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Verwaltungsmodernisierung in der gesetzlichen Unfallversicherung ...

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Titelthema<br />

Vom Versicherten selbst Informationen zu<br />

e<strong>in</strong>er fi nanziellen Notlage, prekären Familienverhältnissen,<br />

mangeln<strong>der</strong> Motivation,<br />

e<strong>in</strong>er Suchtproblematik o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er sich<br />

anbahnenden psychischen Fehlentwicklung<br />

bei <strong>der</strong> Verarbeitung des Unfallereignisses<br />

(zum Beispiel Posttraumatische<br />

Belastungsstörung) zu erhalten, setzt e<strong>in</strong><br />

Vertrauensverhältnis voraus, das zunächst<br />

begründet und entwickelt werden muss.<br />

Essenziell hierfür ist e<strong>in</strong> off ener und persönlicher<br />

Kontakt mit dem Versicherten<br />

durch entsprechend geschulte, erfahrene<br />

und qualifi zierte Mitarbeiter, <strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

telefonisch herzustellen ist. Entsprechende<br />

E<strong>in</strong>blicke bleiben aber oft genug<br />

dem Vertreter des UV-Trägers – Reha-<br />

Manager und / o<strong>der</strong> Berufshelfer – vorbehalten,<br />

<strong>der</strong> sich vor Ort beim Versicherten<br />

bemüht, sich e<strong>in</strong>en Überblick über dessen<br />

Situation zu verschaff en.<br />

Diese Prämisse kennzeichnet die Ausgangssituation<br />

des RM <strong>in</strong>sgesamt und<br />

erschwert die Identifikation von Kontextfaktoren<br />

erheblich, da <strong>der</strong> persönliche<br />

Kontakt meistens nur <strong>in</strong> bereits<br />

vordef<strong>in</strong>ierten RM-Fällen aufgrund <strong>der</strong><br />

AU-Prognose und nur vom Reha-Manager<br />

begründet und gepfl egt wird. Durch<br />

das Zusammenwirken von Reha-Manager,<br />

Netzwerkpartner und Versichertem<br />

Tabelle 2: Fallauswahl im bio-psycho-sozialen Modell<br />

Kategorie<br />

Salutogenetisches Potenzial Bearbeitung<br />

können die Risiken für den Reha-Verlauf<br />

jedoch zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Fällen mit Teamgesprächen<br />

und / o<strong>der</strong> persönlichem Kontakt<br />

ermittelt werden. Die Entscheidung,<br />

welche Risikofaktoren <strong>in</strong> welcher Ausprägung<br />

und <strong>in</strong> welchem Zusammenspiel zur<br />

Aufnahme <strong>in</strong>s RM führen sollen, ist dem<br />

Ermessensspielraum des UV-Trägers überlassen.<br />

E<strong>in</strong>e Auswahlhilfe bietet die <strong>in</strong><br />

Tabelle 2 dargestellte E<strong>in</strong>teilung.<br />

Aus dieser Systematik kann auf e<strong>in</strong>e relevante<br />

M<strong>in</strong>destfallmenge von 1,5 bis vier<br />

Prozent (Kategorie I) geschlossen werden.<br />

Hier sollte von e<strong>in</strong>er AU-Prognose<br />

von über 112 Tagen ausgegangen werden.<br />

Damit zeigt sich, dass trotz unterschiedlicher<br />

Herangehensweisen bei <strong>der</strong> Fallauswahl<br />

die <strong>in</strong>haltliche Arbeit identisch ist.<br />

H<strong>in</strong>zuweisen ist auf e<strong>in</strong>e erhebliche Steigerung<br />

bei den psychischen Erkrankungsformen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung. 7 Die<br />

psychischen Erkrankungen bilden <strong>in</strong>zwischen<br />

die viertwichtigste Krankheitsgruppe,<br />

während sie Anfang <strong>der</strong> Neunzigerjahre<br />

nur den siebten Rang e<strong>in</strong>nahmen<br />

und vorher nahezu bedeutungslos waren.<br />

Bei Frauen steht diese Krankheitsursache<br />

mit 13,9 Prozent sogar an dritter<br />

Stelle, bei Männern mit 7,9 Prozent auf<br />

dem vierten Platz. 8 Die damit verbunde-<br />

De� nition durch Häu� gkeit Genesungsfaktoren<br />

(Unfallfolgen, sek. Gesundheitsbild)<br />

I Au� reten e<strong>in</strong>zelner schwerer<br />

heilverlaufsprägen<strong>der</strong> Risikofaktoren<br />

o<strong>der</strong> Kumulation mehrerer<br />

II e<strong>in</strong>zelne deutlich erkennbare<br />

Risikofaktoren, die den Heilverlauf<br />

erkennbar / deutlich verschlechtern<br />

III e<strong>in</strong>zelne, leichter wirkende<br />

Risikofaktoren, die den<br />

Heilverlauf etwas verschlechtern<br />

IV ke<strong>in</strong> relevanter E<strong>in</strong>fluss von<br />

Risiko- o<strong>der</strong> Schutzfaktoren<br />

RM zirka 1,5–4 % z. B. schwere Fälle mit deutlich<br />

verbleibenden E<strong>in</strong>schränkungen<br />

E<strong>in</strong>zelfallentscheidung<br />

RM / USB<br />

V Schutzfaktoren überwiegen USB zirka 30–60 %<br />

18 · DGUV Forum 9/11<br />

zirka 5–15 % z. B. Komplikationen,<br />

Heilverlaufsstörungen<br />

USB zirka 15–25 % z. B. schlechter Allgeme<strong>in</strong>zustand,<br />

Begleiterkrankungen<br />

USB zirka 25–50 % z. B. Körperfunktionen weitestgehend<br />

erhalten, guter Allgeme<strong>in</strong>zustand<br />

nen Kostensteigerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>gesetzlichen</strong><br />

Kranken- sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

s<strong>in</strong>d erheblich. Daraus ergibt<br />

sich aber auch, dass diese Erkrankungen<br />

für die Auswahl von RM-Fällen als Kontextfaktor<br />

von zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung<br />

se<strong>in</strong> werden.<br />

Zuständigkeit und Verfahrensweise<br />

Unentbehrlich für e<strong>in</strong>e gute Treff erquote<br />

bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> richtigen RM-Fälle<br />

s<strong>in</strong>d die Sichtung <strong>der</strong> Fälle und die Entscheidungsfi<br />

ndung durch entsprechend<br />

geschultes und erfahrenes Personal. Die<br />

Aufbau- und Ablauforganisation des Auswahlprozesses<br />

sollte auf e<strong>in</strong>er möglichst<br />

breiten Datenbasis erfolgen. Entscheidungen<br />

nur aufgrund e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schriftstücks im Zuge <strong>der</strong> Postdurchsicht<br />

können für e<strong>in</strong>e zutreff ende Fallauswahl<br />

unter Umständen unzureichend se<strong>in</strong>. Enthält<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>gang H<strong>in</strong>weise auf Kontextfaktoren,<br />

sollte zeitnah ermittelt werden, ob<br />

sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck bestätigen lässt, dass<br />

<strong>der</strong> Fall <strong>in</strong>s RM übernommen werden sollte<br />

(zum Beispiel bei e<strong>in</strong>er Suchterkrankung<br />

mit unklarem Status, die sich aus<br />

ärztlichen Berichten ergibt). Im Zweifel<br />

kann die Gesamtschau nach Beiziehung<br />

<strong>der</strong> Akte e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Entscheidungsgrundlage<br />

bieten. Das E<strong>in</strong>holen<br />

e<strong>in</strong>es persönlichen E<strong>in</strong>drucks vom Ver-<br />

mediz<strong>in</strong>isches Bild<br />

Behandlungsfolgen<br />

(Versorgungssystem)<br />

z. B. Art o<strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Versorgung<br />

gefährden das Ziel <strong>der</strong> Reha<br />

z. B. nicht geradl<strong>in</strong>iger Reha-Verlauf,<br />

aktive Fallsteuerung nötig<br />

z. B. Reha-Löcher<br />

z. B. Heilverfahren kontrolliert,<br />

zielführend und akzeptiert

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