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Umweltaspekte in der Bauleitplanung - PEUTZ CONSULT GmbH

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<strong>Umweltaspekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauleitplanung</strong>: W<strong>in</strong>d und Licht<br />

Sem<strong>in</strong>arbeitrag vom 21.02.2006<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Neben den <strong>in</strong> vielen Bebauungsplanverfahren zu berücksichtigenden<br />

Immissionen durch Schall- und Erschütterungen<br />

gew<strong>in</strong>nen zunehmend auch die Aspekte<br />

W<strong>in</strong>dkomfort, Tageslichtversorgung und Verschattung<br />

sowie Lichtimmissionen im Rahmen <strong>der</strong> städtebaulichen<br />

Planung an Bedeutung.<br />

Nachfolgend werden zu diesen Themenbereichen jeweils<br />

die Beurteilungsgrundlagen vorgestellt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

städtebaulichen Planung relevant s<strong>in</strong>d, und es werden<br />

die Untersuchungsmethoden und Bewertungsweisen<br />

erläutert.<br />

2 W<strong>in</strong>dkomfort<br />

2.1 Das Phänomen W<strong>in</strong>d<br />

W<strong>in</strong>d ist e<strong>in</strong> komplexes Phänomen. Neben <strong>der</strong> zeitlichen<br />

Schwankung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten (Turbulenzen,<br />

W<strong>in</strong>dböen) und <strong>der</strong> zeitlichen Schwankung <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und W<strong>in</strong>drichtung variiert die<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit auch über die Höhe.<br />

Bebauung und Bewuchs am Boden führen zu e<strong>in</strong>er<br />

Reibung und so zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>in</strong> bodennahen Schichten. Hierdurch<br />

bildet sich das sogenannte natürliche W<strong>in</strong>dprofil <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

atmosphärischen Grenzschicht aus.<br />

Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit nimmt <strong>in</strong>nerhalb dieser<br />

Grenzschicht mit ansteigen<strong>der</strong> Höhe zu. Wenn die freie<br />

W<strong>in</strong>dströmung nun durch e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis, z.B. e<strong>in</strong> aus <strong>der</strong><br />

übrigen Bebauung heraus ragendes Gebäude beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

wird, so bee<strong>in</strong>flusst dies die lokalen W<strong>in</strong>dverhältnisse.<br />

Zum e<strong>in</strong>en können Luftbewegungen aus höheren<br />

Schichten, die höhere Luftgeschw<strong>in</strong>digkeiten aufweisen,<br />

als Fallw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Richtung Boden abgelenkt werden,<br />

zum an<strong>der</strong>en entstehen Verwirbelungen, Überdruck<br />

und Unterdruck.<br />

Die Wahrnehmung des W<strong>in</strong>des ist subjektiv und ist von<br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Faktoren abhängig, u.a. dem Alter,<br />

dem Gesundheitszustand, dem Aktivitätsgrad (Sitzen /<br />

Gehen), <strong>der</strong> Temperatur und auch von <strong>der</strong> Gewöhnung.<br />

2.2 Stand <strong>der</strong> Normung<br />

Die weltweit erste Norm zur Beurteilung von W<strong>in</strong>dkomfort,<br />

die nie<strong>der</strong>ländische NEN 8100, wurde im Februar<br />

2006 veröffentlicht.<br />

In <strong>der</strong> NEN 8100 s<strong>in</strong>d neben <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition von Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

/ Grenzwerten und <strong>der</strong> Beschreibung möglicher<br />

Untersuchungsmethoden auch Instrumentarien beschrieben,<br />

die dem städtebaulichen Planer und den<br />

Behörden e<strong>in</strong>e Beurteilung ermöglichen, ob e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkomfortuntersuchung<br />

überhaupt erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Ebenso wird <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen klar<br />

def<strong>in</strong>iert, nämlich im Rahmen <strong>der</strong> städtebaulichen Planung.<br />

In Deutschland wird zur Zeit e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkomfort-<br />

Richtl<strong>in</strong>ie im Rahmen <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dtechnologischen Gesellschaft<br />

e.V. unter Mitarbeit <strong>der</strong> Peutz-Gruppe erarbeitet.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie lehnt sich an die Erfahrungen aus den<br />

Nie<strong>der</strong>landen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Literatur sowie an<br />

Erfahrungswerten <strong>der</strong> teilnehmenden Fachleute an.<br />

2.3 Beurteilungskriterien<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dkomfortuntersuchung wird die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ermittelt, dass e<strong>in</strong>e Grenz-<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel im Mittel u Grenz = 5<br />

m/s) überschritten wird. Zulässige Überschreitungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />

bzw. zulässige Überschreitungstage<br />

pro Jahr werden def<strong>in</strong>iert für verschiedene Gebietstypen.<br />

Hierbei wird unterschieden zwischen Verkehrsflächen,<br />

Bewegungsflächen, z.B. vor Gebäuden und Verweilflächen,<br />

z.B. Terrassen, Biergärten. In Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

ermittelten Überschreitungshäufigkeit wird das W<strong>in</strong>dklima<br />

am Betrachtungspunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Qualitätskategorie<br />

e<strong>in</strong>gestuft.<br />

M ax. Anzahl Überschreitungstage pro Jahr<br />

Kom fortkriterium (v < 5m /s)<br />

Bereichstyp<br />

gut gu t b is m äßig<br />

kriterium<br />

Verkehrsflächen<br />

Bewegungsflächen<br />

Verweilflächen<br />

Unbefriedigend,<br />

verbesserungswürdig<br />

Gefahren-<br />

(v < 15m/s)<br />

< 15 15 – 40 > 40 ≥ 0,5<br />

< 2 2 – 10 > 10 ≥ 0,5<br />

0 0 – 1 > 1 ≥ 0,5<br />

Abb. 1: Bewertungsmatrix W<strong>in</strong>dkomfort<br />

Von e<strong>in</strong>er Gefährdung für Fußgänger und Radfahrer<br />

kann ausgegangen werden, wenn die mittlere W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

u Grenz ≥ 15 m/s beträgt.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Überschreitungshäufigkeit dieser W<strong>in</strong>dgrenzgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

während mehr als 12 Stunden pro Jahr<br />

kann von e<strong>in</strong>er relevanten Gefährdung für Fußgänger<br />

und Radfahrer ausgegangen werden. Dieses Kriterium<br />

ist unabhängig von <strong>der</strong> Gebietse<strong>in</strong>stufung.<br />

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Kolberger Straße 19 – 40599 Düsseldorf – Tel: 0211 / 999 582 60 – Fax: 0211 / 999 582 70 – E-Mail: dus@peutz.de<br />

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<strong>Umweltaspekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauleitplanung</strong>: W<strong>in</strong>d und Licht<br />

Sem<strong>in</strong>arbeitrag vom 21.02.2006<br />

2.4 W<strong>in</strong>dkanaluntersuchungen<br />

W<strong>in</strong>dkanaluntersuchungen werden <strong>in</strong> sogenannten<br />

Grenzschicht-W<strong>in</strong>dkanälen durchgeführt. Dazu wird e<strong>in</strong><br />

maßstäbliches Modell mit Messsensoren bestückt und<br />

<strong>in</strong> den W<strong>in</strong>kanal e<strong>in</strong>gebaut. Bevor <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d während<br />

<strong>der</strong> Messung über das Modell streift, passiert er Rauhigkeitselemente<br />

im Vorlaufgebiet.<br />

Diese dienen dazu, das natürliche atmosphärische<br />

W<strong>in</strong>dprofil <strong>in</strong> Abhängigkeit des Grades <strong>der</strong> Bebauung<br />

im Untersuchungsbereich nachzubilden.<br />

Während <strong>der</strong> Messung werden die lokalen W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

an den verschiedenen Messsensoren<br />

ermittelt und anschließend ausgewertet.<br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> statistischen Kenngrößen und die<br />

Ermittlung <strong>der</strong> Überschreitungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten <strong>der</strong><br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit erfolgt mit Hilfe <strong>der</strong> langjährigen<br />

W<strong>in</strong>dstatistik am Untersuchungsort.<br />

Anhand <strong>der</strong> Bewertungsmatrix kann die W<strong>in</strong>dkomfortsituation<br />

bewertet und das Potenzial für e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Gefährdung quantifiziert werden.<br />

Abb. 2: Blick <strong>in</strong> den Peutz W<strong>in</strong>dkanal, im Vor<strong>der</strong>grund:<br />

Modell, im H<strong>in</strong>tergrund: Rauhigkeitselemente;<br />

Photo: Peutz bv<br />

Die anschließende Aufgabe bei <strong>der</strong> Beratung ist die<br />

Entwicklung von Planungsalternativen, falls Handlungsbedarf<br />

zur Optimierung des W<strong>in</strong>dklimas besteht.<br />

Mögliche Maßnahmen s<strong>in</strong>d die Anordnung von Abschirmungen<br />

(z.B. Hecken, Baumreihen), von Überdachungen<br />

zumeist über dem E<strong>in</strong>gangsbereich von Gebäuden<br />

o<strong>der</strong> ggf. auch die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gebäudestellung.<br />

Da unter Umständen also zur Verbesserung des W<strong>in</strong>dkomforts<br />

e<strong>in</strong> erheblicher E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Planung erfor<strong>der</strong>lich<br />

se<strong>in</strong> kann, sollten W<strong>in</strong>dkomfortuntersuchungen<br />

bereits im Rahmen <strong>der</strong> städtebaulichen Planung erfolgen,<br />

um ggf. die Än<strong>der</strong>ungen im Bebauungsplan berücksichtigen<br />

zu können.<br />

Abb. 3: Projektbeispiel: Abschirmungen an e<strong>in</strong>em<br />

Hochhaus zum Schutz des E<strong>in</strong>gangsbereichs<br />

und des Bürgersteigs; Photo: Peutz Consult<br />

3 Verschattung<br />

Durch die Planung neuer Gebäude än<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen, dicht bebauten Lagen<br />

häufig die Verschattungssituation.<br />

Oftmals werden negative Auswirkungen auf die Besonnung<br />

<strong>der</strong> Fassaden bestehen<strong>der</strong> Gebäude von Seiten<br />

<strong>der</strong> Anwohner vorgebracht. Um hier e<strong>in</strong>erseits den<br />

Schattenwurf von Gebäuden zu visualisieren und an<strong>der</strong>erseits<br />

auch e<strong>in</strong>e Bewertung im Rahmen <strong>der</strong> städtebaulichen<br />

Planung vornehmen zu können, s<strong>in</strong>d hier<br />

Verschattungssimulationen e<strong>in</strong> geeignetes Instrument.<br />

Als Möglichkeit bietet sich zum e<strong>in</strong>en die Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>es maßstäblichen Modells im Besonnungssimulator<br />

an. Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann e<strong>in</strong>e wirtschaftlich günstige<br />

Methode, wenn bereits e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dkanalmodell besteht.<br />

Zum an<strong>der</strong>en bietet sich e<strong>in</strong>e Computersimulation<br />

an, die aufbauend auf e<strong>in</strong>er Sonnenstandsberechnung<br />

für verschiedene Tages- / Jahreszeiten den Schattenwurf<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em städtebaulichen Ensemble vor und nach<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Planung visualisiert.<br />

Zur Bewertung <strong>der</strong> Verschattung durch Gebäude bzw.<br />

<strong>der</strong> Besonnung von Fassaden existieren ke<strong>in</strong>e gesetzlichen<br />

Vorgaben. Empfehlungen gibt die DIN 5034 "Tageslicht<br />

<strong>in</strong> Innenräumen". Bezüglich <strong>der</strong> Besonnung <strong>der</strong><br />

Fassaden von Wohnräumen gibt sie folgende M<strong>in</strong>destbesonnungsdauer<br />

vor:<br />

Am Stichtag 17. Januar muss je Wohne<strong>in</strong>heit m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong> Wohnraum e<strong>in</strong>e Stunde lang direkt von <strong>der</strong><br />

Sonne besonnt werden können. Dabei ist die astronomisch<br />

mögliche Besonnung, also ohne E<strong>in</strong>fluss von<br />

Bewölkung und Meteorologie, aber unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Topografie und <strong>der</strong> Verbauung durch benachbarte<br />

Gebäude zu berücksichtigen. Nachweisort ist die<br />

Fenstermitte <strong>in</strong> Brüstungshöhe <strong>in</strong> Fassadenebene.<br />

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<strong>Umweltaspekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauleitplanung</strong>: W<strong>in</strong>d und Licht<br />

Sem<strong>in</strong>arbeitrag vom 21.02.2006<br />

Die E<strong>in</strong>haltung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen sowie e<strong>in</strong>e globale<br />

Bewertung <strong>der</strong> Verschattungsverhältnisse ist mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er Verschattungssimulation und ergänzenden Sonnenstandsberechnungen<br />

möglich.<br />

Bei unverbautem Himmel im Freien beträgt <strong>der</strong> Tageslichtquotient<br />

somit def<strong>in</strong>itionsgemäß 100 Prozent.<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Tageslichtbeleuchtung<br />

und Helligkeit kann bei e<strong>in</strong>fachen Geometrien<br />

und weitgehend unverbauter Umgebung mit Nomogrammen<br />

und e<strong>in</strong>fachen Verfahren bestimmt werden.<br />

Bei komplexen Geometrien o<strong>der</strong> wenn e<strong>in</strong> Teil des<br />

Tageslichtes durch Reflexionen o<strong>der</strong> über Tageslichtlenkung<br />

<strong>in</strong> den Raum geführt werden soll, s<strong>in</strong>d numerische<br />

Simulation erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Abb. 4: Visualisierung des Schattenwurfs mit e<strong>in</strong>er<br />

Computersimulation; Bild: Peutz Consult<br />

4 Tageslichtbeleuchtung<br />

Die natürliche Tageslichtbeleuchtung für Wohn- und<br />

Arbeitsräume ist e<strong>in</strong> wichtiger Faktor zur Sicherstellung<br />

gesun<strong>der</strong> Wohnverhältnisse.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Ray Trac<strong>in</strong>g-Methode werden die Lichtstrahlengänge<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüsse auf<br />

dem Ausbreitungsweg, wie z.B. Reflexion und Absorption<br />

an Oberflächen, vom Himmel bis <strong>in</strong> den zu betrachtenden<br />

Bewertungspunkt <strong>in</strong> Gebäude verfolgt.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er solchen Simulation kann <strong>der</strong> Tageslichtquotient<br />

ermittelt werden. Von Interesse können hierbei<br />

die zukünftigen Verhältnisse <strong>in</strong> geplanten Gebäuden,<br />

o<strong>der</strong> aber auch die Bewertung <strong>der</strong> Auswirkungen auf<br />

bestehende Gebäude z.B. durch geplante Bebauung<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Plangebietes se<strong>in</strong>.<br />

Der Tageslichtversorgung kommt auf Grund ihrer psychologischen<br />

Relevanz e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung zu. So<br />

sollte e<strong>in</strong>e ausreichende Tageslichtbeleuchtung vorhanden<br />

se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en Bezug zur Wetterlage und den<br />

sich im Tages- und Jahreszeitverlauf än<strong>der</strong>nden Lichtverhältnissen<br />

sicher zu stellen.<br />

Zur erfor<strong>der</strong>lichen Helligkeit <strong>in</strong> Wohnräumen existieren<br />

ebenfalls ke<strong>in</strong>e gesetzlichen Grundlagen. Daher wird<br />

bei <strong>der</strong> Bewertung wie<strong>der</strong>um auf DIN 5034 zurück gegriffen.<br />

Hier<strong>in</strong> werden Anfor<strong>der</strong>ungen an die Helligkeit <strong>in</strong><br />

Wohn- und Arbeitsräumen <strong>in</strong> Form des sogenannten<br />

Tageslichtquotienten D gestellt.<br />

Der Tageslichtquotient ist als das Verhältnis <strong>der</strong> Beleuchtungsstärke<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Raumes<br />

durch direktes und/o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direktes Himmelslicht<br />

zur gleichzeitig vorhandenen Horizontalbeleuchtungsstärke<br />

im Freien bei unverbauter Himmelshalbkugel<br />

def<strong>in</strong>iert.<br />

Fensteranordnung Anfor<strong>der</strong>ung D [%]<br />

Fenster <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wand<br />

Fenster <strong>in</strong> zwei ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

grenzenden Wänden<br />

0,9 % Mittelwert<br />

0,75 % ungünstigste Stelle<br />

1,0 % ungünstigste Stelle<br />

Abb. 5: Anfor<strong>der</strong>ungen an den Tageslichtquotienten<br />

nach DIN 5034, Teil 1<br />

Abb. 6: Beispiel e<strong>in</strong>er Tageslichtsimulation: Berechnung<br />

von Isol<strong>in</strong>ien gleicher Beleuchtungsstärke;<br />

Bild: Peutz bv<br />

5 Lichtimmissionen<br />

Licht ist zur Sicherstellung gesun<strong>der</strong> Wohnverhältnisse<br />

<strong>in</strong> Räumen erfor<strong>der</strong>lich – es kann unter gewissen Umständen<br />

aber auch e<strong>in</strong>e Störung o<strong>der</strong> gar Gefährdung<br />

darstellen. Lichtimmissionen künstlicher Lichtquellen,<br />

z.B. Flutlichtanlagen an Sportplätzen, können somit<br />

unter Umständen zu den schädlichen Umwelte<strong>in</strong>wirkungen<br />

nach BImSchG zählen.<br />

Im Immissionsschutz entsteht dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die<br />

Belästigung bzw. Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

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<strong>Umweltaspekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauleitplanung</strong>: W<strong>in</strong>d und Licht<br />

Sem<strong>in</strong>arbeitrag vom 21.02.2006<br />

durch Störungen durch Lichtquellen, aber ke<strong>in</strong>e Gefährdung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Als Beurteilungsgrundlage für Lichtimmissionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft wurden vom Län<strong>der</strong>ausschuss Immissionsschutz<br />

(LAI) im Jahre 2000 H<strong>in</strong>weise zur Messung<br />

und Beurteilung von Lichtimmissionen entwickelt.<br />

Diese wurden im gleichen Jahr <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Run<strong>der</strong>lass "Lichtimmissionen – Messung,<br />

Beurteilung und Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung" umgesetzt.<br />

Im Erlass s<strong>in</strong>d zwei Beurteilungsgrößen def<strong>in</strong>iert: Die<br />

Raumaufhellung durch von außen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gendes Licht<br />

und die (psychologische) Blendung durch Quellen hoher<br />

Leuchtdichte.<br />

Analog zur Vorgehensweise beim Schallimmissionsschutz<br />

s<strong>in</strong>d jeweils Immissionsrichtwerte für die Raumaufhellung<br />

und die Blendung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Tageszeit<br />

und <strong>der</strong> Gebietsfestsetzung angegeben.<br />

Immissionsort<br />

Kurgebiete, Krankenhäuser,<br />

Pflegeanstalten<br />

Wohngebiete (WR/WA)<br />

Kernsiedlungsgebiete<br />

Erholungsgebiete<br />

Beleuchtungsstärke E F <strong>in</strong> lx<br />

tags 6 - 22 h<br />

nachts22 - 6 h<br />

1 1<br />

3 1<br />

Dorfgebiete, Mischgebiete 5 1<br />

Kerngebiete,<br />

Gewerbegebiete,<br />

Industriegebiete<br />

15 5<br />

Abb. 7: Immissionsrichtwerte Raumaufhellung<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Blendung wird e<strong>in</strong>e maximale tolerable<br />

Leuchtdichte <strong>der</strong> Quelle def<strong>in</strong>iert, die wie<strong>der</strong>um abhängt<br />

von Tageszeit, Gebietsausweisung, Umgebungsleuchtdichte<br />

und dem Raumw<strong>in</strong>kel als Maß für die Größe <strong>der</strong><br />

Quelle:<br />

Der Run<strong>der</strong>lass ist zunächst auf die messtechnische<br />

Überprüfung an bestehenden Anlagen ausgelegt. Im<br />

Rahmen städtebaulicher Planungen werden die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Raumaufhellung und Blendung aber<br />

auch mit Hilfe e<strong>in</strong>er numerischen Lichtausbreitungsrechnungen<br />

im Vorfeld überprüft.<br />

Typische Anwendungsfälle s<strong>in</strong>d z.B. die Planung von<br />

Sportplätzen o<strong>der</strong> die Ausweisung neuer Gewerbetriebe,<br />

bei denen im Vorfeld von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Beleuchtung<br />

ausgegangen wird. Somit können hier bereits im<br />

Vorfeld Nachbarschaftskonflikte untersucht und gelöst<br />

werden.<br />

Immissionsort<br />

Kurgebiete, Krankenhäuser,<br />

Pflegeanstalten<br />

Wohngebiete (WR/WA)<br />

Kernsiedlungsgebiete<br />

Erholungsgebiete<br />

Proportionalitätsfaktor K<br />

tags abends nachts<br />

6 – 20 h<br />

20 – 22 h<br />

32<br />

22 – 6 h<br />

96 64 32<br />

Dorfgebiete, Mischgebiete 160 32<br />

Kerngebiete,<br />

Gewerbegebiete,<br />

Industriegebiete<br />

- 160<br />

Abb. 8: Proportionalitätsfaktoren Blendung<br />

Abhilfemaßnahmen s<strong>in</strong>d im Rahmen <strong>der</strong> Planung oft<br />

e<strong>in</strong>fach und mit wenig Aufwand umsetzbar, während<br />

spätere Umrüstungen zumeist mit erheblichen Kosten<br />

verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Sportplätzen stehen z.B. Kappen o<strong>der</strong> Abschirmungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Quelle, die Verwendung mo<strong>der</strong>ner<br />

Leuchtmittel mit gerichteter o<strong>der</strong> asymmetrischer Abstrahlungscharakteristik<br />

o<strong>der</strong> die Verwendung höherer<br />

Lichtmasten zur Erhöhung des Lichte<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kels zur<br />

Verfügung.<br />

mit:<br />

L max<br />

k<br />

L u<br />

Ω s<br />

L<br />

max<br />

= k<br />

= Immissionsrichtwert: maximal tolerable<br />

Leuchtdichte e<strong>in</strong>er Blendlichtquelle <strong>in</strong> cd/m²<br />

= Proportionalitätsfaktor<br />

= maßgebende Leuchtdichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung<br />

<strong>der</strong> Blendlichtquelle <strong>in</strong> cd/m²; L u ≥ 0,1 cd/m²<br />

= Raumw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> vom Immissionsort ausgesehenen<br />

Blendlichtquelle <strong>in</strong> sr<br />

L u<br />

Ω<br />

s<br />

6 Zusammenfassung<br />

Bei städtebaulichen Planungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> bestimmten<br />

Fällen Aussagen zum W<strong>in</strong>dkomfort, zur Verschattung<br />

und Tageslichtbeleuchtung o<strong>der</strong> zu Lichtimmissionen<br />

zu treffen.<br />

Mit numerischen Simulationen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dkanaluntersuchung<br />

mit Maßstabsmodellen lassen sich bereits<br />

im Planungsstadium die Planungsansätze optimieren<br />

und Lösungen f<strong>in</strong>den, die den Anfor<strong>der</strong>ungen an W<strong>in</strong>dkomfort,<br />

Besonnung und Tageslichtversorgung sowie<br />

ausreichenden Schutz vor Lichtimmissionen Rechnung<br />

tragen.<br />

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