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PRAXISWISSEN<br />

kungen und hier besonders Erkrankungen<br />

des Herz-Kreislauf-Systems, pulmonale<br />

Erkrankungen, Zustände nach<br />

Schlaganfall oder ein hirnorganisches<br />

Psychosyndrom bestanden haben (Kunath<br />

et al., 1996).<br />

Eine prospektive Untersuchung bei<br />

über 80-Jährigen, die notfallmäßig operiert<br />

werden mussten, zeigte, dass die<br />

Letalität von Begleiterkrankungen wie<br />

koronarer Herzerkrankung, chronischobstruktiver<br />

Lungenerkrankung und<br />

dem Diabetes mellitus wesentlich beeinflusst<br />

wird. War keiner dieser Risikofaktoren<br />

vorhanden, starben 6%; mussten<br />

ein oder mehrere dieser Risikofaktoren<br />

registriert werden, betrug die<br />

Sterblichkeit 21% (Roerbaek-Madson<br />

et al., 1992).<br />

In einer retrospektiven Studie wurden<br />

die Krankengeschichten von 432<br />

Patienten mit gastrointestinalen Karzinomen<br />

unter dem Gesichtspunkt der<br />

Morbidität und Letalität tumorchirurgischer<br />

Operationen untersucht, jüngere<br />

Patienten (< 65 Jahre) mit älteren (> 65<br />

Jahre). Die postoperative Komplikationsrate<br />

lag bei 42%, wobei chirurgische<br />

Komplikationen bei 20% und internistische<br />

Komplikationen bei 32%<br />

aller Patienten auftraten. In 9% lagen<br />

sowohl chirurgische als auch nicht<br />

chirurgische Komplikationen vor. Die<br />

Gesamtletalität lag bei 14%. Mit wachsendem<br />

Lebensalter nahm sie stetig zu<br />

und erreichte bei den 80-jährigen Patienten<br />

24%.<br />

Beeinflusst wurde diese Letalität<br />

ebenfalls durch die Anzahl und Art der<br />

Begleiterkrankungen, dem Tumorsitz<br />

und der Art der operativen Intervention<br />

(kurativ versus palliativ) sowie postoperativer<br />

Komplikationen. Die häufigste<br />

Todesursache im Alter waren das Herzkreislaufversagen,<br />

bei jüngeren Patienten<br />

septische Komplikationen und progrediente<br />

Tumorkachexie (Kozianka et<br />

al., 1995).<br />

Interessant sind Untersuchungen<br />

von Kraas et al., 1983. Sie stellten fest,<br />

dass die Letalität von über 70-Jährigen<br />

nach allgemeinchirurgischen Eingriffen<br />

bei 29% liegt, wenn sie in Altenpflegeeinrichtungen<br />

lebten. Bei Patienten in<br />

häuslicher Umgebung betrug die<br />

Sterblichkeit jedoch unter 20%.<br />

MINIMIERUNG POSTOPERATIVER<br />

KOMPLIKATIONEN<br />

Durch die Voruntersuchungen (ausführliche<br />

Anamnese, körperlicher Untersuchungsbefund,<br />

Beurteilung des<br />

Ernährungszustandes, Laboruntersuchungen,<br />

apparative Diagnostik) wird<br />

vor elektiven Operationen ohne Zeitdruck<br />

nach Begleiterkrankungen gefahndet<br />

sowie ihre Schwere und die<br />

daraus ableitbaren Folgen eingeschätzt.<br />

Eine sorgfältige Risikoabschätzung<br />

ist essenziell; auffällige Befunde, insbesondere<br />

am Herz-Kreislauf- (koronare<br />

Herzerkrankung, Arrhythmie und<br />

Herzinsuffizienz), Nieren- (Kreatinin<br />

>1,5mg/dl als Zeichen einer renalen<br />

Funktionseinschränkung) und Atmungssystem<br />

(schweres Lungenemphysem<br />

oder chronisch obstruktive<br />

Lungenerkrankung) machen eine präoperative<br />

Vorbehandlung erforderlich,<br />

deren Ausmaß von Art und Schwere<br />

der Begleiterkrankung abhängt und die<br />

durchaus 4-10 Tage beanspruchen<br />

kann. Eine Vorbereitungszeit von mehr<br />

als 14 Tagen schlägt dagegen eher in<br />

ALGORITHMUS DER PRÄOPERATIVEN EINSCHÄTZUNG DES KARDIALEN RISIKOS ÄLTERER PATIENTEN (ABB. 2)<br />

Anamnese, klinische Untersuchung<br />

EKG, Elektrolyte, Kreatinin, kleines Blutbild, Blutzucker<br />

Keine Hinweise auf koronare Herzkrankheiten,<br />

kongestive Herzinsuffizienz,<br />

Arrhythmien oder arterielle Hypertonie<br />

Fragliche Hinweise auf koronare Herzkrankheit,<br />

kongestive Herzinsuffizienz, Arrhythmien oder<br />

arterielle Hypertonie<br />

Deutliche Hinweise auf koronare Herzkrankheit,<br />

kongestive Herzinsuffizienz, Arrhythmien oder<br />

arterielle Hypertonie<br />

Belastungs-EKG,<br />

Echokardiographie<br />

geringes<br />

perioperatives Risiko<br />

negativ<br />

Dobutamin-Stress-Echokardiographie<br />

oder Thallium-Myokardszintigraphie<br />

positiv<br />

hohes perioperatives Risiko<br />

keine weiteren Tests<br />

Linksherzkatheter, Koronarangiographie<br />

keine weiteren Tests<br />

Operation<br />

perkutane transluminale Koronarangioplastie,<br />

aortokoronare Bypass-Operation<br />

Operation<br />

keine Operation<br />

minimale Operation<br />

(weniger invasiv als<br />

geplant)<br />

Operation,<br />

invasives Monitoring,<br />

Therapie auf<br />

Intensivstation<br />

nach: Aken, N. R. und H. van; Perioperatives kardiales Risiko und präoperative Untersuchungen aus anästhesiologischer Sicht. Dtsch Med Wochenschr 1996; 121(14): 453-8, Georg Thieme Verlag, Stuttgart<br />

26 HARTMANN WundForum 3/2000

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