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PRAXISWISSEN<br />
1<br />
3<br />
5<br />
2 4<br />
Abb. 1<br />
Ausgedehntes Wundhämatom.<br />
Abb. 2<br />
Wundrandnekrose im<br />
Nahtbereich eines<br />
Amputationsstumpfes.<br />
Abb. 3<br />
Ruptur nach einer<br />
Dickdarmresektion.<br />
Abb. 4<br />
Komplette Ruptur mit<br />
Muskelnekrose nach einer<br />
Bypass-Operation im Knie.<br />
6<br />
Abb. 5<br />
Hypertrophe Narbenbildung<br />
nach Verbrennung.<br />
Abb. 6<br />
Keloid mit typischen<br />
Kollagensträngen.<br />
infolge der Spannungszustände im<br />
Gewebe voreinander zurückweichen.<br />
Ursachen und prädisponierende Faktoren<br />
für Rupturen sind z. B. Wundinfektionen,<br />
ischämisierende Nähte,<br />
zu früh gezogene Fäden, Malnutrition,<br />
Faktor XIII-Mangel, Adipositas, konsumierende<br />
Neoplasmen, Hypalbuminämie,<br />
Anämie, postoperativer Husten<br />
oder Diabetes mellitus, aber auch Therapien<br />
mit Zytostatika, Kortikoiden oder<br />
Antibiotika erhöhen das Risiko von<br />
Rupturen.<br />
Eine postoperative Wunddehiszenz<br />
nach Laparatomie kann komplett (alle<br />
Schichten betreffend), inkomplett<br />
(intaktes Peritoneum) oder inapparent<br />
(Hautnaht noch geschlossen) sein.<br />
Symptome sind die um den 3. Tag einsetzende<br />
serös-sanguinolente Wundsekretion<br />
und Zunahme von Wundschmerzen,<br />
Magenatonie und paralytischer<br />
Ileus oder Darmvorfall aus der<br />
Wunde (Eviszeration). Die Dehiszenz<br />
wird operativ saniert, gegebenenfalls<br />
unter Implantation eines Kunststoff-<br />
Netzes. Die Prognose ist bei rechtzeitiger<br />
Behandlung gut, die Letalität liegt<br />
unter 10%. In 10% der Fälle tritt später<br />
eine Narbenhernie auf.<br />
Hypertrophe Narbenbildungen<br />
Manche Menschen neigen zu überschießender<br />
Narbenbildung, als deren<br />
Ursachen Störungen in der Kollagenbildung<br />
und der -vernetzung diskutiert<br />
werden. Hypertrophe Narben entwikkeln<br />
sich bald nach der Operation,<br />
bleiben in der Regel auf das Wundgebiet<br />
begrenzt und zeigen eine spontane<br />
Tendenz zur Rückbildung.<br />
Für die Ausbildung hypertropher<br />
Narben spielt auch die Wundlokalisation<br />
im Hinblick auf die Langer’schen<br />
Spaltlinien der Haut eine Rolle. Verläuft<br />
die Naht einer Wunde vertikal zur Richtung<br />
der Langer’schen Spaltlinien, ist<br />
in diesem Hautareal mit einer hypertrophen<br />
Narbenbildung zu rechnen. Dieser<br />
Umstand gewinnt besondere Bedeutung<br />
in Körperregionen, wo infolge<br />
großer Muskelbewegung Zugkräfte in<br />
Längsrichtung der Narbe einwirken.<br />
Das Ergebnis sind dann nicht nur kosmetische<br />
Fehlleistungen. Verläuft die<br />
Narbe über ein Gelenk hinweg, kommt<br />
es mit zunehmender Narbenkontraktur<br />
zu einer schwerwiegenden Funktionseinschränkung<br />
des Gelenkes.<br />
Bei abgeheilten Brandwunden mit<br />
entsprechender Disposition wird ver-<br />
sucht, der Hypertrophie von Narben<br />
durch Kompression mit Hilfe individuell<br />
genähter, elastischer Anzüge („pressure<br />
garments“) vorzubeugen. Eine weitere<br />
Option kann die Behandlung mit<br />
Kortikoidsalben sein.<br />
Keloide<br />
Von den hypertrophen Narben sind<br />
die Keloide primär schwer abzugrenzen.<br />
Auch bei ihnen handelt es sich<br />
um faserreiche Narbenwucherungen,<br />
die selbst nach späterer Exzision zu<br />
Rezidiven neigen. Entscheidend in der<br />
Abgrenzung gegenüber der hypertrophen<br />
Narbenbildung ist ihre Struktur,<br />
die aus dicken glasigen oder hyalinen<br />
Strängen von Kollagen besteht, die in<br />
einer schleimigen Matrix eingebettet<br />
sind. Selbst kleinste Inzisionen können<br />
erhebliche Keloide verursachen, wobei<br />
diese sich unabhängig von Muskelbewegungen<br />
und selten über Gelenken<br />
entwickeln. Im Gegensatz zu hypertrophen<br />
Narben überschreiten die Keloide<br />
in ihrer Entwicklung häufig die<br />
Wundgrenzen und zeigen keine Tendenz<br />
zur Rückbildung. Chirurgische<br />
Korrekturen verschlechtern die Situation<br />
oftmals.<br />
HARTMANN WundForum 3/2000<br />
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