fischen<br />

Die schönsten Tauchspots<br />

Hot Spots<br />

28 Nur nicht durchdrehen<br />

Jeep-Safaris weltweit<br />

34 Süße Kirschen aus alter Zeit<br />

Geheimtipp: Obstgarten Roggwil am Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>see<br />

38 Hammer-Schau <strong>in</strong> Kilt und Kutte<br />

Conventions <strong>in</strong> Deutschland<br />

46 Frottee am Pool<br />

Am 25. Mai ist Tag <strong>de</strong>s Handtuchs<br />

52 Modrig, mild und sirupgleich<br />

Luxuskaffee aus Sumatra<br />

TOP 10<br />

58 Schätze <strong>de</strong>r Welt<br />

Nr. 9: Sagenhaftes Eldorado<br />

Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

66 Ba<strong><strong>de</strong>n</strong> wie e<strong>in</strong> König<br />

Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest<br />

72 Die Türkei räumt auf<br />

Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

78 Metropole im Umbruch<br />

Städtereise nach Johannesburg<br />

84 Hauptsache groß<br />

Hochhausprojekte <strong>2014</strong><br />

4 NR. 5/<strong>2014</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Foto © Thailand Tourismus<br />

Fantasie <strong>in</strong> Tuff<br />

Zwei<strong>de</strong>utige Felslandschaften S. 116<br />

Foto © För<strong>de</strong>rvere<strong>in</strong> für Handwerk für Denkmalpflege e.V.<br />

Hammer-Schau <strong>in</strong> Kilt<br />

und Kutte<br />

Conventions <strong>in</strong> Deutschland S. 38<br />

Ba<strong><strong>de</strong>n</strong> wie e<strong>in</strong> König<br />

Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest S. 66<br />

Foto © Budapest Spas cPlc.<br />

Tipps, Tricks & Tests<br />

88 Es muss nicht immer Hühnchen se<strong>in</strong><br />

Individuelle Menüs <strong>de</strong>r Airl<strong>in</strong>es<br />

90 Mit Schwung durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Schlamm<br />

Skurrile Sportarten<br />

94 Spr<strong>in</strong>gfield nach <strong>de</strong>r Kernschmelze<br />

Die besten Spiele für unterwegs, Teil 2<br />

96 Effektive Reiseplanung<br />

Fernreisen mit Familie<br />

Society & Glamour<br />

100 Zehn Fragen an Samy Deluxe<br />

»Die Malediven s<strong>in</strong>d wie e<strong>in</strong> Paradies«<br />

102 Laufsteg <strong>in</strong>s Paradies<br />

Drehorte für Germany’s Next Topmo<strong>de</strong>l<br />

106 Tenn ō auf <strong>de</strong>m Flammenthron<br />

So wohnen die Royals, Teil 8<br />

108 Wie im Film, nur <strong>in</strong> echt<br />

Highlife <strong>in</strong> Cannes<br />

Party & Co.<br />

112 Die Hexe soll brennen!<br />

Walpurgisnacht auf <strong>de</strong>m Blocksberg<br />

114 Tanz um <strong><strong>de</strong>n</strong> Riesenspargel<br />

Traditionelle Maibäume<br />

116 Fantasie <strong>in</strong> Tuff<br />

Zwei<strong>de</strong>utige Felslandschaften<br />

Panorama<br />

120 Sudoku<br />

121 Panorama<br />

122 Ausblick<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 5


NEWS<br />

Alte Liebe rostet nicht<br />

Fulm<strong>in</strong>antes Griechenland-<br />

Comeback<br />

Auch im kommen<strong><strong>de</strong>n</strong> Sommer geben <strong>de</strong>utsche Urlauber Griechenland<br />

e<strong>in</strong>e neue Chance. Die griechische F<strong>in</strong>anzkrise kann die Sehnsucht<br />

<strong>de</strong>r Deutschen zum geliebten Urlaubsland nicht mehr bremsen.<br />

Nach <strong><strong>de</strong>n</strong> E<strong>in</strong>brüchen <strong>de</strong>r Urlauberzahlen im Jahr 2012 bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich<br />

Griechenland bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Buchungszahlen stark im Aufw<strong>in</strong>d und steht –<br />

h<strong>in</strong>ter Spanien und <strong>de</strong>r Türkei – wie<strong>de</strong>r an dritter Stelle <strong>de</strong>r meistgebuchten<br />

Urlaubslän<strong>de</strong>r im stationären Reisevertrieb.<br />

Foto © iStock.com/maxhomand<br />

Das letzte Hemd für Jogi Löw<br />

Extreme Flugpreise zur<br />

Fußball-WM<br />

Foto © iStock.com/coward_lion<br />

Das Onl<strong>in</strong>e-Vergleichsportal Check24 hat die Flugpreise nach Brasilien<br />

zur WM-Zeit untersucht. Dass während <strong>de</strong>s Turniers ke<strong>in</strong>e Schnäppchenpreise<br />

zu erwarten s<strong>in</strong>d, dürfte klar se<strong>in</strong>. Aufschläge von durchschnittlich<br />

129 Prozent überraschen <strong>ab</strong>er doch. Während <strong>de</strong>r Vorrun<strong>de</strong><br />

s<strong>in</strong>d die Flüge zwar noch nicht so überteuert, zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Term<strong>in</strong>en <strong>de</strong>r F<strong>in</strong>alspiele<br />

ziehen die Preise jedoch extrem an. Wer trotz<strong>de</strong>m zur Weltmeisterschaft<br />

nach Brasilien fliegen möchte, sollte schnell buchen,<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong>n die Nachfrage bestimmt <strong><strong>de</strong>n</strong> Preis – und die Nachfrage wird sicherlich<br />

nicht ger<strong>in</strong>ger.<br />

Wie Hannibal, nur ohne Elefanten<br />

Neue Wan<strong>de</strong>rroute<br />

über die Alpen<br />

E<strong>in</strong>e Alpenüberquerung zu Fuß hebt <strong><strong>de</strong>n</strong> Begriff<br />

»Wan<strong>de</strong>rn« <strong>in</strong> ganz neue Dimensionen. Mit e<strong>in</strong>em<br />

lockeren Fußmarsch hat sie auf <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten Blick nichts<br />

zu tun. Auf <strong><strong>de</strong>n</strong> zweiten dagegen schon, wenn man sich<br />

die neue Route genau ansieht. Sie führt von Deutschland<br />

über Österreich <strong>in</strong>s italienische Südtirol und kann<br />

<strong>ab</strong> diesem Sommer begangen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Sieben Tage s<strong>in</strong>d<br />

für die Tour e<strong>in</strong>geplant, manche Teilstrecken wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

mit Bus o<strong>de</strong>r Zug zurückgelegt. Angst vor <strong>de</strong>m Verlaufen<br />

muss niemand h<strong>ab</strong>en, die Strecke ist nahezu idiotensicher<br />

ausgeschil<strong>de</strong>rt. Die Wan<strong>de</strong>rroute startet am<br />

bayerischen Tegernsee und führt am österreichischen<br />

Achensee vorbei durch das Zillertal nach Sterz<strong>in</strong>g, <strong>de</strong>r<br />

nördlichsten Stadt Italiens. Wer unbeschwert wan<strong>de</strong>rn<br />

möchte, kann die Tour auch mit Gepäcktransport und<br />

Unterkunft im Tal buchen.<br />

Foto © iStock.com/dasbild<br />

6 NR. 5/<strong>2014</strong>


NEWS<br />

Vor <strong>de</strong>m Abflug e<strong>in</strong>e gute Tat<br />

Flaschenpfand als<br />

wohltätige Spen<strong>de</strong><br />

Foto © iStock.com/elenaleonova<br />

Anruf gespart,<br />

4.000 Euro gezahlt<br />

Krankheit im<br />

Urlaub kann<br />

teuer wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Am Flughafen <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> stehen<br />

seit Dezember 2013 Automaten, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en Passagiere<br />

o<strong>de</strong>r Flughafenmitarbeiter ihre Pfandflaschen<br />

entsorgen können. Deren Wert wird<br />

für e<strong>in</strong>en wohltätigen Zweck gespen<strong>de</strong>t. Ergebnis:<br />

Weniger Müll, ke<strong>in</strong> verlorenes Pfand und<br />

e<strong>in</strong> gutes Gewissen. Die <strong>in</strong>sgesamt 25 Automaten<br />

<strong>in</strong> bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Term<strong>in</strong>als s<strong>in</strong>d verschie<strong><strong>de</strong>n</strong>en Organisationen<br />

zugeordnet, beispielsweise <strong>de</strong>m<br />

World Wi<strong>de</strong> Fund For Nature (WWF), <strong>de</strong>r Frankfurter<br />

Tafel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Obdachlosenhilfe Franziskustreff.<br />

Der Spen<strong>de</strong>r kann wählen, wem er das<br />

Pfand zukommen lassen möchte. In <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten<br />

drei Monaten wur<strong><strong>de</strong>n</strong> mehr als 46.000 Flaschen<br />

e<strong>in</strong>geworfen. Das ergibt e<strong>in</strong> gespen<strong>de</strong>tes<br />

Pfand von circa 10.000 Euro.<br />

E<strong>in</strong>e nette Fahrradkette<br />

Weltrekordversuch am Elberadweg<br />

Foto © Fraport AG<br />

Wenn e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>e Reise tut, kann er auch<br />

erkranken – wie e<strong>in</strong> Urlauber im Jahr 2010<br />

<strong>in</strong> Kamerun, <strong>de</strong>r plötzlich an Bauch- und<br />

Magenkrämpfen litt und e<strong>in</strong>e Woche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Krankenhaus behan<strong>de</strong>lt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> musste. Die<br />

Auslandskrankenversicherung wusste von<br />

diesem Vorfall nichts und bekam ohne Erklärung<br />

e<strong>in</strong>e Rechnung über 4.000 Euro<br />

Behandlungskosten vorgelegt. Diese Rechnung<br />

wollte die Krankenversicherung nicht<br />

bezahlen, da sie die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Behandlung<br />

nicht bestätigen konnte. Das<br />

Münchner Amtsgericht g<strong>ab</strong> <strong>de</strong>r Krankenkasse<br />

recht. Der Patient muss für se<strong>in</strong>e<br />

Krankenhausrechnung selbst aufkommen.<br />

Um das Kostenrisiko zu vermei<strong><strong>de</strong>n</strong>, sollten<br />

erkrankte Urlauber sofort die Notrufzentrale<br />

ihrer Auslandsversicherung <strong>in</strong>formieren<br />

(AZ 273 C 32/13).<br />

Auf <strong>de</strong>m Elberadweg bei Dömitz ist am 4. Mai <strong>2014</strong> e<strong>in</strong> Weltrekord fürs Gu<strong>in</strong>ess-Buch geplant<br />

– und je<strong>de</strong>r kann d<strong>ab</strong>ei se<strong>in</strong>. Das Ziel besteht dar<strong>in</strong>, m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens 917 Radfahrer über die Dömitzer<br />

Elbbrücke <strong>in</strong> Kettenformation fahren zu lassen, d.h., mit e<strong>in</strong>em Abstand von nicht mehr als<br />

zwei Metern zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r. Der bisherige Longest L<strong>in</strong>e of Bicycle-Weltrekord wur<strong>de</strong> 2010 mit 916<br />

Radlern <strong>in</strong> Kalifornien aufgestellt. Der neue Rekordversuch startet unter notarieller Aufsicht auf<br />

<strong>de</strong>m Parkplatz an <strong>de</strong>r Festung <strong>in</strong> Dömitz. Auf <strong>de</strong>r zehn Kilometer langen Strecke wird für Verpflegung,<br />

Radausleihe, Pannenservice und – auf Wunsch – <strong><strong>de</strong>n</strong> Rücktransport <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r gesorgt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sollte man sich sehr gut konzentrieren können, <strong><strong>de</strong>n</strong>n wenn die Kette <strong>ab</strong>reißt, ist es<br />

vorbei mit <strong>de</strong>m Weltrekord. Mehr Infos unter www.radlerkette-elbe.<strong>de</strong>.<br />

Foto © iStock.com/gbh007<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 7


NEWS<br />

Der Kun<strong>de</strong> soll jetzt König se<strong>in</strong><br />

Reiseveranstalter beschließen<br />

Qualitätskriterien<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r darüber diskutiert, wie viel Verantwortung<br />

e<strong>in</strong> Reiseveranstalter gegenüber se<strong>in</strong>en Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> trägt. In welchem Maße<br />

muss er e<strong>in</strong>em Urlauber bei Problemen während <strong>de</strong>r Reise beistehen? Geht es<br />

nach <strong>de</strong>m Deutschen Reiseverband (DRV), s<strong>in</strong>d diese Diskussionen zum Wohle <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> gelöst. Die im DRV organisierten Veranstalter h<strong>ab</strong>en sich freiwillig verpflichtet,<br />

<strong>ab</strong> sofort fünf Qualitätskriterien zu erfüllen, auf die sich ihre Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> berufen können. Dazu gehören e<strong>in</strong>e<br />

24-stündige Notfall-Erreichbarkeit an allen Wochentagen, e<strong>in</strong> Krisen- und Beschwer<strong>de</strong>management, die Betreuung<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Zielgebieten durch Ansprechpartner vor Ort sowie e<strong>in</strong>e Veranstalter-Haftpflichtversicherung.<br />

Foto © iStock.com/eylulg<br />

DomRep bleibt Nummer e<strong>in</strong>s<br />

Deutsche mögen die Karibik<br />

Sauna-Kreuzfahrt durch die Ostsee<br />

Therme Erd<strong>in</strong>g und<br />

AIDA kooperieren<br />

Saunafreun<strong>de</strong> können sich auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Frühherbst freuen. Vom 6. bis<br />

13. September f<strong>in</strong><strong>de</strong>t die 1. AIDA Therme Erd<strong>in</strong>g Sauna-Kreuzfahrt<br />

statt, auf <strong>de</strong>r Wellness und Sauna im Mittelpunkt stehen. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Nacht im neuen Victory Hotel Therme Erd<strong>in</strong>g geht es <strong>ab</strong> Warnemün<strong>de</strong><br />

auf e<strong>in</strong>e siebentägige Ostsee-Kreuzfahrt mit <strong>de</strong>r AIDAmar. An<br />

Bord gibt es e<strong>in</strong> üppiges Angebot an Saunen, Wellness- und Ernährungsprogrammen,<br />

Vorträgen und Workshops. Zum Abkühlen bieten<br />

sich Landgänge <strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n, St. Petersburg, Stockholm und Hels<strong>in</strong>ki<br />

an. Zum Abschluss <strong>de</strong>r Reise wird vom 13. bis 14. September <strong>in</strong><br />

Europas größter Thermenlandschaft <strong>in</strong> Erd<strong>in</strong>g <strong>de</strong>r letzte Aufguss<br />

zelebriert.<br />

Foto © Luc Olivier for the Mart<strong>in</strong>ique Tourist Board<br />

Der Urlaubstraum <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Karibik wird für immer mehr Deutsche<br />

Wirklichkeit. Seit 2009 h<strong>ab</strong>en sich die Besucherzahlen kont<strong>in</strong>uierlich<br />

erhöht. Im Jahr 2013 zählte das Statistische Bun<strong>de</strong>samt knapp 717.000<br />

von <strong>de</strong>utschen Flughäfen starten<strong>de</strong> Karibik-Reisen<strong>de</strong>. Das ist e<strong>in</strong> Plus<br />

von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die guten Aussichten für<br />

<strong>2014</strong> lassen die Fluggesellschaften ihre Angebote noch e<strong>in</strong>mal aufstocken.<br />

Beson<strong>de</strong>rs stark genutzte Flughäfen s<strong>in</strong>d München und Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>sgesamt sechs Karibik-Dest<strong>in</strong>ationen mit Direktflügen<br />

bedienen. Das Top-Ziel <strong>de</strong>utscher Karibik<strong>urlaub</strong>er bleibt nach wie vor<br />

die Dom<strong>in</strong>ikanische Republik.<br />

Foto © AIDA Cruises<br />

8 NR. 5/<strong>2014</strong>


NEWS<br />

Es gilt das gesprochene Wort<br />

Zusagen von Airl<strong>in</strong>e-Mitarbeitern<br />

s<strong>in</strong>d verb<strong>in</strong>dlich<br />

Die Aufregung vor <strong>de</strong>m<br />

Urlaub kann groß se<strong>in</strong> – so<br />

groß, dass man daheim se<strong>in</strong>en<br />

Koffer vergisst. So erg<strong>in</strong>g<br />

es e<strong>in</strong>em Paar, <strong>de</strong>m erst<br />

am Flughafen auffiel, dass<br />

e<strong>in</strong> Koffer noch zu Hause<br />

stand. In Absprache mit e<strong>in</strong>er<br />

Angestellten <strong>de</strong>r Airl<strong>in</strong>e<br />

fuhren bei<strong>de</strong> <strong>in</strong> die Wohnung,<br />

um <strong><strong>de</strong>n</strong> Koffer zu holen.<br />

In <strong>de</strong>r Zwischenzeit war<br />

das Flugzeug jedoch ohne<br />

sie gestartet, und das Pärchen<br />

musste die Ersatzkosten<br />

tragen. Dagegen klagte es beim Amtsgericht Rostock. Das Gericht entschied zu Gunsten <strong>de</strong>s<br />

vergesslichen Paares. Es darf sich auf die Aussage <strong>de</strong>r Mitarbeiter<strong>in</strong> verlassen und kann nicht<br />

für <strong>de</strong>ren Fehle<strong>in</strong>schätzung zur Verantwortung gezogen wer<strong><strong>de</strong>n</strong> (AZ 47 C 303/12).<br />

Komfort hat se<strong>in</strong>en Preis<br />

Premium-Economy-Klasse bei <strong>de</strong>r<br />

Lufthansa<br />

Foto © iStock.com/michaeljung<br />

Die Premium-Economy-Klasse wird nun auch bei <strong>de</strong>utschen Fluggesellschaften e<strong>in</strong>geführt.<br />

Die Lufthansa plant <strong>ab</strong> Herbst <strong>2014</strong>, <strong>in</strong> allen Langstreckenflugzeugen etwa 30 Sitze pro Jet zur<br />

Premium-Economy-Klasse umzubauen. Dar<strong>in</strong> kann <strong>de</strong>r Fluggast bequemer reisen, <strong><strong>de</strong>n</strong>n die Sitze<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> breiter und garantieren mehr Be<strong>in</strong>freiheit. Auch die Rückenlehne wird stärker neigbar<br />

se<strong>in</strong>. Zusätzlich kann <strong>de</strong>r Passagier mit e<strong>in</strong>er höherwertigen Bewirtung (beispielsweise Porzellanstatt<br />

Plastikgeschirr), erweiterten Gepäckregeln, exklusiven Check-In-Schaltern und höheren<br />

Meilengutschriften rechnen. Der Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest, <strong>in</strong> Fachkreisen<br />

wird jedoch mit e<strong>in</strong>em Aufschlag zwischen 200 und 400 Euro auf e<strong>in</strong> Economy-Ticket ausgegangen.<br />

Luxusreisen im Trend<br />

Die Gesellschaft für Konsumforschung<br />

(GfK) hat das Reiseverhalten <strong>de</strong>r Deutschen<br />

erforscht. Schon im ersten Monat dieses<br />

Jahres wur<strong><strong>de</strong>n</strong> Reisen im Wert von 4,4 Milliar<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Euro gebucht. Die Deutschen lassen<br />

sich ihren Urlaub immer mehr kosten.<br />

Die Buchung von Reisen, die teurer s<strong>in</strong>d als<br />

3.000 Euro, stieg im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 16 Prozent.<br />

Spazieren wie <strong>de</strong>r Papst<br />

Die Gärten <strong>de</strong>r Päpstlichen Sommerresi<strong><strong>de</strong>n</strong>z<br />

Castel Gandolfo bei Rom s<strong>in</strong>d <strong>ab</strong> sofort<br />

für Besucher geöffnet. Für 26 Euro E<strong>in</strong>tritt<br />

dürfen Touristen auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Gartenpfa<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

<strong>de</strong>s Heiligen Vaters wan<strong>de</strong>ln. Die Öffnung<br />

folgt e<strong>in</strong>er Anweisung von Papst Franziskus,<br />

<strong>de</strong>r die Villa nicht regelmäßig für sich<br />

nutzen will.<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Nummer 18<br />

Ab Mai <strong>2014</strong> wird die Flotte von Pr<strong>in</strong>cess<br />

Cruises um e<strong>in</strong>en neuen Luxusl<strong>in</strong>er ergänzt.<br />

Die Nummer 18 <strong>de</strong>r Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>nen-<br />

Schiffsreihe nennt sich Regal Pr<strong>in</strong>cess,<br />

sie ist das Schwesternschiff <strong>de</strong>r Royal<br />

Pr<strong>in</strong>cess. Für IKEA-Fans: Regal be<strong>de</strong>utet<br />

nicht »billig«, son<strong>de</strong>rn »majestätisch«.<br />

Moxy vs. Motel One<br />

Die Hotelgruppe Marriott International plant<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Angriff auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Budget-Hotelmarkt. Mit<br />

<strong>de</strong>r Marke Moxy soll im September das erste<br />

Hotel dieser Reihe am Flughafen Madrid<br />

eröffnet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Im Jahr 2015 sollen auch<br />

<strong>in</strong> München, Berl<strong>in</strong> und Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Moxy-Hotels gegen Budget-Mitbewerber<br />

wie Motel One antreten.<br />

Nichts wie weg<br />

Laut Statistischem Bun<strong>de</strong>samt s<strong>in</strong>d im<br />

vergangenen Jahr so viele Passagiere wie<br />

noch nie von <strong>de</strong>utschen Flughäfen <strong>in</strong>s Ausland<br />

geflogen. Für 2013 mel<strong>de</strong>t das Amt<br />

78,9 Millionen ausgeflogene Passagiere –<br />

das ist e<strong>in</strong> <strong>de</strong>utscher Ausreise-Rekord.<br />

Mount-Everest-Frühjahrsputz<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r Bergsteigersaison <strong>2014</strong><br />

gelten am Mount Everest neue Regeln. So<br />

müssen beim Abstieg m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens acht Kilogramm<br />

<strong>de</strong>s eigenen Abfalls wie<strong>de</strong>r mit<br />

<strong>in</strong>s Tal gebracht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Mit <strong><strong>de</strong>n</strong> neuen<br />

Vorschriften, <strong>de</strong>ren E<strong>in</strong>haltung kontrolliert<br />

wird, will die Verwaltung die immer stärkere<br />

Umweltverschmutzung am Berg e<strong>in</strong>dämmen.<br />

Foto © Pixomondo/Lufthansa<br />

Foto © Michael Pasternack/Lufthansa<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 9


NEWS<br />

Apple an Bord<br />

iPad ersetzt<br />

gedruckte<br />

Handbücher<br />

Die spanische Airl<strong>in</strong>e Iberia rüstet e<strong>in</strong>en<br />

Airbus A320 mit iPads aus, um das papierlose<br />

Cockpit e<strong>in</strong>zuführen. Pro Flugzeug s<strong>in</strong>d je e<strong>in</strong><br />

iPad für Pilot und Co-Pilot geplant, auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en<br />

u.a. Geschw<strong>in</strong>digkeiten, Entfernungen und<br />

Routen kalkuliert wer<strong><strong>de</strong>n</strong> können. Diese sogenannten<br />

Electronic Flight Bags sollen künftig<br />

sämtliche Papierdokumente an Bord ersetzen.<br />

Damit spart die Airl<strong>in</strong>e 60 Kilogramm Gewicht<br />

je Flugzeug, was – neben <strong>de</strong>r Verr<strong>in</strong>gerung<br />

von CO2-Emissionen – e<strong>in</strong>e monatliche Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Kosten für Keros<strong>in</strong> um 150.000<br />

Euro be<strong>de</strong>utet. E<strong>in</strong> iPad ist dagegen selbst <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Luxusversion schon für 869 Euro zu h<strong>ab</strong>en.<br />

Alles künstlich<br />

Truman Show <strong>in</strong> Dubai<br />

Fotos © The Heart of Europe<br />

Neben <strong>de</strong>r Inselgruppe The Palm wird <strong>in</strong> Dubai seit 2003 am Projekt The World gearbeitet:<br />

die Aufschüttung von 270 künstlichen Inseln <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Weltkarte. F<strong>in</strong>anzkrise und Probleme<br />

mit Versandung und Sturmschä<strong><strong>de</strong>n</strong> ließen das gigantische Projekt <strong>in</strong>s Tru<strong>de</strong>ln geraten.<br />

Doch das h<strong>in</strong><strong>de</strong>rt die Investoren nicht an neuen I<strong>de</strong>en. Auf sechs mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r verbun<strong><strong>de</strong>n</strong>en<br />

Inseln namens The Heart of Europe sollen sich Europäer wie zu Hause fühlen – e<strong>in</strong>schließlich<br />

künstlichem Schnee und Regen. Das garantiert <strong><strong>de</strong>n</strong> Bewohnern echtes <strong>de</strong>utsches<br />

Schmud<strong>de</strong>lwetter im Persischen Golf.<br />

Foto © iStock.com/william87<br />

Kle<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>z ganz groß<br />

Neuer Freizeitpark im Elsass<br />

Foto © Aérophile<br />

Der kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z aus <strong>de</strong>m K<strong>in</strong><strong>de</strong>rbuch von Anto<strong>in</strong>e <strong>de</strong> Sa<strong>in</strong>t-Exupéry bekommt<br />

<strong>in</strong> Ungersheim im Elsass se<strong>in</strong>en eigenen Freizeitpark. Er ersetzt <strong><strong>de</strong>n</strong> Freizeitpark<br />

Bioscope, <strong>de</strong>r bis 2012 an gleicher Stelle zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> war. Durch se<strong>in</strong>e Nähe zum<br />

Flughafen Basel-Mulhouse ist <strong>de</strong>r 25 Hektar große Park gut erreichbar, die <strong>de</strong>utsche<br />

und schweizerische Grenze s<strong>in</strong>d ebenfalls nicht weit. Als Eröffnungsterm<strong>in</strong><br />

wird <strong>de</strong>r 1. Juli genannt. Die 30 Attraktionen s<strong>in</strong>d alle von <strong>de</strong>r gutwilligen Philosophie<br />

<strong>de</strong>s Buches <strong>in</strong>spiriert. Neben zahlreichen Fahrgeschäften hat <strong>de</strong>r etwa<br />

50 Millionen Euro teure Park auch e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tierarten zu bieten.<br />

10 NR. 5/<strong>2014</strong>


NEWS<br />

Foto © iStock.com/Gregor909<br />

Futter für die Datenkraken<br />

Elektronische Passkontrollen<br />

an <strong>de</strong>utschen Flughäfen<br />

In München wur<strong>de</strong> bun<strong>de</strong>sweit zum ersten Mal das automatisierte<br />

Grenzkontrollsystem Easy-PASS e<strong>in</strong>gesetzt – offenbar mit Erfolg. Bei Easy-<br />

PASS entfällt bei <strong>de</strong>r Ausreise an bestimmten Kontrollschleusen die<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r Personalien durch die Bun<strong>de</strong>spolizei. Inzwischen wird<br />

die elektronische Passkontrolle auch an <strong><strong>de</strong>n</strong> Flughäfen <strong>in</strong> Hamburg, Düsseldorf<br />

und Frankfurt am Ma<strong>in</strong> getestet. Easy-PASS ist e<strong>in</strong> vollautomatisches<br />

System, das Besitzern e<strong>in</strong>es elektronischen Reisepasses o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>es<br />

computerlesbaren Personalausweises ermöglicht, sich an e<strong>in</strong>em Automaten<br />

scannen und überprüfen zu lassen. Dadurch soll die Abfertigung<br />

sicherer und schneller gemacht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Bisher wur<strong>de</strong> das System nur für<br />

die Ausreise getestet. Verläuft <strong>de</strong>r Probebetrieb erfolgreich, kann Easy-<br />

PASS <strong>ab</strong> Juli <strong>2014</strong> auch für die E<strong>in</strong>reise an <strong><strong>de</strong>n</strong> sogenannten E-Gates<br />

möglich se<strong>in</strong>.<br />

Kommt e<strong>in</strong> Vogel geflogen<br />

Vogelschläge gehören<br />

zum Leben<br />

Wenn e<strong>in</strong> Vogel gedankenverloren durch die Welt flattert und<br />

d<strong>ab</strong>ei e<strong>in</strong> Flugzeug übersieht, kommt es zum Zusammenprall von<br />

Tier und Technik. Das ist für alle Beteiligten unangenehm: Vogel<br />

tot, Flugzeug kaputt, Fluggast genervt. Deshalb verklagte e<strong>in</strong> Passagier<br />

se<strong>in</strong>e Airl<strong>in</strong>e nach e<strong>in</strong>er 18-stündigen Verspätung, die aus<br />

e<strong>in</strong>em Vogelschlag resultierte. Das Amtsgericht Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

g<strong>ab</strong> ihm Recht. Die plausible Begründung: Vögel gehören zum Luftraum,<br />

Vogelschläge kämen daher häufig vor. Sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e außergewöhnlichen<br />

Umstän<strong><strong>de</strong>n</strong>, die e<strong>in</strong>e Entschädigung ausschließen<br />

wür<strong><strong>de</strong>n</strong> (AZ 29 C 811/11-21). Die Rechtsprechung ist sich bei diesem<br />

Thema <strong>ab</strong>er nicht e<strong>in</strong>ig. Das Landgericht Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

sprach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichbaren Fall von e<strong>in</strong>em außergewöhnlichen<br />

Umstand und lehnte die Klage <strong>ab</strong>.<br />

Majestät läuft e<strong>in</strong><br />

Queen Mary 2 feiert <strong>in</strong><br />

Hamburg Jubiläum<br />

Die Queen Mary 2 feiert zehnjähriges Jubiläum. Am 8. Januar 2004<br />

wur<strong>de</strong> das Kreuzfahrtschiff von Queen Elis<strong>ab</strong>eth II. getauft, und am<br />

19. Juli 2004 ankerte es zum ersten Mal <strong>in</strong> Hamburg. 300.000 Zuschauer<br />

bejubelten damals das E<strong>in</strong>laufen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Hamburger Hafen.<br />

Am 19. Juli <strong>2014</strong> soll dieser Jahrestag <strong>in</strong> Hamburg gefeiert wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Dann wird die Queen Mary 2 wie<strong>de</strong>r im Hafen <strong>de</strong>r Hansestadt e<strong>in</strong>laufen,<br />

festlich empfangen von hun<strong>de</strong>rttausen<strong><strong>de</strong>n</strong> Besuchern. Jubiläumskreuzfahrten,<br />

die am 19. Juli starten o<strong>de</strong>r en<strong><strong>de</strong>n</strong>, können ebenfalls gebucht<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Foto © Cunard L<strong>in</strong>e Foto © Devilfighter.<strong>de</strong> (talk contribs) CC BY-SA 3.0<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 11


NEWS<br />

Monstermuschel im Wattenmeer<br />

Größte Auster <strong>de</strong>r Welt<br />

ent<strong>de</strong>ckt<br />

In Dänemark wur<strong>de</strong> im Dezember 2013 die größte Auster<br />

<strong>de</strong>r Welt ent<strong>de</strong>ckt. Die Pazifische Felsenauster lebte im Wattenmeer<br />

<strong>de</strong>r süddänischen Nordseeküste und misst 35,5<br />

Zentimeter. Das s<strong>in</strong>d fünf Zentimeter mehr als bei <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Rekord-Auster. Zum besseren Verständnis: Dieses<br />

Maß entspricht Schuhgröße 44. Seit <strong>de</strong>m Fang wird die Auster<br />

im Aquarium <strong>de</strong>s Wattenmeerzentrums gepflegt. Sie ist<br />

vermutlich 20 Jahre alt; genauer lässt sich das Alter erst<br />

bestimmen, wenn das Tier veren<strong>de</strong>t ist. Dann kann man die<br />

Auster öffnen, um ihre Wachstumsschichten zu zählen. Und<br />

vielleicht die größte Perle <strong>de</strong>r Welt zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Foto © iStock.com/hlnicaise<br />

Paris, Rom o<strong>de</strong>r Memm<strong>in</strong>gen?<br />

Bl<strong>in</strong>d Book<strong>in</strong>g jetzt auch<br />

<strong>ab</strong> Düsseldorf<br />

Foto © iStock.com/Lux_D<br />

Die <strong>de</strong>utsche Flugl<strong>in</strong>ie Germanw<strong>in</strong>gs bietet Bl<strong>in</strong>d Book<strong>in</strong>g jetzt<br />

auch <strong>ab</strong> Düsseldorf an. Beim Bl<strong>in</strong>d Book<strong>in</strong>g wer<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>m Reisen<strong><strong>de</strong>n</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em sehr günstigen Preis verschie<strong><strong>de</strong>n</strong>e Flugziele angeboten. Woh<strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Urlauber wirklich fliegt, bleibt <strong>ab</strong>er e<strong>in</strong>e Überraschung. Wenn es<br />

dumm läuft, lan<strong>de</strong>t man unverhofft <strong>in</strong> Memm<strong>in</strong>gen im Allgäu. Um das<br />

zu vermei<strong><strong>de</strong>n</strong>, darf <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong> für e<strong>in</strong>en Aufpreis von fünf Euro ungeliebte<br />

Flugziele von <strong>de</strong>r Liste streichen.<br />

Putten auf drei Plätzen<br />

Große Golfwoche<br />

<strong>in</strong> Tirol<br />

Der diesjährige W<strong>in</strong>ter war mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Golfern<br />

gnädig. Sie hätten fast je<strong><strong>de</strong>n</strong> Monat spielen<br />

können, Schnee und Eis hielten sich <strong>in</strong> Grenzen.<br />

Wer se<strong>in</strong>en Golfschlägern trotz<strong>de</strong>m die<br />

W<strong>in</strong>terruhe gönnte, wird sich auf das Angolfen<br />

während <strong>de</strong>r 12. Internationalen Kaiserw<strong>in</strong>kl-<br />

Golfwoche im österreichischen Tirol freuen.<br />

Vom 17. bis 24. Mai <strong>2014</strong> können mit <strong>de</strong>m<br />

Golfclub Kössen, <strong>de</strong>m Golfclub Walchsee und<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utsch-österreichischen Golfclub Reit<br />

im W<strong>in</strong>kl-Kössen drei Golfplätze bespielt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Je<strong>de</strong>r Teilnehmer erhält fünf Greenfee-<br />

Gutsche<strong>in</strong>e. Mitreisen<strong>de</strong> Nichtgolfer wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

durch e<strong>in</strong> Rahmenprogramm unterhalten.<br />

Foto © jhorrocks<br />

12 NR. 5/<strong>2014</strong>


Special<br />

Foto © view<strong>in</strong>gmalta.com/Paolo Meitre Liberat<strong>in</strong>i<br />

Die Fasz<strong>in</strong>ation <strong>de</strong>r<br />

Unterwasserwelt<br />

lässt sich nicht nur<br />

am Great Barrier Reef<br />

erleben – auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Tagebaurestloch o<strong>de</strong>r<br />

e<strong>in</strong>er Kiesgrube gibt es<br />

viel zu ent<strong>de</strong>cken. Dort<br />

wachsen zwar ke<strong>in</strong>e<br />

bunten Korallen, <strong>ab</strong>er<br />

auf <strong>de</strong>m Grund stehen<br />

vielleicht Bagger o<strong>de</strong>r<br />

Häuser, die geflutet<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. Zwischen ihnen<br />

schwimmt man wie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er frem<strong><strong>de</strong>n</strong> Welt<br />

weiter auf S. 14


Die schönsten Tauchspots<br />

Unter Fischen<br />

Was schön ist, liegt im Auge <strong>de</strong>s Betrachters. Beim Tauchen s<strong>in</strong>d es<br />

schon lange nicht mehr nur bunte Korallen o<strong>de</strong>r antike Amphoren<br />

auf <strong>de</strong>m Meeresgrund. Schön wird e<strong>in</strong> Tauchgang, wenn er etwas<br />

Beson<strong>de</strong>res bietet. Wo man das <strong>in</strong> Deutschland, Europa und <strong>de</strong>r Welt<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>t, zeigt das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong><br />

Text: Ingo Köcher<br />

14 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die schönsten Tauchspots | Special<br />

Foto © Noel Lopez/www.cubandiv<strong>in</strong>gcenters.com<br />

Es gibt unzählige Tauchspots. D<strong>ab</strong>ei<br />

wird heute bei weitem nicht mehr nur<br />

e<strong>in</strong> Korallenriff o<strong>de</strong>r die blaue Lagune<br />

betaucht. Zwar stehen die bekannten<br />

weltweiten Dest<strong>in</strong>ationen auf <strong><strong>de</strong>n</strong> To-do-Listen<br />

<strong>de</strong>r Diver immer noch ganz oben, doch<br />

es gibt auch <strong>in</strong> Deutschland hervorragen<strong>de</strong><br />

Spots. Neben Nord- und Ostsee sowie Indoorhallen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> hierzulan<strong>de</strong> überwiegend Seen<br />

betaucht. D<strong>ab</strong>ei zeigt sich schnell, wie vielfältig<br />

das Angebot ist. Denn getaucht wird auch<br />

<strong>in</strong> gefluteten Tagebaurestlöchern und Ste<strong>in</strong>brüchen,<br />

<strong>in</strong> Höhlen o<strong>de</strong>r unter Eis. ▶<br />

Woran erkennt man e<strong>in</strong>e gute<br />

Tauchbasis?<br />

Ausbildung nach <strong>in</strong>ternationalen<br />

Standards (z.B. PADI)<br />

Ausrüstung, Boote, Kompressor und<br />

Räumlichkeiten <strong>in</strong> gutem Zustand<br />

Vielfältiges Kursangebot (Son<strong>de</strong>rkurse)<br />

Kompetentes Personal<br />

Ablagemöglichkeiten für mitgebrachte<br />

Ausrüstung (<strong>ab</strong>schließbare Trockenräume)<br />

Gepflegte Umklei<strong>de</strong>räume und Sanitäranlagen<br />

Foto © iSock.com/DJMattaar<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 15


Special | Die schönsten Tauchspots<br />

Fotos © iStock.com/apsimo1<br />

16 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die schönsten Tauchspots THEMA | | Special RUBRIK<br />

Tauchen <strong>in</strong> Deutschland<br />

Foto © iStock.com/Tokle<br />

In Deutschland kann sich je<strong>de</strong>r Taucher se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsrevier aussuchen.<br />

Für <strong><strong>de</strong>n</strong> e<strong>in</strong>en ist die Tauchtiefe entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>d, für <strong><strong>de</strong>n</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

die Tier- und Pflanzenwelt. Manche Taucher reizt das Abenteuer, o<strong>de</strong>r<br />

sie wollen ihren Forscherdrang befriedigen. Für letztere dürften Tagebaurestlöcher<br />

und Ste<strong>in</strong>brüche von beson<strong>de</strong>rem Interesse se<strong>in</strong>. Denn<br />

nach<strong>de</strong>m die Nutzung been<strong>de</strong>t und die Anlage verlassen wur<strong>de</strong>, blieben<br />

Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r sogar <strong>de</strong>r Masch<strong>in</strong>enpark zurück. Nach <strong>de</strong>r Flutung<br />

kann nun unter Baumkronen, <strong>in</strong> Häusern und zwischen schwerem<br />

Gerät getaucht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Krei<strong>de</strong>tagebau<br />

Bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Hemmoor, etwa 80 Kilometer nordwestlich<br />

von Hamburg, Krei<strong>de</strong> <strong>ab</strong>gebaut. Nach <strong>de</strong>r Stilllegung <strong>de</strong>s Tagebaus<br />

erfolgte <strong>de</strong>ssen Flutung. D<strong>ab</strong>ei begruben die Wassermassen alles,<br />

was nicht <strong>de</strong>montiert und <strong>ab</strong>gefahren wur<strong>de</strong>. Der etwa 1.300 Meter<br />

lange und 500 Meter breite Krei<strong>de</strong>see ist bis zu 60 Meter tief. Im vor<strong>de</strong>ren<br />

Teil <strong>de</strong>s Sees führen Steilwän<strong>de</strong> <strong>ab</strong>wärts, an <strong>de</strong>r h<strong>in</strong>teren Seeseite<br />

geht es stufenweise nach unten. Betaucht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Gebäu<strong>de</strong>, Straßen,<br />

Laternen, Brücken, Treppen, Leitungen und Reste e<strong>in</strong>es Wal<strong>de</strong>s. Unter<br />

Wasser liegen auch Autos, Wohnwagen, Betonschüttsilos, Bootswracks<br />

und e<strong>in</strong> Flugzeug. Wetter<strong>ab</strong>hängig schwankt die Sicht von 25 Meter bei<br />

gutem Wetter auf bis zu fünf Meter bei aufgewühltem Wasser.<br />

Braunkohletagebau<br />

Rund um Leipzig wur<strong><strong>de</strong>n</strong> mehrere Tagebaurestlöcher geflutet. D<strong>ab</strong>ei<br />

entstand e<strong>in</strong>e Seenplatte, die bis zur Lausitz reicht. Von diesen Seen gibt<br />

es im Raum Leipzig mehrere, die zum Tauchen geeignet s<strong>in</strong>d: Kulkwitzer<br />

See (2.700 Meter lang, 1.000 Meter breit, 36 Meter tief), Cospu<strong><strong>de</strong>n</strong>er See<br />

(4.000 Meter lang, 2.000 Meter breit, 65 Meter tief) o<strong>de</strong>r Zwenkauer See<br />

(3.300 Meter lang, 5.300 Meter breit, 49 Meter tief). ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 17


Fotos © Herbert Haas/Sachsenluft/sachsenluft@gmx.<strong>de</strong><br />

Bergwerktauchen<br />

So verschie<strong><strong>de</strong>n</strong> wie betauchbare Seen s<strong>in</strong>d auch Höhlen. Unterschie<strong>de</strong><br />

gibt es beispielsweise zwischen natürlichen und künstlichen Höhlen.<br />

Künstlich s<strong>in</strong>d u.a. betauchbare Bergwerke mit ihrer Vielzahl von Gängen<br />

und Hallen, die nach <strong>de</strong>r Stilllegung geflutet wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. So geschehen<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Felsendomen R<strong>ab</strong>enste<strong>in</strong> (Chemnitz). In diesem ehemaligen<br />

Kalkbergwerk können die Stollen drei und vier betaucht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Bei<br />

e<strong>in</strong>er ganzjährigen Wassertemperatur von acht Grad Celsius bietet R<strong>ab</strong>enste<strong>in</strong><br />

kristallklares Wasser und beste Sichtverhältnisse.


Die schönsten Tauchspots | Special<br />

Foto © iStock.com/RicAguiar<br />

Tec-Tauchen<br />

In Deutschland und auf <strong>de</strong>r ganzen Welt steigt das Interesse am Technischen Tauchen (Tec-<br />

Div<strong>in</strong>g o<strong>de</strong>r Tec-Tauchen). Denn e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>e Sauerstoffflasche auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Rücken zu<br />

schnallen und damit bis zu 30 Meter tief zu tauchen, genügt nicht je<strong>de</strong>m. Tec-Taucher suchen<br />

unter Wasser e<strong>in</strong>en an<strong>de</strong>ren Reiz. Sie tauchen mit speziellen Atemgasgemischen, um<br />

<strong>in</strong> größere Tiefen vordr<strong>in</strong>gen zu können. E<strong>in</strong>fach ist <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>stieg jedoch nicht. Tec-Taucher<br />

benötigen spezielle Besche<strong>in</strong>igungen (Brevets) wie z.B. Höhlentauchsche<strong>in</strong>e. Mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Brevets<br />

wird nachgewiesen, dass man während e<strong>in</strong>er Ausbildung die notwendigen Kenntnisse fürs<br />

Tec-Tauchen erworben hat. ▶<br />

Foto © iStock.com/Llepod<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 19


Special | Die schönsten Tauchspots<br />

Tauchen <strong>in</strong> Europa<br />

Atlantischer Ozean<br />

E<strong>in</strong>e ganze Reihe Schiffswracks f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> sich<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> klaren Gewässern vor <strong><strong>de</strong>n</strong> Küsten<br />

Norwegens sowie <strong>in</strong> Fjor<strong><strong>de</strong>n</strong> und Seen <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s. Betaucht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Schiffswracks aus<br />

verschie<strong><strong>de</strong>n</strong>en Jahrhun<strong>de</strong>rten bis h<strong>in</strong> zu<br />

Schlachtschiffen aus <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg.<br />

Interessant ist <strong>de</strong>r im Westen Norwegens<br />

liegen<strong>de</strong> See Lyngstølsvatne nahe Geiranger.<br />

Auf <strong>de</strong>ssen Grund steht e<strong>in</strong> Dorf. Nach<br />

e<strong>in</strong>em Erdrutsch 1908 teilten die nie<strong>de</strong>rgegangenen<br />

Erdmassen e<strong>in</strong> Tal <strong>in</strong> zwei Hälften,<br />

wodurch e<strong>in</strong> Fluss aufgestaut und das Dorf<br />

allmählich überflutet wur<strong>de</strong>.<br />

Der 35 Meter tiefe Trondheimsfjord bietet<br />

dagegen e<strong>in</strong> Korallenriff, Tiefseelebewesen<br />

und e<strong>in</strong> Flugzeugwrack aus <strong>de</strong>m Zweiten<br />

Weltkrieg. Noch mehr Wracks, dazu klares<br />

Wasser und e<strong>in</strong>e große Artenvielfalt erlebt<br />

man bei <strong>de</strong>r Inselgruppe <strong>de</strong>r Lofoten.<br />

Fotos © view<strong>in</strong>gmalta.com<br />

Mittelmeer<br />

Warmes und kristallklares Wasser bietet das Mittelmeer. Beliebte<br />

Tauchspots s<strong>in</strong>d hier unter an<strong>de</strong>rem die Balearen mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Inseln Mallorca,<br />

Menorca, Ibiza, Formentera und Pityusen. Bei durchweg guter<br />

Sicht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Höhlen, Spalten und Korallenriffe <strong>in</strong> etwa 30 Metern<br />

Tiefe betaucht.<br />

Als Tauchparadiese im Mittelmeer gelten auch die Inseln Malta und<br />

Gozo. Sie bieten fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong> Unterwasserlandschaften sowie Wracks<br />

und Höhlen bei besten Sichtverhältnissen und Temperaturen von<br />

mehr als 20 Grad Celsius. Zu <strong><strong>de</strong>n</strong> bekannten Tauchplätzen auf Malta<br />

und Gozo gehören unter an<strong>de</strong>rem Xwejni Bay, Double Arch, Reqqa<br />

Po<strong>in</strong>t, Inland Sea, Blue Hole, Bill<strong>in</strong>ghurst Cave und Azure W<strong>in</strong>dow. ▶<br />

20 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die schönsten Tauchspots | Special<br />

Fotos © view<strong>in</strong>gmalta.com, Pete Bullen (l<strong>in</strong>ks), Paolo Meitre Liberat<strong>in</strong>i (rechts)<br />

Foto © iStock.com/irakite<br />

Foto © iStock.com/francobevione


Special | Die schönsten Tauchspots<br />

Weltweite Tauchspots<br />

Kanarische Inseln<br />

Der nordwestafrikanischen Küste vorgelagert liegen die Kanarischen<br />

Inseln. Hier hat Fuerteventura mit etwa 400 Fischarten, darunter<br />

Adler-, Marmor- und Zitterrochen, Trompetenfische, Muränen und<br />

Engelshaie, e<strong>in</strong>iges zu bieten. Mit etwas Glück kommt man auf e<strong>in</strong>em<br />

se<strong>in</strong>er Tauchgänge <strong>de</strong>m bis zu drei Meter langen Zackenbarsch so<br />

nah, dass er gestreichelt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> kann.<br />

Foto © iStock.com/johnan<strong>de</strong>rsonphoto<br />

Foto © iStock.com/stephankerkhofs<br />

Foto © iStock.com/eyewave<br />

Foto © iStock.com/Hoatz<strong>in</strong>exp<br />

22 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die schönsten Tauchspots | Special<br />

Foto © Gie Tahiti Tourisme, Philippe Bacchet<br />

Foto © Gie Tahiti Tourisme, G. Le Bacon<br />

Foto © Gie Tahiti Tourisme, Ty Sawyer<br />

Pazifischer Ozean<br />

Besser ausgeleuchtete Tauchspots als <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Südsee gibt es nicht. Zu<strong>de</strong>m<br />

s<strong>in</strong>d die Wassertemperaturen <strong>in</strong> Dest<strong>in</strong>ationen wie Französisch-<br />

Polynesien angenehmer als bei e<strong>in</strong>em Bergwerks- o<strong>de</strong>r Höhlentauchgang.<br />

So ist es <strong>in</strong> diesen Breiten eigentlich unmöglich, zu tauchen,<br />

ohne d<strong>ab</strong>ei auf Riffhaie, Korallengärten, Rochen o<strong>de</strong>r Napoleon-Fische<br />

zu treffen.<br />

Beson<strong>de</strong>re Tauchgänge erlebt man bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Austral-Inseln Rurutu<br />

und Tubuai <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit zwischen Juli und August. Dann können vorbeiziehen<strong>de</strong><br />

Buckelwale beobachtet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Neben normalen Tauchgängen<br />

ist auch Tec-Tauchen möglich. Hierzu h<strong>ab</strong>en Tauchbasen vor<br />

Ort Wrack-, Höhlen- und Tieftauchgänge bis maximal 60 Meter im<br />

Programm.<br />

Auch die Inselwelt <strong>de</strong>r Philipp<strong>in</strong>en bietet Hotspots für Tauchbegeisterte.<br />

Wer vor <strong>de</strong>r Insel Cebu taucht, sieht Korallenriffe, Fische <strong>in</strong> allen<br />

Größen und Farben bis h<strong>in</strong> zu Wracks versunkener Schiffe und<br />

<strong>ab</strong>gestürzter Flugzeuge. In e<strong>in</strong>igen Gegen<strong><strong>de</strong>n</strong> besteht zu<strong>de</strong>m die<br />

Chance, auf Haie und Thunfische zu treffen. ▶<br />

Foto © Gie Tahiti Tourisme, Tatiana Salmon<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 23


Special | Die schönsten Tauchspots<br />

Indischer Ozean<br />

Mauritius vorgelagert ist e<strong>in</strong> Korallenriff mit<br />

farbenprächtigen Fischen. Zu<strong>de</strong>m gibt es e<strong>in</strong><br />

Schlangenriff, das auf etwa 25 Metern Tiefe<br />

von Schlangen, Feuerfischen und Mantas bevölkert<br />

wird. Weitere Highlights liefern e<strong>in</strong>e<br />

aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong> Kanone<br />

<strong>in</strong> 32 Metern Tiefe sowie zwei Schiffswracks<br />

<strong>in</strong> 18 Metern und 36 Metern Tiefe.<br />

E<strong>in</strong> weiterer beliebter Spot ist Bali. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Tulamben im Nordwesten <strong>de</strong>r Insel gilt<br />

als Mekka für Taucher. Vor <strong>de</strong>r Küste wachsen<br />

Korallen, und auf <strong>de</strong>m Meeresgrund liegt<br />

das 1942 von <strong><strong>de</strong>n</strong> Japanern torpedierte und<br />

später versunkene Versorgungsschiff USAT<br />

Liberty <strong>de</strong>r US-Army.<br />

Foto © iStock.com/Kev<strong>in</strong>Panizza<br />

Foto © Fausto De Nevi/www.cubandiv<strong>in</strong>gcenters.com<br />

24 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die schönsten Tauchspots | Special<br />

Foto © iStock.com/robertman<strong>de</strong>l<br />

Foto © iStock.com/Rostislavv<br />

Foto © Noel Lopez/www.cubandiv<strong>in</strong>gcenters.com<br />

Foto © iStock.com/ShaneGross<br />

Karibisches Meer<br />

Etwa 130 Kilometer vor <strong>de</strong>r kubanischen Südwestküste und 240 Kilometer<br />

östlich <strong>de</strong>r Cayman-Inseln liegt <strong>de</strong>r Unterwasser-Naturpark<br />

Jard<strong>in</strong>es <strong>de</strong> la Re<strong>in</strong>a. Im Zentrum <strong>de</strong>s Mangroven-Inselsystems bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

sich das drittgrößte Korallenriff <strong>de</strong>r Welt. Dort ist alles beheimatet,<br />

was e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Natur zu bieten hat. Große Fischschwärme, e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Haiarten und Großfische wie 100 bis 200 Kilogramm<br />

schwere Barsche und Ju<strong><strong>de</strong>n</strong>fische kreuzen die Bahnen <strong>de</strong>r Taucher. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 25


Special | Die schönsten Tauchspots<br />

Foto © iStock.com/JakaZvan<br />

Tauchen im ewigen Eis<br />

Vor Grönland liegen die Wassertemperaturen zwischen -3 und<br />

+1 Grad Celsius. D<strong>ab</strong>ei sorgt <strong>de</strong>r Salzgehalt <strong>de</strong>s Ozeans dafür,<br />

dass das Wasser unterhalb <strong>de</strong>s Gefrierpunktes nicht erstarrt.<br />

Imposant s<strong>in</strong>d die Eisberge, an <strong>de</strong>ren steilen Wän<strong><strong>de</strong>n</strong> entlang<br />

h<strong>in</strong><strong>ab</strong>getaucht wird. In etwa 30 Metern Tiefe wachsen Kelpwäl<strong>de</strong>r<br />

aus riesigem Seetang, es gibt Korallen und zum Teil<br />

noch unent<strong>de</strong>ckte Wracks. Zu<strong>de</strong>m können <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit zwischen<br />

Mai und Juni gewaltige Fischschwärme und im Sommer<br />

auch Wale beobachtet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

D<strong>ab</strong>ei ist sogar Strömungstauchen (Drift Div<strong>in</strong>g) möglich:<br />

Der Taucher lässt sich von e<strong>in</strong>er starken Strömung treiben.<br />

E<strong>in</strong> Begleitboot nimmt ihn später wie<strong>de</strong>r auf und br<strong>in</strong>gt<br />

ihn zurück zur Tauchbasis. Die bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich auf e<strong>in</strong>em<br />

Schiff, das verschie<strong><strong>de</strong>n</strong>e Tauchspots anläuft und <strong>de</strong>shalb<br />

flexibel genug ist, die Route <strong><strong>de</strong>n</strong> Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>r Eissituation<br />

anzupassen. Auch auf <strong>de</strong>r Inselgruppe Spitzbergen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Tauchtouren unter Eis angeboten. ■<br />

Foto © iStock.com/TatianaMironenko<br />

26 NR. 5/<strong>2014</strong>


Hot Spots<br />

Foto © Daniel R. Photography<br />

Viele Menschen begeistern<br />

sich für die Hel<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

ihrer Bücher, Filme,<br />

Serien, Comics o<strong>de</strong>r<br />

Rollenspiele. Sie klei<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

sich wie e<strong>in</strong> Wesen aus<br />

<strong>de</strong>m Manga-Universum,<br />

spielen Ste<strong>in</strong>, Papier,<br />

Schere, Echse, Spock<br />

o<strong>de</strong>r üben <strong><strong>de</strong>n</strong> fehlerfreien<br />

Vulkanier-Gruß.<br />

Alle<strong>in</strong> macht das wenig<br />

Spaß. Deshalb treffen<br />

sich Fans und Nerds<br />

auf Conventions, wo<br />

sie Kl<strong>in</strong>gonisch re<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

können, ohne belächelt<br />

zu wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

weiter auf S. 38


Jeep-Safaris weltweit<br />

Nur nicht durchdrehen<br />

Drei Klänge s<strong>in</strong>d sowohl Autoliebh<strong>ab</strong>ern als auch Abenteurern Genuss<br />

und Nervenkitzel zugleich: Das dröhnen<strong>de</strong> Anlassen e<strong>in</strong>es Motors; das<br />

Knirschen und Rascheln von Geröll und Gras unter <strong><strong>de</strong>n</strong> Rä<strong>de</strong>rn; und das<br />

Rauschen unter <strong>de</strong>m Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>blech, wenn sich das Auto se<strong>in</strong>en Weg durch<br />

Bäche und Furten bahnt. Es s<strong>in</strong>d die Klänge von Wildnis und Freiheit, die<br />

Urlauber auf Jeep-Safaris erleben dürfen. Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong><br />

stellt die schönsten Plätze für die Ausflüge im Gelän<strong>de</strong>wagen vor<br />

Text: Susann Le<strong>de</strong>rer<br />

Jeep-Safaris durch die Serengeti s<strong>in</strong>d<br />

schon lange nicht mehr wohlh<strong>ab</strong>en<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Forschern vorbehalten. Ebensowenig<br />

wie sich Safaris auf die Serengeti<br />

beschränken. Das beson<strong>de</strong>re Offroad-<br />

Gefühl, auf kaum benutzten Wegen zu fahren,<br />

durch unerschlossene Gegen<strong><strong>de</strong>n</strong>, über<br />

ste<strong>in</strong>ige und sandige Bö<strong><strong>de</strong>n</strong>, durch sengen<strong>de</strong><br />

Hitze o<strong>de</strong>r erfrischen<strong><strong>de</strong>n</strong> Regen – dieses Gefühl<br />

ist <strong>de</strong>r emotionale Schleifpunkt für <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Start <strong>in</strong>s Abenteuer.<br />

Ausgangspunkt ist immer e<strong>in</strong>e rollen<strong>de</strong> Legen<strong>de</strong>:<br />

<strong>de</strong>r Jeep. Was als Markenname <strong>de</strong>s<br />

Konzerns Fiat Chrysler Automobiles begann,<br />

hat sich längst zum Überbegriff für<br />

Gelän<strong>de</strong>wagen et<strong>ab</strong>liert. E<strong>in</strong> Jeep ist e<strong>in</strong><br />

Auto, das Kraft besitzt, das die Freiheit <strong>de</strong>s<br />

Fahrens verkörpert und mit <strong>de</strong>m man durch<br />

je<strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong> kommt – e<strong>in</strong> Offroad-Fahrzeug.<br />

Wenn Anbieter von Alaska bis Südafrika<br />

Safarifahrten durch ihre Wildnis offerieren,<br />

dann s<strong>in</strong>d es meist Jeep-Safaris.<br />

Warum? Weil e<strong>in</strong> Gelän<strong>de</strong>wagen neben e<strong>in</strong>em<br />

4x4-Allradantrieb auch die besten Voraussetzungen<br />

für die Widrigkeiten <strong>de</strong>r Natur<br />

mitbr<strong>in</strong>gt.<br />

28 NR. 5/<strong>2014</strong>


Jeep-Safaris um die Welt | Hot Spots<br />

Foto © excursio-Archiv<br />

Regeln zum Fahren im Gelän<strong>de</strong><br />

Wer nicht auf organisierte Safaris gehen, son<strong>de</strong>rn e<strong>in</strong>en Jeep am Urlaubsort<br />

mieten und selbst fahren möchte, sollte neben e<strong>in</strong>igen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

die Grundregeln <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>fahrens ver<strong>in</strong>nerlicht h<strong>ab</strong>en:<br />

Sich mit <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> vertraut machen: Bestenfalls hat es <strong>de</strong>r Fahrer<br />

schon e<strong>in</strong>mal zu Fuß erlaufen, um sich schwierige Stellen e<strong>in</strong>zuprägen.<br />

Sich mit <strong>de</strong>m Auto und se<strong>in</strong>en Abmessungen vertraut machen:<br />

Gelän<strong>de</strong>wagen ist nicht gleich Gelän<strong>de</strong>wagen! Das Lesen von Bedienungsanleitung<br />

und Sicherheitsh<strong>in</strong>weisen ist ebenso Pflicht wie das<br />

E<strong>in</strong>prägen <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>s Unterbo<strong><strong>de</strong>n</strong>s – um <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wildnis<br />

empf<strong>in</strong>dliche Autoteile nicht zu gefähr<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Motoröl und Reifendruck vor <strong>de</strong>r Fahrt kontrollieren und anpassen.<br />

So langsam wie möglich und so schnell wie nötig fahren.<br />

Gangwechsel auf schwierigem Gelän<strong>de</strong> vermei<strong><strong>de</strong>n</strong>: Viele Unfälle<br />

erfolgen durch Treten <strong>de</strong>r Kupplung.<br />

Internationale Rangier-Handzeichen lernen.<br />

Gelän<strong>de</strong>schä<strong><strong>de</strong>n</strong> durch Durchdrehen <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r vermei<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> ans Lenkrad. Immer. Aber nicht zu fest, damit das Lenkrad<br />

bei kle<strong>in</strong>eren H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnissen selbst korrigieren kann.<br />

Familie o<strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong> über Pläne, Routen und Reisedauer <strong>in</strong>formieren<br />

– im Notfall können sie die Polizei benachrichtigen.<br />

Zur Sicherheit gilt <strong>ab</strong>er: Wer noch nie im Gelän<strong>de</strong> gefahren ist, sollte<br />

auf <strong>de</strong>r Reise nicht damit beg<strong>in</strong>nen. Gelän<strong>de</strong>wagen fahren will gelernt<br />

se<strong>in</strong>. Auch wer schon Offroad-Erfahrung besitzt, sollte im neuen Gelän<strong>de</strong><br />

(Wüste, wasserreiche Landschaften u.ä.) zunächst mit erfahrenen Gui<strong>de</strong>s<br />

mitfahren o<strong>de</strong>r sich umfassend <strong>in</strong>formieren.<br />

Foto © iStock.com/Freshmo<strong>de</strong>000<br />

Tagebaue <strong>in</strong> Deutschland<br />

E<strong>in</strong>mal Mondlandschaft und<br />

zurück<br />

Wer nicht gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Steppe auf<br />

Safari unterwegs ist, muss mit hügeligem<br />

Gelän<strong>de</strong> rechnen. Hohe Dünen,<br />

plötzliche Steigungen, steile<br />

Abfahrten. Normale Pkw stoßen<br />

hier an ihre Grenzen. Die tief liegen<strong>de</strong><br />

Karosserie ist <strong>de</strong>m Bo<strong><strong>de</strong>n</strong> so<br />

nahe, dass je<strong>de</strong> Erhöhung zum<br />

Aufsetzen führen kann. Die Stoßstange<br />

gräbt sich <strong>in</strong> die hügligen<br />

Erdmassen e<strong>in</strong>, o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Aufstieg<br />

kippt auf <strong>de</strong>m Höhepunkt so <strong>ab</strong>rupt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abfahrt, dass sich <strong>de</strong>r<br />

Unterbo<strong><strong>de</strong>n</strong> mit e<strong>in</strong>em hässlichen<br />

Schleifgeräusch mel<strong>de</strong>t. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 29


Jeep-Safaris im Gelän<strong>de</strong>wagen können heimatlieben<strong>de</strong><br />

Abenteurer <strong>in</strong> Deutschland nicht<br />

nur <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Tagebaugebieten <strong>de</strong>r Lausitz erleben,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf Rügen. Hanomag-<br />

Tours bietet hier Jeep-Safaris über Dünen,<br />

Wiesen und durch herrschaftliche Stadtbil<strong>de</strong>r.<br />

Per Gelän<strong>de</strong>wagen verfolgen Besucher die<br />

Spuren von Romantikmaler Caspar David<br />

Friedrich im Nordosten <strong>de</strong>r Ostsee<strong>in</strong>sel, touren<br />

auf <strong>de</strong>r Halb<strong>in</strong>sel Mönchgut im Südosten<br />

und gr<strong>ab</strong>en <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Erd-, sowie <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Ur- und Frühgeschichte<br />

zwischen Krei<strong>de</strong>see und jahrtausen<strong>de</strong>altem<br />

Opferste<strong>in</strong>.<br />

Bergbautourismus-Vere<strong>in</strong><br />

Stadt Welzow e.V.<br />

www.bergbautourismus.<strong>de</strong><br />

Am Jeep dagegen br<strong>in</strong>gen<br />

wuchtige Reifen<br />

und e<strong>in</strong>e höher gelegte<br />

Karosserie genug Abstand<br />

zwischen Fahrzeug<br />

und Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>. Böschungs-<br />

und Rampenw<strong>in</strong>kel<br />

s<strong>in</strong>d an Steigungen<br />

und steile Abfahrtsw<strong>in</strong>kel<br />

angepasst. Zu<strong>de</strong>m<br />

gewährleistet die Achsverschränkung,<br />

die bei<strong>de</strong><br />

Vor<strong>de</strong>r- bzw. H<strong>in</strong>terrä<strong>de</strong>r<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r koppelt, dass<br />

die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Luft hängen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Rä<strong>de</strong>r nicht durchdrehen,<br />

während die Rä<strong>de</strong>r mit Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>kontakt das<br />

Fahrzeug vorwärtstreiben.<br />

Hanomag-Tours Rügen<br />

www.hanomag-tours.<strong>de</strong><br />

Um diese Fahrsituationen zu testen, müssen<br />

Abenteuerlustige nicht <strong>in</strong> die wil<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Landstriche Afrikas fahren. Stille, Staub<br />

und Bauchkribbeln <strong>in</strong> verlassenen E<strong>in</strong>ö<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

h<strong>ab</strong>en <strong>de</strong>utsche Veranstalter als stimmungsvolle<br />

Safari-Atmosphäre <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>brüchen<br />

und Kiesgruben für sich ent<strong>de</strong>ckt.<br />

In e<strong>in</strong>en noch aktiven Tagebau führt <strong>de</strong>r<br />

Bergbautourismus-Vere<strong>in</strong> Stadt Welzow e.V.<br />

se<strong>in</strong>e Besucher. Im Jeep wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sie durch<br />

die Abbau-Grube geschaukelt, zu ihren Seiten<br />

bauen sich Bagger und För<strong>de</strong>rbrücke<br />

auf. Es geht über Spalten im Ste<strong>in</strong>bo<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

durch staubige o<strong>de</strong>r matschige Rillen, über<br />

Erdaufschüttungen und durch e<strong>in</strong>e »bizarre<br />

Tagebaulandschaft, die an die Sahara er<strong>in</strong>nert«.<br />

Wie könnte man auch kostengünstiger<br />

o<strong>de</strong>r komfort<strong>ab</strong>ler e<strong>in</strong>en Imbiss <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Sahara verspeisen?<br />

Fotos © excursio-Archiv<br />

30 NR. 5/<strong>2014</strong>


Jeep-Safaris um die Welt | Hot Spots<br />

Alpen und Taurus<br />

Auf Alp<strong>in</strong>wegen Richtung Sonne<br />

Foto © iStock.com/Smitt<br />

In Österreich, Südostfrankreich, Italien, Liechtenste<strong>in</strong>, Slowenien und<br />

<strong>de</strong>r Schweiz bil<strong><strong>de</strong>n</strong> die Alpen seit jeher e<strong>in</strong>e imposante Barriere für<br />

Reisen<strong>de</strong>. Herkömmliche Straßenfahrzeuge müssen sich auf Serpent<strong>in</strong>en<br />

durch die Alpen schlängeln – und verpassen d<strong>ab</strong>ei auf <strong><strong>de</strong>n</strong> asphaltierten,<br />

mit Leitplanken geschützten Straßen und <strong>in</strong> dunklen Tunneln<br />

oft die ursprüngliche Natur, die sich hier entfaltet.<br />

Wer jedoch nicht nur über Stock und Ste<strong>in</strong>, son<strong>de</strong>rn auch über Höhen<br />

und Tiefen fahren will, braucht e<strong>in</strong>en Wagen mit ausreichen<strong>de</strong>r Steigfähigkeit.<br />

Er muss starke Neigungen bergauf befahren können. Viele<br />

Gelän<strong>de</strong>wagen besitzen e<strong>in</strong>e Steigfähigkeit von 80 Prozent, also 39<br />

Grad Neigung. Auch weit über 45 Grad können manche Jeeps bezw<strong>in</strong>gen.<br />

Und das ist dr<strong>in</strong>gend notwendig, wenn <strong>de</strong>r Autofahrer das höchste<br />

Gebirge Europas <strong>ab</strong>seits <strong>de</strong>r glatten Straße überw<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> will.<br />

In <strong><strong>de</strong>n</strong> Alpen erleben Offroad-Tour-Teilnehmer, was es heißt, wirklich<br />

im Gelän<strong>de</strong> zu fahren, jenseits präparierter Offroad-Pisten – und wie es<br />

sich anfühlt, e<strong>in</strong> Panorama über kilometerweite Höhenzüge zu erleben,<br />

<strong>ab</strong>er ke<strong>in</strong>en Weg mehr vor <strong><strong>de</strong>n</strong> Augen zu h<strong>ab</strong>en. Denn <strong>de</strong>r fällt wenige<br />

Zentimeter vor <strong>de</strong>r Kühlerhaube steil berg<strong>ab</strong>. Der Jeep ruckelt los und<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>s Nichts zu fahren. Er kippt vornüber. Der Beifahrer betet. Wer<br />

nach dieser achterbahnähnlichen Abfahrt von Offroad nicht genug hat,<br />

legt sich wenig später <strong>in</strong> <strong>de</strong>r nächsten Vertikale <strong>in</strong> die Rückenpolster. Die<br />

Auffahrt zum 2.805 Meter hohen Monte Jafferau <strong>in</strong> Valle di Susa <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

italienischen Alpen ist d<strong>ab</strong>ei mit 20 Prozent Steigung noch erträglich.<br />

Viele Offroad-Touren <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Alpen überqueren <strong>in</strong> mehreren Tagen das<br />

Dach Europas und mit ihm zahlreiche Bergkämme.<br />

Wärmer, kompakter, <strong>ab</strong>er mit ebenso imposanten Blicken auf alp<strong>in</strong>e<br />

Panoramen gestalten sich Jeep-Safaris im Taurusgebirge. Dessen Berge<br />

falteten sich während <strong>de</strong>rselben Gebirgsentstehungsphase wie die Alpen<br />

auf. Von <strong><strong>de</strong>n</strong> Touristenzentren Si<strong>de</strong>, Kemer, Alanya und Antalya aus<br />

beför<strong>de</strong>rn Konvois aus mehreren Gelän<strong>de</strong>wagen ihre Gäste über die<br />

staubigen Bergwege und geben auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Gipfeln <strong><strong>de</strong>n</strong> Blick über die Urlaubsorte<br />

und Hügelketten frei. Immerh<strong>in</strong>, auf mehr als 3.000 Meter<br />

türmen sich die höchsten Berge hier im West-Taurus, <strong>de</strong>r Elmalı erreicht<br />

3.086 Meter. Und wenn auch nicht Zeit – o<strong>de</strong>r Mut – ist, sie alle<br />

zu befahren, hält die Landschaft mit e<strong>in</strong>er Mischung aus Steppe und<br />

Urwald ihre Besucher <strong>in</strong> Atem. ▶<br />

OFFROAD SCOUTE 24 – Jeep-Tour Westalpen<br />

www.offroadscoute24.<strong>de</strong><br />

Güneş Rent a Car – Jeep-Safari Alanya<br />

www.gunesrentacar.com<br />

Antalya Jeep Safari<br />

www.antalyajeepsafari.com<br />

Foto © iStock.com/Szeywerth<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 31


Hot Spots | Jeep-Safaris um die Welt<br />

Südostasien und Karibik<br />

Durch Dickicht und Dschungelflüsse<br />

Die großen Rä<strong>de</strong>r und die höher gelegte Karosserie <strong>de</strong>r Jeeps h<strong>ab</strong>en<br />

noch e<strong>in</strong>en weiteren Vorteil: Sie erhöhen se<strong>in</strong>e Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>freiheit. Der Unterbo<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

hat mehr Distanz zum Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>. Das ist nicht nur auf grobste<strong>in</strong>igen<br />

und hügeligen Wegen von Vorteil. Auch durchs Unterholz lässt<br />

sich e<strong>in</strong> Gefährt besser lenken, wenn die Stoßstange nicht gegen dicke<br />

Wurzeln und Pflanzenstiele kämpfen muss.<br />

Und wo es Landschaft gibt, muss man auch mit Bächen und Flüssen<br />

rechnen. Um nicht so lange an <strong><strong>de</strong>n</strong> Wasserläufen entlangfahren zu<br />

müssen, bis man e<strong>in</strong>e Brücke f<strong>in</strong><strong>de</strong>t, braucht e<strong>in</strong> Jeep zum Durchqueren<br />

e<strong>in</strong>e angemessene Wattiefe. Meist können Jeeps rund 40 bis 80<br />

Zentimeter tief <strong>in</strong>s Wasser e<strong>in</strong>tauchen, ohne Scha<strong><strong>de</strong>n</strong> zu nehmen.<br />

Im Dschungel führen Jeep-Safaris durch e<strong>in</strong> L<strong>ab</strong>yr<strong>in</strong>th aus Bäumen,<br />

Bächen und kantigem Unterholz. Hier erleben Touristen <strong>in</strong> drückend-feuchter<br />

Hitze beim Summen, Schwirren, Zwitschern und<br />

Brüllen <strong>de</strong>r Tiere, wie sich die exotische Wildnis aus <strong><strong>de</strong>n</strong> Träumen<br />

von <strong>de</strong>r Ferne wirklich anfühlt. So auch im thailändischen Touristen-Hot-Spot<br />

Koh Samui. Auf <strong>de</strong>r Insel bietet <strong>de</strong>r Veranstalter eOasia<br />

unter an<strong>de</strong>rem e<strong>in</strong> Halbtagesprogramm mit Gelän<strong>de</strong>-Tour, <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>m Jeep auch Elefanten als Fortbewegungsmittel dienen.<br />

Zwischen Affen- und Krokodilshow können Besucher sich auf<br />

Dschungel-Wasserrutschen im kühlen Nass erfrischen, bevor Aussichtspunkte<br />

angesteuert wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, die <strong>in</strong>s Herz <strong>de</strong>r Natur Thailands<br />

blicken lassen.<br />

Die Dschungel <strong>de</strong>r Karibik verzaubern nicht nur mit Abenteuer-,<br />

son<strong>de</strong>rn auch mit Piratenromantik. Das »Gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Zeitalter <strong>de</strong>r Piraterie«<br />

brachte im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Gewässern<br />

zwischen <strong><strong>de</strong>n</strong> mittelamerikanischen Küsten im Westen und <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Großen und Kle<strong>in</strong>en Antillen im Osten Legen<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>r Weltmeere<br />

hervor. Nicht umsonst nannte Abenteuer-Autor Robert Louis Stevenson<br />

das Expeditionsschiff, mit <strong>de</strong>m er Jim Hawk<strong>in</strong>s und Long<br />

John Silver »Die Schatz<strong>in</strong>sel« anfahren ließ, die »Hispaniola«. Der<br />

Pirat Edward Davis ließ sich am En<strong>de</strong> an se<strong>in</strong>em Lebens<strong>ab</strong>end auf<br />

Jamaika nie<strong>de</strong>r. Vielleicht warten hier noch e<strong>in</strong>ige Goldmünzen aus<br />

Davis’ Schatz auf glückliche F<strong>in</strong><strong>de</strong>r bei e<strong>in</strong>er Offroad-Tour?<br />

32 NR. 5/<strong>2014</strong>


Jeep-Safaris um die Welt | Hot Spots<br />

Fotos © iStock.com/simongurney (l<strong>in</strong>ks), iStock.com/Evgeny_Kozhevniko (rechts)<br />

Auch Kuba, Haiti und die Dom<strong>in</strong>ikanische<br />

Republik bieten e<strong>in</strong> piratisch-wil<strong>de</strong>s H<strong>in</strong>terland,<br />

s<strong>in</strong>d sie doch Nachbar<strong>in</strong>seln <strong>de</strong>s berüchtigten<br />

Piratenstützpunktes Tortuga. In<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Jeep-Safaris durch die <strong>in</strong>sularen Dschungel<br />

steht jedoch die Natur im Mittelpunkt.<br />

Wasserfälle, Höhlenbecken zum Abkühlen<br />

und Schnorcheln, Farmlan<strong>de</strong> und ihre Geschichte<br />

sowie E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die bunte Tropenfauna<br />

s<strong>in</strong>d Teil vieler Touren durch karibisches<br />

Gelän<strong>de</strong>. ■<br />

Half Day Jungle Jeep Safari Tour, Koh Samui<br />

www.eoasia.com<br />

Jeep Safari Tour Nature, Kuba<br />

www.munditours.com<br />

Jamaica 4x4 Off Road Safari<br />

www.chukka.com<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 33


Hot Spots | Obstgarten Roggwil<br />

Obstgarten Roggwil<br />

Süße Kirschen<br />

aus alter Zeit<br />

Wer am schönen Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>see <strong>urlaub</strong>t, <strong>de</strong>r besitzt mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Bergen, <strong>de</strong>m<br />

See und gemütlichen Kle<strong>in</strong>städten drumherum e<strong>in</strong>e große Auswahl an<br />

Aktivitäten. Im schweizerischen Roggwil im Kanton Thurgau kann <strong>de</strong>r<br />

Tourist e<strong>in</strong>e weitere Attraktion besuchen: e<strong>in</strong>en Obstgarten, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sehr alte<br />

Obstsorten gezüchtet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Wir h<strong>ab</strong>en uns mit Obstgärtner Walter Kradolfer<br />

über <strong><strong>de</strong>n</strong> Geschmack früherer Sorten und die Probleme bei ihrer Neuzüchtung unterhalten<br />

Interview: Daniel Forstner<br />

34 NR. 5/<strong>2014</strong>


Obstgarten Roggwil | Hot Spots<br />

Steckbrief<br />

Name: Walter Kradolfer<br />

Alter: 68<br />

Stellenbezeichnung: Vorstandsmitglied,<br />

verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

Foto © Obstsortensammlung Roggwil<br />

Herr Kradolfer, wie heißt die älteste<br />

Obstsorte, die Sie <strong>in</strong> Ihrem Garten<br />

angepflanzt h<strong>ab</strong>en?<br />

Das ist <strong>de</strong>r Sternapfel, <strong>de</strong>r nachweislich<br />

schon von <strong><strong>de</strong>n</strong> Römern gezüchtet wur<strong>de</strong>.<br />

Diese Apfelsorte wächst tatsächlich<br />

<strong>in</strong> Sternform.<br />

Wie kam es zur I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Obstsortensammlung Roggwil?<br />

Der Kanton Thurgau be<strong>ab</strong>sichtigte schon längere Zeit, e<strong>in</strong>e Obstsortensammlung<br />

anzulegen, wor<strong>in</strong> alte, vom Aussterben bedrohte<br />

Obstsorten erhalten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Als dann 1994 beim Bau <strong>de</strong>r Umgehungsstraße<br />

Arbon vier Hektar Land nicht beansprucht wur<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

kam die I<strong>de</strong>e auf, dieses Land für e<strong>in</strong>e solche Sammlung zu nutzen.<br />

Es wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r das Land vom Kanton zur Verfügung<br />

gestellt bekam und darauf 320 hochstämmige Obstbäume<br />

pflanzen konnte.<br />

Welche Obstsorten pflanzen Sie an?<br />

Die Sammlung umfasst Bäume mit Äpfeln, Birnen, Kirschen,<br />

Zwetschgen, Pflaumen und Nüssen.<br />

Können sich die Besucher im Roggwil-Garten frei bewegen?<br />

Das Gelän<strong>de</strong> ist nicht e<strong>in</strong>gezäunt und fast je<strong>de</strong>rzeit frei zugänglich,<br />

außer wenn im Frühjahr das Gras zu hoch steht.<br />

Aber auch von <strong>de</strong>r Straße her können die gut<br />

beschil<strong>de</strong>rten Bäume besichtigt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Gern<br />

kann man Mitglied wer<strong><strong>de</strong>n</strong> und bei aktiver<br />

Betätigung lernen, wie man hochstämmige<br />

Obstbäume pflegt, um<br />

<strong>de</strong>ren Früchte zu genießen.<br />

Foto © Thurgau Tourismus<br />

Wie viel kostet e<strong>in</strong>e<br />

Führung?<br />

Sie kostet 100 Franken,<br />

umgerechnet ungefähr<br />

82 Euro. Dar<strong>in</strong> enthalten<br />

ist e<strong>in</strong>e zweistündige<br />

Führung durch das<br />

Gelän<strong>de</strong> mit <strong>in</strong>teressanten<br />

Erläuterungen. Die<br />

Maximalzahl pro Gruppe<br />

beträgt 25 Personen.<br />

Die Anmeldung für<br />

e<strong>in</strong>e Führung kann<br />

unter <strong>in</strong>fo@<br />

obstsortensammlung.ch<br />

erfolgen. ▶<br />

Foto © iStock.com/photomaru<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 35


Hot Spots | Obstgarten Roggwil<br />

Gibt es e<strong>in</strong>e bestimmte Veranstaltung o<strong>de</strong>r<br />

e<strong>in</strong>en Anlass, <strong><strong>de</strong>n</strong> Sie Besuchern beson<strong>de</strong>rs<br />

empfehlen wür<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />

In erster L<strong>in</strong>ie betreiben wir die Obstsortensammlung<br />

für die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Vere<strong>in</strong>s. Als Aktivmitglied verpflichtet man<br />

sich bei e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Mitglie<strong>de</strong>rbeitrag<br />

an m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens zwei Halbtagen im Jahr<br />

mitzuarbeiten. D<strong>ab</strong>ei lernt man, fachmännisch<br />

mit hochstämmigen Obstbäumen<br />

umzugehen. Als Entlohnung darf man sich<br />

bei <strong>de</strong>r Ernte beteiligen und die Früchte<br />

gratis mit nach Hause nehmen. Am 4. Mai<br />

<strong>2014</strong> veranstalten wir e<strong>in</strong>e Maien-Apéro,<br />

also e<strong>in</strong>e Mai-Eröffnung, bei <strong>de</strong>r auch<br />

Gäste herzlich willkommen s<strong>in</strong>d.<br />

Wie hoch fallen die Ernten <strong>de</strong>r ältesten<br />

Obstsorten aus?<br />

Wir h<strong>ab</strong>en ja nur e<strong>in</strong>en Baum je Sorte. Weil<br />

die Bäume noch relativ jung s<strong>in</strong>d – die<br />

ältesten s<strong>in</strong>d 20 Jahre alt –, fällt die Menge<br />

noch entsprechend ger<strong>in</strong>g aus. Wir ernten<br />

jetzt e<strong>in</strong>ige hun<strong>de</strong>rt Kilogramm. Später<br />

s<strong>in</strong>d es sicher mehr.<br />

S<strong>in</strong>d diese Ernten für <strong><strong>de</strong>n</strong> Verbraucher<br />

beson<strong>de</strong>rs teuer?<br />

Die Aktivmitglie<strong>de</strong>r bezahlen nichts, <strong><strong>de</strong>n</strong>n<br />

sie h<strong>ab</strong>en ja mitgearbeitet. Wenn wir e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>ge Menge auf Märkten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Veranstaltungen verkaufen können, ist das<br />

e<strong>in</strong> willkommener Nebenverdienst. Wir<br />

s<strong>in</strong>d <strong>ab</strong>er ke<strong>in</strong> kommerzielles Unternehmen.<br />

E<strong>in</strong>en offiziellen Verkauf betreiben<br />

wir nicht.<br />

Was ist das teuerste Obst, das Sie bei sich<br />

pflanzen?<br />

Das s<strong>in</strong>d die Kirschen, weil die Ernte an<br />

hochstämmigen Bäumen sehr aufwendig ist.<br />

Aber wie gesagt, wir verkaufen das Obst bis<br />

jetzt nur ausnahmsweise. Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

i<strong>de</strong>eller Vere<strong>in</strong> und nicht auf Profit ausgelegt.<br />

Bei Führungen können Besucher <strong>ab</strong>er<br />

selbstverständlich reife Früchte kosten.<br />

36 NR. 5/<strong>2014</strong>


Obstgarten Roggwil | Hot Spots<br />

Auswahl <strong>de</strong>r angebauten Obstsorten<br />

Apfel<br />

Christbaumapfel<br />

Gelber Hordapfel<br />

Graue Herbstrenette<br />

Klarapfel<br />

Seenger Moosapfel<br />

Süßer Pfaffenapfel<br />

Schöner von Kent<br />

Strauwaldparmäne<br />

Roter Seeapfel<br />

Weißer W<strong>in</strong>tertaffet<br />

Birne<br />

Blutbirne<br />

Goldschmeckler<br />

Gute Luise<br />

Kifferbirne<br />

Knollbirne<br />

Schweizer Bratbirne<br />

Sommereierbirne<br />

Späte We<strong>in</strong>birne<br />

Walliser Wildbirne<br />

Wasserbirne<br />

Kirsche<br />

Braunwelsche<br />

Erstfrühe<br />

Frühe von Röhrl<br />

Rhe<strong>in</strong>fallkirsche<br />

Rieskirsche<br />

Sammetkirsche<br />

Späte Luxburger<br />

Traubenkirsche<br />

Weiße Herzkirsche<br />

Zweitfrühe<br />

Zwetschge<br />

Anna Späth<br />

Belle <strong>de</strong> Paris<br />

Bühler Frühzwetschge<br />

Dattelzwetschge<br />

Hauszwetschge Rud<strong>in</strong><br />

Löhrpflaume<br />

Mir<strong>ab</strong>elle von Nancy<br />

Pfirsichpflaume<br />

Re<strong>in</strong>eclau<strong>de</strong> d’Oull<strong>in</strong>s<br />

Viktoriapflaume<br />

Foto © Thurgau Tourismus<br />

Unterschei<strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong>e ältere Obstsorte von vergleichbaren<br />

Sorten aus <strong>de</strong>m heutigen Supermarkt-Angebot?<br />

Ältere Obstsorten s<strong>in</strong>d meist lokale Sorten. Früher hatte<br />

fast je<strong>de</strong>s Dorf se<strong>in</strong>en eigenen Apfel o<strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e eigene<br />

Birne. Die Lokalsorten s<strong>in</strong>d auf örtliche Gegebenheiten<br />

<strong>ab</strong>gestimmt, sei es <strong>in</strong> Bezug auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>, das Klima<br />

o<strong>de</strong>r die Verwertung. Neuere Obstsorten s<strong>in</strong>d weltbekannt<br />

und entsprechen eher <strong><strong>de</strong>n</strong> heutigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r Konsumenten.<br />

Warum wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die alten Obstsorten nicht mehr<br />

flächen<strong>de</strong>ckend angepflanzt?<br />

Weil man damit ke<strong>in</strong> Geld verdienen kann. Ältere Obstsorten<br />

s<strong>in</strong>d überwiegend Spezialitäten o<strong>de</strong>r Früchte für<br />

Liebh<strong>ab</strong>er. Obsthändler nehmen sie gar nicht <strong>ab</strong>. Man<br />

müsste sie selbst vermarkten, und das ist bekanntlich<br />

nicht je<strong>de</strong>rmanns Sache.<br />

Welche Pflege benötigen Ihre Obstbäume?<br />

Neben <strong>de</strong>m korrekten Kronenaufbau durch Schnitt<br />

s<strong>in</strong>d vor allem <strong>de</strong>r Pflanzenschutz und die richtige<br />

Düngung wichtig.<br />

Gibt es Gefahren für die Obstbäume?<br />

Der Feuerbrand, e<strong>in</strong>e gefährliche Bakterienkrankheit,<br />

hat schon viele Hochstamm-Obstbäume das Leben<br />

gekostet. Um hochstämmige Obstbäume zu erhalten,<br />

braucht es reichlich I<strong>de</strong>alismus.<br />

Welches ist Ihr Liebl<strong>in</strong>gsobst aus Ihrer Obstsammlung?<br />

Das s<strong>in</strong>d die Kirschen, vor allem die Sorte Cordia. Sie<br />

s<strong>in</strong>d schön groß, knackig und süß. ■<br />

Anfahrt Obstsortensammlung Roggwil<br />

Der Obstgarten ist <strong>ab</strong> Stachen ausgeschil<strong>de</strong>rt. Anschrift:<br />

Obstsortensammlung Roggwil, 9325 Roggwil. Führungen<br />

können unter <strong>in</strong>fo@obstsortensammlung.ch reserviert<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Weitere Informationen gibt es unter<br />

www.obstsortensammlung.ch.<br />

Foto © Obstsortensammlung Roggwil<br />

Foto © Thurgau Tourismus, By-l<strong>in</strong>e swiss-image.ch, Roland Gerth<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 37


eiseziel<br />

<strong>de</strong>utschland<br />

DIE SERIE<br />

Foto © Mittelsächsischer Kultursommer e.V.<br />

MAI<br />

Conventions <strong>in</strong> Deutschland<br />

Hammer-Schau<br />

<strong>in</strong> Kilt und Kutte<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r lieben Rittergeschichten, Space Shuttles<br />

und Feenstaub. Mit <strong>de</strong>m Erwachsenwer<strong><strong>de</strong>n</strong> nimmt<br />

die Liebe meist <strong>ab</strong>, <strong>de</strong>r triste Alltag frisst die<br />

Fantasie. An e<strong>in</strong>igen Tagen im Jahr <strong>ab</strong>er öffnen<br />

sich Pforten, die zurück <strong>in</strong> jene fantastischen<br />

Welten führen. Es s<strong>in</strong>d die Pforten zu Conventions,<br />

auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en die Besucher wie<strong>de</strong>r zu Rittern,<br />

Comman<strong>de</strong>rn und Feen wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Text: Susann Le<strong>de</strong>rer<br />

Feen und Kobol<strong>de</strong> zaubern sich durch die Legen<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>r Kelten; <strong>de</strong>ren<br />

Alltag jedoch g<strong>in</strong>g handfester zu. Darum tragen Insel-Fans bei<br />

sogenannten Highland Games Baumstämme durch die Gegend und<br />

werfen mit Gewichten. Bier und Whisky räumen <strong><strong>de</strong>n</strong> Magen auf, <strong>de</strong>r<br />

Highland Games<br />

Whisky, Baumstämme und Schafs<strong>in</strong>nereien<br />

Foto © iStock.com/JWveld<br />

anschließend mit Schafs<strong>in</strong>nereien gefüllt wird, die man im Schafsmagen<br />

kocht – »schmeckt so, wie es kl<strong>in</strong>gt«, kommentierten die Simpsons<br />

diese schottische Spezialität namens Haggis. Kenner Schottlands und<br />

se<strong>in</strong>er Küche holen sich <strong>ab</strong>er immer wie<strong>de</strong>r gern e<strong>in</strong>en Nachschlag.<br />

38 NR. 5/<strong>2014</strong>


Highland Games h<strong>ab</strong>en ihren<br />

Ursprung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Bergen<br />

Schottlands. Treffen Clans<br />

<strong>de</strong>r Highlands aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r,<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die Kräfte auf beson<strong>de</strong>re<br />

Weise gemessen.<br />

Muskeln braucht man bei<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Heavy Events: Baumstamm-,<br />

Gewicht- und<br />

Hammerwerfen, Gewicht-<br />

Hochwurf, Ste<strong>in</strong>stoßen und<br />

e<strong>in</strong>e Art Tauziehen mit<br />

Stock statt Seil und auf <strong>de</strong>m<br />

Bo<strong><strong>de</strong>n</strong> sitzend. Lungen keuchen<br />

bei ausge<strong>de</strong>hnten Du<strong>de</strong>lsack-Wettbewerben.<br />

Koord<strong>in</strong>ation und Konstitution von<br />

Muskeln, Lunge und Rhythmusgefühl s<strong>in</strong>d<br />

bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Aufführungen <strong>de</strong>r traditionellen<br />

schottischen Tänze gefragt. Zwischendurch<br />

spielen Musiker mit Fid<strong>de</strong>l, Trommel und<br />

Flöte <strong>in</strong> Scottish- und Irish-Folk-Konzerten<br />

zum Tanz auf.<br />

Noch heute pflegen die nordbritischen Familien<br />

diese Tradition <strong>in</strong> bis zu 100 Spielen<br />

im Jahr. Und das nur <strong>in</strong> Schottland – <strong>in</strong>ternational<br />

gesellen sich weit mehr dazu.<br />

Auch Deutschland huldigt vielerorts mit<br />

Heavy Events, Sackpfeifenklängen, Scottish<br />

Country Dances und Paartänzen <strong>de</strong>r schottischen<br />

Tradition.<br />

Foto © iStock.com/Gannet77<br />

Highlan<strong>de</strong>r im Sachsenland<br />

Beim wohl größten schottischen Event<br />

Deutschlands gibt es im September Sackpfeifen<br />

auf die Ohren und mehr als 300 Sorten<br />

Whisky auf die Zunge. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r können nicht<br />

nur das zottige Fell von Hochlandr<strong>in</strong><strong>de</strong>rn<br />

und Shetlandponys begutachten, son<strong>de</strong>rn<br />

auch an ihren eigenen M<strong>in</strong>i-Highland-<br />

Games teilnehmen. Bühnen beben unter<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Steppschritten von Lark<strong>in</strong>, Strömkarlen,<br />

An Beal Bocht, Fairydust, Balisar, McArthur<br />

Dancer und an<strong>de</strong>ren Ensembles. Emotionaler<br />

und akustischer Höhepunkt: <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>marsch<br />

<strong>de</strong>r Pipe-Bands auf <strong>de</strong>m Festplatz<br />

samt geme<strong>in</strong>samem Du<strong>de</strong>lspiel.<br />

XIV. Internationale Highland Games <strong>in</strong> Trebsen<br />

19.–21. September <strong>2014</strong> | Schloss Trebsen, Trebsen<br />

E<strong>in</strong>tritt: 9 Euro für e<strong>in</strong>en Tag, 14 Euro für drei Tage<br />

Keltenzauber im Kloster<br />

Keltisch <strong>in</strong>spirierte Musik und Kultur stehen<br />

im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Irisch-Schottischen<br />

Erlebnistage im Kloster Buch nahe <strong>de</strong>m mittelsächsischen<br />

Leisnig. Das Kräftemessen<br />

kommt natürlich auch hier nicht zu kurz.<br />

Die noch jungen Highland Games – es ist<br />

die vierte Veranstaltung ihrer Art bei Leisnig<br />

– h<strong>ab</strong>en e<strong>in</strong>en beson<strong>de</strong>ren Vorteil auf<br />

ihrer Seite: die idyllische Kulisse <strong>de</strong>s Klosters<br />

samt redseligem Klosterbru<strong>de</strong>r. Der Mönch<br />

erzählt Besuchern von <strong>de</strong>r Anlage und aus<br />

se<strong>in</strong>em Leben. Jüngere Gäste f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> auf<br />

Trampol<strong>in</strong>s, bei Bastelaktionen und Klettermöglichkeiten<br />

Abwechslung, die Pipe-Bands<br />

Crest of Gordon und Teutonia Pipe Band<br />

hüllen die mittelsächsische Klosteranlage <strong>in</strong><br />

Highland-Atmosphäre, während <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kapelle<br />

die Künstler<strong>in</strong> Fairydust musiziert. ▶<br />

Foto © Mittelsächsischer Kultursommer e.V<br />

Pipes, Drums and More<br />

19. Juli <strong>2014</strong> | Kloster Buch bei Leisnig<br />

E<strong>in</strong>tritt: 8 Euro am Sonn<strong>ab</strong>end, 7 Euro am Sonntag<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 39


Almen-Charme und Bayern-Kilts<br />

Auf e<strong>in</strong>er Anhöhe mit <strong>de</strong>m passen<strong><strong>de</strong>n</strong> Namen<br />

Streitberg bei Pfaffenhofen an <strong>de</strong>r Ilm<br />

fan<strong><strong>de</strong>n</strong> 2005 die ersten <strong>in</strong>ternationalen bayerischen<br />

Highland Games statt – mit orig<strong>in</strong>al<br />

bayerischen Kilts bzw. Kittls. Mo<strong>de</strong><strong>de</strong>signer<br />

Thomas Rettl entwarf die urtümlichen Kittl<br />

mit <strong>de</strong>m Tartan-Muster, das Ausgr<strong>ab</strong>ungen<br />

zufolge schon die alten Kelten <strong>in</strong> Hallstatt<br />

webten. Die bayerische Urtracht taucht<br />

auch <strong>in</strong> diesem Jahr die 7. Bavarian Highland<br />

Games <strong>in</strong> keltisches Karo. Hans-Jürgen<br />

Kaschak, seit 1993 Teilnehmer <strong>in</strong> Highland<br />

Games, organisiert die Spiele <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bauernhof- und W<strong>in</strong>tersport-<br />

Freilichtmuseum von Markus Wasmeier <strong>in</strong><br />

Schliersee. <strong>2014</strong> wer<strong><strong>de</strong>n</strong> zehn Herren- und<br />

fünf Frauenteams aus Deutschland und Österreich<br />

erwartet, ergänzt durch E<strong>in</strong>zelwettkämpferInnen<br />

und natürlich allerlei Sackpfeifer.<br />

Bavarian Highland Games<br />

7. September <strong>2014</strong> | Freilichtmuseum<br />

Markus Wasmeier, Schliersee<br />

E<strong>in</strong>tritt: 8 Euro <strong>in</strong>klusive Museumsbesuch<br />

Foto © Bavarian Highland Club/Freilichtmuseum Markus Wasmeier<br />

Foto © Wildcat Deutschland GmbH<br />

Schwarze Zeichen, bleiche Haut<br />

Der etwas an<strong>de</strong>re Lebensstil<br />

Vorbei s<strong>in</strong>d die Zeiten, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en e<strong>in</strong> Abweichen<br />

von <strong>de</strong>r Norm als modischer Fehltritt<br />

galt. Das Wort Ma<strong>in</strong>stream erzeugt heute<br />

eher Spott, an<strong>de</strong>rs se<strong>in</strong> ist <strong>in</strong>. Teil je<strong>de</strong>r Subkultur<br />

ist e<strong>in</strong> eigener Look, von Kleidung<br />

über Pierc<strong>in</strong>gs bis Tattoos. Letztere hat zwar<br />

auch <strong>de</strong>r Ma<strong>in</strong>stream mittlerweile für sich<br />

ent<strong>de</strong>ckt. Doch wirklich an<strong>de</strong>rs ist, wer sich<br />

an<strong>de</strong>rs zeigt – auffällig und überall.<br />

Tattoo-Kult!<br />

Tattoo-Conventions <strong>in</strong> Deutschland<br />

Der eigentliche Anlass für Tattoo-Conventions<br />

ist das Treffen von und mit Tattoo-<br />

Künstlern aus aller Welt. Tätowierer tauschen<br />

sich aus, und wer mag, kann sich sofort von<br />

e<strong>in</strong>em Hautkünstler <strong>de</strong>r Maori e<strong>in</strong> Tā moko<br />

stechen lassen. Tätowiermasch<strong>in</strong>en surren<br />

an allen Messestän<strong><strong>de</strong>n</strong>. Dort legen die Tattoostudios<br />

auch ihre Skizzenbücher aus. Der<br />

schmerzresistente Besucher kann zwischen<br />

e<strong>in</strong>fachen Mustern wie <strong><strong>de</strong>n</strong> früher sehr angesagten,<br />

jetzt eher pe<strong>in</strong>lichen Arschgeweihen<br />

über Old School bis h<strong>in</strong> zu Horror-Motiven<br />

aus Schwarz und Rot wählen, womit er gestochen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> möchte.<br />

Tattoo-Conventions s<strong>in</strong>d sowohl für Fans<br />

und Subkulturen als auch für <strong><strong>de</strong>n</strong> »Ma<strong>in</strong>stream«<br />

e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>gucker. Wer sich für die Seemannsromantik<br />

von Old-School-Motiven<br />

(Tattoos, die <strong>in</strong> Symbolik und Kunstform an<br />

die Seefahrerei angelehnt s<strong>in</strong>d) begeistert,<br />

ist <strong>in</strong> Friedrichshafen richtig. Vom 4. bis 6.<br />

Juli tätowieren Künstler auf zwei Schiffen.<br />

Abends heizen die Louisville Boppers mit<br />

Rock<strong>ab</strong>illy-Rock’n’Roll <strong><strong>de</strong>n</strong> Besuchern e<strong>in</strong>.<br />

Neben Bands beleben auf Tattoo-Expos<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger jugendfreie Tanz- und<br />

Artistenshows die Bühne. Den größten<br />

Blickfang bil<strong><strong>de</strong>n</strong> auf je<strong>de</strong>r Convention <strong>ab</strong>er<br />

die Contests <strong>de</strong>r besten Tattoos <strong>de</strong>s Tages. Sehen<br />

und gesehen wer<strong><strong>de</strong>n</strong> – das ist das Motto<br />

<strong>de</strong>r bunthäutigen Expo-Besucher.<br />

19. International Tattoo & Pierc<strong>in</strong>g Convention<br />

Dortmund<br />

13.–15. Juni | Westfalenhallen Dortmund - Halle 3B<br />

E<strong>in</strong>tritt: 15 Euro für e<strong>in</strong>en Tag, 28 Euro für drei Tage<br />

Tattooconvention Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>see<br />

4.–6. Juli | Anlegeplatz Friedrichshafen<br />

E<strong>in</strong>tritt: 15 Euro für e<strong>in</strong>en Tag, 38 Euro für drei Tage<br />

Foto © Wildcat Deutschland GmbH<br />

Tattoo-Conventions <strong>2014</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Hamburg 19.–21.04.<br />

Köln<br />

25.–−27.04.<br />

Innsbruck 26.–27.04.<br />

Mag<strong>de</strong>burg 03.–04.05.<br />

Erfurt 10.–11.05.<br />

Dortmund 13.–15.06.<br />

Münster 01.–03.08.<br />

Berl<strong>in</strong> 01.–03.08.<br />

Reutl<strong>in</strong>gen 05.–07.09.<br />

Eggenfel<strong><strong>de</strong>n</strong> 13.–14.09.<br />

Ansbach 03.10.<br />

Saarbrücken 04.–05.10.<br />

Kiel 01.–02.11.<br />

Kempten 08.–09.11.<br />

Moosburg a.d. Isar 05.–07.12.<br />

40 NR. 5/<strong>2014</strong>


Totenkult!<br />

Wave-Gotik-Treffen <strong>in</strong> Leipzig<br />

Sehen und gesehen wer<strong><strong>de</strong>n</strong> ist auch das Motto<br />

<strong>de</strong>s wohl berühmtesten Gothic-Festivals<br />

Europas. Je<strong>de</strong>s Jahr zu Pf<strong>in</strong>gsten überflutet<br />

das Wave-Gotik-Treffen (WGT) die sächsische<br />

Kulturstadt Leipzig mit tausen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

schwarzen Prachtklei<strong>de</strong>rn und dunklen<br />

Tränen auf weißen Wangen. Breite Fußgängerzonen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> plötzlich schmal, wenn<br />

Ladies <strong>in</strong> ausla<strong><strong>de</strong>n</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> Reifröcken flanieren.<br />

Herren tragen Schwarz und ziehen mit<br />

Schirm, Charme und Zyl<strong>in</strong><strong>de</strong>r durch die<br />

Straßen. Mit spitzenbesetzten Sonnenschirmen<br />

schützen die Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nacht ihre<br />

vornehm blasse Haut.<br />

Das WGT ist nicht nur für Festival-Besucher<br />

e<strong>in</strong> Augenschmaus. So freut sich Leipzig alljährlich<br />

über ausgebuchte Hotels und Camp<strong>in</strong>gplätze.<br />

Auch die Restaurantbesitzer empfangen<br />

mehr Gäste als sonst, <strong><strong>de</strong>n</strong>n nicht nur<br />

die Lords und Ladies <strong>in</strong> Black br<strong>in</strong>gen Geld<br />

<strong>in</strong> die Stadt, son<strong>de</strong>rn auch Schaulustige von<br />

außerhalb. Die dürfen sogar ohne Festival-<br />

Bändchen an e<strong>in</strong>igen Veranstaltungen <strong>de</strong>s<br />

Wave-Gotik-Treffens teilnehmen. Der Mittelaltermarkt<br />

im Heidnischen Dorf beim<br />

AGRA-Zeltplatz im Sü<strong><strong>de</strong>n</strong> Leipzigs beispielsweise<br />

ist auch Besuchern <strong>in</strong> zivil zugänglich.<br />

Zwischen schwarzgotischen Kunstwerken<br />

wehen hier Röcke und Hutfe<strong>de</strong>rn im Stil <strong>de</strong>r<br />

mittelalterterlichen Mo<strong>de</strong>.<br />

Reiseziel Deutschland | Hot Spots<br />

Wer <strong>de</strong>r dunklen Musik anhängt o<strong>de</strong>r das<br />

WGT-Wochenen<strong>de</strong> für e<strong>in</strong>en Kurztrip mit<br />

Kulturausflügen nutzen möchte, für <strong><strong>de</strong>n</strong> be<strong>in</strong>haltet<br />

das Viertages-Festivalticket für 99<br />

Euro zahlreiche Highlights: Neben Goth-<br />

Konzerten <strong>in</strong>kludiert es Vorstellungen <strong>de</strong>r<br />

Leipziger Musikalischen Komödie, <strong>de</strong>r Oper<br />

sowie <strong>de</strong>s Gewandhauses, die Apocalyptica-<br />

Klassik<strong>in</strong>terpretation »Wagner Reloa<strong>de</strong>d«,<br />

e<strong>in</strong>e kunsthistorische Nachtführung über<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Südfriedhof – Ruheort zahlreicher Persönlichkeiten<br />

aus Musik, Kunst und Wissenschaft<br />

–, sowie freien E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die<br />

Grassi-Museen für Musik<strong>in</strong>strumente und<br />

Völkerkun<strong>de</strong>. Allessamt natürlich solange<br />

die Plätze (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Platz) reichen. ▶<br />

Wave-Gotik-Treffen<br />

6.–9. Juni <strong>2014</strong> | Leipzig (über die Stadt verteilt)<br />

E<strong>in</strong>tritt: 99 Euro für vier Tage<br />

Foto © Alexan<strong>de</strong>r Löbel<br />

Foto © Jennifer Hoffert - www.jenly.<strong>de</strong><br />

Foto © Jennifer Hoffert - www.jenly.<strong>de</strong><br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 41


Hot Spots | Reiseziel Deutschland<br />

Feenstaub und Futur I - Fantastische Conventions<br />

Auch wer nicht die über zwölfstündige Exten<strong>de</strong>d-Blu-ray-Edition<br />

<strong>de</strong>r »Herr <strong>de</strong>r R<strong>in</strong>ge«-Trilogie gesehen hat, weiß: Elben h<strong>ab</strong>en spitze<br />

Ohren, Orks plattgedrückte Nasen und Zauberer lange weiße Bärte.<br />

Auch Hobbits (alias Halbl<strong>in</strong>ge – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, rundliches, freundliches<br />

Volk) bedürfen ke<strong>in</strong>er allzu großen Vorstellungskraft. Sie alle kommen<br />

auf Fantasy-Conventions zusammen und treffen hier fantastische<br />

Filmgrößen wie Harry Potter, Capta<strong>in</strong> Jack Sparrow o<strong>de</strong>r futuristischen<br />

Besuch aus e<strong>in</strong>er weit entfernten Galaxie.<br />

Foto © fedcon-photos<br />

R<strong>in</strong>g*Con: Convention für <strong><strong>de</strong>n</strong> Vater <strong>de</strong>r Fantasy<br />

Die R<strong>in</strong>g*Con im Bonner Maritim Hotel ist weit mehr als e<strong>in</strong> Sammelpunkt<br />

für gewan<strong>de</strong>te Elben, mit Schwert und Kriegshammer gerüstete<br />

Ritter und Kobol<strong>de</strong>, Zauberschüler, Hexenmeister und R<strong>in</strong>ggeister.<br />

Wer sich nicht nur entsprechend se<strong>in</strong>er Traumwelt klei<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>tauchen möchte, kann Selbstverteidigung, Stunts<br />

und Schwertkämpfe üben wie se<strong>in</strong>e kriegerischen Idole im Film, lernt<br />

s<strong>in</strong>gen, tanzen, Elbisch sprechen und schreiben wie das Schöne Volk<br />

<strong>in</strong> »Herr <strong>de</strong>r R<strong>in</strong>ge«; o<strong>de</strong>r er bastelt kunstvolle Masken, mit <strong><strong>de</strong>n</strong>en<br />

vielleicht <strong>de</strong>r Sieg beim nächsten Kostümwettbewerb errungen wird.<br />

Die Workshops auf <strong>de</strong>r R<strong>in</strong>g*Con wer<strong><strong>de</strong>n</strong> ergänzt durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Elbenwald-Flohmarkt<br />

und Diskussionen rund um das literarische Werk<br />

<strong>de</strong>s »Hobbit«-Schöpfers J.R.R. Tolkien (<strong>de</strong>r britische Philologe erfand<br />

mit se<strong>in</strong>er fantastischen Welt auch die Sprachen, die hier gesprochen<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong> – <strong>in</strong>sgesamt mehr als 20, samt Vok<strong>ab</strong>elschatz und Grammatik).<br />

Und während <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>r Fantasy im Geiste allgegenwärtig ist,<br />

gibt es Hel<strong><strong>de</strong>n</strong> aus Film und Fernsehen <strong>in</strong> Fleisch und Blut zu sehen.<br />

So schicken TV-Serien wie »Supernatural« o<strong>de</strong>r »Game of Thrones«,<br />

von <strong><strong>de</strong>n</strong>en selbst Fernsehverweigerer schon gehört h<strong>ab</strong>en, ihre Abgesandten<br />

zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Fans.<br />

David Wenham spielte<br />

<strong>in</strong> »Herr <strong>de</strong>r R<strong>in</strong>ge« <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Menschenkrieger Faramir<br />

R<strong>in</strong>g*Con<br />

17.–19. Oktober <strong>2014</strong> | Maritim Hotel Bonn | E<strong>in</strong>tritt: 104 Euro für drei Tage<br />

42 NR. 5/<strong>2014</strong><br />

Foto © fedcon-photos


Reiseziel Deutschland | Hot Spots<br />

FedCon: E<strong>in</strong> Stargate <strong>in</strong> an<strong>de</strong>re Universen<br />

E<strong>in</strong> überirdisches Portal öffnet sich Besuchern <strong>de</strong>r FedCon <strong>in</strong> Düsseldorf:<br />

das Stargate. Aus <strong>de</strong>m berühmten K<strong>in</strong>ofilm von 1994 entwickelte<br />

Brad Wright e<strong>in</strong>e Serie, die als bis dah<strong>in</strong> längstlaufen<strong>de</strong> Serie <strong>in</strong>s<br />

Gu<strong>in</strong>ness-Buch <strong>de</strong>r Rekor<strong>de</strong> E<strong>in</strong>zug fand: Stargate SG-1. Rund 6.000<br />

Besucher wer<strong><strong>de</strong>n</strong> auf <strong>de</strong>r diesjährigen FedCon erwartet, um ihre<br />

Hel<strong><strong>de</strong>n</strong> aus <strong>de</strong>m Sci-Fi-Fernsehen – unter an<strong>de</strong>rem die Hauptdarsteller<br />

Richard Dean An<strong>de</strong>rson (Capta<strong>in</strong> Jack O’Neill, auch bekannt<br />

als legendärer Special Agent MacGyver), Amanda Tapp<strong>in</strong>g (Capta<strong>in</strong><br />

Samantha Carter) und Michael Shanks (Dr. Daniel Jackson) – persönlich<br />

zu bewun<strong>de</strong>rn. Auch aus <strong>de</strong>m Star-Trek-Universum kommt<br />

namhafter Besuch mit Nichelle Nichols (Lieutenant Uhura), Roxann<br />

Dawson (B’Elanna Torres) o<strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>r Siddig (Dr. Julien Bashir).<br />

Zwischen Interviews und Lesungen mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Stars tauchen große und<br />

kle<strong>in</strong>e Fans, ob <strong>in</strong> Space-Kleidung o<strong>de</strong>r zivil, <strong>in</strong> die Welt zwischen<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Sternen e<strong>in</strong>. Sie begrüßen R2-D2 und C-3PO, rätseln über die<br />

Funktionen tausen<strong>de</strong>r Knöpfe im nachgebauten Masch<strong>in</strong>enraum,<br />

können Masken und Kostüme ihrer Liebl<strong>in</strong>ge aus nächster Nähe begutachten.<br />

Die German Garrisson, e<strong>in</strong>e Star-Wars-Fan-Vere<strong>in</strong>igung,<br />

tritt alljährlich ihren kostümierten Marsch aus Stormtroopern, Boba<br />

Fetts und Darth-Va<strong>de</strong>r-Klonen über das Convention-Gelän<strong>de</strong> an.<br />

Hier h<strong>ab</strong>en nicht nur Fans etwas zu sehen: Auch für Schaulustige und<br />

Familien ist das Event e<strong>in</strong> Highlight. ▶<br />

FedCon | 29. Mai–1. Juni | Maritim Hotel Düsseldorf<br />

E<strong>in</strong>tritt: <strong>ab</strong> 135 Euro für vier Tage<br />

Foto © fedcon-photos<br />

Foto © fedcon-photos<br />

Foto © fedcon-photos<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 43


Hot Spots | Reiseziel Deutschland<br />

RPC und NordCon: Rollenspiele mit System<br />

Auf <strong>de</strong>r Role Play Convention (RPC) Köln dreht sich alles ums Spielen.<br />

Egal ob Kartenspiele, Brettspiele, Computerspiele o<strong>de</strong>r Würfelspiele<br />

– Hauptsache Rollenspiele! In Rollenspielen entwirft <strong>de</strong>r Spieler<br />

e<strong>in</strong>en Charakter (Mensch, Elf, Ork, Zwerg, Kämpfer, Dieb, Magier<br />

und vieles mehr), <strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen Rolle er Abenteuer durchlebt: virtuell<br />

am PC, über traditionelle Medien wie Spielkarten o<strong>de</strong>r -bretter o<strong>de</strong>r<br />

auch mit Fantasie und Würfelsystem. Rund 200 Aussteller präsentieren<br />

<strong>2014</strong> ihre et<strong>ab</strong>lierten und neuen fantastischen Produkte. Alles<br />

ausprobieren ist selbstverständlich erlaubt. Und wer sich angesichts<br />

hun<strong>de</strong>rter Orks, Trolle und Monster sowie Elben-, Menschen- und<br />

Zwergenkrieger fehl am Platze fühlt, kann auf 5.000 Quadratmetern<br />

Mittelaltermarkt e<strong>in</strong>e angemessene Gewandung erstehen. Selbst die<br />

richtigen Ohren gibt’s für <strong><strong>de</strong>n</strong> authentischen Look.<br />

RPC Köln | 10.-11. Mai | Koelnmesse, Köln<br />

E<strong>in</strong>tritt: 9,50 Euro für e<strong>in</strong>en Tag, 17 Euro für bei<strong>de</strong> Tage<br />

Etwa 30 Händler und Verlage, darunter die großen <strong>de</strong>utschen Rollenspiel-Anbieter<br />

Ulisses Spiele und Prometheus Games, fokussieren<br />

sich auf <strong>de</strong>r NordCon <strong>in</strong> Hamburg vor allem auf Pen-&-Paper-Rollenspiele<br />

(sie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> nur mit Würfeln und Charakterbögen gespielt),<br />

M<strong>in</strong>iatur- und Brettspiele sowie Live Action Role Play<strong>in</strong>g (LARP) –<br />

jenes Rollenspiel, bei <strong>de</strong>m die verklei<strong>de</strong>ten und bewaffneten Spieler<br />

auf Außenstehen<strong>de</strong> wie Theaterakteuere wirken. Workshops zu Le<strong>de</strong>rverarbeitung<br />

o<strong>de</strong>r Waffenkampf wer<strong><strong>de</strong>n</strong> ergänzt durch Lesungen<br />

von Fantasy-Autoren wie Markus Heitz, <strong>de</strong>r mit se<strong>in</strong>er Romanreihe<br />

»Die Zwerge« ganze Buchla<strong><strong>de</strong>n</strong>-Theken für sich e<strong>in</strong>nahm.<br />

NordCon | 13.-15. Juni<br />

Schule beim Pachthof, Hamburg-Horn<br />

E<strong>in</strong>tritt: 8 Euro am Sonn<strong>ab</strong>end, 10 Euro für drei Tage,<br />

5 Euro für Gewan<strong>de</strong>te (pauschal)<br />

Foto © Bianca Dietz<br />

Foto © Enjoy Event Market<strong>in</strong>g GmbH<br />

Foto © Bianca Dietz


Reiseziel Deutschland | Hot Spots<br />

Foto © Maximilian Metzler<br />

Spieletage: Mehr Spiele<br />

Sie schleppen Rucksäcke und Plastiktüten<br />

o<strong>de</strong>r ziehen Bollerwagen h<strong>in</strong>ter sich her. Auf<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Internationalen Spieletagen »Spiel« <strong>in</strong><br />

Essen, ausgerichtet vom Friedhelm Merz Verlag,<br />

s<strong>in</strong>d Besucher vor allem damit beschäftigt,<br />

die neuesten Brettspiele, Ball-, Jonglier-<br />

und an<strong>de</strong>re Outdoorspiele, Würfel, Dom<strong>in</strong>osets<br />

und mehr zwischen <strong><strong>de</strong>n</strong> 47.000<br />

Quadratmetern Messehallen und <strong>de</strong>m eigenen<br />

Auto h<strong>in</strong>- und herzutransportieren.<br />

Im Zentrum dieser Convention stehen alle<br />

Spiele, die nicht am Computer o<strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>m Smartphone gespielt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. In Essen<br />

wird <strong>de</strong>shalb e<strong>in</strong> Fest <strong>de</strong>s traditionellen<br />

Spiele<strong>ab</strong>ends gefeiert. An Tischen und auf<br />

Turnieren darf je<strong>de</strong>r mitspielen. Natürlich<br />

erhaschen Besucher auch hier fantastische<br />

Anblicke von Orks, Elfen, Piraten und allerlei<br />

Sagen- und Abenteuervolk.<br />

Internationale Spieletage Essen<br />

16.-19. Oktober<br />

Messegelän<strong>de</strong> Essen<br />

E<strong>in</strong>tritt: 11,50 Euro für e<strong>in</strong>en Tag,<br />

27 Euro für vier Tage<br />

Foto © Andrea Macchia<br />

Mosel-Jonglier-Festival: Noch mehr<br />

Spiele<br />

Noch recht jung ist diese Veranstaltung im<br />

Moselgebiet, wo vom 31. Juli bis 3. August<br />

Bälle, Bän<strong>de</strong>r und Keulen <strong>in</strong> die Lüfte fliegen.<br />

Zwischendr<strong>in</strong> fliegt auch <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Mensch h<strong>in</strong>terher. Beim Mosel-Jonglier-Festival<br />

verwan<strong>de</strong>lt sich <strong>de</strong>r Bauernhof<br />

»Zur Klostermühle« nahe <strong>de</strong>m Karmelitenkloster<br />

Spr<strong>in</strong>giersbach <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Eifel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Arena für Jongleure, Artisten und Enterta<strong>in</strong>er.<br />

Christoph Engels ist alles zusammen –<br />

und zusätzlich Landwirt. Schon kurz nach<strong>de</strong>m<br />

er das Festival auf <strong>de</strong>m heimatlichen<br />

Bauernhof <strong>in</strong>s Leben gerufen hatte, mel<strong>de</strong>ten<br />

sich 250 Künstler an. Die tauschen und<br />

präsentieren ihr Wissen <strong>in</strong> Workshops und<br />

Zirkus-Shows. E<strong>in</strong> Kreis im Maisfeld bil<strong>de</strong>t<br />

die ländliche Kulisse <strong>de</strong>r Arena. Das Festivalgelän<strong>de</strong><br />

rund um die Klostermühle ist<br />

d<strong>ab</strong>ei für alle – Teilnehmer wie Schaulustige<br />

– offen; E<strong>in</strong>tritt kosten nur die Zirkusgala<br />

und die Open-Air-Show mit anschließen<strong>de</strong>r<br />

Party <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mais-Arena. ■<br />

Mosel-Jonglier-Festival<br />

31. Juli-3. August<br />

Zur Klostermühle, Bengel (Mosel)<br />

E<strong>in</strong>tritt: Zirkusgala am Freitag 15 Euro,<br />

Open-Stage-Show am Sonn<strong>ab</strong>end 10 Euro<br />

Foto © Axel Kohlhaas<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 45


Hot Spots | Tag <strong>de</strong>s Handtuchs<br />

Tag <strong>de</strong>s Handtuchs<br />

Frottee am Pool<br />

Was sich im <strong>in</strong>tergalaktischen Raum bewährt hat, kann für e<strong>in</strong>en Mallorca-Urlaub nicht falsch<br />

se<strong>in</strong>: das Handtuch. Doch es taugt zu weit mehr also nur zum Abtrocknen. Auf Mallorca wird<br />

es zur unentbehrlichen Mehrzweckwaffe<br />

Text: Ingo Köcher


Tag <strong>de</strong>s Handtuchs | Hot Spots<br />

Foto © iStock.com/ vanbeets<br />

Früher ordneten kirchliche Festtage <strong><strong>de</strong>n</strong> Lauf <strong>de</strong>s Jahres.<br />

In jüngster Zeit konkurrieren sie jedoch immer öfter<br />

mit profanen Feiertagen, <strong>de</strong>ren S<strong>in</strong>n sich nicht immer<br />

auf <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten Blick erschließt. Trotz<strong>de</strong>m erfreuen sie<br />

sich e<strong>in</strong>er wachsen<strong><strong>de</strong>n</strong> Beliebtheit. So gibt es e<strong>in</strong>en Welt-<br />

Nichts-Tag (16. Januar), <strong><strong>de</strong>n</strong> Tag <strong>de</strong>r Jogg<strong>in</strong>ghose (21. Januar),<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Weltlachtag am ersten Sonntag im Mai, e<strong>in</strong>en<br />

Gegenteil-Tag am 11. November und <strong><strong>de</strong>n</strong> Welt-Orgasmus-Tag<br />

am 21. Dezember.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r wichtigsten neuzeitlichen Feiertage ist<br />

<strong>de</strong>r Towel Day. Zelebriert wird <strong>de</strong>r Handtuch-<br />

Tag weltweit am 25. Mai. Wer jetzt ungläubig<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Kopf schüttelt, wird bei genauerer Betrachtung<br />

schnell <strong>de</strong>mütig das Haupt senken.<br />

Be<strong><strong>de</strong>n</strong>kt man nämlich die Tragweite <strong>de</strong>s Handtuch-Tages,<br />

steht die Be<strong>de</strong>utung dieses speziellen<br />

Feiertages außer Frage.<br />

Mit <strong>de</strong>m Handtuch durchs Weltall<br />

Die Wurzeln <strong>de</strong>s Towel Day s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Literatur zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> – allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht <strong>in</strong> klerikalen Abhandlungen o<strong>de</strong>r im Handbuch »1.000<br />

D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> trockenen Tüchern«, son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reiseführer <strong>de</strong>r speziellen<br />

Art: »Per Anhalter durch die Galaxis«.<br />

Dar<strong>in</strong> empfiehlt <strong>de</strong>r Autor Douglas Adams <strong>in</strong>terstellaren Noma<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

alles Entbehrliche auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu lassen und die Reiseausstattung<br />

auf e<strong>in</strong> Handtuch zu reduzieren. Nicht mehr, <strong>ab</strong>er auch nicht weniger.<br />

Adams rüstet se<strong>in</strong>en Romanheld, <strong><strong>de</strong>n</strong> Durchschnittsenglän<strong>de</strong>r<br />

Arthur Dent, entsprechend spartanisch aus und beschreibt das<br />

Handtuch als »so ziemlich das Nützlichste« auf e<strong>in</strong>er Reise durch<br />

die Galaxie.<br />

Foto © iStock.com/Brosa<br />

Nun ist erdverbun<strong><strong>de</strong>n</strong>en Touristen natürlich klar, dass es noch e<strong>in</strong>e<br />

ganze Weile dauern dürfte, bis <strong>in</strong>terstellare Trips zum Programm<br />

von Reiseveranstaltern gehören. Deshalb stellt sich die Frage nach<br />

<strong>de</strong>m Handtuch für Reisen <strong>in</strong>s All noch nicht. Dennoch kann es nicht<br />

scha<strong><strong>de</strong>n</strong>, sich auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Tag X vorzubereiten – etwa bei <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s eigenen Urlaubs. Wer puristisch wie Arthur Dent reisen<br />

möchte, <strong>de</strong>m genügen Handtuch und Pass. Die meisten Menschen<br />

mögen es komfort<strong>ab</strong>ler, sie packen e<strong>in</strong> paar D<strong>in</strong>ge mehr <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Koffer.<br />

Doch ganz gleich, wie man sich entschei<strong>de</strong>t: das Handtuch ist<br />

immer das Herzstück <strong>de</strong>r Ausrüstung. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 47


Hot Spots | Tag <strong>de</strong>s Handtuchs<br />

Foto © Turespaña<br />

Kampftuch für Mallorca<br />

Für viele Menschen mag sich die Funktion <strong>de</strong>s Handtuchs auf das<br />

Abtrocknen nach <strong>de</strong>m Duschen beschränken. Klüger ist, wer das<br />

ganze Potential <strong>de</strong>s Textils erkennt. Denn e<strong>in</strong> Handtuch taugt nicht<br />

nur zum Trockenrubbeln. Beispielsweise lässt sich damit e<strong>in</strong> Claim<br />

<strong>ab</strong>stecken.<br />

Kuschelweich <strong>ab</strong>rubbeln<br />

Um Gegenstän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r sich selbst <strong>ab</strong>zutrocknen, bedienten sich die<br />

Menschen seit jeher textiler Hilfsmittel. D<strong>ab</strong>ei spielten Le<strong>in</strong>entücher<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle. Die sorgten unter an<strong>de</strong>rem während liturgischer<br />

Zeremonien dafür, <strong><strong>de</strong>n</strong> direkten Kontakt zwischen heiligen Reliquien<br />

und <strong><strong>de</strong>n</strong> Hän<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>r Priester zu vermei<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Foto © iStock.com/spfoto<br />

Erfahrene Mallorca-Urlauber wissen, was geme<strong>in</strong>t ist. Im 17. Bun<strong>de</strong>sland<br />

übersteigt die Zahl <strong>de</strong>r Hotelgäste nicht selten die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Liegen am Hotelpool. Da fängt nur <strong>de</strong>r sehr frühe Vogel <strong><strong>de</strong>n</strong> Wurm<br />

– bei Sonnenaufgang, wenn <strong>de</strong>r Wettlauf um die schönste Liege beg<strong>in</strong>nt.<br />

Doch die Pole-Position zu h<strong>ab</strong>en ist e<strong>in</strong>e Sache, das Liegemöbel<br />

sichtbar zu markieren e<strong>in</strong>e ganz an<strong>de</strong>re.<br />

Spätestens jetzt muss man die enorme Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Handtuchs verstehen.<br />

Zu<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>utlich, dass e<strong>in</strong> repräsentativ-großformatiges<br />

und möglichst mit Signalfarben gepimptes Handtuch schnell zum<br />

Schwergewicht nonverbaler Kommunikation wird. Denn es schreit<br />

förmlich: Bis hierher, Frem<strong>de</strong>r, und ke<strong>in</strong>en Schritt weiter!<br />

48 NR. 5/<strong>2014</strong>


Tag <strong>de</strong>s Handtuchs | Hot Spots<br />

Foto © Ra<strong>in</strong>er Sturm/pixelio<br />

Foto © iStock.com/joste_dj<br />

Das Handtuch nach heutigem Verständnis gibt es jedoch erst seit<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts. D<strong>ab</strong>ei war die beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong> Industrialisierung<br />

von zentraler Be<strong>de</strong>utung. Denn um e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r heute verbreiteten<br />

Frotteehandtücher herzustellen, bedurfte es spezieller Webtechniken.<br />

E<strong>in</strong> Frotteehandtuch besteht aus e<strong>in</strong>er Unter- und e<strong>in</strong>er Deckschicht.<br />

Die e<strong>in</strong>gesetzten Fasern <strong>de</strong>r Unterschicht verfügen über Schl<strong>in</strong>gen,<br />

die für e<strong>in</strong>e Vergrößerung <strong>de</strong>r Oberfläche sorgen. Sichtbar wird diese<br />

Struktur – gewissermaßen vergrößert – an <strong>de</strong>r Oberschicht. Die Fä<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

hier s<strong>in</strong>d ebenfalls <strong>in</strong> Schl<strong>in</strong>gen gewebt und wer<strong><strong>de</strong>n</strong> als Florkette<br />

auf die Unterschicht aufgebracht. Das verwebte Garn besitzt e<strong>in</strong>e hohe<br />

Saugfähigkeit, die das Frotteehandtuch zu<strong>de</strong>m angenehm weich macht.<br />

Da ihre Herstellung ursprünglich sehr teuer war, dauerte es längere<br />

Zeit, bis sich Frotteehandtücher durchsetzten. D<strong>ab</strong>ei spielte auch die<br />

Infrastruktur <strong>in</strong> Stadt und Land e<strong>in</strong>e Rolle. Denn erst mit Frischwasser-<br />

und Abwasseranschlüssen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Haushalten begann sich die<br />

Körperpflege, wie wir sie heute kennen, durchzusetzen. In <strong>de</strong>r Folge<br />

stieg auch die Nachfrage nach Handtüchern. Es wur<strong><strong>de</strong>n</strong> größere<br />

Stückzahlen zu niedrigeren Preisen produziert.<br />

Testsiegel für Extremsauger<br />

Handtücher gibt es für die unterschiedlichsten Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

vom großen Ba<strong>de</strong>tuch bis zu kle<strong>in</strong>en Gästehandtüchern. Das ist an<br />

sich wenig spektakulär. Doch Deutschland wäre nicht Deutschland,<br />

gäbe es nicht Menschen, die vor <strong>de</strong>m Kauf e<strong>in</strong>es Handtuchs Beratung<br />

suchen. I<strong>de</strong>alerweise <strong>in</strong>formiert sich <strong>de</strong>r kritische Konsument<br />

mit e<strong>in</strong>em Test. Genau <strong><strong>de</strong>n</strong> lieferte das Männermagaz<strong>in</strong> Men’s<br />

Health.<br />

D<strong>ab</strong>ei schnitt <strong>de</strong>r Frottiertuch-Klassiker nicht gut <strong>ab</strong>. Er lan<strong>de</strong>te<br />

auf e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r h<strong>in</strong>teren Plätze. Schlechter bewertet wur<strong><strong>de</strong>n</strong> nur die<br />

Baumwollhandtücher. Testsieger waren Handtücher aus Viskose,<br />

die während <strong>de</strong>r Versuchsreihe bis zum Neunfachen <strong>de</strong>s eigenen<br />

Gewichts an Wasser aufnahmen. Ebenfalls empfehlenswert seien<br />

Handtücher aus Polyester. Die Mikrofaser nahm im Test immerh<strong>in</strong><br />

noch das Siebenfache <strong>de</strong>s Eigengewichts an Wasser auf. Zu<strong>de</strong>m<br />

überzeugten die Testsieger durch kurze Trockenzeiten. Die Verlierer<br />

h<strong>in</strong>gegen b<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> kaum die Hälfte <strong>de</strong>s Eigengewichts an Wasser<br />

und benötigen unverhältnismäßig lange zum Trocknen. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 49


Hot Spots | Tag <strong>de</strong>s Handtuchs<br />

Foto © iStock.com/tanukiphoto<br />

Vandalen im Ba<strong>de</strong>zimmer<br />

Auf Test und Kauf folgt die Individualisierung <strong>de</strong>s Handtuchs. Je<br />

nach Temperament kann man aus <strong>de</strong>m sche<strong>in</strong>bar endlosen Angebot<br />

Motive mit lustigen Sprüchen, nackten Frauen o<strong>de</strong>r niedlichen Hun<strong>de</strong>welpen<br />

kaufen. Handtücher lassen sich <strong>ab</strong>er noch mehr personalisieren:<br />

mit <strong>de</strong>m eigenen Namen besticken, mit Perlen verzieren o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Foto <strong>de</strong>r Schwiegermutter bedrucken.<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Spezies <strong>de</strong>r Handtuchliebh<strong>ab</strong>er s<strong>in</strong>d die Jäger und<br />

Sammler. Sie konzentrieren sich auf Hotels, Pensionen und Kreuzfahrtschiffe.<br />

Vor <strong>de</strong>m Auschecken wird e<strong>in</strong>gepackt, was <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Rollkoffer passt: Handtücher, Waschlappen, Ba<strong>de</strong>tücher, -mäntel<br />

und -latschen sowie das gesamte Angebot an Körperpflegemitteln<br />

und Accessoires, das im Ba<strong>de</strong>zimmer zur Auswahl stand. Der weit<br />

verbreitete Glaube, all das sei im Zimmerpreis <strong>in</strong>begriffen, ist e<strong>in</strong><br />

Irrtum. Was <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Hotel entwen<strong>de</strong>t, ist Diebesgut.<br />

Pe<strong>in</strong>lich wird es, wenn das Zimmermädchen <strong><strong>de</strong>n</strong> Schwund<br />

Foto © Cala Llombards, Mallorca Tommie Hansen CC BY 2.0<br />

bemerkt, während <strong>de</strong>r Gast am Tag <strong>de</strong>r Abreise mit <strong>de</strong>m Koffer<br />

voller textiler An<strong><strong>de</strong>n</strong>ken auf <strong>de</strong>m Weg zur Rezeption ist. Das Auschecken<br />

gerät dann zum Auspacken, vor <strong><strong>de</strong>n</strong> Augen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Hotelgäste.<br />

Um solche Schä<strong><strong>de</strong>n</strong> zu reduzieren, gehen Hotelbetreiber und Ree<strong>de</strong>reien<br />

teilweise zum guten alten Pfand über. Handtücher wer<strong><strong>de</strong>n</strong> weiterh<strong>in</strong><br />

zur Verfügung gestellt, doch <strong>de</strong>r Gast muss beim E<strong>in</strong>checken<br />

e<strong>in</strong>e Kaution h<strong>in</strong>terlegen. Die erhält er zurück, wenn beim Auschecken<br />

ke<strong>in</strong> Textil fehlt. Weit verbreitet ist auch die Kaution für Ba<strong>de</strong>tücher,<br />

die zum Strand o<strong>de</strong>r Pool mitgenommen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Drei Liegen auf e<strong>in</strong>en Streich<br />

Mit <strong>de</strong>m eigenen Liebl<strong>in</strong>gs- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m neutralen Hotelhandtuch ist<br />

<strong>de</strong>r Urlauber auf Mallorca bestens für <strong><strong>de</strong>n</strong> Kampf um die Liege gerüstet.<br />

D<strong>ab</strong>ei blickt er nicht nur se<strong>in</strong>en Landsleuten <strong>in</strong>s zornige Auge.<br />

50 NR. 5/<strong>2014</strong>


Tag <strong>de</strong>s Handtuchs | Hot Spots<br />

Erfahrene Mallorca-Fans berichten über e<strong>in</strong>e zweite Front: Englän<strong>de</strong>r<br />

schlagen die Deutschen immer öfter mit ihren eigenen Waffen.<br />

Sie stehen noch früher auf und be<strong>de</strong>cken die Liegen gleich reihenweise<br />

mit ihren Handtüchern. So hat sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Handtuchkrieger<br />

die Schlacht am Pool nicht vorgestellt.<br />

Foto © iStock.com/dom<strong>in</strong>_dom<strong>in</strong><br />

Wenn zwei sich streiten, freut sich <strong>de</strong>r Dritte. In Mallorca s<strong>in</strong>d es die Händler, die vom Krieg<br />

um die Liegen profitieren. Sie bieten XXXL-Handtücher an und machen damit alle glücklich:<br />

Den Urlauber, <strong>de</strong>r mit e<strong>in</strong>em Handtuch drei Liegen auf e<strong>in</strong>mal reservieren kann, und sich<br />

selbst, weil <strong>de</strong>r Verkaufspreis um <strong><strong>de</strong>n</strong> XXXL-Faktor steigt.<br />

Spätestens hier wird <strong>de</strong>utlich, von welch enormer Wichtigkeit <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>s Handtuchs ist.<br />

Denn je<strong>de</strong>r hat täglich mit e<strong>in</strong>em Handtuch zu tun. Da ist es nur folgerichtig, e<strong>in</strong>mal im Jahr<br />

das Handtuch zu würdigen. Dazu liefert <strong>de</strong>r Towel Day am 25. Mai <strong><strong>de</strong>n</strong> Menschen auf <strong>de</strong>r<br />

ganzen Welt e<strong>in</strong>en feierlichen Rahmen – un<strong>ab</strong>hängig davon, ob das Handtuch <strong><strong>de</strong>n</strong> Reisen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

durch ferne Galaxien o<strong>de</strong>r nach Mallorca begleitet. ■<br />

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Mallorca<br />

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NR. 5/<strong>2014</strong> 51


Hot Spots | Luxuskaffee aus Sumatra<br />

Luxuskaffee aus Sumatra<br />

Modrig, mild und<br />

sirupgleich<br />

Dreck zu Gold machen – das ist <strong>de</strong>r Traum e<strong>in</strong>es je<strong><strong>de</strong>n</strong> Geschäftsmanns.<br />

Auf Sumatra wird dieser Traum Wirklichkeit. Hier produziert man <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

teuersten Kaffee <strong>de</strong>r Welt – aus <strong>de</strong>m Darmtrakt e<strong>in</strong>er Katze<br />

Text: Daniel Forstner<br />

Foto © iStock.com / GeorgePeters


Luxuskaffee aus Sumatra | Hot Spots<br />

Kaffeeliebh<strong>ab</strong>er wer<strong><strong>de</strong>n</strong> ihn kennen:<br />

Kopi Luwak, <strong><strong>de</strong>n</strong> teuersten Kaffee <strong>de</strong>r<br />

Welt. Für e<strong>in</strong>e Tasse im exklusiven<br />

Kaffeehaus muss man bis zu 40 Euro<br />

zahlen, und auch beim Kaffeegenuss zu Hause<br />

braucht niemand auf Schnäppchenpreise<br />

zu hoffen. Pro Kilogramm s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens<br />

300 Euro fällig, <strong>in</strong> Europa sogar 1.200 Euro.<br />

Foto © iStock.com / EdStock Foto © Visit Indonesia Tourism Office<br />

Alles muss raus<br />

Das ist erstaunlich, <strong><strong>de</strong>n</strong>n für europäische Gewohnheiten<br />

ist <strong>de</strong>r Entstehungsprozess von<br />

Kopi Luwak wenig appetitlich. In <strong>de</strong>r Produktionskette<br />

<strong>de</strong>s Kaffees spielt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>donesische<br />

Schleichkatze e<strong>in</strong>e entschei<strong><strong>de</strong>n</strong><strong>de</strong> Rolle. Sie ist<br />

unter <strong><strong>de</strong>n</strong> Namen Fleckenmusang, Zibetkatze<br />

o<strong>de</strong>r Luwak bekannt. Daraus leitet sich Kopi<br />

Luwak <strong>ab</strong> – Kopi heißt auf Indonesisch Kaffee.<br />

Luwaks ernähren sich <strong>in</strong> freier Wildbahn u.a.<br />

von <strong><strong>de</strong>n</strong> roten Ste<strong>in</strong>früchten <strong>de</strong>r Kaffeesträucher.<br />

Sie können <strong>ab</strong>er nur das Fruchtfleisch<br />

verdauen. Die Samen – besser bekannt als<br />

Kaffeebohnen – wer<strong><strong>de</strong>n</strong> unverdaut ausgeschie<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Irgendwann kam jemand auf die<br />

I<strong>de</strong>e, die Bohnen aufzusammeln und zu rösten,<br />

um daraus e<strong>in</strong>en Kaffee zu kochen. Und<br />

<strong>de</strong>r schmeckte köstlich.<br />

E<strong>in</strong>e endgültige Erklärung für diesen Effekt<br />

gibt es noch nicht. Wissenschaftler vermuten,<br />

dass die Kaffeebohnen im Verdauungstrakt<br />

<strong>de</strong>s Tieres nass fermentiert wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

(Fermentation ist die enzymatische Umwandlung<br />

organischer Stoffe). Dadurch spalten<br />

sich die Bitterstoffe, die <strong>de</strong>m Kaffee se<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zigartige, sanfte Note verleihen. W<strong>in</strong>zige<br />

E<strong>in</strong>buchtungen auf <strong>de</strong>r Bohne, die bei <strong>de</strong>r<br />

herkömmlichen Kaffeegew<strong>in</strong>nung unbekannt<br />

s<strong>in</strong>d, unterstützen diese Annahme.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Merkwürdigkeit betrifft <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Kaffeegeschmack. Allgeme<strong>in</strong> wird <strong>de</strong>r Kopi<br />

Luwak als erdig und sanft beschrieben. Doch<br />

se<strong>in</strong> Geschmack ist nicht konstant. Er hängt<br />

von vielen Faktoren <strong>ab</strong>, beispielsweise von<br />

<strong>de</strong>r Reife, Trockenheit o<strong>de</strong>r Feuchtigkeit <strong>de</strong>r<br />

gefressenen Ste<strong>in</strong>früchte. Der lei<strong><strong>de</strong>n</strong>schaftliche<br />

Kopi-Luwak-Genießer John Cleese<br />

beschreibt se<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gskaffe <strong>de</strong>shalb so:<br />

»Erdig, modrig, mild, sirupgleich, gehaltvoll<br />

und mit Untertönen von Dschungel und<br />

Schokola<strong>de</strong>«. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 53


Hot Spots | Luxuskaffee aus Sumatra<br />

Die dunkle Seite <strong>de</strong>s Kopi Luwak<br />

Trotz <strong>de</strong>s Preises verkauft sich <strong>de</strong>r Kopi Luwak<br />

ausgezeichnet. Die Nachfrage ist größer<br />

als das Angebot. Pro Jahr wer<strong><strong>de</strong>n</strong> ca. 230 Kilogramm<br />

produziert. In <strong><strong>de</strong>n</strong> Han<strong>de</strong>l gelangen<br />

<strong>ab</strong>er alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland mehr als 400<br />

Kilogramm.<br />

Das Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vermehrung ist leicht zu<br />

erklären: E<strong>in</strong>ige Händler lassen <strong><strong>de</strong>n</strong> Kaffee<br />

strecken und verschnei<strong><strong>de</strong>n</strong>. Vor <strong>de</strong>m Betrug<br />

kann man sich schützen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m man<br />

nur kle<strong>in</strong>e Mengen erwirbt (dadurch ist es<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher, ungestreckten Kaffee zu<br />

kaufen) und auf das Etikett achtet. Seriöse<br />

Händler weisen Namen und Herkunftsort<br />

<strong>de</strong>s Produzenten aus. Denn echter Kopi Luwak<br />

stammt nur aus Indonesien.<br />

Kritisiert wird auch die Tierhaltung <strong>de</strong>r<br />

Schleichkatzen. Ursprünglich folgten die<br />

Kaffeepflücker <strong>de</strong>r Spur <strong>de</strong>r wil<strong><strong>de</strong>n</strong> Luwaks<br />

und sammelten die Bohnen auf. Weil damit<br />

<strong>de</strong>r Bedarf nicht ge<strong>de</strong>ckt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> kann, wird<br />

die Kaffeeproduktion zunehmend <strong>in</strong>dustrialisiert.<br />

Gefangene Luwaks müssen <strong>in</strong> Zw<strong>in</strong>gern<br />

leben, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en sie ausschließlich Ste<strong>in</strong>früchte<br />

fressen, bis sie an Mangelernährung<br />

veren<strong><strong>de</strong>n</strong>. Diese Behandlung wirkt sich auch<br />

negativ auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Kaffeegeschmack aus. Der<br />

beste Kopi Luwak stammt <strong>de</strong>shalb von frei<br />

leben<strong><strong>de</strong>n</strong> Luwaks, die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wildnis<br />

nicht nur von <strong><strong>de</strong>n</strong> Ste<strong>in</strong>früchten <strong>de</strong>r Kaffeebäume<br />

ernähren.<br />

Mehr als Kaffee auf Sumatra<br />

Sumatra hat noch mehr zu bieten als Kopi<br />

Luwak (siehe Heft 01/<strong>2014</strong>). Die sechstgrößte<br />

Insel <strong>de</strong>r Welt mit 50 Millionen E<strong>in</strong>wohnern<br />

ist nicht ohne Grund e<strong>in</strong> beliebtes Urlaubsziel.<br />

Die Regionen im Nor<strong><strong>de</strong>n</strong> und <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s s<strong>in</strong>d gut erschlossen, <strong>de</strong>r Sü<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

eher unent<strong>de</strong>ckt.<br />

E<strong>in</strong> Höhepunkt für viele Urlauber s<strong>in</strong>d die<br />

seit 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

tropischen Regenwäl<strong>de</strong>r Sumatras.<br />

Hier leben seltene Tierarten wie Sumatra-<br />

Elefant, Nashornvogel, Großaugenfasan o<strong>de</strong>r<br />

Schwe<strong>in</strong>saffe. Erfahrene Gui<strong>de</strong>s führen die<br />

Touristen beim Dschungeltrekk<strong>in</strong>g zu jenen<br />

Stellen, an <strong><strong>de</strong>n</strong>en sie – mit etwas Glück – die<br />

Tiere beobachten können. Vielleicht sogar<br />

e<strong>in</strong>en Sumatra-Orang-Utan. Er lebt nur auf<br />

dieser Insel und ist vom Aussterben bedroht.<br />

Foto © Visit Indonesia Tourism Office<br />

Im nördlichen Sumatra können die traumhaften<br />

Sipisopiso-Wasserfälle an <strong>de</strong>r Nordseite<br />

<strong>de</strong>s Tobasees bestaunt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Das Beson<strong>de</strong>re<br />

an diesem Wasserfall ist <strong>de</strong>r schmale,<br />

<strong>ab</strong>er 120 Meter lange Wassersturz <strong>in</strong> die Tiefe.<br />

Der Tobasee entstand als Folge e<strong>in</strong>er Naturkatastrophe,<br />

die vor 73.800 Jahren fast zum<br />

Aussterben <strong>de</strong>r Frühmenschen geführt hätte.<br />

E<strong>in</strong> gigantischer Ausbruch <strong>de</strong>s Vulkans Toba<br />

führte zu e<strong>in</strong>er jahrzehntelangen Abkühlung<br />

<strong>de</strong>s Klimas. Nur e<strong>in</strong> paar Tausend unserer<br />

Vorfahren überlebten die eisige Zeit.<br />

Auf <strong>de</strong>m Tobasee kann <strong>de</strong>r Besucher zur Insel<br />

Samosir übersetzen. Sie ist so groß, dass sie<br />

selbst zwei Seen besitzt. Beson<strong>de</strong>rs sehenswert<br />

ist <strong>de</strong>r Friedhof im Dorf Tomok. Dort<br />

liegen fast 400 Jahre alte Ste<strong>in</strong>gräber, u.a. <strong>de</strong>r<br />

Ste<strong>in</strong>sarkophag <strong>de</strong>s Königs Sid<strong>ab</strong>utar. Dessen<br />

Abbild ist <strong>in</strong> die Oberfläche <strong>de</strong>s Sarkophags<br />

graviert, und mythische Wesen schmücken<br />

die gesamte Königsgruft. ▶<br />

Foto © iStock.com / Yamtono_Sardi<br />

54 NR. 5/<strong>2014</strong>


Luxuskaffee aus Sumatra | Hot Spots<br />

Die teuersten Kaffeesorten<br />

<strong>de</strong>r Welt (Preise je Kilogramm)<br />

Foto © iStock.com / <strong>de</strong>marfa<br />

Foto © iStock.com / USO<br />

Kopi Luwak (Sumatra): 1.200 Euro<br />

Black Ivory (Thailand): 850 Euro<br />

Jacu Bird (Brasilien): 270 Euro<br />

Hacienda La Esmeralda (Panama): 160 Euro<br />

Blue Mounta<strong>in</strong> (Jamaika): 150 Euro<br />

St. Helena (St. Helena): 140 Euro<br />

Kona Extra Fancy (Hawaii): 120 Euro<br />

Galapagos (Galapagos-Inseln): 70 Euro<br />

Yauco Selecto (Puerto Rico): 60 Euro<br />

Foto © iStock.com / Enjoylife2


Foto © www.cova-coffee.com, cova coffee company GmbH<br />

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Die cova coffee company aus Hamburg hat für<br />

unsere Leser e<strong>in</strong>e 80-Gramm-Probepackung<br />

Kopi Luwak zur Verfügung gestellt. Bei <strong>de</strong>r<br />

cova coffee company steht <strong>de</strong>r Tierschutz an<br />

erster Stelle. Deshalb verlässt man sich nicht<br />

auf schwer überprüfbare Zertifizierungen,<br />

son<strong>de</strong>rn pflegt <strong><strong>de</strong>n</strong> direkten Kontakt zu <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Kaffeebauern <strong>in</strong> Sumatra. Das garantiert<br />

authentischen Kopi Luwak von hervorragen<strong>de</strong>r<br />

Qualität. Wer an <strong>de</strong>r Verlosung teilnehmen<br />

möchte, schreibt e<strong>in</strong>e Mail mit <strong>de</strong>m Stichwort<br />

»Kopi Luwak« und <strong>de</strong>r Adresse, an die <strong>de</strong>r<br />

Kaffee verschickt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> soll, an redaktion@<br />

<strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong>. Viel Glück!<br />

Foto © iStock.com / GNNick<br />

56 NR. 5/<strong>2014</strong>


Top 10<br />

Foto © iStock.com/piolka<br />

Das Wort »Eldorado«<br />

g<strong>in</strong>g als Synonym für<br />

e<strong>in</strong>en sagenhaften<br />

Goldschatz <strong>in</strong> die<br />

Alltagssprache e<strong>in</strong>.<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

<strong>de</strong>m Schatz starben<br />

Forscher, Abenteurer,<br />

Söldner und Indianer im<br />

Dschungel Südamerikas.<br />

Wie im Fieberwahn<br />

wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> See leer<br />

geschöpft, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m das<br />

Gold liegen sollte. Was<br />

man wirklich fand, war<br />

e<strong>in</strong>e Überraschung<br />

weiter auf S. 58


Sagenhaftes Eldorado<br />

Gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Herrscher,<br />

gol<strong><strong>de</strong>n</strong>es Reich<br />

9<br />

Eldorado – beim Klang dieses Wortes funkeln<br />

Goldtempel und Schatzkammern vorm geistigen<br />

Auge. Doch die Vermutungen darüber, was Eldorado<br />

ist, gehen ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r: e<strong>in</strong> Schatz im Bergsee,<br />

e<strong>in</strong>e Stadt voller Reichtümer o<strong>de</strong>r tatsächlich das<br />

legendäre »Land aus Gold«? Wir begleiten drei<br />

weltberühmte Ent<strong>de</strong>cker, die sich auf die Suche<br />

nach <strong>de</strong>m Indianermetall <strong>in</strong> Südamerika machten<br />

Text: Susann Le<strong>de</strong>rer<br />

Sir Walter Raleigh war, als er 1595 zur größten Schatzsuche<br />

se<strong>in</strong>es Lebens aufbrach, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en besten Jahren. Als Seefahrer,<br />

Ent<strong>de</strong>cker und Pirat von königlichen Gna<strong><strong>de</strong>n</strong> reiste er <strong>in</strong><br />

die Neue Welt Amerika. Das Land, das er dort vorfand, taufte<br />

er »Virg<strong>in</strong>ia«: zu Ehren <strong>de</strong>r jungfräulichen König<strong>in</strong> Elis<strong>ab</strong>eth I. Er<br />

war ihr Günstl<strong>in</strong>g und Berater, zehn Jahre vor se<strong>in</strong>em Aufbruch nach<br />

Eldorado schlug ihn die Monarch<strong>in</strong> zum Ritter.<br />

Dann <strong>de</strong>r Skandal – Raleigh heiratete ohne<br />

Erlaubnis die Liebl<strong>in</strong>gsdame <strong>de</strong>r König<strong>in</strong>. Er<br />

wur<strong>de</strong> im Tower von London <strong>in</strong>haftiert. Auch<br />

nach se<strong>in</strong>er Freilassung blieb er <strong>in</strong> Ungna<strong>de</strong><br />

und vom Hof verstoßen.<br />

58 NR. 5/<strong>2014</strong>


Eldorado | Top 10<br />

Sir Walter Raleigh (1552–1618)<br />

Foto © iStock.com/Frizi<br />

» Es gibt e<strong>in</strong>en See im Lan<strong>de</strong> dieses (Indianer-)Fürsten,<br />

auf <strong><strong>de</strong>n</strong> er zwei- o<strong>de</strong>r dreimal im Jahr mit e<strong>in</strong>em festgefügten<br />

Floß h<strong>in</strong>ausfuhr. Er war nackt, hatte jedoch se<strong>in</strong>en Körper<br />

vom Kopf bis zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Hän<strong><strong>de</strong>n</strong> und Füßen mit e<strong>in</strong>er Art<br />

klebrigem Terpent<strong>in</strong> bestrichen, auf das reichlich fe<strong>in</strong>er<br />

Goldstaub gestreut war. Von <strong>de</strong>r aufgehen<strong><strong>de</strong>n</strong> Morgensonne<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en strahlen<strong><strong>de</strong>n</strong> Glanz gehüllt, beg<strong>ab</strong> er sich bis <strong>in</strong> die<br />

Mitte <strong>de</strong>s Sees und warf dort unter Gebetsruf Smarag<strong>de</strong> und<br />

Goldstücke als Opferg<strong>ab</strong>en <strong>in</strong>s Wasser ...«<br />

(Priester Pedro Simón um 1620 über das Land <strong>de</strong>r Muisca-Indianer,<br />

Übersetzung: »El Dorado: Legendäres Land <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s«, Time-Life Bücher)<br />

Ent<strong>de</strong>ckung nebenbei: Francisco<br />

<strong>de</strong> Orellana durchquerte während<br />

e<strong>in</strong>er Eldorado-Exkursion als<br />

erster das Amazonasgebiet<br />

Foto © Sageo CC BY-SA 3.0<br />

Doch e<strong>in</strong> sagenhafter Schatz <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Neuen<br />

Welt ließ Raleigh aufhorchen. E<strong>in</strong> Gerücht<br />

von e<strong>in</strong>er Stadt aus Gold g<strong>in</strong>g um <strong>in</strong> Europa.<br />

Könnte er, wenn er jenen sagenhaften Ort<br />

fän<strong>de</strong>, se<strong>in</strong>en alten Glanz vor <strong>de</strong>r König<strong>in</strong><br />

wie<strong>de</strong>rherstellen? So brach er gen Westen<br />

auf und ließ sich von e<strong>in</strong>er europäischen<br />

Euphorie anstecken, <strong>de</strong>ren schriftlichen<br />

Grundste<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Chronist Gonzalo Fernán<strong>de</strong>z<br />

<strong>de</strong> Oviedo legte.<br />

Blut für <strong><strong>de</strong>n</strong> Goldschatz<br />

Oviedo war vom spanischen Hof als Berichterstatter<br />

mehrmals nach Südamerika geschickt<br />

wor<strong><strong>de</strong>n</strong>. Er sollte aufklären, was die spanischen<br />

Ent<strong>de</strong>cker, welche E<strong>in</strong>nahmen die Konquistadores<br />

bei <strong>de</strong>r Eroberung <strong>de</strong>r Neuen Welt verschwiegen.<br />

Neben Berichten von fast verhungerten<br />

Reisen<strong><strong>de</strong>n</strong>, die zu Kannibalen wur<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

schrieb er auch von Goldarbeiten und -reichtümern<br />

<strong>de</strong>r südamerikanischen Indianer. Je<strong>de</strong>r<br />

Soldat h<strong>ab</strong>e von <strong>de</strong>r reichen Ausbeute <strong>de</strong>r Eroberungen<br />

<strong>de</strong>s Konquistadors Jiménez <strong>de</strong> Quesada<br />

mehrere Pfund hochkarätiges Gold erhalten.<br />

Und e<strong>in</strong> Fürst <strong>de</strong>s Indianervolkes <strong>de</strong>r<br />

Muisca, so Oviedo, pflegte »über und über mit<br />

Goldstaub umher zu wan<strong>de</strong>ln, so beiläufig,<br />

als wäre es gestoßenes Salz«.<br />

Es war vielversprechend, was Konquistadores<br />

bei ihren Eroberungen fan<strong><strong>de</strong>n</strong> und aus<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> alten Legen<strong><strong>de</strong>n</strong> von Häuptl<strong>in</strong>gen schlossen.<br />

Die Spanier glaubten fest an die Stadt<br />

aus Gold – so fest, dass sie tausen<strong>de</strong> Menschenleben<br />

für ihre Ent<strong>de</strong>ckung opferten.<br />

Die europäischen E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ge versklavten<br />

die Ure<strong>in</strong>wohner, zwangen sie als Diener und<br />

Träger für Expeditionen durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Dschungel.<br />

Gonzalo Pizarro, Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Inka-Eroberers<br />

Francisco Pizarro, war <strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r Eldorado<br />

suchte. E<strong>in</strong> Großteil <strong>de</strong>r Indianer<br />

starb bei <strong>de</strong>r Expedition zu <strong>de</strong>m Goldhort<br />

und <strong>de</strong>m legendären »Zimtland«.<br />

Und die Suche blieb erfolglos. E<strong>in</strong> Nahrungssammel-Trupp<br />

unter Francisco <strong>de</strong><br />

Orellana durchquerte unter<strong>de</strong>ssen das Amazonasgebiet,<br />

erlangte zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st vielversprechen<strong>de</strong><br />

Berichte über fortschrittliche Indianerstämme<br />

– und traf die geheimnisvollen<br />

Amazonen. Auch Gonzalo Jiménez <strong>de</strong> Quesada,<br />

<strong>de</strong>r die Muisca unterworfen und die<br />

spätere kolumbianische Hauptstadt Bogotá<br />

gegrün<strong>de</strong>t hatte, fand zwar <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Konquistadoren-Laufbahn<br />

Smarag<strong>de</strong> und Gold,<br />

jedoch nie Eldorado. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 59


Top 10 | Eldorado<br />

Der Gold-See <strong>de</strong>s Sir Walter Raleigh<br />

Der goldbestäubte Häuptl<strong>in</strong>g, von <strong>de</strong>m schon Oviedo berichtete, war<br />

über die Jahre als Protagonist e<strong>in</strong>es Rituals erkannt wor<strong><strong>de</strong>n</strong>: Alle paar<br />

Sonnenläufe, so hatten die Konquistadoren <strong><strong>de</strong>n</strong> alten Muisca-Brauch<br />

aufgeschnappt, sei <strong>de</strong>r Stammesfürst mit Gold be<strong>de</strong>ckt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en See<br />

getaucht und h<strong>ab</strong>e dort <strong>de</strong>m Sonnengott reiche Schätze als Opfer dargebracht.<br />

Jener See wur<strong>de</strong> zum Mittelpunkt <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> von Eldorado.<br />

Doch se<strong>in</strong>e geographische Lage verschob die Legen<strong>de</strong> quer durch<br />

Südamerika. Von Kolumbien, wo die Muisca lebten, schwappte die<br />

Sage über die Jahre <strong>in</strong> die Region Guayana, e<strong>in</strong> Bergland am Nordrand<br />

<strong>de</strong>s Amazonasbeckens auf <strong>de</strong>r Drei-Län<strong>de</strong>r-Grenze von Venezuela,<br />

Brasilien und <strong>de</strong>m heutigen Staat Guyana. Walter Raleigh<br />

schließlich kam e<strong>in</strong> Bericht aus e<strong>in</strong>er vielversprechen<strong><strong>de</strong>n</strong> Expedition<br />

zu Ohren. Der Ent<strong>de</strong>cker Antonio <strong>de</strong> Berrio hatte noch nicht <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Sagen-See Parime und Eldorado selbst geortet, doch sche<strong>in</strong>bar die<br />

richtige Gegend erkannt.<br />

Raleigh machte sich 1595 auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg von Großbritannien nach<br />

Südamerika. Die Spanier nannten die verheißene Stadt, die an <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Ufern <strong>de</strong>s Guyana-Sees Parime liegen sollte, »Maona«. Se<strong>in</strong>e Recherche<br />

begann Raleigh <strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>idad auf eher eigenwillige Art: Er nahm<br />

Antonio <strong>de</strong> Berrio gefangen und entlockte ihm die Informationen<br />

über se<strong>in</strong>e Ent<strong>de</strong>ckungen. Dann begann e<strong>in</strong>e Flussreise, die das Gespann<br />

aus englischem Entführer und spanischem Gefangenen über<br />

Or<strong>in</strong>oco und Caroní zum legen<strong><strong>de</strong>n</strong>umwobenen See führen sollte.<br />

100 Mann begleiteten ihn durch Tropenhitze, exotische Buschgewässer<br />

und Indianergebiete.<br />

Fotos © Embratur<br />

Das Hochland von Guayana wur<strong>de</strong> zwischenzeitlich zum Mittelpunkt <strong>de</strong>r Eldorado-<br />

Legen<strong>de</strong>. Hier: Nationalpark Canaima (u.), Tafelberg Roraima-Tepui (oben l. und r.)<br />

60 NR. 5/<strong>2014</strong>


Eldorado | Top 10<br />

Auf se<strong>in</strong>em Weg <strong><strong>de</strong>n</strong> Or<strong>in</strong>oco herauf traf Raleigh auf e<strong>in</strong>en<br />

Stamm aus Ure<strong>in</strong>wohnern unter <strong>de</strong>m Häuptl<strong>in</strong>g Topiawari.<br />

Als Fe<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>de</strong>r Spanier waren die Indianer <strong><strong>de</strong>n</strong> Briten gewogen.<br />

Topiawari erzählte <strong><strong>de</strong>n</strong> Ent<strong>de</strong>ckern von e<strong>in</strong>er reichen<br />

Kultur, die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Bergen lebte. In <strong>de</strong>r Hoffnung, dort Eldorado<br />

zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>, kämpfte sich <strong>de</strong>r Expeditionstrupp weiter flussaufwärts<br />

durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Dschungel <strong>in</strong> Richtung <strong>de</strong>s mythischen<br />

Sees Parime. Neben <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckungsfahrt durfte Raleigh sich<br />

übrigens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Punkt Pionier nennen: Anstatt Indianer<br />

zu versklaven o<strong>de</strong>r zu bedrohen, versuchte er auf<br />

freundschaftlichem Wege Informationen zu beschaffen.<br />

Doch auch er fand nichts als bittere Enttäuschung. Raleigh<br />

musste ob <strong>de</strong>s starken Regens, <strong>de</strong>r immer tückischeren Flüsse<br />

und e<strong>in</strong>er drohen<strong><strong>de</strong>n</strong> spanischen Expedition <strong><strong>de</strong>n</strong> Rückzug antreten.<br />

Doch vorher verhan<strong>de</strong>lte <strong>de</strong>r Seefahrer mit <strong>de</strong>m Häuptl<strong>in</strong>g<br />

Topiawari e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit: Wenn die Englän<strong>de</strong>r<br />

beim Kampf gegen die Spanier halfen, wür<strong>de</strong> er ihre nächste<br />

Expedition und die Eroberung von Eldorado unterstützen.<br />

Diese nächste Expedition folgte 20 Jahre später. Inzwischen<br />

war Raleigh nach Großbritannien zurückgekehrt. Se<strong>in</strong>e Ent<strong>de</strong>ckungsfahrt<br />

wur<strong>de</strong> als Misserfolg angeprangert. Und auch<br />

1617 hatte er ke<strong>in</strong> Glück. Das Gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Land blieb unent<strong>de</strong>ckt.<br />

Raleigh, politisch gebeutelt, kam schließlich vor <strong><strong>de</strong>n</strong> Henker.<br />

Se<strong>in</strong>e Partnerschaft mit Topiawaris Stamm blieb noch nach<br />

<strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Männer aufrecht, britische Ent<strong>de</strong>cker genossen<br />

die Unterstützung <strong>de</strong>s Stammes. ▶<br />

Foto © iStock.com/Stanson<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 61


Top 10 | Eldorado<br />

Der Guatavita-See (o.) bei Bogotá ist e<strong>in</strong> Hort <strong>in</strong>dianischer Opferg<strong>ab</strong>en.<br />

Gonzalo Jiménez <strong>de</strong> Quesada (l.), Bru<strong>de</strong>r von Hernán Pérez <strong>de</strong> Quesada und Grün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, suchte vergeblich nach Eldorado<br />

Hartley Knowles’ A<strong>de</strong>rlass am Bergsee<br />

Doch niemand ent<strong>de</strong>ckte Eldorado im Guayana-<br />

Hochland. Auch <strong>in</strong> Kolumbien konnte ke<strong>in</strong> Konquistador<br />

<strong>de</strong>m Dschungel e<strong>in</strong>e Stadt aus Gold <strong>ab</strong>gew<strong>in</strong>nen.<br />

Auch wenn Eldorado selbst verborgen<br />

blieb, lockte zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schatz nahe<br />

<strong>de</strong>m heutigen Bogotá: die verstreuten Reichtümer<br />

von Opferg<strong>ab</strong>en im Guatavita-See.<br />

Hernán Pérez <strong>de</strong> Quesada machte sich als erster <strong>in</strong><br />

großem Stile an die Bergung. 1545, schon bevor<br />

die großen Expeditionen <strong>in</strong>s Umland <strong>de</strong>s Gewässers<br />

auf <strong>de</strong>r Suche nach e<strong>in</strong>er ganzen Goldstadt<br />

begannen, ließ er mehrere hun<strong>de</strong>rt Indianer mühsam<br />

von Hand das Wasser <strong>ab</strong>schöpfen. Der Wasserspiegel senkte sich <strong>in</strong> mehreren Monaten<br />

um e<strong>in</strong>ige Meter. Die Ufer g<strong>ab</strong>en Smarag<strong>de</strong> und Goldobjekte im Wert von 3.000 Pesos frei.<br />

Foto © Cultura Banco <strong>de</strong> la República CC BY 2.0<br />

E<strong>in</strong> effizienteres, doch gefährlicheres Unternehmen, <strong>de</strong>m See se<strong>in</strong>e Schätze <strong>ab</strong>zugew<strong>in</strong>nen,<br />

begann Antonio <strong>de</strong> Sepúlveda <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> 1580er Jahren. Er ließ am Ufer <strong>de</strong>s Bergsees e<strong>in</strong>e V-förmige<br />

Vertiefung gr<strong>ab</strong>en. Das Wasser sollte von hier <strong><strong>de</strong>n</strong> Hügel h<strong>in</strong><strong>ab</strong> laufen. 20 Meter senkte<br />

sich <strong>de</strong>r Wasserpegel, bis Teile <strong>de</strong>r angelegten Schlucht e<strong>in</strong>stürzten und viele <strong>de</strong>r tausen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Indianer-Arbeiter verschütteten. Der Lohn waren Brustplatten, etwas Gold und e<strong>in</strong> »Smaragd<br />

so groß wie e<strong>in</strong> Hühnerei«; auf Kosten zahlreicher weiterer Toten auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Reichtümern Eldorados.<br />

62 NR. 5/<strong>2014</strong>


Eldorado | Top 10<br />

Foto © Proexport Colombia<br />

Foto © Camilo Camargo CC BY 2.0<br />

Fotos © Proexport Colombia<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts schließlich<br />

begann das vielversprechendste Projekt zur<br />

Abtragung <strong>de</strong>r Schätze. Die britische Gesellschaft<br />

Contractors Limited ließ unter<br />

Leitung <strong>de</strong>s Geschäftsmanns Hartley Knowles<br />

e<strong>in</strong>en rund 400 Meter langen Tunnel im<br />

See anlegen. Per Dampfpumpe wur<strong>de</strong> dadurch<br />

das gesamte Wasser <strong>ab</strong>gelassen. Womit<br />

die Arbeiter nicht gerechnet hatten:<br />

Schlamm, Sonne, Luft und die Komb<strong>in</strong>ation<br />

dieser drei Faktoren. Der Bo<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>s Sees<br />

war nach <strong>de</strong>m Abpumpen so schlickig, dass<br />

die meisten Schätze dar<strong>in</strong> versanken – und<br />

die Hitze trocknete ihn so schnell, dass sie<br />

unerreichbar wur<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Bevor Bohrmasch<strong>in</strong>en vor Ort waren, hatte<br />

die Quelle <strong>de</strong>s Sees schon wie<strong>de</strong>r begonnen<br />

ihn zu füllen. Der Tunnel war von <strong>de</strong>m getrockneten<br />

Schlamm verstopft. Nur e<strong>in</strong> paar<br />

wenige Goldobjekte bargen die Arbeiter; dann<br />

nahm <strong>de</strong>r Guatavita die Opferg<strong>ab</strong>en <strong>de</strong>r Indianer<br />

wie<strong>de</strong>r an sich. 1965 wur<strong><strong>de</strong>n</strong> die Bergungsversuche<br />

<strong>de</strong>m Staat zu lästig. Kolumbien<br />

erklärte <strong><strong>de</strong>n</strong> See zur historischen Stätte, Trockenlegungsversuche<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong> untersagt. Nur<br />

die Schneise, die Antonio <strong>de</strong> Sepúlveda <strong>in</strong> das<br />

Seeufer gr<strong>ab</strong>en ließ, zeugt noch heute von <strong>de</strong>r<br />

Schatzsuche im Bergsee. ▶<br />

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NR. 5/<strong>2014</strong> 63


Top 10 | Eldorado<br />

Foto © Embratur<br />

Indiana Jones’ wissenswerter Fund<br />

Dass das Gold im Guatavita tatsächlich jene Opferg<strong>ab</strong>en <strong>de</strong>r Indianerrituale<br />

darstellt, sche<strong>in</strong>t bewiesen. E<strong>in</strong> Fund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>de</strong>ren,<br />

nahegelegenen See zeigt e<strong>in</strong>e gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Opferszene. Dar<strong>in</strong> vollziehen<br />

Indianer e<strong>in</strong>e Zeremonie auf e<strong>in</strong>em Floß. Die Schätze im See s<strong>in</strong>d<br />

real. Doch Maona, Eldorado, die Stadt aus Gold, bleibt e<strong>in</strong><br />

Traum für Abenteurer und Gücksritter.<br />

Nur e<strong>in</strong> Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>r Neuzeit fand <strong><strong>de</strong>n</strong> sagenhaften<br />

Ort: Indiana Jones. Die »Stadt aus Gold« birgt im<br />

Film zwar auch e<strong>in</strong>en Goldschatz. Doch Archäologe<br />

Jones wusste: Das wahre Gold, <strong>de</strong>r wahre Reichtum<br />

war für die Indianer die Erkenntnis. Und auch das glänzen<strong>de</strong><br />

E<strong>de</strong>lmetall ist <strong><strong>de</strong>n</strong> Ure<strong>in</strong>wohnern Südamerikas nicht<br />

e<strong>in</strong>fach Zier<strong>de</strong> für Körper und Paläste.<br />

Der Anthropologe und Ethnograph Gerardo Reichel-Dolmatoff<br />

nutzte die Worte: Gold h<strong>ab</strong>e für die Indianer »göttliche<br />

Schöpferkräfte, kosmische Kräfte« geh<strong>ab</strong>t, die das Überleben sowie<br />

Nahrung und Fruchtbarkeit garantierten. Ke<strong>in</strong> Wun<strong>de</strong>r, dass sie diese<br />

lieber ihren Göttern opferten als sie <strong><strong>de</strong>n</strong> Plün<strong>de</strong>rern aus Europa zu<br />

überlassen. ■<br />

Foto © iStock.com/skodonnell<br />

64 NR. 5/<strong>2014</strong>


Cities &<br />

Dest<strong>in</strong>ations<br />

Foto © iStock.com/S_A_N<br />

An e<strong>in</strong>igen Küsten <strong>de</strong>s<br />

Mittelmeers h<strong>ab</strong>en sich<br />

Plattenbausiedlungen<br />

ausgebreitet. Denn<br />

mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Urlaubern<br />

kamen die Hotelbunker.<br />

Inzwischen sieht man<br />

e<strong>in</strong>, dass die totale<br />

Betonierung e<strong>in</strong> Fehler<br />

war. Die türkische<br />

Regierung will <strong>de</strong>shalb<br />

die Renaturierung<br />

<strong>de</strong>r Ägäisküste e<strong>in</strong>leiten<br />

– nicht immer<br />

zum Vergnügen <strong>de</strong>r<br />

Hotelbesitzer<br />

weiter auf S. 72


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest<br />

Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest<br />

Ba<strong><strong>de</strong>n</strong> wie e<strong>in</strong> König<br />

Foto © Budapest Spas cPlc.


Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest | Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

In manchen <strong>de</strong>utschen Städten verrotten die großen alten Stadtbä<strong>de</strong>r.<br />

F<strong>in</strong>anzielle Zwänge führen zum Verfall <strong>de</strong>r seit Jahren geschlossenen<br />

Häuser. Dass e<strong>in</strong>e Kommune auch an<strong>de</strong>rs han<strong>de</strong>ln kann, zeigt Budapest.<br />

Die Stadtverwaltung rettete das weltberühmte Gellért-Bad – beim privat<br />

geführten Hotel Gellért sieht es dagegen trübe aus<br />

Text: Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

Als die römischen Legionäre vor<br />

knapp 2.000 Jahren bis zur Donau<br />

marschierten, grün<strong>de</strong>ten sie entlang<br />

<strong>de</strong>r neuen Reichsgrenze Militärlager.<br />

Aus e<strong>in</strong>em dieser Lager entstand <strong>ab</strong><br />

<strong>de</strong>m Jahr 41 am Donau-Ufer e<strong>in</strong>e Siedlung<br />

für Armeeangehörige und Zivilisten: Aqu<strong>in</strong>cum.<br />

Sie wur<strong>de</strong> 106 zum Verwaltungszentrum<br />

<strong>de</strong>r römischen Prov<strong>in</strong>z Pannonia <strong>in</strong>ferior<br />

(Nie<strong>de</strong>rpannonien) ernannt und erhielt<br />

124 von Kaiser Hadrian das Stadtrecht. Im<br />

Jahr 2024 feiert die Stadt Aqu<strong>in</strong>cum <strong>de</strong>shalb<br />

ihr 1.900-jähriges Jubiläum – unter <strong>de</strong>m<br />

heutigen Namen Budapest.<br />

Ba<strong>de</strong>häuser für <strong><strong>de</strong>n</strong> Pascha<br />

Das Militärlager wur<strong>de</strong> aus re<strong>in</strong> strategischen<br />

Grün<strong><strong>de</strong>n</strong> angelegt; Aqu<strong>in</strong>cum war Teil <strong>de</strong>s<br />

Donaulimes, <strong>de</strong>r die Grenze <strong>de</strong>s Römischen<br />

Reichs schützte. Doch die <strong>in</strong> Aqu<strong>in</strong>cum stationierten<br />

Soldaten ent<strong>de</strong>ckten e<strong>in</strong>e Beson<strong>de</strong>rheit,<br />

die ihnen das Leben <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong><br />

angenehmer machte: heiße Quellen.<br />

Um diese Quellen herum bauten die Römer<br />

14 Thermen und begrün<strong>de</strong>ten damit e<strong>in</strong>e<br />

Ba<strong>de</strong>tradition. Die geriet zwar nach <strong>de</strong>m Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>s Römischen Reichs bei <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

hygienemuffligen Christen <strong>in</strong> Vergessenheit,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>ab</strong>er von <strong><strong>de</strong>n</strong> nächsten Eroberern wie<strong>de</strong>rbelebt.<br />

Die Osmanen regierten <strong>ab</strong> 1526<br />

über Ungarn. In ihrer 145-jährigen Besatzung<br />

blieb ihnen genügend Zeit, um das Ba<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

bei <strong>de</strong>r heimischen Bevölkerung wie<strong>de</strong>r<br />

salonfähig zu machen. Sie errichteten neue<br />

Ba<strong>de</strong>häuser und führten die Tradition <strong>de</strong>s<br />

Hammām e<strong>in</strong>. Das gefiel <strong><strong>de</strong>n</strong> Budapestern so<br />

gut, dass sie die Ba<strong>de</strong>häuser und Thermalbä<strong>de</strong>r<br />

auch nach <strong>de</strong>m Rauswurf <strong>de</strong>r Osmanen<br />

und <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Doppelmonarchie<br />

Österreich-Ungarn beibehielten.<br />

Heute gibt es <strong>in</strong> Budapest 21 Thermalbä<strong>de</strong>r,<br />

die aus 118 Quellen gespeist wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Sie spen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

täglich 30 Millionen Liter Wasser mit<br />

Temperaturen zwischen 21 und 78 Grad Celsius.<br />

Dieser natürliche Reichtum beschert <strong>de</strong>r<br />

ungarischen Metropole e<strong>in</strong> weltweit e<strong>in</strong>maliges<br />

Kuriosum. Budapest ist zugleich Kurbad<br />

und Hauptstadt – sozusagen Bad Budapest. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 67


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest<br />

Fotos © Budapest Spas cPlc.<br />

Foto © iStock.com / alessandro0770<br />

Genuss für alle S<strong>in</strong>ne<br />

Die ältesten heute noch genutzten Thermalbä<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Stadt stammen aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r<br />

Osmanen. Das Király-Bad wur<strong>de</strong> 1565 errichtet<br />

– als e<strong>in</strong>ziges Budapester Thermalbad<br />

ohne eigene heiße Quelle. Noch älter ist das<br />

Rudas-Bad. Es existiert seit 1566 <strong>in</strong> fast unverän<strong>de</strong>rter<br />

Form.<br />

E<strong>in</strong> regelrechter Bauboom setzte im 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt e<strong>in</strong>. 1829 wur<strong>de</strong> das Császár-<br />

Komjádi-Bad eröffnet, 1842 das Lukács-Bad,<br />

1881 das Széchenyi-Bad. Als Höhepunkt <strong>de</strong>r<br />

Budapester Badpaläste gilt jedoch die Eröffnung<br />

e<strong>in</strong>es Kurhotels mit eigenem Thermalbad:<br />

Hotel und Bad Gellért.<br />

Ab 1918 empf<strong>in</strong>g das Hotel Gellért se<strong>in</strong>e<br />

Kurgäste zum Erholungs<strong>urlaub</strong>. Direkt am<br />

Ufer <strong>de</strong>r Donau gelegen, übertrumpfte es<br />

die an<strong>de</strong>ren Budapester Hotels mit se<strong>in</strong>er<br />

prachtvollen, gera<strong>de</strong>zu verschwen<strong>de</strong>rischen<br />

Architektur und Ausstattung. Im Stil <strong>de</strong>r<br />

Wiener Secession errichtet – e<strong>in</strong>er Spielart<br />

<strong>de</strong>s Jugendstils –, strahlte es jene erh<strong>ab</strong>ene<br />

Deka<strong><strong>de</strong>n</strong>z aus, die für kultivierte Großbürger<br />

wie Thomas Mann und Stefan Zweig e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverständlichkeit war.<br />

Das nach <strong>de</strong>m Budapester Stadtheiligen Gellért<br />

(auch Giorgio di Sagredo o<strong>de</strong>r Heiliger<br />

Gerhard) benannte Hotel und Bad wur<strong>de</strong><br />

zum Mittelpunkt <strong>de</strong>r besseren Budapester<br />

Gesellschaft. E<strong>in</strong> erstklassiger Service, e<strong>in</strong>e<br />

legendäre Küche und die ständige Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>landschaft ließen die Konkurrenz<br />

verblassen.<br />

Hotel Gellért (l<strong>in</strong>ks), Wellenbad (großes Bild)<br />

Wasser wirkt Wun<strong>de</strong>r<br />

Ursprünglich war das Gellért-Bad e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isches<br />

Thermalbad. Denn die heilen<strong>de</strong><br />

Wirkung <strong>de</strong>s Wassers am Gellértberg wur<strong>de</strong><br />

seit langem geschätzt. Der Überlieferung<br />

nach ba<strong>de</strong>te die erste Herrscherdynastie<br />

Ungarns, die Familie <strong>de</strong>r Árpá<strong><strong>de</strong>n</strong>, bereits<br />

um das Jahr 1.000 <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Quellen. Nach <strong>de</strong>r<br />

Christianisierung nutzten die Johanniter im<br />

12. Jahrhun<strong>de</strong>rt das Gellért-Wasser für die<br />

Genesung Kranker. Auch die Osmanen erkannten<br />

die Vorzüge <strong>de</strong>r Quellen und eröffneten<br />

am Gellértberg e<strong>in</strong> Hammām.<br />

Aus dieser Zeit stammt <strong>de</strong>r Begriff<br />

»Schlammbad« (Sárosfürdő). Der Schlamm<br />

<strong>de</strong>s m<strong>in</strong>eralstoffreichen Wassers setzt sich<br />

auf <strong>de</strong>m Grund <strong>de</strong>s Beckens <strong>ab</strong>. Das Wasser<br />

selbst enthält Natrium, Calcium, Magnesi-<br />

68 NR. 5/<strong>2014</strong>


Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest | Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

um, Hydrogencarbonate, Sulfate und Fluoridionen.<br />

Das kl<strong>in</strong>gt gesund und ist es auch.<br />

Wer unter <strong>de</strong>generativen Erkrankungen <strong>de</strong>r<br />

Gelenke, unter Wirbelsäulenerkrankungen,<br />

Arthritis, Bandscheibenvorfällen, Gefäßkrankheiten,<br />

Asthma o<strong>de</strong>r chronischer Bronchitis<br />

lei<strong>de</strong>t, setzt sich e<strong>in</strong>e Stun<strong>de</strong> <strong>in</strong> das Becken<br />

und verlässt das Bad quicklebendig wie<br />

e<strong>in</strong> junges Reh. O<strong>de</strong>r zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st mit e<strong>in</strong>em<br />

wohligeren Gefühl als zuvor.<br />

Bereits 1927 wur<strong>de</strong> das Thermalbad um das<br />

erste Wellenbad <strong>de</strong>r Welt ergänzt. Dessen orig<strong>in</strong>ale<br />

Wellenmasch<strong>in</strong>e ist noch immer im<br />

E<strong>in</strong>satz. Seit 1934 gibt es außer<strong>de</strong>m e<strong>in</strong> Spru<strong>de</strong>lbad.<br />

Heute nennt man es Whirlpool.<br />

Ba<strong>de</strong>palast <strong>in</strong> alter Pracht<br />

Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />

und e<strong>in</strong>em gebremsten Wie<strong>de</strong>raufbau nach<br />

1945 war die Zukunft <strong>de</strong>s Gellért-Bads nicht<br />

mehr gesichert. Jahrzehntelang wur<strong><strong>de</strong>n</strong> Bad<br />

und Hotel auf Verschleiß gefahren. Nach 1990<br />

hatten die Ungarn an<strong>de</strong>re Sorgen, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Thermalbad zu <strong>in</strong>vestieren. Doch irgendwer<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Budapester Stadtverwaltung muss sich<br />

an die weltweite Werbewirkung dieses e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Denkmals ungarischer Ba<strong>de</strong>kunst er<strong>in</strong>nert<br />

h<strong>ab</strong>en. Dann traf die Stadt e<strong>in</strong>e kluge<br />

Entscheidung: Sanierung und orig<strong>in</strong>algetreue<br />

Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s Gellért-Bads.<br />

2008 eröffnete es <strong>in</strong> alter Pracht. Wer heute<br />

die Hallen betritt, <strong>de</strong>m schwirren die S<strong>in</strong>ne<br />

vor Glück. Schon <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Lobby wird man<br />

vom mil<strong><strong>de</strong>n</strong> Licht bemalter Glasfenster umspült.<br />

Die Glasmalereien stellen Szenen aus<br />

<strong>de</strong>m Versroman »Der Tod <strong>de</strong>s Königs Buda«<br />

dar, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Dichter János Arany 1864<br />

e<strong>in</strong> ungarisches Nationalepos schuf. Die Farbigkeit<br />

<strong>de</strong>r Glasfenster setzt sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Bänken,<br />

Säulen, Mosaiken, Fayencen und Keramiken<br />

<strong>de</strong>r Lobby fort.<br />

Auch das Hauptbecken wird von e<strong>in</strong>em farbigen<br />

Glasdach bekrönt. Mit Ornamenten verzierte<br />

Doppelsäulen am Beckenrand tragen<br />

umlaufen<strong>de</strong> Balkone. Aus Keramikbrunnen<br />

fließt das warme Quellwasser direkt <strong>in</strong>s Becken.<br />

In zwei Herrenbä<strong>de</strong>rn s<strong>in</strong>d Bo<strong><strong>de</strong>n</strong> und<br />

Wän<strong>de</strong> mit Mosaiken und türkisblauer Keramik<br />

<strong>de</strong>r weltberühmten Zsolnay-Manufaktur<br />

ausgeklei<strong>de</strong>t. Die geschwungenen Becken<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> von Fayence-Säulen flankiert. Gelän<strong>de</strong>r<br />

aus Mess<strong>in</strong>g geben Halt beim E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s<br />

Wasser, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Becken 26,<br />

im an<strong>de</strong>ren 36 Grad Celsius warm ist.<br />

In kle<strong>in</strong>en Nischen stehen Figuren antiker<br />

Götter, die man bei e<strong>in</strong>em Regelverstoß um<br />

Trost bitten kann. Denn im Gellért-Bad achten<br />

die Ba<strong>de</strong>meister streng auf die Vorschriften.<br />

Das betrifft beispielsweise die nicht sehr<br />

beliebte Ba<strong>de</strong>kappenpflicht, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Becken immer noch gilt. Ohne Kappe ke<strong>in</strong><br />

Bad – so ist hier die Regel. ▶<br />

Gellért-Bad<br />

Anschrift und Lage<br />

Gellért Gyógyfürdő és Uszoda<br />

1118 Budapest, Kelenhegyi út 4<br />

Das Bad bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich im Stadtzentrum am<br />

rechten Donau-Ufer (Buda-Seite), <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>r Sz<strong>ab</strong>adság-Brücke.<br />

Öffentliche Verkehrsmittel<br />

Straßenbahn: 18, 19, 47, 49<br />

Bus: 7, 7A, 86<br />

Hauptbecken im Gellért-Bad<br />

Fotos © Budapest Spas cPlc.


Sehenswert ist auch <strong>de</strong>r Stadtteil Pest<br />

mit <strong>de</strong>m Hel<strong><strong>de</strong>n</strong>platz<br />

Foto © iStock.com/Bamboome<br />

Nicht am Len<strong><strong>de</strong>n</strong>schurz zupfen<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Eigenheit besteht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r teilweisen<br />

Geschlechtertrennung. Zwar durften<br />

Frauen schon <strong>in</strong> früheren Zeiten das Bad betreten<br />

– an<strong>de</strong>rs als im Rudas-Bad, <strong>in</strong> das bis<br />

2006 nur Männer e<strong>in</strong>gelassen wur<strong><strong>de</strong>n</strong> –, doch<br />

nicht alle Becken s<strong>in</strong>d für Männer und Frauen<br />

zugänglich. Beson<strong>de</strong>rs die Saunen bleiben<br />

getrennt; man weiß ja nie, was bei Hitze und<br />

Dampf passiert. Sehr groß sche<strong>in</strong>en die moralischen<br />

Be<strong><strong>de</strong>n</strong>ken <strong>de</strong>r Verfasser <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>ordnung<br />

<strong>ab</strong>er nicht zu se<strong>in</strong>, <strong><strong>de</strong>n</strong>n im Gellért-Bad<br />

gibt es auch e<strong>in</strong>en gemischten FKK-Bereich.<br />

Für die Wahl <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>bekleidung ist entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>d,<br />

wo sich <strong>de</strong>r Gast aufhält. Im<br />

Hauptbecken und <strong><strong>de</strong>n</strong> Außenbecken ba<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Männer und Frauen <strong>in</strong> han<strong>de</strong>lsüblichen Ba<strong>de</strong>textilien.<br />

Seit 1. Januar 2013 dürfen sie das<br />

sogar im gleichen Becken tun. Das war bis<br />

Öffnungszeiten Montag–Freitag Samstag Sonntag<br />

Thermalbad 6:00–19:00 Uhr 6:00–18:00 Uhr 6:00–18:00 Uhr<br />

Schwimmbad 6:00–19:00 Uhr geschlossen geschlossen<br />

Wellenbad 6:00–19:00 Uhr geschlossen geschlossen<br />

Thermal-Wannenbad 6:00–19:00 Uhr 6:30–13:00 Uhr geschlossen<br />

Kohlensäure-Wannenbad 6:00–19:00 Uhr 6:30–13:00 Uhr geschlossen<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Heilmassage 6:00–19:00 Uhr 6:30–13:00 Uhr 6:00–18:00 Uhr<br />

2008 überhaupt nicht möglich, <strong>ab</strong> 2009 immerh<strong>in</strong><br />

testweise an <strong><strong>de</strong>n</strong> Wochenen<strong><strong>de</strong>n</strong>. Man<br />

staunt über das Tempo <strong>de</strong>r Liberalisierung<br />

Ungarns seit <strong>de</strong>m Abzug <strong>de</strong>r Osmanen.<br />

Ganz an<strong>de</strong>rs verläuft das Bekleidungsritual<br />

<strong>in</strong> jenen Becken und Saunen, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en <strong>de</strong>r<br />

Zutritt nur <strong>de</strong>m eigenen Geschlecht gestattet<br />

ist. Hier w<strong>in</strong><strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Gast nach <strong>de</strong>m Duschen<br />

e<strong>in</strong> Le<strong>in</strong>entuch um die Hüfte, das nur die Genitalien<br />

verhüllt. H<strong>in</strong>ten trägt man offen, was<br />

Blicke auf je<strong>de</strong> Gesäßform ermöglicht, die<br />

Gott <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verschmitztheit schuf. Da sich<br />

<strong>in</strong> diesen <strong>ab</strong>geschlossenen Bereichen ke<strong>in</strong><br />

ungebetener Zuschauer an<strong>de</strong>ren Geschlechts<br />

verstecken kann, ist es durchaus üblich, das<br />

Le<strong>in</strong>entuch fallen zu lassen und nackt <strong>in</strong>s Becken<br />

zu gleiten. Männer o<strong>de</strong>r Frauen s<strong>in</strong>d ja<br />

unter sich.<br />

Preise (Ungarische For<strong>in</strong>t/HUF)<br />

Montag–Freitag (K<strong>ab</strong><strong>in</strong>e)<br />

Samstag–Sonntag (K<strong>ab</strong><strong>in</strong>e)<br />

Erwachsene 5.300 5.500<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (2-14 Jahre) 3.300 3.300<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (bis 2 Jahre) kostenlos kostenlos<br />

Montag–Freitag (Schließfach) Samstag–Sonntag (Schließfach)<br />

Erwachsene 4.900 5.100<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (2-14 Jahre) 3.100 3.100<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (bis 2 Jahre) kostenlos kostenlos<br />

Spezialbehandlungen<br />

Wannenbad mit Thermalwasser 1.900<br />

Heilkräuter-Bad 3.100<br />

Kleopatra-Bad (20 M<strong>in</strong>uten) 3.400<br />

Massage (20 M<strong>in</strong>uten) 3.500<br />

Massage (60 M<strong>in</strong>uten) 12.400<br />

Kalktuff-Massage 12.400<br />

Schokola<strong><strong>de</strong>n</strong>behandlung 12.400<br />

Rotwe<strong>in</strong>bad für zwei Personen 12.900<br />

(60 M<strong>in</strong>uten)<br />

5.000 HUF = 16 Euro, 12.000 HUF = 38 Euro<br />

E<strong>in</strong>tritt für K<strong>in</strong><strong>de</strong>r unter 12 Jahren nur <strong>in</strong> Begleitung Erwachsener. Das Bad ist barrierefrei.<br />

70 NR. 5/<strong>2014</strong>


Gellért-Bad <strong>in</strong> Budapest | Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

Foto © Budapest Spas cPlc.<br />

Im Gellért-Bad hat <strong>de</strong>r Besucher die Wahl<br />

zwischen drei Außenbecken und zehn Innenbecken.<br />

Im W<strong>in</strong>ter bleiben die Außenbecken<br />

zugänglich. Man kann im Dezember im 36<br />

Grad Celsius warmen Wasser liegen und sich<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Schnee auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Kopf rieseln lassen. Für<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r gibt’s e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>de</strong>rbad, für Spaßbad-<br />

Fans e<strong>in</strong> Erlebnisbad, für bequeme Menschen<br />

Sitzbass<strong>in</strong>s. Dazu kommen Bewegungsbad,<br />

Wannenbad, Kräuterbad, Arom<strong>ab</strong>ad, Unterwasser-Traktionsbad<br />

und Kohlensäurebad.<br />

Doch damit erschöpft sich das Angebot<br />

noch lange nicht. Flankierend zum re<strong>in</strong>en<br />

Ba<strong>de</strong>spaß wer<strong><strong>de</strong>n</strong> auch mediz<strong>in</strong>ische Behandlungen<br />

bei Problemen mit Kreislauf,<br />

Bewegung, Atmung und Lunge sowie bei<br />

chronischen Krankheiten angeboten. Dafür<br />

stehen Ba<strong>de</strong>kuren, Schlammpackungen,<br />

herkömmliche Massagen, mediz<strong>in</strong>ische<br />

Heilmassagen, Unterwasser-Strahlmassagen,<br />

Elektrotherapien und e<strong>in</strong>e Salzsprühkammer<br />

zur Verfügung.<br />

Hotel-Drama am Donau-Ufer<br />

Das Gellért-Bad ist e<strong>in</strong> Anziehungspunkt<br />

für Touristen. Budapester besuchen es eher<br />

selten, sie h<strong>ab</strong>en ihre eigenen Thermalbä<strong>de</strong>r,<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en sie weitgehend unter sich s<strong>in</strong>d.<br />

Das ist ke<strong>in</strong> Problem, <strong><strong>de</strong>n</strong>n das Gellért-Bad<br />

verliert dadurch nichts von se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen<br />

Aura. Es ist e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r schönsten Thermalbä<strong>de</strong>r<br />

Europas.<br />

In <strong><strong>de</strong>n</strong> Thermalbecken ba<strong><strong>de</strong>n</strong> Frauen und Männer getrennt<br />

Das wussten auch die 150 Versicherungsvertreter<br />

<strong>de</strong>r Hamburg-Mannheimer International<br />

(HMI) zu schätzen, die am 5. Juni 2007<br />

von ihren Chefs nach Budapest e<strong>in</strong>gela<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. Für ihre tollen Abschlüsse wur<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

sie mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feier belohnt. Die HMI<br />

(»Hallo, Herr Kaiser!«) reservierte ihnen das<br />

gesamte Bad – nicht nur zum Ba<strong><strong>de</strong>n</strong>. 40 bis<br />

50 Damen stan<strong><strong>de</strong>n</strong> als Hostessen bereit, 20<br />

weitere waren Prostituierte. Sie wur<strong><strong>de</strong>n</strong> mit<br />

Bändchen am Arm gekennzeichnet: Gelb<br />

für Hostessen, Rot für Prostituierte. Frauen<br />

mit weißen Bändchen blieben <strong>de</strong>m Vorstand<br />

vorbehalten. Der feuchte Ru<strong>de</strong>lbums kostete<br />

die HMI 300.000 Euro und ihre Muttergesellschaft<br />

Ergo je<strong>de</strong> Menge Vertrauen bei <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Auch wenn es e<strong>in</strong>en direkten Zugang vom<br />

Bad <strong>in</strong>s Hotel gibt – die frivolen Versicherungsvertreter<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sicher nicht im Hotel<br />

Gellért übernachtet h<strong>ab</strong>en. Denn <strong>de</strong>r Zustand<br />

<strong>de</strong>s e<strong>in</strong>stigen Hotelpalastes ist mehr als<br />

beklagenswert. Das Hotel gehört nicht <strong>de</strong>r<br />

Stadt, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r privaten Danubius Hotels<br />

Group. Sie belässt das Haus auf <strong>de</strong>m Stand<br />

<strong>de</strong>r letzten Renovierung – im Jahr 1973.<br />

Wenn noch mehr Zeit <strong>in</strong>s Land geht, kann<br />

<strong>de</strong>r Sanierungsaufwand so hoch wer<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

dass er sich nicht mehr rechnet. Dann muss<br />

über <strong>de</strong>m traditionsreichen Gellért-Bad e<strong>in</strong><br />

ehemals prächtiges, jetzt <strong>ab</strong>er altersschwa-<br />

Foto © Budapest Spas cPlc.<br />

ches Hotel <strong>ab</strong>gerissen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Damit schafft<br />

man Platz für e<strong>in</strong>en preiswerten Neubau.<br />

Falls das <strong>de</strong>r Plan von Danubius ist, könnte<br />

er aufgehen. Für Budapest wäre er e<strong>in</strong> unvergleichlicher<br />

Verlust. ■<br />

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NR. 5/<strong>2014</strong> 71


Hot Spots | Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

Die Türkei räumt auf<br />

Freier Zugang zum Meer und unbebaute Küstenstreifen<br />

– so soll die Türkische Riviera <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> kommen<strong><strong>de</strong>n</strong> Jahren<br />

umgebaut wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. E<strong>in</strong>e realistische Option o<strong>de</strong>r pures<br />

Wunsch<strong><strong>de</strong>n</strong>ken? Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> hat<br />

e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme gemacht<br />

Text: Ingo Köcher<br />

Foto © iStock.com / AndreyGatash<br />

Wenn Touristen von Sommer<strong>urlaub</strong> sprechen, <strong><strong>de</strong>n</strong>ken sie<br />

meist an e<strong>in</strong> komfort<strong>ab</strong>les Hotel mit Meerblick. Auch aus<br />

Sicht vieler Hotelbetreiber s<strong>in</strong>d Meerblick und Nähe zum<br />

Strand starke Kriterien für die Urlaubsbuchung. Deshalb<br />

wun<strong>de</strong>rt es nicht, dass Hotelneubauten <strong>in</strong> gefragten Regionen immer<br />

näher an die Küste rückten. Weil aus Grün<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>r Rent<strong>ab</strong>ilität<br />

möglichst viele Menschen gleichzeitig untergebracht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sollten,<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong> die Häuser immer größer. Gebaut wur<strong>de</strong> oft ohne Rücksicht<br />

auf die traditionelle Architektur, die Bedürfnisse <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wohner und<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Natur.<br />

72 NR. 5/<strong>2014</strong>


Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste | Hot Spots<br />

Foto © iStock.com / AndreyGatash<br />

Bauvorschriften verstoßen wur<strong>de</strong>. Viele Gebäu<strong>de</strong> hätten überhaupt<br />

nicht so nah am Wasser errichtet wer<strong><strong>de</strong>n</strong> dürfen. E<strong>in</strong> M<strong>in</strong><strong>de</strong>st<strong>ab</strong>stand<br />

von e<strong>in</strong>hun<strong>de</strong>rt Metern sei vorgeschrieben. Zu<strong>de</strong>m müsse <strong>de</strong>r<br />

Küstenstreifen frei zugänglich se<strong>in</strong>. Auch das sei oft nicht <strong>de</strong>r Fall.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Küstenregionen <strong>de</strong>s Mittelmeerraums s<strong>in</strong>d mit<br />

<strong>de</strong>m E<strong>in</strong>setzen <strong>de</strong>s Massentourismus <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> 1960er Jahren unglaubliche<br />

Bausün<strong><strong>de</strong>n</strong> begangen wor<strong><strong>de</strong>n</strong>. Das wird zunehmend auch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Regionen selbst erkannt, wo man nun versucht, gegenzusteuern.<br />

Wildwuchs aus Beton<br />

So etwa an <strong>de</strong>r Küste <strong>de</strong>r Ägäis. E<strong>in</strong>ige Abschnitte <strong>de</strong>r türkischen Riviera<br />

begutachtete unlängst <strong>de</strong>r türkische M<strong>in</strong>isterpräsi<strong><strong>de</strong>n</strong>t Recep<br />

Tayyip Erdoğan mit Hubschrauber und Boot. D<strong>ab</strong>ei h<strong>ab</strong>e man festgestellt,<br />

dass bei <strong>de</strong>r Errichtung e<strong>in</strong>iger Hotelanlagen massiv gegen<br />

Jetzt wird nach <strong><strong>de</strong>n</strong> Verantwortlichen gesucht, die für die E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>de</strong>r Bestimmungen hätten sorgen müssen. Trotz aller Probleme<br />

dürften sich die Wogen <strong>de</strong>r Empörung <strong>ab</strong>er recht schnell glätten.<br />

Denn letztlich ist je<strong>de</strong>s offizielle Bauvorh<strong>ab</strong>en lange vor <strong>de</strong>m<br />

ersten Spatenstich vom M<strong>in</strong>isterium genehmigt wor<strong><strong>de</strong>n</strong>. Daneben<br />

gibt es <strong>ab</strong>er noch e<strong>in</strong>e ganze Reihe Schwarzbauten, für die niemand<br />

e<strong>in</strong>en Bauantrag gestellt hat. Gegen diese illegal errichteten Gebäu<strong>de</strong><br />

sollen die Behör<strong><strong>de</strong>n</strong> vorgehen und vom Hausbesitzer <strong><strong>de</strong>n</strong> Abriss<br />

verlangen. Falls er sich weigert, wird <strong>de</strong>r Abriss von <strong><strong>de</strong>n</strong> Behör<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

selbst vorgenommen. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 73


Hot Spots | Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

Invasion <strong>de</strong>r Bettenburgen<br />

Dass die Situation <strong>de</strong>r Hotellerie ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>fach ist, macht <strong>de</strong>r<br />

Spagat zwischen wirtschaftlichem und nachhaltigem Tourismus<br />

<strong>de</strong>utlich. Denn viele Landstriche erlangten erst durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Tourismus<br />

e<strong>in</strong>en gewissen Wohlstand. Ländlich geprägte Gebiete wur<strong><strong>de</strong>n</strong> nur<br />

dank ihres Naturreichtums zu beliebten Reisezielen.<br />

Folgenlos blieb die Entwicklung touristischer Landschaften <strong>in</strong><strong>de</strong>s<br />

nicht. Denn recht schnell stellten sich f<strong>in</strong>dige Geschäftsleute die Frage,<br />

ob nicht noch e<strong>in</strong> bisschen mehr herauszuholen sei. Das setzte<br />

e<strong>in</strong>e Spirale <strong>in</strong> Bewegung, die e<strong>in</strong>ige Hotelbetreiber größere und näher<br />

am Meer liegen<strong>de</strong> Hotels bauen ließ. Am En<strong>de</strong> s<strong>in</strong>d nun weite<br />

Teile <strong>de</strong>r Türkischen Riviera zugebaut. D<strong>ab</strong>ei orientierten sich die Eigentümer<br />

nicht mehr an <strong>de</strong>r traditionellen Bausubstanz, bei <strong>de</strong>r die<br />

Häuser nur e<strong>in</strong> o<strong>de</strong>r zwei Stockwerke besitzen. Vielmehr galt es, auf<br />

begrenzter Fläche möglichst viele Touristen zu beherbergen. Und das<br />

erreicht man am besten mit mehrstöckigen Gebäu<strong><strong>de</strong>n</strong>. Die Bettenburgen<br />

breiteten sich aus.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Folge <strong>de</strong>r Gew<strong>in</strong>nmaximierung s<strong>in</strong>d künstliche Orte,<br />

die nur für Touristen errichtet wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. Buchstäblich im Nichts entstan<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

auch an <strong>de</strong>r Türkischen Riviera Siedlungen, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en sich<br />

nur während <strong>de</strong>r Urlaubssaison Menschen aufhalten. Hier reiht sich<br />

Hotelanlage an Hotelanlage, es gibt Bars, Restaurants und E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten.<br />

En<strong>de</strong>t die Saison, sterben diese Orte. Dann patrouillieren<br />

nur noch Sicherheitsleute durch leere Straßen, und Handwerker<br />

erledigen Reparaturen für die nächste Saison.<br />

Foto © iStock.com / Nastya22<br />

Foto © iStock.com / tunart<br />

74 NR. 5/<strong>2014</strong>


Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste | Hot Spots<br />

Foto © Dieter Schütz/PIXELIO<br />

Rückkehr zur Qualität<br />

An<strong>de</strong>rs stellt sich die Situation <strong>in</strong> Si<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Kemer dar. Bei<strong>de</strong> Städte gehören<br />

zu <strong><strong>de</strong>n</strong> meistbesuchten Urlaubszielen an <strong>de</strong>r Türkischen Riviera.<br />

Sie s<strong>in</strong>d historisch gewachsen und <strong>de</strong>shalb nicht nur saisonal bewohnt.<br />

Dennoch ist auch hier die ungebremste Küstenbebauung e<strong>in</strong> Thema.<br />

So ist Gästen, die <strong>in</strong> Kemer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hotel <strong>in</strong> <strong>de</strong>r zweiten Reihe untergebracht<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>de</strong>r direkte Zugang zum Strand versperrt. Das sei e<strong>in</strong><br />

Skandal, me<strong>in</strong>t Vural Öger, ehemaliger EU-Abgeordneter und bis 2010<br />

Chef von Öger Tours.<br />

Die Türkei sei das Billig<strong>urlaub</strong>sland Europas, wobei die Umsätze je<br />

Urlauber immer weiter s<strong>in</strong>ken. Das liege an <strong><strong>de</strong>n</strong> Betonblocks mit Kapazitäten<br />

von 1.000 und mehr Betten. Um sie auszulasten, wür<strong><strong>de</strong>n</strong> die<br />

Hoteliers immer größere R<strong>ab</strong>atte bieten, worauf die Gew<strong>in</strong>ne noch<br />

weiter schrumpften.<br />

Auf mehr Gew<strong>in</strong>ne durch noch größere Hotels zu hoffen, sei falsch,<br />

so Öger gegenüber tourexpi.com. Vielmehr gelte es, die fehlen<strong>de</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Natur und Kultur herzustellen, damit Toskana- und<br />

St. Tropez-Urlauber auch die Türkische Riviera ent<strong>de</strong>cken. In historisch<br />

gewachsenen Küstenstädten seien Boutique-Hotels die Zukunft,<br />

woh<strong>in</strong>gegen Hotels mit mehr als 150 Betten verboten wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sollten.<br />

Wichtig sei es zu<strong>de</strong>m, auf e<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis zwischen bebauten<br />

und naturbelassenen Flächen zu achten, me<strong>in</strong>t Öger.<br />

Nun wäre es <strong>ab</strong>er falsch, Pauschaltourismus und All-Inklusive-Urlaub<br />

zu verteufeln. Zum e<strong>in</strong>en beschert er <strong><strong>de</strong>n</strong> Regionen bis heute<br />

beträchtliche wirtschaftliche E<strong>in</strong>nahmen, zum an<strong>de</strong>ren s<strong>in</strong>d die<br />

Kosten für die Touristen beim Kauf e<strong>in</strong>er Reise transparent.<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> diesem Punkt unterschei<strong>de</strong>t sich e<strong>in</strong> Tourist kaum von<br />

e<strong>in</strong>em Unternehmer, <strong><strong>de</strong>n</strong>n bei<strong>de</strong> wollen mit kalkulierbaren Beträgen<br />

operieren. Warum also sollte man e<strong>in</strong>em Urlauber dieses<br />

Recht beim Kauf e<strong>in</strong>er Reise <strong>ab</strong>erkennen? Unstrittig ist <strong>in</strong><strong>de</strong>s, dass<br />

Pauschaltourismus und All-Inklusive-Angebote allzu oft mit e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fallslosen Architektur verbun<strong><strong>de</strong>n</strong> s<strong>in</strong>d. Dadurch wur<strong><strong>de</strong>n</strong> Küstenstreifen<br />

an <strong>de</strong>r Türkischen Riviera und an an<strong>de</strong>ren Abschnitten <strong>de</strong>r<br />

Mittelmeerküste zugebaut und natürliche Verläufe zerstört.<br />

Rückbau ist e<strong>in</strong>e Lösung: Bestehen<strong>de</strong> Hotels verkle<strong>in</strong>ern, neue Hotels<br />

an die regionale Architektur anpassen. Insgesamt ist es hilfreich,<br />

Kapazitäten zu verr<strong>in</strong>gern, um mehr Exklusivität zu schaffen.<br />

So könnte es gel<strong>in</strong>gen, aus <strong>de</strong>r Geiz-ist-Geil-Mentalität auszubrechen.<br />

Die Angst vor ausbleiben<strong><strong>de</strong>n</strong> Urlaubern dürfte unbegrün<strong>de</strong>t<br />

se<strong>in</strong>, <strong><strong>de</strong>n</strong>n immer mehr Menschen s<strong>in</strong>d daran <strong>in</strong>teressiert, ihren<br />

Urlaub nachhaltig zu gestalten. Nicht ohne Grund boomt beispielsweise<br />

Slow Tourism als e<strong>in</strong>e bewusste Form <strong>de</strong>s Reisens (Magaz<strong>in</strong>-<br />

Ausg<strong>ab</strong>e 03/<strong>2014</strong>). ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 75


Hot Spots | Renaturierung <strong>de</strong>r Ägäis-Küste<br />

Urlaub <strong>in</strong> Antalya und Kemer<br />

Die Türkische Riviera bietet weit mehr als Strand, Meer und Sonne.<br />

Wer urbanen Trubel sucht, <strong>ab</strong>er nicht auf die Nähe zum stahlblauen<br />

Wasser verzichten möchte, f<strong>in</strong><strong>de</strong>t diese Komb<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> <strong>de</strong>r pulsieren<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Metropole Antalya. Die imposante Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt beg<strong>in</strong>nt<br />

im Jahr 160 vor Christus mit <strong>de</strong>r Stadtgründung durch König<br />

Attalos II. von Pergamon. Wechselvoll war die Geschichte als Han<strong>de</strong>ls-<br />

und Flottenstützpunkt. Spuren h<strong>in</strong>terließen unter an<strong>de</strong>rem die<br />

Kreuzzüge sowie Templer und Late<strong>in</strong>er. Heute ist die Prov<strong>in</strong>zhauptstadt<br />

das Tourismuszentrum <strong>de</strong>r Türkischen Riviera.<br />

Antalya selbst bietet Museen, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en hellenistische, römische, byzant<strong>in</strong>ische,<br />

seldschukische und osmanische Geschichte präsentiert<br />

wird. Zu<strong>de</strong>m zeugt die Architektur wie das 130 n. Chr. errichtete<br />

Hadrianstor von <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Stadt. Für Besucher stehen historische<br />

Moscheen und Kirchen offen. E<strong>in</strong> Vorzug von Antalya ist<br />

die Nähe <strong>de</strong>r Großstadt zur Natur. So erreicht man nach nur acht<br />

Kilometern die Dü<strong><strong>de</strong>n</strong>-Wasserfälle, wenige Kilometer weiter die<br />

Kurşunlu- und die Manavgat-Wasserfälle. D<strong>ab</strong>ei liefern die Abbruchkanten,<br />

über die das Wasser nach unten stürzt, bei je<strong>de</strong>m Wasserfall<br />

e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res Bild.<br />

E<strong>in</strong>en Besuch lohnen die Antalya umgeben<strong><strong>de</strong>n</strong> Kavernen und Höhlen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d so zahlreich, dass e<strong>in</strong> Urlaub nicht ausreicht, <strong>in</strong> alle h<strong>in</strong><strong>ab</strong>zusteigen.<br />

Als schönste wird die Altınbeşik-Höhle mit unterirdischen<br />

Seen und e<strong>in</strong>er Länge von etwa 2.500 Metern bezeichnet. Man<br />

erreicht sie nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stündigen Wan<strong>de</strong>rung vom Dorf Ürdünlü<br />

durch e<strong>in</strong>en Tannenwald. Auch Ba<strong>de</strong><strong>urlaub</strong> ist <strong>in</strong> Antalya möglich.<br />

Mit <strong>de</strong>m Lara-Strand (zehn Kilometer nördlich <strong>de</strong>r Stadt) und <strong>de</strong>m<br />

Konyaaltı-Strand (drei Kilometer westlich) bietet die Stadt gleich<br />

zwei Alternativen.<br />

76 NR. 5/<strong>2014</strong>


Foto © H-j Spengemann/PIXELIO<br />

Foto © Kathar<strong>in</strong>a Wieland Müller/PIXELIO<br />

45 Kilometer südlich von Antalya liegt das ehemalige Fischerdorf<br />

Kemer. Vor <strong>de</strong>m Bau e<strong>in</strong>er Fernstraße war <strong>de</strong>r Ort nur über <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Wasserweg erreichbar. Mit <strong>de</strong>r Anb<strong>in</strong>dung an das Straßennetz kam<br />

für die Bewohner als neue wirtschaftliche Grundlage <strong>de</strong>r Tourismus<br />

h<strong>in</strong>zu. Heute präsentiert sich <strong>de</strong>r Ort als Ba<strong>de</strong>paradies mit Sand- und<br />

Kiessträn<strong><strong>de</strong>n</strong> sowie kle<strong>in</strong>en Lä<strong><strong>de</strong>n</strong>, Restaurants und Cafés. Zu <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Sehenswürdigkeiten gehört e<strong>in</strong> seldschukisches Jagdhaus aus <strong>de</strong>m<br />

12. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Im Hafen liegen mit Dieselmotoren angetriebene<br />

Nachbauten von Segelbooten, die zu dreistündigen Touren entlang<br />

<strong>de</strong>r Küste aufbrechen. ■<br />

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Türkischen Riviera<br />

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NR. 5/<strong>2014</strong> 77


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Städtereise nach Johannesburg<br />

Städtereise nach Johannesburg<br />

Metropole im Umbruch<br />

Nach jahrzehntelanger Apartheid-Politik und Jahren<br />

extremer Gewalt will Johannesburg <strong><strong>de</strong>n</strong> Anschluss an die<br />

Touristenstädte <strong>de</strong>r Welt f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong><br />

Magaz<strong>in</strong> stellt die südafrikanische Metropole am Kap <strong>de</strong>r<br />

Guten Hoffnung vor<br />

Text: Ingo Köcher<br />

Sich Südafrika unbefangen zu nähern, ist schwierig. Und das,<br />

obgleich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kap-Republik die Apartheidgesetze – schrittweise<br />

e<strong>in</strong>geführt <strong>ab</strong> 1903 von <strong><strong>de</strong>n</strong> Englän<strong>de</strong>rn – 1994 <strong>ab</strong>geschafft<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. Seit<strong>de</strong>m s<strong>in</strong>d 20 Jahre vergangen. Dennoch<br />

lassen sich die Folgen <strong>de</strong>r be<strong>in</strong>ahe hun<strong>de</strong>rtjährigen gesetzlichen Rassendiskrim<strong>in</strong>ierung<br />

nicht so e<strong>in</strong>fach überw<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. D<strong>ab</strong>ei h<strong>ab</strong>en es<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re Metropolen wie Johannesburg mit ihren über Jahrzehnte<br />

gewachsenen Strukturen schwer, zur Normalität zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Goldgräber als Stadtgrün<strong>de</strong>r<br />

E<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r Probleme aus <strong>de</strong>r Vergangenheit ist die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> 1950er Jahren<br />

durchgeführte Umsiedlung bestimmter Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong><br />

die Randgebiete <strong>de</strong>r Stadt. Mit <strong>de</strong>m Group Areas Act wur<strong>de</strong> Weißen,<br />

Schwarzen, Asiaten und Mischl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Wohngebiet zugewiesen. Noch heute wer<strong><strong>de</strong>n</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Häuser und Straßenzüge <strong>de</strong>r Townships von Slumlords<br />

und ihren Gangs beherrscht. Diese rechtsfreien Räume<br />

machen Johannesburg zu e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r gefährlichsten<br />

Städte weltweit.<br />

Foto © iStock.com/Goruppa<br />

Dennoch g<strong>in</strong>gen auch aus <strong><strong>de</strong>n</strong> Townships große Persönlichkeiten<br />

hervor. In <strong><strong>de</strong>n</strong> wohl bekanntesten, <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

South Western Townships (Soweto), lebten die späteren<br />

Frie<strong><strong>de</strong>n</strong>snobelpreisträger Nelson Man<strong>de</strong>la und Bischof<br />

Desmond Tutu. Man<strong>de</strong>las Haus <strong>in</strong> <strong>de</strong>r 8115 Vilakazi Street ist<br />

heute e<strong>in</strong> Museum, Tutus Geburtshaus <strong>in</strong> <strong>de</strong>r gleichen Straße<br />

wird unverän<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>ssen Familie bewohnt.<br />

78 NR. 5/<strong>2014</strong>


Städtereise nach Johannesburg | Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

Foto © iStock.com/THEGIFT777<br />

Um Gewalt und Krim<strong>in</strong>alität e<strong>in</strong>zudämmen,<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong> Plätze und<br />

Straßen <strong>in</strong> Johannesburg mit<br />

Überwachungskameras ausgerüstet.<br />

Zu<strong>de</strong>m hat man die Polizeipräsenz<br />

verstärkt. D<strong>ab</strong>ei ist zu<br />

beobachten, dass nicht nur <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> wohlh<strong>ab</strong>en<strong><strong>de</strong>n</strong> und zentralen<br />

Stadtteilen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Townships viel für die Sicherheit<br />

getan wird.<br />

In <strong><strong>de</strong>n</strong> Randgebieten stehen längst nicht mehr<br />

nur die bekannten Wellblechhütten. Vielmehr<br />

baut, wer es sich leisten kann, e<strong>in</strong> massives Ste<strong>in</strong>haus.<br />

Zu<strong>de</strong>m gibt es Regierungsprogramme, mit<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong>en die Entwicklung <strong>de</strong>r Randgebiete vorangetrieben wird. Heute<br />

gehören die Townships zum Johannesburger Stadtgebiet, mit Shopp<strong>in</strong>gcentern,<br />

Restaurants, Schulen und Krankenhäusern. Hier s<strong>in</strong>d<br />

sogar Villenviertel entstan<strong><strong>de</strong>n</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en wohlh<strong>ab</strong>en<strong>de</strong> Schwarze –<br />

wie e<strong>in</strong>st Man<strong>de</strong>la – leben.<br />

Was sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Townships im Kle<strong>in</strong>en vollzieht, gilt für ganz Johannesburg:<br />

die Bevölkerung teilt sich strikt <strong>in</strong> arm und reich. Zwar<br />

spielt seit <strong>de</strong>r Abschaffung <strong>de</strong>r Apartheid die Hautfarbe ke<strong>in</strong>e Rolle<br />

mehr. Dennoch ist das Gefälle von bitterer Armut und unvorstellbarem<br />

Reichtum allgegenwärtig.<br />

Foto © iStock.com/AlejandroRosa<br />

Foto © iStock.com/THEGIFT777<br />

Zitat von Nelson Man<strong>de</strong>la am<br />

Apartheid-Museum (oben).<br />

Nelson Man<strong>de</strong>las Haus <strong>in</strong> <strong>de</strong>r 8115 Vilakazi<br />

Street ist heute e<strong>in</strong> Museum (unten)<br />

Afrika übte <strong>in</strong> früheren Jahrhun<strong>de</strong>rten e<strong>in</strong>e unglaubliche Fasz<strong>in</strong>ation<br />

auf europäische Herrscher aus. Der Kont<strong>in</strong>ent wur<strong>de</strong> für viele Nationen<br />

zum Tummelplatz kolonialer Bestrebungen. Als <strong>in</strong> Südafrika gewaltige<br />

Goldfun<strong>de</strong> gemel<strong>de</strong>t wur<strong><strong>de</strong>n</strong>, zogen Glücksritter, gescheiterte<br />

Existenzen und Abenteurer aus <strong>de</strong>r ganzen Welt <strong>in</strong> die Graslandschaft<br />

<strong>de</strong>r Prov<strong>in</strong>z Gauteng und das Gebiet um das heutige Johannesburg.<br />

Um 1890 wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Goldgräbercamp, bestehend aus Zelten<br />

und wackligen Hütten, zum Grundste<strong>in</strong> für die Stadt. Heute ist Johannesburg<br />

– o<strong>de</strong>r Jo’burg – das Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzzentrum<br />

sowie die größte Stadt Südafrikas. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 79


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Städtereise nach Johannesburg<br />

Suburbs s<strong>in</strong>d nicht ungefährlich<br />

Die Stadt mit ihren 4,4 Millionen E<strong>in</strong>wohnern glie<strong>de</strong>rt<br />

sich <strong>in</strong> sieben regionale Verwaltungsbezirke (Suburbs),<br />

die wie<strong>de</strong>rum aus e<strong>in</strong>er Vielzahl kle<strong>in</strong>erer Stadtteile bestehen.<br />

Wie <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Stadt <strong>de</strong>r Welt h<strong>ab</strong>en auch<br />

die Suburbs, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die dar<strong>in</strong> liegen<strong><strong>de</strong>n</strong> Stadtteile<br />

von Johannesburg, ihren ganz eigenen Charakter.<br />

Prägend für Jo’burg ist, dass e<strong>in</strong>ige dieser Stadtteile nicht<br />

organisch durch Zuwan<strong>de</strong>rung und Stadtplanung entstan<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Vielmehr s<strong>in</strong>d sie das Produkt <strong>de</strong>r Apartheidpolitik<br />

vergangener Jahrzehnte, als die vornehmlich schwarze Bevölkerung<br />

aus <strong><strong>de</strong>n</strong> Innenstädten vertrieben und am Stadtrand<br />

angesie<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. E<strong>in</strong>ige dieser Gebiete wie Alexandra<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Northern Suburbs o<strong>de</strong>r Kliptown <strong>in</strong> Soweto<br />

gehören zu <strong><strong>de</strong>n</strong> ärmsten und gefährlichsten Vierteln <strong>de</strong>r<br />

Stadt. Kliptown selbst zählt, wie e<strong>in</strong>ige brasilianische Favelas<br />

(Armenviertel), zu <strong><strong>de</strong>n</strong> gefährlichsten Orten <strong>de</strong>r Welt.<br />

Dennoch gehören Teile Sowetos heute ke<strong>in</strong>eswegs zu <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

No-Go-Areas. In e<strong>in</strong>igen Gegen<strong><strong>de</strong>n</strong> hat sich <strong>de</strong>r schwarze<br />

Mittelstand et<strong>ab</strong>liert, <strong>de</strong>r für Sicherheit und Ordnung<br />

sorgt. Dadurch s<strong>in</strong>d Stadtteile <strong>de</strong>r südwestlichen Suburbs<br />

für Touristen ungefährlich, woh<strong>in</strong>gegen sie an<strong>de</strong>re besser<br />

nicht betreten sollten.<br />

Im Unterschied zu vielen Städten <strong>de</strong>r Welt war das Zentrum<br />

Johannesburgs lange Zeit ke<strong>in</strong> wirkliches City Center.<br />

Hierher zogen die Menschen aus umliegen<strong><strong>de</strong>n</strong> und<br />

vornehmlich armen Stadtteilen, um leerstehen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong><br />

zu besetzen. Das löste e<strong>in</strong>e Abwärtsspirale aus, die bei<br />

wachsen<strong>de</strong>m Zuzug zur Abwan<strong>de</strong>rung bislang ansässiger<br />

Firmen, E<strong>in</strong>zelhändler und Bewohner führte. Die Situation<br />

verschärfte sich, weil es für die Neuankömml<strong>in</strong>ge<br />

ke<strong>in</strong>e wirtschaftliche Basis g<strong>ab</strong>. In <strong>de</strong>r Folge nahmen Gewaltbereitschaft<br />

und Krim<strong>in</strong>alität zu.<br />

Touristische Höhepunkte von Johannesburg liegen weniger im Stadtzentrum als vielmehr <strong>in</strong> umliegen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Stadtteilen wie Melrose Arch (u.), Teilen von Soweto (o.l.: Theater <strong>in</strong> Soweto) o<strong>de</strong>r Sandton (o.r.)<br />

80 NR. 5/<strong>2014</strong>


Foto © Enoch Lehung City of Joburg<br />

Foto © www.<strong>de</strong><strong>in</strong>-suedafrika.<strong>de</strong><br />

Das Schnellbussystem Rea Vaya wur<strong>de</strong> zur Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 2010 <strong>in</strong> Johannesburg e<strong>in</strong>geführt<br />

Foto © Enoch Lehung City of Joburg<br />

Foto © www.<strong>de</strong><strong>in</strong>-suedafrika.<strong>de</strong><br />

Diesem Trend stellt sich die Stadt seit e<strong>in</strong>igen Jahren erfolgreich<br />

entgegen. So kehrt mit <strong>de</strong>r Eröffnung von Cafés,<br />

Restaurants und Shopp<strong>in</strong>gmalls langsam Normalität<br />

<strong>in</strong>s Zentrum zurück. Zu<strong>de</strong>m wird versucht, die Innenstadt<br />

Johannesburgs mit neuen Wohnungen als attraktives<br />

Umfeld wie<strong>de</strong>rzubeleben. E<strong>in</strong> wichtiger Schritt ist<br />

d<strong>ab</strong>ei die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es funktionieren<strong><strong>de</strong>n</strong> öffentlichen<br />

Nahverkehrs.<br />

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb mit<br />

<strong>de</strong>utscher Unterstützung e<strong>in</strong> BRT-Schnellbussystem (Bus<br />

Rapid Transit System) e<strong>in</strong>geführt. In Johannesburg trägt<br />

das Projekt <strong><strong>de</strong>n</strong> Namen Rea Vaya, was soviel heißt wie »wir<br />

bewegen uns«. Das Schnellbussystem funktioniert ähnlich<br />

<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>es U-Bahnnetzes. Es unterschei<strong>de</strong>t sich davon nur<br />

durch luftbereifte, oberirdisch fahren<strong>de</strong> Busse anstelle unterirdisch<br />

verkehren<strong>de</strong>r Züge. Ansonsten entsprechen eigene<br />

Fahrspuren, Taktung <strong>de</strong>r Fahrzeuge und <strong>ab</strong>geschlossene<br />

Haltestellenbereiche <strong><strong>de</strong>n</strong>en städtischer U-Bahnsysteme.<br />

Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erprobungsphase (2013)<br />

wird nun geprüft, ob sich das Schnellbussystem auch <strong>in</strong><br />

an<strong>de</strong>ren südafrikanischen Städten umsetzen lässt. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 81


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Städtereise nach Johannesburg<br />

Foto © iStock.com/McKl<strong>in</strong><br />

An <strong>de</strong>r Wiege <strong>de</strong>r Menschheit<br />

Wer Südafrika und Johannesburg besucht, bereist Gegen<strong><strong>de</strong>n</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong>en<br />

die Wurzeln <strong>de</strong>r Menschheit lagen. Was pathetisch kl<strong>in</strong>gt, ist<br />

durch Millionen Jahre alte Knochenfun<strong>de</strong> belegt. 1947 gruben Wissenschaftler<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Sterkfonte<strong>in</strong>-Höhlen 45 Kilometer nordwestlich<br />

von Johannesburg <strong><strong>de</strong>n</strong> Schä<strong>de</strong>l e<strong>in</strong>es erwachsenen Hom<strong>in</strong>i<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

(Menschenaffe) aus. Der Plesianthropus transvaalensis genannte<br />

Hom<strong>in</strong>i<strong>de</strong> ist 2,6 bis 2,8 Millionen Jahre alt. Nach zahlreichen weiteren<br />

Fun<strong><strong>de</strong>n</strong> von Resten früher Hom<strong>in</strong>i<strong><strong>de</strong>n</strong> wur<strong>de</strong> Sterkfonta<strong>in</strong><br />

mit <strong>de</strong>m Ehrentitel »Cradle of Humank<strong>in</strong>d« (Wiege <strong>de</strong>r Menschheit)<br />

ausgezeichnet und zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.<br />

Östlich von Johannesburg liegt <strong>de</strong>r 1898 gegrün<strong>de</strong>te Krüger-Nationalpark.<br />

Für die Tour <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Park sollten mehrere Tage e<strong>in</strong>geplant<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d es von Johannesburg etwa 400 Kilometer<br />

mit <strong>de</strong>m Auto o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Stun<strong>de</strong> per Flugzeug, zum an<strong>de</strong>ren<br />

sollte man sich für die Erkundung <strong>de</strong>s 19.633 Quadratkilometer großen<br />

Parks Zeit nehmen. I<strong>de</strong>alerweise mietet man sich e<strong>in</strong>e Safari<br />

Lodge im Park und startet von dort Touren <strong>in</strong> die Wildnis. Neben<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) leben im Krüger-Nationalpark<br />

hun<strong>de</strong>rte Säugetierarten, Vögel, Reptilien, Fische<br />

und Amphibien.<br />

Wer <strong>in</strong><strong>de</strong>s urbanes Flair bevorzugt, bleibt entwe<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Johannesburg<br />

o<strong>de</strong>r macht e<strong>in</strong>en Abstecher <strong>in</strong>s 62 Kilometer entfernte Pretoria. Die<br />

Fahrt <strong>in</strong> die Hauptstadt Südafrikas dauert mit <strong>de</strong>m Auto etwa e<strong>in</strong>e<br />

South African Union Build<strong>in</strong>g,<br />

Regierungssitz <strong>de</strong>r Südafrikanischen<br />

Regierung <strong>in</strong> Pretoria<br />

Foto © iStock.com/pg-images<br />

Stun<strong>de</strong>. In Pretoria f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man Shopp<strong>in</strong>gmalls,<br />

Theater, K<strong>in</strong>os, Museen und natürlich Restaurants und Cafés – eben<br />

alles, was <strong>de</strong>r Städtetourist erwartet.<br />

Meditative Ruhe vom Trubel <strong>de</strong>r Großstadt ist ebenfalls möglich.<br />

Schon wenige Kilometer h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r Stadtgrenze Pretorias o<strong>de</strong>r Johannesburgs<br />

verlaufen Schotterpisten schier endlos gera<strong>de</strong>aus, bis sie<br />

sich am Horizont mit <strong>de</strong>m Blau <strong>de</strong>s Himmels vere<strong>in</strong>en. Wer e<strong>in</strong>ige<br />

Zeit auf diesen Pisten unterwegs ist, wird sich fragen, ob das ganze<br />

Land e<strong>in</strong>gezäunt ist. Denn um Tiere und Autoverkehr sicher vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />

zu trennen, s<strong>in</strong>d die Schotterstraßen von Wildzäunen gesäumt.<br />

82 NR. 5/<strong>2014</strong>


Klima <strong>in</strong> Johannesburg (Durchschnittswerte)<br />

Mai bis August<br />

Temperatur (max): 19 Grad Celsius<br />

Temperatur (m<strong>in</strong>): 5 Grad Celsius<br />

Sonnenstun<strong><strong>de</strong>n</strong>: 9<br />

Regentage: 1,4<br />

September bis April<br />

Temperatur (max): 25 Grad Celsius<br />

Temperatur (m<strong>in</strong>): 13 Grad Celsius<br />

Sonnenstun<strong><strong>de</strong>n</strong>: 8<br />

Regentage: 8,8<br />

Achterbahn über <strong>de</strong>r Goldm<strong>in</strong>e<br />

Das Autobahnnetz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ist weit weniger<br />

ursprünglich, <strong>ab</strong>er dafür gut ausgebaut.<br />

So ist auch die Fahrt von Johannesburg<br />

zum etwa 150 Kilometer entfernten<br />

Freizeit- und Vergnügungspark Sun City<br />

ke<strong>in</strong> Problem. Zu<strong>de</strong>m liegt <strong>de</strong>r Komplex <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Nachbarschaft <strong>de</strong>s 55 Hektar<br />

großen Pilanesberg-Nationalparks.<br />

Die gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Seele von Johannesburg liegt<br />

acht Kilometer südwestlich <strong>de</strong>r Stadt. Dort<br />

Sun City Freizeitpark, rund 150 Kilometer von Johannesburg entfernt<br />

thront <strong>de</strong>r Freizeitpark Gold Reef City –<br />

über <strong>de</strong>r tiefsten Goldm<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r Welt. Der<br />

Park bietet neben Wildwasserfahrten, Achterbahnen,<br />

Shows und Hotels die Chance,<br />

die 1982 stillgelegte Crown M<strong>in</strong>e und <strong>de</strong>ren<br />

Zentrum »Schacht 14« zu besuchen.<br />

Dazu fährt man 200 Meter <strong>in</strong> die Tiefe.<br />

Beim Nachtleben steht Johannesburg an<strong>de</strong>ren<br />

Metropolen auf <strong>de</strong>r Welt <strong>in</strong> nichts<br />

nach. So gibt es <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re um die Seventh<br />

Street im Stadtteil Melville dutzen<strong>de</strong><br />

Fotos © Xan<strong>de</strong>r Buys CC BY 2.0<br />

Bars und Kneipen. Wer es etwas anspruchsvoller<br />

mag, verlebt se<strong>in</strong>en Abend<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r Bars o<strong>de</strong>r Restaurants im<br />

Stadtzentrum (Central Bus<strong>in</strong>ess District).<br />

Auch <strong>in</strong> Sachen Kultur liefert Jo’burg alles,<br />

was man von e<strong>in</strong>er Millionenstadt erwarten<br />

kann. Museen, Theater, Kle<strong>in</strong>kunst,<br />

Oper, Kammerspiele und Kunstausstellungen<br />

– das Angebot ist groß und vielfältig.<br />

Tickets für viele Veranstaltungen wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

an Kiosken und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> großen Shopp<strong>in</strong>gmalls<br />

verkauft. ■<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 83


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Neue Gebäu<strong>de</strong> <strong>2014</strong><br />

Neue Gebäu<strong>de</strong> <strong>2014</strong><br />

Hauptsache groß<br />

Bei vielen Reisen möchte man auch <strong>in</strong>teressante Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Plätze<br />

besichtigen. Doch welche Bauwerke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> naher Zukunft zu erwarten?<br />

E<strong>in</strong> Blick auf e<strong>in</strong>ige geplante Eröffnungen im Jahr <strong>2014</strong><br />

Text: Daniel Forstner<br />

Fotos © Tour O<strong>de</strong>on<br />

24 Appartements im Tour Odéon sollen bereits verkauft se<strong>in</strong>.<br />

Kostenpunkt: 75.000 Euro – pro Quadratmeter<br />

Tour Odéon, Monaco<br />

Um <strong><strong>de</strong>n</strong> Tour Odéon <strong>in</strong> Monaco zu sehen,<br />

muss man nur <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Stadtstaat an die Mittelmeerküste<br />

reisen. Schwer zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> sollte <strong>de</strong>r<br />

170-Meter-Riese trotz se<strong>in</strong>er transparenten<br />

Dachkonstruktion nicht se<strong>in</strong>. Schwerer wird es<br />

schon, sich <strong>in</strong> diesem Luxus-Domizil e<strong>in</strong>zumieten.<br />

24 <strong>de</strong>r 259 Appartements sollen bereits<br />

verkauft se<strong>in</strong>, zu Quadratmeterpreisen von<br />

mehr als 75.000 Euro. Außer<strong>de</strong>m wird e<strong>in</strong><br />

3.300 Quadratmeter großes Sky Penthouse an-<br />

geboten, das sich über fünf Stockwerke erstreckt.<br />

Kostenpunkt: knapp 250 Millionen Euro.<br />

Doch nicht nur auf <strong>de</strong>m Dach hat man e<strong>in</strong>en<br />

tollen Ausblick. In diesem Haus ist allen<br />

Wohnungsbesitzern e<strong>in</strong> atemberauben<strong>de</strong>s<br />

Panorama über Mittelmeer und Monaco garantiert,<br />

egal, auf welcher Etage sie leben. Im<br />

Tour Odéon selbst genießt man Annehmlichkeiten<br />

wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hotel. Rund um die<br />

Uhr steht e<strong>in</strong> Concierge zur Verfügung, <strong>de</strong>r<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Bewohnern sämtliche Wünsche zu erfüllen<br />

versucht. E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten, Restaurants,<br />

Wäscheservice, K<strong>in</strong>os, hauseigene<br />

Parkplätze und vieles mehr run<strong><strong>de</strong>n</strong> das Angebot<br />

<strong>ab</strong>. Trotz<strong>de</strong>m gibt es gute Grün<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Tour Odéon auch mal zu verlassen: Formel 1,<br />

Monte Carlo Arts and Jazz Festival o<strong>de</strong>r Rolex<br />

Tennis Masters s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige <strong>de</strong>r Veranstaltungen,<br />

die Monaco so attraktiv machen.<br />

84 NR. 5/<strong>2014</strong>


Neue Gebäu<strong>de</strong> <strong>2014</strong> | Cities & Dest<strong>in</strong>ations<br />

al-Haram-Moschee,<br />

Mekka<br />

In Mekka liegt die bekannte al-<br />

Haram-Moschee, auch Große<br />

Moschee genannt. Sie wird jährlich<br />

von Millionen Moslems besucht.<br />

Vor allem zum Haddsch,<br />

<strong>de</strong>r islamischen Pilgerfahrt,<br />

platzt die Moschee aus allen<br />

Nähten. Nicht verwun<strong>de</strong>rlich,<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong>n nach <strong>de</strong>m Koran ist je<strong>de</strong>r<br />

erwachsene und gesun<strong>de</strong> Moslem<br />

verpflichtet, e<strong>in</strong>mal im Leben<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens fünf Tage<br />

dauern<strong><strong>de</strong>n</strong> Haddsch zu unternehmen.<br />

Bei weltweit etwa 1,5 Milliar<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Moslems wird es <strong>in</strong> Mekka immer<br />

voller und gefährlicher. Nahezu<br />

alle Pilger möchten <strong>in</strong> das Innere<br />

<strong>de</strong>r Moschee, um die Ka<strong>ab</strong>a, das<br />

höchste Heiligtum <strong>de</strong>s Islam, siebenmal<br />

gegen <strong><strong>de</strong>n</strong> Uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

zu umrun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Je<strong>de</strong>s Jahr sterben<br />

d<strong>ab</strong>ei hun<strong>de</strong>rte Menschen, die von <strong><strong>de</strong>n</strong> drängen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Massen schlichtweg überrannt wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

– ohne bösen Willen.<br />

Es war <strong>de</strong>shalb höchste Zeit, <strong><strong>de</strong>n</strong> Platz für die<br />

Pilger zu vergrößern und das Umfeld <strong>de</strong>r<br />

Großen Moschee zu erweitern. Bisher konnte<br />

das Innere <strong>de</strong>r Zentralmoschee 820.000<br />

Pilger aufnehmen – viel zu wenig für <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

jährlichen Ansturm. En<strong>de</strong> <strong>2014</strong> soll <strong>de</strong>r Umbau<br />

<strong>ab</strong>geschlossen se<strong>in</strong>. Dann beträgt das<br />

Fassungsvermögen <strong>de</strong>r al-Haram-Moschee<br />

1.200.000 Pilger.<br />

Bis heute gibt es Kritik an <strong>de</strong>r Erweiterung.<br />

Von <strong><strong>de</strong>n</strong> umstehen<strong><strong>de</strong>n</strong> Touristenhotels ist<br />

die Moschee nur durch e<strong>in</strong>en osmanischen<br />

Säulenbau aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt getrennt.<br />

Dieser Säulenbau soll <strong>ab</strong>gerissen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, um<br />

die Pilgerfläche zu verdreifachen. Sowohl die<br />

Bewahrung <strong>de</strong>s historischen Säulenbaus als<br />

auch die Vergrößerung <strong>de</strong>s Platzes zur Vermeidung<br />

von To<strong>de</strong>sopfern s<strong>in</strong>d nachvollziehbar.<br />

Doch für e<strong>in</strong>e von bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Lösungen<br />

muss man sich entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>. ▶<br />

Foto © iStock.com/Zurijeta<br />

Die Ka<strong>ab</strong>a, das größte Heiligtum <strong>de</strong>s Islam, <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r al-Haram-Moschee<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 85


Cities & Dest<strong>in</strong>ations | Neue Gebäu<strong>de</strong> <strong>2014</strong><br />

Der neue EZB-Bau soll Mitte<br />

bis En<strong>de</strong> <strong>2014</strong> eröffnet wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Europäische Zentralbank<br />

(EZB), Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Als ob Ma<strong>in</strong>hattan nicht schon genug<br />

Wolkenkratzer hätte, kommt <strong>in</strong><br />

diesem Jahr noch e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>zu, <strong>de</strong>r<br />

so sexy ist wie e<strong>in</strong> nasser Wollstrumpf.<br />

Das neue EZB-Gebäu<strong>de</strong><br />

soll Mitte bis En<strong>de</strong> <strong>2014</strong> eröffnet<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, vermutlich unter lautstarkem<br />

Protest <strong>de</strong>r kapitalismuskritischen<br />

Blockupy-Anhänger. Sie h<strong>ab</strong>en<br />

bereits angekündigt, die<br />

Eröffnung kreativ zu begleiten.<br />

1,2 Milliar<strong><strong>de</strong>n</strong> Euro hat die EZB<br />

für <strong><strong>de</strong>n</strong> Glasbau bezahlt, <strong>de</strong>ssen<br />

verdrehte Optik wohl ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

auf die Geschäfte h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r<br />

Fassa<strong>de</strong> se<strong>in</strong> soll. Der 185 und 165<br />

Meter hohe Doppelturm ist bereits<br />

fertig, nur an <strong>de</strong>r Innene<strong>in</strong>richtung<br />

wird noch gearbeitet.<br />

Mario Draghi, Präsi<strong><strong>de</strong>n</strong>t <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Zentralbank, bekommt<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>de</strong>rs schönes<br />

Büro. Er muss dort bis 2019 aushalten,<br />

dann geht er <strong>in</strong> Pension.<br />

Shanghai Tower,<br />

Shanghai<br />

Niemand hätte gedacht, dass die mit Hochhäusern<br />

überla<strong><strong>de</strong>n</strong>e Silhouette <strong>de</strong>s Geschäftsdistrikts<br />

Pudong <strong>in</strong> Shanghai noch<br />

e<strong>in</strong>en Wolkenkratzer verträgt, doch die<br />

Ch<strong>in</strong>esen sahen das an<strong>de</strong>rs: e<strong>in</strong>er g<strong>in</strong>g noch<br />

re<strong>in</strong>. Und zwar nicht irgen<strong>de</strong><strong>in</strong> Hochhaus –<br />

<strong>de</strong>r Shanghai Tower ist mit 632 Metern<br />

Höhe nach <strong>de</strong>m Burj Khalifa <strong>in</strong> Dubai (828<br />

Meter) das zweitgrößte Haus <strong>de</strong>r Welt.<br />

Weitere Hochhäuser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Shanghai vorerst<br />

nicht geplant. Für viel Aufsehen sorgte<br />

<strong>de</strong>r Shanghai Tower im Februar <strong>2014</strong>, als er<br />

von zwei jungen Russen öffentlichkeitswirksam<br />

und illegal bestiegen wur<strong>de</strong>. Sie<br />

filmten sich bei <strong>de</strong>r Aktion und veröffentlichten<br />

das Vi<strong>de</strong>o auf YouTube. Dort wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Film <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten sechs Tagen 22 Millionen<br />

Mal angeklickt. Doch diese waghalsige<br />

Aktion muss man nicht nachmachen. Nach<br />

se<strong>in</strong>er Eröffnung kann <strong>de</strong>r Wolkenkratzer<br />

von je<strong>de</strong>rmann erklommen wer<strong><strong>de</strong>n</strong> – mit<br />

<strong>de</strong>m Aufzug. ■<br />

Foto © iStock.com/zyxeos30<br />

Foto © iStock.com/kontrast-foto<strong>de</strong>sign<br />

Der Shanghai Tower erreichte<br />

se<strong>in</strong>e Höhe von 632 Metern<br />

schon 2013 und ist damit das<br />

zweitgrößte Haus <strong>de</strong>r Welt<br />

86 NR. 5/<strong>2014</strong>


Tipps, Tricks<br />

& Tests<br />

Foto © Maiju Torv<strong>in</strong>en/Air Guitar World Championships<br />

Der junge Mann auf<br />

diesem Foto ist e<strong>in</strong><br />

Musiker. Er steht auf<br />

<strong>de</strong>r Bühne und spielt<br />

Gitarre. Dass die Gitarre<br />

unsichtbar ist, gehört<br />

zur Show, <strong><strong>de</strong>n</strong>n <strong>de</strong>r<br />

ekstatische Span<strong>de</strong>xhosenträger<br />

spielt<br />

Luftgitarre. Ihre<br />

Champions küren die<br />

Luftgitarristen auf e<strong>in</strong>er<br />

Weltmeisterschaft.<br />

Auch für an<strong>de</strong>re skurrile<br />

Hobbys gibt es be<strong>in</strong>harte<br />

Wettkämpfe um<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Siegerpokal<br />

weiter auf S. 90


Tipps, Tricks & Tests | Menüs <strong>de</strong>r Airl<strong>in</strong>es<br />

Menüs <strong>de</strong>r Airl<strong>in</strong>es<br />

Es muss nicht immer Hühnchen se<strong>in</strong><br />

Foto © airberl<strong>in</strong><br />

88 NR. 5/<strong>2014</strong>


Menüs <strong>de</strong>r Airl<strong>in</strong>es | Tipps, Tricks & Tests<br />

Foto © Deutsche Lufthansa AG<br />

Foto © <strong>in</strong> courtesy of LSG Sky Chefs Riga<br />

Wer e<strong>in</strong>e Flugreise antritt und nicht First Class fliegt,<br />

hat <strong>in</strong> kul<strong>in</strong>arischer H<strong>in</strong>sicht wenig Hoffnungen.<br />

Man ist schon dankbar über e<strong>in</strong>en daumengroßen<br />

Schokoriegel und e<strong>in</strong>en Becher stilles Wasser. Doch<br />

neben <strong>de</strong>m gastronomischen Notprogramm wer<strong><strong>de</strong>n</strong> auch<br />

schmackhafte Gerichte angeboten – <strong>ab</strong>er nicht bei allen<br />

Airl<strong>in</strong>es<br />

Text: Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

Dass über <strong><strong>de</strong>n</strong> Wolken immer noch das gekochte E<strong>in</strong>heitshuhn<br />

dom<strong>in</strong>iert, ist aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbar.<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Fluggäste mit Speisen und Getränken ist<br />

e<strong>in</strong>e buchhalterische Abwägung: Je nach Airl<strong>in</strong>e können aufwendige<br />

Menüs <strong><strong>de</strong>n</strong> Gew<strong>in</strong>n steigern o<strong>de</strong>r die Kosten erhöhen.<br />

E<strong>in</strong> Faktor <strong>in</strong> dieser Kalkulation ist die Größe <strong>de</strong>r Fluggesellschaft.<br />

Hier h<strong>ab</strong>en kle<strong>in</strong>e Airl<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>en Vorteil, sie müssen nicht wie die<br />

Lufthansa das Cater<strong>in</strong>g für e<strong>in</strong>e Flotte von 276 Flugzeugen organisieren.<br />

Air Berl<strong>in</strong> arbeitet beispielsweise mit <strong>de</strong>m Restaurant Sansibar<br />

auf Sylt zusammen (siehe Interview <strong>in</strong> Heft 11/2013). Die Köche <strong>de</strong>s<br />

Szenerestaurants kreieren exklusive Menüs für Air Berl<strong>in</strong>, die an<br />

Bord gegen Aufpreis angeboten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Um <strong><strong>de</strong>n</strong> Bedarf e<strong>in</strong>igermaßen<br />

<strong>ab</strong>schätzen zu können, setzt die Fluggesellschaft auf Onl<strong>in</strong>e-Vorbestellungen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>ab</strong>er ke<strong>in</strong>e Pflicht, die Sansibar-Menüs s<strong>in</strong>d<br />

während <strong>de</strong>s Flugs auch ohne Vorbestellung erhältlich.<br />

Die Passagiere lieben zwar die günstigen Preise <strong>de</strong>r Billigairl<strong>in</strong>es, doch<br />

sie lassen sich nicht auf Dauer als Transportvieh behan<strong>de</strong>ln. Das<br />

mussten selbst die Hardl<strong>in</strong>er von Ryanair e<strong>in</strong>sehen, die En<strong>de</strong> 2013<br />

mehr Freundlichkeit im Umgang mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Fluggästen versprachen.<br />

In diesem Umfeld sticht e<strong>in</strong>e Fluggesellschaft wie Air Baltic heraus,<br />

die ihren Passagieren das Gefühl gibt, trotz preiswerter Tickets liebevoll<br />

umsorgt zu wer<strong><strong>de</strong>n</strong> – auch bei Speisen und Getränken. Weil die<br />

Fluggäste ihre Menüs onl<strong>in</strong>e or<strong>de</strong>rn, kann Air Baltic <strong><strong>de</strong>n</strong> Aufwand<br />

präzise planen und kalkulieren. Denn neben <strong>de</strong>r Zubereitung <strong>de</strong>r<br />

Speisen erhöht je<strong>de</strong>r Lammbraten alle<strong>in</strong> durch se<strong>in</strong> Gewicht die<br />

Flugkosten. Mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Preisen fürs gute Essen subventioniert Air Baltic<br />

wie<strong>de</strong>rum die günstigen Ticketpreise – e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation für<br />

Airl<strong>in</strong>e und Passagiere.<br />

Auch die Lufthansa bietet exzellente Speisen an, beschränkt <strong>ab</strong>er das<br />

Angebot auf Bus<strong>in</strong>ess Class und First Class – wer Economy fliegt, bekommt<br />

das E<strong>in</strong>heitshuhn. Wie bei Air Berl<strong>in</strong> wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die Menüs für<br />

Bus<strong>in</strong>ess Class und First Class von Spitzenköchen zusammengestellt,<br />

an Bord jedoch ohne Aufpreis serviert. Weil die Anzahl <strong>de</strong>r Sitzplätze<br />

<strong>in</strong> Bus<strong>in</strong>ess Class und First Class überschaubar ist, gibt es bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Speisen<br />

ke<strong>in</strong>e Vorbestellungen. Alle Menüs wer<strong><strong>de</strong>n</strong> vor <strong>de</strong>r Flugreise an<br />

Bord genommen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hoffnung, möglichst viel davon servieren zu<br />

können. Denn was nicht gegessen wird, muss nach <strong>de</strong>r Landung weggeworfen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Auch wenn es e<strong>in</strong>e Kreation von Tim Raue ist. ■<br />

Noch umfangreicher ist die Speisekarte <strong>de</strong>r Air Baltic. Für ihre 27<br />

Flugzeuge, die nach Paris, Berl<strong>in</strong>, Teneriffa o<strong>de</strong>r Abu Dh<strong>ab</strong>i fliegen,<br />

bietet sie e<strong>in</strong>e Auswahl von 70 Gerichten an. Je<strong>de</strong>s Menü kann <strong>de</strong>r<br />

Passagier vor <strong>de</strong>r Reise onl<strong>in</strong>e bestellen. Die Preisspanne liegt zwischen<br />

8 Euro (Rügenher<strong>in</strong>g auf Brot) und 25 Euro (Lammbraten mit<br />

M<strong>in</strong>ze und Thymian). Das hört sich nach viel Geld an, ist <strong>ab</strong>er vergleichbar<br />

mit <strong>de</strong>r Speisekarte e<strong>in</strong>es Restaurants. Sparsame Menschen<br />

können an Bord trotz<strong>de</strong>m ihr E<strong>in</strong>heitshuhn verzehren, die 70 Gerichte<br />

s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> zusätzliches Angebot.<br />

Dass Lammbraten-Menüs nicht im Flugpreis enthalten s<strong>in</strong>d, dürfte gera<strong>de</strong><br />

bei kle<strong>in</strong>en Airl<strong>in</strong>es verständlich se<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d auf niedrige Ticketpreise<br />

angewiesen. Ihre Marktanteile erkämpfen sie <strong>ab</strong>er zunehmend<br />

über <strong><strong>de</strong>n</strong> Abschied vom Rumpelbu<strong><strong>de</strong>n</strong>-Image <strong>de</strong>r Low-Cost Carrier.<br />

Foto © Deutsche Lufthansa AG<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 89


Tipps, Tricks & Tests | Skurrile Sportarten<br />

Skurrile Sportarten<br />

Mit Schwung durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Schlamm<br />

Weltmeisterschaft im Schlammtauchen, Llanwrtyd Wells, Großbritannien (Bil<strong>de</strong>r oben)<br />

Fotos © Jen Walsby, Green Events, Llanwrtyd Wells<br />

Mit Strandschnecken spucken, auf High Heels rennen<br />

o<strong>de</strong>r im Brackwasser schnorcheln – es gibt viele<br />

Sportarten, von <strong><strong>de</strong>n</strong>en man nicht wusste, dass sie<br />

existieren. Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> stellt die<br />

skurrilsten Sportarten vor<br />

Beim Tortenwerfen gelten e<strong>in</strong>fache Regeln: Das Gebäck<br />

aus 2,5 Metern Abstand <strong>de</strong>m Gegner <strong>in</strong>s Gesicht werfen<br />

Text: Ingo Köcher<br />

Die Englän<strong>de</strong>r lieben exzentrische Spiele – beispielsweise <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Wettkampf um die schrägste Grimasse. In Egremont (Grafschaft<br />

Cumbria) im Nordwesten Englands f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> jährlich die<br />

World Gurn<strong>in</strong>g Championships (Weltmeisterschaften im<br />

Grimassenschnei<strong><strong>de</strong>n</strong>) statt. Am 20. September treten dort wie<strong>de</strong>r<br />

Menschen gegene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r an, die ihre Unterlippe über die Nase stülpen<br />

können. Ganz harte Burschen gehen d<strong>ab</strong>ei aufs Ganze. Weltmeister<br />

Peter Jackman ließ sich für die perfekte Grimasse se<strong>in</strong>e Zähne<br />

ziehen.<br />

Mitten <strong>in</strong>s Gesicht<br />

An <strong>de</strong>r Südküste Englands treffen sich Gourmets <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />

Art. Jährlich am Samstag vor Mittsommer (<strong>in</strong> diesem Jahr am 14.<br />

Juni) tragen sie die World St<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g Nettle Eat<strong>in</strong>g Championship aus.<br />

Denn im Pub Bottle Inn <strong>in</strong> Marshwood (Grafschaft Dorset) ist es seit<br />

über 20 Jahren guter Brauch, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stun<strong>de</strong> möglichst viele Brennnesseln<br />

zu essen – frisch gepflückt und ohne Handschuhe.<br />

90 NR. 5/<strong>2014</strong>


Skurrile Sportarten | Tipps, Tricks & Tests<br />

Nicht gegessen, son<strong>de</strong>rn mit Essen geworfen<br />

wird im Dorf Coxheath (Grafschaft Kent).<br />

Hier grün<strong>de</strong>te Ratsherr Mike Fitzgerald 1967<br />

die World Custard Pie Throw<strong>in</strong>g Championship.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r diesjährigen Weltmeisterschaft<br />

im Tortenwerfen am 31. Mai fliegen wie<strong>de</strong>r<br />

etwa 3.000 Torten durch die Luft. Die<br />

fantasievoll verklei<strong>de</strong>ten Teams stehen sich im<br />

Abstand von 2,5 Metern gegenüber. Sie h<strong>ab</strong>en<br />

30 Sekun<strong><strong>de</strong>n</strong> Zeit, um <strong>de</strong>m Gegner e<strong>in</strong>e Torte<br />

<strong>in</strong>s Gesicht zu werfen. Nur dieser Treffer br<strong>in</strong>gt<br />

die volle Punktzahl.<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>rs gute Kondition benötigen die<br />

Teilnehmer <strong>de</strong>s Käserennens <strong>in</strong> <strong>de</strong>r englischen<br />

Ortschaft Brockworth (Grafschaft Gloucestershire).<br />

Beim traditionellen The Cooper’s Hill<br />

Cheese-Roll<strong>in</strong>g and Wake laufen am 26. Mai<br />

Frauen und Männer e<strong>in</strong>em Laib Gloucester-Käse<br />

h<strong>in</strong>terher, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e 90 Meter lange, grasbewachsene<br />

Schneise h<strong>in</strong>unterrollt. Die Chance, <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Käse zu erwischen, ist m<strong>in</strong>imal – <strong>de</strong>r Laib rollt<br />

mit Geschw<strong>in</strong>digkeiten bis zu 100 km/h. Deshalb<br />

gilt als Sieger, wer zuerst unten ist, ohne sich am<br />

steilen Hang die Knochen gebrochen zu h<strong>ab</strong>en.<br />

High Heels to Hell<br />

Das Schlammschnorcheln ist ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />

schräge Sportart. Es wur<strong>de</strong> <strong>ab</strong>er nicht <strong>in</strong> England,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> Wales erfun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Bei <strong>de</strong>r World<br />

Bog Snorkell<strong>in</strong>g Championship <strong>in</strong> Llanwrtyd<br />

Wells grün<strong>de</strong>ln die Sportler mit Taucherflossen<br />

und Schnorchel durch e<strong>in</strong>en 60 Yards (54,86<br />

Meter) langen Gr<strong>ab</strong>en und wie<strong>de</strong>r zurück. Das<br />

Wasser ist nicht tief, <strong>ab</strong>er trübe und st<strong>in</strong>kend.<br />

Zur 29. Weltmeisterschaft am 24. August gilt es,<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Rekord von D<strong>in</strong>eka Maguire zu brechen.<br />

Die 18-Jährige ist seit 2010 Serienweltmeister<strong>in</strong>.<br />

2013 durchpflügte sie die Brühe <strong>in</strong> 1:23 M<strong>in</strong>uten.<br />

So schnell war vor ihr ke<strong>in</strong>e Schnorchler<strong>in</strong><br />

und auch ke<strong>in</strong> Schnorchler.<br />

Beim Aus<strong><strong>de</strong>n</strong>ken skurriler Spiele stehen die<br />

F<strong>in</strong>nen <strong><strong>de</strong>n</strong> Englän<strong>de</strong>rn nicht nach. Sie amüsieren<br />

sich beim Weitwurf von Handys und Gummistiefeln,<br />

tragen ihre Ehe- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Frauen,<br />

die m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens 49 Kilogramm schwer se<strong>in</strong><br />

müssen, und rocken die Bühne bei <strong>de</strong>r Luftgitarren-Weltmeisterschaft.<br />

Fotos © Brian R E Mortimer<br />

Doch auch außerhalb F<strong>in</strong>nlands und Englands<br />

weiß man e<strong>in</strong>e verrückte I<strong>de</strong>e zu schätzen. So wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

nicht nur <strong>in</strong> Westeuropa, son<strong>de</strong>rn auch Russland<br />

und Australien Wettläufe <strong>in</strong> High Heels ausgetragen.<br />

E<strong>in</strong>en Dressco<strong>de</strong> gibt es d<strong>ab</strong>ei nicht. Die<br />

teilnehmen<strong><strong>de</strong>n</strong> Frauen und Männern dürfen<br />

selbst entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>, mit welchem hochhackigen<br />

Mo<strong>de</strong>ll sie ihre Fußgelenke quälen möchten. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 91


Fotos © www.wattoluempia.<strong>de</strong><br />

Beim Surfen bügeln<br />

Auch die Deutschen s<strong>in</strong>d für unernste<br />

Sportarten zu begeistern. So f<strong>in</strong><strong>de</strong>t <strong>in</strong><br />

Brunsbüttel am 5. und 6. Juli <strong>2014</strong> die Wattolümpia<strong>de</strong><br />

statt. Hier treffen etwa 30 Teams<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Diszipl<strong>in</strong>en Wattfußball, Wolliball,<br />

Watthandball und Schlickschlittenrennen<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r.<br />

Liebevoll gepflegt wird <strong>in</strong> Deutschland – beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>in</strong> Bayern – die Kunst <strong>de</strong>s sportlichen<br />

T<strong>ab</strong>akschnupfens. In diesem Jahr feiern die<br />

Schnupfer gleich zwei Großereignisse: die<br />

Deutsche Schnupfmeisterschaft (10. Mai,<br />

Knodorf-Irsch<strong>in</strong>g) und die 19. Schnupfweltmeisterschaft<br />

(19. Juli,<br />

Dettenhofen). Während<br />

<strong>de</strong>r Schnupf-WM müssen<br />

die Schnupfer<strong>in</strong>nen und<br />

Schnupfer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute<br />

fünf Gramm Schnupft<strong>ab</strong>ak <strong>in</strong> die Nase ziehen.<br />

Der Rekord liegt bei 4,995 Gramm. Wer nicht<br />

s<strong>ab</strong>bert o<strong>de</strong>r kleckert, bekommt Bonuspunkte.<br />

In Düren (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen) atmet man<br />

nicht kräftig e<strong>in</strong>, son<strong>de</strong>rn aus. Am 26. Juli treffen<br />

sich auf <strong>de</strong>m Dürener Polizeihun<strong>de</strong>sportplatz<br />

Menschen mit kräftigen Gesichtsmuskeln<br />

zur 40. Weltmeisterschaft im Kirschkernweitspucken.<br />

Bei diesem Wettkampf ist<br />

e<strong>in</strong> leerer Magen vorteilhaft, <strong><strong>de</strong>n</strong>n die Kirsche<br />

muss erst gegessen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, bevor man <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Kern spucken kann. Der Weltrekord für<br />

Kirschkernweitspucker steht bei 21,71<br />

Metern, die beste Kirschkernweitspucker<strong>in</strong><br />

schleu<strong>de</strong>rte ihren Kern 15,24 Meter weit.<br />

Wattolümpia<strong>de</strong> <strong>in</strong> Brunsbüttel<br />

Gespuckt wird auch <strong>in</strong> Frankreich. Die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

Sibiril <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bretagne richtet je<strong>de</strong>s<br />

Jahr die Weltmeisterschaft im Strandschneckenweitspucken<br />

aus. Morgens sammeln<br />

Helfer die Strandschnecken (französisch: Bigorneau)<br />

auf, tagsüber wird mit ihnen gespuckt,<br />

und <strong>ab</strong>ends setzt man sie wie<strong>de</strong>r am<br />

Strand aus. Es kommen also ke<strong>in</strong>e Lebewesen<br />

zu scha<strong><strong>de</strong>n</strong>, sofern die Schnecken 11-Meter-Flüge<br />

unbescha<strong>de</strong>t überstehen.<br />

E<strong>in</strong>e ganz an<strong>de</strong>re Sportler-Spezies bil<strong><strong>de</strong>n</strong> die<br />

Extrembügler. Die erste und vorerst letzte<br />

Weltmeisterschaft fand 2002 bei München<br />

statt. Doch die Bügler s<strong>in</strong>d trotz<strong>de</strong>m aktiv.<br />

Sie bügeln auf Bergspitzen, beim Base Jump<strong>in</strong>g,<br />

<strong>in</strong> Ultraleichtflugzeugen, beim Surfen,<br />

<strong>in</strong> Baumwipfeln, auf Gebäu<strong><strong>de</strong>n</strong> und unter<br />

Wasser – immer korrekt mit Bügelbrett und<br />

Bügeleisen. Auch Teams s<strong>in</strong>d willkommen.<br />

Sie bügeln synchron. ■<br />

92 NR. 5/<strong>2014</strong>


Skurrile Sportarten | Tipps, Tricks & Tests<br />

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Handyweitwurf<br />

<strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki<br />

7 Tage <strong>in</strong> Hotels <strong>ab</strong> 3 Sternen, DZ,<br />

Frühstück, <strong>in</strong>kl. Flug p.P. <strong>ab</strong> 406 €<br />

magaz<strong>in</strong>.<strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong>/18<br />

Hotl<strong>in</strong>e: +49 (0)341 65050 83970 (Ortstarif, Mobilfunk <strong>ab</strong>weichend)<br />

Angebot freibleibend. Än<strong>de</strong>rungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

World Alternative Games<br />

Als Alternative zur verbissenen Medaillenjagd<br />

bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Olympischen Spielen <strong>in</strong> London<br />

grün<strong>de</strong>te e<strong>in</strong> Englän<strong>de</strong>r namens Gordon Green<br />

2012 die World Alternative Games. Sie sollen<br />

alle zwei Jahre im walisischen Schlammschnorcheldorf<br />

Llanwrtyd Wells stattf<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. Auf<br />

Dop<strong>in</strong>gproben wird verzichtet, Medaillen gibt es<br />

für die drei Erstplatzierten und für alle an<strong>de</strong>ren<br />

Teilnehmer. Vom 8. bis 25. August messen sich<br />

die Athleten auf <strong><strong>de</strong>n</strong> World Alternative Games<br />

<strong>2014</strong> u.a. <strong>in</strong> diesen Diszipl<strong>in</strong>en:<br />

In F<strong>in</strong>nland messen sich <strong>in</strong>ternationale Luftgitarristen<br />

Foto © Maiju Torv<strong>in</strong>en/Air Guitar World Championships<br />

Hochradrennen • Ba<strong>de</strong>wannenregatta •<br />

Worm Charm<strong>in</strong>g (Wurmgrunzen) • Hüpfballrennen<br />

• Eierweitwurf • Rollerslalom • Russisch-<br />

Eier-Roulette • Ste<strong>in</strong> Schere Papier • Bibellese-<br />

Marathon • Gravy Wrestl<strong>in</strong>g • Schlammschnorchel-Triathlon<br />

• Rückwärtslaufen •<br />

Eierkuchenlauf • Fassrollen • Mounta<strong>in</strong> Bike<br />

Chariot Rac<strong>in</strong>g • Bürostuhlslalom • Menschgegen-Pferd-Marathon<br />

• Stiletto-Rennen<br />

(Absätze m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens sieben Zentimeter hoch) •<br />

Unterwasserhockey • Frauentragen (Strecke:<br />

255 Meter, 1. Preis: das Gewicht <strong>de</strong>r Frau <strong>in</strong> Bier)<br />

Der Weltrekord im Kirschkernweitspucken (hier:<br />

Weltmeisterschaft <strong>in</strong> Düren) liegt bei 21,71 Metern<br />

Foto © Stadt Düren<br />

Foto © iStock.com/Givaga<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 93


Tipps, Tricks & Tests | Die besten Spiele für unterwegs, Teil 2<br />

Die besten Spiele für unterwegs, Teil 2<br />

Spr<strong>in</strong>gfield nach <strong>de</strong>r Kernschmelze<br />

Auch im zweiten Teil unserer Serie »Spiele für unterwegs«<br />

kämpfen wir gegen Stumpfs<strong>in</strong>n und Langeweile<br />

auf Reisen. Diesmal geht es um kostenfreie Spiele auf<br />

<strong>de</strong>m Smartphone – <strong><strong>de</strong>n</strong>n es gibt mehr als Angry Birds<br />

Text: Daniel Forstner<br />

Name:<br />

W<strong>in</strong>d-up Knight<br />

Betriebssystem: Android, iOS<br />

Datenvolumen: 44,8 MB (Android), 50 MB (iOS)<br />

Foto © iStock.com/ASIFE<br />

So geht’s: In W<strong>in</strong>d-up Knight muss e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Ritter die schöne Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

retten und auf <strong>de</strong>m Weg durch viele Level e<strong>in</strong>ige Unwegsamkeiten<br />

überw<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. Das Jump’n’Run spielt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>ab</strong>enteuerlichen<br />

Ambiente; <strong>de</strong>r Spieler spr<strong>in</strong>gt und kämpft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittelalterlichen<br />

Landschaft. Wie Doodle Snake e<strong>in</strong>e Rem<strong>in</strong>iszenz an e<strong>in</strong> klassischsimples<br />

Spielpr<strong>in</strong>zip mit großem Spaßfaktor.<br />

94 NR. 5/<strong>2014</strong>


Die besten Spiele für unterwegs, Teil 2 | Tipps, Tricks & Tests<br />

Name:<br />

Betriebssystem:<br />

Datenvolumen:<br />

4 Bil<strong>de</strong>r 1 Wort<br />

Android, iOS<br />

ca. 20 MB (Android),<br />

53 MB (iOS)<br />

Fotos © 2012 Electronic Arts Inc. The Simpsons TM & © 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.<br />

Foto © LOTUM GmbH<br />

So geht’s: Wie <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s<br />

Spieles sagt, wer<strong><strong>de</strong>n</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

Display vier Bil<strong>de</strong>r angezeigt,<br />

aus <strong><strong>de</strong>n</strong>en <strong>de</strong>r Spieler auf<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Wort schließen<br />

muss. Beispiel: Das erste<br />

Bild zeigt Früchte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Behälter, das zweite e<strong>in</strong>en<br />

Basketballkorb, das dritte e<strong>in</strong>e Frau, die e<strong>in</strong>en Mann<br />

ohrfeigt und das letzte e<strong>in</strong>en Radfahrer mit e<strong>in</strong>em<br />

Fahrradkorb. Das gesuchte Wort ist also »Korb«. Was<br />

sich e<strong>in</strong>fach anhört, wird von Stufe zu Stufe immer<br />

kniffliger.<br />

Name:<br />

Die Simpsons : Spr<strong>in</strong>gfield<br />

Betriebssystem: Android, iOS<br />

Datenvolumen: 33 MB (Android), 46,3 MB (iOS)<br />

Name:<br />

Quizduell<br />

Betriebssystem: Android, iOS<br />

Datenvolumen: 26 MB (Android),<br />

42,8 MB (iOS)<br />

So geht’s: Homer hat aus Versehen e<strong>in</strong>e Kernschmelze verursacht.<br />

Spr<strong>in</strong>gfield ist zerstört. Jetzt muss die Stadt neu<br />

aufgebaut wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, und zwar nach <strong>de</strong>m eigenen Geschmack.<br />

Gleichzeitig gilt es, Aufg<strong>ab</strong>en zu bewältigen und Freun<strong>de</strong><br />

zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. Endlose Schichten von Apu im Kwik-E-Mart<br />

o<strong>de</strong>r Partys mit Duffman <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Duff-Brauerei – im eigenen<br />

Spr<strong>in</strong>gfield ist alles möglich.<br />

Name:<br />

Betriebssystem:<br />

Datenvolumen:<br />

Doodle Snake<br />

Android, iOS<br />

7,1 MB (Android),<br />

15,6 MB (iOS)<br />

So geht’s: Snake kennt man aus <strong>de</strong>r Zeit, als auf pixeligem,<br />

grünem H<strong>in</strong>tergrund älterer Nokia-Handys<br />

möglichst lange Schlangen über <strong><strong>de</strong>n</strong> Bildschirm krochen.<br />

Das Spielpr<strong>in</strong>zip ist gleich geblieben, nur die<br />

Grafik hat sich <strong>de</strong>utlich verbessert und bietet viele<br />

attraktive Spielwelten. Wer Snake nicht kennt: Man<br />

bewegt e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schlange über <strong><strong>de</strong>n</strong> Bildschirm, um<br />

Punkte zu sammeln, ohne d<strong>ab</strong>ei <strong><strong>de</strong>n</strong> Spielfeldrand<br />

zu berühren. Mit je<strong>de</strong>m Punkt wächst die Schlange<br />

e<strong>in</strong> Stück mehr. Irgendwann ist sie so lang, dass sich<br />

Kopf und Schwanz gegenseitig <strong>in</strong> die Quere kommen.<br />

Neben Pacman und Tetris e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r unsterblichen<br />

Spieleklassiker.<br />

Foto © FEO Media<br />

So geht’s: Wer Quizduell<br />

noch nicht<br />

kennt, besitzt vermutlich<br />

ke<strong>in</strong> Smartphone<br />

o<strong>de</strong>r lebt sehr<br />

e<strong>in</strong>sam. Bei Quizduell<br />

können Spieler<br />

<strong>in</strong> Kategorien wie<br />

»Rund um die Welt«, »TV-Serien«, »Sport<br />

& Freizeit« o<strong>de</strong>r »Medien & Unterhaltung«<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r antreten und ihr Wissen testen.<br />

Nach sechs Run<strong><strong>de</strong>n</strong> stehen e<strong>in</strong> Sieger<br />

o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Remis fest, danach wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Punkte<br />

verteilt. Lustig ist, dass man auch live gegen<br />

Freun<strong>de</strong> antreten kann. Im Moment e<strong>in</strong>es<br />

<strong>de</strong>r beliebtesten Spiele auf <strong>de</strong>m Smartphone-<br />

Markt – mit hohem Suchtfaktor.<br />

Foto © FEO Media<br />

Name:<br />

Betriebssystem:<br />

Datenvolumen:<br />

100 Doors<br />

Android, iOS<br />

variiert stark je nach<br />

Version, System und<br />

Gerät (ca. 15 bis 30 MB)<br />

So geht’s: Das Spielpr<strong>in</strong>zip ist <strong><strong>de</strong>n</strong>kbar e<strong>in</strong>fach – <strong>de</strong>r<br />

User muss massenhaft Türen öffnen. Logischerweise<br />

lassen sich die Türen nicht durch e<strong>in</strong>en simplen<br />

Tastendruck öffnen, son<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rn das Lösen<br />

von Rätseln, die äußerst knackig se<strong>in</strong> können. 100<br />

Doors gibt es <strong>in</strong> mehreren Ausg<strong>ab</strong>en, zum Beispiel<br />

100 Floors, 100 Rooms, e<strong>in</strong>e 2013er-Version und viele<br />

mehr. ■<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 95


Tipps, Tricks & Tests | Fernreise mit Familie<br />

Effektive Reiseplanung<br />

Mit Familie <strong>in</strong> die Ferne<br />

E<strong>in</strong> Urlaub mit <strong>de</strong>r ganzen Familie will gut vorbereitet se<strong>in</strong>. Geht es<br />

auch noch auf e<strong>in</strong>e Fernreise, steigt die logistische Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> hat zusammengestellt, worauf man<br />

bei <strong>de</strong>r familiären Reiseplanung achten sollte<br />

Text: Ingo Köcher<br />

96 NR. 5/<strong>2014</strong>


Fernreise mit Familie | Tipps, Tricks & Tests<br />

Foto © iStock.com/monkeybus<strong>in</strong>essimages<br />

Bevor die Familie <strong>in</strong>s Fernreise-Abenteuer<br />

startet, bedarf es e<strong>in</strong>er gründlichen<br />

Vorbereitung. Weil sie umfangreicher<br />

ausfällt als bei Alle<strong>in</strong>reisen<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

sollte möglichst frühzeitig mit <strong>de</strong>r<br />

Planung begonnen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Zunächst gilt es,<br />

das Reiseziel festzulegen. Hier wird man se<strong>in</strong>er<br />

Familie Krisenregionen ersparen. Aktuelle<br />

Informationen über Län<strong>de</strong>r, die als Fernreiseziel<br />

gemie<strong><strong>de</strong>n</strong> wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sollten, liefert das<br />

Auswärtige Amt. Als sicher und familientauglich<br />

gelten unter an<strong>de</strong>rem Japan, Thailand<br />

o<strong>de</strong>r das Sultanat Brunei im Südch<strong>in</strong>esischen<br />

Meer. Wer es weniger exotisch mag,<br />

<strong>ab</strong>er <strong><strong>de</strong>n</strong>noch die Ferne liebt, besucht Kanada,<br />

Australien o<strong>de</strong>r die USA.<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r geben das Tempo vor<br />

Stehen Land und Route fest, geht es an die<br />

Planung <strong>de</strong>r Reise<strong>de</strong>tails. D<strong>ab</strong>ei ist von Anfang<br />

an klar, dass die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r das Tempo vorgeben.<br />

E<strong>in</strong> positiver Nebeneffekt ist die<br />

zwangsläufig e<strong>in</strong>setzen<strong>de</strong> Entschleunigung.<br />

Das be<strong>de</strong>utet <strong>ab</strong>er nicht Langeweile. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> beispielsweise Kontakte zur<br />

e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung durch die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r<br />

<strong>in</strong>tensiver ausfallen.<br />

Gleiches gilt für die Wahrnehmung von Natur<br />

und Umwelt. Überlegen sollte man, wie<br />

sich die Reise durch das frem<strong>de</strong> Land angenehm<br />

gestalten lässt. Damit vermei<strong>de</strong>t man<br />

genervte K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, die Bart Simpsons Klassiker<br />

»S<strong>in</strong>d wir schon da?« <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Endlosschleife<br />

zitieren. Auch sollten die Fahrten<br />

nicht länger als drei bis vier Stun<strong><strong>de</strong>n</strong> dauern,<br />

was bei schlecht ausgebauten Straßen<br />

o<strong>de</strong>r Schotterpisten schon zur Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> kann.<br />

Steht die Grobplanung, beg<strong>in</strong>nt die Vorarbeit.<br />

Hierzu zählen E<strong>in</strong>reisebestimmungen,<br />

Impfungen beim Hausarzt und das Zusammenstellen<br />

<strong>de</strong>r Reiseapotheke. Gera<strong>de</strong> bei<br />

Impfungen ist e<strong>in</strong> ausreichend großes Zeitfenster<br />

e<strong>in</strong>zuplanen, um die notwendigen<br />

zeitlichen Abstän<strong>de</strong> bei Mehrfachimpfungen<br />

e<strong>in</strong>zuhalten. Alle Impfungen sollten im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Impfausweis festgehalten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Wichtig ist zu<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e Auslandskranversicherung<br />

mit Rückholoption.<br />

Die regelmäßige E<strong>in</strong>nahme von Medikamenten,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die Verwendung von Spritzen<br />

zur Injektion von Insul<strong>in</strong> o<strong>de</strong>r ähnlichen<br />

Arzneimitteln, sollte <strong>de</strong>r Arzt <strong>in</strong> englischer<br />

Sprache schriftlich bestätigen. Damit geht<br />

man während <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>reise e<strong>in</strong>er Verdächtigung<br />

als Dealer aus <strong>de</strong>m Weg. Zu berücksichtigen<br />

ist bei regelmäßiger Medikation<br />

auch die Zeitverschiebung. Hierzu ist <strong>de</strong>r<br />

Arzt zu befragen. Um die Wirksamkeit <strong>de</strong>r<br />

mitgeführten Präparate sicherzustellen, wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

die Medikamente während <strong>de</strong>s Flugs im<br />

Handgepäck und am Urlaubsort im Kühlschrank<br />

<strong>de</strong>s Hotelzimmers <strong>de</strong>poniert. Im<br />

Frachtgepäckraum im Bauch <strong>de</strong>s Flugzeugs<br />

ist es zu kalt, hier s<strong>in</strong>kt die Temperatur unter<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Gefrierpunkt. Im Hotelzimmer ist es mit<br />

teilweise über 25 Grad Celsius zu warm. Bei<strong>de</strong><br />

Grenzbereiche können die Wirksamkeit<br />

<strong>de</strong>r Medikamente <strong>de</strong>utlich e<strong>in</strong>schränken. ▶<br />

Im Ausland mei<strong><strong>de</strong>n</strong>:<br />

rohen Fisch, rohes Fleisch, Austern<br />

Leitungswasser, Eiswürfel, Speiseeis<br />

nicht pasteurisierte Milch<br />

Obst- und Gemüsesalate<br />

rohes Gemüse<br />

kalte Buffets<br />

warmgehaltene Speisen<br />

Tiefkühlprodukte<br />

(Kühlkette möglicherweise unterbrochen)<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 97


Tipps, Tricks & Tests | Fernreise mit Familie<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

BUNDESREPUBLIK<br />

DEUTSCHLAND<br />

REISEPASS<br />

Pässe für alle Gelegenheiten<br />

Auch Passangelegenheiten benötigen Zeit.<br />

So dauert das Ausstellen e<strong>in</strong>es elektronischen<br />

Reisepasses drei bis vier Wochen und kostet<br />

59 Euro. Der Pass ist nur zehn Jahre gültig.<br />

Wer es eilig hat, <strong>de</strong>m stellen die Behör<strong><strong>de</strong>n</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Express-Pass <strong>in</strong>nerhalb von 48 Stun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

aus. Diesen Service lässt sich das Amt mit 91<br />

Euro bezahlen. Der ePass für Jugendliche von<br />

16 bis 24 Jahre kostet 37,50 Euro (Express:<br />

69,50 Euro) und ist sechs Jahre gültig. Generell müssen Reisepässe<br />

bei <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>reise <strong>in</strong> die meisten Län<strong>de</strong>r noch sechs Monate gültig se<strong>in</strong>.<br />

Auch K<strong>in</strong><strong>de</strong>r benötigen Reisedokumente. Bis zu 12 Jahren wird e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>rausweis ausgestellt. Er ist sechs Jahre gültig und kostet 13 Euro,<br />

e<strong>in</strong>e Verlängerung 6 Euro. Nötig s<strong>in</strong>d Passbild und Geburtsurkun<strong>de</strong>.<br />

S<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r 12 Jahre alt, erhalten sie gegen e<strong>in</strong>e Gebühr von 37,50<br />

Euro ebenfalls e<strong>in</strong>en sechs Jahre gültigen elektronischen Reisepass.<br />

Für Reisen <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Europäischen Union sowie <strong>in</strong> Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Schengener Raums genügt für Jugendliche und Erwachsene <strong>de</strong>r Personalausweis.<br />

Das Dokument für Jugendliche <strong>ab</strong> 16 Jahren ist sechs<br />

Jahre gültig und kostet 22,80 Euro.<br />

Wichtig für alle Reiseunterlagen: Von <strong><strong>de</strong>n</strong> Orig<strong>in</strong>alen e<strong>in</strong>e Kopie anfertigen<br />

und bei<strong>de</strong>s getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r aufbewahren. Geht e<strong>in</strong>e<br />

Unterlage verloren, kann man se<strong>in</strong>e I<strong><strong>de</strong>n</strong>tität mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Kopien nachweisen.<br />

Weitere Tipps, wie Sie sich <strong>in</strong> Krisensituationen im Urlaub<br />

richtig verhalten, lesen Sie im <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> 03/<strong>2014</strong>.<br />

Foto © iStock.com/Goodluz<br />

Wie es um die Geldversorgung im Reisegebiet steht, muss vor <strong>de</strong>r<br />

Abreise geklärt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Nützlich ist etwas Bargeld <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>swährung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> US-Dollar. EC-Karten s<strong>in</strong>d fern<strong>ab</strong> vernetzter Term<strong>in</strong>als<br />

funktionslos. Allenfalls <strong>in</strong> größeren Städten kann man mit ihnen die<br />

Reisekasse wie<strong>de</strong>r auffüllen. ■<br />

M<strong>in</strong><strong>de</strong>stausstattung <strong>de</strong>r Reiseapotheke<br />

Medikamente o<strong>de</strong>r Salben gegen:<br />

Sonnenbrand, Brandwun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Insektenstich, Insektenbiss<br />

Reisekrankheit<br />

Schmerz, Fieber (Kopf-, Zahn-, Glie<strong>de</strong>rschmerzen)<br />

Prellungen, Zerrungen<br />

Magen- und Darmbeschwer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Durchfallerkrankungen<br />

Ohren- und Augenentzündungen<br />

Husten, Schnupfen, Erkältung<br />

Außer<strong>de</strong>m wichtig:<br />

Verbandmaterial (Pflaster, B<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>)<br />

Fieberthermometer, Schere, E<strong>in</strong>weghandschuhe<br />

Des<strong>in</strong>fektionsmittel, P<strong>in</strong>zette, Sicherheitsna<strong>de</strong>ln<br />

Weitere Informationen erteilen das Tropen<strong>in</strong>stitut und das Auswärtige Amt:<br />

www.tropen<strong>in</strong>stitut.<strong>de</strong>, www.auswaertiges-amt.<strong>de</strong><br />

Foto © iStock.com/liveostockimages<br />

98 NR. 5/<strong>2014</strong>


Society<br />

& Glamour<br />

Foto © Palais <strong>de</strong>s Festivals<br />

Hier lebte Édith Piaf,<br />

begann Z<strong>in</strong>éd<strong>in</strong>e Zidane<br />

se<strong>in</strong>e Fußballerkarriere<br />

und wur<strong>de</strong> Klaus Mann<br />

begr<strong>ab</strong>en – Cannes ist<br />

e<strong>in</strong>e Stadt <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

und <strong>de</strong>r Kultur. Vor <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Hotelpalästen an <strong>de</strong>r<br />

Croisette lassen sich im<br />

Mai die Stars <strong>de</strong>r Internationalen<br />

Filmfestspiele<br />

fotografieren.<br />

Doch auch Touristen,<br />

die ke<strong>in</strong>e Übernachtung<br />

im Grandhotel bezahlen<br />

wollen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Cannes<br />

willkommen<br />

weiter auf S. 108


Society & Glamour | Samy Deluxe<br />

Foto © Universal Music<br />

Zehn Fragen an: Samy Deluxe<br />

»Die Malediven<br />

s<strong>in</strong>d wie e<strong>in</strong><br />

Paradies«<br />

Als Künstler muss man e<strong>in</strong> möbelwagengroßes<br />

Ego h<strong>ab</strong>en. Das Ego von Samy Deluxe ist<br />

noch größer, es ist so gewaltig wie e<strong>in</strong><br />

Achttausen<strong>de</strong>r aus Granit. Samy Deluxe<br />

machte schon sehr früh klar, wer<br />

Deutschlands Rapper Nummer e<strong>in</strong>s ist:<br />

Samy Deluxe.<br />

Text: Jürgen W<strong>in</strong>kler, Interview: Dagmar Leischow<br />

Samy Deluxe wuchs als Sohn e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>utschen Mutter und<br />

e<strong>in</strong>es sudanesischen Vaters <strong>in</strong> Hamburg auf. Schon seit 19<br />

Jahren steht er als Rapper auf <strong>de</strong>r Bühne, anfangs als Trio<br />

mit DJ Dynamite und Tropf. Sie veröffentlichten 2000 unter<br />

<strong>de</strong>m Namen Dynamite Deluxe die Platte »Deluxe Soundsystem«. Das<br />

Debütalbum stieg bis auf Platz vier – <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Charts, nicht <strong>de</strong>r<br />

Hip-Hop-Charts.<br />

Erfolg beflügelt. 2001 nahm Samy Deluxe se<strong>in</strong> erstes Soloalbum auf.<br />

Er nannte es praktischerweise »Samy Deluxe«, prägte e<strong>in</strong> gol<strong><strong>de</strong>n</strong>es<br />

Dollarzeichen aufs Cover und fuhr die Ernte e<strong>in</strong>: Platz zwei <strong>de</strong>r<br />

Charts und über 150.000 Verkäufe.<br />

Mit <strong>de</strong>m Erfolg kam <strong>de</strong>r Ärger. Die relativ entspannte Hamburger<br />

Szene wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs aus Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> angep<strong>in</strong>kelt.<br />

Den Gangsta-Rap-Machos waren Deichk<strong>in</strong>d, Samy Deluxe und<br />

die Absoluten Beg<strong>in</strong>ner zu soft. Weil auch das Hip-Hop-Magaz<strong>in</strong><br />

Juice e<strong>in</strong>en kritischen Artikel über Samy Deluxe veröffentlichte,<br />

schlug er im Song »H<strong>ab</strong>’ gehört« zurück: »Ich h<strong>ab</strong> e<strong>in</strong> Juice-Abo, nur<br />

falls mir das Klopapier ausgeht, du hast schon kapiert, ich scheiß darauf,<br />

was da dr<strong>in</strong> o<strong>de</strong>r drauf steht.«<br />

Die meisten Hip-Hopper pflegen ihre Battles wie e<strong>in</strong> amüsantes Ritual.<br />

Für Samy Deluxe s<strong>in</strong>d sie heiliger Ernst. Er ist <strong>de</strong>r Beste, und wer<br />

das nicht kapiert, muss bluten – zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st verbal.<br />

Die weitere Geschichte g<strong>ab</strong> ihm recht. Zwar erlebte Samy Deluxe<br />

2012 e<strong>in</strong> kalkuliertes Zwischentief, als er unter se<strong>in</strong>em bürgerlichen<br />

Namen Samy Sorge die Platte »Verschwörungstheorien mit schönen<br />

Melodien« aufnahm – unpopuläre Popmusik, die erwartungsgemäß<br />

floppte. Doch se<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>ren Soloplatten »Verdammtnochmal«<br />

(2004), »Dis wo ich herkomm« (2009) und »SchwarzWeiss« (2011)<br />

stan<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Charts auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Plätzen e<strong>in</strong>s bis drei.<br />

Auch auf se<strong>in</strong>em fünften Soloalbum »Männlich« ist <strong>de</strong>r <strong>in</strong>zwischen<br />

37-jährige Samy Deluxe wie<strong>de</strong>r voll auf Testosteron. Gleich im ersten<br />

Song »H<strong>ab</strong>t ihr mich vermisst?« markiert er se<strong>in</strong> Revier: »Ich rappe<br />

so krass, dass du alles an<strong>de</strong>re vergisst ... Ich b<strong>in</strong> <strong>de</strong>r beste, <strong><strong>de</strong>n</strong> es jemals<br />

g<strong>ab</strong>, fick was du liest«. Das rappt er nicht ohne Grund – Samy<br />

Deluxe ist <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zig wahre Wickeda MC.<br />

100 NR. 5/<strong>2014</strong>


Samy Deluxe | Society & Glamour<br />

Herr Deluxe, wie verbr<strong>in</strong>gen Sie Ihren Urlaub am liebsten?<br />

Ibiza ist für mich e<strong>in</strong> gutes Reiseziel. Dort miete ich mir <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Pampa e<strong>in</strong> Haus, wo ich<br />

tagsüber ke<strong>in</strong>en Menschen sehe. Wenn ich das Bedürfnis nach mehr Zivilisation h<strong>ab</strong>e,<br />

fahre ich nach Ibiza-Stadt. Da ist immer etwas los, weil unheimlich viele kreative Leute<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r treffen.<br />

Brauchen Sie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Ferien ke<strong>in</strong>e Dauer-Action?<br />

Nee. Im I<strong>de</strong>alfall schwimme ich e<strong>in</strong> bisschen, danach klappe ich me<strong>in</strong>en Laptop auf und<br />

bastele an e<strong>in</strong>em Beat. Den Song »Bl<strong>ab</strong>l<strong>ab</strong>la« von me<strong>in</strong>er CD »Männlich« h<strong>ab</strong>e ich auf Ibiza<br />

am Pool aufgenommen. Für mich be<strong>de</strong>utet das ke<strong>in</strong>en Stress. Schließlich ist me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

zugleich me<strong>in</strong> Hobby.<br />

S<strong>in</strong>d Sie jemand, <strong>de</strong>r nur schwer <strong>ab</strong>schalten kann?<br />

Ich muss <strong>in</strong> Urlaubsstimmung se<strong>in</strong>, sonst komme ich nicht runter. Egal, wie weit ich von zu<br />

Hause weg b<strong>in</strong>.<br />

Samy Deluxe<br />

Männlich<br />

Universal<br />

Vom 19. April bis 9. Mai ist<br />

Samy Deluxe auf Tournee durch Deutschland.<br />

Wo h<strong>ab</strong>en Sie sich bisher am wohlsten gefühlt?<br />

Ich verb<strong>in</strong><strong>de</strong> total schöne Er<strong>in</strong>nerungen mit me<strong>in</strong>en Reisen nach Thailand und auf die<br />

Philipp<strong>in</strong>en. Weil ich <strong>in</strong> diesen Län<strong>de</strong>rn total außergewöhnliche Sachen gemacht<br />

h<strong>ab</strong>e. Ich b<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em Elefanten geritten o<strong>de</strong>r h<strong>ab</strong>e unter e<strong>in</strong>em Wasserfall<br />

geduscht.<br />

Zieht es Sie immer wie<strong>de</strong>r nach Asien?<br />

Ich will unbed<strong>in</strong>gt mal auf die Malediven. Wenn ich mir Bil<strong>de</strong>r<br />

von diesen Inseln angucke, <strong><strong>de</strong>n</strong>ke ich je<strong>de</strong>s Mal: Hier sieht<br />

es aus wie im Paradies. Der weiße Sand, das grüne Wasser, <strong>de</strong>r<br />

blaue Himmel – das ist e<strong>in</strong>fach wun<strong>de</strong>rschön.<br />

Gibt es noch an<strong>de</strong>re Ziele, die Sie reizen?<br />

In <strong><strong>de</strong>n</strong> USA möchte ich die Südstaaten erkun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Beson<strong>de</strong>rs die Musikszene von<br />

New Orleans <strong>in</strong>teressiert mich. Ich hätte Lust, dort <strong><strong>de</strong>n</strong> Karneval mitzuerleben.<br />

Ansonsten fän<strong>de</strong> ich Neuseeland spannend. Denn ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großer »Herr <strong>de</strong>r<br />

R<strong>in</strong>ge«-Fan. Außer<strong>de</strong>m steht noch Madrid auf me<strong>in</strong>er To-do-Liste. Vor allem<br />

wegen <strong>de</strong>r Kunst und <strong>de</strong>r Kultur.<br />

Sie sche<strong>in</strong>en nicht auf e<strong>in</strong>e Gegend festgelegt zu se<strong>in</strong>. O<strong>de</strong>r h<strong>ab</strong>en Sie doch e<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsreiseland?<br />

Nicht wirklich. Allerd<strong>in</strong>gs h<strong>ab</strong>e ich es sehr genossen, Anfang <strong>de</strong>s Jahres Jamaika<br />

richtig zu ent<strong>de</strong>cken. Ich war schon mehrfach auf dieser Insel, diesmal wohnte ich<br />

beim Reggaemusiker Jamaica Papa Curv<strong>in</strong>. Um mich herum waren nur E<strong>in</strong>heimische.<br />

Dadurch h<strong>ab</strong>e ich das Land und die Menschen viel besser kennengelernt.<br />

Reicht es Ihnen nicht, die typischen Touristen-Hot-Spots anzusteuern?<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> ärmeren Län<strong>de</strong>rn wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Urlauber oft von <strong>de</strong>r Realität <strong>ab</strong>geschottet. Im<br />

Grun<strong>de</strong> kriegen sie gar nichts Authentisches mit. Ganz ehrlich: Wer nur Sonne und<br />

Strand h<strong>ab</strong>en will, muss nicht extra nach Jamaika fliegen. Das bekommt man auch<br />

woan<strong>de</strong>rs.<br />

Zum Beispiel <strong>in</strong> Miami?<br />

Theoretisch ja. In South Beach ist mir <strong>de</strong>r Beautywahn <strong>ab</strong>er zu krass. Ich lan<strong>de</strong> dort<br />

eher <strong>in</strong> irgendwelchen Shopp<strong>in</strong>g Malls o<strong>de</strong>r bei Miami-Heat-Basketballspielen.<br />

Und welche Aktivitäten können Sie Touristen empfehlen, die e<strong>in</strong>en Trip <strong>in</strong> Ihre<br />

Heimatstadt Hamburg machen?<br />

Weil ich gerne am Wasser b<strong>in</strong>, liebe ich <strong><strong>de</strong>n</strong> Elbstrand, die Alster und <strong><strong>de</strong>n</strong> Hafen.<br />

Auch Planten un Blomen und <strong>de</strong>r Stadtpark s<strong>in</strong>d toll. An e<strong>in</strong>em sonnigen<br />

Tag sollte man sich auf je<strong><strong>de</strong>n</strong> Fall <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Café <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Schanze o<strong>de</strong>r im Karoviertel<br />

setzen. ■<br />

Foto © Universal Music<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 101


Teil 8: Japan<br />

Tennōo - auf <strong>de</strong>m<br />

Flammenthron<br />

Teil <strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg neu<br />

errichteten Kaiserpalastes <strong>in</strong> Tokio<br />

Foto © Naracity Tourist Association<br />

Der Tennō ist beständig. Er baut sich se<strong>in</strong> Haus und zieht<br />

nur selten um. Deshalb errichteten die japanischen<br />

Herrscher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von 1.269 Jahren nur vier<br />

kaiserliche Regierungssitze. Den heutigen Palast <strong>in</strong><br />

Tokio bewohnen sie erst seit relativ kurzer Zeit<br />

Text: Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

Heijō-kyō (Nara) – Erster fester Wohnsitz<br />

Wie <strong>in</strong> Europa nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Römischen Reichs zogen auch <strong>in</strong> Japan<br />

die Herrscher von Stadt zu Stadt. In Europa fehlte <strong><strong>de</strong>n</strong> Kaisern die<br />

Machtbasis für e<strong>in</strong>e Zentralregierung, sie mussten ihre adligen Schäfchen<br />

vor Ort an <strong><strong>de</strong>n</strong> Ohren zupfen, damit sie parierten.<br />

In Japan baute <strong>de</strong>r kaiserliche Wan<strong>de</strong>rzirkus bis zum Jahr 710 für je<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

neuen Herrscher e<strong>in</strong>e neue Hauptstadt. Denn dort, wo <strong>de</strong>r Vorgänger<br />

gestorben war, lebten böse Geister. Dieser Aberglaube kostete viel Zeit,<br />

Geld und Arbeitskraft. Es bedurfte erst e<strong>in</strong>er Frau auf <strong>de</strong>m Kaiserthron,<br />

um mit <strong>de</strong>r Geisterfurcht aufzuräumen. Kaiser<strong>in</strong> Gemmei erklärte<br />

710 Heijō-kyō zur dauerhaften Resi<strong><strong>de</strong>n</strong>z.<br />

Foto © Yasufumi Nishi / ©JNTO<br />

Heute heißt die ehemalige Hauptstadt im Sü<strong><strong>de</strong>n</strong> Japans Nara. Wegen<br />

ihrer historischen Reichtümer an Tempeln und Schre<strong>in</strong>en zählt Nara<br />

zu <strong><strong>de</strong>n</strong> beliebtesten Zielen bei Japan-Touristen. Teile <strong>de</strong>s Ortes gehören<br />

zum UNESCO-Weltkulturerbe – darunter die Reste <strong>de</strong>s kaiserlichen<br />

Palastes. Zwar verfiel die Resi<strong><strong>de</strong>n</strong>z nach <strong>de</strong>m Auszug <strong>de</strong>r Kaiser aus<br />

Heijō-kyō fast vollständig, doch seit 1955 wird sie restauriert. Das rekonstruierte<br />

Suzakumon-Tor und <strong>de</strong>r Tō<strong>in</strong>-Garten s<strong>in</strong>d seit 1998 für<br />

die Öffentlichkeit zugänglich.<br />

106 NR. 5/<strong>2014</strong>


So wohnen die Royals | Society & Glamour<br />

Der Kaiserpalast Kyōōto Gosho wur<strong>de</strong> 1854 nach e<strong>in</strong>em Brand wie<strong>de</strong>rerrichtet (o.).<br />

Der Heijō ō-kyō ō-Palast <strong>in</strong> Nara (l.) verfiel, wur<strong>de</strong> 1955 <strong>ab</strong>er restauriert<br />

Foto © JapanVisitor.com<br />

H<strong>in</strong>ter <strong><strong>de</strong>n</strong> Mauern <strong>de</strong>s 1,1 Kilometer langen<br />

und 600 Meter breiten Gelän<strong>de</strong>s ist <strong>de</strong>r zweite<br />

Kaiserpalast vollständig erhalten, zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Form von 1854, als er wie<strong>de</strong>raufgebaut<br />

wur<strong>de</strong> – nach e<strong>in</strong>em Brand. Der heutige Palast<br />

verfügt über mehrere Hallen, u.a. für Thronsaal,<br />

Zeremonien, Bibliothek und Beamte sowie<br />

die Privaträume <strong>de</strong>s kaiserlichen Paares.<br />

Die Räume dürfen von <strong><strong>de</strong>n</strong> japanischen Untertanen<br />

<strong>de</strong>s Tennō im Frühjahr und Herbst besichtigt<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, jeweils e<strong>in</strong>e Woche lang. Ausländische<br />

Touristen h<strong>ab</strong>en es besser. Wenn sie<br />

sich vorher anmel<strong><strong>de</strong>n</strong>, steht ihnen <strong>de</strong>r Palast<br />

ganzjährig offen. Und im kaiserlichen Park dürfen<br />

alle spazieren gehen, das ganze Jahr über.<br />

Kōkyo (Tokio) –<br />

Phönix aus <strong>de</strong>r Asche<br />

1868 war es wie<strong>de</strong>r soweit. Der Kaiser zog um,<br />

diesmal von Kyōto nach Edo, und verpasste se<strong>in</strong>er<br />

Hauptstadt gleich e<strong>in</strong>en neuen Namen:<br />

Tōkei-jō. Auch diese Resi<strong><strong>de</strong>n</strong>z g<strong>in</strong>g mehrmals<br />

<strong>in</strong> Flammen auf, u.a. 1873 durch e<strong>in</strong>en Brand<br />

und 1945 bei Bombardierungen durch USamerikanische<br />

Streitkräfte. Was <strong>de</strong>r Tourist<br />

heute sieht, s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>shalb ke<strong>in</strong>e historischen<br />

Bauten mehr. Der Kaiserpalast (Kōkyo) wur<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg neu errichtet.<br />

Kaiser Akihito und Kaiser<strong>in</strong> Michiko leben<br />

im 110.000 Quadratmeter großen Palastgelän<strong>de</strong><br />

sehr zurückgezogen. Vielleicht spielt <strong>de</strong>r<br />

Tennō auf se<strong>in</strong>em Liebl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>strument Cello,<br />

während Kaiser<strong>in</strong> Michiko mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Enkeln<br />

Mako und Kako durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Palastgarten turnt<br />

– man weiß es nicht und wird es nie erfahren,<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong>n <strong>de</strong>r Kaiserpalast ist fürs Volk t<strong>ab</strong>u. Lediglich<br />

<strong>de</strong>r östliche Palastgarten darf betreten<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Und wie es bei Kaisers unterm Sofa<br />

aussieht, erfahren se<strong>in</strong>e Untertanen zwei Mal<br />

im Jahr. Zum Geburtstag <strong>de</strong>s Kaisers (23. Dezember)<br />

sowie nach Silvester (2. Januar) öffnet<br />

die Palastwache e<strong>in</strong>ige Räume zum Gucken<br />

und Staunen. ■<br />

Foto © np&djjewell CC BY 2.0 Shugaku<strong>in</strong> Imperial Villa, Kyoto<br />

Kyōōto ist neben se<strong>in</strong>en Palästen für Teehäuser und Gärten wie <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Katsura-Villa (o.) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Shugaku<strong>in</strong>-Villa (u.r.) bekannt<br />

Heian-kyō (Kyōto) –<br />

Brandheiße Resi<strong><strong>de</strong>n</strong>z<br />

794 packten die kaiserlichen Herrschaften<br />

wie<strong>de</strong>r ihre Sachen und zogen um – diesmal<br />

jedoch für e<strong>in</strong>e lange Zeit. Nach <strong>de</strong>m Auszug<br />

aus Heijō-kyō residierten die japanischen Kaiser<br />

mehr als tausend Jahre <strong>in</strong> Heian-kyō, <strong>de</strong>m<br />

heutigen Kyōto. Das Palastgelän<strong>de</strong> war 1,4 Kilometer<br />

lang und 1,2 Kilometer breit, es wur<strong>de</strong><br />

von e<strong>in</strong>er Mauer umschlossen und umfasste<br />

mehrere Gebäu<strong>de</strong>gruppen, die ebenfalls ummauert<br />

waren. Die Mauern schützten <strong>ab</strong>er<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> hölzernen Komplex nicht vor Feuersbrünsten.<br />

Die Große Audienzhalle (Daigoku<strong><strong>de</strong>n</strong>)<br />

brannte dreimal <strong>ab</strong>, nach <strong>de</strong>m vierten<br />

Brand 1177 wur<strong>de</strong> sie nicht wie<strong>de</strong>r aufgebaut.<br />

Trotz<strong>de</strong>m kann man sie heute besichtigen.<br />

Der Sh<strong>in</strong>tō-Schre<strong>in</strong> Heian-j<strong>in</strong>gū <strong>in</strong> Kyōto<br />

wur<strong>de</strong> 1895 als verkle<strong>in</strong>erte Rekonstruktion<br />

<strong>de</strong>r Großen Audienzhalle errichtet.<br />

Foto © np&djjewell CC BY 2.0 Katsura Imperial Villa and Gar<strong><strong>de</strong>n</strong>s, Kyoto<br />

Kyōto Gosho (Kyōto) –<br />

Flucht vor <strong>de</strong>m Feuer<br />

Als e<strong>in</strong> Brand 1227 auch noch <strong><strong>de</strong>n</strong> Thronsaal<br />

zerstörte, wur<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>ssen Reste e<strong>in</strong>geebnet. Der<br />

Kaiser hatte zu diesem Zeitpunkt bereits se<strong>in</strong>en<br />

Wohnsitz verlassen und damit begonnen, nur<br />

500 Meter entfernt e<strong>in</strong>e Nebenresi<strong><strong>de</strong>n</strong>z auszubauen:<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Kaiserpalast Kyōto (Kyōto Gosho).<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 107


Highlife <strong>in</strong> Cannes<br />

Wie im Film, nur <strong>in</strong> echt<br />

Foto © Palais <strong>de</strong>s Festivals<br />

Foto © iStock.com / Maica<br />

Wenn im Juni auf <strong><strong>de</strong>n</strong> 67. Internationalen Filmfestspielen <strong>in</strong> Cannes die<br />

Gol<strong><strong>de</strong>n</strong>e Palme vergeben wird, seufzt mancher vorm heimischen Fernsehgerät<br />

und <strong><strong>de</strong>n</strong>kt: Da müsste ich auch mal h<strong>in</strong>. Dieser Seufzer ist berechtigt. Die<br />

kle<strong>in</strong>e Stadt an <strong>de</strong>r Côte d’Azur ist e<strong>in</strong> touristischer Leckerbissen<br />

Text: Jürgen W<strong>in</strong>kler<br />

108 NR. 5/<strong>2014</strong>


Highlife <strong>in</strong> Cannes | Society & Glamour<br />

Vom 14. bis 25. Mai drängen sich <strong>in</strong><br />

Cannes Regisseure, Schauspieler,<br />

Filmhändler und Journalisten mit<br />

Freun<strong><strong>de</strong>n</strong> von Regisseuren, Schauspielern,<br />

Filmhändlern und Journalisten sowie<br />

Freun<strong><strong>de</strong>n</strong> von Freun<strong><strong>de</strong>n</strong> von Freun<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Sie alle wollen nach Cannes, um tolle Filme<br />

zu sehen, kluge Gespräche zu führen und<br />

auf Empfängen lecker zu essen. Und um am<br />

Strand die Doppel-D-Sternchen zu fotografieren,<br />

die vor <strong>de</strong>r Kulisse von Cannes ihre<br />

zweimal zwei Kilo <strong>in</strong> die Kameras halten.<br />

Mit <strong>de</strong>r Palme we<strong>de</strong>ln<br />

Denn das Glamour-Städtchen Cannes hat<br />

im Mai bei<strong>de</strong>s zu bieten: Weltkünstler aus<br />

<strong>de</strong>r Beletage <strong>de</strong>r <strong>in</strong>ternationalen Filmbranche<br />

und Erotikdarsteller aus <strong>de</strong>m Partykeller.<br />

Bis 2001 verlieh die Pornobranche <strong>in</strong> Cannes<br />

sogar ihren eigenen europäischen Filmpreis,<br />

pikanterweise zeitgleich mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Internationalen<br />

Filmfestspielen. Sie nannte ihn »Hot<br />

d’Or«, <strong>in</strong> geschickter Anlehnung an die<br />

höchste Auszeichnung <strong>de</strong>s Cannes-Festivals<br />

»Palme d’Or«. Die Erwachsenenfilmer verteilen<br />

ihre Preise <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Paris, doch die<br />

Starlets zieht es im Mai immer noch an die<br />

Côte d’Azur, wo die Paparazzi nach neuem<br />

Bildmaterial lechzen.<br />

Wer Cannes heute besucht, ahnt nicht, dass<br />

an dieser Stelle bis <strong>in</strong> die dreißiger Jahre <strong>de</strong>s<br />

vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Fischerdorf stand. Dann ent<strong>de</strong>ckte die europäische<br />

Artistokratie die fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong> Naturkulisse:<br />

vor <strong>de</strong>m Dorf die Mittelmeerküste<br />

mit Sandstrand, dah<strong>in</strong>ter die Ausläufer <strong>de</strong>r<br />

Seealpen (Südwest<strong>ab</strong>schnitt <strong>de</strong>r Südalpen)<br />

und das Esterel-Gebirge (Massif <strong>de</strong> l’Esterel),<br />

<strong>de</strong>ssen rote Porphyrfelsen beim Sonnenuntergang<br />

zu glühen sche<strong>in</strong>en.<br />

Foto © Palais <strong>de</strong>s Festivals<br />

Der A<strong>de</strong>l baute <strong>in</strong> Cannes e<strong>in</strong> Palais nach <strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren. Bis zum Zweiten Weltkrieg erholten<br />

sich die Blaublüter überwiegend selbst <strong>in</strong> ihren<br />

Zweit- und Drittpalästen, <strong><strong>de</strong>n</strong>n das beson<strong>de</strong>re<br />

Klima erlaubt hier e<strong>in</strong>en ausge<strong>de</strong>hnten<br />

Urlaub – <strong>de</strong>r Sommer beg<strong>in</strong>nt im Mai und<br />

en<strong>de</strong>t erst im Oktober. In diesen Monaten<br />

liegt die maximale Tagestemperatur konstant<br />

über 20 Grad Celsius. Nachts s<strong>in</strong>ken die Werte<br />

selbst im Hochsommer (Juli und August)<br />

auf angenehme 18 Grad Celsius. Verschwitzte<br />

Tropennächte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Cannes eher selten.<br />

E<strong>in</strong>flug <strong>de</strong>s Jetset<br />

Nach 1945 än<strong>de</strong>rten sich die Verhältnisse.<br />

In Cannes entwickelte sich <strong>de</strong>r Tourismus,<br />

beschleunigt durch die Gründung <strong>de</strong>r Filmfestspiele<br />

1946. Viele Eigentümer bauten ihre<br />

Palais zu mondänen Hotels um. Aus <strong>de</strong>m Fischerdorf<br />

entstand e<strong>in</strong> nobler Ferienort für<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Jetset, <strong>de</strong>r <strong>ab</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r fünfziger Jahre die<br />

Côte d’Azur für se<strong>in</strong>e frivolen Partys ent<strong>de</strong>ckte.<br />

Die i<strong>de</strong>ale Lage von Cannes begünstigte<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Aufstieg. Wie an e<strong>in</strong>er Perlenkette liegen<br />

Monaco, Monte Carlo, Nizza und Sa<strong>in</strong>t Tropez<br />

an <strong>de</strong>r Mittelmeerküste nebene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r –<br />

und mittendr<strong>in</strong> Cannes.<br />

Die Filmfestspiele prägen Cannes. Das Symbol<br />

<strong>de</strong>r Gol<strong><strong>de</strong>n</strong>en Palme schmückt Fassa<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />

Hauswän<strong>de</strong> und sogar die Zebrastreifen auf<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> Straßen. Der Boulevard <strong>de</strong> la Croisette,<br />

<strong>de</strong>r schon seit 1850 existiert, wur<strong>de</strong> erst mit<br />

<strong>de</strong>m Festival zur Luxusmeile. Man kann auf<br />

zwei Kilometern entspannt unter Palmen<br />

wan<strong>de</strong>ln und am Po<strong>in</strong>te Croisette die Aussicht<br />

genießen o<strong>de</strong>r gleich am ersten Urlaubstag<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> E<strong>de</strong>lboutiquen <strong>de</strong>r Croisette se<strong>in</strong><br />

Jahresgehalt verplempern, je nach Neigung.<br />

Auf <strong>de</strong>r Promena<strong>de</strong> am Strand (Plage <strong>de</strong> la<br />

Croisette) trifft <strong>de</strong>r Urlauber Menschen, <strong><strong>de</strong>n</strong>en<br />

Geld nichts mehr be<strong>de</strong>utet, weil sie so<br />

viel davon besitzen, dass es für mehrere Leben<br />

reicht. Sie bleiben unter ihresgleichen,<br />

machen <strong>ab</strong>er ke<strong>in</strong>en auf dicke Hose wie<br />

neureiche Bauhandwerker nach <strong><strong>de</strong>n</strong> ersten<br />

100.000 Euro. Man sieht charmante Damen<br />

mittleren Alters, die an ihren Pelzjäckchen<br />

zupfen, durch handtellergroße Sonnenbrillen<br />

bl<strong>in</strong>zeln und ihren Schoßhund kraulen,<br />

<strong><strong>de</strong>n</strong> sie auf <strong>de</strong>m Arm tragen. Manchmal<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> sie von jungen Männer mit Waschbrettbäuchen<br />

begleitet, die sich von <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Schoßhun<strong><strong>de</strong>n</strong> dadurch unterschei<strong><strong>de</strong>n</strong>, dass<br />

sie zu schwer s<strong>in</strong>d, um auf <strong>de</strong>m Arm getragen<br />

zu wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Nette Leute mit e<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>n<br />

fürs gute Leben. ▶<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 109


Society & Glamour | Highlife <strong>in</strong> Cannes<br />

Foto © Palais <strong>de</strong>s Festivals<br />

Idylle <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Bergen<br />

Im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Urlaubsorten an<br />

<strong>de</strong>r Côte d’Azur ist Cannes e<strong>in</strong>e Postkartenidylle.<br />

Zwar gibt es auch hier Bausün<strong><strong>de</strong>n</strong>:<br />

Ausgerechnet das Palais <strong>de</strong>s Festivals et <strong>de</strong>s<br />

Congrès wirkt wie e<strong>in</strong>e Begegnungsstätte für<br />

Sozialarbeiter aus <strong><strong>de</strong>n</strong> siebziger Jahren, wur<strong>de</strong><br />

<strong>ab</strong>er erst 1982 als zentraler Festivalpalast<br />

übergeben. Doch <strong>in</strong> Cannes wer<strong><strong>de</strong>n</strong> solche<br />

Ausrutscher vom Charme <strong>de</strong>r großen edlen<br />

Hotels und <strong>de</strong>r vielen kle<strong>in</strong>en Häuser über<strong>de</strong>ckt,<br />

die an <strong><strong>de</strong>n</strong> Hängen kleben.<br />

Das erkennt man <strong>ab</strong>er erst auf e<strong>in</strong>em Ausflug<br />

<strong>in</strong> die Umgebung. Um die Schönheit <strong>de</strong>r<br />

Stadt zu ent<strong>de</strong>cken, hat man zwei Möglichkeiten<br />

– mit <strong>de</strong>m Rad o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Auto. Bei<strong>de</strong><br />

Verkehrsmittel führen<br />

zum Ziel, das e<strong>in</strong>e ist<br />

gesün<strong>de</strong>r, das an<strong>de</strong>re bequemer.<br />

Je<strong>de</strong>r Weg aus Cannes<br />

heraus schlängelt sich<br />

<strong>in</strong> Serpent<strong>in</strong>en durch<br />

die Berge, sofern man<br />

nicht die Küstenstraße<br />

benutzt. In <strong><strong>de</strong>n</strong> Bergen<br />

muss sich <strong>de</strong>r Tourist entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>, ob er staunen<br />

o<strong>de</strong>r leben will. Denn wenige Kilometer<br />

h<strong>in</strong>ter Cannes öffnen sich Aussichten, die man<br />

bestenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kitschigen Heimatfilm <strong>de</strong>s<br />

französischen Frem<strong><strong>de</strong>n</strong>verkehrsamtes erwarten<br />

wür<strong>de</strong>, um dann zu sagen: »Gibt’s nicht, is’<br />

bloß gemalt«.<br />

Foto © iStock.com/efesenko<br />

Aber <strong>in</strong> Cannes ist nichts gemalt, die unglaublichen<br />

Ausblicke auf die Stadt und das<br />

Meer s<strong>in</strong>d echt. So wie die schmalen Bergstraßen<br />

mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Felshängen auf <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en<br />

und die Schluchten auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Für<br />

Touristen s<strong>in</strong>d Aussichtspunkte ausgeschil<strong>de</strong>rt,<br />

die man mit <strong>de</strong>m Auto ansteuern sollte.<br />

Fahren und gleichzeitig aufs Meer gucken ist<br />

hier ke<strong>in</strong>e kluge Komb<strong>in</strong>ation. Die Bergstraßen<br />

von Cannes h<strong>ab</strong>en kaum Leitplanken.<br />

Mit <strong>de</strong>m Rad sieht die Sache an<strong>de</strong>rs aus, da<br />

kann man bummeln und die Umgebung genießen.<br />

Der Radtourismus ist hier so ausgeprägt,<br />

dass Autofahrer auf Verkehrsschil<strong>de</strong>rn<br />

darum gebeten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, auf langsam fahren<strong>de</strong><br />

Radfahrer zu achten. Das ist auch <strong>de</strong>shalb<br />

s<strong>in</strong>nvoll, weil das Überholen <strong>de</strong>r Radfahrer<br />

nicht ungefährlich ist. Gera<strong>de</strong> Strecken<br />

s<strong>in</strong>d selten, und h<strong>in</strong>ter je<strong>de</strong>r Kurve kann<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>heimischer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em alten Renault<br />

angetuckert kommen. Deshalb lieber zehn<br />

Kilometer <strong>de</strong>m Radfahrer folgen, bis er sich<br />

freiwillig an e<strong>in</strong>en Berghang drückt und <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Autofahrer überholen lässt. So h<strong>ab</strong>en alle etwas<br />

davon: Entspannung, Ruhe und das eigene<br />

Leben. ■<br />

Urlaub im Zentrum<br />

von Cannes<br />

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110 NR. 5/<strong>2014</strong>


Party & Co.<br />

Foto © Thailand Tourismus<br />

Unter diesem Foto<br />

könnte <strong>de</strong>r Satz stehen:<br />

»Es ist nicht das,<br />

wonach es aussieht«.<br />

Aber wonach sieht es<br />

aus? Zwei verste<strong>in</strong>erte<br />

Blauwale? E<strong>in</strong> illegaler<br />

Abwasserkanal? E<strong>in</strong><br />

primäres Geschlechtsorgan<br />

weiblicher<br />

Säugetiere? Wir überlassen<br />

die Deutung <strong>de</strong>r<br />

Fantasie unserer Leser.<br />

Denn die Natur ist nicht<br />

immer e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig.<br />

Manchmal ersche<strong>in</strong>en<br />

ihre Formen so<br />

schlüpfrig wie die<br />

Gedanken <strong>de</strong>s<br />

Betrachters<br />

weiter auf S. 116


Die Hexe soll brennen!<br />

Fotos © Harzer Tourismusverband, Matthias Be<strong>in</strong><br />

Walpurgisnacht auf <strong>de</strong>m Blocksberg<br />

Tr<strong>in</strong>ken und tanzen im Feuersche<strong>in</strong>: In <strong>de</strong>r Nacht zum<br />

1. Mai wird vor allem im Harz die heidnischste Nacht<br />

<strong>de</strong>s Jahres gefeiert – die Walpurgisnacht<br />

Text: Susann Le<strong>de</strong>rer<br />

In <strong>de</strong>r Nacht zum 1. Mai lo<strong>de</strong>rn unterm tiefschwarzen Himmel <strong>in</strong><br />

tausen<strong><strong>de</strong>n</strong> Städten und Dörfern die Hexenfeuer. Vielerorts verbrennen<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Flammen <strong>de</strong>r Scheiterhaufen Puppen, die wie alte<br />

Weiber geklei<strong>de</strong>t s<strong>in</strong>d. Groß und Kle<strong>in</strong> lachen und vergnügen sich<br />

d<strong>ab</strong>ei – meist ohne zu wissen, weshalb.<br />

Die Legen<strong>de</strong> von Hexenfesten und -tänzen zur Walpurgisnacht geht<br />

auf die Germanen zurück. Früher sollten zur Jahreswen<strong>de</strong> – <strong><strong>de</strong>n</strong>n<br />

für die alten, heidnischen Sachsen begann das Neujahr mit <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

fruchtbaren Frühl<strong>in</strong>gstemperaturen – böse W<strong>in</strong>tergeister vertrieben<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Im Christentum war es <strong>de</strong>r Teufel, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> ihrem Kreise<br />

tanzend <strong><strong>de</strong>n</strong> gruseligen alten und jungen Weibern ihre Zauberkraft<br />

verliehen h<strong>ab</strong>en sollte.<br />

So mussten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r christianisierten Welt statt W<strong>in</strong>tergeistern die Hexen<br />

brennen. Heidnische Rituale wur<strong><strong>de</strong>n</strong> verboten, darunter das<br />

Frühl<strong>in</strong>gsfest. Mit <strong>de</strong>r Hexenverfolgung im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Brocken als berühmter Hexentanzplatz im Harz zum Schauer-<br />

Schauplatz frommer und ängstlicher Christen. Johann Wolfgang<br />

von Goethe verewigte die Legen<strong>de</strong> vom Harzer Brocken, <strong>de</strong>m<br />

Blocksberg, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em »Faust«. Hier ließ er es <strong><strong>de</strong>n</strong> Wissenschaftler,<br />

Mephistopheles und e<strong>in</strong>e sündhafte Gesellschaft auf <strong>de</strong>m Berg wild<br />

durch die Nacht treiben.


Die Blocksberge im Harz<br />

Foto © Th. Re<strong>in</strong>hardt | pixelio.<strong>de</strong><br />

»Blocksberg« bezeichnet seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />

e<strong>in</strong>en Hexentanzplatz – und <strong>de</strong>rer gibt es nicht<br />

wenige im Harz, zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st zu Walpurgis. Die<br />

berühmtesten Feste im Überblick:<br />

Naturbühne am Hübichenste<strong>in</strong>, Bad Grund<br />

Mitten im Wald treffen sich Hexen, Teufel,<br />

Kobol<strong>de</strong> und die Maikönig<strong>in</strong>, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

mystischen Schauspiel böse W<strong>in</strong>tergeister<br />

zu vertreiben. Schaurig ist auch <strong>de</strong>r Weg<br />

zur Naturbühne mit e<strong>in</strong>em stimmungsvollen<br />

Fackelumzug.<br />

Hexentanzplatz Thale<br />

Auf <strong>de</strong>m Bergplateau über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>tal liegt<br />

e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r berühmtesten Hexentanzplätze <strong>de</strong>r<br />

Walpurgisnacht. K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn wie Erwachsenen<br />

bietet sich e<strong>in</strong> buntes Programm. Nicht nur<br />

zu Walpurgis erzählt die zum Museum umfunktionierte<br />

Walpurgishalle von Legen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

<strong>de</strong>s Hexens<strong>ab</strong>bat.<br />

Vom Hei<strong><strong>de</strong>n</strong>brauch zum Volksfest<br />

E<strong>in</strong> Volksfest wur<strong>de</strong> die Walpurgisnacht im<br />

Harz allerd<strong>in</strong>gs erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Damals trafen sich auf <strong>de</strong>m Brocken<br />

Wan<strong>de</strong>rer und feierten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> 1. Mai; heute<br />

verteilen sich jährlich etwa 100.000 Besucher<br />

auf rund 20 Festplätzen im ganzen Harz. Viele<br />

Menschen entstellen ihre Gesichter mit<br />

Gruselmasken von Hexen und Dämonen –<br />

und tanzen d<strong>ab</strong>ei um die brennen<strong>de</strong> Puppenhexe<br />

überm Scheiterhaufen. Schließlich<br />

sei die Walpurgisnacht heute vor allem e<strong>in</strong>es:<br />

e<strong>in</strong>e große Gaudi, wie es die Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>s Harzer Tourismusverban<strong>de</strong>s Carola<br />

Schmidt auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Punkt brachte.<br />

Übrigens, Walburga, nach <strong>de</strong>r die sieben Walpurgistage<br />

und die Walpurgisnacht vorm 1.<br />

Mai benannt s<strong>in</strong>d, war ke<strong>in</strong>e Hexe – sie ist<br />

e<strong>in</strong>e katholische Heilige und e<strong>in</strong>stige Äbtiss<strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>s Klosters Hei<strong><strong>de</strong>n</strong>heim <strong>in</strong> Franken. Sie gilt<br />

als Schutzpatron<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Seeleute, als Schutzheilige<br />

gegen Krankheiten, Seuchen, Hungersnot,<br />

Missernte; sie missionierte und wur<strong>de</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r wichtigsten Frauen im christlichen<br />

Europa. Sie war also das Gegenteil e<strong>in</strong>er Flüche<br />

murmeln<strong><strong>de</strong>n</strong> Teufelsanbeter<strong>in</strong>. ■<br />

Mit Hexen tanzen<br />

im Harz<br />

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Kurpark <strong>in</strong> Schierke<br />

Noch historischer präsentiert das 700-Seelen-<br />

Dorf Schierke se<strong>in</strong>en Kurpark zur Walpurgisnacht.<br />

Dort bieten Krämer und Kunsthandwerker<br />

ihre Waren feil, Wik<strong>in</strong>ger kämpfen<br />

und Ritter kampieren auf e<strong>in</strong>em Mittelaltermarkt.<br />

Braunlage<br />

Auch <strong>de</strong>r berühmte Urlaubsort beim Brocken<br />

sieht zu Walpurgis allerlei Hexenpack durch<br />

die Straßen ziehen – und wer durch se<strong>in</strong>e<br />

Alltagskleidung noch nicht dazugehört, <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

richten Schm<strong>in</strong>kteams für die dämonische<br />

Gesellschaft her. Beispielsweise stattet Otto’s<br />

Family Store nahe <strong>de</strong>r Tr<strong>in</strong>itatiskirche beim<br />

Kurpark Zivilisten mit sämtlichem Equipment<br />

für <strong><strong>de</strong>n</strong> Hexentanz aus – Make-up gibt’s<br />

kostenlos vorm E<strong>in</strong>gang.<br />

Kurpark <strong>in</strong> Bad Lauterberg<br />

Feuer trifft Wasser und zischt auf zu e<strong>in</strong>em<br />

mystischen Spektakel. Das Lagerfeuer treibt<br />

im Kurpark von Bad Lauterberg auf e<strong>in</strong>em<br />

Floß aufs Wasser, e<strong>in</strong>e Feuershow malt als<br />

Höhepunkt Flammen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> dunklen Nachthimmel.


Traditionelle Maibäume<br />

Tanz um <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Riesenspargel<br />

Wenn im Frühl<strong>in</strong>g die Säfte steigen, geschehen merkwürdige<br />

D<strong>in</strong>ge. Was h<strong>ab</strong>en Stangengemüse, sechs s<strong>in</strong>gen<strong>de</strong><br />

Männer und e<strong>in</strong> gestohlener Baum geme<strong>in</strong>sam?<br />

Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> klärt auf<br />

Text: Ingo Köcher<br />

Foto © Lord Jim CC BY 2.0


Traditionelle Maibäume | Party & Co.<br />

Foto © iStock.com/fotogal<br />

Foto © Dieter Schütz | pixelio.<strong>de</strong><br />

Foto © Anna-Lena Ramm | pixelio.<strong>de</strong><br />

Im Frühl<strong>in</strong>g sprießt <strong>de</strong>r Spargel. Das wussten<br />

schon die Comedian Harmonists und<br />

besangen das Stangengemüse mit mehr<strong>de</strong>utiger<br />

Lust: »Die ganze Welt ist wie verhext,<br />

Veronika, <strong>de</strong>r Spargel wächst«.<br />

Bis heute ist <strong>de</strong>r Mythos <strong>de</strong>s E<strong>de</strong>lgemüses ungebrochen.<br />

Es gilt als Frühl<strong>in</strong>gsbote, <strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Wonnemonat Mai mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Bräuchen<br />

ankündigt. E<strong>in</strong>e dieser Traditionen besteht<br />

dar<strong>in</strong>, <strong><strong>de</strong>n</strong> Maibaum zu setzen. Denn<br />

auch er verkörpert jene frühl<strong>in</strong>gshafte S<strong>in</strong>nenfreu<strong>de</strong>,<br />

die das geniale Sextett e<strong>in</strong>st besang.<br />

Heidnische Rituale<br />

Der Baum gehört zu <strong><strong>de</strong>n</strong> ältesten Reliquien<br />

<strong>de</strong>r Menschheit. Lange vor <strong>de</strong>r Christianisierung<br />

stand er für Fruchtbarkeit, Kraft und<br />

Gesundheit. Als Versammlungsort war er<br />

Bestandteil kultischer Zeremonien. Während<br />

<strong>de</strong>r französischen Revolution um 1790 wur<strong>de</strong><br />

er zum Freiheitsbaum erhoben. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

19. Jahrhun<strong>de</strong>rts war <strong>de</strong>r Maibaum Ausgangspunkt<br />

für Kundgebungen und Demonstrationen,<br />

bevor <strong>de</strong>r 1. Mai offiziell als<br />

Tag <strong>de</strong>r Arbeit anerkannt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Tradition, e<strong>in</strong>en Maibaum aufzustellen,<br />

ist <strong>in</strong> vielen Län<strong>de</strong>rn verbreitet. Unterschie<strong>de</strong><br />

gibt es <strong><strong>de</strong>n</strong>noch. So wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die Bäume <strong>in</strong><br />

Skand<strong>in</strong>avien am Johannistag zu Mittsommer<br />

(24. Juni) aufgestellt, während Maibäume <strong>in</strong><br />

Deutschland am Abend <strong>de</strong>s letzten Apriltages<br />

gesetzt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, seltener zu Pf<strong>in</strong>gsten.<br />

Auch Baumart und Gestaltung unterschei<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

sich. So bevorzugen e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Na<strong>de</strong>lbäume, während an<strong>de</strong>re Birken wählen.<br />

Wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nutzen je<strong>de</strong>s Jahr <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

gleichen Stamm. Wird e<strong>in</strong> Maibaum frisch<br />

geschlagen, entfernt man se<strong>in</strong>e Zweige, wobei<br />

auf manchen Stamm die Krone e<strong>in</strong>es an<strong>de</strong>ren<br />

Baums aufgesetzt wird.<br />

Regelrecht kunstvoll fällt die Gestaltung <strong>de</strong>r<br />

Baumr<strong>in</strong><strong>de</strong> aus. Sie wird bemalt o<strong>de</strong>r mit<br />

Mustern beschnitzt. Maibäume können mit<br />

Zunftzeichen, Wappen, Kränzen und Bän<strong>de</strong>rn<br />

geschmückt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. An <strong>de</strong>r Spitze hängen<br />

nicht selten Geschenke für kletterfreudige<br />

Festgäste.<br />

Wer <strong><strong>de</strong>n</strong> Scha<strong><strong>de</strong>n</strong> hat<br />

Weil die Maibäume <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> meisten Regionen<br />

Deutschlands am Vor<strong>ab</strong>end <strong>de</strong>s 1. Mai aufgestellt<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, hat sich über die Jahre e<strong>in</strong>e<br />

weitere Tradition entwickelt: Der Maibaum-<br />

Diebstahl. D<strong>ab</strong>ei kommt es vor, dass die vornehmlich<br />

männliche Jugend <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Dunkelheit<br />

im Nachbarort e<strong>in</strong>fällt und <strong>de</strong>ssen<br />

nachlässig bewachten Maibaum stiehlt. Die<br />

bestohlene Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> kann <strong><strong>de</strong>n</strong> Baum am<br />

Folgetag auslösen. Tut sie das nicht, errichten<br />

die Diebe e<strong>in</strong>en Schandbaum im eigenen<br />

Ort. Auf e<strong>in</strong>er daran befestigten Tafel wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

die Bestohlenen verunglimpft und <strong>de</strong>r Lächerlichkeit<br />

preisgegeben.<br />

Trotz<strong>de</strong>m geht es beim Feiern unter <strong>de</strong>m<br />

Maibaum eher friedlich zu. Die Menschen<br />

kommen an <strong><strong>de</strong>n</strong> Festplätzen zusammen und<br />

begrüßen <strong><strong>de</strong>n</strong> Frühl<strong>in</strong>g. D<strong>ab</strong>ei kann es<br />

durchaus se<strong>in</strong>, dass auch Stangengemüse gereicht<br />

wird. Denn das wird bis zum Johannistag<br />

am 24. Juni gestochen. ■<br />

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NR. 5/<strong>2014</strong> 115


Party & Co. | Zwei<strong>de</strong>utige Felsen<br />

Foto © Thailand Tourismus<br />

Zwei<strong>de</strong>utige Felsen<br />

Fantasie <strong>in</strong> Tuff<br />

Nicht nur Großglockner und Zugspitze ziehen Touristen<br />

an. Auch zwei<strong>de</strong>utige Felsformationen s<strong>in</strong>d bei<br />

Urlaubern beliebt – als Produkte unserer Fantasie<br />

Text: Daniel Forstner<br />

H<strong>in</strong> Ta & H<strong>in</strong> Yai, Thailand<br />

Auf <strong>de</strong>r thailändischen Insel Ko Samui stehen<br />

zwei Felsen, die als S<strong>in</strong>nbild <strong>de</strong>r Liebe gelten<br />

können. Am südlichen Abschnitt <strong>de</strong>s Lamai-<br />

Stran<strong>de</strong>s ragen sie aus großen Ste<strong>in</strong>brocken<br />

heraus. In <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssprache heißen die Felsen<br />

H<strong>in</strong> Ta und H<strong>in</strong> Yai, übersetzt spricht man<br />

vom Großvater- und Großmutterste<strong>in</strong>. Sie<br />

s<strong>in</strong>d das Wahrzeichen <strong>de</strong>s Lamai-Beach.<br />

Um die Felsen herum erlebt man das für Ko<br />

Samui typische Strandparadies, das zu e<strong>in</strong>em<br />

erfrischen<strong><strong>de</strong>n</strong> Bad vor erotischem Felspanorama<br />

verführt. Der Legen<strong>de</strong> nach erlitt e<strong>in</strong><br />

Ehepaar an dieser Stelle Schiffbruch und erstarrte<br />

dann zu Ste<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Schrifttafel <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>de</strong>r Felsen klärt genauer darüber auf.<br />

E<strong>in</strong> älteres Ehepaar, Großvater Kreng und<br />

Großmutter Riem, soll sich <strong>de</strong>mnach mit <strong>de</strong>m<br />

Boot auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Weg <strong>in</strong> die benachbarte Prov<strong>in</strong>z<br />

gemacht h<strong>ab</strong>en, um ihren Sohn zu verheiraten.<br />

E<strong>in</strong> Sturm verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rte die Ankunft, das<br />

Paar starb auf offener See. Zu Ste<strong>in</strong> wur<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

die bei<strong><strong>de</strong>n</strong> angeblich als Beweis für ihre wahre<br />

Me<strong>in</strong>ung über die Eltern <strong>de</strong>r Braut.<br />

Neben <strong><strong>de</strong>n</strong> Urlaubern, die <strong><strong>de</strong>n</strong> Ort als außergewöhnliches<br />

Fotomotiv schätzen, hat auch<br />

die Tourismus<strong>in</strong>dustrie H<strong>in</strong> Ta und H<strong>in</strong> Yai<br />

für sich ent<strong>de</strong>ckt. Man ist nicht alle<strong>in</strong> mit<br />

Felsen und Meer, es gibt <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Infrastruktur. An <strong>de</strong>r nahegelegenen<br />

Rocky Bar kann man <strong>in</strong> Ruhe se<strong>in</strong>e Fotos betrachten<br />

und bei e<strong>in</strong>em Dr<strong>in</strong>k entspannen.<br />

D<strong>ab</strong>ei sitzt man <strong>in</strong> Schalen, die auf Stelzen<br />

direkt über <strong>de</strong>m Meer montiert s<strong>in</strong>d. Mit e<strong>in</strong><br />

wenig Glück lässt sich hier sogar e<strong>in</strong> dunkelroter<br />

Sonnenuntergang bewun<strong>de</strong>rn.<br />

Nach Thailand<br />

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116 NR. 5/<strong>2014</strong>


Zwei<strong>de</strong>utige Felsen | Party & Co.<br />

Fernando <strong>de</strong> Noronha, Brasilien<br />

Brasilien lei<strong>de</strong>t nicht unter e<strong>in</strong>em Mangel an<br />

attraktiven Frauen. Deshalb begnügt sich das<br />

Land nicht mit Phallussymbolen <strong>in</strong> Geste<strong>in</strong>slandschaften,<br />

son<strong>de</strong>rn präsentiert zwei ste<strong>in</strong>erne<br />

Frauenbrüste. Die bei<strong><strong>de</strong>n</strong> fast i<strong><strong>de</strong>n</strong>tischen<br />

Felserhebungen liegen auf <strong>de</strong>r Insel<br />

Fernando <strong>de</strong> Noronha, an e<strong>in</strong>em <strong>de</strong>r weitesten<br />

Strän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Insel, <strong>de</strong>m Praia da Cacimba<br />

do Padre. Die Dois Irmãos (<strong>de</strong>utsch: zwei<br />

Brü<strong>de</strong>r) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Wahrzeichen <strong>de</strong>r Insel und<br />

sollen <strong>de</strong>r Sage nach die Brüste e<strong>in</strong>er un-<br />

züchtigen Frau darstellen, die verste<strong>in</strong>ert im<br />

Meer liegt.<br />

Insel und Strand s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Surfparadies und<br />

Austragungsort nationaler und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Surfmeisterschaften. Nicht ohne Grund<br />

wird <strong>de</strong>r Praia da Cacimba do Padre als das<br />

brasilianische Hawaii beschrieben. Am bequemsten<br />

bewegt man sich hier mit <strong>de</strong>m<br />

Strand-Buggy, da die Infrastruktur noch etwas<br />

ursprünglich ausfällt.<br />

Die Insel Fernando <strong>de</strong> Noronha liegt ungefähr<br />

e<strong>in</strong>e Flugstun<strong>de</strong> vom brasilianischen<br />

Festland entfernt an <strong>de</strong>r Atlantikküste. Dieser<br />

Lage verdankt das Eiland neben e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en<br />

auch e<strong>in</strong>e tierische Exklusivität.<br />

Zahlreiche Haie, Wasserschildkröten und<br />

Delf<strong>in</strong>e ziehen friedlich ihre Bahnen. Haiangriffe<br />

auf Menschen s<strong>in</strong>d bisher nicht dokumentiert.<br />

Es wird vermutet, dass das natürliche<br />

Nahrungsangebot für die Haie reichlich<br />

genug ausfällt. ▶<br />

Foto © iStock.com/michal_staniewski<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 117


Party & Co. | Zwei<strong>de</strong>utige Felsen<br />

Colorado Provençal, Frankreich<br />

Die weitläufige und imposante Gegend um<br />

das südfranzösische Rustrel ist bekannt für<br />

ihre Ockerfelsen, von <strong><strong>de</strong>n</strong>en manche <strong>in</strong><br />

jahrtausen<strong>de</strong>langer Erosion zu steil aufragen<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Phallussymbolen geformt wur<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Geologen nennen diese Gegend »Colorado<br />

von Rustrel«. Die Verb<strong>in</strong>dung zum Grand<br />

Canyon im Bun<strong>de</strong>sstaat Colorado <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong><br />

USA ist naheliegend. Die Ste<strong>in</strong>brüche von<br />

Rustrel, die vor allem durch ihre Farb<strong>in</strong>tensität<br />

bee<strong>in</strong>drucken, ähneln tatsächlich <strong>de</strong>m<br />

Grand Canyon. Bei Wan<strong>de</strong>rungen durch die<br />

weit verzweigten Täler erlebt man die vielfältigen<br />

Ockertöne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unglaublichen<br />

Intensität.<br />

Beson<strong>de</strong>rs sehenswert s<strong>in</strong>d die Skulpturen<br />

am Le chem<strong>in</strong> <strong>de</strong>s fées (<strong>de</strong>utsch: Weg <strong>de</strong>r<br />

Feen), die wie Na<strong>de</strong>ln <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Himmel ragen.<br />

Spektakulär gestalten sich ebenfalls die M<strong>in</strong>es<br />

<strong>de</strong> Bruoux bei <strong>de</strong>r Stadt Gargas. In diesem<br />

ehemaligen Bergwerk wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Führungen<br />

durch e<strong>in</strong> Höhlenl<strong>ab</strong>yr<strong>in</strong>th mit 15<br />

Meter hohen Galerien angeboten.<br />

Ganz <strong>in</strong> Ocker<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Provence<br />

7 Tage <strong>in</strong> Hotels <strong>ab</strong> 3 Sternen,<br />

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Foto © iStock.com/michal_staniewski<br />

118 NR. 5/<strong>2014</strong>


Love Valley, Türkei<br />

Bei Göreme <strong>in</strong> Kappadokien liegt das Love<br />

Valley (<strong>de</strong>utsch: Liebestal). E<strong>in</strong> Blick auf die<br />

seltsam anmuten<strong><strong>de</strong>n</strong> Geste<strong>in</strong>sformationen<br />

erklärt <strong><strong>de</strong>n</strong> Namen. Das Tal wirkt wie e<strong>in</strong>e<br />

Sammlung gigantischer Liebesspielzeuge<br />

– an<strong>de</strong>re Assoziationen liegen im Auge <strong>de</strong>s<br />

Betrachters.<br />

Se<strong>in</strong>en Ursprung hat das Tal <strong>in</strong> gewaltigen<br />

Vulkanausbrüchen, bei <strong><strong>de</strong>n</strong>en <strong>de</strong>r Bo<strong><strong>de</strong>n</strong> vor<br />

20 Millionen Jahren meterhoch mit Staub<br />

und Asche be<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>. Daraus bil<strong>de</strong>te<br />

sich Tuffste<strong>in</strong>, <strong>de</strong>r seit Jahrmillionen von<br />

W<strong>in</strong>d und Wetter ausgewaschen wird. Nur<br />

dort, wo <strong>de</strong>r weiche Tuffste<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />

härtere Geste<strong>in</strong>sschicht geschützt ist, bleiben<br />

sogenannte Feenkam<strong>in</strong>e stehen – bis zu 30<br />

Meter hohe Säulen. Doch auch sie erodieren,<br />

wer<strong><strong>de</strong>n</strong> immer schmaler und brechen e<strong>in</strong>es<br />

Tages zusammen. Dieser Prozess dauert allerd<strong>in</strong>gs<br />

Jahrtausen<strong>de</strong>, für Urlauber besteht<br />

ke<strong>in</strong>e Gefahr.<br />

Rund um Göreme gibt es noch weitere sehenswerte<br />

Täler. Fünf Kilometer nördlich<br />

liegt das Dorf Çavuş<strong>in</strong>, von <strong>de</strong>m aus Wan<strong>de</strong>rwege<br />

<strong>in</strong>s Rosental (Güllü<strong>de</strong>re) und <strong>in</strong>s<br />

Rote Tal (Kızıl Çukur) führen. Die Täler<br />

wur<strong><strong>de</strong>n</strong> nach ihren rosafarbenen bzw. roten<br />

Felsformationen benannt. Etwas weiter entfernt<br />

von Göreme bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich Uçhisar. Der<br />

Ort bietet sich als Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e<br />

Wan<strong>de</strong>rung durch das Taubental (Güverç<strong>in</strong><br />

Vadisi) an. Dessen Bewohner schlagen Taubenhäuser<br />

<strong>in</strong> die Felswän<strong>de</strong>, locken Tauben<br />

an und sammeln <strong><strong>de</strong>n</strong> Vogelmist als Dünger<br />

für ihre Fel<strong>de</strong>r. ■<br />

Foto © iStock.com/kiwisoul<br />

Foto © iStock.com/MykolaIvashchenko<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 119


sudoku<br />

u r p k q j f o c n a<br />

c a i f y n h m d o r e s l k g v q w<br />

x h j q d v l s i b c w a u t r<br />

n e o i c g a v r x j<br />

p s k r u g h c d i e b<br />

f n k u p d c w h m y r a e v<br />

m v e j r f p x y b k i<br />

l y w h v m j r s t a f c g p<br />

g j l v f p s b i d y m<br />

c x s m a g o j l v r u k<br />

f e r u n i q j m l s y<br />

l y o w j e r i x d h u t<br />

o m u n j v f s q r h y b p g x<br />

k r c h m y b u e a i d o<br />

i q u y x s e l h o b<br />

w f j a o c i l v q d<br />

p h l i k o y t b c<br />

s b l v q u d g w o a i<br />

d i q r f e n p j w o a k l<br />

v n o j g u i a l d q c s y e<br />

t u f e m c y w h a g p n r j k l<br />

p y i b r f l w m e c j x t u<br />

b w c n j q k d h o i v<br />

q t k i s y m b p<br />

h o r x v j q l b y<br />

Auch <strong>in</strong> dieser Ausg<strong>ab</strong>e gibt es<br />

wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Riesensudoku zu lösen.<br />

Der Schwierigkeitsgrad ist wie<br />

immer schwer.<br />

So geht’s: In diesem Sudoku gibt es<br />

nur Buchst<strong>ab</strong>en – und zwar von a bis<br />

y. Nur das z fehlt. In je<strong>de</strong>r Reihe und<br />

<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r Box darf je<strong>de</strong>r Buchst<strong>ab</strong>e nur<br />

e<strong>in</strong>mal vorkommen. Die Lösung dieses<br />

Riesen-Riesensudokus ist im nächsten<br />

Magaz<strong>in</strong> zu f<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>n</strong>. Viel Spaß!<br />

Lösung <strong>de</strong>s Riesensudokus<br />

aus Heft 4/<strong>2014</strong>:<br />

q h f p u w a o k e c i l t b s d x y n g j v m r<br />

b x n a t q v r c s e m h g j f u l i k y p w o d<br />

m y s o g x l j i b d k n f r q v w p t c h u a e<br />

v c i j l d f n h u x p a y w g e r o m q s t b k<br />

e r k d w p t g y m o u s v q j c a h b n i x l f<br />

y v q r p n k m w a s c j h u d t f g i o b e x l<br />

c u t l b s e h d r i g q o x a j y m v f w k p n<br />

w o a n j g q i t f k y r p l x s e b c m d h u v<br />

h f m i d o y x u j a b e w v n l k q p s g c r t<br />

s e x g k l b c v p t d f m n r w o u h a y q i j<br />

d m e v q y c u r n g a w j h i f t s l b o p k x<br />

i j g u f b s w o h r e c q t k p m v x d l n y a<br />

k p h c s v m l a q b f y x o w n d e u t r j g i<br />

x a w t r i g f p d l n v u k b o c j y h q m e s<br />

o l b y n e x t j k p s i d m h a g r q v c f w u<br />

t n o w e u p v g x j q d s a l y b k f i m r c h<br />

a s p f i k j y n l u x b r c o m h t d e v g q w<br />

l b c q m r d a f t h o k e g v i u x w p n s j y<br />

j d r k x c h s b i w v m l y p g q n e u f a t o<br />

u g v h y m o e q w n t p i f c r j a s x k l d b<br />

r q y s o j j p m g v w x k d e b n f a l t i h c<br />

p k u x a t t d s c m l g b i y h v w r j e o f q<br />

f i l b v h h k x o y j t n e u q p c g w a d s m<br />

n w d m h a a q e y f r o c p t x s l j k u b v g<br />

g t j e c f w b l v q h u a s m k i d o r x y n p


Panorama<br />

Panorama<br />

Foto © Ephraim W<strong>in</strong>ges<br />

Der freundliche Term<strong>in</strong>ator<br />

mixt Dr<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> Ilmenau<br />

Masch<strong>in</strong>en ersetzen Menschen <strong>in</strong> allen<br />

Arbeitsbereichen – auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Hotel- und Restaurantbranche. In<br />

Ilmenau mixt Barkeeper Carl <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Robots Bar & Lounge leckere Dr<strong>in</strong>ks<br />

für se<strong>in</strong>e Gäste. Das Beson<strong>de</strong>re: Carl<br />

ist nicht menschlich, son<strong>de</strong>rn e<strong>in</strong>em<br />

Menschen nachempfun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Er besteht<br />

aus Drähten, Metall und Schaltkreisen<br />

– e<strong>in</strong> humanoi<strong>de</strong>r Roboter.<br />

Umgeben von an<strong>de</strong>rer Technik, unter<br />

an<strong>de</strong>rem e<strong>in</strong>em stillgelegten, bedrohlich<br />

wirken<strong><strong>de</strong>n</strong> Schweißroboter, mixt<br />

Carl nach streng e<strong>in</strong>gehaltenen Messgrößen<br />

leckere Getränke. Beim Ausschank<br />

ist sogar e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Smalltalk<br />

mit <strong>de</strong>m Roboter möglich. Durch die<br />

transparenten Konstruktionen kann<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>r Technik nehmen – und e<strong>in</strong>en<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft <strong>de</strong>s Masch<strong>in</strong>enpersonals<br />

werfen.<br />

gew<strong>in</strong>nspiel<br />

In Ausg<strong>ab</strong>e<br />

04/<strong>2014</strong> stellten<br />

wir Ihnen die<br />

besten Kartenspiele<br />

für<br />

unterwegs vor<br />

(Seite 94/95).<br />

Jetzt h<strong>ab</strong>en Sie<br />

die Chance,<br />

e<strong>in</strong>es dieser<br />

Spiele zu<br />

gew<strong>in</strong>nen.<br />

© Ravensburger<br />

© AMIGO<br />

Foto © iStock.com/rypson<br />

Die zehn pünktlichsten Airl<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Europa<br />

1. KLM 88,03 %*<br />

2. Iberia 86,03 %<br />

3. SAS 85,83 %<br />

4. Lufthansa 84,18 %<br />

5. Aeroflot 82,71 %<br />

6. Alitalia 82,67 %<br />

7. SWISS 79,73 %<br />

8. Air France 79,21 %<br />

9. Condor 76,67 %<br />

10. British Airways 71,56 %<br />

* Prozentualer Wert pünktlicher Landungen (Erhebung: Februar <strong>2014</strong>), Quelle: Flightstats<br />

Ravensburger stellt<br />

die Spiele »Phase 10«<br />

und »Abluxxen« zur<br />

Verfügung, Amigo<br />

lässt mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Spielen<br />

»Wizard«, »6 nimmt!«<br />

und »Bohnanza« gleich<br />

drei Kartenspiele verlosen, und<br />

ABACUSSPIELE zün<strong>de</strong>t mit »Han<strong>ab</strong>i«<br />

im wahrsten S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s Wortes e<strong>in</strong><br />

Feuerwerk.<br />

So geht’s: Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong><br />

Magaz<strong>in</strong> verlost e<strong>in</strong> Kartenspielpaket<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt sechs Spielen <strong>de</strong>r Hersteller<br />

Ravensburger, Amigo und<br />

ABACUSSPIELE. Um es zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

sen<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie bitte e<strong>in</strong>e Mail mit <strong>de</strong>m<br />

Stichwort »Kartenspiele« und <strong>de</strong>r Adresse,<br />

an die das Paket verschickt wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

soll, an redaktion@<strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong>.<br />

E<strong>in</strong>sen<strong>de</strong>schluss ist <strong>de</strong>r 15. Mai <strong>2014</strong>.<br />

Viel Glück!<br />

© ABACUSSPIELE<br />

NR. 5/<strong>2014</strong> 121


AUSBLICK<br />

AUSBLICK<br />

Heft 06/<strong>2014</strong><br />

Foto © OLIMAR Reisen / olimar.com<br />

Bratwurst auf <strong>de</strong>m See<br />

Grillen am Strand ist nett. E<strong>in</strong> Grillfeuer auf <strong>de</strong>m See ist netter.<br />

Grill- und Partyboote gehören zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Freizeittrends <strong>2014</strong>. Wir<br />

geben e<strong>in</strong>en Überblick über feuerfeste Partyboote für festlichfeurige<br />

Bootspartys.<br />

Geheimtipp: Boa Viste<br />

Weiße Strän<strong>de</strong>, blaues Meer, wenig Menschen – das gibt’s nicht nur<br />

auf kitschigen Postkarten. Die Kapverdische Insel Boa Viste besteht<br />

zum größten Teil aus Wüste und Geröll. Zum Glück, <strong><strong>de</strong>n</strong>n wer<br />

hierher kommt, f<strong>in</strong><strong>de</strong>t <strong>ab</strong>solute Ruhe an <strong><strong>de</strong>n</strong> schönsten Strän<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

<strong>de</strong>r Kapver<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />

Foto © Conway Yao CC BY 2.0, chicago hdr 1<br />

Durchs wil<strong>de</strong> Alentejo<br />

Die Algarve ist Portugaltouristen e<strong>in</strong> Begriff. Weniger bekannt, <strong>ab</strong>er<br />

ebenso besuchenswert ist die nördlich angrenzen<strong>de</strong> Region Alentejo.<br />

Korkeichenwäl<strong>de</strong>r, We<strong>in</strong>berge, Olivenha<strong>in</strong>e, Naturschutzgebiete,<br />

Delf<strong>in</strong>e vor <strong>de</strong>r Küste – Alentejo ist die perfekte Region, um sich im<br />

Urlaub vom Alltagsstress zu erholen.<br />

»Denk an die Band, Elwood.<br />

DIE BAND!«<br />

Wo jagten John Belushi und Dan Aykroyd als Blues Brothers ihren<br />

1974er Dodge Monaco durch die Straßen? Dort, wo auch <strong>de</strong>r<br />

Spr<strong>in</strong>gbrunnen aus <strong>de</strong>m Vorspann von »E<strong>in</strong>e schrecklich nette<br />

Familie« steht – <strong>in</strong> Chicago. Dank vieler Filme und TV-Serien kennt<br />

man die Stadt, ohne sie betreten zu h<strong>ab</strong>en. Doch K<strong>in</strong>o ist nicht das<br />

wirkliche Leben. Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> hat sich Chicago<br />

angesehen und stellt die Metropole am Michigansee vor.<br />

Zuckerwatte und Loop<strong>in</strong>g<br />

Freizeitparks s<strong>in</strong>d unsterblich. Wer e<strong>in</strong>mal dort war, will immer wie<strong>de</strong>r<br />

h<strong>in</strong>, zuerst mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Eltern, dann mit <strong><strong>de</strong>n</strong> eigenen K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn und<br />

schließlich mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Enkeln. Die Attraktionen wer<strong><strong>de</strong>n</strong> immer<br />

spektakulärer, doch e<strong>in</strong> Hauch von Jahrmarkt ist geblieben. Zur Saisoneröffnung<br />

stellen wir die schönsten Freizeitparks Deutschlands vor.<br />

E<strong>in</strong> Zimmer ganz aus<br />

Bernste<strong>in</strong><br />

Manche Schatzsucher jagen Kostbarkeiten nach, von <strong><strong>de</strong>n</strong>en niemand<br />

weiß, ob sie je existiert h<strong>ab</strong>en. Beim Bernste<strong>in</strong>zimmer ist es<br />

umgekehrt – <strong>de</strong>r legendäre Raum löste sich 1944 <strong>in</strong> Rauch auf. O<strong>de</strong>r<br />

doch nicht? Das <strong>ab</strong>-<strong>in</strong>-<strong><strong>de</strong>n</strong>-<strong>urlaub</strong>.<strong>de</strong> Magaz<strong>in</strong> verfolgt die Spuren<br />

dieses mysteriösen Falls.<br />

Foto © Ben Godfrey CC BY 2.0, The Amber Room<br />

122 NR. 5/<strong>2014</strong>


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