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Weibel Otto, Westin Stamford und Plaza Singapore

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KARRIERE<br />

Erfolgreiche<br />

Schweizer Köche<br />

im Ausland<br />

«Pauli cuisine» startet diese neue Serie, um dem Nachwuchs die Möglichkeiten<br />

aufzuzeigen, die der Kochberuf zu bieten hat.<br />

Mit einem guten Schulsack stehen Möglichkeiten in vielen Ländern offen<br />

<strong>und</strong> was gibt es – vor allem in jungen Jahren – schöneres als Reisen,<br />

Sprachen vor Ort zu erlernen <strong>und</strong> interessante Menschen kennenzulernen?<br />

Wir porträtieren <strong>Otto</strong> <strong>Weibel</strong>, Director of Kitchens im «The <strong>Westin</strong><br />

<strong>Stamford</strong> & <strong>Westin</strong> <strong>Plaza</strong>», <strong>Singapore</strong>.<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Weibel</strong><br />

in seinem Reich<br />

Herr <strong>Weibel</strong>, beginnen wir wie bei<br />

jeder guten Geschichte am Anfang.<br />

Wie sieht Ihre Ausbildung aus <strong>und</strong><br />

wie kamen Sie zum Kochberuf?<br />

Meine Eltern hatten ein Restaurant in<br />

Uster, die «Burg». Somit lernte ich<br />

schon früh, in der Küche zu helfen:<br />

Abwaschen, Gemüse putzen, Pommes<br />

Frites schneiden <strong>und</strong> blanchieren.<br />

Natürlich hatte ich auch die Möglichkeit,<br />

die besten Creme-Schnitten<br />

<strong>und</strong> «Schoggi»-Moussen zu essen.<br />

Somit war für mich schon früh ziemlich<br />

klar, was ich beruflich werden wollte.<br />

Ich hatte das Glück, eine sehr gute<br />

Lehre zu absolvieren. Der Chef war<br />

strikt, brachte uns aber viel bei <strong>und</strong><br />

nahm sich Zeit für seine «Stifte».<br />

Welches waren Ihre wichtigsten beruflichen<br />

Stationen in der Schweiz?<br />

Ich glaube, meine wichtigste Station<br />

war das «Eden au Lac», wo ich erstens<br />

Disziplin lernte <strong>und</strong> auch eine umfassende<br />

Gr<strong>und</strong>ausbildung bekam. Wir<br />

mussten schon früh an den Herd <strong>und</strong><br />

im Service mithelfen. Der Chef hat<br />

da auch viel mit uns gemacht. Ich<br />

hatte die Gelegenheit, in guten Saison-<br />

Häusern zu arbeiten. Im Winter in<br />

Klosters, Davos, Arosa <strong>und</strong> St. Moritz,<br />

im Sommer in Brienz, Locarno <strong>und</strong><br />

Lugano. An all diesen Stellen konnte<br />

ich meine Erfahrungen sammeln <strong>und</strong><br />

mein Wissen vertiefen. Ich hatte die<br />

Gelegenheit, mit Paul Hagmann das<br />

Nova-Park Hotel in Zürich zu eröffnen.<br />

Dieser junge <strong>und</strong> dynamische Chef<br />

wusste, wie er uns junge Köche motivieren<br />

<strong>und</strong> fördern konnte. Wir hatten<br />

eine sehr starke <strong>und</strong> talentierte<br />

Brigade. Das «Nova Park» hatte für die<br />

damalige Zeit neue Konzepte in Form<br />

vieler Promotionen. Wir konnten vieles<br />

sehen <strong>und</strong> lernen <strong>und</strong> uns auch kreativ<br />

entfalten. Ich hatte 1971 auf dem Luxus-<br />

Schiff Sagafjord gearbeitet. Unsere<br />

Gäste waren meistens Millionäre mit<br />

sehr hohen Ansprüchen. Ich konnte<br />

gleichzeitig die Welt sehen <strong>und</strong> andere<br />

(Essens)kulturen kennenlernen, die<br />

mich begeisterten <strong>und</strong> interessierten.<br />

Wann entschlossen Sie sich, ins Ausland<br />

zu gehen, gab es vor <strong>Singapore</strong><br />

noch andere Hotels, für die Sie ausserhalb<br />

der Schweiz tätig waren?<br />

Nach der geschilderten Erfahrung war<br />

für mich klar, dass ich eine Stelle im<br />

Ausland suchte. Ich arbeitete in London<br />

im «Swiss Centre», wo wir fünf Restaurant-Konzepte<br />

unter einen Hut brachten.<br />

Das war damals das wohl erfolgreichste<br />

Konzept in der Weltmetropole.<br />

1973 hatte ich die Chance, in <strong>Singapore</strong><br />

im w<strong>und</strong>erschönen «Shangri-la»-<br />

Hotel, das einen weltweiten Ruf<br />

geniesst, zu arbeiten. Ich kam somit in<br />

die <strong>Westin</strong>-Gruppe. Später wurde ich<br />

mit der Eröffnung des «<strong>Westin</strong> Philippine<br />

<strong>Plaza</strong>», das der Gattin des damaligen<br />

Regierungschefs Marcos gehörte,<br />

betraut. Da lernte ich, was Improvisation<br />

heisst; die Organisation in<br />

einem so grossen Hotels stellt grosse<br />

Anforderungen. 1980 eröffnete ich das<br />

Hotel «Shangri-la» in Kowloon, Hong<br />

Kong. Ein w<strong>und</strong>erschönes Haus mit<br />

sehr hohem Standard. Das waren die<br />

Boomjahre Hong Kongs <strong>und</strong> man<br />

konnte sich als Chef richtig entfalten.<br />

Die Gäste hatten Geld <strong>und</strong> wollten nur<br />

das Beste.<br />

Seit wann sind Sie im <strong>Westin</strong> <strong>Stamford</strong><br />

& <strong>Westin</strong> <strong>Plaza</strong> als Küchenchef tätig?<br />

Seit 1985 bin ich Director of Kitchens<br />

im «<strong>Westin</strong> <strong>Stamford</strong> & <strong>Westin</strong> <strong>Plaza</strong>»-<br />

Hotel. Wir haben 2'085 Zimmer, zehn<br />

Restaurants <strong>und</strong> können Bankette mit<br />

bis zu 5'500 Gästen durchführen.<br />

PAULI 17 Cuisine 4-99


Luxuriöse Suiten kombinieren internationalen<br />

Komfort mit asiatischem Touch<br />

Wieviele Leute arbeiten in Ihrer Crew?<br />

Das ganze Hotel zählt 1'650 MitarbeiterInnen.<br />

Ich bin verantwortlich<br />

für die 17 Küchen, 250 Köche <strong>und</strong> 150<br />

Stewards.<br />

Gibt es gastgewerbliche Ausbildungsmöglichkeiten<br />

in <strong>Singapore</strong>?<br />

Die Hotelfachschule «Shatek» weist<br />

einen guten Standard auf <strong>und</strong> arbeitet<br />

eng mit den Top-Hotels zusammen.<br />

Haben Sie MitarbeiterInnen, welche<br />

eine Hotelfachschule in der Schweiz<br />

besuchten?<br />

Ja, wir haben einige, die in Lausanne<br />

<strong>und</strong> Bluche ihre Ausbildung erhielten.<br />

Wie sieht Ihr Tagesabauf aus?<br />

Ich bin um 7.30 h morgens im Hotel.<br />

Frühstück ist für mich eine wichtige<br />

Mahlzeit. Ich nehme es nach einer<br />

Besprechung mit der Hotelleitung<br />

zusammen mit meinen Sous-chefs um<br />

Beschäftigen Sie andere Schweizer<br />

oder andere Ausländer?<br />

Zu Beginn meiner Tätigkeit zählten wir<br />

18 Ausländer, darunter acht Schweizer.<br />

Heute sind es noch vier Ausländer <strong>und</strong><br />

ich bin der einzige Schweizer.<br />

Haben Sie an internationalen Kochwettbewerben<br />

teilgenommen?<br />

Ja, als Mannschaftsmitglied, als Team<br />

Manager <strong>und</strong> auch als Juror. Dabei<br />

habe ich viele Top-Küchenchefs kennengelernt,<br />

die sich über die ganze<br />

Welt verteilen. Im August z.B. war ich<br />

als Chief Judge am «Culinary Arts<br />

Competition» in Shanghai. Weitere<br />

Stationen waren Bangkok, Jakarta,<br />

Kuala Lumpur, Penang, Frankfurt. Ausserdem<br />

bin ich bin an der jetzigen<br />

IGEHO Jurymitglied.<br />

Vorbereitungen zum Bankett abgeschlossen<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Weibel</strong> mit Gattin<br />

anlässlich der Verleihung des<br />

«Restaurateur of the Year»<br />

9.00 h ein. Hier wird der Tagesablauf<br />

besprochen. Auf 9.30 h ist die Besprechung<br />

mit dem Banquet Sales-Catering<br />

Department-Convention Central Staff<br />

angesagt. Dazu stossen auch die Bankett<br />

Manager. Um 10.30 geht’s ans Planen<br />

<strong>und</strong> die Bestellung der Lebensmittel.<br />

Das Mittagessen nehme ich um 11.30 h<br />

PAULI 18 Cuisine 4-99<br />

mit allen Sous-chefs, manchmal auch<br />

mit dem General Manager <strong>und</strong> den<br />

F+B Managern, ein. Der R<strong>und</strong>gang<br />

durch alle Restaurants <strong>und</strong> Banketträume<br />

folgt um die Mittagszeit. Dazu<br />

gehört auch, dass ich verschiedene<br />

Produkte wie Saucen oder Suppen auf<br />

deren Qualität überprüfe. Ich packe aber<br />

auch selber zu. Um halb drei treffe<br />

ich Gäste, um mit ihnen Menüs für<br />

spezielle Anlässe zu besprechen. Gegen<br />

vier Uhr löse ich Probleme mit den<br />

Sous-chefs von der Personalabteilung<br />

<strong>und</strong> um 17.30 h verhandle ich mit den<br />

Lieferanten bezüglich Spezialbestellungen.<br />

Das Nachtessen folgt um 18.00 h,<br />

manchmal gilt es auch, Gäste zu unterhalten.<br />

Danach schliesst sich ein R<strong>und</strong>gang<br />

durch alle Küchen an inkl. Tests<br />

mit Gästen. Stehen keine Bankette auf<br />

dem Programm, so endet mein Berufsalltag<br />

gegen halb neun. Nicht zu vergessen<br />

die Meetings mit dem Komitee<br />

der «Chaîne des Rôtisseurs», der «<strong>Singapore</strong><br />

Chef's Association» <strong>und</strong> der<br />

Hotelleitung.


Wie würden Sie Ihre Küche bezeichnen?<br />

Ist es eine «typische» internationale<br />

Hotelküche oder dominieren<br />

asiatische Speisen?<br />

Unsere Küche ist international <strong>und</strong><br />

somit sehr vielseitig: Italienisch, Europäisch,<br />

Chinesisch, Japanisch, Thailändisch-Einheimisch<br />

<strong>und</strong> beinhaltet<br />

auch die Neue Asiatische Küche.<br />

Gibt es eine spezielle einheimische<br />

Küche?<br />

<strong>Singapore</strong> hat eine ganz spezielle<br />

Küche, wir haben aber auch eine sehr<br />

gute Indische <strong>und</strong> Malaysische Küche.<br />

Man kann mit Fug <strong>und</strong> Recht unseren<br />

Stadtstaat als asiatisches Essparadies<br />

bezeichnen.<br />

Was raten Sie denen, welche Mühe<br />

haben, im Ausland einen Job zu finden?<br />

Es genügt nicht, dass Sie einfach ein<br />

guter Koch sind. Erst mal sollten Sie<br />

gute Englischkenntnisse haben. Organisationstalent<br />

<strong>und</strong> menschliche Führungsqualitäten<br />

sind gefragt. Sie müssen<br />

aber auch anpassungsfähig sein.<br />

Gegenwärtig ist es aufgr<strong>und</strong> der ökonomischen<br />

Krise in Asien nicht einfach,<br />

einen Job zu finden, aber die Zeiten<br />

werden sicher wieder besser.<br />

Zum Privatmann <strong>Otto</strong> <strong>Weibel</strong>: verraten<br />

Sie uns etwas über Ihre Familie, Ihre<br />

Hobbies?<br />

Ich bin Jahrgang 1946, verheiratet<br />

mit einer chinesischen Singapurin <strong>und</strong><br />

habe eine Tochter <strong>und</strong> einen Sohn.<br />

Meine Hobbies sind Joggen, Tennis,<br />

Golf, guter Wein <strong>und</strong> gutes Essen. Ich<br />

finde, wer hart arbeitet, soll das Leben<br />

auch geniessen.<br />

Wann waren Sie zum letzten Mal in der<br />

Schweiz?<br />

Im November 1998 nach der «Expogast»<br />

in Luxemburg, wo <strong>Singapore</strong><br />

Weltmeister wurde, <strong>und</strong> ich Jurymitglied<br />

war.<br />

In <strong>Singapore</strong> herrschen strenge Sitten<br />

bezüglich Disziplin <strong>und</strong> Sauberkeit –<br />

wie empfinden Sie Ihr Leben hier?<br />

<strong>Singapore</strong> ist eine w<strong>und</strong>erschöne Stadt,<br />

sehr sauber <strong>und</strong> organisiert. Sie könnte<br />

aber auch in Europa oder Amerika<br />

stehen, leider ist nicht mehr viel Asiatisches<br />

vorhanden. Es leben über 800<br />

Schweizer hier. Strenge Sitten <strong>und</strong> Disziplin<br />

sorgen dafür, dass wenig Kriminialität,<br />

Drogenfälle usw. vorkommen.<br />

Für mich ist <strong>Singapore</strong> die beste Stadt<br />

Asiens zum Leben wie zum Arbeiten.<br />

Was machen Sie am 31. Dezember ‘99?<br />

Wir sind an diesem Tag voll ausgebucht<br />

<strong>und</strong> Sie können sich vorstellen, wo<br />

mein Platz ist – im <strong>Westin</strong> in der Küche.<br />

Ihre Message an unsere Leser?<br />

Immer mit beiden Beinen auf dem Boden<br />

bleiben. Das beste aus dem Leben<br />

machen – hart arbeiten, aber auch<br />

geniessen. Der Kochberuf ist einmalig,<br />

hier kann man täglich Menschen glücklich<br />

machen. Als Chef hat man Fre<strong>und</strong>e<br />

auf der ganzen Welt, <strong>und</strong> ich kann nur<br />

sagen: Es lebe der Kochberuf!<br />

Herzlichen Dank für dieses Interview,<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Weibel</strong>, <strong>und</strong> weiterhin alles Gute.<br />

In der asiatischen Küche<br />

isst das Auge mit<br />

Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?<br />

Ich habe sehr viele Gästekontakte. Ich<br />

liebe es, jeden Tag neue Ideen auszuprobieren<br />

<strong>und</strong> mit meinem Team zusammenzuarbeiten.<br />

Führung <strong>und</strong> Motivation<br />

ist wichtig, um die bestmögliche<br />

Leistung hervorzubringen.<br />

Haben junge Schweizer/Innen eine<br />

Chance, bei Ihnen zu arbeiten?<br />

Wir schauen in erster Linie auf die<br />

Qualifikation <strong>und</strong> da die Schweizer eine<br />

der besten Gr<strong>und</strong>ausbildungen haben,<br />

stehen ihre Chancen gut.<br />

Beliebte Showeinlagen an der Hotelbar<br />

19 PAULI Cuisine 4-99

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