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Handout zum Thema Enzyklopädien

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Institut für Germanistische Sprachwissenschaft<br />

HD Dr. Christine Römer<br />

Modul: Angewandte Lexikologie<br />

Referenten: Nicole Januschkowec<br />

Sarah Heuser<br />

Linda Ramsbeck<br />

15.11.2012<br />

<strong>Enzyklopädien</strong><br />

Die Entwicklung der Enzyklopädie<br />

• Enzyklopädiebewegung resultierte aus der Wissenschaftsbegeisterung in der ersten<br />

Hälfte des 18. Jhds<br />

• als ihre Begründer gelten die beiden Franzosen Denis Diderot und Jean Baptiste le<br />

Rond d`Alembert<br />

• die von ihnen verlegte Sammlung mit dem sperrigen Namen Encyclopédie ou<br />

Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers erschien zwischen 1751 und<br />

1772 und umfasst insgesamt 28 Bände und über 70.000 Artikel<br />

àwurde ein Erfolg<br />

• letzte Ausgabe erschien 1832, angewachsen auf unglaubliche 206 Bände<br />

• Es bestehen noch zwei weitere Enzyklopädieprojekte aus der Ära der Französischen<br />

Revolution: Die Encyclopedia Britannica und der Brockhaus<br />

• Die Arbeit der von den beiden Schotten Adam und Charles Black verlegten Britannica<br />

begann 1768; 1815 erschien die erste Komplettedition (umfasste 20 BÄNDE)<br />

• Im Laufe der Jahre wuchs die britische Standard-Enzyklopädie schließlich auf aktuell<br />

32 Bände<br />

• Die aktuell gedruckte Version der Britannica umfasst 32 Bände und enthält rund<br />

65.000 Stichwörter<br />

• Das größte Enzyklopädie-Werk im deutschsprachigen Raum, der BROCKHAUS,<br />

sratete 1805 als Übernahme<br />

• Brockhaus und Britannica sind aufgrund ihres Rnnomées derzeit wohl die stärkste<br />

etablierte Konkurrenz für Wikipedia<br />

Brockhaus Enzyklopädie<br />

• ist ein mehrbändiges Nachschlagewerk in deutscher Sprache des <strong>zum</strong> Bertelsmann –<br />

Konzern gehörenden Wissen Media Verlages<br />

• bis Anfang 2009 wurde das Lexikon durch F.A. Brockhaus bzw. vom Mannheimer<br />

Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG herausgegeben<br />

• die ersten Vorläufer erschienen im 18. Jahrhundert bei Löbel & Franke als<br />

„Conversationslexikon“<br />

• später wurde das Lexikon unter dem Namen „Der Große Brockhaus“ bekannt<br />

• der heutige Name besteht seit der 20. Auflage<br />

1


Chronik:<br />

• „Conversations-Lexicon“ erschien in sechs Bänden und wurde von Renatus Gotthelf<br />

Löbel und Christian Wilhelm Franke vom Verlag F. A. Brockhaus aufgekauft und<br />

fortgeführt<br />

• Friedrich Arnold Brockhaus begann 1805 mit seiner Verlagstätigkeit in Amsterdam<br />

und erwarb 1808 auf der Leipziger Buchmesse das vollständige<br />

„Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“ von<br />

Löbel & und Franke und übernahm schließlich das Projekt<br />

• noch in Amsterdam und in Altenburg (Thr.) brachte der Verlag F.A. Brockhaus weitere<br />

Bücher heraus<br />

• der erste Band der 2. Auflage erschien unter dem Titel „Conersations – Lexikon oder<br />

Handbuch für gebildete Stände“<br />

wurde vollständig von Bertelsmann erarbeitet und bildete zudem den Grundstock<br />

für den großen Erfolg<br />

Verlagsorte waren Leipzig und Altenburg zur Ostermesse 1812<br />

es folgten daraufhin bis <strong>zum</strong> nächsten und übernächsten Jahr die Bände 2-4,<br />

welche 1813 vergriffen waren und in umgearbeiteter Fassung 1814 nachgedruckt<br />

wurden<br />

• es existieren zwei sogenannte Raubdrucke, die vom Stuttgarter Verleger Carl Erhard<br />

und seinem Verlag A.F. Macklot unternommen wurden<br />

Verlag druckte zunächst 1814 die begonnene 3. Auflage ohne Genehmigung<br />

Aufgrund der vorherrschenden Zersplitterung des Rechts in Dtl. Und dem<br />

einheitlich übergreifenden fehlenden Urheberecht wurde dies möglich<br />

Ab 1816 erschien eine preiswertere Ausgabe des Brockhaus’schen Lexikons,<br />

insbesondere wurde diese im Süddeutschen Raum angeboten<br />

Ein Einzelband war bei Brockhaus mehr als doppelt so teuer<br />

„Brockhaus – Die Enzyklopädie“ 21. Auflage<br />

• 21. Auflage 2005–2006 „Brockhaus. Enzyklopädie in 30 Bänden“<br />

à30 Bände und zwei DVDs (seit Herbst 2005 im Handel) und erstmals auch in<br />

eigenständiger<br />

digitaler Form (auf USB-Stick).<br />

– auf Frankfurter Buchmesse im Oktober 2005 erschienen die ersten sechs<br />

Bände.<br />

– Ende 2006 lagen alle Bände vor.<br />

• Die Bände sind in Leder und Leinen mit Kofgoldschnitt eingefasst<br />

• Rund 300.000 Stichwörter / 40.000 Bilder = 24.500 Seiten zu einem Preis von 2.820 €<br />

• Zusammen wiegen die Bände 70 kg und nehmen 1,70 Regalmeter ein<br />

• Es haben 70 Fach-, Bild-, und Schlussredakteure daran gearbeitet sowie tausende<br />

weitere<br />

Autoren (freie Mitarbeiter)<br />

• Neben der Standardedition gibt es auch eine Sonderausgabe<br />

absichtlich geringere Auflagenhöhe, eine abweichende Einbandgestaltung und ein<br />

höherer Preis<br />

„Brockhaus Enzyklopädie Digital“<br />

• Am 4.11.2002 erschien Enzyklopädie erstmals digital<br />

Umfasste 2 CD’s und 1 DVD<br />

Enthielt 206.000 Artikel mit 330.000 Stichwörtern, 26 Millionen Wörtern und<br />

14.500 Abbildungen<br />

2


Ausgabe kostete über 1000 €<br />

• Seit 2004 ist digitale Brockhaus für verschiedene mobile Plattformen lieferbar<br />

z.B. Windows Mobile, als App fürs iPhone usw.<br />

Teile der digitalen Enzyklopädie stehen auch im Brockhaus Lehrerportal zur<br />

Verfügung<br />

• Basis der 21. Auflage von 15.11.2005<br />

2 DVD-Rom’s und USB-Stick erhältlich<br />

Umfang: 25.000 Bilder, 280 Videos, 140 Animationen, 3.000 Audiodateien (wird<br />

online ständig aktualisiert)<br />

• Weiterhin:<br />

Sind als Taschenbuch weitere kleinere Ausgaben erhältlich<br />

Zusätzlich gibt es digitale Angebote wie Atlas der 3D-Anatomie, Schülerlexikon<br />

und 3D-Atlas mit USB-Stick überall abrufbar (Preis:1500 €)<br />

Historische Auflagen liegen in digitaler Umsetzung vor und sind im Handel<br />

erhältlich<br />

Artikel- Gestaltung:<br />

• Wichtig Benutzerfreundlichkeit und übersichtliche Gestaltung<br />

• 1824 wurde genutzter Zweispaltensatz eingeführt, dient dem leichteren Überblick<br />

• Neu Nutzung des Randes für Grafiken und Abbildungen<br />

• Buchbindung in Faden- bzw. Drahtheftung<br />

• Buchrücken Logo und Kurzindex zur Wiedererkennung und Benutzererleichterung<br />

Zukünftige Entwicklung:<br />

• Verkauf der letzten Ausgabe war so schlecht, dass Brockhaus mehrere Millionen<br />

Einbußen verkraften musste<br />

à 21. Auflage war somit die letzte<br />

• Sachinformationen entnehmen Kunden zukünftig häufiger aus kostenlosen<br />

Onlineportalen<br />

• Brockhaus Enzyklopädie wurde am 1. Februar 2009 an die Bertelsmann Tochter<br />

Arvato/wissenmedia GmbH verkauft<br />

Bertelsmann<br />

• am 1. Juli 1835 gründete der Drucker Carl Bertelsmann in Gütersloh den C.<br />

Bertelsmann Verlag<br />

• er betrieb seit 1824 bereits erfolgreich eine Steindruckerei<br />

• der erste „Bestseller“ trug den Titel „Theomele“ und enthielt christliche Lieder und<br />

Gesänge<br />

• ebenso wurden allgemeinbildende Bücher und Zeitungen heraus gegeben<br />

• Heinrich Bertelsmann übernahm 1850 nach dem Tod seines Vaters das Unternehmen<br />

Er eröffnete den Verlag auch für Belletristik, sowie für andere Verlage und<br />

Verlagssegmente<br />

Er zählte 14 Mitarbeiter unter sich, 1868 waren es 60<br />

• 1887 übernahm sein Schwiegersohn Johannes Mohn die Leitung<br />

• 1921 dann dessen Sohn Heinrich Mohn<br />

Zählte nun schon 80 Mitarbeiter / Jahresumsatz von 700.000 Reichsmark<br />

1928 erschienen erste Romane<br />

1939 bereits 400 Mitarbeiter, vergrößerte sich ständig<br />

3


Im 2. WK wurde der Verlag mit „Feldausgaben“ <strong>zum</strong> wichtigsten Buchlieferanten<br />

1944 verfügten die Nationalsozialisten die Schließung des Verlages Verlag<br />

belegte damals mit 19 Millionen Ausgaben den 1. Platz in den Statistiken<br />

Die Setzerei, Druckerei und Buchbinderei waren jedoch von Schließung nicht<br />

betroffen<br />

Produktionsstätten wurden nach Bombenangriff 1945 völlig zerstört <br />

Wiederaufbau begann direkt nach Kriegsende<br />

• Nächste Generation begann mit Reinhard Mohn<br />

Mit Mitarbeiter Fritz Wixforth gründete er 1950 „Bertelsmann Lesering“, brachte<br />

sehr großen Erfolg mit über 3 Mio Mitgliedern (Aktuell: rund 8 Mio)<br />

• 1952 wurde die Lexikonredaktion ins Leben gerufen, brachten 4 Bände heraus<br />

• 1956 kam es zur Gründung des Schallplattenring<br />

• 1958 kam es <strong>zum</strong> Eintritt in den Musikmarkt mit Gründung der Schallplattenfirma<br />

Arida<br />

• 1964 Eintritt in Filmsektor mit Kauf von Ufa-Filmproduktionsgesellschaft<br />

• 1971 kam es zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft<br />

Weitere Investitionen:<br />

- Bertelsmann Musik Group (BMG)<br />

- RTL Group Fernseh-und Hörfunkveranstalter<br />

- Gründung von Online Dienst AOL Europe<br />

- Übernahme von Random House (USA) wichtiger, großer Verlag<br />

- Vertretung bei „Expo 2000“<br />

2010 feierte Bertelsmann 125-jähriges Bestehen mit großem Fest für alle Mitarbeiter, dies war<br />

verbunden mit einem neuen Logo und Werbeauftritt<br />

Microsoft Encarta<br />

• elektronische, multimediale Enzyklopädie, die erstmals 1993 von dem Unternehmen<br />

Microsoft herausgegeben wurde<br />

• war als CD – Rom, DVD und mit beschränktem Zugriff im Internet verfügbar<br />

• CD/ DVD – Ausgaben wurden jährlich neu aufgelegt<br />

• es existieren 50.000 Artikel mit insgesamt fast 20 Millionen Wörtern à dies entspricht<br />

ausgedruckt einem zwanzigbändigen Lexikon<br />

• erschien weltweit in verschiedenen Sprachversionen<br />

lokale Redaktionsteams setzten unterschiedliche Schwerpunkte und Bewertungen<br />

in den einzelnen Ländern und Versionen<br />

• in 2005er Version wurde ein Kinderlexikon „Encarta Kids“ mit über 500 Artikeln<br />

integriert<br />

• Mitte 2008 wurde die deutsche Encarta-Redaktion nach 13 Jahren aufgelöst<br />

• Microsoft versuchte die Inhalte möglichst unterhaltsam zu gestalten<br />

Dazu wurden die Texte aus herkömmlichen <strong>Enzyklopädien</strong> übernommen<br />

Ergänzten diese mit über 5000 Bildern, Tondokumenten und Animationen<br />

DVD-Ausgaben zusätzlich mit Landkarten, Filmen, Fotos ausgestattet<br />

• Encarta konnte nicht mehr mit den freien <strong>Enzyklopädien</strong> mithalten<br />

Stärkste Konkurrenz: Wikipedia<br />

Finanzkrise brachte endgültig das Ende hervor<br />

Im Frühjahr 2009 wurde Encarta eingestellt<br />

4


Die deutschsprachige Ausgabe erschien in drei Versionen:<br />

• Professional – die umfangreichste Variante, über 50.000 Artikel mit rund 19 Millionen<br />

Wörtern (2004er-Ausgabe), den umfangreichsten Ergänzungen an multimedialen<br />

Elementen und einem ausführlichen Atlas; in der 2002er-Ausgabe hatte die<br />

Professional-Variante noch 16,5 Millionen Wörter<br />

• Standard – abgespeckte Variante mit verringerter Textbasis (rund 37.300 Artikel in der<br />

Ausgabe von 2001; zwischen 20 % und 50 % weniger Text), weniger multimedialen<br />

Elementen und sehr einfachem Atlas<br />

• Update – preisreduziertes Upgrade für Besitzer einer Vorversion<br />

Wikipedia<br />

Allgemeines<br />

- Enzyklopädie mit freien Inhalten (d.h., dass nur frei lizenzierte oder gemeinfreie<br />

Inhalte verwendet werden dürfen -> vgl. dazu Abschnitt Plagiate, hat kein alleiniges<br />

Nutzungsrecht auf seinen Artikel, behält aber die ursprünglichen Rechte am Text)<br />

- wiki ( hawaiianisch für „schnell“)<br />

- keine Datenbank, Branchenverzeichnis, Ratgeber, Diskussionsforum etc.<br />

- von Wikipedianer gestaltet: vorwiegend männlich mit akademischer Ausbildung<br />

- Platz 7 der Topseiten in Deutschland, vor Spiegel Online und nach amazon.de<br />

(alexa.com, Stand: 11.11.12)<br />

- Zum Einstieg in ein <strong>Thema</strong> gedacht -> vertiefen sollte jeder Nutzer selbst (Artikel<br />

beanspruchen nicht vollständig zu sein)<br />

- Aktuell existieren 1.497.174 Artikel in deutscher Sprache<br />

Richtlinien für Inhalte der Wikipedia<br />

1. Relevanz:<br />

• W. verfügt über eigene Relevanzkriterien um einer „Infomüllhalde“<br />

vorzubeugen<br />

2. Neutralität (Neutral Point of View: NPOV)<br />

• Wichtiges Merkmal der Wikipediainhalte<br />

• Kann sich allerdings nur an Neutralität annähern bzw. sich um diese Bemühen,<br />

durch entsprechenden Arbeitsstil (Sachlichkeit, Genauigkeit, Ausgewogenheit,<br />

Bezugnahme auf Fachliteratur etc.)<br />

3. Plagiate:<br />

• Inhalte sollen frei sein<br />

• Plagiate werden gelöscht (Administratoren)<br />

• -> Belege und Zitate ausdrücklich erwünscht, auch um das Relevanzkriterium<br />

zu erfüllen<br />

5


Der Wikipedia Stil<br />

- sachlich und nicht emotional<br />

- nicht polarisierend<br />

- objektive bzw. neutral<br />

- leicht verständlich<br />

- Aktualität kann nicht berücksichtigt werden, da Enzyklopädie etwas Abgeschlossenes<br />

ist und sich auch hier die Frage der Relevanz stellt (-> müsste stets aktualisiert<br />

werden)<br />

Zur Entstehung der Wikipedia<br />

- Gründer: Jimmy Wales und Larry Sanger<br />

- Am 15. Januar 2001 gegründet<br />

- orientiert am historischen Vorbild der Enzyklopädie (Encyclopedia Britannica,<br />

Brockhaus,…)<br />

- viele Bände, allerdings mit begrenztem Platzangebot<br />

- Artikel in Wikipedia können so lang sein wie gewollte, da unendlich viel Raum zur<br />

Verfügung (erleichtert den Umgang und das Nachlesen)<br />

- Britannica und Brockhaus auch digital geworden, allerdings auf CD-ROM/ DVD<br />

- Vorläufer Projekt Nupediae 1999<br />

- traditionelles hierarchischen Redaktionssystem<br />

- d.h. mehrer Dutzend Fachleute, die an Artikeln arbeiten<br />

- Vorteil: gesicherte und wissenschaftlich korrekte Artikel<br />

- Nachteil: nach anderthalb Jahren lediglich 80 Artikel erarbeitet ( = Grund für die lange<br />

Entstehungszeit konventioneller <strong>Enzyklopädien</strong>, die Jahrzehnte bis <strong>zum</strong> Druck<br />

brauchen)<br />

- entschloss sich schnell für offenes Redaktionssystem, basisdemokratisch-anarchische<br />

Struktur<br />

- Motto: Jeder darf schreiben, aber jeder darf jeden auch korrigieren.<br />

- Viele Mitarbeiter aus Nupedia beteiligten sich auch an Wikipedia<br />

- deutsche W. ging am 12. Mai 2001 online<br />

- lief allgemein eher schleppend an (1. Halbjahr in englischsprachiger W. 2400 Artikel)<br />

- Wales schätze, dass in 8 Jahren etwa 100.000 Beiträge erreicht werden<br />

- Anfang 2002 insgesamt alle Versionen 20.000 (17.000 in Englischer!)<br />

- wuchs im Laufe des Jahres auf fast 120.000<br />

- 100.000er Marke schon 5 Jahre eher erreicht, als von Wales gedacht<br />

- in deutscher W. zeitweise 150 Artikel pro Tag<br />

- Spendenaufrufe von Wales halfen, das Projekt und dessen Technik auszubauen<br />

- engl. Ausgabe konnte 2002 quantitativ schon mit etablierten Werken mithalten<br />

- Im dt. Sprachraum kennen sich Wikipedianer am besten und treffen sich am häufigsten<br />

(Wikimania. Wikipedia University, Wikipedia Academy: Dialog mit akademischer<br />

Welt, qualifizierte Autoren gewinnen)<br />

- Ab 2003 auch Medien für Phänomen Wikipedia interessiert<br />

- Gründung der Wikimedia Foundation<br />

- 2004 Wikimedia Deutschland gegründet -> Außendarstellung und Koordination von<br />

Aktivitäten in wirklicher Welt (=> um Spenden werben)<br />

- quantitativ auf Level der etablierten Werke (Brockhaus, Encyclopedia Britannica)<br />

- ABER: Brockhaussprecher Klaus Holoch sah eher belächelnd auf das Projekt („ Mit<br />

einer klassischen Enzyklopädie könne man das Projekt allerdings nicht vergleichen“)<br />

6


- 2005 wird Presse kritischer: Pleiten, Pech und Pannen im Fokus der Journalisten<br />

- gleichzeitig wird Qualitätssicherung eingeführt (zentraler Ort um Mängel zu beheben)<br />

Erfolg zeigt gleichzeitig auch Schwächen des Projekts (Vandalismus,<br />

Beitragsmanipulation, Werbespam etc.)<br />

- 2007 „Mentorenprogramm“ eingeführt: ältere Wikipedianer lernen Jüngere an<br />

- „Schiedsgrad“ installiert = oberste Berufungsinstanz<br />

- 2008 gesichtete Versionen (dt. Wikipedia als Testlauf, Vandalismus durch<br />

Nachsichtung spürbar zurückgegangen)<br />

- Neben Geldspenden auch Bildspenden erhalten (Bundesarchiv, Deutsche Fotothek,…)<br />

Zukünftige Ziele:<br />

1. Expansion in die südliche Erdhälfte<br />

2. gewinnen von mehr weiblichen Autoren, die bislang extrem gering vertreten sind<br />

3. Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Universitäten, um die Qualität der Artikel<br />

weiter zu erhöhen<br />

Ein kritischer Blick auf die Wikipedia<br />

Der NPOV<br />

- in Sozialwissenschaften bereitet er große Probleme (Interessen verändern die<br />

Ergebnisse)<br />

- die gerade gesellschaftlich dominierende Ideologie gilt als wahr<br />

- es setzt sich durch, was gesellschaftlich dominant ist (allerdings nur in der kleinen<br />

Gruppe der Wikipedianer)<br />

- Vorwurf: offene Flanke nach rechts, durch die in Wikipedia dominante<br />

Totalitarismustheorie<br />

Die Macht der Administratoren<br />

- Wikipedia ist laut diesen keine Demokratie<br />

- entscheiden nach eigenen utilitaristischem Kosten-Nutzen-Kalkül<br />

- ältere Autoren dürfen sich mehr erlauben als Jüngere (Vorwurf der Willkür)<br />

- Admins verfügen nicht über Streitschlichterkompetenzen<br />

- gewählt, weil Herausragendes in ihrem Bereich geleistet<br />

- verschärfen die Konflikte häufig noch<br />

Wie findet man sich in Wikipedia zurecht?<br />

Hauptseite:<br />

• Hauptseite der deutschsprachigen Wikipedia = tagesabhängig<br />

• Allgemeiner Aufbau: - Willkommen bei Wikipedia<br />

- Wikipedia aktuell,<br />

- Artikel des Tages,<br />

- kleiner Nachrichten-Ticker<br />

- Wissens-Info <strong>zum</strong> jeweiligen Kalendertag und zu kürzlich<br />

Verstorbenen<br />

7


• Unter Willkommen bei Wikipedia Rudimentäre Infos über das Projekt<br />

Der Text informiert, dass Wiki ein Projekt <strong>zum</strong> Aufbau einer Enzyklopädie aus freien<br />

Inhalten in allen Sprachen der Welt ist, dass jeder mit seinem Wissen beitragen kann und<br />

dass gute Autorinnen und Autoren stets willkommen sind; angegeben ist hier auch der<br />

aktuelle Artikelstand<br />

• gesprochene Wikipedia: hier werden Wikipedia-Artikel <strong>zum</strong> Hören bereitgestellt<br />

• die Homepage der deutschsprachigen Wikipedia offeriert derzeit 8 Hauptportale unter<br />

Willkommen bei Wikipdia: - Geographie, Geschichte, Gesellschaft, Kunst, Religion,<br />

Sport, Technik, Wissenschaft<br />

Portale:<br />

• Portale präsentieren redaktionell aufbereitete und betreute Überblicksseiten zu best.<br />

Themengebieten<br />

• In aller Regel werden Portale von Redaktionen getragen: allerdings handelt es sich hierbei<br />

nicht um feste Portale von Redaktionen wie etwa bei professionellen Medien, sondern um<br />

mehr oder weniger locker assoziierte Zusammenschlüsse von Wikipedia-Autoren, die zu<br />

einem speziellen Themenbereich arbeiten<br />

• Typisch für eine derartige Initiative ist etwa das Portal Rockmusik:<br />

(Seitenleiste Themenportale Kunst & Kultur Musik, Tanz & Theater)<br />

graphisch etwas liebevoller gestaltet als durchschnittliche Wikipedia-Seiten: Der<br />

Aufbau eines Portals ähnelt demjenigen der Hauptseite:<br />

das Portal Rockmusik enthält eine kurze Selbstdarstellung mit Hinweisen auf<br />

ähnliche Portale, einen Indes bekannter Rockbands mit Links zu den<br />

entsprechenden Beiträgen; weitere Kästen verweisen auf Substilrichtungen;<br />

weiterhin befinden sich einige Arbeitskomponenten wie <strong>zum</strong> Beispiel eine Liste<br />

noch fehlender Artikel zu Interpreten & Musikalben; eine Reihe „Lesenswerter“<br />

oder sogar „Exzellenter Artikel“<br />

Seitenleiste:<br />

• Die stets präsente Seitenleiste offeriert Link-Gruppen <strong>zum</strong> Einstieg in die Tiefe:<br />

Navigation, Mitmachen, Werkzeuge und Andere Sprachen<br />

• die Seitenleiste der dt. Wikipedia präsentiert außerdem 3 „vorsortierte“<br />

Einstiegsmöglichkeiten in den Artikelbestand: einen Artikelindex von A bis Z; Artikel<br />

nach Themen, Zufälliger Artikel<br />

• Aufgelistet werden in Andere Sprachen stets nur die Wikiepdia-Ausgaben, in denen eine<br />

korrespondierende Wikipedia-Seite existiert<br />

• Online sind laut Stand vom April 2012: 285<br />

Oben auf der Hauptseite:<br />

• Praktisch geregelt ist auch die Suchfunktion: der Artikel-Button führt direkt <strong>zum</strong> gesuchten<br />

Begriff – sofern dieser bereits existiert<br />

• Die Volltext-Suche hingegen ergibt eine Auflistung der Wikipedia-Einträge, in denen der<br />

jeweilige Begriff vorkommt<br />

• Oben auf der Hauptseite erscheint für unangemeldete Besucher Quelltext anzeigen; was<br />

soviel heißt wie: Der Eintrag „Wikipedia“ ist „halbgesperrt“; verändert werden kann der<br />

Text nur von angemeldeten Community-Mitgliedern<br />

• Die Versionsgeschichte oben auf der Seite von Wiki liefert auch über die Geschichte von<br />

Wiki weitere aufschlussreiche Infos;<br />

8


Abb.: Wikipedia Hauptseite - Versionsgeschichte<br />

Auflistung von Personen, welche die Geschichte der deutschsprachigen Wikipedia bis<br />

heute nicht unmaßgeblich bestimmen (Kurt Jansson & Elian alias Elisabeth Bauer; Jakob<br />

Voss etc.)<br />

• Die Entstehungsgeschichte des Beitrags Wikipedia verdeutlicht das Prinzip, dass jeder<br />

jeden Artikel verändern und erweitern kann: es finden sich typographische<br />

Kleinkorrekturen, inhaltliche Erweiterungen sowie immer wieder Verweise, dass eine<br />

Beitragsversion rückgängig gemacht und durch die zuvor bestehende ersetzt wurde<br />

Unten auf der Hauptseite:<br />

• Über Schwesterprojekte lässt sich der „Familienzuwachs“ ansteuern, den Wikipedia im<br />

Lauf der Jahre bekommen hat, z.B. die Quellensammlung von Wikisource; das<br />

Nachrichtenwiki Wikinews oder das Wörterbuch Wiktionary<br />

• Datum der letzten Aktualisierung<br />

Weitere Allgemeine Fakten:<br />

• Weitere Basic-Infos <strong>zum</strong> Projekt liefert der enzyklopädieeigene Beitrag <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong><br />

• Wikipedia beschreibt in einem Kurzabriss die Geschichte, erklärt die Funktionsweise<br />

sowie die Grundprinzipien und liefert einen Grundabriss der organisatorischen Struktur<br />

Aufbau eines Artikels<br />

• Jeder Artikel beginnt mit einem Satz, der kurz erklärt, worum es beim Lemma überhaupt<br />

geht (Einleitung) Möglicherweise braucht man noch einen oder zwei weitere Sätze für<br />

diese Begriffsdefinition<br />

• eine gute Einleitung ist eine in sich abgeschlossene, kurze Übersicht, die auch ein<br />

eigenständiger Text sein könnte Das Wichtigste über den Artikelgegenstand erfahren<br />

• Da jeder Artikel eine gute Einleitung haben soll, ist für Wikiepdia-Artikel kein Abschnitt<br />

„Überblick“ oder „Allgemeines“ vorgesehen (und übrigens auch keine<br />

„Schlussbetrachtung“)<br />

• Auf die Einleitung folgt der Kasten mit dem Inhaltsverzeichnis:<br />

Es wird von der Wikiepdia-Software automatisch anhand der im Artikel vorhandenen<br />

Abschnittsüberschriften erstellt, allerdings nur, wenn der Artikel mind. 3 Abschnitte hat<br />

• Danach folgen die einzelnen Abschnitte des Artikel:<br />

Teilweise entstanden bezüglich der Abschnitte Traditionen, so findet man in einem Artikel<br />

über eine Stadt <strong>zum</strong> Beispiel fast immer die Abschnitte Geographie, Geschichte, Politik,<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten, Wirtschaft und Infrastruktur usw.; oft auch in<br />

ähnlicher Reihenfolge<br />

9


• Die mehr oder weniger imposante Anzahl an Wiki-Links in so gut wie allen Beiträgen hat<br />

der Online-Enzyklopädie den Ruf eingetragen, dass man sich stunden- und tagelang durch<br />

sie durchklicken kann = geniale Erfindung<br />

• Links können folglich zu allen möglichen Stellen führen; zu anderen Beiträgen; zu<br />

einfachen Listen, zu katalogisierten Indices, zu redaktionell betreuten Themenportalen oder<br />

klickt man in die Seitenliste, <strong>zum</strong> selben Artikel in einer anderen Wikiepdia-Sprachversion<br />

• Nach dem eigentlichen Artikeltext folgen häufig einige Abschnitte, die das Informative<br />

abrunden: Beim Artikel über einen Schriftsteller listet man beispielsweise unter „Werke“<br />

eine Auswahl der Schriften aus, bei einem Sänger steht die Diskographie, bei einem<br />

Staatsmann die Liste der „Auszeichnungen“<br />

• Der Abschnitt „Siehe auch“ enthält die assoziativen Verweise auf Wikipedia-Artikel, die<br />

thematisch <strong>zum</strong> Artikelgegenstand passen: Bei Photosynthese steht dort ein Link auf<br />

Chemosynthese<br />

(Die Liste sollte nicht zu lang werden; je mehr man bereits im Artikel unterbringen kann,<br />

desto besser)<br />

• In einem Abschnitt Literatur kann man weiterführende Fachliteratur erwähnen; ähnlich<br />

verweisen die „Weblinks“ auf interessante Websites: Beide Abschnitte sollten wirklich nur<br />

eine strenge Auswahl bieten<br />

• Ferner stehen unter Einzelnachweise Fußnoten mit Nachweisen<br />

• Nach den Abschnitten folgt ein Kasten mit den Kategorien, zu denen der Artikel gehört<br />

• Die Richtlinien kenne keine vorgeschriebene Reihenfolge der Abschnitte, allerdings hat<br />

sich die Reihenfolge „Siehe auch“, „Literatur“, „Weblinks“ und schließlich<br />

„Einzelnachweise“ eingebürgert<br />

damit wird der Vermutung Rechnung getragen, dass der Leser am ehesten mithilfe der<br />

assoziativen Verweise mehr <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong> erfahren will<br />

• Danach erst kommt die Literatur, die im Allgemeinen mehr Wertschätzung genießt als die<br />

Weblinks<br />

• danach folgen die Einzelnachweise, die sich nur die wenigen Leser ansehen, die<br />

tatsächlich der Artikelinhalt überprüfen möchten = Quellen: klassisch durchnummeriert<br />

• Am Schluss des Artikels sind Kategorien aufgeführt:<br />

funktionieren wie normale „Wiki-Links“<br />

• Anders als bei diesen erfolgt die Verlinkung jedoch nicht im Beitragstext selbst, sondern<br />

abgesetzt am Ende<br />

• Bsp: der Eintrag Photosynthese listet am Fußende Kategorien auf: Photosynthese,<br />

Solarenergie, Pflanzenernährung<br />

• Vorteil von Kategorien: klickt man auf sie, öffnet sich eine neue Seite mit einer<br />

alphabetisch sortierten Liste sämtlicher Einträge, die aktuell in der entsprechenden<br />

Kategorie vorhanden sind<br />

• Unter Versionsgeschichte wird festgehalten, wer eine Bearbeitung vorgenommen hat<br />

Die Löschhölle:<br />

• Ob ein Artikel bleiben darf oder nicht, wird auf Löschkandidaten-Seiten diskutiert<br />

• Im Durchschnitt durchlaufen die „Löschhölle“ Tag für Tag zw. 50 und 100 Artikel<br />

• Grundsätzlich hat jeder User das Recht, schlechte Artikel zur Löschung zu nominieren<br />

• Der Antrag wird durch einen Baustein im Artikel kenntlich gemacht und enthält eine kurze<br />

Begründung<br />

• Der Baustein führt automatisch zur entsprechenden Diskussion bei den Löschkandidaten<br />

• Diese dauert genau 7 Tage<br />

• Innerhalb dieser Zeit kann jeder, der möchte Pro- oder auch Kontra-Voten abgeben<br />

• Die letzte Entscheidung fällt ein Administrator<br />

10


• Doch letztlich gilt: „Verbessern geht vor Löschen“<br />

Lesenswerte und Exzellente Artikel:<br />

= erreichbar direkt über den Link unter dem Artikel des Tages auf der Wikipedia-<br />

Homepage<br />

= Auszeichnungen der Community für besonders gelungene Beiträge<br />

• Kriterien für exzellente Artikel:<br />

- einwandfreie Rechtschreibung & Formatierung<br />

- keine Informationslücken<br />

- angemessene Artikelgröße<br />

- vollständige Beachtung des neutralen Standpunktes (NPOV)<br />

- allgemeinverständlicher Schreibstil<br />

- Literaturangaben bei umfangreichen Themen<br />

- gute Bebilderung<br />

- eindeutige Darlegung der Bildrechte hinsichtlich des Vorhandenseins freier<br />

Bildlizenzen<br />

- Ständige Aktualisierung bei aktuellen Themen<br />

• Die Kriterien für die „Lesenswerten Artikel“ orientieren sich weitgehend an denen der<br />

Exzellenten. Anders als bei diesen liegt allerdings die Toleranzgrenze etwas höher: es<br />

werden „kleine Holprigkeiten“ & Schwächen in der Darstellung sowie „Fachchinesisch“<br />

geduldet, solange sie das grundsätzliche Verständnis nicht erschweren<br />

• Als tolerable Schwäche gilt auch die Lückenhafte oder fehlende Abhandlung von<br />

Teilaspekten sowie eine eher karge Bebilderung<br />

• Die Nominierungsverfahren für diese Artikel ähneln grundsätzlich der Prozedur bei den<br />

Löschkandidaten: Jeder darf nominieren, anschließend wird zur Abstimmung geschritten<br />

(zeitl. Intervall von 7 Tagen bei den Lesenswerten & bei den Exzellenten Artikel 20 Tage)<br />

• Die Liste der exzellenten Artikel ist prall gefüllt mit Einträgen zu den unterschiedl.<br />

Themengebieten: Geographie, Geschichte, Gesellschaft, Kunst & kultur, Religion, Technik<br />

& Verkehr sowie Wissenschaft<br />

• Die meisten Exzellenten Artikel konzentrieren sich in den 3 Bereichen Geschichte, Kunst<br />

& Kultur sowie Wissenschaft<br />

Bsp. Ghana = exzellenter Artikel<br />

• Ob man einen Text als lesenswert oder sogar als sehr lesenswert empfindet, ist von<br />

subjektiven Vorlieben abhängig<br />

• Die Fragwürdigkeit der Auszeichnungsverfahren beginnt bereits mit dem Kriterienkatalog:<br />

Einerseits ist dieser für beide Artikelgruppen bis ins Detail konkretisiert. Andererseits ist<br />

offengelassen, ob diese lediglich Minimalanforderungen darstellen und darüber hinaus frei<br />

Schnauze abgestimmt wird oder ob es echte Zulassungskriterien sind<br />

Literatur:<br />

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Schuler, Günter: Wikipedia Inside: Die online Enzyklopädie und ihre Community. Münster:<br />

Unrast-Verlag 2007.<br />

Wikimedia Deutschland e.V.. Alles über Wikipedia und die Menschen hinter der größten<br />

Enzyklopädie der Welt. Hamburg: Hoffmann und Campe 2011.<br />

12

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