Linda Gwerder, VIVA-Moderatorin - Osrema

„In der Schule war ich die grosse, dünne Blonde“
Linda Gwerder, die 2005 recht erfolgreich an der Miss Schweiz Wahl teilgenommen hat,
moderiert zurzeit Sendungen bei VIVA und Meteonews auf verschiedenen Regionalsendern.
Wie bist du dazugekommen in der Fernseh-
Branche zu arbeiten?
Linda Gwerder: Aus purem Zufall. Ich habe
es nie geplant und auch nicht darüber nachgedacht.
Ich interessiere mich sehr für Medien,
jedoch mehr für Zeitung, Radio wie auch
Journalismus.
Bei der Miss Schweiz Wahl 2005 hat mich ein
Mann angesprochen und gesagt, ich sei der
perfekte Typ fürs Fernsehen. Eigentlich bin ich
nur wegen ihm zu einem Casting für VIVA gegangen
und habe mich dort bei 100 Teilnehmerinnen
durchgesetzt.
Interview:
Christin Eugster, Helena Amor 3sb
Welches waren die herausragendsten Leistungen
in deiner Laufbahn?
Gwerder: Ich habe meinen Traumberuf gefunden,
das heisst, ich gehe jeden Morgen gerne
zur Arbeit. Das ist meiner Ansicht nach eine
herausragende Leistung.
Hast du schon von klein auf Moderatorin
werden wollen?
Gwerder: Das Fernsehen hat mich schon
immer fasziniert, aber eigentlich wollte ich
Lehrerin werden. Nach der Kantonschule fing
ich sogar mit der Pädagogischen Hochschule
an. Ich stellte aber fest, dass mir dieser Ausbildungsweg
nicht so gefiel. Ich fand das Studium
langweilig, da ich ein sehr beweglicher
Mensch bin. Darum fand ich das Moderieren
so spannend. Denn dort ist man immer unterwegs,
man ist unter Leuten, und man redet viel
mit Menschen, die man gerade eben kennen
gelernt hat.
Du bist oft unterwegs. Auch im Ausland?
Gwerder: Ja, als ich zum Beispiel bei VIVA in
Berlin arbeitete, musste ich jede Woche nach
Berlin fliegen. War aber abends immer wieder
zu Hause. Auch als ich bei Modeschauen mitmachte,
war ich oft ausserhalb der Schweiz.
Bei diesen Jobs ist das klar ein Nachteil: Man
ist immer alleine unterwegs
Wo hast du Misserfolge erlebt?
Gwerder: Es ist noch nie was schief gelaufen,
was man nach aussen hin merken würde, aber
wenn ich zum Beispiel mal eine Live-Sendung
moderiere, finde ich im Nachhinein Sachen,
die persönlich nicht wirklich gut waren.
Was ist dein schwierigstes Problem und wie
löst du es?
Gwerder: Mein schwierigstes Problem ist es,
den Leuten beweisen zu wollen, dass ich nicht
so bin, wie ich aussehe. Denn in der Schule
war ich für andere immer die grosse, dünne
Blonde. Ich kämpfe bis heute noch gegen diese
Vorurteile an.
Wie verhältst du dich unter Termindruck?
Gwerder: Als erstes muss ich mir alles auf
„Fresszettelchen“ aufschreiben, da ich sehr
vergesslich bin. Komisch ist, dass ich unter
Termindruck entspannter bin, da ich in dieser
Situation das Gefühl habe, nichts vergessen
zu haben. Wenn ich hingegen mehr Zeit habe,
kann es durchaus sein, dass ich was vergesse.
Welches war der schönste Ort, den du je
besucht hast?
Gwerder: Das ist eine schwierige Frage. Ich
liebe die Schweiz. Hier habe ich alles, was ich
brauche. Für mich ist der Säntis das Schönste,
was es gibt. Als ich jedoch mit 19 Jahren allein
nach Hawaii reiste und allein mit meinem Surfbrett
am Strand lag, gab es in diesem Moment
auch nichts Schöneres auf der Welt.

Wo fühlst du dich wohler: in der Stadt oder auf
dem Land?
Gwerder: Definitiv auf dem Land. Ich bin ein
riesen „Landei“. Grosse Probleme hatte ich,
als ich von zuhause auszog. Wir lebten auf
einem Bauernhof, und da fühlte ich mich
einfach am wohlsten. Auch wenn ich mal eine
Familie haben werde, werde ich nicht in der
Stadt leben wollen.
Welche Hobbies hast du?
Gwerder: Ganz viele. Ich bin ein Turnfreak.
Vor allem liebe ich das Kunstturnen. Ich male
Bilder, schreibe, lese, im Winter gehe ich immer
Ski fahren oder auch ins Schwimmbad.
Das wichtigste an meinen Hobbies ist, dass sie
ganz anders als mein Beruf sein müssen.
Wofür interessierst du dich besonders?
Gwerder: Für Kommunikation. Das hat auch
viel mit meinem Beruf zu tun. Ich finde die
verschiedenen Sprachen sehr spannend, aber
auch viele andere Situationen, in denen Kommunikation
wichtig ist.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Gwerder: „Der Alchimist“ ist mein zuletzt gelesenes
Buch, auch wenn dies schon ein paar
Wochen zurückliegt.
Welchen Kleidungsstil bevorzugst du?
Gwerder: Ich trage in meinem Alltag zu 50%
Männerkleidung. Ich meide enge Kleidung.
Hohe Schuhe mag ich überhaupt nicht. Aber
zu meinen Beruf gehört das Styling dazu, und
ich muss mich da anpassen. Darum mag ich
lieber legere, lockere Kleider.
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?
Gwerder: Ich bin sehr kommunikativ, echt,
umgänglich und unkompliziert.
Wen würdest du als dein Vorbild bezeichnen?
Und wieso?
Gwerder: In der Schweizer-Moderationsszene
ist es definitiv Sandra Studer, weil sie eine
sehr angenehme Person ist. Sie spielt den
Leuten auch nichts vor, wirkt natürlich und
unkompliziert. Das alles finde ich wichtig an
einer Person, darum will ich versuchen, so zu
sein wie sie.
Mit welchem Typ Mensch kommst du nicht so
gut aus?
Gwerder: Überhaupt nicht sympathisch wirkt
dann ein Mensch auf mich, wenn ich sehe,
dass „sie“ oder mittlerweile auch viele Männer,
sich zu sehr für ihr Äusseres interessieren. Mit
solchen Menschen habe ich Mühe und in
meinem Job hat es viele, die genau das machen.
Was schätzt du an deinen Mitarbeitern oder
Kollegen am meisten?
Gwerder: Dass sie über meine Witze lachen,
das finde ich immer ein schöner Moment. Auch
an vielen Orten, wo ich arbeite, fühle ich mich
sehr wohl, weil da eine familiäre Atmosphäre
herrscht. Wir verbringen alle einfach eine
schöne Zeit zusammen, das finde ich toll.
Was sind deine beruflichen und privaten Ziele?
Gwerder: Beruflich fände ich es sehr schön,
wenn ich in ein paar Jahren immer noch in
derselben Branche arbeiten würde. Privat will
ich irgendwann mal ein Haus auf dem Land
besitzen, einen Mann an meiner Seite haben,
zwei Kinder und Hunde. Ganz normale Wünsche
eben.
Wie versüsst du deinen Abend nach einem
langen Tag?
Gwerder: Meistens schaue ich fern, das klingt
zwar komisch, da ich ja fürs Fernsehen arbeite,
aber das mache ich ziemlich oft. Ich mag
aber keine Serien wie „Desperate Housewives“
oder ähnliches, sondern „10 vor 10“ und andere
Tagesschauen. So bin ich immer auf dem
Laufenden. Am Abend höre ich oft Musik, und
da ich eine Mitbewohnerin habe, liebe ich es,
wenn wir zwei zusammen reden können und
einander über das Neuste berichten.
Was ist bis jetzt dein peinlichstes Ereignis gewesen?
Gwerder: Mir passieren ganz viele Peinlichkeiten.
Wenn auf der Strasse jemand hinfällt,
bin ich es meistens, und dann schauen meist
gerade auch noch alle zu. Oder mir fallen viele
Sachen aus den Händen. Das peinlichste
jedoch war, als ich mal mit 16 Jahren für eine
Modeschau im Abendkleid laufen musste. Mir
rutsche dieses lange Kleid immer weiter hinunter,
da es obenrum eben zu gross war, bis
ich plötzlich auf das Kleid stand und stürzte.
Logischerweise hielt das Kleid beim Aufstehen
nicht mehr so, wie es eigentlich hätte sein sollen.
Ich hatte darunter auch nichts mehr an,
aber ich drehte dem Publikum zu meinem
Glück den Rücken zu.
Person: Linda Gwerder
Linda Gwerder wurde im Jahr 1985 in Oberdürnten
(ZH) geboren. Sie wuchs wohlbehütet
in einem 300-jährigen Haus auf. Nach
der Volksschule besuchte sie das Gymnasium.
2005 nahm sie an der Miss Schweiz
Wahl teil und wurde sechste. Seit Herbst
2006 moderiert sie bei Viva verschiedene
Sendungen. Seit 2007 ist sie als Moderatorin
der Meteonews auf verschiedenen
Regionalsendern zu sehen.