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Harninkontinenz bei Querschnittgelähmten: Aktuelles zur ...

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<strong>Harninkontinenz</strong> <strong>bei</strong> Querschnittgelähmten:<br />

<strong>Aktuelles</strong> <strong>zur</strong> urologischen Betreuung<br />

H.Madersbacher<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

HR Univ.-Prof.Dr.H.Madersbacher<br />

Leiter der Neuro-Urologischen Ambulanz<br />

Landeskrankenhaus – Univ.-Kliniken<br />

A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35<br />

Tel: +43.512.504.2010 – Fax: +43.512.504.2017<br />

E-mail: Helmut.Madersbacher@tilak.or.at


Da Rückenmarkverletzungen fast immer Funktionsstörungen der Blase<br />

und des Blasenschließmuskels verursachen, die ohne entsprechende<br />

Behandlung zum Nierenversagen führen können, hängt die<br />

Lebenserwartung aber auch die Lebensqualität der Querschnittgelähmten<br />

sehr wesentlich von der urologischen Betreuung ab. Sie<br />

umfaßt im wesentlichen drei Abschnitte: (1) Die Blasenentleerung<br />

während des spinalen Schockes, (2) die eigentliche Blasenrehabilitation<br />

und (3) die Langzeitbetreuung.<br />

(1) BLASENENTLEERUNG WÄHREND DES SPINALEN SCHOCKES<br />

Die frische Querschnittlähmung ist neurologisch durch eine<br />

Areflexie unterhalb der Verletzungsstelle charakterisiert. Diese<br />

„spinale Schockphase“ dauert Wochen bis Monate. In dieser Zeit<br />

fällt auch der Blasenentleerungsreflex aus. Die wichtigste<br />

urologische Maßnahme besteht darin, die Harnentleerung aus der<br />

gelähmten Blase sicher zu stellen, um das Auftreten von<br />

Frühkomplikationen, wie Blasenüberdehnung (Überlaufinkontinenz),<br />

Harnwegsinfektion, Steinbildung und Harnröhrenschäden zu<br />

vermeiden.<br />

Zur Sicherstellung der Blasenentleerung stehen <strong>zur</strong> Verfügung (a)<br />

der intermittierende Katheterismus - IK, (b) die suprapubische<br />

Blasenpunktionsfistel – SPF und (c) der transurethrale Dauerkatheter<br />

– DK.<br />

(a)<br />

Intermittierende Katheterismus<br />

Methode der Wahl ist der sterile Katheterismus, 4- bis 6-<br />

stündlich, rund um die Uhr, <strong>bei</strong> geregelter Diurese mit einer<br />

maximalen Harnausscheidung von etwa 2000 ml.<br />

Kontraindikationen sind eine begleitende Harnröhren- oder Blasenverletzung,<br />

eine vorbestehende Harnröhrenstriktur sowie ein akut<br />

erforderlicher operativer Eingriff.<br />

(b)<br />

Suprapubische Blasenpunktionsfistel<br />

Besteht eine Kontraindikation gegen den intermittierenden<br />

Katheterismus oder fordert die Intensivpflege die kontinuierliche<br />

Messung der Harnausscheidung so ist die suprapubische<br />

Harnableitung die Methode der Wahl.<br />

Kontraindikationen sind Begleitverletzungen im kleinen Becken, ein<br />

akutes Abdomen, insbesondere nach durchgeführten Unterbauchoperationen<br />

ist vor der Blasenpunktion die ausreichende Auffüllung<br />

der Blase, >350 ml, <strong>zur</strong> sicheren Punktion notwendig.<br />

Darüberhinaus sollte der Harn markoskopisch klar und eine<br />

Gerinnungsstörung ausgeschlossen sein. Ein geschlossenes<br />

Ablaufsystem und ein kontinuierliche Harnableitung sind heute<br />

Standard.<br />

1


(c)<br />

Transurethraler Dauerkatheter<br />

Diese auf den ersten Blick so einfache und scheinbare problemlose<br />

Methode birgt maximale Risiken, vorallem für die Harnröhre des<br />

Mannes. Ein Silikon-Dauerkatheter – 12 oder 14 Charr. <strong>bei</strong>m Mann<br />

und 14 oder 16 Charr. <strong>bei</strong> der Frau – sorgfältige Meatus und<br />

Katheterpflege sowie ein geschlossenes Ablaufsystem können zwar<br />

das Auftreten von Harnwegsinfektionen nicht verhindern, aber<br />

mögliche Komplikationen, insbesondere für die Harnröhre,<br />

reduzieren. Darüberhinaus kann permanenter Katheterdruck in der<br />

trophisch gestörten Harnröhre, vorallem am penoscrotalen Übergang,<br />

zu einem urethralen Dekubitus mit paraurethralen Abszeß und<br />

Fistelbildung, aus denen u.a. auch Harnröhrendivertikel entstehen<br />

können, führen. Zur Vermeidung dieses urethralen Dekubitus am<br />

penoscrotalen Übergang muß der Penis nach oben geschlagen und<br />

locker am Unterbauch fixiert werden (siehe Abb.1). Der Wechsel des<br />

Dauerkatheters soll wöchentlich erfolgen.<br />

Bei allen Methoden ist eine antibiotische Infektprophylaxe<br />

grundsätzlich nicht indiziert. Bei länger liegendem Dauerkatheter<br />

können jedoch Chemotherapeutika die Harnwegsinfektionsrate<br />

reduzieren. Blasenspülung und Blaseninstillationen sind<br />

grundsätzlich nicht indiziert.<br />

Jegliche Dauerharnableitung sollte so früh wie möglich entfernt<br />

und die Blasenentleerung durch intermittierenden Katheterismus<br />

unter sterilen Kautelen bewerkstelligt werden.<br />

(2) BLASENREHABILITATION BEI QUERSCHNITTGELÄHMTEN<br />

Im Anschluß an die spinale Schockphase muß die Dysfunktion des<br />

unteren Harntraktes klassifiziert, Risikofaktoren evaluiert und<br />

ein individuelles Speicher- und Entleerungskonzept erstellt<br />

werden.<br />

Die Diagnostik umfaßt als Goldstandard die klinisch-neurourologische<br />

Untersuchung und die Videourodynamik. Der Zeitpunkt<br />

der urodynamischen Abklärung hängt von den neurologischen und<br />

neuro-urologischen Symptomen sowie vom Ausmaß (komplett/<br />

inkomplett) der Querschnittlähmung ab.<br />

Ziel der Blasenrehabilitation ist (a) die Erhaltung der<br />

Nierenfunktion, die entscheidend ist für die Lebenserwartung, und<br />

(b) das Management der Inkontinenz, wenn möglich die<br />

Wiederherstellung der Kontinenz als entscheidender Parameter für<br />

die Lebensqualität.<br />

Die Rückenmarkverletzung führt im allgemeinen zu einer<br />

Innervationsstörung von Detrusor und Sphinkter. Bei Läsionen<br />

oberhalb des Sakralmarkes entwickelt sich eine Hyperreflexie von<br />

Detrusor und Sphinkter, <strong>bei</strong> Schädigung des Sakralmarkes bzw. der<br />

2


Caudafasern kommt es <strong>bei</strong> kompletter Läsion <strong>zur</strong> Areflexie von<br />

Detrusor und Sphinkter. Insbesondere <strong>bei</strong> conusnahen Läsionen<br />

können Detrusor und Sphinkter unterschiedliche Schädigungsmuster<br />

aufweisen. Abbildung 2 zeigt die vier häufigsten Läsionsmuster von<br />

Blase und Schließmuskel <strong>bei</strong> Rückenmarkverletzungen: diese<br />

Einteilung hat sich für den klinischen Alltag bewährt, obwohl sie<br />

lediglich die motorische Dysfunktion, nicht jedoch die Sensorik<br />

berücksichtigt und auch nicht zwischen komplett und inkomplett<br />

unterscheidet.<br />

<strong>Harninkontinenz</strong> kann <strong>bei</strong> neurogener Blasenentleerungsstörung<br />

sowohl durch eine Dysfunktion des Detrusors als auch eine solche<br />

des Sphinkters, mitunter auch durch eine Kombination von <strong>bei</strong>den<br />

verursacht sein.<br />

Die Bedeutung der Speicherfunktion der neurogen gestörten Blase<br />

Noch vor wenigen Jahren waren das Hauptkriterium einer guten<br />

Blasenrehabilitation, die da<strong>bei</strong> auftretenden Drucke und das Ausmaß<br />

des Restharns. Heute gilt unser Hauptaugenmerk der Speicherfunktion<br />

bzw. den Drucken in der Speicherphase. Dies ist deshalb<br />

wichtig, weil sich die Blase über 24 Stunden eines Tages zu 99 %<br />

in der Speicherphase und zu lediglich 1 % in der Entleerungsphase<br />

befindet. Normalerweise passt sich die Blase praktisch drucklos<br />

der zunehmenden Füllung mit Harn an, eine Eigenschaft die im<br />

Rahmen von neurogenen Blasenentleerungsstörungen, insbesondere im<br />

Rahmen einer Hyperreflexie verloren gehen kann.<br />

Maß für die Fähigkeit der Anpassung der Blase an die zunehmende<br />

Füllung mit Harn ist die sog. Compliance. Kommt es in der<br />

Speicherphase zu einer kontinuierlichen Drucksteigerung, ist die<br />

Compliance erniedrigt, so besteht ein erhebliches Risiko für<br />

Schädigungen des Harntraktes.<br />

Unphysiologische Drucke in der Speicherphase über Stunden führen<br />

sehr viel leichter zu Druckschäden am unteren und oberen Harntrakt<br />

als eine nur Sekunden bis Minuten dauernde unphysiologische<br />

Drucksteigerung während der Blasenentleerung. Bei der Miktion<br />

spielen nicht nur die Druckhöhe, sondern auch die Dauer der<br />

Detrusorkontraktion eine entscheidende Rolle.<br />

Die urologische Behandlungsstrategien <strong>bei</strong> verschiedenen neurogenen<br />

Blasentypen<br />

Was die neurogene <strong>Harninkontinenz</strong> anlangt, so gilt grundsätzlich,<br />

daß die regelmäßige und möglichst vollständige Blasenentleerung,<br />

eine kontrollierte Flüssigkeitszufuhr, sowie die Vermeidung von<br />

Harnwegsinfektionen zumindest das Ausmaß der <strong>Harninkontinenz</strong><br />

wesentlich reduzieren können.<br />

3


1) Hyperreflexie des Detrusors in Kombination mit<br />

Hyperreflexie (Spastizität) des Sphinkters<br />

Dieses Läsionsmuster ist typisch für die sog. spinale Reflexblase:<br />

es kommt zu reflektorischen, willkürlich nicht kontrollierbaren<br />

Detrusorkontraktionen, die zu unfreiwilligem Harndrang, <strong>zur</strong> sog.<br />

Reflexinkontinenz führen, gleichzeitig fehlt die Koordination<br />

zwischen Detrusor und Sphinkter, die daraus resultierende<br />

Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie bedingt eine funktionelle Blasenauslaßobstruktion<br />

mit schädlichen Folgen für den unteren und den<br />

oberen Harntrakt (siehe Abb. 3). Grundsätzlich muß eine Hochdrucksituation<br />

in der Blase beseitigt werden.<br />

Möglichkeiten der Harnentleerung <strong>bei</strong> der spinalen Reflexblase<br />

Eine spontane Reflexentleerung ist möglich, sie führt jedoch im<br />

allgemeinen nicht zu einer ausreichenden Blasenentleerung, sie ist<br />

zudem unkontrolliert und führt <strong>zur</strong> Reflexinkontinenz.<br />

Die getriggerte Reflexentleerung<br />

Das Triggern („Klopfen“, siehe Abb.4) beruht auf gezieltem<br />

Auslösen einer Detrusorkontraktion durch Beklopfen oder<br />

Bestreichen der Bauchdecken oder anderer urogenitaler Bereiche.<br />

Ein derartiges Triggern kann nur effizient und sicher sein, wenn<br />

es <strong>zur</strong> Ausbildung von intravesikalen Drucken kommt, die im<br />

physiologischen Bereich liegen und zu einer restharnarmen<br />

Blasenentleerung führen. Idealerweise sollte der Betroffene<br />

zwischen den Entleerungen kontinent bleiben.<br />

Diese Kriterien werden leider nur selten erfüllt, sodaß man heute<br />

mehr und mehr von dieser einst klassischen Therapie abgekommen<br />

ist: lediglich <strong>bei</strong> etwa 20 % der Patienten mit Reflexblase können<br />

wir heute ruhigen Gewissens diese Art der Blasenentleerung<br />

empfehlen.<br />

Intermittierender (Selbst-) Katheterismus<br />

Die Methode der Wahl <strong>zur</strong> Entleerung der Reflexblase ist heute der<br />

intermittierende Katheterismus, wenn möglich als Selbstkatheterismus.<br />

Entscheidend ist, daß da<strong>bei</strong> die Blase 4- bis 5-mal<br />

täglich restharnfrei und ohne Druckaufbau in der Blase entleert<br />

wird. Für den intermitterender Katheterismus wurden unterschiedliche<br />

Kathetermaterialien und unterschiedliche Techniken<br />

entwickelt. Es gibt jedoch bis heute keine prospektive,<br />

randomisierte Studie die beweist, daß der eine oder andere<br />

Katheter bzw. die eine oder andere Technik überlegen wäre.<br />

Gleitmittel, die in die Harnröhre instilliert werden, bewirken,<br />

daß der Katheter, für die Harnröhre nicht traumatisierend, in<br />

einem Gleitmittelfilm in die Blase vorgeschoben werden kann.<br />

Enthält das Gleitmittel einen desinfizierenden Zusatz so können<br />

die Keime in der Harnröhre abgetötet und dadurch u.a. auch das<br />

4


Risiko von durch Katheterismus verursachten Harnwegsinfektionen<br />

reduziert werden. Bewährt hat sich als Desinfiziens Chlorhexidin.<br />

Vor kurzem wurde von Nichtklinikern die Vermutung geäußert, daß<br />

aufgrund der bekannten und zum Wirkprinzip gehörenden<br />

Zytotoxizität von Chlorhexidin das Risiko einer Krebsentstehung in<br />

der Harnröhre, eine allgemein karzerogene Wirkung, ein vermehrtes<br />

Auftreten von Harnröhrenstrikturen und Auftreten von Allergien zu<br />

erwarten sei. Die durchgeführten tierexperimentellen und<br />

biologischen Untersuchungen entsprechen jedoch in keiner Weise den<br />

klinischen Gegebenheiten und die daraus gezogenen falschen<br />

Schlüsse widersprechen auch jeder klinischen Erfahrung. Es gibt<br />

keinen einzigen klinischen Hinweis für eine toxische, mutagene<br />

oder karzerogene Wirkung von Chlorhexidin-hältigen Gleitmitteln.<br />

Es besteht daher auch kein Grund <strong>bei</strong>m intermittierenden<br />

Katheterismus auf die Anwendung derartiger Gleitmittel zu<br />

verzichten.<br />

Die Erfahrung, daß der intermittierende Katheterismus auch <strong>zur</strong><br />

Langzeitentleerugn der neurogen gestörten Blase geeignet ist,<br />

gehört zu den wichtigsten Erkenntnissen in der Neuro-Urologie in<br />

den letzten 10 Jahren: die Komplikationsrate ist gering,<br />

Harnröhrenveränderungen lassen sich im Harnröhrenröntgen <strong>bei</strong> etwa<br />

25 % der Patienten nachweisen, die Rate der behandlungsbedürftigen<br />

Strikturen liegt jedoch nur <strong>bei</strong> 2,5 %.<br />

Das Grundprinzip <strong>bei</strong> der Behandlung der Reflexblase, nämlich die<br />

„Hochdrucksituation“ in der Speicher- und/oder in der<br />

Entleerungsphase in ein Niederdrucksystem umzuwandeln und gleichzeitig<br />

Kontinenz zwischen den Katheterisierungen zu erreichen<br />

(siehe Abb.5), läßt sich durch den Katheterismus allein nicht<br />

immer bewerkstelligen. Eine zusätzliche Pharmakotherapie ist daher<br />

häufig notwendig.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Durch Medikamente die den Detrusor entspannen kann man <strong>bei</strong> der<br />

Reflexblase das Reflexievolumen (Zeitpunkt der Blasenfüllung, zu<br />

der die erste Reflexkontraktion auftritt) um etwa 1/3 erhöhen und<br />

gleichzeitig die Kontraktilität des Detrusors um 1/3 absenken.<br />

Dadurch verlängern sich die trockenen Intervalle und eine<br />

gefährliche Hochdrucksituation wird entschärft.<br />

Aufgrund von randomisierten, plazebo-kontrollierten Studien<br />

(Evidence Based Medicine) hat die WHO die folgenden Substanzen als<br />

für die Behandlung der Detrusorhyperreflexie geeignet empfohlen:<br />

Oxybutynin (Dridase®), Propiverin (Mictonorm®), Tolterodine<br />

(Detrusitol®) und Trospiumchlorid (z.B. Spasmo-lyt®, Spasmex®).<br />

Die Möglichkeiten dieser Substanzen reichen von einer leichten<br />

Dämpfung des hyperreflexiven Detrusors bis hin <strong>zur</strong> fast völligen<br />

Ruhigstellung, je nach ausgewählter Strategie, unter Berücksichtigung<br />

der individuellen Verträglichkeit. Werden sie Patienten<br />

mit Reflexblase gegeben, die sich bisher noch nicht<br />

katheterisieren, so kann allerdings die Absenkung des Detrusor-<br />

5


druckes zu einer Zunahme des Restharns und damit <strong>zur</strong> Notwendigkeit<br />

des Katheterismus führen.<br />

Keine der zuerst angeführten Substanzen ist allerdings<br />

blasenspezifisch, anticholinerge Nebenwirkungen sind deshalb zu<br />

erwarten. Bei Standarddosierung ist Mundtrockenheit eine der<br />

häufigsten Nebenwirkungen, sie sind <strong>bei</strong> Propiverin, Tolterodine<br />

und Trospiumchlorid deutlich weniger ausgeprägt als <strong>bei</strong><br />

Oxybutynin. Jüngere Patienten leiden deutlich weniger darunter als<br />

ältere.<br />

Durch intravesikale Applikation, sowie durch die Verabreichung von<br />

Substanzen bzw. Zubereitungen mit langsamer Freisetzung im Magen-<br />

Darm-Trakt, lassen sich die Nebenwirkungen deutlich reduzieren.<br />

Eine neue Option <strong>zur</strong> Ausschaltung der Detrusorhyperreflexie ist<br />

die Injektion von Botulinum Toxin A, das die Freisetzung von<br />

Acetylcholin an den Nervenendigungen blockiert, in die Blasenwand<br />

(Abb.6): durch die Injektion von 300-400 I.U. Botox® (<strong>bei</strong><br />

Anwendung von Dysport® sind entsprechend höhere Dosierungen<br />

notwendig) kann man die Hyperreflexie beseitigen, wo<strong>bei</strong> nach einer<br />

Behandlung der relaxierende Effekt zwischen 6 und 12 Monate, in<br />

einem Fall nunmehr bereits 14 Monate, andauert. Es handelt sich<br />

da<strong>bei</strong> um eine minimal-invasive Methode mit einer Beobachtungszeit<br />

von nun bis zu vier Jahren.<br />

Die Behandlungsstrategie, intermittierender Katheterismus in<br />

Kombination mit Detrusor-relaxierenden Substanzen, erfüllt in<br />

hohem Maße die Behandlungsziele - Erhaltung des oberen Harntraktes<br />

und Wiederherstellung von Kontinenz.<br />

Elektrische Neuromodulation<br />

Bei inkompletten Läsionen läßt sich die Detrusorhyperreflexie<br />

durch elektrische Neuromodulation des Miktionreflexes günstig<br />

beeinflussen: durch Stimulation der Afferenzen im Nervus pudendus<br />

kann über verschiedene spinale oder auch supraspinale Mechanismen<br />

eine Hemmung des Detrusors erzielt werden. Als effektiv hat sich<br />

da<strong>bei</strong> die elektrische Stimulation des rein sensiblen N.dorsalis<br />

penis/N.clitoridis mittels Streifen- bzw. Klipelektroden erwiesen.<br />

Als Alternative kommt die sakrale Neuromodulation in Frage, <strong>bei</strong><br />

der invasiv Elektroden an die S3-Wurzel <strong>bei</strong>dseits plaziert und mit<br />

einem Kabel an ein ebenfalls implantiertes Stimulationsgerät, das<br />

von außen steuerbar ist, angeschlossen werden. Die permanente S3-<br />

Stimulation führt zu einem Abklingen der Detrusorhyperreflexie,<br />

<strong>zur</strong> Blasenentleerung wird die Stimulation abgeschalten, der<br />

Beckenboden relaxiert, die auftretende Detrusorkontraktion ist<br />

kräftiger als zuvor, der Restharn sinkt, die Blasenentleerung wird<br />

effektiver.<br />

6


Operative Methoden <strong>zur</strong> Beseitigung einer nicht beherrschbaren<br />

Detrusorhyperreflexie/funktionellen Low Compliance<br />

Ist die Sphinkterotomie heute noch angezeigt?<br />

Durch die transurethrale Sphinkterotomie (siehe Abb.7) wird der<br />

durch die Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie erhöhte Blasenauslaßwiderstand<br />

gesenkt, die <strong>zur</strong> Entleerung erforderlichen Drucke<br />

normalisieren sich, die Blasenentleerung wird restharnarm bis<br />

restharnfrei. Das Risiko für den oberen Harntrakt wird dadurch<br />

beseitigt. Das zweite Behandlungsziel – nämlich Kontinenz – kann<br />

jedoch dadurch nicht erreicht werden.<br />

Intermittierender Katheterismus, eine wirksame Therapie mit<br />

Medikamenten <strong>zur</strong> Blasenrelaxation („Anticholinergika/<br />

Spasmolytika“) sowie andere in der Folge noch zu besprechende<br />

Maßnahmen haben die Indikation <strong>zur</strong> Sphinkterotomie deutlich<br />

eingeschränkt. Sie ist jedoch nach wie vor die Methode der Wahl<br />

<strong>bei</strong> Männern mit hoher Tetraplegie und nicht kompensierter<br />

Blasenentleerung, vorallem wenn noch zusätzlich eine autonome<br />

Dysreflexie die Situation verschärft. Die Lasersphinkterotomie<br />

reduziert die intra- bzw. postoperative Blutung, <strong>bei</strong> etwa 40 % ist<br />

<strong>bei</strong> Lasersphinkterotomie eine Re-Sphinkterotomie notwendig.<br />

Die Platzierung von Harnröhrenstents als Alternative <strong>zur</strong><br />

transurethralen Sphinkterotomie haben sich in den Händen der<br />

meisten Neuro-Urologen wegen einer hohen Komplikationsrate nicht<br />

bewährt und sollten nur dann angewandt werden, wenn zwei<br />

vorangegangene Sphinkterotomien erfolglos blieben.<br />

Insbesondere <strong>bei</strong> inkompletten Läsionen kann <strong>zur</strong> Testung, ob und<br />

inwieweit eine Ausschaltung des spastischen Sphinkters <strong>zur</strong><br />

Inkontinenz führt, die Pharmakosphinkterotomie durch Injektion von<br />

Botulinum Toxin A durchgeführt werden: dadurch kommt es für die<br />

Dauer von etwa 3-4 Monaten zu einer Senkung des Blasenauslaßwiderstandes.<br />

Komplikationen wurden bisher nicht beobachtet.<br />

Sind intermittierender Katheterismus und Pharmakotherapie nicht<br />

ausreichend, so stehen operativ zwei Behandlungsstrategien <strong>bei</strong><br />

nicht-beherrschbarer Detrusorhyperreflexie bzw. Low Compliance<br />

Blase <strong>zur</strong> Verfügung: die sakrale Deafferentierung und die Blasenaugmentation.<br />

Bei der sakralen Deafferentierung (SDAF) wird der sakrale<br />

Reflexbogen dadurch unterbrochen, daß die Hinterwurzeln der<br />

Sakralwurzeln S2-S5 <strong>bei</strong>dseits durchtrennt werden (siehe Abb.8).<br />

Dazu stehen verschiedene Techniken (intradural im Bereiche der<br />

Cauda, intradural in Höhe des Conus medullaris und extradural) <strong>zur</strong><br />

Verfügung. Der dazu notwendige Aufwand je nach angewandter Technik<br />

unterschiedlich ist.<br />

Die Operation bewirkt eine Areflexie des Detrusors, die Entleerung<br />

der Blase kann postoperativ entweder durch intermittierenden<br />

Selbstkatheterismus oder durch gleichzeitige Implantation eines<br />

7


sakralen Vorderwurzelstimulators (Brindley) mittels Elektromiktion<br />

erfolgen.<br />

Beim sakralen Vorderwurzelstimulator handelt es sich um ein<br />

Implantat. Im Rahmen der sakralen Deafferentierung werden die<br />

Vorderwurzeln durch urodynamischer Testung identifiziert und mit<br />

Elektroden versorgt; diese Elektroden werden über Elektrodenkabel<br />

an einen subcutan implantierten Empfänger angeschlossen, der von<br />

außen stimuliert wird und durch stimulation der sakralen<br />

Vorderwurzeln eine Elektromiktion induziert. Durch sakrale<br />

Deafferentierung kann auch <strong>bei</strong> jenen Patienten, <strong>bei</strong> denen die<br />

bisherige konservative Therapie versagt hat, in etwa 86 % eine<br />

bleibende Detrusorareflexie und damit Kontinenz erzielt werden.<br />

Wird gleichzeitig ein sakraler Vorderwurzelstimulator (Brindley)<br />

implantiert, so ist dadurch – wie die Langzeitergebnisse zeigen –<br />

in etwa 85 % die Blasenentleerung allein durch Elektromiktion<br />

unter physiologischen Drucken und restharnarm bis restharnfrei<br />

möglich. Gleichzeitig kann auch die neurogene Stuhlentleerungsstörung<br />

durch eine elektrisch unterstützte Defäkation<br />

deutlich verbessert werden.<br />

Die zweite operative Möglichkeit besteht in der<br />

Blasenaugementation. Das Prinzip der Blasenaugmentation besteht<br />

darin, daß man entweder durch Einnähen eines Patches aus Darm<br />

(Darmaugmentation) oder durch Teilentfernung des Muskelmantes der<br />

Harnblase (sog. Autoaugmentation) einen Energievernichter für die<br />

vom Detrusor erzeugten Drucke und damit wiederum ein<br />

Niederdrucksystem schafft. Darm- und Autoaugmentation haben Vorund<br />

Nachteile, für kleinkapazitäre Reflexblasen mit stark<br />

erniedrigter, möglicherweise bereits strukturell fixierter<br />

Compliance ist die Darmaugmentation geeigneter, für die<br />

Ausschaltung einer Detrusorreflexie <strong>bei</strong> sonst ausreichender<br />

Blasenkapazität und guter Compliance ist die Autoaugmentation<br />

vorzuziehen.<br />

Im Prinzip sind sakrale Deafferentierung und Blasenaugmentation<br />

nicht konkurrenzierende, sondern sich ergänzende Verfahren: <strong>bei</strong><br />

kompletter Läsion ist die sakrale Deafferentierung die Methode der<br />

Wahl, <strong>bei</strong> inkompletter Lähmung die Blasenaugmentation, da durch<br />

die Denervierung in diesem Fall möglicherweise wertvolle sensible<br />

Qualitäten verloren gingen. Auch <strong>bei</strong> struktureller Low Compliance<br />

der Blase, sowie <strong>bei</strong> vorhandenen, nützlichen reflektorischen<br />

Erektionen ist die Blasenaugmentation die erste Wahl. Mitunter<br />

lassen die anatomischen Verhältnisse (z.B. <strong>bei</strong> Myelomeningocele)<br />

eine sakrale Deafferentierung nicht zu.<br />

2) Areflexie des Detrusors in Kombination mit<br />

Areflexie des Sphinkters<br />

Dieser neurogene Blasentyp ist charakteristisch für die sog.<br />

Conus-Cauda-Läsion <strong>bei</strong> der die sakralen Segemente S2-S5 sowie die<br />

Caudafasern zerstört sind. Eine spontane Blasenentleerung ist<br />

nicht möglich, die schlaffe Sphinkterlähmung bewirkt darüberhinaus<br />

auch eine neurogene Harnstreßinkontinenz.<br />

8


Mittel der Wahl <strong>zur</strong> Blasenentleerung ist auch <strong>bei</strong> diesem<br />

neurogenen Blasentyp der intermittierende Selbstkatheterismus. Das<br />

Ausdrücken der Harnblase mittels Crede- oder Valsalva-Manöver wird<br />

auch heute noch – obwohl höchst gefährlich – teilweise empfohlen:<br />

man drückt da<strong>bei</strong> durch gewaltigen unphysiologischen Druck<br />

Blasenhals und hintere Harnröhre auf und entleert so die Blase<br />

mehr oder weniger vollständig. Urodynamische Untersuchungen haben<br />

gezeigt, daß die da<strong>bei</strong> entstehenden intravesikalen Drucke<br />

unphysiologisch hoch sind und über einen sekundären Reflux <strong>zur</strong><br />

Nierendestruktion führen können. Es ist nicht immer leicht<br />

Patienten, die auf diesem Wege ihre Blase restharnarm entleeren<br />

können, davon zu überzeugen, daß der intermittierende<br />

Katheterismus für sie die bessere Lösung darstellt. Dazu kommt,<br />

daß durch Crede und Valsalva auch der Beckenboden belastet wird<br />

und sich damit die Inkontinenzsituation, vorallem wenn es sich um<br />

inkomplette Läsionen handelt, vorallem <strong>bei</strong> „Gehern“,<br />

verschlechtert. Ein Problem ist die neurogene Harnstreßinkontinenz<br />

infolge der schlaffen Sphinkterlähmung. Kontinenz kann in diesem<br />

Fall, vorallem <strong>bei</strong> Gehern, nur durch die Implantation eines<br />

hydraulischen Sphinkters nach Scott (Alternative <strong>bei</strong> Frauen eine<br />

Schlingenoperation) erreicht werden.<br />

3) Areflexie des Detrusors in Kombination mit<br />

Hyperreflexie des Sphinkters<br />

Bei diesem neurogenen Blasentyp ist der intermittierende<br />

Katheterismus die Methode der Wahl, wo<strong>bei</strong> eine zusätzliche<br />

Pharmakotherapie nicht notwendig ist und der spastische<br />

Schließmuskel Kontinenz zwischen den Katheterisierungen<br />

garantiert. Die Beseitigung der funktionellen Obstruktion durch<br />

Sphinkterotomie und Blasenhalskerbung garantiert wegen der<br />

schlaffen Detrusorlähmung keine ausreichende Blasenentleerung und<br />

sollte deshalb vermieden werden. Bei inkompletten Läsionen kann<br />

die Detrusorschwäche durch intravesikale Elektrotherapie, deren<br />

Wirkungsmechanismus heute gut experimentell belegt und klinisch<br />

bewiesen ist, verbessert werden und dann zu einer ausreichenden<br />

Blasenentleerung führen, wenn die Spastizität des Schließmuskel<br />

nicht zu ausgeprägt ist.<br />

4) Hyperreflexie des Detrusors in Kombination mit<br />

schlaffer Sphinkterlähmung<br />

Hauptproblem <strong>bei</strong> diesem neurogenen Blasenentleerungstyp ist die<br />

ausgeprägte Inkontinenz, einerseits verursacht durch<br />

Detrusorhyperreflexie, andererseits durch die schlaffe<br />

Beckenbodenlähmung. Die Behandlungsstrategie besteht darin,<br />

zunächst die Detrusorhyperreflexie in eine Hypo- bzw. Areflexie um<br />

die Speicherkapazität der Blase zu erhöhen und letztlich, wenn<br />

erforderlich, die neurogene Harnstreßinkontinenz durch<br />

Implantation eines hydraulischen Sphintkers zu beheben.<br />

Voraussetzung dafür ist jedoch die sichere Beherrschung der<br />

9


Detrusorhyperreflexie, wozu eine gleichzeitige oder vorgeschaltete<br />

Blasenaugmentation notwendig ist.<br />

Welches sind die Risiken einer Dauerharnableitung?<br />

Prinzipiell sollte eine Dauerharnableitung <strong>bei</strong> der Reflexblase<br />

wenn irgendwie möglich vermieden werden. Trotz verbesserter<br />

Materialien lassen sich chronisch rezidivierende<br />

Harnwegsinfektionen und eine dadurch verstärkte Reflexinkontinenz<br />

auch <strong>bei</strong> adjuvanter Gabe von Anticholinergika / Spasmolytika nicht<br />

verhindern. Ausgelöst durch den Kostendruck besteht allerdings in<br />

manchen Ländern (Neuseeland, Australien, aber auch in England)<br />

eine gewisse Tendenz <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> suprapubischen Harnableitung. Man<br />

muß jedoch bedenkan, daß die Kosten, die durch Kosten der<br />

Dauerharnableitung entstehen, wesentlich höher sind als die<br />

unmittelbaren Einsparungen, abgesehen führen die unvermeidlichen<br />

chronischen Harnwegsinfektionen letztlich zu einer Schädigung des<br />

Harntraktes.<br />

Hilfsmittelversorung der neurogenen <strong>Harninkontinenz</strong><br />

Kondome in allen Größen und Befestigungsvarianten (Selbstklebend,<br />

Klebestreifen, Hautkleber) werden heute fast ausschließlich als<br />

Einmalurinale mit täglichem Wechsel angewandt. Eine Zunahme von<br />

Latexallergien bedingt den Einsatz von Kondomen aus Silikonmaterial.<br />

Urinale für Frauen wurden zwar entwickelt, haben sich<br />

jedoch nur in geringem Prozentsatz bewährt. Das Infektionsrisiko<br />

<strong>bei</strong> Patienten mit Reflexblase, die durch Triggern entleeren und<br />

zusätzlich ein Urinal tragen, ist hoch und liegt <strong>bei</strong> etwa 80 %.<br />

Inkontinenzeinlagen oder kleinere Auffanghilfen gehören nach wie<br />

vor zum Standard, Einlagen mit ansäuernden Zusätzen und Trockengel<br />

reduziert Bakterienwachstum und reduzieren die Geruchsbelästigung<br />

und werden auch von Patienten, die normalerweise kontinent sind,<br />

vorallem wenn sie außer Haus gehen, zumindest <strong>zur</strong> Sicherheit<br />

getragen.<br />

3) LANGZEITBETREUUNG<br />

Die neurogene Blasenfunktionsstörung ist kein statisches<br />

Geschehen, sie hat eine Eigendynamik, die <strong>zur</strong> Veränderung,<br />

funktionell und später morphologisch am unteren und oberen<br />

Harntrakt führen und auch die männliche Sexualfunktion<br />

beeinflussen kann. Notwendig ist eine risiko- und patientenorientierte,<br />

lebenslange regelmäßige Betreuung <strong>zur</strong> Erhaltung und<br />

Wiedererreichung von Lebensqualität und Lebenserwartung.<br />

Der Patient sollte über seine Situation am unteren Harntrakt sowie<br />

die Möglichkeiten der Komplikation und die Anzeichen dafür<br />

ausreichend informiert und in der Lage sein, seinen Harn mittels<br />

Streifenstest selbst zu kontrollieren.<br />

Neben den allgemeinen Kontrolluntersuchungen (Anamnese, klinische<br />

Untersuchung, Harnanalyse und Ultraschall von Niere, Blase und <strong>zur</strong><br />

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Erfassung von Restharn) müssen die Indikation und Bewertung von<br />

speziellen Kontrolluntersuchungen durch den Urologen mit neurourologischer<br />

Erfahrung erfolgen. Fieberhafte Harnwegsinfektionen,<br />

rezidivierende Harnwegsinfekte, Bluthochdruckkrisen, Restharnzunahme,<br />

mehrfach gemessen, >100 ml, oder ein Restharnquotient<br />

über 20 % der Blasenkapazität, zunehmende oder neuauftretende<br />

<strong>Harninkontinenz</strong>, Neuauftreten oder Zunahme von Blasenentleerungsproblemen<br />

oder eine Harnstauungsniere, Veränderungen der<br />

Blasenkontur sowie persistierende pathologische Laborwerte sind<br />

Risikofaktoren die zwingend eine Vorstellung <strong>bei</strong>m neuro-urologisch<br />

erfahrenen Urologen bzw. im neuro-urologischen Zentrum erfordern.<br />

Risikofaktoren, wie Low-Compliance in der Speicherphase,<br />

Hyperkontraktilität in der Entleerungsphase, Reflux in den oberen<br />

Harntrakt oder in die männliche Adnexe, lassen sich nur durch die<br />

Urodynamik bzw. Videourodynamik erkennen.<br />

Lebenserwartung und Lebensqualität hängen entscheidend von einer<br />

frühzeitig einsetzenden und konsequent lebenslang fortgesetzten<br />

neuro-urologischen Betreuung ab. Sie erfordert die Einsicht und<br />

Mitar<strong>bei</strong>t des Betroffenen und seiner Behandlung. Unter diesen<br />

Voraussetzungen ist die heutige Lebenserwartung in Abhängigkeit<br />

von Lähmungshöhe und Lähmungsausmaß kaum (z.B. motorisch komplette<br />

Tetraplegie) oder gar nicht eingeschränkt. Entscheidend für die<br />

Lebenserwartung ist die Erhaltung der Nierenfunktion, für die<br />

Lebensqualität eine mit dem Patienten aus seine individuelle<br />

Situation abgestimmte Blasenfunktion mit Kontinenz oder<br />

Beherrschung der Inkontinenz.<br />

Literatur <strong>bei</strong>m Verfasser<br />

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